| Titel: | Ueber Neuerungen im Mühlenwesen; von Prof. Fr. Kick. | 
| Autor: | Fr. Kick | 
| Fundstelle: | Band 250, Jahrgang 1883, S. 477 | 
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                        Ueber Neuerungen im Mühlenwesen; von Prof. Fr.
                              								Kick.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 17 und 33.
                        (Patentklasse 50. Schluſs des Berichtes S. 237 d.
                           								Bd.)
                        Kick, über Neuerungen im Mühlenwesen.
                        
                     
                        
                           5) Desintegratoren oder Dismembratoren sind durch eine neue Ausführungsform vertreten, welche nach
                              									der Construction von A. Putz durch Ganz und Comp. in Budapest gebaut wird und die
                              									Benennung „Hungaria“ erhielt. Diese in Fig.
                                 										1 und 2 Taf. 33
                              									dargestellte Maschine hat den Zweck, das von Glattwalzen gequetschte Mahlgut vor der
                              									Cylindrirung „zu zerkleinern“, um das Mehlabsichten und Sortiren desselben
                              									vollständiger zu erzielen. Mithin ist die Bestimmung dieselbe, welche die
                              									Dismembratoren von Nagel und Kaemp bezieh. Ferd. Kraus u.a. (vgl. 1880 237 * 197. 1881 242 * 263) erzielten und die
                              									man auch durch Fischer's Detacheur anstrebte und wenigstens theilweise, denn die Einwirkung war
                              									hier minder kräftig, auch erreichte.
                           Wie aus den genannten Figuren ersichtlich ist, arbeitet die „Hungaria“ mit
                              									Schlägern s, welche das Mahlgut gegen die
                              									scharfkantigen Querbacken b des Gehäuseinneren wirft,
                              									wobei sich die Schlägerwelle mit 1800 bis 2000 Umgängen dreht. E ist der Einlauf; die Abfuhr des Mahlgutes erfolgt in
                              									der Weise, daſs dasselbe gegen den am Scheitel angeordneten schrägen Kanal k geworfen wird. Da die Stärke und Wirkung der Stöſse
                              									vor Allem von der Geschwindigkeit des Stoſses abhängt, diese mit Rücksicht auf
                              									Abmessung und Umlauf ungefähr 34m beträgt, so
                              									wirkt diese Maschine weniger kräftig als die Carr'schen
                              									Desintegratoren; sie ist als ein verschärft wirkender Detacheur zu bezeichnen und
                              									mag sich durch den der horizontalen Anordnung wegen bequemeren Antrieb, sowie durch
                              									Dauerhaftigkeit günstig unterscheiden. In Bezug der Arbeitsleistung werden die
                              									Vortheile nicht schwer wiegen; denn die etwas schärfere Wirkung theilt zwar das
                              									gequetschte Mahlgut besser, greift aber doch die Kleie mehr an, daher diese Maschine
                              									gleich den Dismembratoren nur dort in den Rahmen der Hochmüllerei völlig paſst, wo
                              									schon minderwerthige Producte, schlechtere Dunste und Schalen, aufzuarbeiten
                              									sind.
                           Daſs durch die Anwendung der Wurfwirkung für Theilungsarbeiten nicht an Kraft gespart
                              									werden kann, wurde durch die vom Berichterstatter hierüber angestellten Versuche
                              									(vgl. 1883 248 93) erwiesen; die Desintegratoren oder
                              									Dismembratoren sollen daher nicht als eigentliche Zerkleinerungsmaschinen verwendet
                              									werden, sondern nur zum Auf lösen des gequetschten und
                              									in Folge dessen gelockerten Mahlgutes und auch hier in der Hochmüllerei nur für die
                              									obenbezeichneten minderwert Ingen Zwischenproducte. In dieser Richtung bieten
                              									besonderes Interesse die Erfahrungen einer Mühle, welche früher das
                              									Flachmahlverfahren betrieb, später kurze Zeit Hochmüllerei und nun eine auf rasche Production von
                              									viel Putzdunst gerichtete Halbhochmüllerei: es ist dies die Stadtmühle in Zürich.
                              									Der Pächter dieser Mühle, Hr. Maggi, theilte mir mit,
                              									daſs beim Flachmahlen der Desintegrator (aus der Fabrik von Martini, Tanner und Comp. in Frauenfeld, der Maschine Carr-Toufflin, vgl. 1879 231
                              									* 103, am nächsten kommend) nur auf vorgequetschten
                              									Weizen gut arbeitete und hiermit ein Mahlresultat erhalten wurde, welches das früher
                              									auf Steinen (Mahlgängen) erzielte bedeutend übertraf; spätere, mit den geriffelten
                              									Hartguſswalzen angestellte Versuche ergaben ein noch weit besseres Ergebniſs, worauf
                              									der Desintegrator eine Zeit lang auſser Thätigkeit gesetzt wurde.
                           Nachdem jedoch der weit getriebene Griesprozeſs des österreichischen Mahlverfahrens
                              									für die Züricher Verhältnisse nicht lohnend befunden wurde, fand der Uebergang zur
                              									heutigen Halbhochmüllerei mit Vorquetschen statt und kam hiermit der Desintegrator
                              									wieder in Verwendung und zwar auf 4. und 5. Schrot, welches in seiner Qualität dem
                              									6. bis 8. Schrot der Pester Mühlen ziemlich ähnlich ist. Obgleich auch hier die
                              									Schrotmehle etwas geringer werden als von Walzen, so wird doch dafür die Kleie
                              									leichter und die Mahlarbeit kürzer.
                           Dieses Erfahrungsresultat ist natürlich nicht bloſs auf einen Martini'schen Desintegrator zu beziehen, sondern auf jeden, mag er nun
                              									Hungaria oder Dismembrator genannt sein; denn das Arbeitsprinzip ist stets dasselbe
                              									und kann bei allen diesen Maschinen das Vorquetschen angewendet und auch die
                              									Umlaufzahl angepaſst werden jener Einwirkung, welche man geben will. Es wäre gar
                              									nicht nöthig, diese ganz selbstverständliche Thatsache erst auszusprechen, wenn
                              									nicht in Müller-Fachblättern in Bezug auf Dismembratoren das Gegentheil behauptet
                              									worden wäre. Die sonst noch vorliegenden hierher gehörigen Neuerungen sind von noch
                              									geringerer Bedeutung.
                           Brinck und Hübner in Mannheim (* D. R. P. Nr. 18297 vom
                              									1. Oktober 1881) hat die Schlagstifte gröſstentheils nicht durch Verschrauben mit
                              									den Trommelscheiben verbunden, sondern einfach dadurch, daſs er die Mehrzahl der
                              									Stifte in Löcher von Scheibenringen einsteckt, welche mit den Trommelscheiben durch
                              									einzelne verschraubte Schlagstifte verbunden werden; ferner wenden dieselben auch
                              									Schlagstifte an, welche schief zu den Trommelscheiben stehen.
                           Ferd. Kraus in Neuſs a. Rh. (* D. R. P. Nr. 15 728 vom
                              									24. März 1881) ordnet ein die Schlag- oder Stiftenscheiben rundum umspannendes
                              									Gitter an, aus Stiften bestehend, welche in zwei Ringe, von denen einer etwas
                              									drehbar ist, lose eingesetzt sind. Verstellt man nun den beweglichen Ring etwas, so
                              									stellen sich die Stifte schief und etwa an ihnen hängendes Mahlgut wird bei dieser
                              									Verstellung abfallen können und zwar um so vollkommener, wenn die Verstellung bald
                              									vor, bald zurück (rüttelnd) erfolgt. Statt dieser Anordnung verwendet Kraus zur Reinigung eines nicht verstellbaren Gitters
                              									Bürsten und ertheilt dem ganzen Gitter beim Putzen eine rotirende Bewegung unter der im Gehäuse
                              									angebrachten Bürste.
                           H. F. Saint Requier in Paris (* D. R. P. Nr. 20302 vom
                              									11. Februar 1882) läſst das Mahlgut auf sehr groſse Wurfteller, welche sich mit 1200
                              									bis 1500 Umdrehungen bewegen, aufflieſsen und gegen feststehende Schneiden aus Stahl
                              									schleudern. Hierbei stellt er jedoch diese Schneiden radial einwärts gekehrt, weil
                              									er glaubt, daſs der Wurf des Mahlgutes „durch die Centrifugalkraft in radialer Richtung“ erfolgt. – Wie lange wird es
                              									wohl noch dauern, bis diesen HH. Constructeuren (?) sämmtlich klar geworden, daſs
                              									das Abfliegen eines rotirenden Körpers im tangentialen Sinne erfolgt?!
                           6) Scheibenmühlen. Hierher mögen auch Maschinen gezählt
                              									werden, welche in der äuſseren Form ganz dem Mahlgange nachgebildet sind, aber statt
                              									der Steine geriffelte Stahl- oder Hartguſsscheiben verwenden, oder Guſseisenscheiben
                              									mit aufgesetzten geriffelten Sectoren von Stahl oder Hartguſs.
                           Es lassen sich solche oberläufige Scheibenmühlen so
                              									ausführen, daſs das Schrot, verglichen mit jenem von Steinmahlgängen, minder reich
                              									an Mehl wird; aber es ist ganz unmöglich, damit ein Resultat zu erzielen, welches
                              									dem von richtig construirten und verwendeten Schrotwalzenstühlen ebenbürtig wäre,
                              									weil der Weg des Mahlganges in der Scheibenmühle ein viel längerer ist und bei dem
                              									Durchgange desselben zwischen den Scheiben die einzelnen Getreidekörner bezieh.
                              									Schrote oder Griese nie so isolirt der abscherenden Einwirkung der Riffeln
                              									unterworfen werden, als dies bei Riffelwalzen der Fall ist. Man kann also mit derlei
                              									Scheibenmühlen nie so gleichförmig schroten bezieh. auflösen als mit Walzen.
                              									Allerdings läſst sich mit diesen Maschinen auch mehrmals schroten; es unterliegt
                              									natürlich auch keinem Anstände, das Mahlgut gehörig zu sichten, die erhaltenen
                              									Dunste, Griese und Schrote zu putzen, dann getrennt der
                              									weiteren Bearbeitung zu unterziehen und hierbei Scheiben von allmählich feinerer
                              									Riffelung anzuwenden, also solche, deren Riffelung den einzelnen Zwischenproducten
                              									angepaſst ist.
                           Dasselbe geschieht bekanntlich bei der Walzenmüllerei schon jahrelang. Mit alledem
                              									hat man nichts anderes erreicht, als weit unvollkommener, wie dies durch Riffelwalzen möglich ist, Hochmüllerei getrieben. Hierauf beschränkt sich das in
                              									französischen Zeitschriften mit so viel Schwung beschriebene neue Mahlverfahren (Nouveau procédé de mouture) der Gebrüder Mariotte und Boffy in Vereux.Vgl. Mémoires et Compte-rendu des Travaux de la
                                       												Société des Ingénieurs civils,. Paris 1883 S. 222 bis
                                    										240. Gerade der längere Mahlgutweg und die dadurch bedingte Reibung
                              									soll wesentliche Vortheile bringen, die Walzenarbeit soll schlechter sein.A. o. O. S. 236. Es treten hier in Bezug auf die Walzen ganz
                              									merkwürdige Anschauungen zu Tage. – Es verdient erwähnt zu werden, daſs sich in
                              									den französischen Mühlen ein Umschwung vorbereitet und daſs unter direkter Förderung
                              									von Seite der dortigen Regierung Versuche im Groſsen mit den verschiedenen
                              									Walzensystemen und Mahlverfahren angestellt werden. Solche Versuche sind sehr
                              									schwierig, denn es ist der Gebrauch der einzelnen Maschinen der Beschaffenheit der
                              									zu verarbeitenden Frucht anzupassen; auch ist nicht zu übersehen, daſs an Kleber
                              									reiche Mehle nur aus an Kleber reichem Weizen erzielbar sind und daſs dies der so
                              									weiche nordfranzösische Weizen, dessen Dunste sich sehr schwer putzen lassen, nicht
                              									ist.
                           Bei jenem Umwandelungsprozesse handelt es sich nicht allein um constructive
                              									Aenderungen der Mühleneinrichtung, sondern auch um landwirtschaftliche Gewinnung der
                              									früher vom Flachmüller ungern verarbeiteten harten Weizensorten.
                           Nahe verwandt mit der Scheibenmühle Mariotte's ist jene
                              									von Louis Gathmann in Chicago (* D. R. P. Nr. 20050 vom
                              									14. März 1882) und gilt von dieser wohl auch das oben Gesagte. Wenn auch Gathmann's Construction, ähnlich einem unterläufigen
                              									Mahlgange, entschieden besser und der Weg des Mahlgutes hierdurch, sowie zu Folge
                              									der eigenartigen Gestaltung der unteren Scheibe, ein kürzerer ist als bei Mariotte, so kann man eine ganz ähnliche
                              									Arbeitswirkung, die Längstheilung der Weizenkörner der Spalte nach, doch auch ganz
                              									gut mittels Riffelwalzen erhalten. Das erste Schrot vieler Pester Mühlen weist
                              									zumeist Körner auf, welche der Länge der Spalte nach gebrochen sind; dort stehen
                              									grob geriffelte Hartguſswalzen in Verwendung. Ein Vortheil der Gathmann'schen Anordnung könnte gegenüber den
                              									Walzenstühlen nur in einer Ersparniſs an Kraft liegen.
                           7) Walzenstühle. Sehr zahlreich sind die constructiven
                              									Abänderungen und Variationen, welche hier vorliegen; von besonderem Belange ist
                              									jedoch keine. Relativ am werthvollsten ist die selbstthätige
                                 										Ausrückvorrichtung bei den Wegmann'schen Porzellanwalzenstühlen; sie findet statt, sobald die
                              									Mahlgutzuführung zwischen die Walzen aufhört; denn in diesem Falle würden sich die
                              									Porzellanwalzen unmittelbar an einander der Differentialgeschwindigkeit wegen
                              									reiben, wodurch eine bedeutende und ungleichmäſsige Abnützung entstünde. Diese
                              									Aufgabe ist dadurch gelöst, daſs das Mahlgut, so lange es in genügender Menge in der
                              									Gosse enthalten ist, eine dort angebrachte Klappe in bestimmter Stellung erhält; bei
                              									der Entleerung der Gosse wird diese Klappe entlastet und ein Gewicht leitet eine
                              									Bewegung ein, welche die Veranlassung zur Ausrückung der Walzen abgibt. Der
                              									diesbezügliche Mechanismus ist in Fig. 3 und
                              										4 Taf. 33 dargestellt und sei dessen Wirkung nachstehend
                              										beschrieben.Figur und Beschreibung entnahm ich dem Supplement zu
                                       												meinem Lehrbuche des Mühlenbetriebes, Leipzig 1883 8.
                                    										32.
                           
                           So lange in der Gosse G Mahlgut vorhanden ist, befindet
                              									sich die Klappe k durch den Druck des Mahlgutes in der
                              									punktirten Lage, desgleichen das Gewicht g1 und der Arm a1 welche an derselben Achse c1 befestigt sind. Geht das Mahlgut zu
                              									Ende, so sinkt g1 sowie
                              										a1; durch diesen
                              									Arm a1 wird hierbei das
                              									Stängelchen s niedergezogen und der Hebel h1 um dessen Drehpunkt
                              										c2 so bewegt, daſs
                              									das Gewicht g2 frei
                              									wird und nach links fällt. Hierbei ist zu bemerken, daſs der Ann des Gewichtes g2 frei drehbar auf der
                              									Achse c1 angebracht
                              									ist.
                           Beim Fallen des Gewichtes g2 schlägt die Warze w desselben gegen den
                              									Hebel h2, dessen Arm
                              										a2 hierdurch nach
                              									links bewegt wird und den Arm a3 des Hebels h3 frei macht, welcher durch den bei o wirkenden Zug einer Feder zu einer Drehung gezwungen
                              									wird. An dieser Drehung nimmt der Zapfen z theil,
                              									welcher mit der Achse c3 geeignet verbunden ist. Nachdem der Zapfen z in dem Schlitze des Hebels h4 auf diesen einwirkt, macht auch a4 eine Drehung in der
                              									Richtung des Pfeiles nach rechts. Indem sich das Stück a4 gegen rechtsS. 32 des angezogenen Supplements Z. 4 v. u. muſs es heiſsen „gegen rechts“ statt „gegen links“.K. verschiebt,
                              									macht diese Bewegung der Rahmen tnm mit und dadurch
                              									hört zunächst der von der Feder F ausgehende Andruck
                              									auf; es nähert sich aber gleichzeitig das Querstück u
                              									dem linken Ende des Rohres r und wirkt endlich auch
                              									verschiebend auf dieses ein, wodurch die Bewegung des Hebels H hervorgerufen wird, welche so weit erfolgt, daſs die Walzen einen
                              									Abstand von ungefähr 5mm erreichen.
                           In Bezug auf den elastischen Andruck ist zu betonen, daſs die Achse c4 durch die ganze
                              									Breite der Maschine geht und beiderseits je einen Arm a4 trägt. Diese Arme sind während der
                              									Arbeit durch die Theile z, a3 und a2
                              									festgehalten und wirken wie feste Ansätze. Durch die Schraube S, welche in m ihre Mutter
                              									findet, wird die starke Feder F gespannt und die Stärke
                              									des Andruckes geregelt (beiderseits ist die Spannvorrichtung dieselbe), daher der
                              									Hebel H und die Walze w2 gegen die fest gelagerte Walze w1 gedrückt werden. Die
                              									schwächere Feder f hat nur den Zweck, den Steg u stets an die Arme a4 anzudrücken. Dieser Apparat arbeitet sehr gut,
                              									erfordert aber sorgfältiges Reinhalten.
                           Finden sich hier schon Fälle, wo in Mühlen die erwähnte nothwendige Reinhaltung
                              									minder gern eingehalten wird als jene Achtsamkeit, welche verhindert, daſs der
                              									Porzellanwalzenstuhl leer läuft, so kann die selbstthätige Ausrückung bei den
                              									Hartguſswalzenstühlen noch weit weniger als dringendes Bedürfniſs bezeichnet werden.
                              									Haben diese Stühle glatte Hartguſswalzen, so ist der Leerlauf in seinen Wirkungen
                              									weit weniger nachtheilig als bei Porzellan; bei Stühlen mit geriffelten Walzen
                              									(Schrotstühlen) sollte er sich gar nicht fühlbar machen; denn hierbei hat der Minimalabstand
                              									der Walzen stets so fixirt und deren Lagerung so genau gehalten zu sein, daſs eine
                              									Berührung der Walzen überhaupt nicht eintreten kann. Allerdings kann dieser Fall bei
                              									ausgelaufenen Lagern oder bei Nichtgebrauch der Stellvorrichtung für den
                              									Minimalabstand der Walzen dennoch eintreten und ist daher eine solche selbstthätige
                              									Ausrückung als eine Sicherung gegen die bei schlecht gewarteten Stühlen beim
                              									Leergange mögliche Walzenbeschädigung zu betrachten. Diese schlechte Wartung sollte
                              									aber schon aus Rücksichten des laufenden Betriebes, welcher die Herstellung
                              									gleichartigen Schrotes erfordert, ausgeschlossen sein; denn wenn die Walzen in ihren
                              									Lagern Spiel haben und es der Einwirkung des Mahlgutes bedarf, die Walzenentfernung
                              									festzustellen und ihre Berührung zu hindern, dann wird ein richtiges gleichförmiges
                              									Schrot nicht erhalten; es findet mehr ein Quetschen als bloſses Brechen und
                              									Abscheren statt, das Schrot muſs reicher an Mehl und ungleichförmiger werden.
                           Viel mehr als die selbstthätige Ausrückung der Walzen ist eine solche Construction der Lager Bedürfniſs, bei welcher
                              									einerseits ein seitliches Anziehen von Lagerschalentheilen möglich ist, andererseits
                              									eine solche Einstellung der Lager, daſs die Walzenachsen genau parallel bleiben;
                              									denn hiermit lassen sich die Fehler des Auslaufens völlig beheben und je nach der
                              									Arbeit ein bestimmter Minimalabstand feststellen, durch welchen beim Leerlaufe eine
                              									Berührung und gegenseitige Beschädigung der Riffel walzen unmöglich wird. Derartige
                              									constructive Neuerungen lassen aber die zahlreichen Patente vermissen und ist nur
                              									bei Wegmann durch die in Fig. 4 Taf.
                              									33 bei Z angegebene Keilstellung lediglich für die
                              									Parallelstellbarkeit der Walzen gesorgt, nicht aber für Beseitigung des Spieles in
                              									den Lagern.
                           Die selbstthätige Ausrückung, beim Ausgehen des Mahlgutes in der Gosse, ist von K. H. Kühne und Comp. in Löbtau-Dresden (* D. R. P. Nr.
                              									24424, Zusatz zu Nr. 21796 vom 6. Oktober 1882) und von Ganz
                                 										und Comp. in Budapest angewendet. In beiden Fällen geht der Anstoſs zur
                              									Auseinanderrückung der Walzen von einer in der Gosse angebrachten Klappe aus, wie
                              									dies auch bei der Wegmann'schen Construction besprochen
                              									wurde.
                           Bei der Anordnung von Kühne soll das Gewicht Q (Fig. 5 Taf.
                              									33), welches an einem Arme der Klappenachse sitzt, durch die Theile r und s den Hebel h nach rechts bewegen; dadurch wird der Arm a frei und kann dem Zuge der Feder f folgen. Bei Bewegung des Hebels a werden einerseits zwei Excenter e derart gedreht, daſs hierdurch die bewegliche Walze
                              										w1 von der fest
                              									gelagerten w2 abgezogen
                              									wird; andererseits wird zugleich durch die Zugstange z
                              									eine Klauenkuppelung ausgerückt, wodurch die Speisewalze in Ruhe kommt. Diese
                              									Construction dürfte unsicher wirken, weil die nothwendig sehr kräftige Feder f den Bolzen b mit
                              									bedeutender Kraft an dem Ausschnitte des Hebels h
                              									andrücken und daher auch
                              									diesen festhalten muſs. Die Auslösung könnte wohl bei einem Falle des Gewichtes Q erfolgen; dasselbe wird
                              									aber langsam sinken, weil ja auch das die Klappe k
                              									belastende Mahlgut nur allmählich weniger wird.
                           Der von Ganz und Comp. angewendete Mechanismus wird zuverlässig arbeiten; hingegen ist derselbe ziemlich
                              									complicirt. Wie aus Fig. 6 bis
                              										8 Taf. 33 ersichtlich ist, kann die Klappe k, wenn sie nicht durch Mahlgut niedergedrückt
                              									ist, die in Fig. 6
                              									gezeichnete Stellung einnehmen, wodurch der um o
                              									drehbare Hebel h dem Uebergewichte seines auſserhalb
                              									der Gosse liegenden Fortsatzes folgen kann; dieser Theil des Hebels sinkt mit der
                              									daran gehängten Schiebklaue m und der Führungsgabel g. Nachdem aber die Riemenscheibe r mit der an derselben angebrachten Nase n von der Hauptwelle w aus
                              									ununterbrochen bewegt wird und n auf den Ansatz i der Gabel hebend einwirkt, so wird bei jedem Umgange
                              									der lose auf der Büchse c
                              									aufgesetzten Scheibe r die Gabel g und dadurch auch der Hebel h einmal gehoben, um dann wieder ausgelassen zu werden und zu sinken.
                              									Durch diese Rückkehrbewegungen des Hebels h, welchen
                              									auch die Schiebklaue m folgen muſs, erfolgt eine
                              									Drehung des Sperrrades b, welches auf der Achse a aufgekeilt ist. Indem dieses Sperrrad nur am halben Umfange mit Zähnen versehen ist, kann es auf
                              									diese Weise nur um 180° gedreht werden; daher macht auch die Welle a nur eine Drehung um 180° und gelangen hierdurch die
                              									Krummzapfen (Kurbeln) a1 aus der gezeichneten tiefsten Stellung in die höchste, ziehen mithin die
                              									Ketten k1 an, welche
                              									die Andruckgewichte heben und zugleich die beweglichen Walzen w1 von den fest
                              									gelagerten w2 entfernen
                              									(vgl. Fig. 6 und 8).
                           Die Drehung von a um einen halben Umgang hat ferner zur
                              									Folge, daſs auch die Mahlgutzuführung abgestellt wird. Dies geschieht dadurch, daſs
                              									das auf dem excentrischen Theile der Büchse c lose aufgesetzte Rad d
                              									in Folge der Drehung der Achse a ausgerückt wird,
                              									mithin seine Bewegung, welche es noch weiter in Folge Eingriffes des Zapfens z in den Schlitz von f zu
                              									machen gezwungen ist, nicht mehr auf die Räder R1, R2 und R3 überträgt. R1 und R3 sitzen an den Speisewalzen p1 und p2 und hört deren Drehung hiernach auf. Die
                              									schwingende Bewegung des Hebels h hat ferner noch zur
                              									Folge, daſs von q aus das Läutewerk l so lange erklingt, bis neues Mahlgut in die Gosse
                              									gelangt, oder bis das Gewicht Q in die punktirte Lage
                              									gebracht wird, in welchem Falle es durch Vermittelung des kleinen Winkelhebels tt1 den Hebel h am Sinken und daher an der Rückkehrbewegung
                              									hindert.
                           Ist Mahlgut in die Gosse G gelangt, so hebt man den
                              									Sperrkegel z aus und stellt die Achse a durch Bethätigung einer daran angebrachten Handkurbel
                              									wieder in die gezeichnete Stellung und hierdurch ist sowohl der elastische Andruck –
                              									bezieh. die bewegliche Walze links und rechts – als auch die Zuführung wieder
                              									eingerückt. Von derselben Firma sind für andere Stühle Constructionsvarianten dieser Selbstausrückung zur
                              									Ausführung gelangt.Hier mag auch erwähnt werden, daſs es ganz wohl anginge, nach demselben
                                    											Prinzipe, welches bei der Selbstausrückung der Strecken in der
                                    											Baumwollspinnerei und bei den Webstühlen zur Anwendung gekommen ist, eine
                                    											Selbstabstellung der Walzenstühle einzurichten und daſs der diesbezügliche
                                    											Mechanismus, ohne umständlicher zu sein, den Vortheil hätte, die Maschine
                                    												völlig in Ruhe zu bringen.
                           Es wurde eben bemerkt, daſs durch die Drehung einer Kurbel um 180° sowohl die
                              									Zuführung, als die Walzen zur Wirkung gebracht werden. Diese gleichzeitige Ein- und Ausrückung der Walzen und der Speisung bildet den
                              									Gegenstand zweier Patente der Firma Ganz und Comp. (*
                              									D. R. R Nr. 18768 vom 13. August 1881 und * Nr. 20526 vom 19. März 1882); doch
                              									glauben wir nach dem Vorhergehenden, das diesbezügliche, auf Stühle verschiedener
                              									Anordnung sich beziehende Detail übergehen zu können. Dieselbe Aufgabe wurde in
                              									recht gelungener Construction auch von C. G. W. Kapler
                              									in Berlin (* D. R. P. Nr. 18499 vom 13. November 1881) gelöst.
                           Gebrüder Seck in Dresden (* D. R. P. Nr. 15935 vom 26.
                              									November 1880) wollen bei Schrot- und Auflösewalzenstuhlungen die Uebertragung der Walzenbewegung durch eine Kette
                              									erreichen unter Einschaltung einer dritten Kettenscheibe zur Erzielung der
                              									Walzendrehungsrichtung im entgegengesetzten Sinne und zur Anspannung der Kette.
                              									Hierdurch sollen die Uebelstände der Zahnräder beseitigt werden: dafür dürften sich
                              									jedoch andere Schwierigkeiten einstellen, als welche die wahrscheinliche Dehnung und
                              									der unausbleibliche Verschleiſs der Kette wohl nicht minder ins Gewicht fallen
                              									werden, wie der Verschleiſs der Zahnräder und deren nöthige Auswechselung bei
                              									allmählich kleiner werdenden Durchmessern der Walzen.
                           Desgleichen genügt es, in Kürze zu erwähnen, daſs Ferd.
                                 										Kraus in Neuſs a. Rhein (* D. R. P. Nr. 21293 vom 2. Juli 1882) die
                              									Anwendung mit Kanälen versehener oder hohler Achsen und Walzen zum Zwecke der Kühlung oder Erwärmung der Walzenkörper und die
                              									Anwendung mit Kanälen versehener oder hohler Lagerkörper zur Kühlung der Achsenlager
                              									sich patentiren lieſs.
                           Die Patente von G. Luther in Braunschweig (* D. R. P.
                              									Nr. 17650 vom 7. Oktober 1881) und von E. Trepte in
                              									Lindenau-Leipzig (Erl. * D. R. P. Nr. 18378 vom 16. Oktober 1881) lauten auf Aspirationseinrichtungen an Walzenstühlen. G. Luther's
                              									Anordnung ist in Bezug auf die Form des Filters und die Construction des
                              									Abstaubapparates beachtenswerth. Das Filter ist in Fig. 9 Taf.
                              									33 im Querschnitte dargestellt. Der Patentanspruch lautet: „An
                                 										Filterabstaubapparaten für Mahlmaschinen: 1) die Anordnung eines im Querschnitte
                                 										sternförmigen, um eine Achse sich drehenden Filters, dessen eine Stirnwand einen
                                 										cylindrischen Ansatz besitzt, welcher während des Abklopfens als Abschlulshahn wirkt; 2) die
                                 										selbstthätige Abstaubung des Filters durch eine Feder, welche bei der Drehung
                                 										der Filterachse von einem Rade, das den Zähnen einer Traverse achsial
                                 										auszuweichen genöthigt ist, abwechselnd gespannt und wieder losgelassen
                                 										wird.“ Die Drehung des Filters findet durch einen Schiebklauenmechanismus so
                              									lange ganz langsam statt, bis der Abschluſs des Saugrohres erfolgt ist; von diesem
                              									Augenblicke an wird die Filterachse durch die Wirkung eines an derselben
                              									befestigten, fallenden Gewichtes rasch gedreht und hierbei in der Längsrichtung
                              									geschüttelt, weil die an einer Scheibe der Filterwelle befindlichen Zähne oder Nasen
                              									über drei an einem festen Querstücke angebrachten schrägen Zähne hingleiten und im
                              									Vereine mit der auf die Filterwelle drückenden Feder dieselbe rasch hin und her
                              									bewegen oder schütteln.
                           In Bezug auf die Verbindung von Walzenstühlen mit
                                 										Siebvorrichtungen zu einer Maschine sind die Patente von H. Seck in Frankfurt a. M. (* D. R. P. Nr. 16402 vom
                              									15. Oktober 1880 und * Nr. 17225 vom 26. April 1881) zu erwähnen, weil sie in so
                              									fern Berechtigung haben, als hierdurch an Elevatoren und Cylindern etwas gespart
                              									werden kann, obwohl andererseits die Ueberwachung des Ganges, wie die Einstellung
                              									der Maschine schwieriger wird.
                           Fig.
                                 										10 und 11 Taf. 33
                              									zeigen einen Vertikal- und einen Horizontalschnitt durch die Seck'sche Anordnung nach dem zweiten Patente. Es sind hierbei zwei hohe
                              									Walzenstühle A und B (Fig.
                                 										11) jeder mit drei über einander liegenden Walzenpaaren (vgl. Fig.
                                 										10) durch die Verbindung mit Sichtcylindern S
                              									und Schleuderwerken T zu einer Maschine verbunden. Der
                              									Weizen gelangt zunächst zur Gosse, welche über dem untersten Walzenpaare III, III' im Ständer B
                              									sich befindet, geht durch dieses Walzenpaar (Riffelwalzen) und wird durch einen
                              									Elevator zu einem oberhalb in der Mühle befindlichen Sichtcylinder gehoben, weil man
                              									das erste Schrotmehl für sich absichten will. Die groben Producte kommen zum Stuhle
                              									zurück und werden durch ein Schleuderwerk dem obersten Walzenpaare IV, IV' im Ständer A
                              									zugeführt; das so erhaltene zweite Schrot gelangt über eine Rutschfläche zur
                              									Schnecke n, wird von derselben in den Sichtcylinder S geschoben, die feinen Theilchen werden abgesichtet
                              									und gelangen auſser die Maschine. Die groben Theile werden dem Schleuderwerke T zugeführt und von diesem dem zweiten Walzenpaare II, II' des Ständers B.
                              									Die durch die Walzen II, II' fallenden Producte
                              									gelangen durch einen Sichtcylinder und ein Schleuderwerk zum untersten Walzenpaare
                              										VI, VI' von A und
                              									werden hier ein 4. Mal geschroten, dann durch den Elevator c dem obersten Sichtcylinder zugeführt, von diesem jenem Schleuder werke,
                              									welches das oberste Walzenpaar I, I' von B speist. Die feinen Producte vom 2., 3. und 4.
                              									Schroten gehen auſser die Maschine und werden gemeinschaftlich der Beutlerei
                              									zugeführt, wobei allerdings angenommen wird, daſs diese Schrotmehle gleichwerthig sind. Die von I, I' kommenden Producte des 5. Schrotens werden einem
                              									Elevator e1 zugeführt
                              									und abgebeutelt. Das Walzenpaar V, V' (im Stuhle A in der Mitte liegend) wird für sich mit Mahlgut
                              									(Dunst) versehen., die Producte desselben für sich gehoben und in der Beutlerei
                              									abgesichtet. Diese Maschine steht daher mit 5 Elevatoren in Verbindung; der erste
                              									hebt die Producte vom 1. Schroten in die Beutlerei, der zweite kurze Elevator hebt
                              									die Producte vom 4. Schroten zum obersten Sichtcylinder der Maschine, der dritte und
                              									vierte Elevator befördert die Producte vom 5. Schroten und den Kleiewalzen V, V' zur Beutlerei und der fünfte hebt die
                              									abgesichteten Producte vom 2. bis 4. Schroten. Erspart wird durch diese Anordnung
                              									das Heben des 2., 3. und 4. Schrotes in die Beutlerei und die dort sonst hierfür
                              									nöthigen Sichtmaschinen.
                           8) Sichtmaschinen oder Siebvorrichtungen. Die hierher
                              									gehörigen Neuerungen beziehen sich mit wenigen Ausnahmen auf Centrifugalsichtmaschinen und kann von denselben auch gesagt werden, daſs
                              									eine wesentliche Verbesserung durch dieselben nicht erzielt ist. Nachdem in dem Supplemente zu Kick's Lehrbuch der Mehlfabrikation ausführlich nachgewiesen
                              									ist, daſs die Form der Flügel der
                              									Centrifugalsichtmaschine keinen wesentlichen Einfluſs auf die Richtung, unter
                              									welcher das Mahlgut gegen die Siebtrommel geworfen wird, ausüben kann, so darf über
                              									die auf die Flügelform sich beziehenden Patente * Nr. 19386 von H. Bauermeister in Hamburg und * Nr. 21807 von G. Lucas in Dresden hinweggegangen werden, obwohl
                              									letzterer mit der eigenthümlichen Flügelform und der Anwendung gerippter Stäbe im
                              									Siebmantel zugleich die Absicht verbindet, das Mahlgut kräftiger aufzulösen. Ebenso
                              									wenig glücklich ist die Anordnung von G. Zeidler in
                              									Görlitz (* D. R. P. Nr. 22301 vom 15. Juli 1882), bei welcher die Flügelwelle
                              									excentrisch zum rotirenden Siebcylinder gelegt ist.
                           Als der Beachtung werth dürfen nachstehende Neuerungen eine kurze Besprechung
                              									finden.
                           J. Heyn in Stettin (* D. R. P. Nr. 16470 vom 8. Januar
                              									1881) ordnet an dem cylindrischen Endstücke des Siebmantels Oeffnungen und nach
                              									einwärts reichende Schaufeln so an, daſs beim Stillstande des Siebmantels kein
                              									Mahlgut in das Innere des Sichters treten kann. Gewöhnlich wird die Mahlgutzuführung
                              									durch eine Schraube an der Schlägerachse oder direkt erzielt; in beiden Fällen kann
                              									eine Anhäufung des Mahlgutes im Cylinder stattfinden, wenn dessen Antrieb versagt.
                              										Heyn theilt ferner den Sichtcylinder in zwei oder
                              									mehrere Abtheilungen dadurch, daſs Zwischenscheiben s
                              										(Fig. 13 Taf. 33) vom Umfange bis nahe zur Achse reichen, auf welcher
                              									kegelförmige Stücke k aufgesetzt sind zum Zwecke der
                              									Uebertragung des Mahlgutes aus einer Abtheilung in die andere. Jeder Abtheilung
                              									entspricht am umhüllenden Kasten ein Sackstutzen und werden dem entsprechend auch
                              									verschiedene Mehlqualitäten gewonnen. Natürlich wird der Gazeüberzug der ersten Abtheilung am
                              									meisten, jeder folgende weniger beansprucht.
                           In Bezug auf die Bespannung jeder Abtheilung mit Seidengaze gibt Heyn
                              									an, daſs die Gaze zu beiden Seiten mit doppelt zusammengelegten Leinwandstreifen l (Fig. 12
                              									Taf. 83) benäht wird; durch die so gebildete lange Stoffschleife wird eine Schnur
                              									gezogen, welche je in eine der rundum laufenden Nuthen n der Abtheilungswände s (vgl. Fig.
                                 										13) zu liegen kommt und nach doppeltem Herumführen angezogen und verknüpft
                              									wird. Hierdurch läſst sich die Gaze in der Längsrichtung des Siebcylinders trefflich
                              									spannen; behufs Verbindung der Enden bezieh. des Spannens in der Quere ist die in
                              										Fig. 14 skizzirte Anordnung getroffen. – Die im Patente * Nr. 23945 von
                              										H. Seck beschriebene Befestigung ist der hier
                              									beschriebenen auffallend ähnlich.
                           G. Daverio in Zürich (* D. R. P. Nr. 15551 vom 27.
                              									Oktober 1880) bringt auſsen am Siebcylinder schief gestellte Stäbe (oder Bürsten)
                              									an, welche die gesichtete Waare bei der Cylinderdrehung gegen die Auslaufseite des
                              									Kastens schieben.
                           H. Schneider in Luckenwalde (* D. R. P. Nr. 18752 vom
                              									14. December 1881) hat die Schläger gelenkig mit Armen verbunden, welche ihrerseits
                              									ebenfalls durch Gelenke auf einer längs der Achse verschiebbaren Hülse befestigt
                              									sind. Auſserdem ist jeder Schläger an einem radialen
                              									Arme durch Schlitz und Stift geradegeführt. Wird nun die Hülse auf der Welle
                              									verschoben, so findet eine Bewegung der Schläger nach auswärts gegen die Siebtrommel
                              									oder nach einwärts statt, je nach der Verschiebungsrichtung der Hülse. Diese
                              									Verstellung kann während des Ganges des
                              									Centrifugalsichters erfolgen.
                           E. Garbe, Gruban und Clans in Berlin (Erl. * D. R. P.
                              									Nr. 17019 vom 19. Juni 1881) haben eine Sichtmaschine mit
                                 										Vorsichter eingeführt, bei welcher der letztere gleichsam die verjüngte
                              									Verlängerung des Hauptcylinders bildet und zwischen Vor- und Hauptcylinder eine Auslaſsscheibe angebracht ist, welche zur Abführung des
                              									Rückstandes radiale Durchbrechungen und zur Ueberführung des Abgesiebten in den
                              									Hauptsichter Durchlässe in der Achsenrichtung besitzt. Diese Auslaſsscheibe ist in
                              									den Fig. 15 und 16 Taf. 33
                              									dargestellt und sind mit a die radialen
                              									Durchbrechungen, mit b jene in der Achsenrichtung
                              									bezeichnet. Es bildet diese Scheibe natürlich einen Bestandtheil des Cylinders und
                              									nimmt mit diesem daher an der Drehung theil.
                           T. F. Rind und R. Lund in
                              									Preston (* D. R. P. Nr. 18355 vom 18. September 1881) lassen den Schläger aus
                              									Abtheilungen bestehen, deren Schlagleisten verschiedene Winkel mit der
                              									Achsenrichtung einschlieſsen, und zwar sollen die Schlagleisten in der Nähe des
                              									Einlaufen stärker, jene der späteren Abtheilungen stufenweise weniger geneigt sein
                              									und dadurch die Siebfläche eine gleichmäſsigere Inanspruchnahme erfahren. Es ist
                              									dies richtig; denn beim Einlaufe ist noch die ganze Menge des Mahlgutes vorhanden
                              									und nur durch raschere Fortbewegung, also durch stärkere Neigung der Flügel im
                              									ersten Theile des Cylinders und durch stufenweise kleinere in den späteren, kann der
                              									Sichtprozeſs gleichmäſsiger auf die ganze Siebfläche vertheilt werden.
                           Alle bisher besprochenen Anordnungen weisen horizontale oder wenig-geneigte Lage des
                              									Sichtcylinders auf. Eine vertikale Stellung hat N. Nielsen und Comp. in Kopenhagen (Erl. * D. R. P. Nr.
                              									15815 vom 10. Februar 1881) angewendet. Gegen diese Anordnung spricht namentlich der
                              									Umstand, daſs die Mühlen gewöhnlich ohnehin vieler Stockwerke bedürfen, um den
                              									namentlich in der Hochmüllerei umständlichen Sicht- und Griesputzprozeſs durchführen
                              									zu können, daher eine Maschine nicht oder selten anwendbar erscheinen wird, welche
                              									noch eines Stockwerkes mehr bedarf.
                           E. R. Witt in Schwetz a. d. W. (* D. R. P. Nr. 22837 vom
                              									22. Juli 1882) hat bei gleichfalls vertikaler Maschine
                              									die Siebfläche in die Form eines umgekehrten Kegelstutzes gebracht, gegen den das
                              									Mahlgut durch Wirkung rotirender Flügel getrieben wird, welch letztere an der
                              									Auſsenseite einer gleichfalls kegelförmigen Trommel sitzen. Abgesehen von dem oben
                              									erwähnten Nachtheile der vertikalen Anordnung wird der Winkel, unter dem das Mahlgut
                              									die Siebfläche trifft, in Folge der Neigung der Kegelfläche nur noch kleiner. Diese
                              									Sichtmaschine wurde hier nur deshalb erwähnt, weil sie unverdienterweise von sich
                              									reden machte.
                           Ebenfalls verfehlt sind die mit Bürsten arbeitenden
                              									Sichtmaschinen von A. H. Martin in Neustadt (Erl. * D.
                              									R. P. Nr. 18252 vom 4. Oktober 1881) bezieh. A. Waugner
                              									in Eislingen und A. Laacke in Göppingen (* D. R. P. Nr.
                              									23031 vom 10. December 1882), weil die Wirkung der Bürsten, abgesehen von gröſserern
                              									Gazeverbrauch, der Gewinnung möglichst von Kleie freien Mehles abträglich ist.
                           9) Die Griesputzmaschinen weisen ganz unwesentliche
                              									Neuerungen auf, ja man kann beinahe sagen, das Gute daran ist nicht neu und das Neue
                              									nicht besser als Altes. Wenn z.B. J. P. Prell in
                              									Augsburg und Wilh. Kumpfmiller in München (* D. R. P.
                              									Nr. 23762 vom 23. Januar 1883) in der Maschine Kleiefilter anbringen, so ist dies
                              									namentlich für kleinere Mühlen recht verwendbar, aber es ist nicht neu, weil Millot dasselbe in noch praktischerer Form früher
                              									gethan hatVgl. Kick's Supplement zum Lehrbuche des
                                       												Mühlenbetriebes S. 51., so wie Cabenes der Erste war, welcher einen sanften Luftstrom durch das Sieb des
                              									Sauberers leitete und dadurch die Kleien über dem Siebe hielt und in den Uebergang
                              									führte, wie dies auch hier beabsichtigt ist.
                           M. Lyon in London (Erl. * D. R. P. Nr. 15318 vom 29.
                              									August 1880) verwendet bei seiner Maschine, welche auch auf Cabenes'sches Prinzip zurückzuführen ist, gleichzeitig einen Druck- und einen Saugventilator. Damit kann er aber
                              									weiter nichts erreichen als kleinere Umlaufzahlen oder kleinere Abmessungen der
                              									Ventilatoren.
                           
                           K. Smith in Minnesota (* D. R. P. Nr. 18737 vom 16. Juli
                              									1881, vgl. 1881 242 269) führt eine neue Form seiner mit
                              										elektrischen Oberflächen die Kleie absondernden
                              									Maschine vor, und zwar wirken die elektrisch gemachten Hartgummiwalzen auf einen
                              									dünnen Strom vorüberfallenden Grieses ein. Nachdem diese Walzen ebenso gut Gries wie
                              									Kleie anziehen, kann eine günstige Wirkung nur dadurch
                              									entstehen, daſs die Kleietheilchen näher und langsamer an den Walzen hinstreichen
                              									und festgehalten werden, die rascher und etwas entfernter hineilenden Griese aber
                              									vorbeifallen. Möglich ist dies, weil die Griese an einer über der Walze liegenden schiefen Ebene abgleiten und die Parabel, nach
                              									welcher die specifisch schwereren Griese fallen, eine stärkere Krümmung besitzt, als
                              									sie jener der leichteren Kleie zukommt. Ohne Zweifel wird man aber durch bewegte
                              									Luft, also durch Anwendung des alten Sonderungsprinzipes, Besseres erreichen
                              									können.
                           10) Mehlmischmaschinen. Unter den diesbezüglichen
                              									Neuheiten sind zwei Patente zu erwähnen: von Ch. Diener
                              									in Breslau (* D. R. P. Nr. 20269 vom 9. April 1882) und von M. Lietzmann in Königs-Wusterhausen (* D. R. P. Nr. 21913 vom 22. August
                              									1882), bei welchen die zu mischenden Mehle in die Vertikalabtheilungen eines Kastens
                              									gefüllt werden, welcher sich nach unten verjüngt. Das verjüngte untere Ende des
                              									Kastens ist durch eine Walze abgeschlossen, in deren rinnenähnliche Längs
                              									Vertiefungen das Mehl fallt. Bei jeder Drehung wird von jeder Mehlsorte eine
                              									entsprechende Menge, abhängig von der Stellung der Querwände, mitgenommen und in
                              									einen darunter befindlichen Raum gebracht, in welchem bei Diener eine Transportschraube, bei Lietzmann
                              									eine Mischwalze die Mengung besorgt. Diese Maschinen können sich nur für die
                              									Mischung kleinerer Mehlmengen eignen und sind nicht geeignet, die alten, an der
                              									Decke der Mischkammer angebrachten Wurfscheiben zu ersetzen.
                           
                        
                     
                  
               
