| Titel: | Ueber die Verwendung der Elektricitat in der chemischen Industrie; von Ferd. Fischer. | 
| Autor: | Ferd. Fischer | 
| Fundstelle: | Band 251, Jahrgang 1884, S. 418 | 
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                        Ueber die Verwendung der Elektricitat in der
                           								chemischen Industrie; von Ferd.
                              									Fischer.
                        Mit Abbildung.
                        (Schluſs der Abhandlung S. 28 d. Bd.)
                        F. Fischer, über Elektricitat in der chemischen
                           								Industrie.
                        
                     
                        
                           R. P.
                                    											Herrmann in Berlin (D. R. P. Kl. 40 Nr. 24682 vom 24. April
                                 										1883) schlägt vor, das Zink auf elektrolytischem Wege in regulinischer
                              									Form aus verdünnten schwefelsauren Zinkoxydlösungen mit Hilfe eines Zusatzes von
                              									schwefelsauren Alkalien oder Erdalkalien (und zwar Kalium, Natrium, Ammonium,
                              									Strontium, Magnesium, Aluminium), welche einzeln oder auch in Mischungen unter
                              									einander angewendet werden, auszuscheiden.
                           Diese Zusätze dürften nur da vortheilhaft erscheinen, wo man lediglich verdünnte
                              									Zinklösungen zur Verfügung hat, da einestheils dieselben das Verfahren vertheuren,
                              									anderentheils die Doppelsalze schwerer löslich sind, während es, namentlich zur
                              									Verminderung des Widerstandes, vortheilhafter ist, concentrirte Zinksulfatlösungen
                              									zu verarbeiten.
                           Nach M. KilianiBerg- und Hüttenmännische Zeitung, 1883 S.
                                    											251. ist bei der Elektrolyse einer Zinkvitriollösung von 1,38
                              									Eigengewicht – Anode und Kathode bestanden aus Zinkplatten – die Gasentwickelung bei
                              									geringer Stromdichte am gröſsten, nimmt dann bei steigender Stromdichte ab und hört
                              									auf, wenn auf 1qc Polfläche in der Minute etwa
                              										3mg Zink niedergeschlagen werden, wie folgende
                              									Tabelle zeigt:
                           
                              
                                 Stromdichten in mgZink für Minute und 1qc
                                 Gasentwickelung in ccauf 1g,5 nieder-geschlagenes Zink
                                 Beschaffenheit des Niederschlages
                                 
                              
                                   0,0145
                                 2,40
                                 Stark schwammig.
                                 
                              
                                   0,0361
                                 2,27
                                 Desgleichen.
                                 
                              
                                   0,0755
                                 0,56
                                 Desgleichen.
                                 
                              
                                   0,3196
                                 0,43
                                 Der Beschlag wird dichter, nuran den Rändern ist
                                    											er nochschwammig.
                                 
                              
                                   0,6392
                                 0,33
                                 Noch leicht abwischbar.
                                 
                              
                                   3,727438,7750
                                 ––
                                 Sehr fest und weiſsglänzend,an den Rändern
                                    											knospenartigauswachsend.
                                 
                              
                           
                           Die bei groſsen Stromdichten erhaltenen Niederschläge waren
                              									zwar sehr fest, bildeten sich aber namentlich an den Rändern. Aus einer 10
                              									procentigen Lösung war der Niederschlag am schönsten bei Stromdichten von 0,4 bis
                              										0mg,2 Zink. Aus sehr verdünnten Lösungen wurde
                              									das Zink immer unter starker Wasserstoffentwickelung als Schwamm erhalten. Auſserdem
                              									schied sich bei geringen Stromdichten auch Zinkoxyd ab, aus einer 1 procentigen
                              									Lösung z.B. selbst mit einer elektromotorischen Kraft von 17 Volt, wenn nur 0mg,0755 Zink für die Minute und 1qc Kathode niedergeschlagen wurde. Die Gröſse der
                              									Polflächen hat sich daher nach der Stromstärke und der Concentration der Lösung zu
                              									richten.
                           Wie F. Gantier im Génie
                                 										civil, 1882/83 Bd. 3 S. 159 und 181 berichtet, wurde in Bleiberg nach dem
                              									Verfahren von Lambotte-Doucet (1879 und 1880) versucht,
                              									die gerösteten Zinkerze mit Salzsäure auszuziehen, die erhaltene Chlorzinklösung
                              									durch Zusatz von Chlorkalk und Zinkoxyd von Eisen zu reinigen und dann das Zink
                              									unter Verwendung von Graphitanoden und Zinkplatten als Kathoden elektrolytisch zu
                              									füllen. Die Versuche wurden als unvortheilhaft wieder aufgegeben. – Vortheilhafter
                              									erscheint das Verfahren von Blas und Miest (vgl. 1883 247 46) zur
                              									Gewinnung von Metallen aus den Erzen, welches sich darauf gründet, daſs die
                              									natürlichen Schwefelverbindungen den elektrischen Strom leiten, wenn sie unter
                              									Anwendung von Wärme zu Platten gepreſst werden. Zu diesem Zwecke werden Zinkblende,
                              									Bleiglanz u. dgl. bis auf etwa 5mm Korngröſse
                              									zerkleinert, in Metallformen unter einem Drucke von 100at zu Platten gepreſst, in einem Ofen auf etwa 600° erhitzt, nach dem
                              									Herausnehmen nochmals gepreſst und nun rasch abgekühlt, um das Entleeren der Formen
                              									zu erleichtern. Diese Platten werden dann als Anoden in ein entsprechendes Bad
                              									gehängt.
                           Besteht z.B. zur Verarbeitung von Zinkblende das Bad aus
                              									schwefelsaurem Zinke, so erhält man nach der Formel ZnSO4 + ZnS = Zn + S + ZnSO4. Soviel Zink sich
                              									also auf der Kathode niederschlägt, soviel löst sich von der Anode, während die
                              									entsprechende Menge Schwefel abgeschieden wird und von der mit in den Absatz
                              									gegangenen Gangart getrennt werden kann. Es braucht also die Blende nicht geröstet
                              									zu werden und man gewinnt gleichzeitig den Schwefel als solchen; auſserdem ist aber
                              									auch weniger Stromarbeit erforderlich als bei den früheren Verfahren, weil hier nur
                              									die Zerlegung des Schwefelzinkes in Frage kommt, da:
                           
                              
                                 Zn | SO4
                                 ➳
                                 Zn | S
                                 
                              
                                 – 106090
                                 
                                 106090 – 41326,
                                 
                              
                           somit für 1k Zink 41326 :
                              									65,5 = 63c,1, während zur Zerlegung von Chlorzink
                              									und schwefelsaurem Zinke nach S. 28 d. Bd. mehr als die doppelte chemische Arbeit
                              									erforderlich ist.
                           Soll Bleiglanz verarbeitet werden, so verwendet man ein
                              									Bad von salpetersaurem Bleie. Da auch hier die chemische Arbeit, welche am negativen
                              									Pole zur Zerlegung des Nitrates erforderlich ist, durch Bildung derselben Menge von Bleinitrat
                              									am positiven Pole wieder ausgeglichen wird, denn PbSO4 + PbS = PbSO4 + Pb + S, so ist nur die
                              									zur Zerlegung des Schwefelbleies, somit für 1k
                              									Blei 18328 : 207 = 89c entsprechende chemische
                              									Arbeit erforderlich. Rechnet man wegen Widerstand, Wanderung der Jonen u. dgl. aber
                              									auch nur 30 Proc. Ausnutzung der Maschinenkraft, so würde man für 1e stündlich 2k
                              									Blei und die entsprechende Menge Schwefel erhalten.
                           Wesentlich das gleiche Verfahren empfiehlt E. Marchese in
                              										Genua (D. R.
                                 										P. Kl. 40 Nr. 22429 vom 2. Mai 1882), nur daſs dieser, wie Luckow, die Erze, in Stücken oder Körnern in
                              									Blechkästen gefüllt, in die Niederschlagsbottiche einhängen will. Auf die Oberfläche
                              									des Erzes soll ein mit dem positiven Pole verbundener Metallklotz aufgelegt werden.
                              									– Die Lösung des Erzes z.B. Bleiglanz ist nach diesem Verfahren jedenfalls weniger
                              									gut, der Widerstand aber gröſser als bei dem Verfahren von Blas und Miest. Neu ist der Vorschlag, die
                              									Erze theils als Anode, theils als Kathode zu verwenden. Hat man z.B. Eisenkies und
                              									Schwefelkupfer, so kann man, wie Marchese behauptet,
                              									die ersteren als Anode und die letzteren Erze als Kathode verwenden, wobei man den
                              									Schwefel, der aus dem Schwefelkupfer gefällt wird, als Schwefelwasserstoff und den
                              									Schwefel der Eisenkiese als schwefelsaures Eisenoxydul nutzbar verwenden kann,
                              									während sich das metallische Kupfer aus dem Schwefelkupfer an der Kathode
                              									niederschlägt. Die Ausführbarkeit dieses Vorschlages ist doch zweifelhaft.
                           A. Thiollier (Nordamerikanisches Patent Nr. 272391 vom
                              									5. Oktober 1882) will – wie Luckow – die zerkleinerten
                              									Erze zur Erhöhung der Leitungsfähigkeit mit Kohle gemischt in durchlöcherten oder
                              									porösen Zellen als Anode in ein entsprechendes Bad einhängen. B. RösingBerg- und Hüttenmännische Zeitung, 1883 S.
                                    											179. versucht dagegen die Erze mit dem positiven Pole zu
                              									verbinden, als Bad aber eine sich fortwährend erneuernde Kochsalzlösung zu
                              									verwenden.
                           Von groſser Bedeutung ist schon jetzt die elektrolytische Gewinnung bezieh. Raffinirung von Kupfer. Nach gef. Mittheilung der Firma
                              										Siemens und Halske in Berlin (vom 19. April 1883)
                              									sind auf der Hütte in Oker (vgl. 1881 240 * 38) jetzt 5
                              									Maschinen C1, jede mit
                              									12 Bädern im Betriebe; die älteste läuft schon seit 4 Jahren Tag und Nacht,
                              									abgesehen von den durch die Reinigung u. dgl. gebotenen Pausen. Jede Maschine
                              									arbeitet mit 4 bis 5e (Wasserkraft) und schlägt
                              									für Zelle und Stunde 1k Kupfer nieder, also
                              									täglich etwa 300k. Dieselbe Maschine kann die
                              									doppelte Anzahl von Bädern bei der doppelten Niederschlagsmenge betreiben, mit
                              									beinahe derselben Arbeitskraft, wenn die Bäder doppelt so groſs genommen werden,
                              									wodurch sich aber die Anlagekosten entsprechend höher stellen. Eine kleinere
                              									ähnliche Anlage ist kürzlich daselbst von einem Privatbesitzer erbaut.
                           
                           Nach H. FontaineRevue industrielle, 1883 S. 413. sind
                              									derartige Anlagen zum Raffiniren des Kupfers durch Elektricität auſser in Oker in
                              									der Norddeutschen Affinerie in Hamburg, bei Oescher und Mesdach in Biache, Hilarion Roux in Marseille, in Mansfeld, bei Andre in Frankfurt (?) (vgl. 1879 233 381) u.a.
                              									im Betriebe. Die Norddeutsche Affinerie, deren Anlage
                              									von Wohlwill im J. 1873 eingerichtet wurde, verarbeitet
                              									mit 6 Gramme'schen Maschinen Nr. 1 und mit einer Wohlwill'schen Maschine täglich 2500k Kupfer. Oescher und
                                 										Mesdach in Biache haben eine nach Wohlwill's
                              									Angaben gebaute Gramme'sche Maschine, welche täglich
                              										800k Kupfer liefert. Hilarion Roux in Marseille hat eine 5e
                              									Gramme'sche Maschine Nr. 1, dafür 40 Bäder mit 900qm Anodenfläche; die Kathoden sind nur 0mm,5 dick und stehen in 5cm Entfernung
                              									von den Anoden. Die Maschine macht in der Minute 850 Umdrehungen, gebraucht täglich
                              										240k Kohle und liefert bei 8 Volt und 300
                              									Ampère 250k gereinigtes Kupfer oder stündlich
                              										10k,4. Die Maschine hat ein Güteverhältniſs
                              									von 85 Proc., liefert also 319mk; davon werden
                              									nach Gramme 240 zur Ueberwindung der Widerstände und 79
                              									für den Transport des Metalles zwischen den Polen verbraucht; chemische Arbeit ist
                              									hier natürlich nicht zu leisten. Dennoch ist die Angabe von F. Gautier im Génie civil, 1882/83 Bd. 3 S.
                              									158, die Gramme'sche Maschine in Hamburg liefere für
                              										1e stündlich 10k Kupfer, wohl zu hoch gegriffen.
                           Patera (1867 184 134), CobleyWagner's Jahresbericht, 1878 S. 194. , Elkington u.a. (1879 231 433) machten
                              									Vorschläge zur Gewinnung des Kupfers aus Erzen und Laugen; neue Erfahrungen hierüber
                              									liegen nicht vor.
                           Das Verfahren von Keith (1876 229 534. 1882 246 327) zur Raffinirung des Bleies wird von der Electrometal Refining Company in New-York, deren
                              									Capital 2 Mill. Mark beträgt, angewendet.Vgl. Revue industrielle, 1883 S. 414.
                              									Als Bad dient eine Lösung von schwefelsaurem Bleie in essigsaurem Natrium; Gold,
                              									Silber und Antimon bleiben an der Anode zurück. Wenn die Gröſse der Platten der
                              									Concentration des Bades und der Stromstärke entsprechend gewählt wird, was Rampe (1882 245 515)
                              									anscheinend übersehen hat, so ist das erhaltene Blei rein, wie nachfolgende Analysen
                              									zeigen:
                           
                              
                                 
                                 Rohblei
                                 Dasselbe nach derelektr. Fällung
                                 
                              
                                 Blei
                                 96,36
                                         99,9
                                 
                              
                                 Silber
                                   0,5544
                                 0,000068
                                 
                              
                                 Kupfer
                                   0,315
                                         0
                                 
                              
                                 Antimon
                                   1,070
                                         Spur
                                 
                              
                                 Arsen
                                   1,22
                                         Spur
                                 
                              
                                 Zink und Eisen
                                   0,4886
                                         0
                                 
                              
                           Unter Aufwand von 12e werden
                              									in 48 Holzkästen mit je 50 Stück 16k schweren
                              									Platten in 24 Stunden 10t Blei raffinirt, somit,
                              									wenn 1c stündlich 1k,75 Kohlen erfordert (vgl. 1883 249 180), für
                              										1t Blei 67k,2 Kohle. Die am positiven Pole in der Mousselinhülle zurückbleibende Masse wird getrocknet, in
                              									einem Tiegel mit Natronsalpeter und Soda geschmolzen. Arsen und Antimon verbinden
                              									sich als Säuren mit dem Natrium, Silber wird als Metall erhalten.
                           P. Jablochkoff will zur Herstellung von Kalium und Natrium das zu
                              									zersetzende Chlorkalium oder Chlornatrium durch den Trichter D in den geheizten Kessel A einfüllen. Durch
                              									die beiden Knierohre c und c1 werden die Elektroden eingeführt. Das
                              									am positiven Pole a entwickelte Chlorgas und das am
                              									negativen Pole b frei gewordene, dampfförmige Metall
                              									werden ununterbrochen abgeführt und entsprechend verdichtet. Die praktische
                              									Ausführung dieses Vorschlages dürfte doch wegen des durch die groſse Entfernung der
                              									beiden Pole bedingten Leitungswiderstandes seine Schwierigkeit haben.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 251, S. 422
                              
                           Viel wichtiger ist offenbar die Herstellung des Aluminiums, namentlich, wenn es gelingt, die Bedingungen festzustellen,
                              									unter denen es aus wässeriger Lösung, voraussichtlich eines organisch sauren Salzes,
                              									abgeschieden werden kann, um so mehr die direkte Herstellung desselben auf
                              									chemischem Wege wenig Aussicht auf Erfolg hat.
                           Ueber letztere bemerkt W. WeldonJournal of the Society of Chemical Industry,
                                    											1883 S. 368. , daſs in der Fabrik von Pechiney in Salindres die Kosten für die Herstellung von Thonerde aus
                              									Bauxit 9,7 Proc., die des Aluminiumnatriumchlorides 33,4 Proc. und die Zersetzung
                              									des Doppelchlorides mit metallischem Natrium 56,9 Proc. der Gesammtkosten betragen
                              									(vgl. 1877 223 324. 1882 246
                              									30). Da Webster (1883 249
                              									86) nur eine zweifelhafte Verbesserung in der Herstellung von Thonerde vorgeschlagen
                              									hat, so kann von einer dadurch bewirkten Preisermäſsigung des Aluminiums nicht die
                              									Rede sein. Die Herstellung von 1k Natrium kostet
                              									etwa 7 M.; der gröſste Theil dieser Kosten kommt auf die kleinen guſseisernen
                              									Gefäſse, in denen das Natriumcarbonat mit Kohlenpulver erhitzt wird und welche so
                              									schnell zerstört werden, daſs die Anschaffung derselben die Hälfte der Kosten des
                              									Natriums und ein Drittel derjenigen des fertigen Aluminiums ausmachen. Andererseits
                              									hält Weldon die direkte Reduction von Thonerde mit
                              									Kohle für unmöglich, da den betreffenden Reactionen folgende Ziffern
                              									entsprechen:
                           
                              
                                 2Al2O3 + 3C
                                 = 2Al2 + 3CO2
                                 
                              
                                 – 783200 + 291000
                                 = – 492200c.
                                 
                              
                                 Al2O3 + 3C
                                 = Al2 + 3CO
                                 
                              
                                 – 391600 +   85770
                                 = – 305830c.
                                 
                              
                                 Al2Cl6 + 3H2
                                 = Al2 + 6HCl
                                 
                              
                                 – 321870 + 132000
                                 = – 189870c.
                                 
                              
                           
                           Daſs sich trotz der ungünstigen thermochemischen Verhältnisse aus Natriumcarbonat und
                              									Kohle doch Natrium bildet, erklärt Weldon damit, bei
                              									der angewendeten Temperatur dissociire ein Theil des Natrons und nun verbinde sich
                              									der Kohlenstoff mit dem Sauerstoffe, so daſs das Natrium frei bleibe. Die zur Dissociation von Al2O3 erforderliche
                              									Temperatur hält Weldon nicht für industriell
                              									erreichbar.
                           Sollte letztere Erklärung richtig sein, so dürfte sich diese Dissociationstemperatur
                              									leicht mit dem elektrischen Schmelzofen (1883 246 * 463)
                              									erreichen lassen. Uebrigens entspricht der Reaction C + 2H2O = CO2 + 2H2 die Wärmetönung – 136800 + 97000 = – 39800c und doch findet sie, wie ich neulich beobachtete, schon statt, wenn man
                              									Wasserdampf über auf 300 bis 350° erwärmte Braunkohlenkokes leitet, eine Temperatur,
                              									bei welcher von einer Dissociation des Wasserdampfes doch wohl nicht die Rede ist;
                              									ferner ergibt ZnO + C = Zn + CO = – 85430 + 28590 = – 56840c. Wird daher von auſsen Wärme zugeführt, so sind
                              									mit mäſsiger Wärmeabsorption verbundene Reactionen doch wohl möglich. Die erwähnten
                              									Reductionen von Al2O3 und Al2Cl6 mittels Kohle oder Wasserstoff werden allerdings sehr schwierig,
                              									vielleicht sogar unmöglich sein.
                           Um so wichtiger erscheint für derartige Stoffe die Verwendung des elektrischen
                              									Stromes. So lange es nicht gelingt, Aluminum aus Lösungen elektrolytisch
                              									abzuscheiden, dürfte der Vorschlag von Berthaut in
                              									Paris (Englisches Patent Nr. 4087 vom J. 1879), unter Anwendung von Platten aus
                              									Thonerde und Kohle als Anode am vortheilhaftesten sein, wenn das Verhältniſs
                              									folgender Gleichung entsprechend genommen würde: Al2O3 + 3Cl2
                              									+ 3C = Al2Cl6 + 3CO.
                              									Auf diese Weise würde das zerlegte Chloraluminium fortwährend zurückgebildet, das
                              									Verfahren also billiger und es würde weitaus die gröſste Menge der chemischen Arbeit
                              									wieder ersetzt, also verhältniſsmäſsig wenig Elektricität erforderlich sein (vgl.
                              									1882 246 29. 327).
                           Zur Abscheidung von Eisen aus Lösungen von schwefelsaurer
                                 										Thonerde, Glaubersalz u. dgl. füllt man nach Löwig und
                                    										Comp. in Goldschmieden bei Deutsch-Lissa
                              										(D. R. P. Kl. 12 Nr. 25777 vom 26. April 1883) die
                              									betreffenden möglichst neutralen Lösungen in ausgebleite Behälter, deren innere
                              									Wände metallisch blank sind. In die Lösung hängt man Metalle in Form von Platten,
                              									Barren u.s.w., wie Kupfer, Eisen u.a., und bringt die Bleiwandung des Gefäſses mit
                              									dem positiven Pole einer dynamoelektrischen Maschine o. dgl. in Verbindung, während
                              									die in die Lösung gehängten Metalle mit dem negativen Pole verbunden werden. Der
                              									Bleibehälter dient sonach als Anode, die Metalle hingegen als Kathode. Bei letzteren
                              									ist ebenfalls darauf zu achten, daſs sie reine, blanke Metallflächen zeigen. Der
                              									galvanische Strom soll nun in kurzer Zeit eine blanke metallische Ablagerung des
                              									Eisens der Lösung auf der Kathode bewirken, ohne daſs die Lösung selbst durch das
                              									Metall der Anode verunreinigt wird, da an der Anode nur eine Bildung von
                              									Bleisuperoxyd und
                              									Bleisulfat eintreten soll. Während der Dauer der Einwirkung des Stromes auf die
                              									Lösung ist darauf zu achten, daſs keine Sauerstoffentwickelung an der Anode
                              									entsteht. Dies soll man auf verschiedene Art erzielen, z.B. dadurch, daſs man das
                              									Bleigefäſs sehr groſs nimmt und dadurch auch viel Lösung auf einmal elektrolysirt,
                              									oder daſs man den zur Anode führenden Leitungsdraht bedeutend länger und schwächer
                              									nimmt als den zur Kathode gehenden, daſs man also im ersteren Leitungsdrahte
                              									gröſseren Widerstand hat als im letzteren. Ist das Eisen vollständig ausgefällt, so
                              									hebt man die Kathode heraus, unterbricht den Strom und verarbeitet die Laugen
                              									weiter.
                           Will man nicht die Wände der Bleibehälter als Anode benutzen, so kann man die
                              									Operation auch in Holzgefäſsen vornehmen, in welche man dann Bleiplatten abwechselnd
                              									mit Kupfer-, Eisenplatten u. dgl. hineinhängt. Die Bleiplatten vertreten dann die
                              									Stelle der Wände der Bleibehälter.
                           Aehnliche Vorschläge wurden schon früher (1881 239 54)
                              									gemacht. Ueber die Erfolge liegen keine sicheren Nachrichten vor. Einige andere
                              									Anwendungen der Elektricität sollen später besprochen werden.