| Titel: | Zur Untersuchung von Eisen und Stahl. | 
| Fundstelle: | Band 250, Jahrgang 1883, S. 413 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Zur Untersuchung von Eisen und Stahl.
                        Zur Untersuchung von Eisen und Stahl.
                        
                     
                        
                           Nach Versuchen von F. A. Abel und W. Deering  (Journal of the Chemical Society, 1883 S.
                                 									303) über die Verbindungsform des Kohlenstoffes in
                                 										Stahl wurden von einem kalt gewalzten Stahlstabe Platten geschnitten,
                              									welche 1,108 Proc. Kohlenstoff enthielten; nach dem Härten zeigten dieselben 1,128
                              									und nach dem Anlassen 0,92 bis 0,86 Proc. Kohlenstoff. Beim Lösen in verdünnter
                              									Salzsäure hinterlieſsen die ursprünglichen Platten 0,096, die gehärteten 0,035 und
                              									die angelassenen 0,052 Proc. freien Kohlenstoff. Beim Behandeln einer Lösung von
                              										99g Kaliumdichromat und 90g Schwefelsäure in 1l Wasser wurde der kalt gewalzte Stahl rasch gelöst unter Zurücklassung
                              									schwarzer magnetischer Flitter, bestehend aus 1,039 Proc. Kohlenstoff und 5,87 Proc.
                              									Eisen. Der angelassene Stahl wurde langsam angegriffen; zurück blieben 0,830 Proc.
                              									Kohlenstoff und 4,74 Proc. Eisen, von der gehärteten Platte nur 0,178 Proc.
                              									Kohlenstoff und 0,70 Proc. Eisen, so daſs die ersten beiden Proben fast ihren ganzen
                              									Kohlenstoff, die gehärtete nur ⅙ als Kohleneisen zurücklieſs, dessen Zusammensetzung
                              									etwa der Formel C5Fe6 entspricht. Aus Cementstahl hergestelltes Blech hinterlieſs 13,25 Proc.
                              									Eisencarbid, bestehend aus 7,31 Proc. Kohlenstoff, 90,42 Proc. Eisen und 2,37 Proc.
                              									Wasser, so daſs auf 1 Atom Kohlenstoff 2,65 Atom Eisen kommen. Bei Verwendung einer
                              									schwächeren Chromsäurelösung blieben 14,16 Proc. Carbid zurück, welches 7,21 Proc.
                              									Kohlenstoff und 90,64 Proc. Eisen enthielt, in concentrirter Lösung nur 4,66 Proc.
                              									Eisencarbid, welches aus 11,77 Proc. Kohlenstoff und 80,57 Proc. Eisen bestand. Im
                              									kaltgewalzten und im angelassenen Stahle scheint der Kohlenstoff als Eisencarbid,
                              										Fe3C, enthalten zu sein, welches aber durch
                              									Härten sich so verändert, daſs es nur von Chromsäure angegriffen wird.
                           Bei der Bestimmung des Kohlenstoffes in Guſseisen und
                                 										Stahl verwendet G. Zabudsky (Journal der russischen
                                 										chemischen Gesellschaft, 1883 S. 410) ein Gemenge von 20g Kupfersulfat und 20g Chlornatrium, dessen Lösung zur Trockne verdampft wird. Auf je 1g fein zertheilten Eisens werden 20g dieses Gemenges genommen, mit Wasser zu einem
                              									Teige angerührt und dann in dem glasirten Mörser so lange zerrieben, bis unter dem
                              									Pistill keine harten Theilchen zu bemerken sind. Darauf wird der Teig in ein Glas
                              									gebracht, der Mörser mit einer Eisenchloridlösung abgespült, das Gemisch erst ohne,
                              									dann mit Salzsäure schwach erwärmt und endlich der erhaltene reine
                              									Kohlenstoffrückstand auf ein Asbestfilter gebracht. Die Verbrennung des Rückstandes
                              									geschieht in gewöhnlicher Weise.
                           V. Eggertz macht in der Berg-
                                 										und Hüttenmännischen Zeitung, 1883 S. 435 weitere Mittheilungen über die
                              										colorimetrische Bestimmung des Kohlenstoffes in
                                 										Eisen. Bei Anwendung künstlicher Normallösungen in verschlossenen Röhren
                              									müssen sowohl diese, wie auch die Bürette be der gegenseitigen Vergleichung eine
                              									Temperatur von 18° haben, oder doch wenigstens von dieser Temperatur, für welche die
                              									Lösungen bestimmt sind, nicht mehr als 2° abweichen, da jene bei einer höheren
                              									Temperatur dunkler als die Eisenlösungen werden und zwar in so bedeutendem Grade,
                              									daſs Stahl, welcher bei 18° z.B. einen Kohlenstoffgehalt von 1 Proc. gibt, bei 25°
                              									nur einen solchen von ungefähr 0,85 Proc. anzeigt. Um dies auszuführen, wird in ein
                              									cylindrisches Gefäſs mit Fuſs Wasser von 18° gegossen. In diesen Cylinder wird nun
                              									die Bürette mit der aufgelösten Probe gestellt, welche mit der nahe erforderlichen
                              									Wassermenge versetzt worden ist. Die Röhre mit der Normallösung wird in einen 10cc tiefen Korb gebracht, welcher aus einem über
                              									einen 20mm dicken Cylinder spiralförmig gebogenen,
                              										1m langen und 1mm dicken Messingdraht hergestellt ist, dessen unteres Ende zu einem Boden
                              									gebogen, dessen oberes zu einem Haken gekrümmt und über die Kante des Cylinders
                              									gehängt worden ist. Bedient man sich eines Glascylinders, so wird dieser, um die
                              									Bürette gegen das Licht zu schützen, mit schwarzem Baumwollenzeug umgeben, welches,
                              									wenn man es anfeuchtet und dann im feuchten Zustande erhält, zugleich dazu beiträgt,
                              									die Temperatur niedrig und gleichmäſsig zu halten. Um nicht mehr als 1° von der Temperatur des
                              									umliegenden Wassers abzuweichen, brauchen die Flüssigkeiten in der Röhre und in der
                              									Bürette wenigstens 1 Minute und, um dieselbe vollkommen zu erreichen, 2 Minuten.
                           Durch Erhitzen und Schmieden des Eisens und Stahles wird der Kohlenstoffgehalt in der
                              									Auſsenfläche bekanntermaſsen vermindert. Um Normalstahl von durch und durch
                              									gleichmäſsiger Beschaffenheit zu erhalten, muſs man die ganze an Kohle arme
                              									Auſsenfläche durch Hobeln oder Abdrehen entfernen. Wenn der Normalstahl einen
                              									Kohlenstoffgehalt von ungefähr 1 Proc. hat, so wird man, um Späne davon zu erhalten,
                              									reine, gute und einfach gehauene Guſsstahlfeilen (sogen. Sägefeilen) anwenden
                              									können, da diese im gehärteten Zustande einen Kohlenstoffgehalt von ungefähr 1 Proc.
                              									aufweisen, also dem Normalstahle gleich sind, weshalb eine Veränderung des
                              									Kohlenstoffgehaltes durch Abnutzung der Feile nicht zu befürchten ist. Wird bei
                              									solchen Feilen die Härtung entfernt, so zeigen sie einen Kohlenstoffgehalt von
                              									ungefähr 1,5 bis zu 1,6 Proc., was mit dem gewöhnlichen Verhältnisse zwischen
                              									gehärtetem und ungehärtetem Stahle übereinstimmt. Nachdem man mit Salpetersäure eine
                              									Eisenlösung erhalten hat, welche genau 0,1 Proc. Kohlenstoff in 1cc enthält, kann man durch genaue Verdünnung
                              									derselben mit Wasser alle die angegebenen fünf Arten von Normallösungen erhalten, um
                              									damit die künstlichen Normallösungen zu vergleichen.
                           Die Verminderung des Kohlenstoffgehaltes in der Auſsenfläche in Folge Erhitzung und
                              									Bearbeitung ist ebenfalls bei allem nicht zum Normalstahle bestimmten Eisen und
                              									Stahle in Betracht zu ziehen und Späne für die Kohlenstoffprobe müssen deshalb,
                              									gleichviel ob Bohrer oder Feile benutzt wird, so weit nur immer möglich vom
                              									Durchschnitte des ganzen Stückes genommen werden. Bei einem Stahle mit einem
                              									Kohlenstoffgehalte von 1,1 Proc. betrug der Kohlenstoffgehalt in der äuſsersten
                              									Fläche nur 0,8 Proc. und nahm dann für je 0mm,5
                              									allmählich bis zu 2mm zu, wo dann wieder der
                              									richtige Kohlenstoffgehalt angetroffen wurde. Je stärker und anhaltender die
                              									Erhitzung gewesen, desto tiefer reicht zweifelsohne auch die Verminderung des
                              									Kohlenstoffgehaltes.
                           Mittels der sogen. Ganznormalen, welche in 1cc 0,1
                              									Proc. Kohlenstoff enthalten, kann auch der Gehalt der gebundenen Kohle im Roheisen
                              									bestimmt werden, selbst dann, wenn derselbe 4 Proc. übersteigt. Von weiſsem Roheisen
                              									werden zu jeder Probe nur 0g,05 verwendet und muſs
                              									die Abwägung äuſserst genau geschehen. Da man bei Eisen mit sehr niedrigem
                              									Kohlenstoffgehalte die Bestimmung desselben mit einer Genauigkeit von ungefähr 0,01
                              									Proc. muſs ausführen können, so gestaltet sich dieselbe für höhere
                              									Kohlenstoffgehalte geringer und dürfte, wenn diese 1 Proc. übersteigen, im
                              									Allgemeinen nicht gröſser als ungefähr 0,05 Proc. angenommen werden. Für
                              									Kohlenstoffgehalte zwischen 0,8 und 1,5 Proc. kann man sich mit Vortheil der
                              									Halbnormalen bedienen. Für weiſses Roheisen möge man keine gröſsere Genauigkeit als
                              									bis auf ungefähr 0,1
                              									Proc. beanspruchen. Dadurch, daſs man von zwei oder mehreren Proben das Mittel
                              									nimmt, dürfte man dem richtigen Kohlenstoffgehalte näher kommen können.Entsprechende Normallösungen mit Zubehör sind durch F. O. Söderberg, Diener an der Bergschule zu Stockholm, zu
                                    											beziehen.
                           Zur maſsanalytischen Bestimmung des Mangans in Eisen, Stahl
                                 										und Ferromangan löst man nach E. Raimond (Revue
                                 										universelle, 1883 Bd. 13 S. 460) 3g der
                              									Probe in 40cc Salpetersäure von 1,20 sp. G., nimmt
                              									vom Feuer, fügt 15g chlorsaures Kalium und 20cc Salpetersäure von 1,40 sp. G. hinzu und kocht ¼
                              									Stunde zur Vertreibung des Chlores. Das gefällte Mangandioxyd wird auf einem Filter
                              									mit heiſsem Wasser ausgewaschen. Man gibt nun in denselben Fällungskolben, an dessen
                              									Wandungen noch etwas Mangandioxyd haftet, 50cc
                              									einer Lösung von 45g Eisensulfat in 750cc Wasser und 250cc Schwefelsäure, setzt den Niederschlag hinzu, worauf sich nach der
                              									Gleichung MnO2 + 2FeO = MnO + Fe2O3 die
                              									entsprechende Menge Ferrisulfat bildet. Die Menge des überschüssigen Eisenoxydules
                              									wird durch Titriren mit übermangansaurem Kalium festgestellt und aus der Differenz
                              									das vorhandene Mangan berechnet. Die von dem Mangandioxyd abfiltrirte Flüssigkeit
                              									wird zur Bestimmung der Phosphorsäure mit Molybdänsäure gefüllt.
                           Zur maſsanalytischen Bestimmung des Mangans in Eisen
                              									bezeichnet C. G. Särnström in der Berg- und Hüttenmännischen Zeitung, 1883 S. 436 die
                              									Angabe von Schöffel und Donath (1883 248 421): bei seinem Verfahren
                              									binde das entstehende Mangansuperoxyd das Manganoxydul zu einer salzartigen
                              									Verbindung und entziehe es dadurch der weiteren Oxydation, als unbegründet. Anstatt
                              									des einfachen Natriumcarbonates, dessen sich Schöffel
                              									und Donath bei ihrer Methode bedienen, wendet Verfasser
                              									nur Bicarbonat an, indem die Gegenwart freier Kohlensäure erforderlich befunden ist
                              									und diese durch den Zusatz von Bicarbonat zu der etwas sauren Eisenlösung am
                              									leichtesten erhalten wird. Ein so groſser Ueberschuſs an Bicarbonat, daſs die Lösung
                              									davon unklar wird, kann nie in Frage kommen; sollte zuweilen aber ein solcher
                              									entstehen, so kann diesem Uebelstande durch Verdünnung mit Wasser abgeholfen werden.
                              									Durch etwas Uebung erfährt man bald, wie die Titrirung gröſserer Mangangehalte durch
                              									gröſsere jedesmalige Zusätze von Chamäleon beschleunigt werden kann. – B. Kerl bestätigt, daſs auch in dem Probirlaboratorium
                              									der Berliner Bergakademie die Särnström'sche Probe
                              									stets zufriedenstellende Resultate ergeben hat.
                           Zur Bestimmung von Mangan in Spiegeleisen löst G. C. Stone nach dem Engineering and Mining Journal, 1883 Bd. 35 S. 318, wie bereits Williams (1882 246 241)
                              									vorgeschlagen hat, 0g,5 Spiegeleisen in 40cc heiſser Salpetersäure von 1,42 sp. G. und fügt
                              									chlorsaures Kalium im Ueberschusse zu, wodurch das Mangan als MnO.10MnO2 gefällt wird. Man sammelt den Niederschlag auf einem Asbestfilter,
                              									versetzt mit Normaloxalsäure und Schwefelsäure zur Lösung des Mangandioxydes und
                              									titrirt den Ueberschuſs von Oxalsäure mit Permanganat zurück.
                           Nach Troilius (Berg- und Hüttenmännische Zeitung, 1883
                              									S. 255) löst man zur gewichtsanalytischen Bestimmung des
                                 										Mangans je nach dem Mangangehalte 0,3 bis 5g der zerkleinerten Eisenprobe in Salzsäure auf und verdampft bis zur
                              									Trockne, setzt dann Salpetersäure von 1,36 bis 1,40 sp. G. hinzu und kocht bis zur
                              									Lösung des Salzes und bis nur noch ein geringer Säureüberschuſs vorhanden ist,
                              									worauf man, unter fortwährendem Kochen, vorsichtig kleine Krystalle von chlorsaurem
                              									Kali zufügt, bis die Lösung durch Ausfallen von Mangansuperoxydhydrat braun, dick
                              									und breiig wird. Man setzt noch einige Krystalle hinzu, kocht dann ein wenig und
                              									sammelt den Niederschlag mit Benutzung einer Bunsen'schen Saugpumpe in einem Glasfiltrirrohre auf Asbest. Man wäscht zuerst
                              									mit obenerwähnter starker Salpetersäure und später mit Wasser aus, spült dann den
                              									ganzen Inhalt in das Becherglas zurück, erwärmt zur Auflösung des
                              									Mangansuperoxydhydrates mit starker Salzsäure, filtrirt vom Asbest ab und kocht bis
                              									zur vollständigen Verjagung des Chlores. Die geringe Menge des mit niedergerissenen
                              									Eisens entfernt man durch Neutralisiren mit Ammoniak, Zusatz von essigsaurem
                              									Ammoniak, Kochen und Abfiltriren. Das Filtrat wird mit Ammoniak von 0,88 sp. G.
                              									stark alkalisch gemacht, worauf je nach der Menge des Mangans 1 bis 4cc Brom zugesetzt werden. Man rührt tüchtig um,
                              									bis der Manganniederschlag sich zu Klumpen vereinigt, und bringt langsam zum Kochen,
                              									unterhält dieses 1 Stunde, läſst absetzen, filtrirt und wägt das erhaltene geglühte
                              										Mn3O4.
                           Eine Hauptbedingung bei dieser Methode ist die Anwendung der starken Säure bei der Ausfällung des Mangans. Bei Anwendung von
                              									gewöhnlicher oder verdünnter Salpetersäure erhält man, wenn Kaliumchlorat im
                              									Ueberschusse zugesetzt wird, leicht eine rothe Färbung, welche die Entstehung von
                              									Kaliumpermanganat anzeigt. Man bemerkt dies beim Filtriren und Auswaschen im
                              									Glasrohre, wo man die im Ueberschusse zugesetzten Krystalle wahrnehmen kann.
                           Zur Bestimmung des Eisens nach der Methode von T. Morell verwendet man von der zu untersuchenden Probe
                              									so viel, daſs die Lösung bis 0g,2 Eisen als
                              									Chlorid enthält und von Chlor und anderen aus Jodkalium Jod abscheidenden Stoffen
                              									frei ist. Diese Eisenchloridlösung bringt man in eine langhalsige Flasche von
                              									ungefähr 300cc Inhalt, welche an der Seite einen
                              									Rohransatz mit Stöpsel hat, setzt 2 bis 4g
                              									Jodkalium hinzu und verschlieſst die beiden Oeffnungen der Flasche mit den
                              									eingeschliffenen Stöpseln. Nachdem die Flasche einige Minuten auf etwa 60° erwärmt
                              									und wieder vollständig abgekühlt ist, fügt man eine gewogene Menge Quecksilber hinzu
                              									und schüttelt heftig unter Einleiten von Kohlensäure und zwar so lange, bis die
                              									Flüssigkeit vollkommen farblos geworden ist. Nun gieſst man die Flüssigkeit durch den Rohransatz ab und
                              									wäscht das Quecksilber durch wiederholtes Abgieſsen mit Wasser. Schlieſslich bringt
                              									man das Quecksilber durch den Rohransatz in einen gewogenen Porzellantiegel,
                              									trocknet es mittels Filtrir-papier und wägt. Aus dem Gerwichtsverluste wird das
                              									Eisen berechnet nach den Zersetzungsgleichungen: Fe2Cl6 + KJ = 2FeCl2 + 2KCl + 2J und Hg + 2J = HgJ2, nach welchen 1 Th. aufgelöstes Quecksilber 0,56
                              									Th. Eisen entspricht. Der groſse Ueberschuſs an Jodkalium ist vorhanden, damit
                              									jedenfalls nur das genannte Quecksilberjodid gebildet wird.
                           Die Bestimmung des Phosphors in Eisen durch molybdänsaures
                                 										Ammonium wird nach A. Tamm in folgender Weise
                              									ausgeführt. 1g Eisen wird in 12cc Salpetersäure von 1,2 sp. G. auf einer etwa
                              										1cm dicken Guſseisenplatte, welche man von
                              									unten mit Gasflammen heizt, kochend aufgelöst und zur Trockne abgedampft; die Probe
                              									wird dann noch 1 Stunde lang mitten über einer Gasflamme erhitzt, wo die Wärme
                              									mindestens 200° beträgt. Dann setzt man etwa 6cc
                              									Chlorwasserstoffsäure von 1,19 sp. G. hinzu, kocht wieder ein und erhitzt 1 Stunde
                              									lang wie oben. Die trockene Masse löst man unter Kochen in 6cc Chlorwasserstoffsäure von 1,19 sp. G.; der
                              									Säureüberschuſs wird möglichst abgedampft, ohne irgendwie Eisenchlorid zu
                              									verflüchtigen. Nach Zusatz von etwa 5cc Wasser
                              									wird die Lösung filtrirt und die Phosphorsäure mit Molybdänlösung gefällt.
                           Nach einem zweiten Verfahren löst man 1g Eisen in
                              										12cc Salpetersäure von 1,2 sp. G. auf dem
                              									Wasserbade und dampft zur Trockne ein; dann löst man die Masse mit 3cc Chlorwasserstoffsäure von 1,12 sp. G. und 2cc Salpetersäure von 1,2 sp. G., verdünnt mit 4cc Wasser, filtrirt und fällt mit
                              									Molybdänlösung.
                           Nach diesem zweiten Verfahren findet man nun stets weniger Phosphor als nach dem
                              									ersten. Tamm glaubt, durch beim Lösen des Eisens in
                              									Salpetersäure aus dem Kohlenstoffe desselben gebildete Humussäuren werde ein Theil
                              									der Phosphorsäure in Lösung erhalten. Beim ersten Verfahren werden diese organischen
                              									Stoffe zerstört. Bei der Untersuchung von Eisenerzen aber hat das starke Eintrocknen
                              									auf der Guſsplatte dieselben Resultate gegeben wie das Eintrocknen auf dem
                              									Wasserbade. (Jern-Kontorets Annaler, 1883 S. 74 durch
                              									die Berg- und Hüttenmännische Zeitung, 1883 S.
                              									333.)
                           V. Eggertz (daselbst S. 353) hält die seinem Verfahren
                              									der Phosphorbestimmung in Eisen (vgl. 1860 158 283) gemachten Vorwürfe für nicht zutreffend und
                              									bezeichnet das Verfahren von Korschelt (vgl. 1877 225 160) als miſsglückt. Verfasser ist ferner, entgegen
                              									der Annahme Tamm's der Ansicht, daſs die nicht fällbare
                              									Phosphorsäure von anderer Beschaffenheit als die voraus gekannten Abarten der
                              									Phosphorsäure, a-, b- und c-Phosphorsäure, ist. Wäre sie a- oder b-Phosphorsäure, so
                              									würde sie durch Erhitzung mit Salpetersäure in c-Phosphorsäure übergehen. Versuche,
                              										Phosphor haltige
                              									salpetersaure Eisenlösungen mit einem Zusätze von Salpetersäure von 1,3 sp. G. oder
                              									mit Chlorwasserstoffsäure stark zu kochen, haben aber gezeigt, daſs dabei eine
                              									solche Umwandlung nicht stattfindet. Die fragliche Phosphorsäure ist nämlich dadurch
                              									nicht verändert worden, sondern nach wie vor mit Molybdänlösung nicht zu fällen
                              									gewesen. Für Ausfallung der Phosphorsäure sind auſserdem Eisenlösungen oftmals
                              									tagelang stehen gelassen und für Prüfung auf Arsen auch erhitzt worden, ohne daſs
                              									eine gelbe Fällung dabei entstanden wäre, was geschehen sein würde, wäre die freie
                              									Phosphorsäure a- oder b-Phosphorsäure gewesen. Die mit Molybdänlösung nicht fällbare
                              									Phosphorsäure scheint nur dadurch in c-Phosphorsäure verwandelt werden zu können,
                              									daſs sie mit einer Basis vereinigt wird. Zu diesem Zwecke ist die Lösung von 1g Stabeisen (mit 0,06 Proc. Kohlenstoffgehalt) in
                              									Salpetersäure, welche Lösung nach Eintrocknung bei 200° Temperatur 0,246 Proc.
                              									Phosphor gab, ohne Eintrocknung mit Ammoniak im Ueberschuſs versetzt und das
                              									Eisenoxydhydrat nach der Erwärmung der Lösung abfiltrirt worden. Die Fällung wurde
                              									in Chlorwasserstoffsäure gelöst, zum Syrup eingedampft, mit Wasser versetzt und
                              									filtrirt, worauf die Phosphorsäure auf die gewöhnliche Weise gefällt wurde. Hierbei
                              									wurden 0,422 Proc. Phosphor erhalten. Das Filtrat von der Fällung des Eisens mit
                              									Ammoniak wurde zur Trockne gebracht, geglüht und mit Soda geschmolzen. Die Schmelze
                              									wurde dann in Salpetersäure aufgelöst und gab 0,006 Proc. Phosphor. Im Ganzen wurden
                              									also 0,428 Proc. Phosphor erhalten. Eine andere, gleich groſse Probe von demselben
                              									Eisen wurde in Salpetersäure gelöst, zur Trockne gebracht und in einem Platintiegel
                              									geglüht. Die geglühte Masse wurde in Chlorwasserstoffsäure von 1,19 sp. G. gelöst,
                              									der Ueberschuſs an Säure entfernt, die Lösung mit Wasser versetzt und filtrirt; man
                              									erhielt 0,429 Proc. Phosphor.
                           Die mit Molybdänlösung nicht fall bare Phosphorsäure geht durch Vereinigung mit
                              									Eisenoxyd oder dem bei der starken Eintrocknung gebildeten basischen Eisensalz in
                              									c-Phosphorsäure über und das Eintrocknen bei noch höherer Temperatur als 200° kann
                              									ohne Gefahr ausgeführt werden. Proben, welche mit demselben Eisen durch Eintrocknung
                              									der Eisenlösung bei 100° bewerkstelligt wurden, ergaben nur 0,320 Proc. Phosphor und
                              									bei bloſser Auflösung ohne Eintrocknung, aber mit Kochung, bis das Eisen gelöst war,
                              									0,329 Proc. Phosphor. Ein Roheisen mit einem Gehalte von 2,5 Proc. gebundenem
                              									Kohlenstoff, 1 Proc. Graphit und 0,9 Proc. Silicium gab 0,403 Proc. Phosphor nach
                              									Eintrocknung bei 200°. Bei bloſser Auflösung in Salpetersäure und Kochung, bis das
                              									Volumen der Lösung ungefähr 8cc ausmachte, wurden
                              									0,294 Proc. Phosphor erhalten. Die gelbe Fällung hatte einen Stich ins Braune, durch
                              									wenig mitfallende Humussäure. Bei der Lösung des Eisens in Salpetersäure gehen 3
                              									Theile von dem Phosphorgehalte desselben in c-Phosphorsäure und 1 Theil in die
                              									genannte neue Abart der Phosphorsäure über, welche erst durch eine Vereinigung mit
                              									einer Basis in c-Phosphorsäure verwandelt wird. Unter solcher Annahme können
                              									Phosphorproben mit Eisen, welches nicht allzu viel Silicium oder Kohlenstoff
                              									enthält, durch bloſse Auflösung ohne Eintrocknung, aber bei einer sorgfältigen
                              									Lösung des Eisens bewerkstelligt werden, welche am sichersten zu erreichen sein
                              									dürfte, wenn die Lösung eine Weile gekocht wird, worauf man den erhaltenen
                              									Phosphorgehalt mit 4 multiplicirt und mit 3 dividirt. Mit diesen Zahlen sind auch
                              									die auf die alte Weise erhaltenen Phosphorprocente zu berichtigen.
                           Bei Proben des Schlacken haltigen Eisens, besonders wenn
                              									der Phosphorgehalt etwas groſs ist, darf nicht vergessen werden, daſs die Schlacke
                              									auch Phosphorsäure enthält, welche zwar nicht auf die Beschaffenheit des Eisens
                              									einwirkt, bei Lösung desselben in Wärme aber frei wird und dann den Phosphorgehalt
                              									der Probe vermehrt. Wird die Eisenlösung bei einer Temperatur von 200° eingedampft,
                              									so löst sich eine gröſsere Menge solcher Schlacke, als wenn dies bei 100° geschieht,
                              									und noch mehr, wenn vor dem Eindampfen zur Trockne Chlorwasserstoffsäure zugesetzt
                              									wird. Um bei Phosphorproben des Eisens, wenn erforderlich, sich von der
                              									Phosphorsäure der Schlacke befreien zu können, dürfte man das Eisen in Brom lösen, welches die Schlacke ungelöst läſst. Diese
                              									wird auf einem doppelten Filter abgesondert, worauf die Lösung unter Zusatz von
                              									Chlorwasserstoffsäure bei einer Temperatur von 200° zur Trockne eingedampft und der
                              									Phosphorgehalt auf die gewöhnliche Weise bestimmt wird. Die Phosphorproben können
                              									dadurch, daſs man die gelbe Fällung bei einer Temperatur von 110 bis 112°, anstatt
                              									bei einer solchen von 95 bis 100° eintrocknet, etwas beschleunigt werden; doch muſs
                              									dann bei der Berechnung des Phosphorgehaltes die Zahl 1,64 anstatt 1,63 angewendet
                              									werden.
                           Bei Mineralien und Erzen erhält man durch Eintrocknen
                              									der in Säuren gelösten Probe bei 100° ganz dasselbe Resultat wie bei einer
                              									Temperatur von 200°. In Bezug auf die Phosphorbestimmung in Eisenerzen darf man
                              									nicht auſser Acht lassen, daſs man zuweilen auch Erze antrifft, welche Phosphorsäure
                              									haltige Silicate geführt haben, welche mit Säuren nicht zu lösen sind und die sich
                              									zu erkennen geben, wenn man das Erz in einem Tiegel auf Roheisen verschmolzen und
                              									dieses auf Phosphorgehalt geprüft hat. Solche Erze müssen deshalb mit Soda
                              									geschmolzen werden. Da es aber zugleich den Anschein gewonnen hat, als ginge bei der
                              									Tiegelprobe nahe der ganze Phosphorgehalt des Erzes in das Eisen ein, so dürfte
                              									diese Methode für praktische Zwecke der direkten Bestimmung der Phosphorsäure im
                              									Erze durch die Behandlung desselben mit Säuren vorzuziehen sein.
                           Bezüglich des Schwefelgehaltes in Eisenerzen ist zu
                              									bemerken, daſs wenn das Erz schwefelsauren Baryt enthält, dieser durch Säuren nicht
                              									aufgelöst und deshalb leicht übersehen wird; bei der trockenen Probirung des Erzes in einem Tiegel aber
                              									wird der Schwefel desselben frei gemacht und tritt in das Roheisen ein. Kommt der
                              									Schwefel im Eisenerze wie gewöhnlich als Kies, Kalk oder Eisensulfat vor, so
                              									verschwinden beim Hochofenprozesse verschiedene Mengen desselben und die Analyse des
                              									Erzes gibt wenig Aufschluſs über den künftigen Schwefelgehalt des Eisens. Der
                              									Schwefelgehalt der Eisenerze wird in Schweden deshalb auch bis in die letzten Jahre
                              									gewöhnlich durch Eisen tropfen bestimmt, welche mit Emailschlacke bei der
                              									Tiegelprobe, einem Hochofenprozesse im Kleinen, erhalten wurden. Mit vermehrtem
                              									Kalkzusatze nimmt, wie bekannt, der Schwefelgehalt des Eisens ab. Ist der
                              									Schwefelgehalt so groſs, daſs das Silberblech bei Anwendung dieser Methode blau
                              									anläuft, so kann man den Gehalt an Schwefel zwar nicht mit voller Sicherheit
                              									bestimmen; man weiſs aber doch, daſs das Eisen für die meisten Zwecke unbrauchbar
                              									ist. Hiermit soll jedoch keineswegs gesagt sein, daſs die Bestimmung des Phosphor-
                              									oder Schwefelgehaltes der Eisenerze auf analytischem Wege nicht zuweilen nützlich
                              									und erforderlich sein kann.