| Titel: | Ueber Neuerungen an Sicherheitsschlössern. | 
| Autor: | A. Lüdicke | 
| Fundstelle: | Band 251, Jahrgang 1884, S. 398 | 
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                        Ueber Neuerungen an
                           								Sicherheitsschlössern.
                        (Fortsetzung der Abhandlung Bd. 247 S.
                           								248.)
                        Patentklasse 68. Mit Abbildungen auf Tafel 29.
                        Ueber Neuerungen an Sicherheitsschlössern.
                        
                     
                        
                           Mein letzter Bericht über Sicherheitsschlösser enthielt auch die Beschreibung der von
                              										Müller und Preuſsger in Zittau ausgeführten
                              									Verbesserung des Bramah'schen Schlosses (* D. R. P. Nr. 19547, vgl. 1883
                              										247 * 248), wodurch auf höchst einfache und
                              									sinnreiche Weise das übliche Sperrverfahren unanwendbar gemacht ist. Das
                              									altbewährte, aber durch neuere Schloſsconstructionen überholte Bramahschloſs konnte
                              									dadurch wieder mit in die vorderste Reihe treten. Fast zur selben Zeit hat Carl
                                    											Kästner in Leipzig (* D. R. P. Nr. 20417 vom 10. December
                                 										1881) eine Veränderung des Bramaheingerichtes angegeben, welche, wenn
                              									dieselbe noch etwas weiter ausgebildet wird, vollkommen genügende Sicherheit gegen
                              									Sperrversuche bietet, obgleich das übliche Aufsperrverfahren nicht ausgeschlossen
                              									ist. Kästner gibt dem sperrenden Ringe des Eingerichtes
                              									gröſsere Dicke (vgl. Fig. 1 Taf.
                              									29). Jede Zuhaltung (Keil, Splint) erhält an entsprechender Stelle einen Einschnitt
                              										b (Fig. 2),
                              									dessen Weite gleich der Dicke des sperrenden Ringes a
                              									ist, unterhalb desselben aber ein oder mehrere Vexireinschnitte b1 von geringerer
                              									Weite. Um die Spalten des sperrenden Ringes, in welchen die Zuhaltungen gleiten,
                              									sind cylindrische Vertiefungen c gebohrt, welche den
                              									Ring nur so dick lassen, als es die Verxireinschnitte erfordern. Diese Vertiefungen
                              										c können entweder auf der Ober- oder Unterseite
                              									oder auf Ober- und Unterseite des Ringes a liegen. Bei
                              									einem Sperr versuche wird jede vorsichtig in das Schloſs geschobene Zuhaltung
                              									zunächst mit einem Vexireinschnitte einspringen, wodurch der die Splinte aufnehmende
                              									Cylinder aber noch nicht frei wird. Eine Drehung desselben und Oeffnen des Schlosses
                              									ist nur dann möglich, wenn die weiten Einschnitte b
                              									aller Zuhaltungen gleichzeitig dem Ringe gegenüberstehen. Hat sich einer der Splinte
                              									in einem Vexireinschnitte gefangen, dann muſs der Cylinder zurückgedreht werden, um
                              									den Splint frei zu bekommen, und das ganze Verfahren müſste, nachdem die Zuhaltung
                              									etwas hineingeschoben ist, wiederholt werden. Dies erscheint fast aussichtslos, da
                              									man nicht weiſs, welche der Zuhaltungen mit einem Vexireinschnitte, welche mit dem
                              									Haupteinschnitte eingesprungen sind; würde man eine der letzteren noch weiter
                              									hineindrücken, so bliebe das Schloſs gesperrt. Man kann die Zuhaltung allerdings mit
                              									einem Haken wieder herausholen und nun zur richtigen Einstellung bringen. Damit ist
                              									der Weg vorgezeichnet, auf welchem ein Oeffnen verhältniſsmäſsig leicht gelingen
                              									kann. Man stöſst zu Anfang alle Zuhaltungen so weit als möglich hinein und bringt
                              									eine nach der anderen durch Herausziehen und unter Beobachtung des gewöhnlichen
                              									Verfahrens in die Todtlage. Genügende Sicherheit besitzt das Kästner'sche Schloſs erst, wenn an jeder Zuhaltung auch oberhalb des
                              									Haupteinschnittes Vexireinschnitte angebracht werden.
                           Dem Sicherheitsschlosse von Franz Schörg jun. in München (* D. R. P. Nr.
                                 										21027 vom 23. December 1881) liegt derselbe Gedanke zu Grunde wie dem Kleinau'schen Schlosse (vgl. 1878 229 * 523. 1879 231 * 310. 1881 241 * 435). Beim Einführen des Stechschlüssels wird der
                              									Riegel frei gemacht und läſst sich nun mit Hilfe des Kreuzgriffes ein Stück hereinziehen, wobei sich
                              									die Zuhaltungen einlegen und das volle Zurückschlieſsen des Riegels geschehen kann.
                              									Führt man einen falschen Schlüssel oder ein Sperrwerkzeug ein, so kann man wohl die
                              									erste Sperrung des Riegels aufheben, aber der Riegel geht nur wenig herein, weil die
                              									Zuhaltungen sofort die Sperrung übernehmen.
                           Schörg's Schloſs ist in Fig. 3 bis
                              										5 Taf. 29 dargestellt. Beim Eindrücken des Stechschlüssels (Fig.
                                 										5) wird die an der Rückseite des Schloſskastens befindliche Feder r zurückgedrängt und der Haken s sperrt den Riegel m nicht mehr; letzterer
                              									läſst sich nun mittels Nuſs t herunterbewegen, wobei
                              									die in dem Hohlräume desselben untergebrachten, in zwei Sätzen angeordneten
                              									Zuhaltungen o sich gegen die entsprechenden Bartstufen
                              									anlegen und sich so einstellen, daſs die Sperrstifte y
                              									ohne Anstand in die Schlitze z der Zuhaltungen
                              									eintreten. Der Riegel kann ganz herein-geschlossen werden. Steht nur eine der
                              									Zuhaltungen falsch, so setzt sich dieselbe auf den Sperrstift. Auf der Vorderwand
                              									des kastenartigen Riegels m ist eine Zunge n angebracht, welche, sobald die Riegelverschiebung
                              									beginnt, durch den Spalt x des Schlüssels tritt. Diese
                              									Zunge hat einmal den Zweck, den Schlüssel zu halten, was sonst durch die Hand
                              									während der Dauer des Schlieſsens besorgt werden müſste; dann soll dieselbe Sperr
                              									versuche erschweren. Hat man die Feder r mit einem
                              									Blechstreifen zurückgedrängt und den Riegel in Bewegung gesetzt, so muſs man den
                              									Streifen herausziehen und dann bleiben für das Einführen weiterer Sperrwerkzeuge zum
                              									Ausheben der Zuhaltungen nur ganz schmale Spalten zur Seite der Zunge n im Schlüsselloche. Ob die Zunge auch gegen Abbrechen
                              									genügend gesichert ist, läſst die Zeichnung nicht erkennen; dies scheint jedoch
                              									unbedingt nothwendig, wenn derselben eine Wirkung zugeschrieben werden soll.
                           Das Schörg'sche Schloſs ist einfach, gut und sehr
                              									sicher; die Zuhaltungen sind wie üblich mit Vexireinschnitten versehen. Die
                              									Anwendung von Blattfedern zur Bewegung der Zuhaltungen hätte bei einem
                              									Kassenschlosse vermieden werden müssen. Blattfedern brechen erfahrungsgemäſs recht
                              									häufig, wobei das Schloſs in der Regel, wenn die Zuhaltungen wie bei Schörg angeordnet sind, in Unordnung geräth.
                           Ein höchst interessantes Schloſs hat Th. Kromer in
                              										Freiburg, Baden (* D. R. P. Nr. 3523 vom 1. Februar 1878 und * Nr. 17157 vom 11. Mai
                                 										1881) construirt. Das Schloſs ist ein Chubbschloſs eigentümlicher Bauart.
                              									Die Zuhaltungen liegen in einem drehbaren Cylinder b
                              										(Fig. 6 bis 8 Taf. 29)
                              									und sind in zwei Sätzen angeordnet, so daſs die in Fig. 6
                              									ungerade nummerirten Zuhaltungen nach links, die gerade bezeichneten Zuhaltungen
                              									nach rechts ausschlieſsen und durch Eingriff in die Durchbrechungen des
                              									feststehenden Cylinders a sowohl Rechts- als
                              									Linksdrehung des Cylinders b augenblicklich verhindern.
                              									Beim Einführen des mit Doppelbart versehenen Schlüssels (Fig. 9)
                              									drängt das vorn abgeschrägte Rohr alle Zuhaltungen in die Stellung Fig. 8 und
                              									der Cylinder b läſst sich nun, da der Schlüsselbart sich
                              									gegen den im Boden von b festen Stift r anlegt und die gekrümmten Flächen n der Zuhaltungen hinter die abgerundeten Kanten u treten, nach links drehen. Wird der Schlüssel nach
                              									dem Einstecken um ungefähr 60° nach rechts gedreht, so gehen alle Zuhaltungen, durch
                              									die entsprechenden Bartstufen veranlaſst, in die Oeffnungsstellung (Fig. 7) und
                              									das Schloſs läſst sich bei einer weiteren Rechtsdrehung öffnen.
                           Auf eine sinnreiche Weise ist die Stellung der Zuhaltungen für Oeffnen gesichert.
                              									Jede eine Zuhaltung zurückdrängende, also der Feder f
                              										(Fig. 10) entgegenwirkende Bartstufe lehnt sich gegen einen Punkt i, während die gegenüber stehende Stufe des anderen
                              									Bartes, sobald die richtige Stellung erreicht ist, sich gegen k stützt und damit weitere Schiebung der Zuhaltung
                              									verhindert. Die Spiralfeder f, welche in einer Bohrung
                              									des Cylinders b (Fig. 11)
                              									ruht, hat nicht die Aufgabe, die Zuhaltung in der für das Oeffnen erforderlichen
                              									Stellung zu halten oder mit anderen Worten, die Zuhaltung fest an die betreffende
                              									Bartstufe anzulegen, was z.B. die Blattfedern der gewöhnlichen Chubbzuhaltungen
                              									besorgen müssen; sie dient nur dazu, die Zuhaltung nach dem Abziehen des Schlüssels
                              									wieder in die Verschluſsstellung zu bringen. Dadurch werden Störungen im
                              									Verschluſsmechanismus möglichst vermieden. Der Bruch einer, ja selbst mehrerer
                              									Zuhaltungsfedern setzt das Kromer'sche Schloſs noch
                              									nicht auſser Betrieb, während der Bruch einer Zuhaltungsfeder des gewöhnlichen
                              									Chubbschlosses das Oeffnen in der Regel unter Ueberwindung groſser Schwierigkeiten
                              									vor sich gehen läſst, weil die betreffende federlose Zuhaltung von ihren
                              									Nachbarzuhaltungen mitgenommen wird und nur durch Zufall in die richtige Stellung
                              									eintritt.
                           Damit bei dem Kromer'schen Schlosse niemals eine
                              									Bartstufe zwei benachbarte Zuhaltungen in Bewegung setzen kann, sind die
                              									zurückdrängenden Stufen von zwei tiefen Einschnitten umgeben. In Folge dessen treten
                              									die Punkte k (Fig. 10),
                              									welche die Endlage bestimmen, in die Einschnitte des Bartes ein und sind die
                              									Zuhaltungen, damit ein Aufsetzen auf eine der benachbarten erhöhten Stellen des
                              									Bartes unmöglich wird, bei k auf halbe Dicke
                              									abgenommen.
                           Die Nachbildung des Kromer'schen Schlüssels soll
                              									schwierig sein, weil es nicht allein auf genaue Einhaltung der Höhe, sondern auch
                              									der Form, der Abrundung jeder einzelnen Bartstufe ankommt, wie dies aus Fig.
                                 										10 ersichtlich ist, in welcher die Punkte 1
                              									bis 5 die Angriffstellen der Bartstufen in der Stellung
                              									für Oeffnen bezeichnen. Diese Punkte sind willkürlich vertheilt, liegen zumeist
                              									nicht im gröſsten Halbmesser der betreffenden Stufe, was bei dem gewöhnlichen
                              									Chubbschlüssel der Fall ist. Bei letzterem kommt es in der That nur darauf an, der
                              									Stufe die richtige Höhe zu geben, die Abrundung ist ganz gleichgültig. Viel Gewicht
                              									ist übrigens auf diesen „Vorzug“ des Kromer'schen Schlüssels nicht zu legen.
                           
                           Das Schloſs wird mit und ohne Drehgriff ausgeführt. Im letzteren Falle besorgt der
                              									Schlüssel auch die Verschiebung der Riegel, während im ersteren Falle durch den
                              									Schlüssel nur die Zuhaltungen eingestellt werden, Aus- und Einschlieſsen der Riegel
                              									jedoch mit dem Drehgriffe geschieht. Die Verbindung des Sicherungstheiles mit dem
                              									eigentlichen Schlosse für ein mit Drehgriff versehenes Schloſs zeigt Fig. 12
                              									Taf. 29. R bezeichnet den Hauptriegel, der im Stulpen
                              									und durch den Stollen m geführt wird, und P ist die als Tagesverschluſs dienende schieſsende
                              									Falle, die bei p einen Angriff trägt, auf welchen der
                              									am Riegelschafte sitzende Wechsel q wirkt. Im
                              									Riegelschafte befindet sich der durch eine Feder unterstützte Bolzen t und hindert, da er sich augenblicklich gegen den
                              									Theil s lehnt, die Zurückschiebung des Riegels, s und die Nase s1 sitzen am Cylinder b
                              										(Fig. 6 bis 8 und 11).
                              									Um das Schloſs zu öffnen, hat man folgendermaſsen zu verfahren: Man führt den
                              									Schlüssel ein und dreht ihn um ungefähr 130° nach rechts herum. Dabei gehen zunächst
                              									die Zuhaltungen aus der Stellung Fig. 6 in
                              									die Stellung Fig. 7,
                              									worauf der Cylinder b eine Drehung um etwa 70° ausführt
                              									und die schiefe Ebene αβ an s in die Lage α1β1 übergeht. Jetzt schlieſst man mit Hilfe des
                              									Drehgriffes und der Nuſs L den Hauptriegel zurück,
                              									wobei der Sperrbolzen t die schiefe Ebene a1β1 hinaufgleitet und in
                              									der Stellung x1 wieder
                              									ausspringt. Gleichzeitig stöſst der kurze Arm des Wechsels q gegen die Nase s1 und die Falle wird ebenfalls zurückgezogen. Nach dem Oeffnen der Thür
                              									zieht man den Schlüssel ab. Dabei geht die schiefe Ebene an s aus der Stellung a1β1 wieder nach aβ
                              									zurück, die Falle schieſst vor und verschlieſst den Schrank, sobald man die Thür
                              									zudrückt. Jetzt kann die Falle nur mit dem Schlüssel zurückgezogen werden. Diese
                              									Einrichtung des Kromer'schen Schlosses verdient volle
                              									Anerkennung und Beachtung. Gewöhnlich besitzen die Geldschränke ein besonderes wenig
                              									sicheres Schloſs für die Tagesfalle, während bei Kromer
                              									die Falle durch den Sicherungsmechanismus des Hauptschlosses gesperrt wird.
                           Beim Verschlieſsen des Schrankes ist der Schlüssel gar nicht erforderlich; man drückt
                              									die Thür zu, wobei die Falle einspringt und schlieſst mit Hilfe des Drehgriffes den
                              									Hauptriegel vor, wobei der Sperrbolzen t über die
                              									schiefe Ebene βa gleitet und in die Stellung x einspringt, vorausgesetzt, daſs der Riegel weit genug vorbewegt wurde. Bleibt derselbe
                              									etwas hinter seiner äuſsersten Stellung zurück, so springt der Sperrbolzen nicht aus
                              									und der Hauptriegel läſst sich mit dem Drehgriffe völlig hereinschlieſsen. Ich habe
                              									mich durch Versuche überzeugt, daſs ein Zurückbleiben um etwa 0mm,8 genügt, um diesen Zustand herbeizuführen. Man
                              									wird mir einwerfen: 1) es läſst sich leicht feststellen, ob der Hauptriegel gesperrt
                              									ist (der Versuch, den Drehgriff zurückzudrehen, muſs darüber sofort Gewiſsheit
                              									schaffen), und 2) sollte der Riegel wirklich nicht ausgeschlossen haben, so sperrt
                              									immer noch die Falle. Bezüglich des ersten Punktes habe ich zu erwiedern: Jedes
                              									Kassenschrankschloſs muſs so construirt sein, daſs der Besitzer des Schlüssels ohne weiteres die Ueberzeugung hat, das Schloſs ist
                              									verschlossen, wenn er bei dem Schlieſsen alle vorgeschriebenen Griffe ausführt.
                              									Besitzt das Schloſs beispielsweise Bramaheingerichte und werden die Riegel nicht
                              									durch Drehgriff, sondern vom Schlüssel bewegt, so verschafft das Abziehen des
                              									Schlüssels unmittelbar die Gewiſsheit sicheren Verschlusses. Der Schlüssel läſst
                              									sich nicht abziehen, wenn der Cylinder nicht jene Stellung einnimmt, in welcher die
                              									Zuhaltungen sperren. Auch bei dem vorhin erwähnten Kleinau'schen Schlosse, ferner bei dem Ade'schen Schlosse (1881 241 * 440), dem oben
                              									beschriebenen Schlosse von Schörg und dem Kromer'schen Schlosse ohne Drehgriff gewinnt man ohne
                              									weiteres die Ueberzeugung sicheren Verschlusses. Hinter diesen steht das Kromer'sche Schloſs mit Drehgriff in diesem Punkte
                              									zurück; ich nehme keinen Anstand, dies als einen schweren Mangel zu bezeichnen, dem
                              									aber leicht abzuhelfen ist. – Die Unterstützung des Sperrbolzen durch eine Feder
                              									wäre besser vermieden worden. Wird die Feder lahm oder bricht dieselbe, so tritt
                              									keine Sicherung der Riegel mehr ein.
                           Der Sicherheitsgrad des Kromer'schen Schlosses ist
                              									theoretisch ein sehr groſser. Das gewöhnliche Sperrverfahren – man sucht den
                              									Cylinder b zu drehen und bringt die jeweilig der
                              									Drehung den gröſsten Widerstand entgegensetzende Zuhaltung in die Todtlage – ist
                              									allerdings nicht ausgeschlossen und scheint trotz guter Ausführung des Schlosses
                              									nicht aussichtslos, da Vexireinschnitte fehlen. Hervorgehoben sei noch, daſs zum
                              									Oeffnen und Verschlieſsen des Kromer'schen Schlosses
                              									nur eine Hand erforderlich ist; manche der neueren Sicherheitsschlösser bedingen den
                              									gleichzeitigen Gebrauch beider Hände. Dies ist etwas unbequem.
                           Endlich sei noch das Sicherheitsschloſs von Chr. Voſs in
                              									Neumünster und H. C. Eggers in Hamburg (* D. R. P. Nr.
                                 										20317 vom 8. Januar 1882) erwähnt. Dieses Schloſs hat Aehnlichkeit mit
                              									den Schlössern von Ade bezieh. Schaufler (1881 241 * 441 bezieh. 1883 247 * 251), erscheint mir aber für eine allgemeine
                              									Einführung zu umständlich. Ich will mich darauf beschränken, den Schlüssel, das
                              									Verfahren und die Vorgänge bei dem Aufschlieſsen darzulegen. Der Schlüssel (Fig.
                                 										13 und 15 Taf. 29)
                              									besteht aus einem gebohrten Kern, welcher dem den Bart tragenden Rohre zur Führung
                              									dient. Das Bartrohr ist durch Stift c mit dem Kerne
                              									verbunden und läſst sich fast ½ mal herum drehen. Der Bart ist als Tasche
                              									ausgeführt; darin liegen z.B. 2 Lamellen, welche, wie Fig. 15
                              									zeigt, bei d und e
                              									verzahnt sind und sich um eine kleine Strecke parallel zum Rohre verschieben lassen,
                              									wobei die durch eine zwischengelegte Feder hervorgerufene Reibung zu überwinden ist.
                              									Vor dem Schlieſsen ist der Kern im Rohre so weit links herum zu drehen, daſs der
                              									Stift e gegen das Ende des Schlitzes stöſst. Beim
                              									Einstecken drückt der Bart eine Feder nieder, welche die drehbar angebrachte
                              									Schlüsselführung sperrte. Jetzt wird Schlüsselkern, Bart und Führungsrohr um 90° nach links
                              									gedreht, wodurch der Schlüssel eine Stellung erhält, die ein weiteres Hineindrücken
                              									zuläſst. Das tiefere Einsenken hat folgende Wirkung: 1) wird eine Feder, welche
                              									bisher die Bewegung der Zuhaltungen hinderte, ausgelöst; 2) stellen sich die in der
                              									Barttasche befindlichen verzahnten Lamellen richtig ein dadurch, daſs die Zähne bei
                              										d sich in die Zähne zweier auf dem Schloſsgrunde
                              									befestigten Lamellen einlegen; 3) drücken die ungleich langen Enden a des Schlüsselkernes zwei nach Art der Zuhaltungen des
                              									Bramaheingerichtes in der Haupt- und Verschluſsriegelnuſs angebrachte Stifte oder
                              									Splinte nieder, welche bis dahin die Drehung der Nuſs hinderten. Dreht man jetzt den
                              									Schlüssel nach rechts, wobei der Bart stehen bleibt, so
                              									hebt der an der mitgehenden Nuſs sitzende Flügel zunächst den Verschluſsriegel auf,
                              									wobei sich die Zuhaltungen in die Bartstufen bei e
                              									einlegen und dem bei weiterer Rechtsdrehung des Schlüssels erfolgenden Zurückziehen
                              									des Hauptriegels kein Hinderniſs mehr entgegensetzen. Der Verschluſsriegel ist wie
                              									bei dem Schlosse von Ade bezieh. Schaufler angelegt und trägt die Zuhaltungsplatten,
                              									welche mit einiger Reibung in einer Kammer verschiebbar sind. Jede Zuhaltung bleibt
                              									stehen, sobald sie an die entsprechende Stufe der Bartlamellen anstöſst. – Beim
                              									Verschlieſsen des Schlosses wiederholen sich die beschriebenen Vorgänge in
                              									umgekehrter Folge. Man dreht zunächst den Schlüssel nach links, wobei erst der
                              									Hauptriegel und dann der Verschluſsriegel ihre Stellung einnehmen und mit letzterem
                              									die Zuhaltungen zurücktreten. Dann drückt eine Feder den Schlüssel etwas heraus,
                              									worauf derselbe nach einer Linksdrehung um etwa 270° aus dem Schlosse gezogen werden
                              									kann. Ist das Schloſs offen, dann läſst sich der Schlüssel nicht abziehen.
                           Der ganze umständliche Mechanismus scheint hauptsächlich angebracht zu sein, um das
                              									Bewegen der Riegel mit einer Hand bei Anwendung der Reibungszuhaltungen zu
                              									ermöglichen. Sollte das nicht auf einfachere Weise zu erreichen sein? Der
                              									gleichzeitige Gebrauch beider Hände bei dem Schlieſsen ist allerdings nicht bequem;
                              									aber wie oft wird denn der Kassenschrank täglich geöffnet; sehlieſslich wird auch
                              									das anfänglich Unbequeme zur Gewohnheit.
                           A.
                                 										Lüdicke.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
