| Titel: | Untersuchungen über die Anwendung der Brennstoffe zum Heizen der Dampfkessel; von Scheurer-Kestner. | 
| Autor: | Scheurer-Kestner | 
| Fundstelle: | Band 251, Jahrgang 1884, S. 278 | 
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                        Untersuchungen über die Anwendung der Brennstoffe
                           								zum Heizen der Dampfkessel; von Scheurer-Kestner.Nach dem Bulletin de Mulhouse, 1883 S. 607 ff. Vom
                                 										Verfasser gef. eingeschickter Sonderabzug.
                           							
                        Scheurer-Kestner, über Untersuchungen von Brennstoffen.
                        
                     
                        
                           Die Untersuchungen über die Verbrennung der Steinkohle wurden von mir und Meunier-Dollfus vor bald 15 Jahren veröffentlicht (vgl.
                              									1870 196 * 22). Schon Schinz
                              									(1870 196 38) versuchte zu beweisen, daſs unsere Versuche
                              									mit Fehlerquellen behaftet seien, und sprach sich zum Schlüsse folgendermaſsen aus:
                              									Diese Arbeiten hätten unsere Kenntnisse betreffs der Verbrennung der Steinkohle und
                              									der Heizung der Dampfkessel in keinerlei Weise bereichert. Wir haben auf dieses
                              									Urtheil geantwortet (vgl. 1871 200 459. 202 312) und gaben der Hoffnung Raum, daſs uns die
                              									Zukunft Gerechtigkeit widerfahren lasse.
                           Ist diese Hoffnung auch nicht unerfüllt geblieben, so sind auf der anderen Seite jene
                              									Beurtheilungen Schinz's von anderen Autoren angenommen
                              									und selbst erweitert worden, so daſs es mir unmöglich ist, länger das Schweigen zu
                              									bewahren.
                           Neben den gewöhnlichen Kritiken, welche darauf ausgehen, den Mangel an Genauigkeit
                              									unserer Versuche zu beweisen, mache ich auf die bedeutenden Arbeiten der Münchner
                              									Heizversuchsstation aufmerksam, welche Bunte mit dem
                              									Studium der hauptsächlichsten Heizstoffe Süddeutschlands betraut hat. Die Resultate
                              									finden sich in einer Brochüre zusammengefaſst und sind von zahlreichen Tabellen
                              									begleitet, enthaltend die Analyse des Brennmaterials und die während seiner
                              									Verbrennung unter einem eigens dazu erstellten Dampfkessel gemachten Beobachtungen.
                              									Die allgemeinen Schlüsse, welche Bunte aus seinen in
                              									München gemachten Versuchen zog, stehen in Bezug auf Verbrennungswärme der
                              									Steinkohle in Widerspruch mit den unserigen; sie gaben zu einem Streite zwischen Lüders und Bunte
                              									Veranlassung (vgl. Zeitschrift des Vereins deutscher
                                 										Ingenieure, 1882 * S. 115. 440. 730 u. 1883 S. 438. 448), wobei der erstere
                              									die von uns gefundene Verbrennungswärme vertheidigte, während Bunte dieselbe als zu hoch erklärte. Die Arbeiten
                              									unserer anderen Gegner stoſsen sich namentlich an der von uns befolgten Methode des
                              									Auffangens und Analysirens der Gase.
                           
                           Nach Kenntniſsnahme dieser verschiedenen Kritiken ist es mir leicht, darzuthun, daſs
                              									die letzteren weder an den von uns gefundenen Ergebnissen, noch an den daraus
                              									gezogenen Schlüssen zu rütteln vermögen.
                           Erinnern wir kurz an die allgemeine, unseren Versuchen zu Grunde liegende Methode. In
                              									einem seit lange geprüften Calorimeter haben wir Holzkohle und dann die Brennstoffe,
                              									deren Verbrennungswärme zu ermitteln war, verbrannt. Alsdann haben wir dieselbe
                              									Holzkohle und dieselben Brennstoffe unter einem Dampfkessel verbrannt. Mit anderen
                              									Worten haben wir also in beiden Fällen als Vergleichungstypus denselben Körper
                              									verwendet, nämlich die Holzkohle, deren seit lange bekannte Verbrennungswärme keine
                              									Zweifel veranlassen konnte. Da das Verhältniſs zwischen der Holzkohle und den
                              									untersuchten Brennstoffen in beiden Fällen dasselbe blieb, so konnten wir mit
                              									Gewiſsheit daraus schlieſsen, daſs, bei Zugrundelegung der Verbrennungswärme der
                              									ersteren gleich 8080, der von Favre und Silbermann gegebenen Zahl (wir fanden als Mittel aus 4
                              									Verbrennungen 8100), die Verbrennungswärme der betreffenden Brennstoffe so und so
                              									viele Wärmeeinheiten über oder unter jener Zahl stand.
                           Nun bestreitet dies aber gerade Bunte, dessen Versuche
                              									die von uns ermittelten Werthe bedeutend erniedrigen würden. Bunte hat nicht dieselbe Methode befolgt. Er hat zur gleichen Zeit, in
                              									einer Operation, die Verbrennungswärme und den praktischen Verbrennungswerth des
                              									Heizstoffes bestimmen wollen. Zu diesem Behufe hat er einen Kessel von besonderer
                              									Form benutzt und ihn mit mehr oder weniger isolirenden Hüllen umgeben, welche dazu
                              									bestimmt waren, durch die in ihnen stattfindende Temperaturerhöhung auf die Gröſse
                              									der Wärmeverluste durch Strahlung schlieſsen zu lassen. Nachdem ich den Münchener
                              									Kessel, welcher als ein eigentliches Calorimeter betrachtet wird, studirt habe, ist
                              									es mir unmöglich, Bunte's Meinung zu theilen. Dieser
                              									Dampfkessel ist kein Calorimeter; er ist den Wärmeverlusten durch Strahlung
                              									unterworfen und das von Bunte befolgte Verfahren, um
                              									diesen Uebelstand zu umgehen, ist fehlerhaft. Ich werde endlich an der Hand von Bunte's Versuchen selbst nicht nur nachweisen, daſs
                              									sein Versuchskessel ein ungenügendes Calorimeter ist, sondern auch, daſs der
                              									Schluſs, welchen er aus diesen Versuchen zieht, ungerechtfertigt ist, wenn er sagt,
                              										„daſs es ihm nie, wie Scheurer-Kestner und Meunier-Dollfus, vorgekommen sei, für einen
                                 										Brennstoff eine Verbrennungswärme zu erhalten, gleich oder über derjenigen
                                 										stehend, welche aus der Summe der Verbrennungswärmen des Kohlenstoffes und
                                 										Wasserstoffes hervorgeht.“ Ich werde zeigen, daſs eine der wenigstens doch
                              									von Bunte untersuchten Steinkohlen ihm höhere Zahlen
                              									als die Berechnung geliefert hat, daſs ihm jedoch dieses Ergebniſs entgangen ist,
                              									weil er eine von uns stets befolgte Vorsichtsmaſsregel vernachlässigt hat, nämlich
                              									die, durch Berechnung die erhaltenen Zahlen auf den reinen, d.h. von Asche freien
                              									Brennstoff zurückzuführen.
                           Der von Bunte verwendete Dampfkessel ist kein
                                 										Calorimeter. Um das Gegentheil zu beweisen, hätte man zuerst darunter,
                              									schon um den Apparat zu prüfen, Holzkohle verbrennen sollen; wären bei diesem
                              									Versuche ungefähr 8080c gefunden worden, so wäre
                              										Bunte dazu berechtigt gewesen, seine Einrichtung
                              									als eigentliches Calorimeter anzusehen. Bei Unterlassung dieses Versuches ist er,
                              									wie er selbst sagt, dazu gekommen, die 29 ersten Bestimmungen unter den erst während
                              									des Ganges der Untersuchungen erkannten Bedingungen einer ungenügenden Isolirung
                              									auszuführen. Kokesverbrennungen, welche Bunte später
                              									vorgenommen hat, hätten ihn zwar von der fortdauernden Mangelhaftigkeit der
                              									Umhüllungen, welche trotz der Verbesserungen des Apparates nach dem dritten Versuche
                              									fortbestand, unterrichten sollen, da man für Kokes eine bedeutend unter der
                              									wirklichen liegende Verbrennungswärme findet. Dieser Versuch der Verbrennung von
                              									Kokes (in Ermangelung von Holzkohle, welche vorzuziehen gewesen wäre) hätte von Bunte zuerst gemacht werden sollen, um sich zu
                              									versichern, ob der Kessel in Bezug auf Isolirung die Bedingungen eines Calorimeters
                              									erfülle und ob die bei der Correction befolgten Methoden zu einem genauen Ergebnisse
                              									führen. Um mit unbedingtem Zutrauen die ferneren Versuche vorzunehmen, hätte, mit
                              									einem Worte, jener Dampfkessel jener vorausgehenden Untersuchung unterworfen werden
                              									müssen, welcher wir den Favre
                              									und Silbermann'schen Calorimeter, dessen wir uns bedienten,
                              									unterwarfen. Ich beginne daher meine Arbeit mit der Prüfung der von Bunte ausgeführten Kokesverbrennung (Versuche N. 153,
                              									154, 156 und 211).
                           Bunte gibt folgende Zahlen in Tabelle 14 der zweiten
                              									Versuchsreihe, Saarbrücker Kokes, stammend aus Steinkohle von Heinitz I:
                           
                              
                                 Kohlenstoff
                                 88,98
                                 
                              
                                 Wasserstoff
                                 0,71
                                 
                              
                                 Asche
                                 7,91
                                 
                              
                                 Wasser
                                 1,33
                                 
                              
                                 Sauerstoff durch Rest bestimmt
                                 1,07
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00.
                                 
                              
                           Die Berechnung der Verbrennungswärme nach der Dulong'schen Methode ergibt 7390c; Bunte hat in 4
                              									Versuchen gefunden:
                           
                              
                                 I
                                 7199c
                                 = – 191
                                 
                              
                                 II
                                 7235
                                 = – 155
                                 
                              
                                 III
                                 7434
                                 = +  44
                                 
                              
                                 IV
                                 7183
                                 = – 207
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                                 
                              
                                 Mittel
                                 7263
                                 
                                 
                              
                           So hätte also Bunte im Mittel
                              										7263c gefunden auf 7390, welche die auf
                              									Analyse gegründete Dulong'sche Berechnung ergibt; es
                              									fehlen ihm 127c, was für das von Meunier-Dollfus und mir angewendete Calorimeter schon
                              									bedeutend wäre; aber der Unterschied ist in Wirklichkeit viel gröſser. In 3 von 4
                              									Versuchen findet Bunte einen Unterschied von 191,155
                              									und 207c von der Dulong'schen Rechnung; im vierten Versuche gelangt er zu einem Mehr von
                              										44c. Hätte Bunte
                              									die calorimetrischen Ergebnisse auf das reine Brennmaterial, nach Abzug von Asche
                              									und Wasser, berechnet, so hätte er im dritten Versuche einen bedeutenden Irrthum
                              									vermieden, denjenigen eines Ueberschusses über die berechnete Verbrennungswärme,
                              									während in Wirklichkeit ein Abgang vorliegt. So findet Zeichenwechsel im Versuche 3
                              									statt und führt die fehlerhafte Methode Bunte's zu
                              									einem Unterschiede von – 114 + 44 = 158c. Kein
                              									Beispiel konnte schlagender die Notwendigkeit beweisen, die Berechnung auf das reine
                              									Brennmaterial zu gründen. Folgendes sind nun die auf reinen, von Wasser und Asche
                              									freien Kokes bezogenen Zahlen und die sich daraus ergebenden eigentlichen
                              									Unterschiede:
                           
                              
                                 
                                 Nach Dulong
                                 Beobachtete
                                 Unterschiede
                                 
                              
                                 I
                                  8142c
                                  7796c
                                 346
                                 
                              
                                 II
                                 8142
                                 8035
                                 107
                                 
                              
                                 III
                                 8142
                                 8024
                                 118
                                 
                              
                                 IV
                                 8142
                                 7751
                                 391
                                 
                              
                           Der höchste Unterschied weicht vom niedrigsten um 284c ab oder um 3,5 Proc. Ein Calorimeter, welches
                              									für einen leicht verbrennbaren Stoff wie Kokes derartige Unterschiede gibt, ist
                              									mangelhaft. Es ist sicher, daſs die Kokes nicht eine unter der nach Dulong berechneten liegende Verbrennungswärme haben
                              									kann. Das so genannte Calorimeter hat also zwischen 1,3 und 4,7 Procent der bei der
                              									Kokesverbrennung entwickelten Wärme verloren gehen lassen.
                           Aus den obigen Bemerkungen schlieſse ich, daſs der von Bunte angewendete Apparat, obgleich er sich, in einem gewissen Maſse,
                              									einem Calorimeter nähert, nicht die genügende Genauigkeit eines solchen besitzt, um
                              									die Ausführung derartiger Arbeiten zu erlauben. Die zahlreichen Correctionen sind zu
                              									schwierig aufzustellen und die Abschlieſsung der Wände ist unvollständig. Man
                              									versuchte, dieselbe zu erreichen, indem man vom Versuche Nr. 30 an die letzteren an
                              									gewissen Stellen mit einer umhüllenden Schicht Wasser umgab, an anderen Stellen mit
                              									einer nicht leitenden Substanz; aber Jedermann weiſs, daſs die Nichtleiter der Wärme
                              									gegen Wärmestrahlung nie durchaus dicht sind. Bunte
                              									selbst gibt zu, daſs durch Hinzufügen dieser Hülle zu seinem Apparate die
                              									calorimetrischen Ergebnisse um mehr als 14 Proc. stiegen, daſs also mit anderen
                              									Worten die erhaltenen Resultate der 30 ersten Versuche um 14 Proc. vermehrt werden
                              									müſsten, um mit denjenigen der folgenden Versuchsreihen verglichen werden zu können.
                              									Aber nichts beweist, daſs die letzteren unter durchaus richtigen Bedingungen
                              									ausgeführt worden sind; nur die Verbrennung eines Stoffes von bekannter
                              									Verbrennungswärme, wie die Holzkohle, hätte diese Gewiſsheit geben können, und es ist zu
                              									bedauern, daſs die Anwendung eines solchen nicht versucht worden ist. Ein
                              									Unterschied von 14 Proc. bei dieser Art von Untersuchungen steht auſser allem
                              									Verhältnisse und, wenn während 29 Versuchen der Irrthum nicht erkannt worden ist, so
                              									hat man eben das Controlverfahren, welches wir angegeben und benutzt haben, nicht
                              									angewendet.
                           Uebrigens bleibt Bunte weit hinter der Wahrheit zurück,
                              									wenn er als Unterschied zwischen den Versuchen der ersten und zweiten Reihe ungefähr
                              									14 Proc. angibt. Der wirkliche Unterschied, wie er aus der Berechnung auf die reine
                              									Steinkohle hervorgeht (und nicht, wie dies Bunte immer
                              									thut, auf die rohe Steinkohle, deren Aschengehalt manchmal zwischen 2,3 und 11,2
                              									Proc. schwankt), beträgt 20 Procent auf die Anzahl der
                              									in der zweiten Reihe erhaltenen Wärmeeinheiten und 20
                                 										Procent auf diejenige der in der ersten Reihe gefundenen Einheiten. Wie dem
                              									auch sei, Bunte hat durch keinen direkten Versuch, wie
                              									er leicht auszuführen gewesen wäre, den Beweis geleistet, daſs sein Apparat genaue
                              									Resultate liefere, und sollen wir uns an die Verbrennungen der Koke, deren
                              									Verbrennungswärme doch immerhin weniger gewiſs ist wie diejenige der Holzkohle,
                              									halten, so ist klar, daſs Bunte nicht dazu gelangte,
                              									die Verluste durch Strahlung zu vermeiden, welche seine ersten Versuche so schwer
                              									beeinträchtigten.
                           Ich glaube gezeigt zu haben, daſs die Versuche Bunte's
                              									in Bezug auf Verbrennungswärme zu niedrige Resultate ergeben haben. Es bleibt mir zu
                              									beweisen, daſs selbst unter diesen Bedingungen Bunte,
                              									ohne sich dessen bewuſst zu werden, die von Meunier-Dollfus und mir aufgestellte Meinung bestätigt hat, daſs es
                              									Steinkohlenarten gibt, deren Verbrennungswärme nicht nur über der nach Dulong berechneten steht, sondern auch über der Summe
                              									der Verbrennungswärmen des Kohlenstoffes und Wasserstoffes ohne Rücksichtnahme auf
                              									die Gegenwart des Sauerstoffes. Bunte sagt in einer
                              									gegen Lüders gerichteten Brochüre (S. 5), welcher die
                              									Ergebnisse seiner Versuche besprach: „Aus zahlreichen Versuchen (über 300
                                 										betreffend 50 Arten von Brennstoffen) haben wir erkannt, daſs es unmöglich ist,
                                 										die von Scheurer-Kestner angegebene Zahl von
                                 										Calorien zu finden.“ Und weiter: „Wir haben für die Verbrennungswärme der
                                 										von uns untersuchten Brennstoffe Zahlen erhalten, welche sich dem nach der Dulong'schen Formel berechneten Werthe nähern,
                                 										manchmal etwas höher, manchmal etwas niedriger stehen. In keinem Falle haben wir
                                 										Werthe erhalten, welche den von Scheurer-Kestner
                                 										angegebenen entsprechen.“
                           Bunte wählte beim Beginne seiner Untersuchungen die
                              									Ruhrkohle, weil diese Kohle unter dem Einflüsse der Hitze verhältniſsmäſsig wenig
                              									gasförmige Producte entwickelt und also folgerichtig ihre Verbrennung unter
                              									einfacheren Umständen vor sich geht. Mit der Ruhrkohle wurden 12 Versuche gemacht
                              									unter Benutzung des noch uneingehüllten Apparates. Ein einziger Versuch wurde mit
                              									dem eingehüllten Apparate ausgeführt. Ich will mich nicht bei den Resultaten der
                              									ersten Versuchsreihe aufhalten, da sie ja bekanntermaſsen mindestens 20 Proc. unter
                              									der Wahrscheinlichkeit liegen.
                           Der Versuch Nr. 34 gibt indessen Anlaſs zu interessanten Beobachtungen. Bunte hat nicht bemerkt, daſs dieser Versuch Nr. 34 zu
                              									Zahlen führt, welche sich denjenigen Scheuret-Kestner's
                              									und Meunier-Dollfus' sehr nähern und von denjenigen,
                              										welche Bunte annimmt, sehr entfernen. Dieser
                              									Irrthum rührt von den schon angedeuteten allgemeinen Ursachen her. Bunte vergleicht zwei Dinge mit einander, welche nicht
                              									verglichen werden können; zwei Brennstoffe mit sehr verschiedenem Aschengehalte,
                              									welch letzteren er nicht berücksichtigt. Bunte
                              									beschränkt sich darauf, folgendes anzuzeigen: Dulong'sche Berechnung 7810c, Scheurer-Kestner'sche Berechnung 8045c, gefundene Calorien 8037; aber er vergiſst
                              									anzugeben, daſs die Dulong'sche Berechnung für ein
                              									Muster von 6,04 Proc. Aschengehalt gilt, während der Versuch, welcher 8037c geliefert, mit einer Steinkohle ausgeführt
                              									wurde, die 11,2 Proc. Asche hinterlieſs, so daſs der Unterschied zwischen den
                              									berechneten und gefundenen Wärmeeinheiten viel gröſser ist.
                           Die Resultate Bunte's enthalten auſserdem einen
                              										RechnungsfehlerBereits in D. p. J. 1880 236 399 berichtigt.Red. von 33c.Bezieht man
                              									die Berechnungen auf die reine Steinkohle nach Abzug von Wasser und Asche, so
                              									gelangt man zu folgenden Ergebnissen:
                           
                              
                                 Ohne Berücksichtigung des Sauerstoffes
                                 9014c
                                 
                              
                                 Nach Dulong
                                 8776
                                 
                              
                                 Nach Bunte
                                 9369
                                 
                              
                           Bunte, welcher glaubte, sich der berechneten
                              									Verbrennungswärme, welche sich aus derjenigen der Elemente der Steinkohle durch
                              									Summirung ergibt, bis auf 8c genähert zu haben,
                              									übersteigt sie um 355c, er übersteigt um 593c das nach Dulong
                              									erhaltene Resultat, von welchem er sich nur um 227c entfernt wähnte. Das Verfahren Bunte's, die
                              									Berechnung auf die rohe Steinkohle und nicht auf den reinen Brennstoff zu beziehen,
                              									hat ihn oft zum Irrthume verleitet in Bezug auf seine eigenen Untersuchungen und
                              									namentlich in Bezug auf das Verhältniſs zwischen dem Resultate des Versuches und
                              									demjenigen der Berechnung. Schlagend ist das Beispiel der Friedrichsthaler Kohle
                              									(Versuche Nr. 166 und 167). Verfasser gibt an:
                           
                              
                                 Berechnung nach Dulong
                                 7079c
                                 
                              
                                 Ergebniſs des Versuches Nr. 166
                                 7103
                                 
                              
                                 Ergebniſs des zweiten Versuches Nr. 167
                                 6991
                                 
                              
                           Auf den ersten Blick würde man glauben, Bunte habe bis auf einen kleinen Unterschied die nach
                              									der Dulong'schen Formel berechnete Anzahl
                              									Wärmeeinheiten erhalten. Nun ist dem aber gar nicht so. Die Wahrheit ist die, daſs
                              									in beiden Fällen die aus dem Versuche hervorgehenden Zahlen sich bedeutend unter dem
                              									Ergebnisse der Dulong'schen Berechnung befinden und
                              									daſs in einem Versuche der Unterschied mehr wie 300c ausmacht, ein durchaus unwahrscheinliches Resultat.
                           Wird die Berechnung auf reine Steinkohle bezogen, so erhält man:
                           
                              
                                 Berechnung nach Dulong
                                 8029c
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Versuch Nr. 166
                                 7614
                                 Unterschied
                                 – 415c
                                 
                              
                                 Versuch Nr. 167
                                 7503
                                 „
                                 – 526
                                 
                              
                           Diese groſsen Unterschiede sind Bunte entgangen, weil er seine Resultate nicht auf die reine Steinkohle
                              									bezogen hat. Die Dulong'sche Berechnung wurde vom
                              									Verfasser auf die analysirte Probe mit 8,85 Proc. Aschengehalt angewendet, während
                              									der untersuchte Brennstoff nur 3,7 bezieh. 3,8 Proc. Asche hinterlieſs; er hat also
                              									2 Dinge mit einander verglichen, welche in keinem Verhältnisse zu einander stehen,
                              									was in jedem Falle stattfand, wo die Prüfung des Brennstoffes unter dem Dampfkessel
                              									nicht dieselbe Aschenmenge ergab wie die Analyse.
                           Ich habe eine Anzahl von nach den Bunte'schen Versuchen
                              									gemachten Berechnungen in folgender Tabelle zusammengefaſst, wobei die stärksten
                              									Unregelmäſsigkeiten zu Tage treten. Man ersieht daraus, bis zu welchem Punkte man
                              									sich über die erhaltenen Zahlen täuschen kann, wenn man die Zurückführung der
                              									Resultate auf reine Steinkohle vernachlässigt hat.
                           
                              
                                 
                                 
                                 
                                 Unterschiede zwischen beobachteten
                                    											undnach Dulong berechneten
                                    											Wärmeeinheiten
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 Nach Bunte
                                 Berechnetauf reine Kohle
                                 
                              
                                 St. Ingbert
                                 – 117
                                 – 489
                                 
                              
                                 Mittelbexbach
                                 Nr.
                                 3
                                 –   60
                                 – 345
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 9
                                 –   62
                                 – 388
                                 
                              
                                 König I
                                 – 243
                                 – 327
                                 
                              
                                 Zichwald
                                 – 293
                                 – 464
                                 
                              
                                 Griesborn
                                 + 165
                                 –   32
                                 
                              
                                 Louisenthal
                                 +     7
                                 –   61
                                 
                              
                                 „
                                 Nr.
                                 172, 173
                                 – 285
                                 – 644
                                 
                              
                                 Peiſsenberg
                                 –   22
                                 + 295
                                 
                              
                                 „
                                 Nr.
                                   90,   99
                                 +   32
                                 – 398
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 189,  199
                                 +   79
                                 + 382
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 191,  196
                                 +   73
                                 –   47
                                 
                              
                                 Friedrichsthal
                                 –   32
                                 – 471
                                 
                              
                                 Ruhr
                                 + 227
                                 + 593
                                 
                              
                           
                           Man bemerkt, daſs bedeutende Unterschiede daraus hervorgehen,
                              									ob man die Methode Bunte's oder diejenige von Scheurer-Kestner und Meunier-Dollfus anwendet. Die von Bunte
                              									berechneten Zahlen finden sich den Ergebnissen des Dulong'schen Gesetzes näher gerückt, als sie es in Wirklichkeit sind, und
                              									erfolgt aus dieser Betrachtung, daſs Bunte in gewissen
                              									Fällen, da, wo er sich in Uebereinstimmung mit den Resultaten der Berechnung
                              									glaubte, im Gegentheile um einige Hundert Wärmeeinheiten davon entfernt war. Die
                              									Peiſsenberger Kohle Nr. 90 und 99 liefert das die Sachlage am besten kennzeichnende
                              									Beispiel: Bunte glaubte hierbei einen Ueberschuß von 32c
                              									gefunden zu haben, während ihm in Wirklichkeit 398c
                              									fehlten.
                           Im Allgemeinen bleiben die aus den Bunte'schen
                              									Untersuchungen hervorgehenden Zahlen ungleich weiter hinter denjenigen nach Dulong berechneten zurück, als man nach den vom
                              									Verfasser angenommenen Ziffern anzunehmen geneigt wäre; es leitet sich hieraus
                              									nothwendiger Weise die Ansicht ab, daſs Bunte allgemein
                              									auf zu niedrige Zahlen gelangt ist. Die Unsicherheit, in welcher sich bisweilen Bunte in Folge der Unvollkommenheit seines Apparates
                              									befand, läſst sich namentlich durch die Untersuchungen der sächsischen Kohlen
                              									zeigen. Unter 6 Versuchen hat der Verfasser nur auf die zwei letzten Rücksicht
                              									genommen; die anderen schienen ihm zu sehr von der berechneten Zahl abzuweichen:
                           
                              
                                 
                                 6050
                                 7117
                                 
                              
                                 
                                 5957
                                 7117
                                 
                              
                                 
                                 6263
                                 7677
                                 
                              
                                 
                                 6018
                                 7339
                                 
                              
                                 
                                 6395
                                 7798
                                 
                              
                                 
                                 6261
                                 7635
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 –––––
                                 
                              
                                 Berechnung
                                 6384
                                 7861
                                 
                              
                           Bunte sagt, daſs er nur die
                              									beiden letzten Versuche berücksichtigt habe, weil in den vorhergehenden der Ruſs
                              									nicht bestimmt worden war. Diese Erklärung gibt zu zwei Bemerkungen Anlaſs; erstlich
                              									findet sich der Ruſs in den beiden letzten Versuchen nur durch 40 und 92c ausgedrückt, während die Unterschiede zwischen
                              									den Ergebnissen der reinen Steinkohle mehr als 500c betragen; dann gibt der dritte Versuch, obgleich Bunte den Ruſs vernachlässigt, dennoch ein über demjenigen des letzten
                              									Versuches, bei welchem die Correction angebracht wurde, stehendes Resultat.
                           
                              
                                 (Schluſs folgt.)