| Titel: | Ueber die Fixation des Indigos auf Baumwolle; von Schlieper und Baum. | 
| Autor: | S. | 
| Fundstelle: | Band 250, Jahrgang 1883, S. 373 | 
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                        Ueber die Fixation des Indigos auf Baumwolle; von
                           								Schlieper und Baum.
                        Schlieper und Baum's Fixation des Indigos auf
                           								Baumwolle.
                        
                     
                        
                           Die Befestigung des Indigos als Druck- und Dampffarbe ist mit technischen
                              									Schwierigkeiten verknüpft. Die im J. 1876 von Zürcher
                              									und Jeanmaire (vgl. Bulletin de
                                 										Mulhouse, 1876 S. 139) unternommenen Versuche blieben praktisch erfolglos;
                              									die Reduction des Indigos wurde durch Zinnoxydulhydrat und Alkalicarbonat beim
                              									Dämpfen bewirkt, gab aber nur im Kleinen und bei Beobachtung gewisser
                              									Vorsichtsmaſsregeln gute Resultate. In der That bemerkte Jeanmaire die schädliche Rolle, welche der atmosphärische Sauerstoff bei
                              									der Dämpfoperation spielte: Es oxydirte letzterer in Gegenwart von Alkali das
                              									Reductionsmittel, bevor dieses Zeit hatte, den Indigo anzugreifen. Das Gelingen der
                              									Indigofixation erforderte also eine besondere Einrichtung der Dämpfapparate, eine
                              									Frage, mit deren Studium jedoch jene Chemiker sich nicht abgaben.
                           Unlängst hat sich J. Ribbert in Hohenlimburg den
                              									Indigodruck patentiren lassen (vgl. 1882 245 267). Das
                              									Prinzip seines Verfahrens, im Grunde schon längst bekannt, besteht im Drucken von
                              									Indigo und kaustischem Alkali auf mit Traubenzucker präparirtes Gewebe, verbunden
                              									mit nachherigem Dämpfen und Wiederoxydation des in die Faser gedrungenen
                              									Indigoweiſs.
                           Die Methode von Schlieper und Baum erscheint in ihren allgemeinen Umrissen mit der Ribbert'schen gleichbedeutend. Was ihr einen besonderen
                              									Werth verleiht, ist der genaue Hinweis auf die Hauptpunkte der Operation; sie ist
                              									durch eine jahrelange mit Erfolg gekrönte Praxis bestätigt worden und umfaſst die
                              									Erzeugung einer Reihe abgeleiteter hübscher Combinationen. Was im Ribbert'schen Patente u.a. auffällt und wenig Vertrauen
                              									einflöſst, ist die lange Dauer des Dämpfens, welche der Indigo unter den obwaltenden
                              									Bedingungen wohl kaum auszuhalten vermöchte.
                           Die Einzelnheiten des Schlieper und Baum'schen Verfahrens sind nach dem Bulletin de Mulhouse, 1883 S. 585 folgende.
                           Man mahlt während 2 Tagen nachstehende Indigomischung:
                           
                              
                                   25k
                                 Indigo,
                                 
                              
                                 1001
                                 Wasser,
                                 
                              
                                   50l
                                 Natronlauge von 1,35 sp. G.,
                                 
                              
                                  58k,33
                                 festes Aetznatron.
                                 
                              
                           Der weichere Java-Indigo eignet sich hierzu besser und gibt
                              									beim Drucke vorzüglichere Resultate wie die zwar an Indigotin reicheren, aber
                              									härteren bengalischen Sorten. Es ist darüber zu wachen, daſs die durch die Auflösung
                              									des kaustischen Natrons hervorgerufene Temperaturerhöhung beim Mahlen 40° nicht
                              									übersteigt. Die Mischung hält sich gut und gibt sogar nach einiger Zeit ein besseres
                              									Ergebniſs.
                           
                           Die Druckfarben bestehen aus:
                           
                              
                                 
                                 Dunkelblau
                                 Mittelblau
                                 Hellblau
                                 
                              
                                 British Gum
                                    3k
                                   3k
                                   3k
                                 
                              
                                 Maisstärke
                                      1,5
                                     1,5
                                     1,5
                                 
                              
                                 Wasser
                                       3,75
                                       3,75
                                       3,75
                                 
                              
                                 Natronlauge 1,35 sp. G.
                                 16
                                 28
                                 40
                                 
                              
                                 Indigomischung
                                 30
                                 18
                                   6
                                 
                              
                           Dunkelblau hält 55g,5 Indigo
                              									in 1k Farbe, Mittelblau 33g,3, Hellblau 11g,1.
                           Der British Gum, von Higgin, Lloyd und Comp. in
                              									Manchester geliefert, ist ⅔ gebrannte Maisstärke. Die Anwendung eines guten
                              									Verdickungsmittels ist von besonderer Wichtigkeit. Wie aus zahlreichen Versuchen
                              									hervorgeht, eignet sich unter allen Stärkesorten die Maisstärke am besten für diese
                              									Farben, was der Entstehung von Aparatin unter der Einwirkung des Alkalis
                              									zuzuschreiben ist. Man mischt innig bis zur vollständigen Gleichmäſsigkeit der
                              									Masse: British Gum, Maisstärke sowie Wasser, und fügt hierzu langsam, zuerst
                              									halbliterweise, dann literweise die Natronlauge unter fortwährendem gutem Umrühren.
                              									Diese Arbeit beansprucht 1 Stunde, nach welcher Zeit man die Indigomischung zugibt
                              									und auf dem Wasserbade unter Rühren auf 55° erwärmt; dann läſst man rasch
                              									erkalten.
                           Die Farbe kann am folgenden Tage, wenn sie sich gelatineartig verdickt hat, zur
                              									Verwendung kommen. Ist sie lange Zeit der Kälte ausgesetzt gewesen oder sonst
                              									während Monaten nicht gebraucht worden, so soll sie vor dem Drucke leicht aufgewärmt
                              									werden.
                           Die Vorbereitung des Gewebes, auf welches diese Farbe gedruckt wird, geschieht durch
                              									Klotzen in einer Lösung von Traubenzucker: 250g
                              									auf 1l (7,5 bis 8° B.).
                           Bei der Fabrikation sind als wichtigste folgende Punkte in Betracht zu ziehen: Das in
                              									Traubenzucker präparirte Gewebe soll gut getrocknet werden, so daſs der
                              									Traubenzucker möglichst wenig Wasser zurückhält. Die Farbe soll dick sein und leicht
                              									aufgedruckt werden, damit sie möglichst auf der Oberfläche des Zeuges bleibt, daſs
                              									auf dem Stoffe so zu sagen 2 Lagen vorhanden sind, die eine aus Glucose, die andere
                              									aus Indigofarbe bestehend. Schnelles Trocknen muſs dem Drucke folgen, was leicht
                              									auszuführen ist, da die Farbe wenig Wasser enthält. Doch soll zu starkes Trocknen,
                              									welches zu einem grünlichen Farbentone führen würde, vermieden werden und ist es
                              									vorzuziehen, noch etwas Feuchtigkeit im Gewebe zu belassen. Man trocknet mit 60 bis
                              									70° warmer Luft unter Anwendung Roots'scher Gebläse.
                              									Von Wichtigkeit ist es, die Einwirkung des Traubenzuckers auf die Farbe nach dem
                              									Drucke zu verhindern; solche soll erst beim Dämpfen stattfinden.
                           Unmittelbar auf den Druck folgt das Durchnehmen der Stücke während 15 bis 20 Secunden
                              									durch einen kleinen continuirlichen Dampfkasten. Diese Zeit genügt zur vollständigen
                              									Reduction des Indigos. Längerer Aufenthalt würde Zersetzung des letzteren zur Folge
                              									haben. Der Dampfkasten
                              									soll so klein wie möglich sein; er befindet sich auf einem Behälter mit siedendem
                              									Wasser, durch welches der Dampf aus einer den Behälter bedeckenden Dampfplatte
                              									streicht. Man braucht von Sauerstoff freien Dampf. Die Luft, welche die Stücke mit
                              									sich bringen, kann bei dem starken, sich in dem kleinen Räume fortwährend
                              									erneuernden Dampfstrome nicht zur Wirkung kommen. Nach dem Dämpfen gehen die Stücke
                              									2 Minuten lang durch eine Rollenkufe, durch welche kaltes Wasser strömt, und werden
                              									gewaschen.
                           Fehler, welche man begeht, sei es bei der Präparation, sei es beim Trocknen oder beim
                              									Dämpfen, rächen sich durch eine Verminderung des Endergebnisses um 50 bis 100
                              									Proc.
                           Gefällter Schwefel liefert die einzige gute Schutzpappe unter dem neuen
                              										Dampfblau.Rothes Blutlaugensalz möchte wohl ebenso gut wirken da, wo es sich nur um
                                    											Weiſs handelt, was durch die schnelle Zerstörung, welche der Indigo in
                                    											seiner Gegenwart und derjenigen des Aetznatrons erleidet, gestützt wird.S. 150g Schwefel auf 1l Verdickungsmittel reserviren auch das dunkelste Blau.
                           Die gelbe Reserve besteht aus 220g Chlorcadmium, 140g gefälltem Schwefel und 1l
                              										Verdickungsmittel.Das im aufgedruckten Indigo enthaltene Natron bildet hierbei Schwefelnatrium,
                                    											welches das Cadmium sulfurirt, und diese Darstellung erinnert an die von H. Schmid vorgeschlagene Erzeugung von
                                    											Dampf-Cadmiumgelb durch Einwirkung von einem alkalisches Natriumarsenit
                                    											bildenden Gemenge von essigsaurem Natrium und arseniger Säure auf mit
                                    											Schwefel gemischtes Cadmiumnitrat (vgl. 1881 241
                                    											150).S. Die rothe Reserve besteht aus essigsaurer Thonerde,
                              									Zinnsalz, gebrannter Stärke und 150g Schwefel auf
                              										1l, Chamois und andere
                                 										gewöhnliche Farben aus 130 bis 140g
                              									Schwefel auf 1l Verdickungsmittel.
                           Zur Darstellung von Hellblau druckt man auf das mit
                              									Traubenzucker getränkte Gewebe Natronlauge von 1,35 sp. G. mit British Gum und
                              									Maisstärke verdickt, dämpft 15 Secunden, trocknet und klotzt mit dem Rouleau die
                              									Indigofarbe auf. Der Traubenzucker erleidet hierbei durch den Einfluſs des
                              									Aetznatrons eine Zersetzung, so daſs die Farbe sich nur theilweise – bis zu Hellblau
                              									– entwickeln kann.
                           Die Weiſs-, Gelb-, Chamois- und Hellblau-Reserven lassen sich leicht erhalten;
                              									hingegen muſs die Roth-Reserve, in so fern man keine Einrichtung zur schnellen
                              									Entfernung des Natrons besitzt (zur Zerstörung gebildeten Natriumaluminates), durch
                              									ein Salmiakbad genommen werden.
                           Auf Türkischroth gefärbtem oder in Türkischroth-Mordant gebeiztem Grunde lassen sich
                              									leicht Indigo-Aetzfarben anwenden und erhält man hierbei einige sehr hübsche
                              									Artikel.
                           Türkischroth-Beize: Man erwärmt 3 Stunden lang 40k trockenes ThonerdehydratIm Zustande groſser Reinheit geliefert von der Nienburger Chemischen Fabrik in Nienburg a. d. Weser.
                              									mit 64l Natronlauge von 35° B. und verdünnt
                              									hierauf mit Wasser auf
                              										3001; dann neutralisirt man mit 8l Salzsäure von 1,15 sp. G. und fügt Wasser bis zu
                              									einem Volumen von 6201 hinzu.
                           Die Beize zum Klotzen wird folgendermaſsen hergestellt:
                              										4l obiger Beize werden mit 11 Wasser verdünnt. Das damit geklotzte Gewebe wird
                              									auf der Trommel getrocknet, wobei es sich gelb färbt; doch nimmt es beim Verhängen
                              									in einer Oxydationskammer wieder seine ursprüngliche Farbe an. Die Stücke werden bis
                              									zum folgenden Tage sich selbst überlassen, worauf man sie in einer Rollenkufe durch
                              									kaltes Wasser zieht, dann gut wäscht und endlich durch ein lauwarmes Kreidebad
                              									nimmt, um das Natriumbi- oder Trialuminat in Calciumaluminat überzuführen. Diese zum
                              									Färben nunmehr fertige Beize erträgt ein 8grädiges Schwefelsäurebad, ohne viel von
                              									ihrer Kraft einzubüſsen; ebenso verhält sich das damit erzeugte Roth. Auf diese
                              									Eigenschaft gründet sich die Fabrikation der Indigo-Aetzartikel.
                           Indigo auf Türkischroth: Das auf oben angegebene Weise
                              									gebeizte Gewebe, gefärbt oder nicht, wird in Traubenzucker präparirt und die
                              									Indigofarbe darauf gedruckt. Dann dämpft man, wäscht, oxydirt einige Minuten an der
                              									Luft, zieht durch Schwefelsäure von 8° B. während 10 bis 20 Secunden, wäscht, nimmt
                              									durch schwache Soda und wäscht wiederum. Die geätzten türkischrothen Stücke werden
                              									kochend geseift. Das unter dem Indigo befindliche Alizarin löst sich ab und das Blau
                              									erscheint.
                           Weiſs auf Türkischroth und Indigoblau: Man druckt die
                              									dunkle Indigofarbe und eine concentrirte Natronlauge und verfährt im Uebrigen, wie
                              									oben angegeben.
                           Man kann auch auf die Türkischroth-Beize concentrirte Natronlauge drucken, zur
                              									Zerstörung des Traubenzuckers dämpfen, trocknen und die Indigofarbe aufdrucken. Da,
                              									wo die letztere auf das vorher gedruckte Weiſs fällt, bildet sich das Hellblau.
                           
                              
                                 S.