| Titel: | Verwerthung der Abwässer aus Wollwäschereien. | 
| Fundstelle: | Band 251, Jahrgang 1884, S. 230 | 
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                        Verwerthung der Abwässer aus
                           								Wollwäschereien.
                        Verwerthung der Abwässer aus Wollwäschereien.
                        
                     
                        
                           Nach einer Mittheilung von O. F. im Deutschen Wollengewerbe, 1888 S. 74 hat sich die von
                              										H. Fischer (1875 218 *
                              									485) beschriebene Einrichtung zum Auslaugen von Wolle und Verdampfen der Lauge recht
                              									gut bewährt. 100k Schweiſswolle, meist La Plata,
                              									gaben 80l Lauge von 10° B., 100l dieser Lauge 6k,5 Rückstand, welcher durchschnittlich 70 Proc. Potasche lieferte.
                              									Deutsche Schweiſswolle gibt bessere Ausbeute (vgl. F.
                                 										Fischer 1878 229 447).
                           Delattre (Comptes rendus, 1883 Bd. 96 S. 1480) läſst die
                              									durch Auslaugen der Rohwolle erhaltenen Laugen von 10 bis 12° B. verdampfen, den
                              									Rückstand glühen. Die erhaltene Rohpotasche besteht aus:
                           
                              
                                 Kohlensaurem Kalium
                                 80 Proc.
                                 
                              
                                 Schwefelsaurem Kalium
                                   6
                                 
                              
                                 Chlorkalium
                                   4
                                 
                              
                                 Kohlensaurem Natrium
                                   3
                                 
                              
                                 Unlöslichem Rückstand
                                   5
                                 
                              
                                 Verlust u. dgl.
                                   2
                                 
                              
                           Die beim Waschen der ausgelaugten Wolle erhaltenen Seifenwässer werden zur Gewinnung
                              									der Fettsäuren mit Salzsäure und Eisenchlorid gefällt.
                           O.
                                    											Braun in Berlin (D. R. P. Kl. 23 Nr. 22516 vom 20.
                                 										Oktober 1882) empfiehlt die Abscheidung und
                                 										Reinigung von Wollfett in Form einer Lanolin
                              									genannten Verbindung desselben mit Wasser. Zu diesem Zwecke geht die noch frische,
                              									unzersetzte Lauge durch eine Absetzcentrifuge, in welcher der Schmutz und das Fett
                              									von einander getrennt werden, während das gereinigte Seifenwasser durch ein Rohr
                              									ununterbrochen abgezogen und direkt in den zur Säuerung dienenden Bottich geleitet
                              									wird. Dieses so gewonnene Roh-Lanolin wird durch mechanische Vorrichtungen so lange
                              									mit kaltem, flieſsendem Wasser durchgeknetet, bis das abflieſsende Wasser so klar
                              									wie das zuflieſsende ist. Darauf wird das Roh-Lanolin mit Wasser erhitzt und dadurch
                              									in seine Bestandtheile, Wasser und Fett, zerlegt. Letzteres wird oben abgeschöpft
                              									und gekühlt und kann dann noch erforderlichenfalls zur weiteren Reinigung in
                              									geschmolzenem Zustande ausgeschleudert oder in Aether, Aethyl- oder Methylalkohol
                              									oder anderen Lösungsmitteln gelöst werden, wobei die Lösung von dem Rückstande durch
                              									Filtriren o. dgl. getrennt wird. Das Lösungsmittel wird in geeigneten
                              									Destillationsapparaten wieder gewonnen. Das so gereinigte Fett wird längere Zeit mit
                              									Wasser durchgeknetet, mit welchem es sich zu einer vollkommen weiſsen, neutralen,
                              									geruchlosen Salbe verbindet. Dieses Product, welches durch nichts an seinen Ursprung
                              									erinnert, trägt den Namen „Lanolin“.
                           Statt das abflieſsende Wollwaschwasser zur Darstellung von Lanolin zu benutzen, kann
                              									man auch direkt von rohem oder gereinigtem kauflichem Wollfett ausgehen. In diesem
                              									Falle wird das Wollfett mit Wasser, Soda, Natron, Seife oder irgend einem Alkali
                              									oder einem Gemische von diesen oder auch mit anderen Substanzen zu einer dünnen
                              									Milch angerührt und dem oben beschriebenen Verfahren unterworfen. C.
                                    											Lortzing in Charkow, Ruſsland (D. R. P. Kl. 12 Nr. 24712 vom 6. April 1883) will den durch
                              									Fällen der Abwässer aus Wollwäschereien, Spinnereien u. dgl. mit Kalk und
                              									Eisenvitriol erhaltenen Wollfett schlämm zu
                                 										Asphaltmastix verarbeiten. Zu diesem Behufe wird der abgepreſste Schlamm
                              									getrocknet, gepulvert, mit etwa 15 Proc. Wollfett versetzt, auf etwa 200° erhitzt,
                              									dann mit etwa 100 Proc. kohlensaurem Kalk versetzt und nun wie gewöhnlicher
                              									Asphaltmastix behandelt.