| Titel: | Neuerungen an auslösenden und anderen Schiebersteuerungen mit ruckweiser Schieberbewegung. | 
| Autor: | Whg. | 
| Fundstelle: | Band 251, Jahrgang 1884, S. 145 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        Neuerungen an auslösenden und anderen
                           								Schiebersteuerungen mit ruckweiser Schieberbewegung.
                        (Schluſs des Berichtes S. 100 d. Bd.)
                        Patentklasse 14. Mit Abbildungen auf Tafel 1, 5, 9, 12 und 13.
                        Neuerungen an Schiebersteuerungen.
                        
                     
                        
                           O.
                                    											Türcke in Dresden (* D. R. P. Nr. 22454 vom 1. November
                                 										1882) führt den auf dem Rücken des Grundschiebers liegenden
                              									Expansionsschieber als Hahn (Drehschieber) aus, wie in Fig. 1 bis
                              										5 Taf. 12 dargestellt ist. Der Grundschieber wird durch ein Excenter
                              									bewegt; der cylindrische Hahn, welcher gegen Längsverschiebung gesichert ist und
                              									durch Federn gegen den Schieber gedrückt wird, erhält seine ruckweise Drehung wieder
                              									durch zwei Daumen. Dieselben sind hier wie gewöhnlich auf einem Muffe h angebracht, welcher auf der von der Kurbelwelle mit
                              									gleicher Geschwindigkeit getriebenen Hilfswelle l vom
                              									Regulator verschoben wird. Eine Rolle ist nicht benutzt; der auf das Ende der
                              									Hahnwelle d aufgekeilte Arm g legt sich vielmehr, durch eine Feder angedrückt, mit einer Nase direkt
                              									gegen den Daumenmuff. Es ist zu beachten, daſs die Querverschiebung des
                              									Drehschiebers, während der Grundschieber unter demselben hin- und hergleitet, nur
                              									eine sehr geringe Kraft beansprucht, so daſs die Abnutzung des Daumenmuffes und der
                              									dagegen liegenden Nase hier nicht groſs sein wird. Ferner ergibt sich noch daraus
                              									der wesentliche Vortheil, daſs auch der vom Regulator bei der Verschiebung des
                              									Muffes zu überwindende Widerstand nicht so groſs wird wie bei anderen
                              									Daumensteuerungen und daher eine bessere Regulirung möglich ist.
                           Die in Fig. 6 bis 9 Taf. 12
                              									dargestellte Steuerung von H. Schliggemann in Mühlenhof bei Riga (* D. R. P. Nr. 16106 vom 15. Mai
                                 										1881) zeigt folgende Eigenthümlichkeiten: Der Daumen c, von dem Arme b eines
                              									lose auf der Kurbelwelle drehbaren Muffes m getragen,
                              									bildet hier gleichsam einen Theil eines Hohlkörpers und verursacht eine Verschiebung
                              									nach der Welle hin. Er wirkt auf Rollen i, welche, von
                              									parallelen Armen h getragen, mit einander und mit der
                              									Schieberstange des Expansionsschiebers verbunden sind. Die Drehzapfen der Arme h sind am Kurbellager der Maschine befestigt. Der
                              									Centrifugalregulator ist wie bei der Hartnell'schen
                              									Steuerung (vgl. 1883 250 * 434) direkt auf der
                              									Kurbelwelle angebracht, und zwar sind die Pendel an eine auf der Welle befestigte
                              									Scheibe a gehängt, gegen deren Rand sich zugleich der
                              									Daumen c stützt. Sie werden durch eine kräftige
                              									Schraubenfeder e stets nach der Welle hingezogen und
                              									sind mit Zahnbögen verbunden, welche in eine Verzahnung des Muffes m eingreifen. Durch den Ausschlag der Pendel wird
                              									demnach eine relative Drehung des Daumens c gegen die
                              									Welle bewirkt. Der Expansionsschieber arbeitet auf einer festgelegten Platte, welche, auf dem
                              									Grundschieber ruhend, hier mit einem Entlastungskolben verbunden ist. Die Steuerung
                              									erscheint mangelhaft, da beim Antreffen des Daumens an die Rollen ein ziemlich
                              									heftiger Stoſs und eine Rückwirkung auf den Regulator stattfinden werden.
                           Daumensteuerungen mit 4 getrennten Schiebern sind
                              									mehrfach ausgeführt. Die Kanäle fallen dabei sehr kurz aus. Die Schieber werden in
                              									der Regel quer zum Cylinder verschoben.
                           W. Holdinghausen in Dortmund (Erl. * D. R. P. Nr. 8717
                              									vom 29. August 1879) hat, wie es bei Ventilsteuerungen bekannt ist, auf einer
                              									parallel neben dem Cylinder liegenden Steuerwelle 2 Daumenscheiben für die
                              									Auslaſsschieber und 2 Daumenmuffe mit schraubenförmigen Abfallflächen für die
                              									Einlaſsschieber angebracht. Diese Muffe stehen durch Winkelhebel direkt mit der
                              									Regulatorhülse in Verbindung. Die Daumen wirken auf kurze, vertikale, mit den
                              									Schieberstangen verbundene Hebel, deren Rollen durch Federn stets gegen die Daumen
                              									gepreſst werden. Die Kanalkanten an den Schiebern und am Cylinder sind sämmtlich
                              									abgerundet, wodurch nach der Patentschrift eine sogen. „Dampfvernichtung“
                              									vermieden werden soll.
                           Aehnlich ist die in Fig. 10 und
                              										11 Taf. 12 abgebildete Steuerung von A.
                                 										Kohlstadt in Höchst a. M. (Erl. * D. R. P. Nr. 16811 vom 7. Mai 1881). Die
                              									Schieber sind hier jedoch gitterförmig und auf den Cylinderdeckeln angebracht. Jeder
                              									Deckel ist zu dem Zwecke oberhalb und unterhalb der Kolbenstange mit einem kleinen
                              									Schieberkasten versehen, wodurch die Deckel zugleich etwas geheizt werden. Als
                              									zweckmäſsig kann wohl die Einrichtung bezeichnet werden, durch welche hier die
                              									Schieber in die Schluſsstellung zurückgeführt bezieh. die Rollen gegen die Daumen
                              									gedrückt werden. Es dient hierzu ein kleiner Dampf kolben f an jedem Cylinderende, hinter welchen der Dampf dauernd Zutritt hat und
                              									der mit einem sich gegen seitliche Stifte der Schieberstangen legenden Hebel g verbunden ist. Hierdurch werden alle Federn an der
                              									Steuerung vermieden.
                           Etwas umständlich ist die in Fig. 12 bis
                              										17 Taf. 12 gezeichnete Steuerung von C.
                                 										Virck in Kirch-Mulsow, Mecklenburg (Erl. * D. R. P. Nr. 5220 vom 23. August
                              									1878). Eigenartig erscheint zunächst die Form der Auslaſsschieber, welche aus Fig.
                                 										13 und 17
                              									ersichtlich ist. Dieselben liegen in Aussparungen der Cylinderdeckel, gleiten auf
                              									der Cylinderwand und treten beim Oeffnen in den Cylinder hinein. Hierdurch werden
                              									allerdings besondere Schieberkästen für diese Schieber gespart; doch wird es schwer
                              									sein, dieselben dicht herzustellen und zu erhalten. Die Bewegung der Schieber geht
                              									wie bei den vorigen Steuerungen von einer neben dem Cylinder liegenden Welle aus.
                              									Dieselbe trägt an jedem Cylinderende eine gröſsere Scheibe D, auf deren ebener äuſserer Fläche zwei daumenartige Erhöhungen f und g (Fig. 16)
                              									angebracht sind. Die der Welle am nächsten liegenden Daumen wirken auf die beiden
                              									mit einander durch eine
                              									Zugstange verbundenen Hebel der Auslaſsschieber, welche auf diese Weise stets
                              									gleichzeitig bewegt werden, so daſs immer der eine schlieſst, wenn der andere
                              									öffnet. Die äuſseren Daumen f wirken auf die Hebel der
                              									Einlaſsschieber, welche jedoch nicht mit einander verbunden sind. Die Daumen stoſsen
                              									diese Schieber jeweils nach innen, bewirken also nur die Oeffnung der Kanäle. Der
                              									Schluſs derselben wird mittels eines kleinen Dampfeylinders c hervorgebracht, dessen nach beiden Seiten durchgehende Kolbenstange mit
                              									den Hebeln der Einlaſsschieber durch Stangen k
                              									verbunden ist. Die Zapfen z (Fig. 14 und
                              										16) dieser Hebel greifen in Schlitze der Stangen k, so daſs der Schluſs des einen Schiebers möglich ist, ohne zugleich die
                              									Oeffnung des anderen zu veranlassen. Der Cylinder c
                              									erhält nun eine durch den Regulator beeinfluſste Steuerung von einer neben der
                              									Regulatorwelle m (Fig. 15)
                              									stehenden und von dieser durch Zahnräder getriebenen Welle n aus. Die Uebersetzung ist derartig, daſs n
                              									dieselbe Geschwindigkeit hat wie die Kurbelwelle. Sie ist oben mit einem
                              									steilgängigen Schraubengange versehen, auf welchem ein Daumenmuff durch den
                              									Regulator verschoben und dabei also gegen die Welle gedreht wird. Der Daumenmuff
                              									bewegt ruckweise einen ihn umgebenden Rahmen abwechselnd nach der einen und nach der
                              									anderen Richtung; durch Hebel und Zugstangen wird die Bewegung auf die beiden
                              									kleinen Schieber des Cylinders c übertragen und so,
                              									früher oder später, der Schluſs der Hauptschieber bewirkt.
                           Der Hauptvorzug dieser Steuerung ist der, daſs der Regulator einen verhältniſsmäſsig
                              									nur geringen Widerstand zu überwinden hat und eine gute Regulirung daher möglich
                              									erscheint. Die Bewegung der Schieber mittels kleiner Dampf kolben (gewöhnlich in
                              									Gestalt verdickter Schieberstangen ausgeführt) findet sich ja auch bei vielen
                              									auslösenden Steuerungen (vgl. z.B. Fig. 13,
                              										15, 17 Taf. 1
                              									sowie Fig. 3 und 6 Taf. 9);
                              									wesentlich ist aber, daſs der Regulator hier auf einen Mechanismus wirkt, durch den
                              									der Hilfsdampfkolben gesteuert wird und in welchem daher keine groſsen Kräfte
                              									auftreten. Diesen Vortheil haben u.a. auch Menck und
                                 										Hambrock benutzt (vgl. 1878 230 * 364 und 1880
                              										235 * 254), indem sie einen auf dem Rücken des
                              									Grundschiebers gleitenden Expansionsschieber durch den kleinen, vom Regulator
                              									beeinfluſsten Dampf kolben bewegen. Diese einfachere Anordnung, welche wegen der
                              									Vermeidung von Daumen u.s.w. eine bedeutend höhere Umlaufzahl zuläſst, dürfte
                              									jedenfalls der vorbeschriebenen vorzuziehen sein.
                           Die in Fig. 18 und 19 Taf. 12
                              									nach dem Textile Manufacturer, 1883 S. 73 dargestellte
                              									Steuerung von Woolstenhulmes, Rye und Comp. in Oldham
                              									bei Manchester unterscheidet sich von der Menck und
                                 										Hambrock'schen Construction nur durch die Steuerung des kleinen
                              									Dampfcylinders C. Für dieselbe ist hier ein
                              									schwingender Hahn verwendet und der Regulator bewirkt
                              									durch ein Kegelräder-Differentialgetriebe (statt durch Verschiebung der Welle) die
                              									Verstellung des den Hahn treibenden Excenters J.
                              									Letzteres ist nämlich, mit dem Rade H vereinigt, frei
                              									um die Hilfswelle drehbar, das Rad E dagegen fest und
                              									das Zwischenrad F mit dem Regulator verbunden. Der
                              									Expansionsschieber gleitet hier wieder auf einem besonderen, zwischengelegten,
                              									unverrückbaren Schieberspiegel. Die Steuerung soll hauptsächlich in Spinnereien vielfach in Gebrauch sein und einen
                              									auſserordentlich gleichförmigen Gang geben.
                           Bei einer dritten derartigen Steuerung, von Jefferis,
                              									welche in Fig. 1 bis
                              										6 Taf. 13 nach Engineering, 1883 Bd. 35 S.
                              									495 veranschaulicht ist, finden sich zwei kleine Dampfcylinder sammt Buffercylindern
                              									(wie bei manchen auslösenden Anordnungen) direkt am Schieberkasten angebracht und
                              									zur Steuerung derselben dienen Ventilchen. Letztere
                              									werden von einem Expansionsexcenter aus, welches die Stange f gleichmäſsig hin- und herzieht, durch Winkelhebel D abwechselnd gehoben, indem die verstellbaren
                              									Anschläge e1 und e2 auf der Stange f gegen die vertikalen Arme dieser Winkelhebel stoſsen.
                              									Der Regulator bewirkt eine Verstellung der Anschläge e1, e2 durch Drehung einer Schraube g1
                              									g2 mit Rechts- und
                              									Linksgewinde (vgl. Fig. 3). Die
                              									Stange f besteht nämlich aus zwei hohlen Theilen,
                              									welche an den einander zugekehrten Enden muffenartige Erweiterungen mit
                              									Muttergewinde für die Schraube g1
                              									g2 tragen. Der vom
                              									Regulator zu überwindende Widerstand ist demnach auch hier nur gering, so daſs auch
                              									diese Steuerung eine recht gute Regulirung zulassen wird. Die Räume oberhalb der
                              									Ventile sind durch Kupferröhren je mit dem gegenüber liegenden Cylinderende
                              									verbunden. Es wird also immer kurz vor dem Dampfabschlusse eine geringe Menge des
                              									Hinterdampfes durch eines der Ventile in den betreffenden Steuercylinder
                              									eingelassen, der dann den Kolben vortreibt und den Einlaſskanal im Grundschieber
                              									absperrt. Gleichzeitig wird dabei der andere Steuerkolben in seinen Cylinder
                              									hineingestoſsen, der dahinter befindliche Dampf hebt das andere Ventilchen und
                              									strömt durch das zweite Kupferrohr in den Hauptcylinder vor dem Kolben aus. Die horizontalen Arme der Winkelhebel D liegen in kleinen, auf die Ventilgehäuse aufgesetzten
                              									Kammern und ihre Achsen sind ohne Stopfbüchsen durch schmale kegelförmige Anläufe
                              									abgedichtet (vgl. Fig. 1 und
                              										2 Taf. 13).
                           Die Steuerung wird von Gebrüder Tangye in Birmingham
                              									gebaut und soll sich gut bewähren.
                           
                              
                                 Whg.
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               



