| Titel: | Zur Chemie der Weinsäure. | 
| Fundstelle: | Band 250, Jahrgang 1883, S. 371 | 
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                        Zur Chemie der Weinsäure.
                        Grosjean, zur Chemie der Weinsäure.
                        
                     
                        
                           J. Grosjean fand nach dem Journal of the Society of Chemical Industry, 1883 S. 338, daſs die bei der
                              									Herstellung der Weinsäure benutzte Umsetzung des schwefelsauren Kalkes und
                              									weinsauren Kalis zu schwefelsaurem Kali und weinsaurem Kalk sich auch umgekehrt
                              									vollzieht, wenn man weinsauren Kalk mit einem Ueberschusse einer concentrirten
                              									Lösung von schwefelsauren Kali kocht. Das entstehende Sulfat ist eine
                              									Doppelverbindung des Kalk- und Kalisalzes und kann nur in wässeriger Lösung des
                              									schwefelsauren Kalis bestehen. Bei genügendem Ueberschusse an Kaliumsulfat ist die
                              									Umsetzung vollkommen. Wendet man schwefelsaures Natrium an, so findet in der Hitze
                              									ebenfalls eine vollständige Umsetzung statt. Der Ueberschuſs an Natriumsulfat kann
                              									hierbei verhältniſsmäſsig viel geringer sein als bei Kaliumsulfat; aber beim
                              									Erkalten scheidet sich eine groſse Menge des weinsauren Kalkes wieder aus. Wird eine
                              									so durch Doppelzersetzung erhaltene Lösung verdünnt und mit groſsen Mengen von Gyps
                              									versetzt, so fallt alle Weinsäure als Kalksalz nieder.
                           Zur Bestimmung freier Schwefelsäure in Weinsäurelösungen, welche schwefelsauren Kalk
                              									enthalten, vermischt man dieselben mit Alkohol und entfernt den sich ausscheidenden
                              									schwefelsauren Kalk. Nachdem man dann die freie Säure mit einer concentrirten
                              									Chlorcalciumlösung ausgefällt hat, löst man den schwefelsauren Kalk in Salzsäure
                              									auf, um etwa mit niedergefallenen weinsauren Kalk zu entfernen, und fällt die Lösung
                              									mit Chlorbarium aus. Bestimmt man schwefelsauren Kalk in weinsauren Salzen mit
                              									Chlorbarium, so erhält man ungenaue Resultate. Man verascht daher die Salze, oxydirt
                              									etwa entstandene Schwefelmetalle mit starker Salpetersäure und fallt den
                              									schwefelsauren Kalk mit Alkohol aus.
                           Will man Weinsäure als Weinstein mit Hilfe von citronensaurem Alkali bestimmen, so
                              									erhält man ungenaue Resultate, da Weinsäure und citronensaures Alkali eine Fällung
                              									geben, während sich Weinstein in Flüssigkeiten, welche Citronensäure und
                              									citronensaures Alkali enthalten, auflöst. Nach Thomson
                              									erhält man nur dann scharfe Resultate, wenn sich die beiden Fehler genau aufheben.
                              									Derselbe versetzt die freie Schwefelsäure enthaltende Lösung der Weinsäure mit
                              									Chlorkalium und fallt mit citronensaurem Alkali aus, rührt 10 Minuten und hält
                              									hierbei die Temperatur auf 10 bis 15°. Der Niederschlag wird mit einer 5procentigen
                              									Lösung von Chlorkalium, welche mit Weinsäure gesättigt ist, ausgewaschen, bis das
                              									Waschwasser nicht viel saurer als die Waschflüssigkeit ist. Man erhält in dieser
                              									Weise genaue Resultate, wenn man die nöthige Menge von citronensaurem Alkali
                              									zusetzt. Ist die Menge der Weinsäure und der Schwefelsäure annähernd bekannt, so
                              									kann man dieselbe berechnen; im anderen Falle muſs man sie durch Vorversuche
                              									feststellen. Ist die Weinsäure mit viel Schwefelsäure vermischt, so ist es
                              									unzweckmäſsig, dieselbe mit Natriumcarbonat zu neutralisiren, da sonst ein
                              									schleimiger Niederschlag entsteht. Ist noch Thonerde zugegen, so kann sich Alaun
                              									bilden, welcher kleine Mengen des Weinsteins auflöst, und endlich muſs man bei
                              									Gegenwart von Phosphorsäure und Thonerde den Weinstein schnell abfiltriren, da sich
                              									sonst phosphorsaure Thonerde mit niederschlägt.