| Titel: | Untersuchungen über die Anwendung der Brennstoffe zum Heizen der Dampfkessel; von Scheurer-Kestner. | 
| Autor: | Scheurer-Kestner | 
| Fundstelle: | Band 251, Jahrgang 1884, S. 326 | 
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                        Untersuchungen über die Anwendung der Brennstoffe
                           								zum Heizen der Dampfkessel; von Scheurer-Kestner.
                        (Schluſs des Berichtes S. 278 d. Bd.)
                        Scheurer-Kestner, über Untersuchungen von Brennstoffen.
                        
                     
                        
                           Eine Auseinandersetzung hat, wie oben erwähnt, zwischen Lüders und Bunte stattgefunden. Aus der
                              									Antwort Bunte's hebe ich verschiedene Bemerkungen
                              									hervor, auf welche ich erwidern muſs. Nach Bunte haben
                              									die Untersuchungen von Scheurer-Kestner und Meunier-Dollfus über die Verbrennungswärme der
                              									Steinkohle zu einem überaus unvorhergesehenen Resultate
                              									geführt, indem jene höher gefunden wurde als das Ergebniſs der Berechnung durch
                              									einfache Summirung der Verbrennungswärmen der Elemente, des Kohlenstoffes und
                              									Wasserstoffes. Dieses Ergebniſs, sagt Bunte, „war
                                 										nach der Theorie nicht vorauszusehen; es fand sich im Gegentheile im
                                 										Widerspruche mit allen bekannten Thatsachen.“ Das in unseren Versuchen
                              									erhaltene Resultat überrascht uns weniger wie Bunte; da
                              									die Theorie der Zusammensetzung und Zersetzung von Stoffen wie die Steinkohle
                              									vollständig unbekannt ist, so konnte das Studium dieses Gegenstandes nicht mit
                              									vorgefaſsten Meinungen unternommen werden. Wir haben uns darauf beschränkt, die durch unsere
                              									Untersuchungen festgestellte Thatsache zu verzeichnen und ihre Erklärungen, soweit
                              									es der gegenwärtige Stand der Theorie gestattet, zu ergründen. Wenn es aber sicher
                              									ist, daſs die Theorie nicht dazu angethan war, dieses Resultat vorauszusehen, so ist
                              									nicht weniger sicher, daſs sie auch nicht dazu angethan war, dasselbe zu
                              									leugnen.
                           Bunte hält dafür, daſs unsere Zahlen viel zu hoch sind.
                              									Er stützt sich hierbei auf die oben besprochenen Versuche in München und auf die
                              									nicht bekannt gemachten, mit einem neuen Apparate ausgeführten Messungen Stohmann's (vgl. 1879 234 *
                              									394). Stohmann hat seine Resultate Bunte mitgetheilt, welcher sie in seiner Antwort an Lüders in einer Tabelle vereinigt. Diese Tabelle läſst
                              									verschiedene Bemängelungen zu, auſser denjenigen, welche sich an den von Stohmann angewendeten Apparat richten. Für die
                              									Saarkohlen hat Stohmann eine gröſsere Anzahl von
                              									Wärmeeinheiten gefunden wie Bunte; namentlich beträgt
                              									der Unterschied bei der Louisenthaler Kohle 230c.
                              									Wären die Resultate Bunte's und Stohmann's vergleichbar, so würde unmittelbar daraus hervorgehen, daſs das
                              									so genannte Calorimeter Bunte's sehr merklich
                              									niedrigere Resultate gegeben hat wie das von Stohmann
                              									verwendete Calorimeter. Aber die Resultate sind nicht vergleichbar, indem Beide, Stohmann und Bunte,
                              									denselben Irrthum begangen haben, die Resultate auf die rohe und nicht auf die reine Steinkohle zu
                              									beziehen. Unbekannt ist, ob die Resultate Stohmann's
                              									von einem Materiale mit gleichem Aschengehalte herstammen. Die Tabelle führt also
                              									einen Vergleich zweier Dinge vor, welche nicht vergleichbar sind. Leider gestattet
                              									die Beschaffenheit des Stohmann'schen Apparates nicht
                              									die Bestimmung * des Aschengehaltes des im Calorimeter verbrannten Brennstoffes;
                              									angesichts der bedeutenden Unterschiede, welche von Bunte selbst im Aschengehalte der Proben einer und derselben Kohle
                              									beobachtet worden sind, hängt folgerichtig den Versuchen Stohmann's der Charakter unheilbarer Ungewiſsheit an. Sehr
                              									wahrscheinlicher Weise ist keinem anderen Umstände der in der Tabelle sich
                              									vorfindende Widerspruch zuzuschreiben, daſs Stohmann
                              									für die Saarkohlen mehr Wärmeeinheiten gefunden zu haben scheint wie Bunte, während er für die anderen Kohlen weniger
                              									findet.
                           Bunte meint, ein Unterschied von 3 Proc. in den
                              									Ergebnissen liege innerhalb der gewöhnlichen Grenzen. Es ist mir unmöglich, seine
                              									Meinung zu theilen, da das Favre und Silbermann'sche Calorimeter weit genauer ist. Will man
                              									andere Apparate zu Hilfe nehmen, so müssen diese doch wenigstens in Bezug auf
                              									Genauigkeit den früheren entsprechen; dies thut aber der Stohmann'sche Apparat nicht. Mit diesem kann weder der Aschengehalt der
                              									Brennstoffe, noch die Zusammensetzung der entweichenden Gase, noch die Temperatur
                              									der letzteren ermittelt werden, alles in solchen Versuchen wesentliche Bedingungen,
                              									welche bei Anwendung des Favre und Silbermann'schen Apparates vollständig erfüllt
                              									werden.
                           Mit Hilfe des Favre und Silbermann'schen Calorimeters haben wir die Verbrennungswärme von Kohlen
                              									verschiedener Herkunft bestimmt, mit Erzielung sehr wechselnder Resultate; aus
                              									diesen Versuchen haben wir die Ueberzeugung geschöpft, daſs es oft unmöglich ist,
                              									das Wärme-Entwickelungsvermögen eines solchen Brennstoffes selbst nur annähernd zu
                              									bestimmen, indem man von seiner procentischen Zusammensetzung ausgeht. Als Umstand,
                              									welcher in einem gewissen Maſse die Resultate unserer früheren Versuche hätte
                              									entkräften können, führt Bunte die Zahlen an, welche
                              									wir zuletzt im J. 1874 bei der Messung der Verbrennungswärme russischer Kohlen und
                              									einer böhmischen Braunkohle erhielten. Wir haben in der That mit diesen Brennstoffen
                              									Zahlen bekommen, welche unter denjenigen von anderen untersuchten Kohlen standen;
                              									aber es kann daraus nicht der Schluſs gezogen werden, auf welchen sich Bunte stützt. Der einzige naturgemäſs und berechtigt
                              									erscheinende Schluſs ist der, daſs die betreffenden Brennstoffe zu denjenigen
                              									gehören, welche bei ihrer Verbrennung die geringste Wärme entwickeln. Bunte ist bei seinen eigenen Versuchen zu ebenso
                              									bedeutenden Unterschieden gelangt. Ich greife aus seinen Versuchen diejenigen der
                              									(reinen) Ruhrkohle heraus, welche 610c mehr
                              									geliefert hat, als es die Dulong'sche Berechnung
                              									verlangt, und diejenigen der Kohle aus der Louisenthaler Grube Nr. 172 und 173,
                              									welche 644c zu wenig gegeben hat.
                           
                           In einer Tabelle (auf S. 9 seiner Erwiderung an Lüders) sagt
                                 										Bunte:
                              									„Die Verbrennungswärme der Louisenthaler Kohle ist in Uebereinstimmung mit den
                                 										Untersuchungen Stohmann's ungefähr 10 Proc. unter
                                 										dem Ergebnisse der Berechnung nach Dulong
                                 										geblieben“. Bunte begeht einen wesentlichen
                              									Irrthum: Der Unterschied beträgt nicht 10 Proc., sondern ungefähr nur 0,8 Proc. Der
                              									Irrthum rührt daher, daſs Bunte dieser Kohle 6078c zuschreibt, während er in Wirklichkeit 6678c gefunden hat. Der Unterschied beträgt alsdann
                              									bloſs noch 6733 – 6678 = 55c oder 0,8 Proc.
                           Wählt man unter den von Bunte erwähnten Kohlen die drei
                              									in unseren Versuchen gemeinschaftlichen (Dudweiler, Friedrichsthal und Louisenthal),
                              									bezieht die Resultate auf reine Kohle und vergleicht die Verbrennungswärme mit den
                              									unter einem Dampfkessel erhaltenen Ergebnissen, so ergibt sich das gegenseitige
                              									Verhältniſs der drei Kohlen, sowohl in Bezug auf das Calorimeter wie auf den
                              									praktischen Versuch, in Uebereinstimmung mit unseren eigenen Untersuchungen, aber es
                              									stimmt gar nicht mehr mit den von Bunte gegebenen
                              									Zahlen; nach uns werden 74 bis 75,1 Procent der durch das Calorimeter festgestellten
                              									Wärme unter dem Dampfkessel ausgenutzt, während diese Resultate, mit den Ziffern von
                              									München verglichen, sehr abweichende, zwischen 76,3 und 83 Proc. schwankende
                              									Verhältnisse ergeben; es ist also wahrscheinlich, daſs unsere Resultate genauer sind
                              									wie diejenigen Bunte's.
                           In den Bemerkungen, welche Bunte gegen unsere Arbeiten
                              									richtet, spricht er mit Nachdruck vom Mangel des Zusammenhanges, welcher zwischen
                              									unseren calorimetrischen Messungen und unseren praktischen Versuchen bestehe. Er
                              									behauptet, diese Lücke dadurch ausgefüllt zu haben, daſs der von ihm verwendete
                              									Apparat gleichzeitig die theoretische und die praktische Zahl ergebe. Bunte hat nicht begriffen, daſs in unseren Versuchen
                              									die für die theoretische und praktische Seite gültige Verbrennung der Holzkohle
                              									jenen Zusammenhang herstellte. Wir sind deshalb zum Voraus jenem Einwurfe begegnet;
                              									ist eine Lücke vorhanden, so findet sie sich in den Versuchen Bunte's; dort fehlt der Zusammenhang mit den
                              									calorimetrischen Messungen der Physiker, welche die Verbrennungswärme der
                              									Grundstoffe bestimmt haben.
                           Bunte hebt den bedeutenden Abgang an Wärme hervor,
                              									welchen Meunier und ich bei den Versuchen unter einem
                              									Dampfkessel festgestellt haben. Wir fanden, daſs er 20 bis 25 Proc. betrug und
                              									schrieben ihn der Strahlung durch die Kesselwände zu. Bunte sagt: „Ich glaube, daſs man den Schlüssel zu dieser
                                 										überraschenden Erscheinung vielmehr in der Uebertreibung der calorimetrischen
                                 										Messungen zu suchen hat; sie gibt den Grad des Unterschiedes zwischen dem
                                 										calorimetrischen und praktischen Versuche“. Hierbei vergiſst Bunte vollständig den mit der Holzkohle gemachten
                              									Versuch. Verhielte es sich, wie er glaubt, so hätten wir bei der Anwendung der
                              									Holzkohle zum Heizen der Dampfkessel einen viel kleineren Verlust als den bei der
                              									Steinkohle beobachteten gefunden. Nun ist dem aber nicht so; vielmehr hat das
                              									Gegentheil stattgefunden. Während bei der Steinkohle die gröſsten Wärmemengen,
                              									welche unseren Bestimmungen entgangen sind, zwischen 22,8 und 27,1 Proc. schwanken
                              									(Ronchamp I und Blanzy I), so betrug der Fehler bei der Holzkohle 27,2 Proc. Diese
                              									merkwürdige Uebereinstimmung der von der Holzkohle (von der wir 3410k verbraucht haben) in der Praxis gelieferten
                              									Resultate mit denjenigen aus der Steinkohle erhaltenen bietet uns eine sichere
                              									Gewährleistung der Genauigkeit unserer calorimetrischen Messungen und es überrascht,
                              									wie Bunte auf das, was wir im J. 1872 veröffentlicht
                              									hatten, Einwürfe von der Art des erhobenen machen konnte.Wir drückten uns in der That im Bulletin de
                                       												Mulhouse, 1875 S. 367 folgendermaſsen aus: Mit der Holzkohle erzieltes Rendement. Als Mittel zur Controle und
                                    											als Ausgangspunkt haben wir die Holzkohle gewählt. Verschiedene Gründe haben
                                    											uns dazu bewogen, diesen Versuch zu unternehmen. Erstlich ist die Holzkohle
                                    											ein Stoff, den man leicht im Zustande der Reinheit findet; seine
                                    											Verbrennungswärme ist genau bekannt. Da zweitens die Holzkohle nur
                                    											Kohlenoxyd liefern kann, so verschwinden bei ihrer Anwendung die Zweifel
                                    											über die Natur der brennbaren Gase, welche sich bei der Verbrennung der
                                    											Steinkohle entwickeln. Drittens geht die Verbrennung der Holzkohle immer
                                    											leicht vonstatten; die Asche hält keine brennbaren Theile zurück. Diese günstigen
                                    											Bedingungen erleichtern die Berechnung, verhüten Fehlerquellen und gestatten
                                    											die sichere Vertheilung der in den verschiedenen Theilen eines Dampfkessels
                                    											hervorgebrachten Wärme.„Die Vergleichung der mit der Holzkohle erhaltenen Resultate mit
                                          													denjenigen der Steinkohle gestattet außerdem, die Genauigkeit der
                                          													aus unseren calorimetrischen Verbuchen gezogenen Ziffern zu
                                          													beurtheilen; wir haben also gleichsam in angegebener Weise einen
                                          													calorimetrischen Versuch im großen Maßstabe
                                          											ausgeführt“.
                              								
                           
                           Ist der von uns festgestellte Ausfall von 23 bis 27 Proc., wie Bunte meint, zu groſs für die Steinkohle, so ist er
                              									auch zu groſs für die Holzkohle; wollte man der Beweisführung Bunte's folgen, so müſste daraus geschlossen werden,
                              									daſs die Holzkohle nicht 8080c entwickelt, sondern
                              									10 bis 15, vielleicht 20 Proc. weniger, was im Widerspruche steht mit den von der
                              									Wissenschaft mit Gewiſsheit festgestellten Thatsachen. Angesichts dieses
                              									entscheidenden Beispieles darf man wohl sagen, daſs die aas den Münchener
                              									Untersuchungen hervorgegangene Kritik unseren calorimetrischen wie praktischen
                              									Versuchen nichts anhaben kann.
                           Weinhold hat (vgl. 1876 219
                              									20) die bei der Verbrennung der Steinkohle auf verschiedenen Herden entwickelten
                              									Gase analysirt. Seine Arbeit bestätigt in verschiedenen Punkten die Resultate,
                              									welche ich im J. 1869 veröffentlicht habe. Hingegen kritisirt Weinhold die von mir angewendeten Verfahrungsarten und
                              									stellt folgende Punkte auf: 1) Um die Verbrennung zu beurtheilen, braucht es
                              									Gasanalysen. 2) Um die Ausnutzung der Wärme zu kennen, ist die Analyse der Gase und
                              									die Elementaranalyse der Steinkohle erforderlich. – Verfasser scheint zu übersehen,
                              									was durch die Untersuchungen Scheurer-Kestner's und Meunier's festgestellt und seither durch diejenigen Bunte's bestätigt worden ist, – daſs die
                              									Elementaranalyse der Steinkohle oft nur einen sehr entfernten Begriff von ihrem
                              									Wärmeentwickelungsvermögen gibt.
                           Die Temperaturmessung der Verbrennungsgase bei ihrem Austritte wird von Weinhold unter ungünstigen Bedingungen ausgeführt. Meunier und ich haben die Anwendung von Paraffinröhren
                              									empfohlen und dabei der nöthigen Einrichtungen mit vielen Einzelheiten gedacht. Der
                              									Gebrauch unserer Röhre erlaubt, die Mittel zu nehmen, weil ihr Volumen ziemlich
                              									beträchtlich und da sie mit einem Thermometer versehen, dessen Ablesen leicht in
                              									jedem Augenblicke vorgenommen werden kann; wir legen einen groſsen Werth darauf, die
                              									Messung der Temperatur der Gase nicht nur während eines kurzen Augenblickes
                              									vorzunehmen. Das von Weinhold eingeschlagene Verfahren
                              									ist in dieser Hinsicht dem unserigen nicht überlegen; es ist im Gegentheile von
                              									weniger praktischer Verwendbarkeit. Er bedient sich einer Quecksilberbirne, welche
                              									er in den Kanal einführt und darin während 10 bis 15 Minuten beläſst; im Augenblicke
                              									der Herausnahme taucht er ein Thermometer ein. Ein solches Verfahren ist
                              									mangelhaft.
                           Weinhold bemängelt ferner die von mir befolgte Art und
                              									Weise des Auffangens der zur Analyse bestimmten Gase, ohne indessen das Wesen meines
                              									Vorganges richtig erfaſst zu haben. Das Auffangen der Gase geschah ohne
                              									Unterbrechung während der ganzen Dauer eines bedeutenden Bruchtheiles der von den
                              									Versuchen in Anspruch genommenen Zeit. Die Gase sind nie mit Wasser in Berührung
                              									gekommen. Weinhold zieht vor, nur 8 bis 101
                              									aufzufangen, – nur während einiger Beschickungen mit Kohlen; er fängt sie über mit
                              									Oel bedecktem Wasser auf, ich über Quecksilber. Somit gibt mein Verfahren demjenigen
                              										Weinhold's nichts nach in Bezug auf Abwesenheit von
                              									Flüssigkeiten, welche die Gase ungleichmäſsig diffundiren lassen könnten, und ist
                              									dem letzteren in Hinsicht auf Bestimmung der mittleren Zusammensetzung der Gase
                              									überlegen.
                           F. Fischer (1878 227 171)
                              									glaubt, daſs meine Gasanalysen ungenau seien – der Tadel ist mir unbegreiflich, –
                              									weil ich die Gase mit Wasser in Berührung gebracht habe. Nun ist aber mein
                              									Probenehmen sammt der folgenden Operation stets über Quecksilber ausgeführt worden,
                              									so daſs ich vermuthe, Fischer verwechselt die Analyse
                              									der gesammten gasförmigen Verbrennungsproducte mit den während der ganzen Operation
                              									andauernden und über Wasser ausgeführten Bestimmungen, deren Nutzen indeſs ein ganz verschiedener
                              									ist wie derjenige der vollständigen Analysen. Die ersteren nämlich hatten keinen
                              									anderen Zweck, als den Heizer in Bezug auf Oeffnen und Schlieſsen der Züge während
                              									des Versuches zu leiten, während die letzteren sich mit dem über Quecksilber in
                              									einer Art Gesammt-Gasometer aufgesammelten Gase befaſsten.
                           Die anderen kritischen Bemerkungen Fischers sind ohne
                              									groſse Tragweite; dennoch sehe ich mich veranlaſst, denselben Schritt für Schritt zu
                              									folgen. Scheurer-Kestner hat selbst erkannt, daſs die
                              									Wasserstoffbestimmung etwas zu hoch gefunden wird, sagt Fischer (vgl. 1878 227 175). In der Erörterung
                              									der Fehlergrenzen in meinen Beobachtungen habe ich selber angegeben, daſs die
                              									Bestimmung des Wasserstoffes mit zum Rothglühen erhitztem Kupferoxyd fast immer
                              									einen geringen Ueberschuſs ergibt, wie überhaupt in allen nach diesem Verfahren
                              									ausgeführten organischen Elementaranalysen. Aber dieser Fehler kann vernachlässigt
                              									werden; habe ich darauf hingewiesen, so geschah dies, um keinen der mir möglich
                              									scheinenden Einwürfe auſser Acht zu lassen. Uebrigens kenne ich, da es sich nicht um
                              									Tausentel handelt, keine genauere Bestimmungsmethode.
                           F. Fischer hätte gewünschtDer Hinweis, an welcher Stelle dies geschehen sein soll, ist nicht
                                    											gegeben. , daſs die Gasproben aus einem groſsen Volumen
                              										(„einem starken Gasstrome“, wie er sich ausdrückt), welches selbst in die
                              									Leitungskanäle hineingezogen würde, gewonnen worden wären. Dies habe ich nun gerade
                              									gethan. Man hat Mühe zu begreifen, wie ein Fachmann, welcher meine Arbeit gelesen
                              									haben muſs, da er sie beurtheilt, an den wichtigsten Anstalten, welche getroffen
                              									worden sind, vorbeigehen konnte. Es möge mir gestattet sein, auf das Winckler'sche Werk zu verweisen, in welchem man eine
                              									den Thatsachen besser entsprechende und vollständig zustimmende Begutachtung meiner
                              									Methode finden wird. – Was die Dauer des Gasnehmens anbelangt, so hat F. Fischer (Bd. 227 S. 173) die Minuten mit den Stunden verwechselt. In der
                              									von ihm (auf derselben Seite) veröffentlichten Tabelle zeigt die Spalte: Dauer des Gasfassens 3, 8, 3, 1, 3, 8 und 3 Minuten an, während in meiner Arbeit von eben so vielen
                              										Stunden die Rede ist.Selbstverständlich ein Satzfehler, da S. 172 Z.
                                    											11 v. u. ausdrücklich steht: innerhalb mehrerer Stunden.Red. Uebrigens scheint F. Fischer der Dauer des Gasfassens nur einen
                              									untergeordneten Werth beizulegen, während ich dieselbe als einen sehr wichtigen
                              									Faktor betrachte.
                           F. Fischer zeigt (1879 232
                              									341), daſs vielfach von unrichtigen specifischen Wärmen ausgegangen worden ist, und,
                              									um in der Zukunft derartige Fehler zu vermeiden, veröffentlicht er Tabellen, welche
                              									man zweifelsohne benutzen wird, aber deren Gebrauch die Resultate unserer Untersuchungen nicht geändert hätte.
                           Meunier-Dollfus und ich haben die specifischen Wärmen
                              									entsprechend den Fischer'schen Anweisungen angewendet;
                              									nur haben wir auf das in den Gasen enthaltene Gemenge von Sauerstoff und Stickstoff
                              									die speeifische Wärme der Luft in Anwendung gebracht, weil die Berechnung dadurch
                              									vereinfacht wurde. Wir glaubten, daſs ein Unterschied von 7 Hundertstel zwischen den
                              									specifischen Wärmen der Luft und des Stickstoffes (Luft = 0,237, Stickstoff = 0,244)
                              									ohne Einfluſs auf das Ergebniſs wäre; denn derartige Unterschiede sind auſser
                              									Verhältniſs mit den nicht zu umgehenden Irrungen und Ungewiſsheiten praktischer
                              									Versuche. Beim Versuche Nr. 1 mit Ronchamper Kohle haben wir die Berechnung z.B.
                              									folgendermaſsen ausgeführt:
                           
                              
                                 Stickstoff und Luft
                                 10k,841 zu 0,237 sp.
                                    											W.
                                 =
                                 2,569k Wasser
                                 
                              
                                 Kohlensäure
                                   2k,713 zu 0,217 sp.
                                    											W.
                                 =
                                 0,588
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 Gesammt
                                 
                                 3,157k Wasser
                                 
                              
                                 3k,157 Wasser bei
                                    											127,5° = 403c.
                                 
                              
                           Berechnet man Stickstoff und Luft besonders, so hat man:
                           
                              
                                 Stickstoff
                                   7k,697 zu 0,244 sp.
                                    											W.
                                 =
                                 1,878k Wasser
                                 
                              
                                 Luft
                                   3k,144 zu 0,237 sp.
                                    											W.
                                 =
                                 0,745
                                 
                              
                                 Kohlensäure          
                                   2k,713 zu 0,217 sp.
                                    											W.
                                 =
                                 0,588
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 Gesammt
                                 =
                                 3,211k Wasser
                                 
                              
                                 3k,211 Wasser bei
                                    											127,5° = 409c
                                 
                                 
                              
                           
                           So also auf der einen Seite 403c, auf der anderen 409c auf eine
                              									Gesammtmenge von 7218 beobachteter Wärmeeinheiten, d.h. 6c Unterschied, weniger als 0,001! Ich gebe zu,
                              									daſs es immer am besten ist, sich der durchaus genauesten Berechnungsmethoden zu
                              									bedienen; aber man wird in diesem Falle anerkennen, daſs die Fischer'sche Kritik keine praktische Tragweite besitzt.
                           Erwähnen wir schlieſslich, um zu zeigen, daſs F. Fischer
                              									unserer Arbeit nicht diejenige Aufmerksamkeit geschenkt haben kann, wie sie der
                              									Wunsch, zukünftigen Experimentatoren gegenüber den früheren den Fortschritt zu
                              									lehren, erfordert hätte, daſs er für sie ein Programm empfiehlt, welches gerade das
                              									von Meunier-Dollfus und mir befolgte ist. Fischer (1879 232 348) räth,
                              									zur Bestimmung des Strahlungsvermögens des Kessels, unter demselben Leuchtgas oder
                              									Erdöl, deren Verbrenungswärme bekannt ist, zu verbrennen. Dieser Rath scheint mir
                              									ausgezeichnet; doch haben wir dies gerade ausgeführt, indem wir Holzkohle im
                              									Vergleiche mit Steinkohle verbrannten.
                           Seit dem Zeitpunkte, wo die Société industrielle de
                                 										Mulhouse die Arbeiten ihrer Mitglieder über die Verbrennung der Steinkohle
                              									und die Heizung der Dampfkessel veröffentlicht hat, haben die daraus abgeleiteten
                              									Schlüsse durch keine wohl erkannte Thatsache eine Abänderung erlitten. Die
                              									Gasanalysen sind zwar leichter geworden, aber die aus den von unserer Gesellschaft
                              									veröffentlichten Untersuchungen abgeleiteten Grundsätze sind unangegriffen
                              									geblieben. Bunte glaubte, mit dem von ihm angewendeten
                              									Apparate zu beweisen, daſs die Verbrennungswärme der von Meunier-Dollfus und Scheurer-Kestner
                              									untersuchten Steinkohlen zu hoch gegriffen sei. Stohmann meinte, mit seinem Apparate zu demselben Resultate wie Bunte gelangt zu sein. Die obigen Entwickelungen haben
                              									indessen ergeben, daſs der Apparat, dessen sich Bunte
                              									bediente, nicht als Calorimeter betrachtet werden kann. Die von ihm mit Kokes
                              									gemachten Versuche lassen hierüber keinen Zweifel. Was das Stohmann'sche Calorimeter betrifft, so ist gewiſs, daſs wenn es, was ich
                              									nicht weiſs, mit Erfolg zur Bestimmung der Verbrennungswärme gewisser unter
                              									gewöhnlichen Bedingungen schwer verbrennbarer Stoffe angewendet werden kann, es für
                              									die Bestimmung der Verbrennungswärme der Steinkohlen nicht anwendbar ist; denn es
                              									gestattet weder das Wägen der Asche, noch die Analyse der gasförmigen Producte
                              									während der Verbrennung, – doch zwei wesentliche Bedingungen.
                           Bunte und Stohmann haben
                              									ihren Versuchen nicht die unumgängliche Bestätigung ertheilt, welche darin besteht,
                              									zuerst in ihren Apparaten einen Stoff wie Holzkohle zu verbrennen, dessen
                              									Verbrennungswärme bekannt und un-angezweifelt ist.
                           Scheurer-Kestner und Meunier-Dollfus haben im Gegentheile ihren Versuchen diese Bestätigung
                              									nicht versagt, indem sie dieselbe Holzkohle zuerst in dem von ihnen angewendeten
                              									Calorimeter, dann auf dem Herde des Dampfkessels verbrannten und indem sie so,
                              									mittels derselben Substanz, die beiden Apparate, theoretischer und praktischer
                              									Natur, mit einander verglichen. Sie sind demzufolge im Recht, dasjenige aufrecht zu
                              									erhalten, was sie seit vielen Jahren festgestellt haben, nämlich: 1) Daſs die
                              									Verbrennungswärme der Steinkohle in sehr vielen Fällen die Zahl übersteigt, welche
                              									durch Summirung der Verbrennungswärmen der Urstoffe, Kohlenstoff und Wasserstoff,
                              									erhalten wird (Bunte, welcher diese Thatsache läugnete,
                              									hat sie selber, ohne sich davon Rechenschaft abzulegen, in einem seiner Versuche
                              									festgestellt), und daſs es im Allgemeinen unmöglich ist, von der Elementaranalyse
                              									der Steinkohle ausgehend, auch nur eine annähernde Schätzung der Verbrennungswärme
                              									auszuführen. 2) Daſs beim Gebrauche der Dampfkessel mit Siederöhren
                              									(Bouilleurkessel) die verloren gegangene Wärme – diejenige, welche man auf dem Wege
                              									der gewöhnlichen Nachforschung nicht wieder findet und die wir glaubten, auf
                              									Rechnung der Strahlung durch das Mauerwerk setzen zu können – mehr als 20 Proc.
                              									beträgt. (Mit der Holzkohle haben wir 27 Proc. gefunden.)
                           Ich hätte gewünscht, nach Verfluſs der 15 Jahre seit der Veröffentlichung der ersten
                              									Arbeiten der Société de Mulhouse einen bedeutenden
                              									Fortschritt unserer Kenntnisse der Kesselheizung verzeichnen zu können; aber ich
                              									spreche es mit Bedauern aus, daſs wir – auſser der mechanischen Mittel des Heizens,
                              									welche seit einiger Zeit in die Bahn des Fortschrittes und der praktischen
                              									Verwirklichung einzutreten scheinen, und auſser der Anwendung der Gasöfen – heute kaum
                              									vorgeschrittener sind wie im J. 1869. Nichts hat seither den Verlust, den wir beim
                              									Gebrauche unserer Kessel, elsässischen Vorbildes, festgestellt haben, weder
                              									erklären, noch vermindern können. Die Mittel zum Studium haben sich erweitert und
                              									vervollkommnet, Genauigkeit und Schnelligkeit der Gasanalysen sind vermehrt worden,
                              									aber diese zwar wichtigen Fortschritte haben bis jetzt in unsere Kenntniſs des
                              									Heizungswesens kein vollkommeneres Mittel der Benutzung der verlorenen Wärme
                              									eingeführt.