| Titel: | Ueber die Gewinnung und Verarbeitung von Fetten. | 
| Fundstelle: | Band 251, Jahrgang 1884, S. 270 | 
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                        Ueber die Gewinnung und Verarbeitung von
                           								Fetten.
                        Patentklasse 23. Mit Abbildungen auf Tafel 21.
                        Ueber die Gewinnung und Verarbeitung von Fetten.
                        
                     
                        
                           Ch.
                                    											Violette und A. Buisine in
                              										Lille (* D.
                                 										R. P. Nr. 23777 vom 7. Oktober 1882) wollen zur vollständigen Gewinnung der in Fetten vorhandenen wesentlichen
                                 										Bestandtheile: Talg, Oel, Schmalz u. dgl., unter Druck mit wässeriger
                              									Ammoniakflüssigkeit behandeln, das dadurch gebildete Gemisch von Glycerin und
                              									Ammoniumseife zur Wiedergewinnung des Ammoniaks erhitzen, so daſs freie Fettsäuren
                              									und Glycerin erhalten werden.
                           Zu diesem Zwecke wird das Fett in einem Behälter A (Fig.
                                 										15 Taf. 21) geschmolzen, durch Rohr b in den
                              									innen emaillirten oder verzinnten Kessel C abgelassen,
                              									während man gleichzeitig aus dem Behälter G so viel
                              									Ammoniakflüssigkeit eintreten läſst, daſs auf 100 Th. Fett etwa 5k Ammoniak kommen. Der mit Manometer,
                              									Sicherheitsventil und
                              									Probehahn versehene Kessel wird entweder durch in einen doppelten Mantel
                              									eingeleiteten Dampf oder durch die Flamme eines Herdes H erhitzt, welche in 3 Kanälen K um den
                              									Apparat herum geführt werden. Man steigert die Temperatur allmählich derart, daſs
                              									der Druck während einiger Stunden zwischen 5 und 7at schwankt.
                           Ist die Verseifung beendet, so werden bei geschlossenem Hahn h die Hähne l und m geöffnet, so daſs der im Autoclaven herrschende Druck die flüssige Masse
                              									durch das Rohr d in den Kessel M treibt. Dieser steht durch Helm und Rohr mit einer Schlange P und der Condensationscolonne T in Verbindung. Die Zersetzung der Ammoniakseife beginnt mit dem
                              									Eintritte derselben in den Kessel M; sie wird
                              									vervollständigt durch Erhitzung der Masse mittels Dampfschlange s, indem man die Temperatur allmählich bis auf 180°
                              									erhöht und ein wenig Luft einbläst. In einigen Stunden ist die Zersetzung beendet.
                              									Der gleichzeitig mit dem Ammoniak frei werdende Wasserdampf condensirt in der
                              									Schlange P und das Ammoniakwasser flieſst aus dem
                              									Behälter O durch den Hahn R in ein geeignetes Gefäſs. Dieses Ammoniakwasser wird bei den folgenden
                              									Operationen wieder benutzt. Das nicht condensirte Ammoniakgas gelangt durch ein Rohr
                              										S in die Colonne T, wo
                              									es durch Wasser, welches cascadenartig vom oberen Theile U der Colonne herabfällt, völlig niedergeschlagen wird. Die Ammoniaklösung
                              									wird im unteren Theile des Apparates gesammelt, um bei späteren Operationen
                              									verwendet zu werden. Während dieser Zeit wird Kessel C
                              									von neuem beschickt, nachdem er hinreichend abgekühlt ist. Um während der
                              									Beschickung Ammoniakverluste zu vermeiden, wird das Rohr F mit dem unteren Theile der Colonne T
                              									verbunden.
                           Das aus Glycerin und völlig reinen unveränderten Fettsäuren bestehende Gemisch wird
                              									aus dem Kessel M in dem Behälter X gelassen, dessen Wasserfüllung durch das gelochte
                              									Dampfrohr z erwärmt wird. Nach guter Durchmischung
                              									mittels eines Rührwerkes Y wird die Wasser haltige
                              									Flüssigkeit durch einen Hahn w abgelassen; nach
                              									mehreren Waschungen läſst man die völlig von Glycerin befreiten Fettsäuren durch den
                              									anderen Hahn nach einem besonderen Behälter flieſsen. Die passend abgekühlten
                              									Fettsäuren werden einer Pressung ausgesetzt und in feste Fettsäuren, welche nach
                              									Filtrirung oder Destillation, wenn dies erforderlich sein sollte, für die
                              									Kerzenfabrikation geeignet sind, und in Oelsäure zerlegt, welche keine
                              									Zersetzungsproducte enthält und für die industrielle Verwerthung dieser Fettsäuren
                              									geeignet ist. Die Glycerin enthaltende wässerige Flüssigkeit wird in passender Weise
                              									verarbeitet.
                           Ch. F. E.
                                    											Poullain und E. F. Michaud in
                              										Paris (D. R.
                                 										P. Nr. 23213 vom 2. November 1882) schlagen die Verwendung von Zinkoxyd oder Zinkstaub bei der Verseifung der Fette vor.
                              									Die Fette sollen in einem Autoclaven unter einem Drucke von 8 bis 9at mit 25 Proc. Wasser und 0,2 bis 0,6 Proc.
                              									Zinkoxyd oder Zinkstaub 3 bis 4 Stunden lang erhitzt werden. Die Gewinnung von
                              									Glycerin und Fettsäuren aus der erhaltenen Masse soll in derselben Weise geschehen
                              									wie bei der Kalkverseifung.
                           Der in Fig. 14 Taf. 21 dargestellte Apparat zur
                                 										Gewinnung vollkommen neutraler Seife von W. West in
                              										Denver, Colorado (* D. R. P. Nr.
                                 										24614 vom 21. November 1882), besteht im Wesentlichen aus einem auf hohen
                              										DruckIn der Patentschrift steht: „die einem Drucke von 250 engl. Pfund (125k) pro Quadratcentimeter widerstehen
                                       												kann“; dies soll doch wohl heiſsen 17k,5 auf 1qc?Ref. geprüften Kessel C, in welchen, durch den Apparat B überhitzter Wasserdampf eingeführt wird. Das
                              									Dampfrohr d ragt in einen Kegel a, unter welchem ein Doppelkegel c befestigt
                              									ist. Man füllt in den Kessel durch Mannloch e oder bei
                              										f eintretende Röhren Fett und Alkalilaugen und
                              									laſst auf 225° überhitzten Dampf in den Kessel treten, welcher das Fettgemisch in
                              									der Richtung der Pfeile in Bewegung setzt. Dies wird so lange fortgesetzt, bis die
                              									Verseifung beendigt ist. Das hierbei durch Rohr g
                              									überdestillirende Glycerin u. dgl. wird in gekühlten Vorlagen gesammelt.
                           Zur Gewinnung von Fett aus den Rückständen der
                                 										Lederleimfabrikation empfiehlt J. A. L. Leblanc in
                              										Lyon (D. R.
                                 										P. Nr. 23779 vom 28. Oktober 1882) die Erwärmung derselben mit verdünnter
                              									Schwefelsäure. Nach seinen Versuchen enthalten die Abfälle, welche bei dem
                              									Ausfleischen der in den Gerbereien verarbeiteten Häute erhalten werden, nachdem der
                              									Leim daraus gewonnen ist, noch Fette, welche theils an Kalk gebunden sind, welchen
                              									man in der Lohgerberei verwendet, theils durch leimartige Stoffe umhüllt werden. Zur
                              									Gewinnung dieser Fette werden die Abfälle in Behälter gebracht, welche durch eine
                              									Heizschlange o. dgl. erhitzt werden. Auf 100k
                              									Abfälle bringt man dann 50l Wasser, welches mit
                              									Schwefelsäure so weit angesäuert ist, daſs es etwa 5 bis 6° B. hat. Dann läſst man
                              									das Ganze kochen und gieſst nach und nach Schwefelsäure von 48° B. zu, bis eine
                              									vollständige Sättigung eingetreten oder bis das Fett obenauf schwimmt und kein
                              									Aufbrausen mehr stattfindet. Diese Behandlung dauert etwa 2 bis 3 Stunden. Man
                              									schlägt alsdann in Mengen von 15 bis 20k die Masse
                              									in Tücher ein und bringt sie unter eine hydraulische Presse, wobei eine jede
                              									Tuchfüllung von der anderen durch eine Platte getrennt wird. Die beim Auspressen
                              									ablaufende Flüssigkeit wird in Behälter eingebracht und das obenauf schwimmende Fett
                              									abgeschöpft. Die in den Tüchern verbleibenden Preſskuchen bestehen aus an Stickstoff
                              									sehr reichen Substanzen, welche an sich den vollen Dungwerth der behandelten Abfälle
                              									besitzen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
