| Titel: | Spülvorrichtungen für Abzugskanäle. | 
| Fundstelle: | Band 254, Jahrgang 1884, S. 18 | 
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                        Spülvorrichtungen für Abzugskanäle.
                        Patentklasse 85. Mit Abbildungen auf Tafel 3.
                        Spülvorrichtungen für Abzugskanäle.
                        
                     
                        
                           Den Abzugskanälen flieſsen unter gewöhnlichen Verhältnissen kleine Wassermengen zu,
                              									welche eine Reinigung der Kanäle nicht bewirken können, vielmehr zur Ablagerung
                              									fester Stoffe und Verstopfungen der Kanäle Veranlassung geben. Um dies zu vermeiden,
                              									bringt man in den Abzugskanälen in gewissen Entfernungen gröſsere Sammelbehälter an,
                              									in denen sich das Wasser reichlicher ansammelt, um, wenn es einen gewissen Stand
                              									erreicht hat, mittels eines Hebers o. dgl. in kurzer Zeit in die Abzugskanäle
                              									entleert zu werden. Bei dem dadurch bewirkten schnellen Durchflusse gröſserer
                              									Wassermassen werden in den Kanälen alle Ablagerungen mit fortgerissen; gleichzeitig
                              									soll aber auch eine Lüftung derselben bewirkt werden.
                           Ein derartiger absetzender Spülapparat von Friedr. Cuntz in
                              										Karlsbad (* D. R. P. Nr. 27959 vom 1.
                                 										Januar 1884) ist in Fig. 15 Taf. 3
                              									dargestellt. Diese Einrichtung setzt das Vorhandensein einer Druckwasserleitung
                              									voraus, da dem Apparate durch das Rohr d fortwährend
                              									eine bestimmte Menge Druckwasser zugeführt wird; die Tageswasser flieſsen durch das
                              									obere Gitter zu. Der Apparat besteht aus einem Glockenheber a, dessen unteres aufgebogenes Ende einen Wasserverschluſs bildet. Der
                              									höchste Punkt des Hebers steht durch das Luftrohr c mit
                              									der äuſseren Luft in Verbindung. In die Leitung, welche zur Speisung des Behälters
                              									dient, ist ein Wasserstrahlapparat b eingeschaltet,
                              									dessen Saugstutzen mit dem höchsten Punkte des Hebers verbunden ist.
                           Die Wirkungsweise ist nun leicht zu verstehen: Stellt man sich vor, daſs soeben eine
                              									Spülung stattgefunden hat, so wird der Behälter bis zum unteren Ende der Glocke
                              									entleert, der Wasserverschluſs im unteren Heberende jedoch noch vorhanden sein. Das
                              									durch die Leitung zutretende Wasser wird nun zunächst die Füllung des Behälters bis
                              									über den unteren Glockenrand bewirken, so daſs der Heber nur noch durch das Luftrohr
                              										c mit der Auſsenluft in Verbindung steht. Während
                              									nun das Wasser aus der Leitung fortwährend bei f in den
                              									Behälter einfällt, saugt es beim Durchgange durch den Strahlapparat beständig die
                              									Luft aus dem Heber ab, dessen beide Enden nach Eintauchen der Glocke nunmehr durch Wasser geschlossen
                              									sind. Eine Verdünnung der Luft im Heber tritt vorläufig noch nicht ein, da die vom
                              									Strahlapparate abgesaugte Luft durch das Luftrohr c
                              									wieder ersetzt wird. Erst wenn das Luftrohr, welches nur wenig unter die
                              									Ueberlaufkante des Hebers reicht, in Wasser eintaucht und hierdurch der Auſsenluft
                              									den Weg in das Innere des Hebers abschneidet, findet die Luftverdünnung im Heber
                              									statt, welche das Steigen des Wassers in der Glocke und die Ingangsetzung des Hebers
                              									zur Folge hat.
                           In der Patentschrift sind folgende Angaben über die Gröſsenverhältnisse des Apparates
                              									gemacht: Wird der Strahlapparat mit 6l in der
                              									Minute gespeist und beträgt der nutzbare Inhalt des Behälters 8cbm,64, der höchste Wasserstand in demselben 2m und hat der Heber einen lichten Durchmesser von
                              										150mm, so beträgt die Füllzeit des Behälters
                              									24 Stunden- die Entleerung desselben vollzieht sich in 2 Minuten.
                           Durch den Nebenhahn d1
                              									läſst sich die Füllungszeit des Behälters abkürzen. Ebenso lassen sich bei derselben
                              									Gröſse des Behälters die Pausen zwischen den einzelnen Spülungen bis auf 72 Stunden
                              									vergröſsern, wenn der Strahlapparat nur mit 21 in
                              									der Minute betrieben wird. Das Wasser, welches den Strahlapparat speist, dient
                              									gleichzeitig zur Füllung des Spülbehälters. Der Apparat würde auch ohne Luftrohr
                              									arbeiten. Dasselbe erhöht jedoch wesentlich die Sicherheit des Betriebes und
                              									verhindert, wenn der Apparat zur Spülung eines Kanales benutzt wird und bei
                              									Rohrbrüchen o. dgl. ein negativer Druck in dem
                              									Wasserleitungsrohre entsteht, den Eintritt von Kanalgasen in die Wasserleitung. Der
                              									Durchmesser des Luftrohres ist derart gewählt, daſs während der Entleerung des
                              									Behälters nur eine solche Luftmenge eintreten kann, welche die Thätigkeit des Hebers
                              									nicht zu beeinträchtigen vermag.
                           Wesentlich anders ist der Apparat von A. Frühling in
                              										Königsberg i. Pr. (* D. R. P. Nr.
                                 										28199 vom 26. Februar 1884) eingerichtet. Der Sammelbehälter Fig. 16 Taf.
                              									3, dem bei a die Abwasser zuflieſsen und in welchen bei
                              										i der Abzugskanal mündet, besitzt einen
                              									cylindrischen Schwimmer s, welcher an das kürzere Ende
                              									eines doppelarmigen Hebels b c aufgehängt ist. Die aus
                              									elastischem Stoffe bestehende Abschluſsplatte q des
                              									Schwimmers s wird durch das Gewicht des letzteren auf
                              									die Mündung des Ablaufrohres i gepreſst und
                              									verschlieſst dieselbe. Das durch a oder auf andere
                              									Weise zuflieſsende Wasser bewirkt in Folge des wenig überstehenden Randes von q nur einen geringen Auftrieb; dieser wird erst von r ab mit dem wachsenden Durchmesser des Schwimmerkopfes
                              									stärker. Der Auftrieb vermag aber den Verschluſs nicht aufzuheben, weil der Auftrieb
                              									des Schwimmers k durch den Hebel b c und die Stange s1 diesem Bestreben entgegenwirkt. Erst wenn das
                              									Wasser so weit gestiegen ist, daſs es den Schwimmer k
                              									füllt, hört die Gegenwirkung des letzteren auf. Der Schwimmer s wird in die punktirte Lage gehoben und das Wasser
                              									strömt nun durch i ab. Der Schwimmer k entleert sich in Folge seiner Gestalt; gleichzeitig ist aber
                              									sein Moment in Bezug auf den Drehpunkt d wegen des
                              									überhängenden Gewichtes g gröſser geworden. Aus diesem
                              									Grunde und wegen des Auftriebes gegen die Fläche q wird
                              									der Schwimmer k erst dann wieder in die frühere Lage
                              									zurückgezogen, wenn der Behälter nahezu entleert ist. Die Verstellbarkeit des
                              									Gewichtes gestattet eine Veränderung der Entleerungsgrenze; eine weitere Regelung
                              									kann durch Verschiebung von k auf dem Hebel 6, durch
                              									Einfüllen von Wasser in den rechts befindlichen Schwimmer oder auch durch Anbringen
                              									von Schlitzen t vorgenommen werden. In letzterem Falle
                              									ist der Schwimmer s wasserdicht herzustellen, f sind Führungen für den Schwimmer s.
                           
                        
                     
                  
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