| Titel: | Ueber Zusammensetzung und Wirkungsweise des Türkischrothöles; von A. Müller-Jacobs. | 
| Autor: | A. Müller-Jacobs | 
| Fundstelle: | Band 251, Jahrgang 1884, S. 499 | 
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                        Ueber Zusammensetzung und Wirkungsweise des
                           								Türkischrothöles; von A.
                              									Müller-Jacobs.
                        Müller-Jacobs, über die Zusammensetzung des
                           								Türkischrothöles.
                        
                     
                        
                           Die Ansichten bezüglich der chemischen Zusammensetzung und des Verhaltens der
                              									vegetabilischen Gespinnstfaser sowohl, als den zu fixirenden Farbstoffen gegenüber
                              									gehen bei diesem seit einem Jahrzehnte in der Färberei vielfach gebrauchten Producte
                              									zur Stunde noch sehr weit aus einander. Da indessen keine derselben mit denjenigen
                              									Untersuchungsresultaten, welche der Verfasser die lange Zeit hindurch erlangt hat,
                              									während welcher er sich der Lösung dieser wichtigen Frage widmete, noch mit den
                              									Thatsachen bei der Verwendung des Productes praktisch übereinstimmt, möge es ihm
                              									gestattet sein, in Nachstehendem den erwähnten Gegenstand näher zu berühren. Dabei
                              									stützt er sich im Wesentlichen auf eine von ihm bereits im Februar vergangenen
                              									Jahres der Société industrielle de Mulhouse vorgelegte
                              									Arbeit, betitelt: „Zur Theorie der Türkischrothfärberei“, welche in ihrem zweiten
                              									Theile diese Frage ziemlich ausführlich behandelt.
                           
                        
                           I.
                           Wenn man auf irgend ein Oel von der Constitution der triaciden Aether des Glycerins,
                              									z.B. auf Mandelöl, Olivenöl, Rüböl oder Ricinusöl, concentrirte Schwefelsäure so
                              									einwirken läſst, daſs sich die Masse nicht über 50° erwärmt und keine Entwickelung
                              									von Schwefeldioxyd eintritt, dann die Reaction durch rasche Zugabe etwa des
                              									doppelten Volumens kalten Wassers unterbricht, so entstehen – je nach der
                              									Concentration, Menge und Einwirkungsdauer der angewendeten Schwefelsäure, sowie der
                              									Endtemperatur der Masse – stark wechselnde Producte sowohl bezüglich ihrer
                              									Eigenschaften, als ihrer chemischen Zusammensetzung. Eine acidimetrische
                              									Untersuchung der von der öligen Schicht genau getrennten, sauren, wässerigen
                              									Flüssigkeit führt uns dabei sofort zu der Thatsache, daſs die jeweilige Menge der
                              									bei dem Versuche in Reaction getretenen Schwefelsäure in bestimmter Beziehung zu dem
                              									entsprechenden öligen Producte steht. Beifolgende Tabelle, welche die
                              									diesbezüglichen Resultate einer gröſseren Anzahl von Versuchen enthält, möge das
                              									Gesagte veranschaulichen:
                           
                           
                              
                                 Nr.
                                 Rohöl
                                 Schwefelsäure
                                 Einwirkung
                                 
                                    Reactionsmasse
                                    
                                 
                              
                                 bei 15°
                                 
                              
                                 Sp. G.
                                 cc
                                 H2SO4
                                 Zeit
                                 Temp.
                                 Sp. G.
                                 g
                                 H2SO4
                                 Eigenschaften
                                 
                              
                                   1  2  3  4  5  6  7  8  9101112
                                 TrioleïnOelsäureRicinusölMandelölTrioleïnRübölOelsäureMandelölRübölRübölTrioleïnMandelöl
                                 1,827„„„„„„1,8341,816„1,8271,816
                                 5030„„50„„„30„50„
                                 83,149,8„„83,1„„85,348,4„83,880,8
                                   5 Min.  510  6 Std.  2  6  615
                                    											Min.15  6 Std.  1 Min.  5
                                 58 SO2343246 SO2„   SO2„   SO2„   SO255 SO232„   SO2„34
                                 0,9610,9640,9680,9720,973„0,9740,9750,9760,9770,9790,980
                                 221230210––246240270265270272247
                                 12,113,4  8,110,314,013,6–12,214,512,817,617,3
                                 Geben mit H2O
                                    											mil-chige Emulsionen,welche Oeltropfenausscheiden.
                                    											DurchAmmoniakzusatz zurEmulsion werden ge-klärt Nr. 2 u. 7.
                                    											wer-den dast gekl. Nr. 4, 5,7, 8, 10, werden nichtgeklärt Nr.
                                    											1, 3, 9, 11und 12. Die ausgesch.ölige Schicht ist un-löslich
                                    											in Alkohol beiNr. 9, 11, 12, theilw.löslich bei Nr. 1, 4,
                                    											5,6, 8, 10, leicht löslichbei Nr. 2, 3, 7.
                                 
                              
                                 13141516171819202122
                                 RicinusölMandelölMandelölRübölMandelölRübölOelsäureMandelölOelsäureRicinusöl
                                 1,8341,8161,827„„„„1,834„1,827
                                 3050„30„50„„„30
                                 51,280,883,149,8„83,185,185,3„49,8
                                 1510  5  315  2  5  2  112
                                    											Std.
                                 46„„„„„„„4732
                                 0,9901,0031,0051,0151,0171,0211,0251,0271,0281,031
                                 216–290312300320308305330273
                                 13,3––24,027,132,335,4–39,328,7
                                 Geben m. Wassererstklare Lösungen,
                                    											dannopalisirende Färbung,später Emulsionen,welche durch
                                    											Ammo-niak geklärt werden,was namentlich beiNr. 13, 19, 21, u.
                                    											22 derFall ist. Sie scheidengar nicht oder erstnach sehr
                                    											langer Zeit    ölige Schicht ab.
                                 
                              
                           Es erhellt aus diesen Versuchen, daſs das specifische Gewicht und der Wassergehalt
                              									der Reactionsmasse mit der Menge der beim Versuche vom Oele aufgenommenen
                              									Schwefelsäure steigt und daſs im Zusammenhange damit ihre Löslichkeit in Wasser und
                              									wässerigem Ammoniak gleichzeitig gröſser wird. Läſst man die Einwirkungstemperatur
                              									eine bestimmte Grenze überschreiten, so gehen Schwefelsäure und Wassergehalt,
                              									specifisches Gewicht und Löslichkeit zurück, während andererseits die Löslichkeit in
                              									Alkohol beträchtlich gesteigert wird.
                           Die diesen eigenthümlichen Erscheinungen zu Grunde liegenden Ursachen konnten
                              									selbstredend nur durch möglichst genaue Untersuchung der erhaltenen Reactionsmassen
                              									ermittelt werden. Daſs dieselben keinesfalls chemische Individuen darstellten,
                              									bewies ihre wechselnde Löslichkeit in Wasser. Die specifisch leichteren ergaben
                              									dabei Emulsionen, aus welchen sich nach kürzester Zeit Oeltröpfchen ausschieden. Die
                              									schwereren Reactionsproducte lösten sich zuerst klar und trübten sich dann nach
                              									einiger Zeit milchig.
                           Im weiteren Verlaufe der Untersuchung zeigte sich ferner, daſs jede Reactionsmasse,
                              									auf welche Weise sie auch erstellt sein möge, sich in zwei Theile trennen läſst und
                              									zwar: in einen wasserlöslichen bezieh. in einen in Aether oder in Benzin löslichen
                              									Theil. Wird der letztere mit Alkohol behandelt, so gibt er an denselben eine
                              									beträchtliche Menge in Alkohol löslicher Stoffe ab. Im Aether oder Benzin bleiben
                              									dann nur noch die in Alkohol unlöslichen Stoffe gelöst.
                           
                           Die Methode der Trennung dieser drei verschiedenen Gruppen von Stoffen ist demnach
                              									einfach, kann aber nicht auf absolute Genauigkeit Anspruch machen, in Folge der
                              									äuſserst leichten Zersetzbarkeit der wasserlöslichen Verbindung in freiem Zustande
                              									und ihres Lösungsvermögens für die Verbindungen der anderen beiden Gruppen.
                           Die Reactionsmasse wird in ihrem gleichen Volumen Aether gelöst, ungefähr die 10
                              									fache Menge destillirten Wassers zugegeben, durchgeschüttelt und auf den
                              									Scheidetrichter gebracht, worauf sich nach einiger Zeit glatte Schichten bilden,
                              									welche sich leicht trennen lassen. Der Prozeſs wird mehrmals wiederholt, die
                              									gewonnenen ätherischen Lösungen vereinigt, der Aether abdestillirt und der ölige
                              									Rückstand mit warmem Alkohol behandelt. Die wässerigen Lösungen werden mit reiner
                              									Salzsäure oder Kochsalz versetzt, worauf sich die Verbindung mit einem Gehalte an
                              									ungefähr 60 Proc. Wasser, welches ihm durch Zusatz von Chlornatrium zum groſsen
                              									Theile entzogen werden kann, als leicht zu trennende Schicht an die Oberfläche
                              									begibt.
                           A) Die wasserlösliche Verbindung reagirt stark sauer,
                              									ist leicht löslich in reinem, Säure haltigem Wasser, sowie in Alkohol. Mit Aether
                              									ist sie mischbar, zeigt in concentrirtem Zustande 1,025 sp. G. bei 17,5°. Die
                              									Lösungen schäumen beim Schütteln und schmecken bitter, zusammenziehend. Durch Zusatz
                              									groſser Mengen von Mineralsäuren scheidet sie sich wieder unverändert aus denselben
                              									aus; geringere Mengen bringen leicht verschwindende Trübungen hervor. Beim Erhitzen
                              									zersetzt sie sich, ebenso bei längerem Stehen für sich, oder in wässeriger Lösung
                              									(in beiden Fällen unter Bildung zweier Fettsäure artiger Substanzen, welche bei
                              									gewöhnlicher Temperatur zu einer gelblichen krystallinischen Masse von ziemlich
                              									fester Consistenz und 59 bis 63° Schmelzpunkt erstarren); gleichzeitig tritt
                              									Schwefelsäure aus. Dieselbe Zersetzung wird auch durch Säuren und Alkalien bewirkt.
                              									Mit Metalloxyden bildet die Verbindung wohlcharakterisirte Salze, von denen die der
                              									Erden und schweren Metalle Niederschläge oder dickliche Oele bilden, welche in einem
                              									Ueberschusse der Säure wieder löslich sind. Die Alkalisalze sind syrupöse, in Wasser
                              									und Alkohol klar lösliche Flüssigkeiten, welche sich unzersetzt auf 100 bis 110°
                              									erhitzen lassen, wogegen das Ammoniaksalz schon bei weit niedrigerer Temperatur
                              									unter Abgabe freien Ammoniaks zersetzt wird.
                           Die Alkalisalze dienen am besten zur Darstellung der Metallsalze,
                              									indem sie mit den Acetaten derselben versetzt werden. Das Bariumsalz ist ein pulveriger, weiſser, getrocknet schwach gelblicher
                              									Niederschlag (Sulfobrassicasäure); aus Sulfoleïnsäure:
                              									käsig, zusammenbackend; getrocknet zum weiſsen Pulver zerreiblich, welches bei 100°
                              									Wasser abgibt und sich allmählich zersetzt. In Wasser unlöslich, dagegen leicht
                              									löslich in Aether. Die Analyse ergab Zahlen, welche mit Rücksichtsnahme auf die
                              									übrigen Eigenschaften des Körpers die Formel C18H32O5SBa + 2H2O wahrscheinlich machen. Die Formel C17H32.CO.O.SO2.O.Ba + 2H2O:
                           
                           
                              
                                 
                                 Verlangt:
                                 Gefunden wurden:
                                 
                              
                                 
                                 
                                 I
                                 II
                                 
                              
                                 S
                                   6,006 Proc.
                                   5,899 Proc.
                                   5,34 Proc.
                                 
                              
                                 Ba
                                 25,675
                                 25,704
                                 24,73
                                 
                              
                           Das aus dem Acetate erhaltene Kupfersalz bildet ein dunkelgrünes, in Wasser lösliches Oel, welches bald
                              									erstarrt und mit Alkohol einen voluminösen Niederschlag gibt; zuweilen werden kleine
                              									glimmerartig glänzende Blättchen erhalten, a-Sulfobrassicasäure). Ueber
                              									Schwefelsäure getrocknet und analysirt, liefert es folgende Werthe für Kupfer und
                              									Schwefel. Auf einer Glasplatte ausgebreitet, trocknet das ölige Product zu einem
                              									durchsichtigen, grünen Firnisse ein, dessen Kupfergehalt sehr angenähert dem des
                              									wasserfreien Salzes entspricht. Die Formel C17H32.CO.O.SO2.O.Cu
                              									verlangt 14,8 Proc. Cu; gefunden wurden 14,69 Proc.
                           Wird das dunkelgrüne Oel mit Alkohol behandelt, so fällt ein
                              									hellgrüner Niederschlag aus, der weit Kupfer haltiger ist, während ein Theil in
                              									alkoholische Lösung geht. Die Formel C17H32.CO.O.SO2.O.Cu +
                              										4H2O:
                           
                              
                                 
                                 Verlangt:
                                 Gefunden wurden:
                                 
                              
                                 
                                 
                                 I
                                 II
                                 
                              
                                 S
                                   6,461 Proc.
                                   6,450 Proc.
                                   5,07 Proc.
                                 
                              
                                 Cu
                                 12,780
                                 12,910
                                 11,55
                                 
                              
                           Das Silbersalz, aus dem Nitrate
                              									dargestellt, ist ein voluminöser, weiſser, beim Trocknen hornartig werdender
                              									Niederschlag, welcher sich am Lichte leicht schwärzt. Die Formel C17H32.CO.O.Ag.SO2.O.Ag + H2O:
                           
                              
                                 
                                 Verlangt:
                                 Gefunden wurden:
                                 
                              
                                 S
                                 5,392 Proc.
                                 5,09 Proc.
                                 
                              
                                 Ag
                                   36,299
                                        36,11
                                 
                              
                           Ueber Schwefelsäure bis zum constanten Gewichte
                              									getrocknet, wobei Zersetzung eintrat, ergab die freie
                                 										Säure Werthe, welche immerhin dafür sprechen, daſs derselben die Formel
                              									einer Sulfosäure zukommt: C18H34SO5.
                           
                              
                                 
                                 
                                 Gefunden wurden:
                                 
                              
                                 
                                 Verlangt:
                                 I
                                 
                                 II
                                 
                                 III
                                 
                                 IV
                                 
                                 
                              
                                 C
                                 59,6 Proc.
                                 62,3
                                 Proc.
                                 62,8
                                 Proc.
                                 –
                                 
                                 –
                                 
                                 
                              
                                 H
                                   9,3
                                 10,1
                                 
                                 10,3
                                 
                                 –
                                 
                                 –
                                 
                                 
                              
                                 S
                                   8,8
                                 –
                                 
                                 –
                                 
                                 8,1
                                 Proc.
                                 7,9
                                 Proc.
                                 
                              
                           Die Zersetzung der freien Säure bei langem Stehen, oder bei anhaltendem Kochen mit
                              									Wasser gibt uns ebenfalls verwerthbare Anhaltspunkte für ihre Zusammensetzung und
                              									ihren Charakter.
                           Mehrmals mit Petroleumbenzin und Aether gereinigte Sulfosäure wurde während zweier
                              									Stunden in einem schief gestellten geräumigen Glaskolben mit ihrem 20 fachen Volumen
                              									Wasser gekochtEs treten während der Zersetzung sehr leicht Siedeverzüge der Flüssigkeit ein
                                    											und würden dahin zielende Versuche sicherlich zu interessanten Schlüssen
                                    											führen. , die ausgeschiedene, nach dem Erkalten erstarrende,
                              									gelblich braune Masse (Schmelzpunkt 62,5°) abgehoben, nach längerem Auswaschen mit
                              									Wasser bei 110° getrocknet und gewogen. In der mit dem Waschwasser vereinigten und
                              									filtrirten sauren Unterlauge, welche kein Glycerin
                              									enthält, wurde die freie Schwefelsäure durch Titration bestimmt.
                           Die weiter unten folgenden Analysen rechtfertigen die Annahme, daſs die bei dieser
                              									Zersetzung sich abscheidenden Stoffe als Oxystearinsäure und Oxyölsäure aufzufassen
                              									sind, und wird eine diesbezügliche Reaction deshalb unzweifelhaft im Sinne folgender
                              									Gleichung vor sich gehen: 2C18H34SO5 + H2O = C18H34O3 + C18H34O3 + 2SH2O4. Die Richtigkeit dieser Annahme vorausgesetzt,
                              									würden bei der Zersetzung der Sulfosäure auf je 299 Th. gebildeter Fettsäure 98 Th. oder
                              									30,5 Proc. H2SO4
                              									frei werden müssen. Dahin zielende Versuche geben folgende Zahlen:
                           
                              
                                 Ausgeschiedene Oxysäuren
                                 12,4
                                 4,6
                                 29,4
                                 13,5
                                 46,1g
                                 
                              
                                 Gefundene Schwefelsäure
                                 3,9
                                 1,5
                                 8,6
                                 4,2
                                 4,2g
                                 
                              
                                 In Procent H2SO4
                                 31,4
                                 32,0
                                 29,3
                                 31,1
                                 30,7g.
                                 
                              
                           Die ausgeschiedene ölige Schicht ist leicht und vollständig löslich in Alkohol und
                              									Aether (nicht so, wenn ungereinigte Sulfosäure mit Wasser gekocht wurde; auch liegt
                              									dann der Schmelzpunkt bedeutend niedriger, bei 39 bis 42°) und sie reagirt sauer.
                              									Aus der concentrirten alkoholischen Lösung schieſsen weiſse Krystalle oder
                              									drusenförmige Warzen an, welche, auf gleiche Weise mehrmals gereinigt, eine der
                              									Stearinsäure ähnliche, bei 70,4° schmelzbare Fettsäure abgeben. Mit Basen bildet sie
                              									wohlcharakterisirte Salze, welche bei der in Gemeinschaft mit Hrn. J. Kupfer im Laboratorium der Landwirtschaftlichen
                              									Akademie zu Petrowsky Rasumowsky bei Moskau ausgeführten Analysen folgende Zahlen
                              									lieferten.
                           Kupfersalz, durch Fällen einer
                              									alkoholischen Lösung der Säure mit Kupferacetat erhalten: Voluminöser blaugrüner
                              									Niederschlag. Nach dem Auswaschen mit Alkohol und Trocknen ergab derselbe bei der
                              									Analyse folgende Werthe, welche für oxystearinsaures Kupfer stimmen. Die Formel
                              										(C18H35O3)2Cu:
                           
                              
                                 
                                 Verlangt:
                                 Gefunden wurden:
                                 
                              
                                 
                                 
                                 I
                                 
                                 II
                                 
                                 III
                                 
                                 
                              
                                 C
                                 65,3 Proc.
                                 64,51
                                 Proc.
                                 64,64
                                 Proc.
                                 –
                                 
                                 
                              
                                 H
                                 10,5
                                 10,93
                                 
                                 10,6
                                 
                                 –
                                 
                                 
                              
                                 Cu
                                   9,5
                                 
                                    –
                                    
                                 
                                 
                                    –
                                    
                                 
                                 9,73
                                 Proc.
                                 
                              
                           Bariumsalz, wie das Kupfersalz
                              									dargestellt: Weiſser, voluminöser Niederschlag, getrocknet ein schweres, amorphes,
                              									weiſses Pulver bildend. Die Formel (C18H35O3)2Ba:
                           
                              
                                 
                                 Verlangt:
                                 Gefunden:
                                 
                              
                                 Ba
                                 18,1 Proc.
                                 18,49 Proc.
                                 
                              
                           Für die freie Säure werden nach 5 maliger
                              									Umkrystallisation aus Alkohol und Trocknen bei 110° folgende Werthe für zwei aus
                              									verschiedenen Reactionsmassen dargestellte Producte gefunden. Die Formel C18H36O3:
                           
                              
                                 
                                 
                                 Gefunden wurden:
                                 
                              
                                 
                                 Verlangt:
                                 aus OelsäureSchmelzp. (70,5°)
                                 aus RübölSchmelzp. (73,5°)
                                 
                              
                                 C
                                 72,0 Proc.
                                 71,3 Proc.
                                 73,13 Proc.
                                 
                              
                                 H
                                 12,0
                                          12,3
                                        12,45
                                 
                              
                           Frémy fand für seine
                              									sogen. Hydromargaritinsäure aus Olivenöl (Schmelzpunkt
                              									68°) für C = 71,00 Proc., für H = 12,26 Proc.
                           Die alkoholische Mutterlauge enthielt nach der vollständigen
                              									Abscheidung der erwähnten festen Säure eine bei – 10° noch nicht erstarrende,
                              									viscöse, flüssige Säure von ranzigem Gerüche und Geschmacke, welche den Oleaten
                              									ähnliche, in Alkohol und Aether jedoch leichter lösliche Salze bildete.
                           Das dickflüssige zähe Bleisalz ergab
                              									bei der Analyse Zahlen, welche es auſser Frage stellen, daſs die Säure mit der von
                              										Burg und OverbeckJournal für praktische Chemie, Bd. 93 S. 227.
                                    											Bd. 97 S. 159. durch Einwirkung von feuchtem Silberoxyde auf
                              									Dibromstearinsäure erhaltenen Oxyölsäure identisch ist. Die Formel (C18H33O3)2Pb:
                           
                           
                              
                                 
                                 Verlangt:
                                 Gefunden wurden:
                                 
                              
                                 
                                 
                                 I
                                 
                                 II
                                 
                                 III
                                 
                                 IV
                                 
                                 
                              
                                 C
                                 53,9 Proc.
                                 52,1
                                 Proc.
                                 52,3
                                 Proc.
                                 –
                                 
                                 –
                                 
                                 
                              
                                 H
                                   8,2
                                   8,6
                                 
                                   8,7
                                 
                                 –
                                 
                                 –
                                 
                                 
                              
                                 Pb
                                 25,8
                                 –
                                 
                                 –
                                 
                                 24,8
                                 Proc.
                                 25,1
                                 Proc.
                                 
                              
                           Für seine in gleicher Weise erstellte Hydroleinsäure
                              									fand FrémyAnnales de Chimie et de Physique, Bd. 65 S.
                                    											113. :
                           
                              
                                 
                                 Verlangt:
                                 Gefunden:
                                 
                              
                                 C
                                 72,4 Proc.
                                 73,14 Proc.
                                 
                              
                                 H
                                     11,4
                                    11,86
                                 
                              
                           Alkoholische Jod- und Bromlösung wird durch freie Sulfoleïnsäure oder ihre
                              									Alkalisalze entfärbt; es scheint Addition der Haloïde einzutreten und zwar, wie
                              									einige dahin zielende Versuche zeigten, auf 1 Molekül H2SO4 je 2 Atom Jod oder Brom. Als fernere
                              									Eigenschaften der Sulfoleïnsäure und ihrer wasserlöslichen Salze sind aufzuführen:
                              									ihr ganz bedeutendes Lösungsvermögen für Schwefel, Jodoform, Campher, die festen
                              									Kohlenwasserstoffe, z.B. Naphtalin und Anthracen, für Farbstoffe und Farblacke. Sie
                              									mischen sich auch leicht mit dem gleichen oder doppelten Volumen Aether, Chloroform,
                              									Schwefelkohlenstoff, Terpentinöl, Benzin, Petroleum, mit ätherischen Oelen u.s.w. zu
                              									klaren, wasserlöslichen, oder mit Wasser innigst mischbaren Flüssigkeiten.
                           Auf ganz analoge Weise werden durch die concentrirte Säure und ihre Salze ziemlich
                              									groſse Mengen von Triglyceriden (Oelen), von Oelsäure, Ricinölsäure und festen
                              									Fettsäuren gelöst. Beim Kochen der Lösungen ölhaltiger Sulfosäuren erleiden die
                              									darin enthaltenen Oele unter Austritt von Glycerin Zersetzung; mit Metallsalzen
                              									zusammengebracht, geht der fremde Bestandtheil mit in die Niederschläge, wodurch
                              									solche zäher, lackartiger Natur werden.
                           B) Aetherische Lösung der Reactionsmasse. Das nach
                              									Digestion mit Alkohol verbleibende Oel ist neutral, gelblich braun, zeigt 0,927 sp.
                              									G. bei 17,5° (aus Mandelöl) und hat einen milden Geschmack. Mit Alkalien und
                              									Bleioxyd verseift es sich unter Austritt von Glycerin und erweist sich in jeder
                              									Beziehung als unverändertes Triolew, (C18H33O)3C3H5O3. Seine Menge
                              									betrug bei verschiedenen Darstellungen zwischen 28 bis 35 Procent vom angewendeten
                              									Rohöle.
                           C) Alkoholische Lösung der Reactionsmasse. Nach dem
                              									Verjagen des Alkoholes verblieb eine halbfeste, butterartige Masse, welche sich in
                              									zwei Theile, einen flüssigen und einen festen krystallisirbaren, welcher bei 70,5°
                              									schmolz, trennen lieſs. Die sämmtlichen Eigenschaften dieser Substanzen stimmten mit
                              									den bereits oben beschriebenen Zersetzungsproducten der Sulfoleïnsäure beim Kochen
                              									mit Wasser – mit Oxyoleïn- und Oxystearinsäure – überein, und es scheint demnach,
                              									daſs sich dieselben während der Darstellung der Reactionsmasse in Folge Zersetzung
                              									eines Theiles der Sulfosäure gebildet haben; sie betrugen etwa 27 Procent des
                              									benutzten Rohöles.
                           
                           Es galt nun noch die von der Reactionsmasse abgeschiedene saure Unterlage einer
                              									Prüfung auf Glycerin zu unterziehen. Dieselbe wurde zu
                              									diesem Zwecke mit Bariumacetat bis zur genauen Ausfallung der Schwefelsäure versetzt
                              									und auf dem Wasserbade eingedampft. Es verblieben zuletzt geringe Mengen eines
                              									dicklichen, braunen, süſs schmeckenden Syrupes, der bei qualitativer Untersuchung
                              									alle für Glycerin eigenthümlichen Reactionen ergab. Im Mittel wurden von je 100g angewendetem Rohöle etwa 2g,7 Glycerin erhalten. Nach diesen Untersuchungen
                              									war es voraus zu sehen, daſs concentrirte Schwefelsäure auch auf reine Oelsäure in
                              									ganz analoger Weise unter Bildung von Sulfoleïnsäure einwirken werde, was sich denn
                              									auch vollkommen bestätigte. Die erhaltenen Reactionsmassen, welche klar
                              									wasserlöslich und ziemlich dünnflüssig waren, zeigten 0,978 bis 1,023 sp. G. bei
                              									17,5°.
                           Mit Aether oder Benzin behandelt, lieſsen sich regelmäſsig gegen 50 Proc.
                              									alkohollöslicher Körper, aus unveränderter Oelsäure, Oxyölsäure und Oxystearinsäure
                              									bestehend, entfernen, wonach die verbleibende Substanz alle
                                 										Eigenschaften der aus Triglyceriden in ähnlicher Weise erstellten Sulfoleïnsäure
                                 										zeigte. In allen Fällen wurde die Bildung von Schwefeldioxyd umgangen und
                              									dadurch auch gleichzeitig einer Zersetzung der Sulfoleïnsäure vorgebeugt. Die
                              									Reaction geht demnach offenbar im Sinne folgender Gleichung vor sich: C18H34O2 + H2SO4 = C18H34SO5 + H2O. Durch vollständiges Neutralisiren dieser
                              									Reactionsmasse mittels Alkalien entsteht in Folge Verseifung der gelösten Oelsäure
                              									und der Oxysäuren ein seifenartiger Gallert, was bei den aus Triglyceriden
                              									dargestellten Massen in weit geringerem Grade der Fall ist.
                           Die Ricinölsäure, welche als eine Oxyölsäure zu betrachten ist, liefert analoge
                              									Körper, die indessen von mir nicht näher untersucht worden sind. Die Einwirkung der
                              									Schwefelsäure auf dieselbe, wie auf ihr Triglycerid ist eine weit weniger schnelle.
                              									Das Gemisch darf ruhig 12 Stunden sich selbst überlassen bleiben, ohne daſs
                              									Zersetzung oder Bildung von Schwefligsäureanhydrid eintritt, wenn man die
                              									Endtemperatur von 32° nicht überschreiten läſst. Trotzdem die Sulforicinölsäure sich
                              									in geringerer Menge in der Reactionsmasse (zu 17 bis 20 Proc.) vorfindet, ist
                              									letztere mit Alkalien neutralisirt, doch vollkommen klar in Wasser löslich, was mir
                              									zu beweisen scheint, daſs solche ein noch höheres Lösungsvermögen für verschiedene
                              									Stoffe, z.B. Oele, besitzt als die Sulfoleïnsäure.
                           Als Endresultat vorliegender Untersuchungen ergibt sich demnach folgendes: Durch
                              									Einwirkung von Schwefelsäure auf Triglyceride, unter Bedingungen, wie sie im Groſsen bei der Fabrikation von
                                 										TürkischrothölDas Türkischrothöl der Kattundruckereien, wie es
                                    												Liechti und Suida erstellen (Einwirkung der Schwefelsäure bei höherer
                                    											Temperatur und Austrittvon SO2, vgl.
                                    											1883 250 543), dürfte höchst wahrscheinlich im
                                    											Sinne folgender 2 Gleichungen Entstehung nehmen.1) Aus Oelsäure: 2C18H34O2 + H2SO4
                                          													=C18H36O3+C18H34O3
                                          													+ SO2Oxystearins.Oxyolsäure2) Aus Triglyceriden:(3C18H33O.C3H5O3)2 + 3H2SO4
                                          													+ 3H2O =3C18H36O3+ 3C18H34O3+   3SO2+2C3H8O3.Oxystearins.OxyolsäureBei so energischer Reaction wird selbstredend alles Oel zersetzt. Eine etwas
                                    											mildere Wirkung gestattet auch noch das Vorhandensein von
                                    											Sulfoleïnsäure.
                              									eingehalten
                              									
                              									werden (Abkühlung und Vermeidung der Entwickelung von
                              										SO2), tritt Zersetzung eines Theiles der
                              									angewendeten Oele ein, unter Austritt von Glycerin und Bildung einer Sulfosäure:
                              										(C18H33O)3C3H5O3 + 3H2SO4 = 3C18H34SO5 + C3H8O3, wie solches
                              									bereits in meinem Deutschen Reichspatent Nr. 1488 vom 30. September 1877 (vgl. 1878
                              										229 544) angegeben wurde. Der unangegriffene Theil
                              									des Oeles nebst den durch Zersetzung entstandenen Oxysäuren werden durch die
                              									Sulfoleïnsäure in Lösung erhalten. Die Menge der letzteren wechselt mit der
                              									Reactionstemperatur und der Zeit, während welcher das nicht neutralisirte Gemisch
                              									sich selbst überlassen bleibt, und kann selbst auf Null heruntersinken. Die
                              									Einwirkung geht aber auch niemals weiter, als bis zur Bildung vollkommen gesättigter
                              									Lösungen, wahrscheinlich in Folge verdünnenden Einflusses des frei gewordenen
                              									Glycerins (oder von Wasser, wie bei der Oelsäure).
                           
                              
                                 (Schluſs folgt.)