| Titel: | Anschluss mehrerer Fernsprechstellen an ein Vermittelungsamt durch eine und dieselbe Leitung. | 
| Fundstelle: | Band 251, Jahrgang 1884, S. 216 | 
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                        Anschluſs mehrerer Fernsprechstellen an ein
                           								Vermittelungsamt durch eine und dieselbe Leitung.
                        A. L. Paul's Anschluſs mehrerer Fernsprechstellen.
                        
                     
                        
                           Auſser der früher (1883 248 * 331) mitgetheilten
                              									Herstellungsweise des Anschlusses mehrerer Fernsprechstellen an ein Vermittelungsamt
                              									durch ein und dieselbe Leitung ist noch eine zweite denkbar, welche in dem Falle
                              									Vortheil verheilst, wo die betreffenden Fernsprechstellen in verhältniſsmäſsig
                              									geringen Entfernungen von einander, dabei aber in groſser Entfernung von dem
                              									Vermittelungsamte liegen. In diesem Falle liegt der Gedanke nahe, an einem von
                              									sämmtlichen Fernsprechstellen ungefähr gleich weit entfernt liegenden Punkte ein
                              									Neben-Vermittelungsamt einzurichten und in diesem einen (in gewissem Sinne
                              									selbstthätigen) Umschaltapparat aufzustellen, mittels dessen vom
                              									Hauptvermittelungsamte aus die von diesem nach dem Nebenvermittelungsamte führende
                              									Verbindungsleitung mit jeder der von letzterem aus nach den verschiedenen
                              									Fernsprechstellen laufenden Nebenleitungen in Verbindung gesetzt werden kann, diese
                              									Fernsprechstellen also auch mit allen durch die Hauptleitungen an das
                              									Hauptvermittelungsamt angeschlossenen Fernsprechstellen zum Sprechen verbunden
                              									werden können. Ein solcher Umschalter wird in seiner Einrichtung immer eine gewisse
                              									Uebereinstimmung mit einem Zeigertelegraphen zeigen. Einige derartige Anordnungen
                              									sind schon in D. p. J. 1882 245 434 besprochen worden; eine andere wurde kürzlich von W. Oesterreich zur Patentirung für Deutschland
                              									angemeldet; nachstehend aber skizziren wir eine für A. L.
                                 										Paul, einem Beamten von W. T. Henley's Telegraph
                                 										Works Company in England patentirte, welche im Telegraphic Journal, 1883 Bd. 13 * S. 382 beschrieben ist.
                           In dem Hauptvermittelungsamte ist neben einem Stöpselumschalter ein Stromsender
                              									aufgestellt, in welchem ein Contactarm beim Hinstreichen über eine Anzahl von im
                              									Kreise stehenden Contacten Stromsendungen durch die Verbindungsleitung und die zur
                              									Zeit im Umschalter mit ihr verbundene Hauptleitung veranlaſst. Der Arm befindet sich
                              									auf der oberen runden Fläche eines Kästchens, worin eine Spiralfeder mit der Achse
                              									des Armes so verbunden ist, daſs sie bei Drehung des Armes von rechts nach links auf
                              									Null aufgezogen wird und dann den Arm von Null aus von links nach rechts über die
                              									Contacte 1, 2, 3.... hinweg bewegt, sobald durch Niederdrücken einer Taste K1 die Hemmung
                              									beseitigt wird, durch welche der Arm bis dahin auf Null festgehalten wurde. Jedem
                              									Contacte gegenüber steht aus dem Kästchen am Umfange der oberen Fläche ein
                              									Aufhaltstift hervor, welcher um eine horizontale Achse sich aufrichten läſst und
                              									dann den umlaufenden Contactarm fängt und festhält. Neben K1 befindet sich noch eine zweite Taste
                              										K2, mittels welcher
                              									ein Strom von entgegengesetzter Richtung entsendet werden kann.
                           Im Nebenvermittelungsamte ist ein Umschaltapparat aufgestellt, dessen Verbindung mit
                              									der Verbindungsleitung und den Nebenleitungen etwas umständlich ist. Der Umschaltapparat ist ein
                              									Kästchen von 38cm Länge und 9cm Breite und besitzt in seiner Mitte unter Glas
                              									ein kleines Zifferblatt von 38mm Durchmesser mit
                              									einer Anzahl von Contacten, die mit 1, 2, 3..., ½, ⅓, ¼ .... beschrieben sind und
                              									über welche sich ein Contactarm in ähnlicher Weise wie der Zeiger eines
                              									Zeigertelegraphen schrittweise hinwegbewegt, wenn ein elektrischer Strom durch einen
                              									Elektromagnet hindurchgesendet wird; der Anker dieses Elektromagnetes wirkt nämlich
                              									auf ein Steigrad auf der Achse des Contactarmes; wird dagegen ein Strom durch einen
                              									zweiten Elektromagnet im Kästchen gesendet, so wird das Steigrad aus der
                              									Hemmungsgabel ausgerückt und dann vermag eine Feder den Contactarm auf Null
                              									zurückzuführen. Diese Stromsendungen kommen aus der Verbindungsleitung von dem
                              									Hauptvermittelungsamte her. Dazu ist die Verbindungsleitung zunächst an die
                              									Umwindungen eines Galvanoskopes geführt und hinter diesen durch einen Widerstand von
                              									600 Einheiten an Erde gelegt; zwischen Widerstand und Galvanoskop ist eine Leitung
                              									nach der Achse des Contactarmes und eine andere abgezweigt, welche sich nochmals
                              									verzweigt und durch je einen der beiden Elektromagnete von je 80 Einheiten
                              									Widerstand nach je einer der beiden Contactschrauben führt, an welche sich die
                              									Galvanoskopnadel, deren Achse mit der Erde verbunden ist, anlegt, wenn ein Strom von
                              									der einen oder der anderen Richtung sie ablenkt. Der Contactarm berührt in seiner
                              									Ruhestellung eine der Zahl der Nebenleitungen gleiche Anzahl Contactfedern, deren
                              									jede durch einen passenden Widerstand mit einer Nebenleitung verbunden ist;
                              									auſserdem ist jede Nebenleitung mit einem der Contacte 1, 2, 3.... für den
                              									Contactarm verbunden.
                           Will also eine Fernsprechstelle in irgend einer Hauptleitung z.B. die
                              									Fernsprechstelle Nr. 3 in der Nebenleitung 3 sprechen, so theilt sie dies dem
                              									Hauptvermittelungsamte mit; der Beamte in letzterem richtet am Stromsender den
                              									Aufhaltstift 3 auf und drückt die Taste K1; der so in Gang gesetzte Contactarm des Senders
                              									schickt darauf 3 positive Ströme nach dem Nebenvermittelungsamte. Hier gehen diese
                              									Ströme durch das Galvanoskop und den 600-Einheiten-Widerstand, senden auch schwache,
                              									unwirksame Zweigströme in die Nebenleitungen, lenken aber die Galvanoskopnadel 3 mal
                              									so ab, daſs ein kürzerer Strom weg durch den ersten Elektromagnet hergestellt und
                              									somit der Contactarm des Umschaltapparates auf den dritten Contact gebracht, also
                              									die Nebenleitung 3 mit der Verbindungsleitung verbunden wird.
                           Ist das Gespräch beendet, so drückt der Beamte im Hauptvermittelungsamte die Taste
                              										K2, entsendet
                              									dadurch einen negativen Strom nach dem Nebenvermittelungsamte, wo derselbe die Nadel
                              									des Galvanoskopes so ablenkt, daſs der Strom durch den zweiten Elektromagnet kurz
                              									geschlossen, der Contactarm aber dadurch auf Null zurückgebracht wird. Auch im
                              									Hauptvermittelungsamte wird der Contactarm mit der Hand auf Null zurückgestellt und die
                              									Leitungsverbindung im Umschalter wieder gelöst.
                           Wollen zwei Fernsprechstellen in Nebenleitungen mit einander sprechen, z.B. 1 mit 3,
                              									so läſst das Hauptvermittelungsamt den Contactarm des Senders bis auf den Contact ⅓
                              									laufen, wodurch der Contactarm des Umschaltapparates im Nebenvermittelungsamte auch
                              									bis zu dem Contacte ⅓ sich bewegt; in dieser Stellung berührt aber der letztgenannte
                              									Arm gleichzeitig zwei Contacte, von denen der eine mit der Nebenleitung 1, der
                              									andere mit der Nebenleitung 3 in Verbindung steht. Zugleich schaltet aber das
                              									Hauptvermittelungsamt die Verbindungsleitung im Umschalter auf einen Wecker von 2000
                              									Einheiten Widerstand, damit die Telephonströme nicht zu sehr durch Abzweigung
                              									geschwächt werden und doch die Möglichkeit bleibt, die Beendigung des Gespräches dem
                              									Hauptvermittelungsamte in der Verbindungsleitung kund zu geben.