| Titel: | Zur Frage der Sicherheit des Theaterbetriebes. | 
| Autor: | K. H. | 
| Fundstelle: | Band 251, Jahrgang 1884, S. 553 | 
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                        Zur Frage der Sicherheit des
                           								Theaterbetriebes.
                        Zur Frage der Sicherheit des Theaterbetriebes.
                        
                     
                        
                           Der Vorstand der Hygiene-Ausstellung in Berlin 1883 hatte eine Preisbewerbung zur Erlangung von Plänen für ein Theater ausgeschrieben,
                              									welches hauptsächlich in Bezug auf die Sicherheit des Theaterbetriebes mustergültig
                              									sein sollte. Wenn auch diese Ausschreibung nur eine auffallend geringe Betheiligung
                              									fand, so enthalten doch die eingesendeten Entwürfe manche Vorschläge, welche sich
                              									beim Baue von Theatern mit Vortheil werden verwenden lassen. Den ausgestellt
                              									gewesenen Plänen und Erläuterungsberichten sind folgende, die hauptsächlichsten
                              									technischen Einrichtungen betreffenden Mittheilungen entnommen.
                           Schmidt und Neckelmann in Hamburg schlagen vor, den
                              									Zuschauerraum durch Anlage von vier offenen Höfen möglichst zu isoliren; ebenso sind
                              									die Magazinräume von der Bühne durch Höfe getrennt. Zwischen den Höfen liegen die
                              									zur Verbindung der einzelnen Gebäudetheile erforderlichen Treppenanlagen, welche
                              									durch direktes Tageslicht und durch die Lampen von hohen, in den Höfen stellenden,
                              									mastartigen Lichtsäulen beleuchtet werden sollen. Groſse Korridore und offene
                              									Loggien, welche an den Hofseiten des Zuschauerraumes in allen Rängen entlang laufen,
                              									bieten dem Publikum bei einer ausbrechenden Panik eine groſse Vertheilungsfläche.
                              									Von den Korridoren der Bühne führen Oeffnungen nach Art der Schieſsscharten in den
                              									Bühnenraum behufs leichten Hantirens seitens der Feuerwehrleute. Den Abschluſs der
                              									Bühne nach oben bildet ein aus Hohlziegeln aufgeführtes Gewölbe, über welches das
                              									eigentliche Dach in Eisen angeordnet ist; die zwischen beiden Gewölben befindliche
                              									Luftschicht soll bei sich entwickelnder Glut isolirend wirken. Eine Mittelöffnung im
                              									Bühnendache dient zur täglichen Lüftung der Bühne; vier mit Klappen versehene
                              									Seitenöffnungen sollen bei ausbrechendem Feuer der Hitze und dem Rauche Abzug
                              									gewähren. Ueber dem an eisernen Gitterträgern hängenden Schnürboden ist ein leerer
                              									Raum von 10m Höhe angeordnet, welcher das
                              									Bühnendach vor Ueberhitzung bewahren soll. Zur Trennung des Zuschauerraumes von der
                              									Bühne im Falle eines Brandes sind zwei eiserne Vorhänge vorgeschlagen, ein leichter,
                              									welcher während jeden Zwischenaktes niedergelassen, und ein schwerer, welcher nur
                              									bei Schluſs der Vorstellung gesenkt wird; der erstere soll sich beim Herablassen in
                              									eine 30cm tiefe eiserne Nuth legen und hierdurch
                              									das etwaige Durchdringen von Qualm verhüten. Die Trennung der Bühne von der
                              									Hinterbühne bildet eine eiserne, mit Wasser gefüllte Hohlwand, deren Hebung und
                              									Senkung mittels hydraulischer Einrichtungen geschehen soll.
                           Zur Erwärmung des Theaters ist Dampfheizung in Verbindung mit Luft- und Wasserheizung
                              									vorgeschlagen; Kessel und Heizkörper sollen möglichst auſserhalb des Theaters
                              									angelegt werden. Für die kalte Jahreszeit ist folgende Einrichtung geplant: Zwei
                              									Gebläse saugen frische Auſsenluft durch zwei zu beiden Seiten des Theaters
                              									angeordnete Schächte an, treiben sie behufs Reinigung durch Sackleinenfilter und zur
                              									Vorerwärmung durch regulirbare Dampfheizkörper, welche von einigen Kesseln aus mit
                              									Dampf gespeist werden. Die erwärmte Luft wird hierauf durch fein vertheilten Dampf
                              									angefeuchtet und zieht durch zwei Hauptkanäle nach den eigentlichen
                              									Dampfheizkörpern. In der warmen Jahreszeit soll die frische Auſsenluft nach ihrer
                              									Reinigung durch Brauseapparate vorgekühlt und gefeuchtet werden. Die Luft zieht
                              									hierauf unter dem Drucke der Gebläse in die beiden Hauptkanäle, von welchen zwei
                              									Schächte für das Bühnenhaus abzweigen und in Kopfhöhe über den Bühnenöfen
                              									(Dampfregister) ausmünden. Die übrige Luftmenge wird zu den unter dem Parquet;
                              									gelegenen groſsen Dampfheizkammern geleitet und steigt von dort durch senkrechte
                              									Schächte nach den einzelnen Rängen zu den in den Stützen der Sitze angeordneten
                              									Ausströmungsöffnungen. Die Luftabsaugung aus dem Zuschauerräume soll allein durch
                              									die über dem Kronleuchter angebrachte Oeffnung erfolgen, welche zu einem auf dem
                              									Dache angebrachten, architektonisch ausgebildeten Ventilationsaufsatz führt; die
                              									Entfernung der Luft aus dem Bühnenraume sowie der Abzug des bei Feuerwerk u. dgl.
                              									entstehenden Rauches wird durch den erwähnten Bühnenschlot bewirkt. Für den
                              									Zuschauerraum ist Dampfluftheizung, für Bühne, Ankleidezimmer, Korridore,
                              									Kleiderablagen, Foyer, Treppenhäuser, Vestibüle u.s.w. reine Dampfheizung, für
                              									Malersaal, Tischlerwerkstätten und sonstige Räume, welche den ganzen Tag benutzt
                              									werden, Dampf-Wasserheizung vorgesehen; für die Hausmeisterwohnung ist
                              									Warmwasserheizung mit besonderem Heizkessel im Küchenherde in Aussicht genommen.
                           Das Bewerbungsprogramm verlangte die Verwendung von Gas zur Beleuchtung; demgemäſs
                              									schlugen Schmidt und Neckelmann vor, die Gasleitungen
                              									in verschiedenen, von einander unabhängigen Gruppen anzulegen und als
                              									Nothbeleuchtung Oellampen vorzusehen. Für die Wasserversorgung und Feuerlöschanlagen
                              									sind folgende Einrichtungen vorgeschlagen: 1) Nutz- und Trinkwasserleitung unter
                              									Verwendung einiger kleiner Sammelbehälter, welche so hoch aufgestellt werden, daſs
                              									ihre Füllung noch durch die städtische Wasserleitung, deren Druck zu 2at,5 vorausgesetzt ist, geschehen kann. 2)
                              									Feuerlöschleitung für das Zuschauerhaus, wozu auf dem Dachboden desselben 8 Behälter
                              									zu je 10cbm Inhalt angeordnet werden sollen, um im
                              									Bedarſsfalle eine groſse Wassermenge bereit zu haben. Eine Ringleitung verbindet
                              									diese Behälter; von ihr zweigen tue entsprechend vertheilten Fallrohre ab, welche zu
                              									den Feuerpfosten in den Rängen, Korridoren und Feuerlöschgängen der Bühne führen.
                              									Zur Verhütung des Einfrierens sollen die Fallrohre im Keller verbunden werden und
                              									auf jeder Seite zu einer Rohrschlange führen, welche in einen Sammelkasten des
                              									Niederschlagswassers der Dampfheizung eingehängt ist. Steigrohre führen das erwärmte
                              									Nasser nach dem Dachboden zu den Sammelbehältern. 3) Bühnenregenapparat, aus
                              									kupfernen, mit feinen Löchern versehenen Röhren bestehend, welche im obersten Theile
                              									des Schnürbodens verlegt werden sollen. Da der angenommene nick der städtischen
                              									Wasserleitung zum Betriebe des Apparates, mittels dessen die Coulissengassen
                              									bespritzt werden sollen, nicht ausreicht, so sind vier geflossene Kästen von je 9cbm Inhalt vorgesehen, in welchen durch ein im
                              									geller aufgestelltes Pumpwerk ein Druck von 8at
                              									erzeugt werden soll. Diese Compressoren werden über den Löschgängen im Bühnenhause
                              									aufgestellt und durch eine Ringleitung mit einander verbunden. Bei voller
                              									Ingangsetzung des Regenapparates würde der Inhalt dieser Wasserkästen genügen, um 10
                              									bis 12 Minuten das nöthige Wasser zu liefern; in dieser Zeit müſsten die Pumpen in
                              									Betrieb gesetzt sein.
                           Höpfner und Rösicke in Berlin, die Verfasser eines der
                              									mit dem zweiten Preise ausgezeichneten Entwürfe, entschieden sich für eine gedrängte
                              									Gruppirung der einzelnen Gebäudetheile und stellen daher die Treppenhäuser radial
                              									zum Zuschauerraume, von welchem sie durch eine doppelte Reihe von Gängen getrennt
                              									sind. Von den Einzelheiten sind folgende hervorzuheben: Der Zuschauerraum ist von
                              									einer starken, massiven Wand umgeben, welche bis über den letzten Rang hinaus
                              									geführt wird. Die Decke des Zuschauerraumes besteht aus Eisen und Stuck, der
                              									Fuſsboden soll aus einem Netze von Eisenträgern mit aufgelegtem Wellbleche
                              									hergestellt werden, auf welchem ein feuersicher imprägnirter Holzbonden befestigt
                              									wird; ebenso soll der Bühnenfuſsboden, soweit er nicht für die Versenkungen,
                              									Tanzaufführungen u. dgl. absolut aus Holz bestehen muſs, aus Wellblech bestehen. Die
                              									Bühnendecke ist auf eisernen Trägern massiv gewölbt; sämmtliche Thüren sollen aus Eisen
                              									verfertigt und mit selbst-zuwerfenden Schlössern versehen sein. Besondere
                              									Wichtigkeit ist auf die Anordnung eines sogen. „Bühnentresors“ gelegt, d. i.
                              									ein kleiner, in Höhe des Bühnenfuſsbodens feuersicher angelegter Raum, in welchem
                              									sich während der Vorstellung der Bühneninspektor aufzuhalten hat; dieser
                              										„Bühnentresor“ ist die Centralstelle aller Wärmeanzeiger, Sprachrohre,
                              									Telephone, Controlzüge der Posten; von hier aus sind die Bewegungsmechanismen der
                              									eisernen Vorhänge, des Bühnenregenapparates, der Ventilationsklappe des oberen
                              									Bühnenraumes u. dgl. in Thätigkeit zu setzen.
                           Die Verfasser schlagen für die Beleuchtung die Verwendung elektrischen Lichtes wegen
                              									der bekannten Vorzüge der Feuersicherheit und der äuſserst geringen
                              									Wärmeentwickelung vor; jedoch – der erwähnten Bedingung des Preisprogrammmes
                              									entsprechend – empfehlen sie, getrennte Gasleitungen für die einzelnen Gebäudetheile
                              									anzulegen, Gasmesser und Haupthähne in feuersicheren Räumen unterzubringen und zwar
                              									für jedes System in einem besonderen Gelasse. Für die Beleuchtung des
                              									Zuschauerraumes sind Sonnenbrenner angegeben, welche auch zur Lüftung benutzt
                              									werden, indem die Verbrennungsproducte durch kupferne Rohre nach dem
                              									Hauptabzugsschlote der verdorbenen Luft geleitet werden, wobei die Wärme der Gase
                              									zur Erhöhung des Auftriebes verwendet wird.
                           Für die Beheizung des Theaters wurden folgende Systeme in Vorschlag gebracht:
                              									Dampfluftheizung mit Ventilation für Zuschauerraum, Korridore, Kleiderablagen,
                              									Foyer, Probesäle, Musikzimmer; Dampfluftheizung mit Circulation für die Vestibüle
                              									und Treppen; Dampf-Wasserheizung für die Ankleidezimmer und Büreaus; reine
                              									Dampfheizung für Malersaal, Tischlerei, Bühne, Korridore der Personaleingänge. – Das
                              									erstgenannte System soll in folgender Weise zur Anwendung kommen: Die frische Luft
                              									wird durch zwei seitlich vom Theater gelegene Hütten mit Jalousieöffnungen von dem
                              									freien Platze entnommen und durch Trockenfilter, bestehend aus kleinmaschigen,
                              									verzinkten Drahtgeflechten, vom groben Staube gereinigt; ein Luftsauggebläse
                              									befördert die Luft nach einem Vorwärmeraume, wo sie auf 10° erwärmt wird; eine
                              									weitere Reinigung erfolgt durch Naſsfilter, bestehend aus groſsmaschigen, mit
                              									Stoffgewebe überspannten Drahtgeflechten, über welche fein vertheiltes Wasser
                              									flieſst. Hierauf wird die Luft mittels eines Wasserzerstäubers mit Wasser bis zu
                              									solchem Grade übersättigt, daſs nach der Erhitzung der richtige Feuchtigkeitsgrad
                              									eintritt. Die weitere Anlage der Heizungs- und Lüftungseinrichtung ist fast bis in
                              									die Einzelheiten dieselbe, wie sie im Wiener und im Frankfurter Opernhause zur
                              									Ausführung gekommen ist; es sind 3 Kellergeschosse angeordnet und für Parquet und
                              									die einzelnen Ränge in besondere Abtheilungen getrennt. Die Luft tritt zuerst in die
                              									untersten Kaltluftkeller ein und dringt durch Mischvorrichtungen, welche vom
                              									Maschinistenzimmer aus stellbar sind, theilweise in die darüber liegenden Heizräume,
                              									theilweise in die über letzteren befindlichen Mischkeller. Im Heizraume wird die
                              									Luft durch Dampfröhren erwärmt, zieht gleichfalls in den Mischraum und mengt sich
                              									dort mit der unmittelbar von unten zugeströmten kalten Luft; die Mischluft zieht
                              									durch aufsteigende Kanäle nach den einzelnen Theilen des Zuschauerraumes. Die
                              									Absaugung der schlechten Luft soll durch eine in der Mitte der Zuschauerraumdecke
                              									angeordnete groſse Oeffnung, durch die heiſsen Absaugungsröhren der um letztere
                              									angelegten Sonnenbrenner und aus den Logen und der Gallerie durch besondere Kanäle
                              									erfolgen. Ein Sammelschlot vereinigt sämmtliche abzuführende Luft und leitet sie
                              									über Dach; zur Erhöhung der Saugwirkung soll in diesem Schlote ein Gebläse
                              									angebracht werden. Nach dem Sammelschlote wird auch durch besondere Kanäle die Luft
                              									von der Decke und dem Fuſsboden der Bühne abgeleitet. Der Bühneninspektor kann die
                              									Absaugungsöffnung in der Zuschauerraumdecke gänzlich schlieſsen und den Zug nach der
                              									Bühne und deren Absaugungsöffnungen leiten, wodurch das Eindringen des auf der Bühne
                              									bei Feuerwerk und im Ernstfalle entstehenden Qualmes in den Zuschauerraum verhütet
                              									werden soll. Zur Kühlung der einzuführenden Luft im Sommer soll in den erwähnten
                              									Dampfheizröhren eine mittels Kälteerzeugungsmaschine auf niedrige Temperatur
                              									gebrachte alkalische Lösung kreisen.
                           
                           Für die Feuerlöschleitung haben Höpfner und Rösicke auf
                              									dem Bühnendache 4 Compressoren vorgeschlagen, welche unter sich verbunden sind und
                              									durch ein Pumpwerk gefüllt werden. Von diesen Druckbehältern werden die in 3
                              									Systemen unter der Bühnendecke, unter der ersten Schnürgallerie und unter dem
                              									Bühnenfuſsboden angeordneten Regenapparate gespeist. Aus Sicherheitsgründen sollen
                              									alles Holzwerk und alle Dekorationen feuersicher getränkt sein; die Coulissen sind
                              									aus leichten Eisenrahmen mit imprägnirtem Ueberzuge anzufertigen, sämmtliche Thüren
                              									aus Eisen mit selbstzufallenden Schlössern herzustellen; für die Magazine ist weder
                              									Heizung, noch Beleuchtung anzulegen. Ein Abzugsschlot in der Bühnendecke ist nicht
                              									anzuordnen, da ein solcher nur durch seine einem Kamine ähnliche Wirkung ein
                              									entstandenes Feuer anfacht. Zum Abschlüsse der Bühne von dem Zuschauerräume soll ein
                              									eiserner Vorhang angeordnet werden, welcher durch hydraulischen Druck bewegt
                              									wird.
                           Mit dem zweiten Preise wurden noch die Entwürfe von W.
                                 										Kind bezieh. L. Arntz, beide in Berlin,
                              									ausgezeichnet. Das erstere Project zeigte folgende bemerkenswerthe Einzelheiten: Zur
                              									Beleuchtung des Zuschauerraumes sind zwei Glaskränze in der Decke angebracht, hinter
                              									welchen abwärts brennende Gasflammen sich befinden, deren Licht durch Reflectoren
                              									nach unten geworfen wird. Die Wände des Zuschauerraumes und die Korridore werden
                              									auch durch Gasflammen erleuchtet, welche hier hinter Kugelglocken aus farbigem Glase
                              									brennen. Die Wärmeentwickelung aller Flammen wird zur Absaugung der schlechten Luft
                              									verwendet. Zum Rückzuge des Publikums sind offene Rettungsgallerien angegeben. Das
                              									Gerüst der Untermaschinerie soll aus Eisen, die Fuſsböden derselben sollen aus
                              									Wellblech, sämmtliche Thüren ebenfalls aus Eisen hergestellt werden; der
                              									Bühnenfuſsboden soll von unten mit so genannten
                              										„Superator-Feuerschutzplatten“ von Julius
                                 										Nagel in Wien und oben mit feuersicher getränkten Teppichen bekleidet
                              									werden; ebenso sind alle Dekorationen zu imprägniren. Zum Abzüge des etwa auf der
                              									Bühne sich entwickelnden Ruches sollen zwei seitlich der Hinterbühne angeordnete
                              									Lichthöfe benutzt werden; ferner ist in der Bühnendecke ein Abzugsschlot mit
                              									eingebautem Luftsauger vorgesehen. Der Abschluſs der Bühne gegen den Zuschauerraum
                              									soll durch zwei eiserne Vorhänge erfolgen, in deren Zwischenraum im Falle eines
                              									Brandes Asche, welche auf dem Dachboden bereit liegt, eingefüllt wird. Kind schlägt ferner vor, als letztes Mittel zur
                              									Löschung eines auf der Bühne ausgebrochenen Brandes diese vollständig abzuschlieſsen
                              									und voll Dampf zu blasen. Die Anlage der Heizung und Lüftung ist ähnlich dem Höpfner und Rösicke'schen Plane.
                           Der Entwurf von L. Arntz besitzt eine ungewöhnliche
                              									Anordnung des Zuschauerraumes, welcher ähnlich dem Wagner-Theater in Bayreuth nur
                              									ein ausgedehntes Parquet und einen Balkon erhalten soll. Für die Beleuchtung soll
                              									nur elektrisches Licht verwendet werden; die Erwärmung des Zuschauerraumes und der
                              									Bühne soll durch Wasser-Luft-Heizung, die der Nebenräume durch lokale Heizkörper
                              									erfolgen. Zur Absaugung der verdorbenen Luft sollen vier in der Bühne angeordnete
                              									Schlote dienen, welche im Winter durch die Kamine. Kesselanlage angewärmt werden; im
                              									Sommer soll die Zugwirkung durch mittels elektrischer Kraftübertragung betriebene
                              									Luftsauger erfolgen.
                           Um die Entstehung eines Brandes möglichst zu verhindern, ist nach Arntz 1) auszuschlieſsen, was als Feuerquelle dienen
                              									könnte, 2) das Baumaterial so zu nehmen, daſs es weder einer Zündung, noch einer
                              									Nahrung des Feuers Vorschub leisten kann. Zum ersten Punkte rechnet der Verfasser:
                              									die ausgiebige Benutzung des Tageslichtes als hohes Seitenlicht, feuersichere
                              									Beleuchtung des Abends (elektrisches Licht), feuersichere Centralheizungsanlage,
                              									sorgfältige Blitzableitung, endlich absolutes Verbot der Benutzung von offenem
                              									Lichte, brennenden Fackeln u.s.w. Die Erfüllung der zweiten Forderung sucht Arntz erzielen durch solide Ausführung der
                              									Gesammtanlage, durch feuersichere Eisenconstruction der Unterbühne und der
                              									Obermaschinerie, durch Imprägniren aller Holztheile und Dekorationen mit
                              									Feuerschutzmitteln, durch ein weitverzweigtes Feuermeldesystem, endlich durch
                              									Unterhaltung einer ständigen Berufsfeuerwehr.
                           Als Einrichtungen zur Beschränkung eines Schadenfeuers auf den Herd desselben bezeichnet der
                              									Verfasser: die feuersichere Umschlieſsung der einzelnen Räume und die Trennung in
                              									einzelne Gebäudetheile (Bühne, Zuschauerraum, Nebenräume) und eine sichere und
                              									leicht zugängliche Wasserversorgung. Für die feuersichere Umschlieſsung wird
                              									verlangt: Isolirung des Bühnenraumes durch 4 Höfe und eine bis zur Decke reichende
                              									Fluranordnung, wo die Feuerwehr sich aufstellt und die Wasserbehälter stehen, ferner
                              									durch einen eisernen Vorhang zwischen Bühne und Zuschauerraum und eine gleiche
                              									Vorrichtung zwischen Bühne und Hinterbühne, beide hydraulisch bewegt; Isolirung des
                              									Zuschauerraumes durch die Anlage eines umlaufenden Flurs, auf welchen die
                              									Garderoben, Büffets u. dgl. münden, ferner ein vollständig durchgeführtes
                              									Gewölbesystem für alle Räume und starke Brandmauern, welche zur Trennung der Dächer
                              										1m über Dach reichen. Als Einrichtungen,
                              									welche die persönliche Sicherheit bei ausbrechendem Brande gewährleisten sollen,
                              									sind aufgezählt: die Plangestaltung, der Aufbau und die Construction der
                              									Gesammtanlage, rechtzeitige Verständigung des Publikums von ausgebrochenem Brande
                              									und eine eigene, gut ausgerüstete Feuerwehr. Die Plangestaltung bezieht sich auf
                              									Anordnung der Plätze, Ausgänge, Flure, Kleiderablagen und Büffets, auf
                              									Lüftungseinrichtungen des Zuschauerraumes und der Bühne, auf den Abschluſs des
                              									Zuschauerraumes und der Nebenräume mittels selbstthätig Schlieſsender Thüren, durch
                              									bequem angebrachte Treppen und Weglassung jeden Ranges. Für Personal und Feuerwehr
                              									soll berücksichtigt werden die Anordnung einer hellen, gut zu lüftenden Hauptbühne
                              									und Hinterbühne sowie genügende Zahl Treppen und Rettungsleitern, ferner eine
                              									zweckmäſsige Anlage der Flure und Treppen, welche von den Lichthöfen aus beleuchtet
                              									werden.
                           Ferner sei auch auf eine Abhandlung von D. V. Piccoli im
                              										Mémoire et Compte rendu de la Société des Ingenieurs
                                 										civils, Paris 1883 Bd. 1 * S. 712 hingewiesen, welche ebenfalls über die
                              									Frage der Sicherheit des Theaterbetriebes handelt. Verfasser theilt die in Frage
                              									kommenden Vorkehrungen in solche ein, welche 1) das Entstehen eines Brandes
                              									verhüten, 2) die Verbreitung eines ausgebrochenen Feuers verhindern und 3) dem
                              									Publikum und dem Personale einen gefahrlosen Rückzug sichern sollen. Die Maſsregeln
                              									zur Verhütung eines Brandes haben sich gegen eine von auſsen kommende und gegen eine
                              									im Theater selbst entstehende Gefahr zu richten; für den ersten Fall muſs das
                              									Theater isolirt, also möglichst weit von den benachbarten Gebäuden entfernt erbaut
                              									werden, Wohnungen, Restauration, Magazine sind in einem getrennt angeordneten Hause
                              									einzurichten; für den zweiten Fall sollen zum Baue keine brennbaren Materialien
                              									verwendet und die zu Dekorationen, Fuſsböden u. dgl. nothwendigen entzündlichen
                              									Stoffe durch einen Ueberzug oder durch Behandeln mit Feuerschutzmitteln
                              									unentflammbar gemacht werden. Die Feuerquellen sind in der gewöhnlichen Beleuchtung,
                              									in den auſsergewöhnlichen Lichteffekten und in der Heizung zu suchen. Piccoli empfiehlt das gefahrlose elektrische Licht für
                              									die gewöhnliche wie auſsergewöhnliche Beleuchtung, fordert die Verbannung jeglichen
                              									Feuerwerkes und empfiehlt eine gut angelegte Dampfheizung, für welche die Kessel
                              									auſserhalb des Theaters in einem besonderen Gebäude anzuordnen sind, in welchem auch
                              									die Maschinen zur Erzeugung des elektrischen Lichtes Aufstellung finden sollen. Die
                              									Einrichtungen, welche die Verbreitung eines entstandenen Feuers zu verhindern haben,
                              									müssen nach Piccoli im Ueberflusse vorhanden sein; es
                              									soll die Feuerlöschleitung an jedem Punkte des Theaters reichliches Wasser unter
                              									genügendem Drucke geben; jedoch sind auch tragbare Löschapparate (Extincteurs) an
                              									den gefährlichsten Punkten aufzustellen und im Allgemeinen alle Mittel anzuwenden,
                              									durch welche Feuer erstickt werden kann; ein ausgebreitetes System selbstthätiger
                              									Feuermelder muſs stets bereit sein, das Dienstpersonal zu allarmiren. Durch diese
                              									Mittel kann ein Brand im Entstehen gelöscht werden; sie sind jedoch nicht mehr zu
                              									gebrauchen, wenn die Flammen sich bereits ausgebreitet haben; es muſs deshalb dafür
                              									gesorgt sein, daſs die einzelnen Gebäudetheile vollständig isolirt werden können und
                              									für sich ausbrennen. Diese Forderung muſs hauptsächlich für den gefährlichsten Theil
                              									des Theaters, die Bühne, erfüllt sein. Die umgebenden Mauern derselben sollen
                              									deshalb bis über Dach reichen, aus möglichst feuerbeständigen Materialien und von
                              									groſser Dicke erbaut sein; in diesen Wänden sind möglichst wenig Oeffnungen anzubringen und die
                              									notwendigen Durchbrechungen mit selbstzufallenden Eisenthüren zu versehen; zum
                              									Abschlüsse der Bühne vom Zuschauerräume soll ein Wellblechvorhang dienen, welcher an
                              									verbrennlichen Seilen hängt, die rund um den Bühnenraum laufen, so daſs der Vorhang
                              									sofort niedersinkt, wenn Feuer entsteht. Um diesen Vorhang gegen die Flammen
                              									widerstandsfähiger zu machen, empfiehlt Piccoli die
                              									Berieselung desselben aus Wasserrohren, deren Verschlüsse mit leicht schmelzbaren
                              									Pfropfen versehen sind, so daſs die Ingangsetzung selbstthätig erfolgt. Um zu
                              									verhindern, daſs Flammen in den Zuschauerraum schlagen, ehe der Vorhang denselben
                              									abgeschlossen hat, soll stets der Luftzug nach der Bühne geleitet, also im
                              									Zuschauerräume kein Abzugsschlot zur Entfernung der schlechten Luft angebracht,
                              									dieser vielmehr in der Bühnendecke nahe dem Proscenium angeordnet werden. Die
                              									Maſsregeln, welche den gefahrlosen Rückzug von Publikum und Personal sichern sollen,
                              									betreffen die bauliche Anordnung des Theaters, hauptsächlich die Korridore, Treppen
                              									und Ausgänge. Piccoli hat versucht, diese Fragen durch
                              									einen seiner Textschrift beigegebenen Plan zu lösen; jedoch sind die Umstände in den
                              									einzelnen Fällen doch zu verschieden, als daſs allgemeine Anordnungen in dieser
                              									Hinsicht gegeben werden könnten.
                           Gute Lösungen der Frage der baulichen Anlage finden sich auch in der Besprechung der
                              									Bewerbungsentwürfe für ein Stadttheater in Halle a. S. in der Deutschen Bauzeitung, 1884 * S. 9. – Ferner ist der
                              									Bericht über die für den Bau und die Einrichtung von Theatern zu empfehlenden
                              									Grundsätze sowie über C. Pfaff's feuersicheren
                              									Bühnenabschluſs zu erwähnen, welcher in der Wochenschrift
                                 										des österreichischen Ingenieur- und Architektenvereins, 1882 * S. 29 u. 45
                              									enthalten ist, im Auszuge in der Wochenschrift des Vereins
                                 										deutscher Ingenieure, 1882 S. 113 u. 217. (Vgl. auch Stumpf S. 333 * d. Bd.)
                           Scheurer-Rott empfiehlt im Bulletin de Mulhouse, 1884 Bd. 54 * S. 72 für Theatersäle wie auch für
                              									andere groſse Räume, in denen Menschen sich aufhalten, die Anordnung zahlreicher
                              									Schlote, welche von der Decke aus lothrecht bis über das Dach führen. Ein in einem
                              									geschlossenen Räume entstehender Brand verursacht wegen der durch Luftmangel
                              									eintretenden unvollständigen Verbrennung die Bildung groſser Mengen von Rauch und
                              									Feuergasen; sobald nun das Feuer an irgend einer Stelle den Abschluſs durch
                              									Vernichtung einer Thür o. dgl. zerstört oder in anderer Weise der brennende Raum
                              									eine freie Oeffnung erhält, wird eine schnelle Expansion des im Räume unter gewissem
                              									Drucke gebildeten Luft-, Rauch- und Gasgemenges nach der Oeffnung hin und durch den
                              									Zutritt frischer Luft ein rasches Aufflammen der vorher unverbrannten Gase
                              									entstehen; der Brand wächst in rapider Weise und das Feuer springt förmlich in den
                              									durch die gebildete Oeffnung verbundenen Nebenraum hinüber. Diese gewaltsame und
                              									gefährliche Ausdehnung eines Feuers kann nur dadurch vermieden werden, wenn dem
                              									Brande vorher genügend Luft zugeführt wird, damit eine unvollständige Verbrennung
                              									nicht eintreten kann. Zu diesem Zwecke schlägt Verfasser vor, für den Zuschauerraum
                              									eines Theaters wie für die Bühne unabhängig vom eigentlichen Dache eine gewölbte
                              									Decke aus Blech anzuordnen, welche sich auf die die betreffenden Räume unmittelbar
                              									umgebenden Mauern stützt, während das Dach auf den Auſsenmauern ruht; der Raum
                              									zwischen den beiden Umschlieſsungswänden des Theaters wird für Korridore und
                              									Treppenanlagen verwendet. In die erwähnten Blechdecken sollen zahlreiche Schlote aus
                              									Blech münden, welche an diesen Stellen mit leicht zu stellenden Klappen versehen
                              									sind. Bei Ausbruch eines Feuers sollen letztere geöffnet werden; in dieser Anordnung
                              									liegt jedoch der wunde Punkt des Vorschlages, da erfahrungsgemäſs bei einem
                              									Theaterbrande die Handhabung von derartigen Sicherheitsvorrichtungen versäumt wird.
                              										Scheurer-Rott empfiehlt auch, für die Nebenräume
                              									eines Theaters, wie für Werkstättenräume u. dgl. derartige Kamine anzulegen, eiche
                              									im Mauerwerke angebracht und durch das Dach als Blechschlote geführt werden sollen.
                              									Diese Kamine sollen mit den einzelnen Räumen durch groſse, mittels Klappenregister
                              									regulirbare Oeffnungen in Verbindung gebracht werden.
                           
                              
                                 K. H.