| Titel: | Anwendung der Elektrolyse zur Darstellung der Indigoküpe; von Prof. Friedr. Goppelsroeder. | 
| Autor: | Friedrich Goppelsroeder [GND] | 
| Fundstelle: | Band 251, Jahrgang 1884, S. 466 | 
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                        Anwendung der Elektrolyse zur Darstellung der
                           								Indigoküpe; von Prof. Friedr.
                              									Goppelsroeder.
                        Goppelsroeder's Darstellung der Indigoküpe mittels
                           								Elektrolyse.
                        
                     
                        
                           In meinen früheren Veröffentlichungen habe ich von der Darstellung der Farbstoffe mit
                              									Hilfe der Elektrolyse bezieh. von der Anwendung der Elektrolyse in der Färberei und
                              									Druckerei u.s.w.Vgl. 1876 221 75. 1877 223 317 u. 634. 224 92 u. 209 bezieh.
                                    											1882 245 225. gesprochen. Seither habe
                              									ich die früher gefundenen Thatsachen noch eingehender studirt und neue aufgefunden,
                              									worüber ich bald in diesem Journale Mittheilung zu machen hoffe.
                           Für heute möchte ich bloſs auf einen der in meiner letzten Mittheilung besprochenen
                              									Punkte, nämlich auf die Darstellung der sogen. Küpen zurückkommen. Ich habe nämlich
                              									über die Reduction sowohl des reinen Indigotins, als auch des Indigos, des reinen
                              									Anilinschwarz und anderer Farbstoffe auf elektrolytischem Wege eine lange Reihe von
                              									Versuchen angestellt. Es handelt sich dabei, wie ich schon in der früheren Arbeit
                              									gesagt habe, nicht nur um die Reduction der Farbstoffe in ihrem Gemische mit einer
                              									Lösung von kaustischen Alkalien oder von alkalischen Erden, sondern auch um
                              									diejenige ihrer Sulfosäuren und Sulfosalze. Da ich nun seit meinen ersten
                              									bezüglichen Angaben von verschiedenen Fachgenossen, welche meine Versuche
                              									wiederholen wollten, um weitere Angaben gefragt wurde, so sehe ich mich veranlagst,
                              									heute wenigstens über die alkalische Indigoküpe näheren Aufschluſs zu geben.
                           Um die alkalische Indigoküpe zu erhalten, mische ich z.B. fein gepulverten Indigo,
                              									also den in den Färbereien zu den Küpen verwendeten feuchten Indigobrei mit einer
                              									ziemlich concentrirten Lösung von Aetzkali. Mit diesem Gemische fülle ich zur Hälfte
                              									ein kupfernes Gefäſs an, beispielsweise eines jener in den Fabriken dienenden
                              									Maſsgefäſse. Ich fülle mit demselben Gemische eine poröse Thonzelle, wie sie zu den
                              									galvanischen Elementen verwendet wird, und stelle diesen porösen Thoncylinder in die
                              									Mitte des Kupfergefäſses, welch letzteres mit dem negativen Pole der galvanischen
                              									Batterie oder der dynamoelektrischen Maschine verbunden wird, während in den Inhalt
                              									des porösen Gefäſses ein als positiver Pol dienendes, groſses Platinblech getaucht
                              									werden kann. Ich erwärme gelinde und lasse den galvanischen Strom während 3 bis 4
                              									Stunden durchgehen.
                           Am negativen Pole, d.h. also im Kupfergefäſse, zeigt sich starke
                              									Wasserstoffentwickelung und eine so groſse Schaumbildung, daſs, wenn das
                              									Kupfergefäſs mehr als bis zur Hälfte gefüllt wäre, dessen Inhalt überlaufen würde.
                              									Man bemerkt sehr bald den charakteristischen Geruch der Indigoküpe. Das Indigblau
                              									verwandelt sich in Indigweiſs, welches sich in der alkalischen Flüssigkeit auflöst.
                              									Die erhaltene gelbgrüne Küpe überzieht sich an der Luft rasch mit dem bekannten
                              									schimmernden Indigblauhäutchen. Mit dieser Küpe läſst sich Baumwollzeug ebenso schön
                              									indigblau, wie mit den verschiedenen schon längst bekannten Indigoküpen färben.Ein der Redaction dieses Journals vorgelegtes, auf solche Weise indigoblau
                                    											gefärbtes Muster ist recht hübsch.Red. Am positiven Pole findet ebenfalls
                              									Gasentwickelung und Schaumbildung statt; doch sind dieselben nur gering. Ich werde in der nächsten
                              									Mittheilung die am positiven Pole stattfindende Reaction besprechen.
                           Statt zuerst die vollständig fertige Küpe zu bereiten und nachher darin zu färben,
                              									kann man mit dem Eintauchen des Baumwollzeugs schon beginnen, wenn der galvanische
                              									Strom nur erst kurze Zeit durch das Gemisch von Alkalilösung und Indigo gegangen ist
                              									und sich erst eine kleine Menge von Indigblau in Indigweiſs umgewandelt hat. Man
                              									kann somit die Bildung der Küpe und das Färben gleichzeitig ausführen.
                           Die Hydrogenation des Indigoblau bezieh. die Herstellung der Küpe läſst sich schon in
                              									der Kälte bewirken. Die Operation ist so einfach, daſs sie auch im Groſsen sehr
                              									leicht ausgeführt werden kann.
                           So ist es denn möglich, mit Hilfe der Elektrolyse, d.h. mittels des elektrolytischen
                              									Wasserstoffes, zur Umwandlung des Indigblau in Indigweiſs und somit durch
                              									nachheriges Färben in der erhaltenen Küpe zur Indigfärbung zu gelangen; dann aber,
                              									wie ich auch schon in meiner letzten Arbeit gezeigt hatte, ist es ferner möglich,
                              									mit Hilfe der Elektrolyse, am positiven Pole unter Anwendung gewisser Salze das Blau
                              									wieder wegzuätzen und weiſse Zeichnungen, ja bei passender Auswahl der Salze farbige
                              									Zeichnungen auf blauem Grunde zu erhalten. Zum Aetzen auf indigblauem Zeuge tränke
                              									ich dasselbe, wie ich bereits früher erwähnt habe, mit einer durch Schwefelsäure
                              									angesäuerten Lösung von Kaliumnitrat und lege es auf ein auf einer isolirenden
                              									Kautschuk- oder abgeschliffenen Glasplatte ruhendes, als negative Elektrode
                              									dienendes Platinblech, setze dann entweder zum Hervorrufen von weiſsen Schriftzügen
                              									oder Zeichnungen einen mit der positiven Elektrode verbundenen Platin- oder
                              									Goldstift auf, oder ich lege die platinirten Stengel oder die aus Platinblech
                              									geschnittenen Figuren, sowie die Münzen aus Gold oder Platin (vergoldet oder
                              									platinirt) unter Beschweren mit einem Bleiplättchen darauf, indem ich auf dieses
                              									noch den mit dem positiven Pole in Verbindung stehenden Kupferdraht lege. Am
                              									allerbesten kann eine nachgiebige Unterlage und dadurch ein scharfer schöner
                              									Abdruck, z.B. einer Münze, erzielt werden, wenn das Zeug, welches auf dem negativen
                              									Platinbleche liegt, 8- bis 16 fach zusammengelegt ist. Man erhält sogar schöne
                              									Abdrücke oder Schriftzüge in den obersten Lagen, wenn die Zahl der Zeuglagen noch
                              									weit gröſser ist. Es gilt dies nicht nur für das Aetzen des Indigblau, sondern für
                              									die auch seiner Zeit schon beschriebene Erzeugung der verschiedensten Färbungen
                              									(Anilinschwarz, Naphtylaminviolett u. dgl.) auf weiſsem Zeuge, bei gleichzeitiger
                              									Aetzung auf türkischrothe und indigblaue Waare. Statt das Indigblau mit Hilfe einer
                              									Nitratlösung zu ätzen, habe ich auch das von mir zum elektrolytischen Aetzen des
                              									Türkischroth benutzte Gemisch einer Lösung von Salmiak oder Kochsalz und
                              									Citronensäure oder Citronensäure nebst Weinsteinsäure angewendet.