| Titel: | Neuerungen an hydraulischen Walzenpressen. | 
| Fundstelle: | Band 251, Jahrgang 1884, S. 533 | 
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                        Neuerungen an hydraulischen
                           								Walzenpressen.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 38.
                        Neuerungen an hydraulischen Walzenpressen.
                        
                     
                        
                           Während man bisher bei den die sogen. Spanpresse ersetzenden Walzenpressen für Gewebe
                              									zur Erzeugung der Pressung Gewichtsdruck durch Hebelübersetzung (vgl. Springborn und Baush
                              									bezieh. M. Iwand und Ed.
                                 										Esser 1878 229 330 bezieh. 391. St. Georgen 1880
                              										236 * 109) oder angespannte Federn (vgl. E. Geſsner 1878 230 * 400)
                              									benutzte, wird in neueren Constructionen hydraulischer Druck verwendetSchon auf der Wiener Weltausstellung 1873 hatte die Firma Ganz und Comp. in Budapest eine Walzenpresse
                                    											mit hydraulischer Druckvorrichtung ausgestellt. , welcher den
                              									Vortheil besitzt, daſs die jeweilige Pressung durch den Arbeiter an einem Manometer
                              									leicht abgelesen und auch ein höherer Druck erzielt werden kann.
                           Im Gegensatze zu den früheren Anordnungen, wo die Walze an die zugehörige festgelagerte
                              									Mulde gepreſst wurde, wird bei der hydraulischen Walzenpresse der H. Thomas'schen Maschinenbauanstalt, Rudolph und
                                    											Kühne in Berlin (* D. R. P. Kl. 58 Nr. 19114 vom 8.
                                 										Januar 1882) die unterhalb der festgelagerten Walze befindliche Mulde
                              									gegen erstere gedrückt. Da der hydraulische Druck stets unelastisch sein würde und
                              									hierdurch beim Arbeiten Fehler entstehen könnten, so sind unten offene Preſskolben k (Fig.
                                 										19 Taf. 38) angewendet, welche somit als Luftbuffer dienen und dadurch
                              									einen elastischen Andruck erzielen lassen.
                           Die Anordnung der Walzenpresse mit dem Gewebegange zeigt Fig. 19.
                              									Das Tuch wird in die Höhe über die Rolle l1 genommen und zwischen den Rollen l2 und l3 auf der Rechtseite
                              									durch die Bürste B glatt gestrichen; es läuft dann
                              									unter die Rolle l4
                              									zwischen die Hohlwalze W und Mulde M, wird hier gepreſst und geht schlieſslich nach
                              									aufwärts zur Rolle l5,
                              									um auf diesem Wege durch den sich schnell drehenden Flügel F abgekühlt und zuletzt durch das schwingende Rollenpaar f gefaltet zu werden. Vor dem Eintritte zwischen
                              									Hohlwalze und Mulde wird das Gewebe auch, wenn es zu trocken ist oder hohen Glanz
                              									erhalten soll, über einem durchlöcherten Dampf kästen hingeführt.
                           Sowohl die Hohlwalze W, als auch die Mulde M wird mit Dampf geheizt; letztere ist in zwei Kammern
                              									getheilt, von denen auch nur eine geheizt werden kann. Die Dampfzuführung und
                              									Condensationswasserabführung für die Walze W geschieht
                              									auf derselben Seite in einem getheilten Rohre v (vgl.
                              										Fig. 18), welches nur eine Stopfbüchse erfordert.
                           Als Ueberzug für die Walze W von 550mm Durchmesser werden keine Rundfilze benutzt,
                              									weil dieselben schwer aufzubringen sind und ihre Gewebebindung auf die zu pressende
                              									Waare abdrücken, sondern es wird stark gefilzter Flanell unter Druck in ganzer
                              									Breite um die Walze gewickelt. Die Mulde ist mit einer hochpolirten
                              									Alpakasilberplatte ausgelegt, welche der Waare einen klaren Glanz gibt und im Falle
                              									einer Beschädigung leicht ausgewechselt werden kann.
                           Um die Mulde von der Walze abzustellen, ohne den Druck aufheben zu müssen, sind auf
                              									beiden Seiten an der Walze W Zahnräder o angebracht, welche mit den auf einer durch die Mulde
                              										M gehenden Achse e
                              									sitzenden Getriebe i in Eingriff kommen. Die Getriebe
                              										i sind excentrisch auf der Achse e aufgesetzt und legen sich deren Ringe p und q beim Eingriffe der
                              									Zähne an einander. Durch Drehung des Handrades d werden
                              									die Zahnräder zum Eingriffe gebracht, worauf bei der Abwälzung der oberen
                              									getriebenen Räder o auf den unteren Getrieben i die Mulde niedergedrückt wird. Hierbei erhält die
                              									Mulde durch ihre Zahnstangen z, welche die auf einer
                              									festgelagerten Achse befindlichen Getriebe y (vgl. Fig.
                                 										19) greifen, die erforderliche Parallelführung. Der Antrieb der Walze W erfolgt von der durch Riemenscheiben S aus angetriebenen Welle a durch Rädervorgelege mittels des groſsen Zahnkranzes R.
                           
                           Die sonstigen Walzenpressen üben je nach der Gröſse einen Gesammtdruck von 6000 bis
                              										12000k aus; bei der hydraulischen Walzenpresse
                              									kann dagegen der Druck durch wenige Pumpenstöſse bis auf 80at gebracht werden, was einem Walzendrucke von
                              										42000k entspricht.
                           Um den Druck während des Fressens beständig gleichmäſsig stark zu erhalten bezieh.
                              									genau bestimmen zu können, ist die bereits (1888 247 *
                              									119) beschriebene Druckregulirvorrichtung der Pumpe für hydraulische Walzenpressen
                              									anzubringen. – Wenn mit der Presse die Wirkung einer Decatirung erreicht werden
                              									soll, so wird ein höherer Druck als gewöhnlich angewendet und die Waare nicht
                              									getafelt, sondern aufgewickelt. Dadurch wird der zu starke Preſsglanz der Waare
                              									abgezogen, die Presse fixirt und ein der Spanpresse gleicher Erfolg, jedoch ohne
                              									Preſsfalten, erzielt.
                           Bei der hydraulischen Walzenpresse von J. Burras und W.
                                    											Renton in Leeds (* D. R. P. Kl. 8 Nr. 24275 vom 1. März
                                 										1883), welche in Fig. 20
                              									Taf. 38 im Durchschnitte wiedergegeben ist, werden statt der Mulde drei in den
                              									Gleitstücken n lagernde Walzen w1 bis w3 an eine groſse Walze W gepreſst. Die Walze W wird mit Dampf
                              									geheizt und die unteren Walze w1 bis w3 werden nach Erforderniſs geheizt oder bleiben ganz
                              									kalt. Die Waare geht nach der Pressung über einen zwischen den Rollen l liegenden durchlöcherten Kasten K, welcher mit einem Gebläse in Verbindung steht,
                              									wodurch die Waare gekühlt wird.
                           
                        
                     
                  
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