| Titel: | Zur Nachweisung von Schwefelwasserstoff. | 
| Fundstelle: | Band 251, Jahrgang 1884, S. 424 | 
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                        Zur Nachweisung von
                           								Schwefelwasserstoff.
                        E. Fischer's Nachweisung von Schwefelwasserstoff.
                        
                     
                        
                           Versetzt man eine saure Lösung von p-Amidodimethylanilin mit Schwefelwasserstoff und
                              									Eisenchlorid, so entsteht bekanntlich das von H. Caro
                              									entdeckte Methylenblau. Die Bildung dieses schönen Farbstoffes empfiehlt nun E. Fischer in den Berichten der
                                 										deutschen chemischen Gesellschaft, 1883 S. 2234 zum Nachweise von
                              									Schwefelwasserstoff. Zur Auffindung von sehr wenig Schwefelwasserstoff in wässeriger
                              									Lösung versetzt man dieselbe zunächst mit ungefähr 1/50 Volumen rauchender Salzsäure, fügt
                              									einige Körnchen von schwefelsaurem p-Amidodimethylanilin und, sobald letztere gelöst
                              									sind, noch 1 bis 2 Tropfen einer verdünnten Eisenchloridlösung hinzu. Bei Gegenwart
                              									von Schwefelwasserstoff färbt sich die Flüssigkeit nach einiger Zeit rein blau, 1l destillirtes Wasser, welches 0mg,09 Schwefelwasserstoff enthielt, wurde mit
                              										20cc Salzsäure von 1,19 sp. G., etwa 5mg schwefelsaurem p-Amidodimethylanilin und 2
                              									Tropfen einer verdünnten Eisenchloridlösung bei Zimmertemperatur versetzt. Nach
                              									einigen Minuten begann die Farbstoffbildung und erreichte nach etwa ½ Stunde das
                              									Maximum. Die Flüssigkeit hatte eine starke, rein blaue Farbe angenommen und behielt
                              									dieselbe tagelang.
                           1l Wasser, welches nur 0mg,018 Schwefelwasserstoff enthielt und sich in
                              									einem Becherglase von 1l,5 Inhalt befand, wurde
                              									mit der gleichen Menge Salzsäure, Amidodimethylanilin und 1 Tropfen derselben
                              									Eisenchloridlösung versetzt. Nach ½ Stunde zeigte die Flüssigkeit, wenn man das Glas
                              									auf weiſses Papier stellte und von oben hineinsah, eine noch sehr deutliche, rein blaue
                              									Färbung, welche ebenfalls tagelang anhielt. Bleiacetat gibt bei derselben Verdünnung
                              									mit Schwefelwasserstoff auch bei Abwesenheit von freier Säure keine Reaction.
                              									Dasselbe gilt für das Nitroprussidnatrium. Die Bildung des Methylenblau ist demnach
                              									die empfindlichste und namentlich die sicherste Reaction zum Nachweise des
                              									Schwefelwasserstoffes in neutraler oder saurer wässeriger Lösung. Das für die Probe
                              									nothwendige p-Amidodimethylanilin läſst sich, wie bekannt, aus dem Nitroso- oder
                              									Nitrodimethylanilin gewinnen. Bequemer ist es jedoch, dasselbe aus dem käuflichen
                              									Helianthin oder Orange III, (CH3)2N.C6H4.N.N.C6H4.SO3H,
                              									darzustellen. Fein zerriebenes Helianthin wird mit etwa 5 Th. Wasser und 2 bis 4 Th.
                              									Schwefelammonium übergössen und das kalte Gemisch öfters umgeschüttelt. Der
                              									Farbstoff geht dabei vollständig in Lösung und nach 24 Stunden ist die Orangefarbe
                              									verschwunden und die Reduction zu Sulfanilsäure und p-Amidodimethylanilin beendigt.
                              									Rascher und ebenso glatt verläuft die Spaltung in Sulfanilsäure und
                              									Amidodimethyanilin beim Erwärmen auf dem Wasserbade. 10g Helianthin werden hier in 10 bis 15 Minuten vollständig reducirt. Die
                              									Lösung wird mit Aether ausgezogen, diesem das mitgelöste Schwefelammon durch
                              									Schütteln mit wenig in Wasser aufgeschlämmtem Bleiweiſse entzogen und die
                              									Aetherlösung vorsichtig mit einer ätherischen Lösung von concentrirter Schwefelsäure
                              									versetzt. Hierbei scheidet sich das neutrale Sulfat des Amidodimethylanilins als
                              									fast farblose, breiige Masse ab. Ueberschuſs an Schwefelsäure ist zu vermeiden, weil
                              									sonst das schlecht krystallisirende saure Salz entsteht. Jetzt wird der Aether
                              									abgegossen bezieh. filtrirt und das Salz mit 4 bis 5 Th. absolutem Alkohole auf dem
                              									Wasserbade erwärmt, bis sich dasselbe in feine, weiſse Nadeln umgewandelt hat,
                              									Dieselben werden nach dem Erkalten filtrirt, mit Alkohol gewaschen, abgepreſst und
                              									auf dem Wasserbade getrocknet. Dieses Präparat hält sich in verschlossenen Gefäſsen
                              									ganz unverändert, löst sich in Wasser mit sehr schwach brauner Farbe und ist für die
                              									beschriebene Schwefelwasserstoffprobe rein genug.