| Titel: | Neuerungen an elektrischen Feuermeldern und Sicherheitsvorrichtungen bei Feuersgefahr. | 
| Fundstelle: | Band 251, Jahrgang 1884, S. 164 | 
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                        Neuerungen an elektrischen Feuermeldern und
                           								Sicherheitsvorrichtungen bei Feuersgefahr.
                        Mit Abbildung.
                        Neuerungen an elektrischen Feuermeldern.
                        
                     
                        
                           Auch auf dem in der Ueberschrift genannten Gebiete bot die Wiener Ausstellung 1883
                              									manches Interessante, worüber u.a. im Engineering, 1883 Bd. 36 * S.
                                 										422 und in der Internationalen Zeitschrift für die elektrische
                                       												Ausstellung in Wien, 1883 * S. 262 einige
                              									Mittheilungen gemacht worden sind.
                           
                           Unter den Feuermeldern wären zunächst zwei wohl kaum
                              									wirklich brauchbare selbstthätige Apparate von Prof. J.
                                 										Ravaglia in Ravenna zu erwähnen, welche beide die Ausdehnung einer
                              									Flüssigkeit durch die Wärme zur Feuermeldung verwerthen. Bei dem einen ist ein unten
                              									weiteres Gefäſs in geneigter Lage in einem Ringe so aufgehängt, daſs beim Steigen
                              									der Temperatur der in dem Gefäſse enthaltenen Flüssigkeit auf etwa 40° der
                              									Schwerpunkt über den Aufhängepunkt rückt, das Gefäſs daher umschlägt, dabei einen an
                              									ihm eingehakten Arm losläſst, der nun seinerseits einem Contacthebel mit
                              									Gegengewicht gestattet, einen elektrischen Strom zu schlieſsen. Der andere ist eine
                              									Art Rumford'sches Thermometer; in beiden Glaskugeln
                              									desselben sind von oben Platindrähte bis zu der die Kugeln verbindenden horizontalen
                              									Röhre eingeschmolzen; die Kugel rechts ist mit einem schlechten Wärmeleiter bedeckt;
                              									bei plötzlich steigender Temperatur dehnt sich daher die Luft in der Kugel links
                              									rascher aus und treibt das Quecksilber in der Röhre vorwärts, bis es den Platindraht
                              									in der zweiten Kugel berührt und den Strom schlieſst. Bei langsam steigender
                              									Temperatur erwärmen sich beide Kugeln gleichmäſsig und der Stromkreis wird nicht
                              									geschlossen.
                           Ravaglia hatte weiter einen seit Januar 1882 im Theater
                              										Allighieri in Ravenna an 9 Thüren desselben
                              									angebrachten elektrischen Thürverschluſs ausgestellt. Dieser Verschluſs hält die
                              									Thür für gewöhnlich an ihrer oberen Kante durch einen Riegel verschlossen, welchen
                              									eine sehr kräftige Feder aus der Schlieſskappe heraus zu ziehen strebt, dies aber
                              									nicht vermag, weil sich seinem unteren Ende ein einarmiger Hebel vorlegt; wie die
                              									Schneide des Riegels nahe am Drehpunkte auf dem Hebel ruht, so stützt sich letzterer
                              									in gleicher Weise mit einer Schneide am freien Ende auf einen zweiten Hebel, dieser
                              									aber auf einen dritten Hebel, dessen freies Ende an dem Ankerhebel eines
                              									Elektromagnetes gefangen ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 251, S. 165
                              
                           Die Elektromagnete sämmtlicher 9 Riegel liegen nebst einer
                              									Batterie B in demselben Stromkreise L, welcher zwischen Achse und Arbeitscontact eines
                              									Tasters T offen ist, und deshalb kann man, bei
                              									Feuersgefahr u. dgl., von derselben Stelle aus durch den Druck auf den Taster T einen Strom entsenden, der sämmtliche Elektromagnete
                              									zugleich ihre Anker anziehen macht, die drei Hebel ihrer Stütze beraubt und dann den
                              									Federn gestattet, die Riegel der Noththüren zu öffnen. Eigenthümlich ist aber die
                              									Schaltungsweise, welche Ravaglia angewendet hat. Da er
                              									nämlich die Oeffnung der Thüren durch Arbeitsstrom bewirkt und dadurch verhütet,
                              									daſs bei Unterbrechung der Leitung oder Versagen der Batterie die Thüren zur Unzeit
                              									geöffnet werden, hat er eine zweite Batterie b in
                              									Ruhestromschaltung zwischen der Tasterachse und dem nicht zum Taster geführten Pole
                              									der ersten Batterie B beigefügt, deren Strom also die 9
                              									Elektromagnete beständig durchläuft, jedoch zu schwach ist, um die Anziehung der Anker zu
                              									bewirken; durch das Niederdrücken des Tasterhebels aber wird die erste stärkere
                              									Batterie in Parallelschaltung zu der schwächeren (eben so leicht lieſse sich eine
                              									Hintereinanderschaltung beider erreichen) mit in den Stromkreis eingeschaltet und
                              									dadurch der Strom so verstärkt, daſs er die Ankeranziehung herbeiführen kann. Der
                              									Strom der schwächeren Batterie b dient nun dazu, jede
                              									zufällig eintretende Störung in der Leitung anzuzeigen. Dazu ist in seinen
                              									Stromkreis unmittelbar hinter der schwächeren Batterie b noch ein Galvanoskop G eingeschaltet,
                              									dessen Nadel in seiner Ruhelage den Strom einer dritten Batterie durch eine
                              									elektrische Klingel schlieſst, so daſs also die Klingel läuten muſs, sobald der
                              									Strom im Galvanoskope G verschwindet. Um endlich auch
                              									die stärkere Batterie jederzeit auf ausreichende Stromstärke prüfen zu können, hat
                              										Ravaglia noch eine Wage hinzugefügt, mittels deren
                              									leicht und bequem untersucht werden kann, wie groſs eben die Anziehung eines von dem
                              									Strome dieser Batterie durchlaufenen besonderen Elektromagnetes ist.
                           Ein anderer elektrischer Verschluſs der Noththüren befand sich an dem von K. L. Haviland in Wien erbauten Ausstellungstheater und
                              									bestand darin, daſs mittels eines durch einen Elektromagnet gesendeten Stromes das
                              									sich in einen Bügel an der Thür als Verschluſs einlegende hakenförmige Ende des
                              									Ankerhebels ausgehoben wird, worauf sich die Thüren durch Federn von selbst öffnen.
                              									Dieses Theater war noch mit mehreren anderen elektrischen Einrichtungen (System Mayrhofer) ausgerüstet, welche durch verschiedene
                              									Taster oder Stromsender von derselben Stelle aus oder auch von mehreren Stellen aus
                              									in Thätigkeit versetzt werden konnten. So hatte die Winde des eisernen Vorhanges
                              									eine elektrische Auslösung von ganz ähnlicher Einrichtung, wie sie bei den
                              									elektrischen Eisenbahnläutewerken gebräuchlich ist. Ferner konnte die Bühne unter
                              									Wasser gesetzt werden, indem mittels eines elektrischen Stromes der Ankerhebel eines
                              									Elektromagnetes angezogen und so ein kleines Triebwerk mit Treibgewicht ausgelöst
                              									wurde, das nun eine Klappe in dem Mundstücke der Wasserleitung öffnete und das
                              									Wasser ergoſs. In verwandter Weise konnte auch die Klappe in dem Hauptwasserrohre
                              									geöffnet werden. An anderer Stelle konnte der angezogene Ankerhebel eines
                              									Elektromagnetes die Verschluſsplatte eines Rauchabzuges auslösen und herabfallen
                              									lassen, damit Rauch bezieh. verdorbene Luft abziehen können. Die selbstthätige
                              									Auslösung und Ingangsetzung der verschiedenen Sicherheitsvorrichtungen vermittelten
                              									theils einfache Abbrenncontacte mit Spanngewicht, theils Schleifcontacte mit
                              									Stupinenverbindung. Während bei den ersteren der federnde Contacthebel den Strom
                              									nicht bloſs schlieſst, wenn der das Spanngewicht tragende Faden abbrennt, sondern
                              									auch, wenn der Faden reiſst, so veranlaſst im zweiten Falle nur die brennende
                              									Stupine, indem sie eine Sprengkapsel zum Explodiren bringt, die Stromschlieſsung,
                              									weil erst bei Sprengung der Kapsel der Contacthebel der Wirkung einer Feder folgen und
                              									über einen Contactsteg hinwegstreichen kann, in langsamer Bewegung, die durch einen
                              									vom Contacthebel mittels Zahnbogen und Getriebe bewegten Windflügel gleichmäſsig
                              									gemacht wird; kurz vor der Ankunft des Hebels am Ende seines Weges verläſst derselbe
                              									den Steg und unterbricht so den Strom wieder.
                           Eine weitere Vorrichtung vermittelte nach Auslösung durch einen elektrischen Strom
                              									die Stromsendung nach sechs verschiedenen Apparaten nach einander, und zwar mittels
                              									6 Contactstiften, die in einer Spirallinie in die Mantelfläche einer Walze
                              									eingesetzt waren. Alle diese Apparate können, wenn etwa die Elektricität im
                              									Bedarfsfalle versagen sollte, auch mechanisch, durch einen leichten Fingerdruck, in
                              									Gang gesetzt werden.
                           An diesem Theatermodelle waren ferner B. Egger's
                              									selbstthätige Feuermelder (vgl. 1882 245 410) angebracht.
                              									Auſserdem waren selbstthätige Feuermelder von Siemens und
                                 										Halske in Berlin und von O. Schäffler in Wien
                              									ausgestellt; die letzteren, welche in Preſsburg, Miskolcz, Kaschau und Budapest
                              									ausgeführt worden sind, signalisiren ebenfalls (wie die Egger'schen) vier verschiedene Arten von Feuersbrünsten.