| Titel: | Neuere Vorschläge für lenkbare Luftballons. | 
| Fundstelle: | Band 254, Jahrgang 1884, S. 20 | 
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                        Neuere Vorschläge für lenkbare
                           								Luftballons.
                        Mit Abbildungen.
                        Neuere Vorschläge für lenkbare Luftballons.
                        
                     
                        
                           Den ersten Luftballon von länglicher Form haben nach dem Bulletin
                                       												d'Encouragement, 1884 Bd. 11 S. 140 bezieh. dem
                              										Génie civil, 1884 Bd. 4 S. 23
                              									schon 1784 die Gebrüder Robert und der Herzog de Chartres probirt; zu seiner Bewegung konnten
                              									die Genannten nur die unzureichende Menschenkraft benutzen. Im J. 1852 stellte Heinr. Giffard das erste mit Dampf getriebene
                              									Luftschiff her, das ebenfalls länglich war und eine kleine Hochdruckmaschine mit
                              									Kessel und eine Schraube mit zwei ebenen Flügeln besaſs; Giffard stieg allein in seinem Luftschiffe auf und fuhr zuerst abweichend
                              									von der Windrichtung. Dupuy de Lôme setzte im J. 1872
                              									seinen groſsen, mit reinem Wasserstoff gefüllten Ballon mittels einer von 7 Menschen
                              									getriebenen Schraube von 6m Durchmesser in
                              									Bewegung; er vermied so die Feuersgefahr und das Leichterwerden des Ballon in Folge
                              									des Verbrennens des Brennstoffes. Gaston Tissandier
                              									führte im J. 1881 während der Pariser Ausstellung seinen kleinen, elektrisch
                              									getriebenen Ballon (vgl. 1882 243 496) vor, dessen
                              									Schraube mit Seide überspannte Flügel besaſs; bei den Versuchen erreichte der Ballon
                              									ungefähr 3m Geschwindigkeit in der Secunde bei
                              									einer Leistung von 1mk auf der Welle der Schraube.
                              									Von da an arbeitete Gaston Tissandier mit seinem Bruder
                              										Albert gemeinsam an der Construction eines
                              									gröſseren Luftschiffes; ersterer insbesondere bemühte sich eine mit
                              									doppelchromsaurem Kali gefüllte Batterie herzustellen, nachdem er sich durch den
                              									Versuch überzeugt hatte, daſs diese vortheilhaft die Accumulatoren ersetzen könne;
                              									er strebte ferner danach den dynamo-elektrischen Motor zu verbessern (vgl. 1883 248 257) und einen leistungsfähigeren
                              									Entwickelungsapparat für das Wasserstoffgas herzustellen. Albert Tissandier dagegen verwerthete sein architektonisches Wissen für
                              									die Construction des eigentlichen, länglichen Ballon, seiner Aufhängungsdecke und
                              									der Gondel. Die Versuche wurden vorwiegend in der in Paris-Auteuil dazu
                              									eingerichteten Werkstätte ausgeführt.
                           
                           Der erste elektrische Ballon (Fig. 1) ähnelt in seiner
                              									Form denen von Giffard und Dupuy de Lôme; derselbe miſst in der Länge 28m von Spitze zu Spitze und hat in der Mitte 9m,2 Durchmesser; an seinem unteren Theile hat er einen kegelförmigen
                              									Fortsatz, welcher in eine selbstthätige Klappe endet; das Gewebe besteht aus
                              									Percalin, welcher mittels eines ausgezeichneten, von Arnoul in Saint-Ouen-l'Aumône gelieferten Firnisses undurchdringlich
                              									gemacht ist. Der Ballon hat 1060cbm Inhalt. Die
                              									Aufhängedecke ist aus Bändern gebildet, welche auf Längsstreifen fest aufgenäht sind
                              									und von denselben in ihrer richtigen geometrischen Lage erhalten werden; so
                              									schlieſsen sich die Bänder vollkommen dem aufgeblasenen Stoffe an und bilden keinen
                              									Vorsprung, wie es die Maschen eines Netzes thun würden.
                           
                              
                              Fig. 1., Bd. 254, S. 21
                              
                           
                              
                              Fig. 2., Bd. 254, S. 21
                              
                           
                              
                              Fig. 3., Bd. 254, S. 21
                              
                           Die Aufhängedecke ist an zwei biegsamen Tragbäumen befestigt, welche von Spitze zu
                              									Spitze an den Seiten des Ballon herlaufen, sich der Form des letzteren eng
                              									anschlieſsen und jede störende Aenderung derselben verhindern. Diese Tragbäume sind
                              									aus dünnen Nuſsbaumlatten hergestellt, welche sich an der Länge nach gesägte
                              									Bambusrohre anlegen; vereinigt sind dieselben durch Seidenbänder. An der unteren
                              									Seite der Aufhängedecke laufen Seile dreieckförmig zusammen und enden in 20
                              									Tragseile, welche sich in Gruppen zu je 5 an die vier oberen Ecken der Gondel
                              									anheften. Die Gondel (Fig. 2 und 3) ist aus Bambusstäben hergestellt, welche durch
                              									Seile und mit Guttapercha überzogene Kupferdrähte fest verbunden sind. Der untere
                              									Theil der Gondel besteht ans einem Nuſsbaumrahmen, welcher einen Boden aus
                              									Weidengeflecht trägt. Die Tragseile umschlieſsen die Gondel vollständig; sie sind in
                              									den Boden eingeflochten und vorher mit einem Kautschuküberzuge versehen, welcher die
                              									Seile bei einem etwaigen Unfälle gegen den Angriff der zur Füllung der Batterien
                              									vorhandenen Säuren schützen soll. 2m oberhalb der
                              									Gondel sind die Tragseile durch einen wagerechten Seilkranz unter einander
                              									verbunden. An diesem Kranze, welcher übrigens eine gleichmäſsige Vertheilung des
                              									Zuges beim Herablassen bewirken soll, sind die für das Landen erforderlichen Seile,
                              									das Leitseil und das Ankerseil, befestigt. Das Steuerruder ist aus einer groſsen,
                              									nicht gefirniſsten Seidenfläche, welche auf ihrer unteren Seite durch einen Bambus
                              									festgehalten wird, gebildet und ebenfalls am Kranze nach hinten zu befestigt.
                           Das Gewicht des ganzen Ballon beträgt 704k,
                              									nämlich: 170k der Ballon mit seinen Klappen, 70k die Aufhängedecke mit Steuer und Tragseilen,
                              										34k die biegsamen seitlichen Tragbäume, 100k die Gondel, 280k der Motor, die Schraube und die Batterien nebst der zu deren 2½stündigem
                              									Betriebe nöthigen Flüssigkeit und 50k die
                              									Fangvorrichtungen (Anker und Leitseil). Mit 150k
                              									für 2 Personen und die Instrumente und 386k
                              									Ballast würde die Gesammtbelastung 1240k
                              									ausmachen.
                           Der Bewegungsapparat besteht aus der von Victor Tatin
                              									entworfenen Schraube mit zwei Flügeln von 2m,85
                              									Durchmesser, ferner einer Siemens'schen
                              									dynamo-elektrischen Maschine, neues Modell von kleinstem Gewichte, endlich einer
                              									Batterie von leichten Kalibichromat-Elementen. Die Metallnabe der Schraube ist hohl
                              									und in derselben sind zwei lange Stangen aus gutem und ganz trockenem Tannenholze
                              									befestigt, welche im Voraus richtig gebogene Latten tragen; die äuſseren Ränder sind
                              									aus dünnem spanischen Rohre gebildet; die Flügel sind mit Seidenzeug, welches mit
                              									Gummilack gefirniſst ist, bespannt und werden durch Stahldrähte gespannt erhalten;
                              									diese sehr sorgfältig hergestellte Schraube wiegt nur 7k.
                           Die Dynamomaschine, auf Guſsstahlgestell, enthält 4 Elektromagnete und 56
                              									Abtheilungen in der Bewickelung; der Anker ist sehr lang im Verhältnisse zu seinem
                              									Durchmesser; die Bürsten sind verstellbar; die Maschine wiegt nur 55k und kann 100mk
                              									liefern.
                           Jede der 6 Abtheilungen der 4 Ebonitkästen einer Batterie enthält 11 Kohlen (von
                              										150mm Höhe, 80mm Breite und 3mm Dicke) und 10 etwas
                              									kleinere Zinke von 1mm,5 Dicke, die für 3 Stunden
                              									ausreicht; die Zinkplatten sind vollkommen amalgamirt. Jede Abtheilung hat unten ein dünnes Ebonitröhrchen,
                              									das mit einem Längskanale in Verbindung steht, von welchem ein Kautschukrohr nach
                              									einem groſsen, sehr leichten Eboniteimer führt; wird letzterer mittels einer über
                              									Rollen laufenden Schnur über den Spiegel der Batterie gehoben, so läuft aus dem
                              									Eimer die angesäuerte doppelchromsaure Lösung in die Batteriekästen. Die 4 Eimer
                              									enthalten jeder 301 Flüssigkeit. Die 24
                              									Abtheilungen sind hinter einander geschaltet; die durch die Kanäle hergestellten
                              									Verbindungen der Abtheilungen oder Elemente jedes Kastens sind unschädlich, weil der
                              									Widerstand der Flüssigkeit so sehr groſs ist.
                           Der erste Versuch wurde am 8. Oktober 1883 unternommen. Die
                              									Füllung des Ballon (von 1060cbm Rauminhalt)
                              									dauerte von 8 Uhr Morgens bis 2½ Uhr Nachmittags. Um 3 Uhr 20 Minuten begann das
                              									Aufsteigen bei schwachem Ostsüdostwinde, der auf der Erde fast = 0 war, in 500m Höhe jedoch eine Geschwindigkeit von 3m in der Secunde erreichte. Der Ballon schwebte
                              									sehr gleichmäſsig in 400 bis 500m Höhe und blieb
                              									beständig aufgeblasen; das überflüssige Gas entwich von selbst durch die untere
                              									Sicherheitsklappe, welche sehr regelmäſsig arbeitete. Ein Quecksilberumschalter
                              									gestattet 6, 12, 18 oder 24 Elemente der Batterie zu benutzen und dadurch die
                              									Umdrehungszahl der Schraubenwelle zwischen 60 und 180 zu wechseln. Mit 12 hinter
                              									einander geschalteten Elementen war die Eigenbewegung des Ballon in der Luft
                              									ungenügend. Mit 24 Elementen vermochte der Ballon dem Winde Stand zu halten; bald
                              									jedoch gerieth derselbe in Drehungen, welche durch das Steuer nicht vollständig
                              									überwunden werden konnten; bei weiteren Versuchen aber fanden sich Mittel, die
                              									Drehungen zu vermeiden. Beim Fahren normal zur Windrichtung blähte sich das Steuer
                              									wie ein Segel und veranlaſste noch heftigere Drehungen. Daher dürfte ein Luftschiff
                              									dieser Art nur in einer Stellung seiner Längsachse unter einigen Graden gegen die
                              									Windrichtung zu benutzen sein. Beim Fahren mit dem Winde waren Abweichungen aus der
                              									Windrichtung nach links und nach rechts leicht möglich. Um 4 Uhr 35 Minuten wurde
                              									der Ballon bei Croissy-sur-Seine herabgelassen.
                           
                              
                              Fig. 4., Bd. 254, S. 23
                              
                           
                           Das zur Füllung dieses Ballon erforderliche Wasserstoffgas soll nach G. Tissandier aus
                              									Eisen, Drehspänen und verdünnter Schwefelsäure hergestellt werden (vgl. auch Giffard 1878 227 * 366). Das
                              									Eisen wird in 6m hohe Cylinder G (Fig. 4) gefüllt,
                              									welche aus 8 einzelnen 45cm weiten Steingutröhren
                              									aufgebaut und mit einem Kitte aus geschmolzenem Schwefel, Harz, Talg und Glaspulver
                              									gedichtet sind. Die Schwefelsäure, gemischt mit 3 Vol. Wasser, tritt durch das Rohr
                              										A unten in das Eisen, während die gebildete
                              									Eisensulfatlösung durch das Rohr B und C abflieſst. Das entwickelte Wasserstoffgas steigt in
                              									dem mit Eisenstücken gefüllten inneren, aus verbleitem Kupfer hergestellten Rohre
                              									auf und entweicht seitlich durch das Rohr T zu einem
                              									Waschapparate und zwei mit Natron und Chlorcalcium oder mit gebranntem Kalke
                              									gefüllten Reinigern E. In der Glaskugel H befindet sich ein Thermometer und ein Hygrometer. Der
                              									Apparat liefert ununterbrochen stündlich bis 300cbm Wasserstoff.
                           Ist die Lenkbarkeit des Tissandier'schen Ballon eine
                              									immer noch sehr bedingte, so wird neuerdings von einem Versuche berichtet, welchen
                              									die Génieofficiere Renard und Krebs mit einem in den Militärwerkstätten von Chalais erbauten Ballon
                              									angestellt haben und der insofern ein durchaus befriedigendes Ergebniſs hatte, als
                              									es zum ersten Male gelungen sein soll, das Luftschiff nach einer längeren Fahrt auf
                              									den Ausgangspunkt zurückzubringen und an genau vorher bestimmter Stelle zu landen.
                              									Nach dem Génie civil, 1884 Bd. 5 * S. 303 hat Hervé-Mangon der Akademie der Wissenschaften am 18.
                              									August 1884 einen Bericht über das neue Luftschiff erstattet, welchem nachfolgende
                              									Angaben entnommen sind.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 254, S. 24
                              
                           Der Ballon selbst besitzt eine lang gestreckte Form und ist nach der beigegebenen
                              									Skizze noch schlanker gehalten als der von Tissandier,
                              									auſserdem aber nicht symmetrisch, insofern der vordere Theil merklich gröſsere Weite
                              									besitzt als der hintere. Die Gondel ist möglichst nahe unter dem Ballon angebracht
                              									und besitzt eine sehr groſse Länge. Hierdurch ist die Form des Ballon offenbar sehr
                              									gesichert und dürfte in diesem Umstände, welcher es erst ermöglichte, einen so lang
                              									gestreckten Ballon zu verwenden, mit der Hauptgrund des Erfolges liegen. Im
                              									Gegensatze zu Tissandier wurde das starre Steuerruder an der Gondel selbst angebracht und
                              									die Schraube an das vordere Ende derselben verlegt. Die Länge des Ballon beträgt
                              										50m,42, sein Durchmesser 8m,40, während sich sein Gesammtrauminhalt auf
                              										1864cbm beläuft.
                           
                           Nach angestellten Versuchen war, um dem Ballon eine secundliche
                              									Geschwindigkeit von 8 bis 9m zu ertheilen, eine
                              									Nutzleistung von 5e erforderlich und wurde demnach
                              									unter Berücksichtigung des Wirkungsgrades der Schraube die elektromagnetische
                              									Maschine auf eine Leistung von 8e,5 berechnet,
                              									wonach der zum Betriebe erforderliche Strom 12e
                              									elektrisch bezieh. 8829 Volt-Ampère darstellt. Die diesen Strom liefernde Batterie
                              									ist in 4 Gruppen getheilt, welche auf dreierlei Weise auf Spannung oder Strom
                              									verbunden werden können. Das Gewicht der Batterie beläuft sich für die elektrische
                              									Pferdestärke auf 19k,35. Die Schraube, über deren
                              									Ausführung nähere Angaben fehlen, übte auf einen festen Punkt bei 46 Umläufen in der
                              									Minute eine Zugkraft von 60k aus.
                           Der den 1864cbm Rauminhalt
                              									entsprechende Auftrieb des Ballon von rund 2000k
                              									vertheilt sich folgendermaſsen:
                           
                              
                                 
                                 Ballon und innerer Hilfsballon
                                   369k
                                 
                              
                                 
                                 Hemd und Netz
                                   127
                                 
                              
                                 
                                 Gondel
                                   452
                                 
                              
                                 
                                 Steuer
                                     46
                                 
                              
                                 
                                 Schraube
                                     41
                                 
                              
                                 
                                 Maschine
                                     98
                                 
                              
                                 
                                 Gestell und Zwischenmechanismen
                                     47
                                 
                              
                                 
                                 Schraubenwelle
                                     30,5
                                 
                              
                                 
                                 Batterie, Apparate und Zubehör
                                   435,5
                                 
                              
                                 
                                 Luftschiffer
                                   140
                                 
                              
                                 so daſs verbleiben
                                 für Ballast
                                   214
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 2000k.
                                 
                              
                           Die Fahrt wurde um 4 Uhr Abends begonnen bei fast windstillem Wetter. Der Ballon erhob sich langsam bis
                              									über die umgebenden Höhen, worauf die Maschine in Bewegung gesetzt wurde und unter
                              									ihrer Wirkung der Ballon sich in beschleunigte Bewegung versetzte, dabei jeder
                              									Weisung des Steuers genau folgte. Zunächst wurde eine südliche Richtung auf die
                              									Ebene von Chatillon und Verrières zu eingeschlagen, darauf in der Nähe der
                              									Landstraſse von Choisy nach Versailles die Fahrt nach letzterem Orte gerichtet. Da
                              									nun der Ballon sich als völlig lenkbar bewies, so wurde beschlossen, zurückzukehren
                              									und in Chalais selbst den Versuch zu wagen, niederzusteigen trotz des geringen
                              									Raumes, der dort für eine Landung zu Gebote stand. Der Ballon drehte sich unter
                              									einem Ausschlage des Steuers von nur 11° in einem Kreise von 300m Durchmesser und gelangte ohne Schwierigkeit nach
                              									Chalais zurück. Hier wurde sodann mit derselben Leichtigkeit eine Schwenkung nach
                              									links ausgeführt, worauf der Ballon sich in 300m
                              									Höhe über seinem Auffahrtspunkte befand und durch Oeffnen des Ventiles zum Sinken
                              									gebracht wurde. Hierbei muſste die Maschine abwechselnd vorwärts und rückwärts
                              									arbeiten, um den Ballon genau auf die für die Landung gewählte Stelle zu bringen.
                              									Als derselbe sich etwa noch 80m über dem Boden
                              									befand, wurde ein herabgelassenes Seil ergriffen, mittels dessen der Ballon mit
                              									Leichtigkeit auf denselben Wiesenfleck gebracht wurde, von welchem er aufgestiegen
                              									war, worauf die Landung ohne Störung vor sich ging.
                           Die Gesammtlänge des durchfahrenen Weges betrug 7km,6 und wurde in 23 Minuten zurückgelegt.
                              									Hiernach ergibt sich die mittlere secundliche Geschwindigkeit zu 5m,50. Die Zahl der verwendeten Elemente belief
                              									sich auf 32, die im Mittel erforderliche Stromkraft betrug 250mk. Die Wirkungsgrade der Maschine sowohl, als der
                              									Schraube sind zu 0,7 anzunehmen, beider zusammen demnach rund gleich 0,5. Die
                              									mittlere Fortbewegungsarbeit war also etwa 125mk
                              									und der Widerstand des Ballon angenähert gleich 22k,8. Mehrere Male während der Fahrt begann der Ballon um 2 bis 3° auf- und
                              									abzuschwanken, ähnlich dem Stampfen eines Schiffes, sei es nun, daſs dieses Stampfen
                              									durch Unregelmäſsigkeiten der Form, sei es, daſs es durch örtliche, senkrecht
                              									gerichtete Luftströmungen hervorgerufen wurde.
                           So weit der französische Bericht. Bei einem neueren Versuche,
                              									welcher am 12. September zu Meudon in Gegenwart des Kriegsministers Campenon vor sich ging, ist dagegen nach dem Figaro die Lenkbarkeit des Ballon in Folge des starken Windes nicht möglich gewesen. Nach dem Petit Journal sollen indeſs die Unternehmer mit dem Erfolge zufrieden
                              									gewesen sein.
                           Inzwischen scheint der erste günstige Erfolg des Versuches von Renard und Krebs die
                              									Aufmerksamkeit der Ingenieure in Frankreich dem Luftschiffe in hohem Grade
                              									zuzuwenden. Im Génie civil, 1884 Bd. 5 * S. 333 bezieh.
                              									* S. 334 werden wenigstens gleich zwei neue Vorschläge zur Construction lenkbarer
                              									Ballons besprochen.
                           Der erste von Duroy de Bruignac betrifft die
                              									vortheilhaftere Anbringung der Schraube, so daſs deren Kraftrichtung nicht bloſs
                              									nahe dem Mittelpunkte des Widerstandes vorbei, sondern durch denselben hindurch
                              									geht. Zu diesem Zwecke wird empfohlen, anstatt eines zwei Ballons neben einander
                              									anzuordnen, um so die Schraubenwelle zwischen denselben unterbringen zu können.
                           Der andere Vorschlag bezieht sich auf die Anwendung von Preſsluft und rührt von D. Stapfer in Marseille her. In Anbetracht, daſs z.B.
                              									ein Whitehead'scher Torpedo bei nur 350k Gewicht 15 Minuten lang eine Arbeit von 4e leisten kann, kommt Verfasser zum Schlüsse, daſs
                              									Preſsluft ein ganz geeigneter Motor für ein Luftschiff insbesondere für militärische
                              									Zwecke sei, und schlägt vor, in einem etwa 20m
                              									langen und 36cm weiten Rohre von 5mm Wandstärke eine Luftmenge von 20001 auf 50 bis 60at zu verdichten und auf eine am hinteren Ende des Rohres angebrachte
                              									Torpedomaschine, welche unmittelbar zum Betriebe einer Luftschraube dienen könnte,
                              									wirken zu lassen.
                           Das Gewicht dieses Rohres mit Maschine, Bühne für die Gondel und
                              									mit Luft von angegebener Spannung gefüllt, würde 1104k betragen. Der Vortheil würde darin beruhen, daſs dieses Rohr, in zwei
                              									Theile zerlegt, bequem fortzuschaffen wäre und auch die Apparate zum Füllen
                              									desselben einfach und bequem durch einen von 2 Pferden betriebenen Göpel bethätigt
                              									werden könnten. Ein weiterer Vortheil dürfte darin bestehen, daſs dieses Rohr in vortheilhaftervortheihafter Weise eine gute Stützung für einen langgestreckten Ballon abgeben könnte.
                              									Immer aber würden die Apparate zur Erzeugung des Wasserstoffgases zum Füllen der
                              									Ballons ihrer Schwerfälligkeit halber ein gewichtiges Hinderniſs zu einer
                              									ausgiebigeren Benutzung der lenkbaren Ballons zu militärischen Zwecken im Felde
                              									bieten und nimmt daher Stapfer an, daſs die Heere sich
                              									vorläufig zu Rekognoscirungszwecken mit kleinen, etwa 800cbm fassenden und mit Leuchtgas gefüllten Ballons
                              									begnügen würden.
                           Schlieſslich sei noch ein Luftschiff erwähnt, welches Gustav
                                 										Koch als Modell von 140cbm Inhalt
                              									ausgeführt und in München, Stuttgart u.a. O. ausgestellt hat. Dieser Ballon besitzt
                              									eine cylindrische Form mit halbkugelig abgerundeten Enden. Als Treibapparate dienen
                              									zwei 4flügelige Schrauben, welche in einem mit der Gondel verbundenen Gestelle
                              									oberhalb letzterer möglichst nahe unter dem Ballon angeordnet sind. Als Steuer dient
                              									ein dreieckiges, am hinteren Ende des Ballon angebrachtes Segel, welches von der
                              									Gondel aus durch Schnüre gelenkt wird.
                           Trotz der geringen Gröſse des Ballon genügt die Steigkraft
                              									desselben, um einen 4jährigen Knaben zu tragen, welcher mittels eines Schnurtriebes
                              									die beiden Schraubenflügel in mäſsig rasche Drehung versetzt, was trotz der nicht
                              									gerade günstigen Form des Ballon eine Eigengeschwindigkeit von etwa 1m erreichen läſst. Dabei gehorchte der Ballon bei
                              									den bisher allerdings nur in geschlossenen Räumen angestellten Versuchen dem Steuer recht
                              									befriedigend. Für ein demnächst nach dieser Anordnung auszuführendes gröſseres
                              									Luftschiff ist als Triebkraft Elektricität vorgesehen, oder aber es soll zum
                              									Betriebe der Schrauben eine durch dem Ballon entnommenes Gas gespeiste
                              									Gaskraftmaschine verwendet werden. Im letzteren Falle hofft der Erfinder, durch
                              									Anwendung eines rotirenden Gasmotors das Maschinengewicht auf etwa 6k für 1e
                              									herabbringen zu können.
                           Wenn auch die Flugmaschine der Zukunft eher auf aerodynamischem Prinzipe beruhen
                              									wird, so ist nicht daran zu zweifeln, daſs der lenkbare Ballon vorläufig einen
                              									wichtigen Abschnitt auf dem Wege zur Lösung der Flugfrage bilden und mannigfacher
                              									Verwendung fähig sein würde.