| Titel: | Apparate für chemische Laboratorien; von Dr. Joh. Walter in Basel. | 
| Autor: | Joh. Walter | 
| Fundstelle: | Band 251, Jahrgang 1884, S. 367 | 
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                        Apparate für chemische Laboratorien; von Dr.
                           									Joh. Walter in Basel.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 27.
                        J. Walter's Apparate für chemische Laboratorien.
                        
                     
                        
                           Nachstehend habe ich einige Neuerungen an Apparaten beschrieben, welche sich für
                              									Vorlesungsversuche, gröſsere Laboratorien u. dgl. eignen.
                           
                           Gastrocknungs- und Waschapparat. Derselbe ist eine
                              									Verbesserung der schon lange zum gleichen Zwecke verwendeten Woulf'schen Flasche mit Perlenröhre; doch ist in die Perlenröhre ein
                              									Rückfluſsrohr für die mitgerissene Flüssigkeit eingefügt, wie aus Fig. 13 und
                              										14 Taf. 27 zu ersehen ist. Bei der Anordnung Fig. 14
                              									geht das weitere Rohr A, welches die Glasstückchen
                              									bezieh. Glasperlen enthält, nach unten in das angeschmolzene engere Rohr a über; innerhalb der beiden ist das Trichterrohr B, welches oben bis zu etwa ⅔ der Perlenfüllung reicht.
                              									Das Gas tritt durch Rohr C ein, streicht durch die
                              									Wasch- bezieh. Trocknungsflüssigkeit der Woulf'schen
                              									Flasche, reiſst dann zwischen a und B Flüssigkeit mit in die Höhe bis in die Perlen. Im
                              									oberen Theile trennt sich das Gas von der Lösung; ersteres geht bei D ab, letztere fällt in das Trichterrohr und durch
                              									dieses auf den Boden der Flasche.
                           Besser noch ist die in Fig. 13 und
                              										15 Taf. 27 dargestellte Einrichtung; sie erfordert aber weitere Hälse an
                              									den Woulf'schen Flaschen. Das Rohr A reicht bis etwas unter die Flüssigkeit, hat hier 3
                              									bis 4 entsprechend weite Oeffnungen m, welche den
                              									Eintritt des Gases mit der Flüssigkeit gestatten, aber die Glasstückchen nicht
                              									durchfallen lassen. Die Oeffnung r in der Achse von A erlaubt den freien Durchgang der Trichterröhre. Der
                              									Trichter T hat an seinem oberen Rande 3 bis 4
                              									angeschmolzene Glaströpfchen e (Fig. 13),
                              									um ihn achsial in A zu halten; ferner ist
                              									empfehlenswerth, in diesen äuſseren Trichter noch ein kleines Trichterchen t verkehrt einzusetzen, welches unten am Rande auch
                              									drei angeschmolzene Glaströpfchen hat.
                           Um die Röhret füllen zu können, wird das Trichterrohr (eine Glasröhre von 2 bis 4mm lichter Weite, je nach der Oeffnung von A) ein gutes Stück länger gemacht, als man es später
                              									braucht und dann in ersteres so eingeschoben, daſs der Trichter noch ein Stück über
                              									der oberen Mündung von A ragt, während das untere Ende
                              									schon durch die Oeffnung r vorsteht. In dieser Lage
                              									werden die beiden Röhren gehalten oder auch durch ein Stückchen Kautschukschlauch
                              									befestigt, der Zwischenraum von beiden mit Glasperlen, Glas-, Porzellan- oder
                              									Kokesstückchen bis zur Höhe h angefüllt, hierauf B heruntergezogen, bis der Trichter auf der Füllung
                              									aufsitzt, dann das Trichterchen t eingesetzt und auf
                              									dieses noch vorsichtig eine Schicht Füllmaterial gegeben.
                           Diese Apparate lassen sich überall da anwenden, wo man es mit einem ziemlich
                              									gleichförmigen Gasstrome zu thun hat, nicht aber für unregelmäſsige
                              									Gasentwickelungen, da das Rohr A im Verhältnisse zum
                              									Gasstrome dem Flüssigkeitsspiegel genähert oder entfernt werden muſs, oder
                              									umgekehrt, wo es angeht, die Geschwindigkeit des Gases nach diesem eingestellt wird.
                              									Die Einrichtung in Fig. 15 ist
                              									übrigens in dieser Beziehung weniger empfindlich als die in Fig. 14 und
                              									das Verstellen leicht möglich, wenn der Hals der Woulf'schen Flasche gegen das Glasrohr mit einem übergezogenen Stücke
                              									Kautschukschlauch abgedichtet ist.
                           
                           Kühlröhren. In der einfachsten Form besteht ein solcher
                              									Kühler aus einer Proberöhre (Eprouvette) mit doppelt durchbohrtem Kautschukstöpsel,
                              									durch dessen Bohrungen zwei auſsen rechtwinklig gebogene Glasröhrchen gehen, das
                              									eine bis auf den Boden der Röhre, das andere bloſs bis durch den Stöpsel. Das
                              									Kühlwasser leitet man durch das kürzere Rohr ein und das längere aus. Beim ersten
                              									Füllen dreht man das Ganze um, damit die Luft herausgetrieben wird. Diese
                              									Vorrichtung hängt, auf den umgebogenen Glasröhrchen ruhend, wie Fig. 16
                              									Taf. 27 zeigt, in dem Kolbenhalse und dient als kleiner, aber sehr wirksamer
                              									Rückfluſskühler, dessen Hauptvorzug in der leichten Hantirung besteht. Diese
                              									Eigenschaft tritt besonders dann hervor, wenn man von Zeit zu Zeit feste Substanz in
                              									den Kolben zu werfen hat, z.B. beim Oxydiren mit Chromsäure in Eisessiglösung o.
                              									dgl. Noch mehr Vortheil bietet diese Art Kühlung beim Arbeiten mit Substanzen,
                              									welche Kautschuk- und Korkverschlüsse, wie dieselben zum Verbinden mit dem
                              									gewöhnlichen Liebig'schen Kühler nöthig sind,
                              									angreifen, so beim längeren Kochen mit Salpetersäure, um Oxydationen oder Nitration
                              									zu bewirken, beim Arbeiten mit Phosphorpentachlorid u.a. Ich wende in allen solchen
                              									Fällen Rundkolben mit langen Hälsen (bis 1m und
                              									darüber) an und hänge in diese eine entsprechend lange Kühlröhre von der Form Fig.
                                 										19 Taf. 27. Damit kann man die genannten, sonst so lästigen Operationen
                              									sauber ausführen, ohne durch die Verunreinigungen von gelösten Kautschuk- und
                              									Korkstöpseln belästigt zu werden. Solche Kolben sind von jeder Glaswaarenfabrik zu
                              									beziehen; man sehe nur darauf, daſs die Hälse nicht zu eng ausfallen, damit man sie
                              									bequem mit einer Bürste reinigen kann. Für Kolben von 2 bis 3l Inhalt ist die geeignetste Halsweite 45 bis
                              										50mm; den Kühlröhren gibt man dem entsprechend
                              									15 bis 25mm äuſseren Durchmesser.
                           Für die Destillation von Substanzen, welche die zur
                              									Verbindung mit dem gewöhnlichen Kühler nöthigen Materialien, wie Kautschuk und Kork,
                              									leicht zerstören, bediene ich mich dieser Kühlröhren in folgenden Anordnungen: Die
                              									einfachste Form ist jene, welche in Fig. 17
                              									skizzirt wurde; doch ist diese nur für den speciellen Zweck praktisch, wenn die
                              									destülirende Substanz nicht zu leicht flüchtig ist, um sie in offenen Schalen oder
                              									Bechergläsern auffangen zu können. Die Kühlröhre steckt, mittels einer Stativklammer
                              									gehalten, im Retortenhalse; auſserhalb derselben wickelt man um dieselbe einen
                              									dicken Platindraht oder auch eine Glasschlinge p, um
                              									das Abtropfen der condensirten Flüssigkeit an dieser Stelle zu bewirken.
                           Will man eine Digestion in der Retorte unter Rückfluſs vornehmen, so dreht man das
                              									Ganze einfach nach aufwärts und senkt in entsprechender Weise das Kühlrohr in den
                              									Retortenhals.
                           Anwendung der Kühlröhren zum Filtriren: Kalte
                              									Flüssigkeiten, selbst wenn sie sehr feine Niederschläge wie schwefelsauren Baryt
                              									enthalten, lassen sich
                              									mit dem Zulkowsky'schen Apparate (vgl. 1877 225 * 162) ganz
                              									ausgezeichnet filtriren, ebenso auch heiſse Lösungen, wenn die Temperatur noch 20
                              									bis 30° unter dem Siedepunkte derselben liegt; will man aber kochend heiſse
                              									Flüssigkeiten filtriren, so versagt dieser Apparat gänzlich, weil die durch die
                              									Filtrirleinwand gesaugte Flüssigkeit sich unter dem verminderten Drucke sofort in
                              									Dampf verwandelt. Würde das Filtrat sogleich nach abwärts in das Auffangegefäſs, wie
                              									bei der gewöhnlichen Filtration mit Trichtern, laufen, so hätte dieses Verdampfen
                              									weniger zu sagen; doch hier, wo die Lösung nach dem Durchdringen des
                              									Filtrirmaterials erst steigen muſs, verhindert dieser Umstand die ganze Filtration.
                              									Man muſs also die ganze Lösung so weit abkühlen lassen, bis das Sieden unter dem
                              									verminderten Drucke nicht mehr stattfindet, was 20 bis 30° ausmacht, welche
                              									Temperaturerniedrigung bei vielen Substanzen die Löslichkeit in sehr unangenehmer
                              									Weise beeinträchtigt. Zur Behebung dieses Uebelstandes setze ich den Filtrirapparat
                              									in der aus Fig. 18
                              									Taf. 27 ersichtlichen Weise zusammen; man hat sofort die gewöhnliche Einrichtung vor
                              									sich, wenn man sich den Apparat bei mn einfach
                              									mit einem Stöpsel abgeschlossen denkt. Ueber den mit einer Lage Leinwand l überzogenen Filtrirapparat b, durch dessen Oeffnung, mit Kork gedichtet, das Steigrohr a geht, ist noch ein etwas weiterer Glasmantel e mit Kautschukschlauch befestigt, in welchem sich der
                              									Niederschlag ansammelt. Ich schiebe nun noch bei mn eine enge Kühlröhre, wie jene in Fig. 19
                              									gezeichnete, ein, welche hinunter bis auf den Boden von b reicht; oben wird dieselbe gegen a mit
                              									einem überzogenen Stück Kautschukschlauch abgedichtet.
                           Durch die auf diese Weise erzielte Kühlung ist es nun möglich, aus kochender
                              									Flüssigkeit zu filtriren; denn das Filtrat wird sofort beim Eintritte abgekühlt und
                              									kocht daher nicht mehr. Die Abkühlung des Filtrates bewirkt oft aber auch zugleich
                              									eine Ausfällung von gelöster Substanz; ist diese Ausscheidung feinpulverig und hängt
                              									sie an den Glastheilen nicht an, sondern bleibt in der Flüssigkeit suspendirt, so
                              									schadet dies der Brauchbarkeit des Apparates nichts. Unbrauchbar hingegen ist die
                              									ganze Einrichtung, wenn die Substanz die Eigenschaft besitzt, mit ihrer Ausscheidung
                              									die ganzen Röhren zu inkrustiren. Sehr viel hängt hierbei nicht nur von dem
                              									Präparate selbst, sondern besonders von der richtigen Regulirung des Wasserstromes
                              									im Kühlrohre ab.
                           Bei der Anfertigung der Kühlröhren hat man besonders
                              									darauf zu sehen, daſs die unteren zugeschmolzenen Enden sehr gleichmäſsig
                              									aufgeblasen und langsam gekühlt werden, um sie dauerhaft zu machen und nicht das
                              									Einflieſsen von Wasser in die kochenden Flüssigkeiten befürchten zu müssen.
                              									Zweckmäſsig bringt man an diesem unteren Ende drei oder mehrere kleine Glaströpfchen
                              									an, wie es überall in den bezüglichen Figuren angedeutet ist, um die direkte
                              									Berührung der kalten Glasröhre mit dem heiſsen Kolbenhalse zu verhüten; wo es
                              									angeht, kann man ein
                              									Stückchen Asbestpapier umschlingen und mit Platindraht befestigen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
