| Titel: | J. E. Reinecker's Drehbank zum Hinterdrehen von rotirenden Schneidewerkzeugen. | 
| Fundstelle: | Band 250, Jahrgang 1883, S. 443 | 
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                        J.
                                 								E. Reinecker's Drehbank zum Hinterdrehen von
                           								rotirenden Schneidewerkzeugen.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 31.
                        Reinecker's Drehbank für Schneidewerkzeuge.
                        
                     
                        
                           Das Hinterdrehen von Fräsern, Gewindebohrern, Spiralbohrern u. dgl. mit geraden oder
                              									schraubenförmig gewundenen Nuthen geschieht bei der von J.
                                 										E. Reinecker in Chemnitz (* D. R. P. Kl. 49 Nr. 23373 vom 16. November
                              									1882) angegebenen Drehbank in der Weise, daſs der den Drehstahl tragende Support bei
                              									der Umdrehung des Werkstückes um seine Achse auf jedem vorkommenden Vorsprunge
                              									desselben je einmal in einer zur Achse des zu bearbeitenden Werkzeuges senkrechten
                              									Richtung um eine entsprechende Gröſse hin- und hergeschoben wird. Der Vorschub
                              									erfolgt langsam durch eine Excenterscheibe, der Rückschub schnell durch eine
                              									Feder.
                           In Fig.
                                 										4 Taf. 31 ist a die excentrische Scheibe,
                              									welche, durch Kegelräder o von der Achse p aus bethätigt, auf den Zapfen c einwirkt; dieser sitzt an einem Schlitten d, welcher auf dem Hauptschlitten f in einer
                              									Prismaführung gleitet und seinerseits die Führung des Quersupportes g enthält. Den Rückschub besorgen die Federn k; seine Zeitdauer hängt von der Form der abfallenden
                              									Curve an der Excenterscheibe ab. Um dieselbe auf etwa 1/12 der Umdrehung der Scheibe beschränken
                              									zu können, ist letztere entsprechend groſs zu machen. Man kann dann die Nuthen
                              									bezieh. Zahnlücken der zu bearbeitenden Werkzeuge verhältniſsmäſsig sehr eng und
                              									schmal nehmen, also einem Fräser eine verhältniſsmäſsig groſse Anzahl Zähne
                              									geben.
                           Die Gröſse der Excentricität der Werkzeugzähne ist selbstverständlich von der
                              									Excentricität der Scheibe a auf den entsprechenden
                              									Theil ihrer Umdrehung abhängig und muſs daher für verschiedene Gröſsen die Scheibe
                              									ausgewechselt werden. Um diese Auswechselung leicht bewirken zu können, ist der Zapfen c an eine Platte m
                              									angesetzt, welche von oben auf den Boden des Schlittens d aufgeschraubt ist, also leicht abgenommen werden kann, worauf dann der
                              									Schlitten ohne Weiteres so weit nach rechts hin verschoben wird, daſs die Scheibe
                              										a frei zugänglich ist.
                           Uebrigens läſst sich, wie aus Fig. 5 Taf.
                              									31 zu ersehen, die Excenterscheibe a auch unmittelbar
                              									auf der Welle p verschiebbar anbringen und wird dann
                              									mit dem Schlitten d ein nach unten gerichteter Arm mit
                              									einem Stahldaumen b verbunden. Die Auswechselung der
                              									Scheibe a ist hier aber umständlicher, da nun jedesmal
                              									das Lager der Welle p sowie auch die am Hauptschlitten
                              									zur Mitführung der Scheibe a anzubringende Gabel
                              									abgenommen werden müſste.
                           Bezüglich der Bewegungsverhältnisse der Excenterscheibe a bezieh. der Uebertragungswelle p ist folgende Betrachtung vorauszuschicken:
                           Bei Arbeitstücken mit parallel zur Achse verlaufenden
                              									Cannelirungen, z.B. Werkzeugen mit geraden oder achsialen Nuthen, liegt die Zahn-
                              									oder Schneidkante, an welcher der Supportstichel jedesmal anzusetzen hat (vgl. Fig.
                                 										3 Taf. 31), zu der durch die Leitspindel der Drehbank bewirkten
                              									Längsbewegung des Supportes parallel und wird sich diese Kante daher auf ihrer
                              									ganzen Länge jedesmal nach einer vollen Umdrehung des Werkstückes im Augenblicke, wo
                              									der Stichel angreift, in derselben Stellung befinden. Da nun auch die Scheibe a für jeden Hub des Supportes einen Umgang zu machen
                              									hat, so kommt das Umdrehungsverhältniſs zwischen Werkstück und Excenterscheibe in
                              									ganzen Zahlen zum Ausdrucke; während eines Umganges des Werkstückes hat die
                              									Excenterscheibe einfach so viel Umdrehungen zu machen, als jenes im Kreise Zähne
                              									oder Schneiden besitzt.
                           Anders dagegen liegt die Sache bei Werkzeugen mit gewundenen
                              									Nuthen; hier wird nach jedesmaliger Fortrückung des Supportes die Schneidkante nicht
                              									nach genau einer Umdrehung des Werkzeuges wieder in die Angriffslinie des Stichels
                              									gelangen, sondern je nach der Richtung, in welcher die Krümmung der Nuth läuft
                              									bezieh. nach der Richtung, in welcher der Support fortrückt, ob von rechts nach
                              									links oder umgekehrt, wird dies schon etwas früher oder später erfolgen. Fig.
                                 										6 Taf. 31, einen Spiralbohrer vorstellend, macht dies anschaulich. Erfolgt
                              									die Fortrückung des Stichels in der Pfeilrichtung, so wird der Bohrer sich jedesmal
                              									ein wenig mehr als um einen ganzen Umgang drehen müssen, bis die Kante der Nuth
                              									wieder in die Angriffslinie des Stichels kommt, um so viel mehr, als auf einer Länge
                              									des Bohrers gleich der jedesmaligen Fortrückung des Supportes, also der Spandicke,
                              									bei Gewindebohrern auf einer Länge gleich der Steigung des Gewindes, die Nuth
                              									peripherisch um den Bohrerkörper herumgeht; umgekehrt aber um so viel weniger, wenn
                              									die Nuthen statt rechtsgängig linksgängig liefen, oder wenn der Support statt von
                              									rechts nach links von links nach rechts fortrückte.
                           Da nun die Bewegung des Werkstückes bezieh. der Haupt- oder Betriebsspindel der
                              									Drehbank eine gegebene ist, so muſs die durch die Krümmung der Nuthen bedingte
                              									Differenz in dem Bewegungsverhältnisse zwischen Werkzeug und Excenterscheibe auf die
                              									Bewegung der letzteren übertragen bezieh. ausgeglichen werden, dieselbe also in
                              									gleichem Verhältnisse langsamer oder schneller erfolgen. Diese Ausgleichung wird nun
                              									in sehr vollkommener und einfacher Weise dadurch erzielt, daſs die Bewegung der
                              									Leitspindel mit dem normalen, für Werkzeuge mit geraden Nuthen passenden Betriebe
                              									der Excenterscheibe bezieh. der Hub welle p vereinigt
                              									wird, und zwar geschieht diese Vereinigung mittels eines Differentialräderwerkes,
                              									bekanntlich ein Getriebe, durch welches sich zwei gegebene Einzelbewegungen zu ihrer Resultirenden
                              									vereinigen lassen.
                           Dieses Differentialgetriebe setzt sich zusammen aus einem die
                              									Hubwelle p (vgl. Fig. 1 und
                              										2 Taf. 31) concentrisch fassenden und im Maschinengestelle gelagerten
                              									Zahnkranze mit innerer und äuſserer Verzahnung q
                              									bezieh. u, dem auf der Welle p festgekeilten Zahnrade r und den beiden in
                              										r und q eingreifenden
                              									Planetenrädern s. Letztere sind drehbar auf Bolzen, die
                              									von einem auf der Welle drehbaren Achsenkranze t
                              									getragen und im Kreise herumgeführt werden.
                           Auf den Zahnkranz wird die normale Bewegung für Werkzeuge mit
                              									geraden Nuthen übertragen und zwar mittels der Zahnräder w und v, von denen letzteres in die äuſsere
                              									Verzahnung u des Zahnkranzes eingreift, von der kurzen
                              									Welle x aus, welche ihrerseits mittels der Räder y und z von dem Rade m der Vorgelegewelle des Spindelkastens Bewegung
                              									erhält. Das Rad w dient als Wechselrad und kann dem
                              									entsprechend das Rad v in der sogen. Schere h passend verstellt werden. Auch kann behufs weiterer
                              									Wechselung an Stelle des einfachen Rades v eine
                              									übersetzende Räderverbindung angewendet werden.
                           Auf das Achsenkreuz wird die Ausgleichungs- oder
                              									Differentialbewegung übertragen und ist dasselbe deshalb zu einem Zahnrade
                              									ausgebildet, welches mittels der Räder c1 und d1 von einer kurzen horizontalen Welle e1 betrieben wird, die
                              									ihrerseits mittels eines Schneckenradtriebes f1 und eines Kegelradtriebes h1, durch Vermittelung einer kurzen
                              									vertikalen Welle i1 von
                              									der Leitspindel aus Bewegung erhält. Je nachdem die Umdrehungsrichtung des
                              									Achsenkreuzes der des Zahnkranzes qu gleich oder
                              									entgegengesetzt ist, wird durch je einen Umgang desselben die Bewegung des Rades r, also der Hub welle, um 1+\frac{
                                 										\mbox{Zähnezahl des Zahnkörpers}}{\mbox{Zähnezahl des rades}\ r}
                              									vermindert oder vermehrt werden, das Differentialgetriebe also negativ oder positiv
                              									wirken.
                           Um beliebig das eine oder andere einstellen zu können, sind zum
                              									Betriebe der Schneckenwelle i1 auf der Leitspindel zwei Kegelräder angebracht, durch deren Umrückung
                              									die Umdrehungsrichtung von i1 leicht geändert werden kann. Das Rad d1 ist zum Auswechseln unter Verstellung des Rades
                              										c1 und kann auch
                              									behufs weiterer Wechselung statt des letzteren einfachen Rades eine Uebersetzung
                              									angewendet werden. Die Wechselung braucht lediglich der verschiedenen Steigung der
                              									Nuthen der Werkzeuge sowie der verschiedenen Anzahl der Nuthen zu entsprechen; die
                              									verschiedene Geschwindigkeit der Fortrückung des Supportes (bei verschiedener
                              									Spanstärke bezieh. beim Schneiden von Gewindebohrern) sowie auch die verschiedene
                              									Richtung der Bewegung des Supportes wird von selbst ausgeglichen, da die
                              									Differentialbewegung von der Leitspindel entnommen wird.
                           Bei Werkzeugen mit geraden Nuthen wird der Differentialbetrieb
                              									bezieh. das Achsenkreuz selbstverständlich auſser Wirksamkeit gesetzt, einfach durch
                              									Ausrückung des Kegelrades auf der Leitspindel zum Betriebe der Schneckenwelle. Das
                              									Achsenkreuz steht dann still, da der Schneckenbetrieb eine Rückwirkung nicht
                              									gestattet, und die Planetenräder dienen dann nur als einfache Zwischenräder.
                           Da der Betrieb des Zahnkreuzes nicht von der Antriebspindel
                              									selbst, sondern von dem durch die Stufenriemenscheibe betriebenen Vorgelegerade
                              									abgeleitet wird, so kann das Excentrischdrehen überhaupt nur stattfinden, wenn auch
                              									mit dem Vorgelege der Antriebspindel gearbeitet wird. Dies genügt aber auch, da bei
                              									dem Excentrischdrehen, zumal bei Werkstücken aus Stahl, das Vorgelege eingeschaltet
                              									werden muſs.
                           Die specielle Berechnung des Betriebes von Zahnkranz und
                              									Achsenkreuz bezieh. der Wechselräder ist eine einfache Sache und bedarf nach dem
                              									Dargelegten keiner näheren Ausführung. Doch mag dieselbe aber an einem Beispiele
                              									näher veranschaulicht werden.
                           Die Kegelräder von der Welle p nach
                              									der Excenterwelle seien gleichzahnig bezieh. die Excenterscheibe sitze gleich auf
                              										p; je ein Umgang von p
                              									gebe also einen Hub des Supportschlittens; das Rad m,
                              									von welchem die Bewegung des Zahnkranzes abgeleitet wird, gehe, wie es bei einem
                              									zweckmäſsigen Verhältnisse des Vorgeleges der Hauptspindel sein kann, 3mal so schnell
                              									wie die Hauptspindel, der Zahnkranz q aber habe 2mal so
                              									viel Zähne wie das Rad r auf der Welle; ein Umgang
                              									desselben bewirke also, unter Stillstand des Achsenkreuzes, 2 Umgänge der Welle.
                              									Dann muſs die Uebersetzung zwischen dem Rade m und dem
                              									Zahnkranze gleich sein der Anzahl der Nuthen des Werkzeuges, dividirt durch 3 × 2.
                              									Besitzen nun noch die Räder m und y gleich viel Zähne, so ist dieses
                              									Uebersetzungsverhältniſs gleich dem Quotienten der Zähnezahlen von w und u und kann dem
                              									entsprechend leicht abgeändert werden.
                           Es seien nun ferner die Nuthen des Werkzeuges gewunden und es
                              									betrage die Steigung derselben, d. i. die Länge des Werkzeuges, auf welcher die
                              									Nuthen einmal herumgehen, 10cm, die der
                              									Leitspindel aber 1cm, dann muſs die durch das
                              									Achsenkreuz zu bewirkende Bewegung der Welle p erst
                              									während 10 : 1 Umgängen der Leitspindel so viel betragen, als während eines Umganges
                              									der Antriebspindel (des Werkstückes) durch den Zahnkranz bei feststehendem
                              									Achsenkreuze hervorgebracht wird, die Uebersetzung zwischen Leitspindel und
                              									Achsenkreuz, da ein Umgang des letzteren 1+\frac{2}{1}=3 Umgänge
                              									der Welle p gibt, also gleich sein muſs der Zahl der
                              									Nuthen des Werkstückes, dividirt durch (10 : 1) × 3, bei einem Werkzeuge mit zwei
                              									Nuthen also: 2: [(10 : 1) × 3] =1/15, bezieh.
                              									15fach zum Langsamen.
                           Die Organe des Differentialräderwerkes könnten selbstverständlich
                              									auch umgetauscht und auf das Achsenkreuz die normale Bewegung und auf den Zahnkranz
                              									die Differentialbewegung übertragen werden; auch könnte eines dieser beiden Organe
                              									auf der Welle befestigt werden, daher die resultirende Bewegung erhalten, während
                              									dem lose aufgeschobenen Rade r eine der
                              									Seitenbewegungen übertragen werden könnte. Ebenso auch Heise sich das Getriebe statt
                              									in Stirnrädern in Kegelrädern ausführen. Das Achsenkreuz mit den Planetenrädern
                              									würde dann am besten auf der Welle befestigt, die Normal- und Differentialbewegung
                              									also auf die beiden lose aufgeschobenen Seitenräder übertragen; doch ginge es auch
                              									an, das Achsenkreuz lose aufzuschieben und mit der Normal- oder Differentialbewegung
                              									zu versehen und die resultirende Bewegung auf eines der Seitenräder zu
                              									übertragen.
                           Die in Fig. 1
                              									ersichtlichen Räder k1, l1 und m1 dienen zum Betriebe
                              									der Leitspindel von einer kurzen Welle aus, welche im Inneren des Spindelkastens
                              									mittels der Umkehrräder n1, o1 von der
                              									Haupt- oder Antriebspindel betrieben wird.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
