| Titel: | Herstellung von Kokes mit Nebenproducten. | 
| Fundstelle: | Band 254, Jahrgang 1884, S. 31 | 
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                        Herstellung von Kokes mit
                           								Nebenproducten.
                        (Patentklasse 10. Fortsetzung des Berichtes Bd.
                           								253 S. 372.)
                        Mit Abbildungen im Texte und auf Tafel 4.
                        Herstellung von Kokes mit Nebenproducten.
                        
                     
                        
                           Nach J.
                                    											Jameson in Akenside Hill bei Newcastle-on-Tyne (* D. R. P. Nr. 27694 vom 6.
                                 										Juni 1883) werden die zu verkokenden Kohlen mit Theerpech versetzt, welches nach
                              									Gewinnung der nutzbaren Producte des Theeres zurückbleibt. Um den Grad der Absaugung
                              									am Boden des Ofens zu den verschiedenen Zeiten der Kokesbereitung ändern zu können,
                              									werden bei einer gröſseren Anzahl von Oefen A (Fig. 1 und 2 Taf. 4)
                              									mehrere Hauptleitungen c angewendet, in denen
                              									ununterbrochen verschiedene Spannungen herrschen. Jeder Ofen wird dann mit allen
                              									Leitungen durch ein Rohr b und Ventile v so verbunden, daſs man durch Oeffnung eines der
                              									Ventile die erforderliche Saugwirkung am Boden des Ofens herbeiführen und die
                              									Producte somit in verschiedenen Zeiten getrennt absaugen, z.B. eine Vermischung von
                              									armem und reichem Gase, von condensirbaren und nicht verflüssigbaren Producten
                              									vermeiden kann. Ferner kann man an den Kühlapparaten Vorkehrungen treffen, um die
                              									bei verschiedenen Temperaturen flüssig werdenden Producte von einander zu
                              									trennen.
                           Beim Ablöschen des Ofens will Jameson stark ansaugen, um
                              									so eine beträchtliche Menge Brenngas und Ammoniak zu gewinnen, welches sonst
                              									verloren gehen würde.
                           Um die nach den Oefen führenden Zweigröhren, sowie die Oeffnungen im Boden des Ofens
                              									von Verstopfungen zu befreien, ist eine besondere Druckleitung vorhanden, mittels
                              									deren gepreſste Luft durch jene Röhren und Oeffnungen geblasen werden kann (vgl.
                              									1884 252 * 284).
                           Nach H. Herberz in Langendreer (* D. R. P. Zusatz Nr.
                              									27506 vom 21. November 1883, vgl. 1884 252 * 255) werden
                              									die lothrechten Züge über das Gewölbe des Kokesofens hinaus verlängert und die
                              									Seitenwände dieser Verlängerungen zu Kanälen ausgebildet, in denen Luft und Gase
                              									erhitzt werden. Dadurch soll zugleich eine gewisse Abkühlung und damit erhöhte
                              									Dauerhaftigkeit dieser Kanalverlängerungen erzielt werden.
                           Die Gase werden aus den Rohrleitungen m (Fig. 3 bis 5 Taf. 4) in die kleinen
                              									Röhren n und aus diesen mittels des gemauerten Kanales
                              										p in die einzelnen senkrechten Züge geleitet. Die
                              									atmosphärische Luft strömt durch die Röhren r in die
                              									Heizkanäle s, zunächst in den unteren, dann den
                              									mittleren, endlich in den oberen und aus letzterem in die einzelnen lothrechten
                              									Züge, um hier die Verbrennung der aus den Kanälen p
                              									austretenden Gase zu bewirken. Wenn die Luft unter Druck eingeleitet werden soll,
                              									werden die Röhren r mit einer (in den Figuren
                              									fehlenden) Rohrleitung, welche die Luft von dem Gebläse zuführt, in Verbindung
                              									gesetzt und an den Röhren r Regulirvorrichtungen für
                              									die Zuströmung der Luft zu den einzelnen Gruppen der Heizkanäle s angebracht. Soll die Luft nur durch den Zug des
                              									Kamins angesaugt werden, so fällt die genannte Rohrleitung weg und die
                              									Regulirvorrichtungen werden direkt auf die Röhren r
                              									gesetzt, wie in der Zeichnung angedeutet ist.
                           Ueber eine im Laufe des vorigen Jahres in. Betrieb gekommene Kokereianlage mit
                              									Gewinnung der Nebenproducte, welche von G. Hoffmann
                              									construirt wurde, berichtet C. Otto in Stahl und Eisen, 1884 S. 396. Das Wesentliche der Construction
                              									besteht in der Verbindung von Siemens'schen Regeneratoren mit gewöhnlichen
                              									Kokesöfen. Dieselbe ist zuerst versuchsweise bei den Schlesischen Kohlen- und Kokeswerken in Gottesberg ausgeführt, ohne Anlage
                              									von Condensationsapparaten für das Gas (vgl. 1884 252 *
                              									254), dann mit sehr vollkommener Verflüssigungseinrichtung an einer Anlage von 20
                              									Kokesöfen auf der Zeche Pluto bei Wanne und an 20 Kokesöfen bei den genannten Werken
                              									in Gottesberg. Die Ergebnisse dieser Anlagen sind so auſserordentlich günstige, daſs
                              									nach derselben Einrichtung mit Gewinnung der Nebenproducte in Deutschland im
                              									Augenblicke bereits 120 Kokesöfen im Baue begriffen sind. Nachstehende Textfigur
                              									zeigt die Gesammtanordnung der Kokesöfen und Condensation auf der Zeche Pluto, Fig. 6 bis 11 Taf. 4
                              									veranschaulichen nähere Einzelheiten derselben.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 254, S. 33
                              
                           Die Kokesöfen mit lothrechten Zügen in den Seitenwänden (vgl. 1883 248 * 209) sind 9m
                              									lang, haben eine lichte Weite von 0m,6, eine Höhe
                              									von 1m,6 bis zum Widerlager und die Entfernung von
                              									Mitte zu Mitte beträgt 0m,95. Bei den gewöhnlichen
                              									Kokesöfen ohne Theer- und Ammoniakgewinnung sind in den Verkokungsräumen Oeffnungen
                              									vorhanden, durch welche die Gase aus den Verkokungsräumen zuerst in die Seitenwände
                              									und dann in die Sohlkanäle ziehen, um dort mit zugeleiteter Luft zu verbrennen und
                              									durch diese Verbrennung die Verkokungskammer selbst für den Verkokungsprozeſs
                              									genügend zu heizen. Bei dem vorliegenden Ofen fehlt dagegen jede direkte Verbindung
                              									von Verkokungsräum und
                              									Wand; vielmehr hat auſser den Entlade- und den Beschickungsöffnungen, welche während
                              									des Betriebes geschlossen sind, dieser Ofen nur 2 Oeffnungen a im Gewölbe, durch welche die bei dem Verkokungsprozesse entwickelten
                              									Gase aus dem Ofen entweichen können.
                           In der Seitenwand des Ofens ist unter dem Widerlager ein liegender Kanal m angeordnet, welcher über den sämmtlichen lothrechten
                              									Zügen der Seitenwand hergeht und eine Verbindung derselben ermöglicht. Jeder
                              									Sohlkanal ist in der Längsrichtung des Ofens durch eine Scheidewand in zwei Hälften
                              										s und S getheilt. Jede
                              									dieser Hälften steht in Verbindung mit zwei Regeneratoren, welche neben einander
                              									liegen und von denen g und G zur Erhitzung des zur Verbrennung zu verwendenden Gases, l und L zur Erhitzung der
                              									zur Verbrennung dieses Gases nothwendigen Luft dienen soll. Diese Regeneratoren sind
                              									lange Kanäle, mit Steinen gitterartig ausgesetzt, um eine groſse Oberfläche zu
                              									erzielen. Dieselben gehen unter der ganzen Gruppe her und an deren Ende stehen die
                              									beiden Luftregeneratoren l und L durch eine Wechselklappe entweder mit dem Luftzuströmungsrohre, oder mit
                              									dem Schornsteine in Verbindung; dabei sind die Gasregeneratoren g und G ebenfalls durch
                              									eine besondere Wechselklappe entweder mit dem Gaszuströmungsrohre, oder mit dem
                              									Schornsteine in Verbindung gebracht.
                           Sind nun die Oefen in Hitze und durch f mit Kohlen
                              									beschickt, so entweichen die Gase der verkokenden Kohlen durch die Oeffnung a in die Steigrohre r und
                              									gehen bei geöffnetem Ventile v in die Vorlage V. Von hier ziehen die Gase zur Condensationsanlage, wo
                              									sie in den Gaskühlern K gekühlt und dann in den
                              									Gaswäschern (sögen. Scrubber) W gewaschen werden (vgl.
                              										Fig. 9 bis
                              										11 Taf.
                              									4). Die Gase werden dann durch das gleiche Gebläse, welches dieselben nach den
                              									Kühlapparaten hingesaugt hat und das überhaupt die ganze Bewegung der Gase
                              									veranlaſst, wieder von der Condensation weg nach den Oefen hingedrückt und zwar je
                              									nach Stellung der Wechselklappe des Gasdruckrohres entweder nach dem auf der einen
                              									Seite liegenden Gasregenerator g, oder nach dem auf der
                              									anderen Seite liegenden Regenerator G.
                           Nehmen wir an, das Gas gehe zum Gasregenerator g, so
                              									wird die Wechselklappe der Luftregeneratoren so gestellt, daſs die eingeblasene Luft
                              									in den Luftregenerator l tritt. Dieser und der
                              									Gasregenerator g münden bei jedem Ofen durch neben
                              									einander liegende Oeffnungen o und d in den Sohlkanal s. Die
                              									Verbrennung findet theils im Sohlkanale selbst, theils auf dem weiteren Wege statt.
                              									Der gesammte Strom der in Verbrennung begriffenen Gase und der hoch heiſsen
                              									Verbrennungsproducte geht durch die neben einander liegenden Steigkanäle c in den wagerechten Kanal m und von da, durch die lothrechten Züge e
                              									abfallend, in den Sohlkanal S, von wo die nunmehr
                              									sämmtlich als verbrannt anzunehmenden Gase durch den Luftregenerator L und den Gasregenerator G
                              									zum Kamine entweichen und auf diesem Wege ihre Hitze an das Gitterwerk der Regeneratoren abgeben. Nach
                              									einer bestimmten Zeit, etwa 1 Stunde, werden die beiden Wechselklappen umgestellt
                              									und es tritt alsdann der umgekehrte Weg ein. Das Gas tritt aus der Condensation in
                              									den Gasregenerator G, die Luft in den Luftregenerator
                              										L. Die Verbrennung findet im Sohlkanale S statt. Die Stromrichtung des Gases, der Luft und der
                              									Verbrennungsproducte geht durch e nach m und dann durch c nach
                              										s und durch die Regeneratoren l und g zu dem Kamine.
                           Dies ist die ursprüngliche Einrichtung der Kokesöfen auf Zeche Pluto; es wurde jedoch von Anfang an darauf verzichtet,
                              									das Gas zu regeneriren, so daſs nur die Luft vorgewärmt wird und zwar aus folgenden
                              									Gründen: Das Nebeneinanderliegen der langen Gas- und Luftregeneratoren kann durch
                              									mögliche Undichtigkeiten der Zwischenwände zu einer Vermischung von Gas und Luft
                              									bereits in den Regeneratoren, also zu Schmelzungen in denselben führen, was
                              									Betriebsstörungen zur Folge haben müſste. Ferner geht bei jeder Umstellung der
                              									Wechselklappe ein ganzer Regeneratorinhalt an Gas verloren und dieser ist bei der
                              									Gröſse der Regeneratoren nicht unbedeutend. Zudem kommt das bei der Umstellung
                              									weggehende heiſse Gas zwischen Klappe und Schornstein mit dem Inhalte des heiſsen
                              									Luftregenerators zusammen und es können Explosionen erfolgen. Endlich ist das
                              									Volumen der zur Verbrennung des Gases nothwendigen Luft ungefähr das 6fache des
                              									Gases; es erscheint also bei dieser Zusammensetzung einfacher und wichtiger, die
                              									groſse Masse Verbrennungsluft allein auf eine sehr hohe Temperatur zu bringen, als
                              									auſser der Verbrennungsluft auch noch die kleine Menge Gas zu erhitzen und die
                              									hierzu nöthige Hitze der Verbrennungsluft zu entziehen.
                           Man benutzt daher beide neben einander liegende Regeneratoren nur für die Luft und
                              									führt das Gas aus dem von der Condensation zurückkommenden Gasdruckrohre je nach
                              									Stellung der Wechselklappe entweder nach dem Rohre n,
                              									oder nach dem auf der anderen Seite der Kokesöfen liegenden Rohre N. An jedem Ofen ist durch eine kleine Gasdüse, welche
                              									mit einem Hahne versehen ist, eine Verbindung zwischen Gasdruckrohr und
                              									Ofensohlkanal hergestellt. Die Klappe im Gasdruckrohre und die Klappe im Ende der
                              									Luftregeneratoren werden entsprechend gestellt. Wenn also das Gas durch die
                              									Gasdruckleitung und deren Düsen in die Sohlkanäle auf der einen Seite tritt, so
                              									streicht auch die Luft durch die auf der gleichen Seite befindlichen Regeneratoren
                              									in dieselben Sohlkanäle und die Verbrennung und der Weg der Verbrenungsproducte ist
                              									der schon dargelegte. Bei der Umstellung findet der umgekehrte Weg statt. Statt der
                              									zwei Regeneratoren auf jeder Seite wendet man überhaupt jetzt nur noch einen
                              									einzigen auf jeder Seite der Batterie an und dienen diese nur zum Wiedererhitzen der
                              									Luft. Durch diese einräumige Lufterhitzung mit wechselnder Zugrichtung kann die
                              									Verbrennungsluft ganz auſserordentlich rasch und hoch erhitzt werden, viel rascher
                              									und höher als durch
                              									diejenigen mehrräumigen Anlagen, welche auf der stetigen Erhitzung der
                              									Verbrennungsluft durch Wände hindurch beruhen, auf deren einer Seite die Abhitze
                              									heizt, während auf der anderen die zuströmende Verbrennungsluft sich erwärmen soll.
                              									Die Luft kommt bei dieser Siemens'schen Regeneration
                              									auf Zeche Pluto auf eine Temperatur von über 1000° und
                              									durch Anwendung einer so hochgradig heiſsen Luft als Verbrennungsluft wird es
                              									ermöglicht, daſs von den aus der Condensation zurückkommenden kalten und durch den
                              									Verlust an Theer weniger heizkräftigen Gasen nur ein gewisser Theil gebraucht wird,
                              									um durch seine Verbrennung den Verkokungsprozeſs im Gange und die Oefen hinreichend
                              									heiſs zu erhalten. Es hat sich beim Betriebe auf Pluto
                              									herausgestellt, daſs man nicht das sämmtliche vorhandene Gas zur Heizung der Oefen
                              									verwenden darf, wenn die betreffenden Verbrennungsstellen u. dgl. nicht zu heiſs
                              									werden sollen, und daſs man also viel mehr Gas hat, als man zur Unterhaltung des
                              									Verkokungsprozesses braucht; es beträgt der Ueberschuſs etwa 100cbm für Ofen und Tag. Die Temperatur in
                              									Sohlkanälen und Seitenwänden ist so hoch, daſs der Verkokungsprozeſs bei normaler
                              									Ladung, der Ofen mit 5750k trockener Kohlen
                              									gerechnet, in 48 Stunden vor sich geht; sehr häufig ist die Garungszeit eine
                              									geringere. Wird die Garungszeit eine geringere, als erwünscht, so braucht man nur
                              									weniger Gas zuzuführen, um durch eine kleine Erniedrigung der Temperatur wieder eine
                              									Garungszeit von 48 Stunden zu bekommen: Man hat überhaupt den Prozeſs ganz
                              									auſserordentlich in der Hand, weil sowohl Gas, als Luft eingeblasen wird und die
                              									Mengen beider genau geregelt werden können. Die Güte der Kokes ist eine ganz
                              									vorzügliche. Das Ausbringen an Kokes ist in Folge des völligen Luftabschlusses um 7
                              									Proc. höher als bei gewöhnlichen Oefen.
                           Die Temperaturmessungen, welche mit einem Graphitpyrometer von Steinle und Härtung vorgenommen und mit
                              									Metalllegirungen verglichen wurden, ergaben im Sohlkanale 1200 bis 1400°, in den
                              									Seitenwänden 1100 bis 1200°, im Regenerator bei Beginn der Luftzuströmung 1000°, am
                              									Ende derselben 720°, im Kamine 420°.
                           Die Gaskühler K (Fig. 9 und 10 Taf. 4) sind eiserne
                              									stehende Cylinder, mit im Deckel und Boden derselben befestigten Eisenröhren x. Aus dem Aufsatze w
                              									strömt Wasser durch die Eisenröhren nach unten und kühlt das Gas ab, welches seinen
                              									Weg zwischen diesen Kühlröhren der Richtung des kalten Wassers entgegen nimmt.
                              									Mehrere Gaskühler stehen so mit einander in Verbindung, daſs das Kühlwasser, welches
                              									von dem ersten Gaskühler unten abflieſst, bei dem zweiten oben einflieſst und so
                              									fort, während das Gas den entgegengesetzten Weg macht. Das Gas hat nach seinem
                              									Entweichen aus dem Ofen im Steigrohre eine Temperatur von 600 bis 700°, in der
                              									Vorlage eine solche von 200 bis 400° je nach der Entfernung vom Steigrohre, vor den
                              									Gaskühlern eine Temperatur von 75 bis 120°, hinter denselben von 17 bis 30°. Durch
                              										die Abkühlung
                              									verliert das Gas einen groſsen Theil Theer und Ammoniakwasser und zwar von dem
                              									gesammten Ammoniakwasser, welches die Condensation liefert, etwa 75 Proc.
                           In den als Gaswascher dienenden stehenden eisernen Cylindern W (Fig.
                                 										11 Taf. 4) ist in Abständen von etwa 10cm eine groſse Zahl von gelochten Blechen über einander angebracht. Auf
                              									das oberste Blech tropft fortwährend kaltes Wasser, so daſs von Blech zu Blech ein
                              									Regen von Wassertropfen nieder- und dem Gase entgegenträufelt, welches in der dem
                              									Wasser entgegengesetzten Richtung sich bewegt und seinen Ammoniakgehalt an das
                              									Wasser abgibt. Das Ammoniak haltige Wasser flieſst unten ab und wird, wenn es noch
                              									nicht hinreichend stark an Ammoniak ist, nochmals und weiterhin so oft nach oben und
                              									dem Gase entgegen gepumpt, bis es für den Verkauf genügend reich an Ammoniak ist.
                              									Mehrere Gaswäscher stehen so mit einander in Verbindung, daſs das Gas bei seinem
                              									Durchgange durch dieselben in dem letzten vor seinem Austritte nur mit reinem Wasser
                              									in Berührung kommt und daſs die Anreicherung des Ammoniakwassers in denjenigen
                              									Gaswäschern stattfindet, in welche das Gas zuerst eintritt. Die Gaswäscher entfernen
                              									die in den Gaskühlern noch übrig gebliebenen 25 Procent des Ammoniakgehaltes und
                              									bringen auch zugleich mit dem Ammoniakwasser noch sehr viel Theer zur Ausscheidung.
                              									Die Temperatur des Gases wird bei Anwendung von genügend kaltem Wasser in den
                              									Gaswäschern bis auf 13° heruntergebracht.
                           Die Trennung des Theeres und Ammoniakwassers findet in Cisternen nach dem
                              									specifischen Gewichte statt. Das Ammoniakwasser wird für den Verbrauch so lange auf
                              									den Gaswäschern angereichert, bis es etwa 3 bis 3,5° B. hat, entsprechend 1,777
                              									Proc. Ammoniak- da nun etwa 14 Proc. 3grädiges Ammoniakwasser entfallen, so stellt
                              									sich die Ausbeute an Ammoniak, auf schwefelsaures Ammoniak gerechnet, auf etwa 1
                              									Procent der trockenen Kohle.
                           Auf Zeche Pluto wird das Ammoniakwasser nicht auf
                              									schwefelsaures Ammoniak verarbeitet, sondern als Ammoniakwasser nach seinem
                              									Ammoniakgehalte nach Graden Beaumé verkauft. Die Theerausbeute betrug hier im
                              									Durchschnitte des besten Betriebsmonates 3,46 Proc. bezieh. des schlechtesten
                              									Monates 2,78 Procent, auf trockene Kohle gerechnet. Diese Schwankungen des
                              									Ausbringens sind darauf zurückzuführen, daſs man längere Zeit nur unbedeutende
                              									Mengen Kühlwasser zur Verfügung hatte. Der Kühlwasserbedarf ist für jeden Ofen
                              									täglich 5cbm.
                           Der Gehalt des Theeres an den in Betracht kommenden Stoffen ist nach Untersuchungen
                              									von Knublauch auf wasserfreien Theer berechnet:
                           
                              
                                 Benzol
                                 0,954
                                 bis
                                 1,06
                                 Proc.
                                 vom
                                 Theer,
                                 
                              
                                 Naphtalin
                                 4,27
                                 „
                                 5,27
                                 „
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 Anthracen
                                 0,575
                                 „
                                 0,64
                                 „
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 Pech
                                 etwa 50
                                 „
                                 „
                                 „
                                 
                              
                           
                           Von diesem Peche kann je nach der Menge des unlöslichen
                              									Rückstandes noch ein mehr oder weniger groſser Theil bei fortgesetzter Destillation
                              									übergetrieben werden. Der in concentrirter Essigsäure oder Benzin unlösliche
                              									Rückstand beträgt 10 bis 25 Procent des Theeres.
                           Wie schon erwähnt, sind bei jedem Ofen 100cbm Gas
                              									übrig, welches folgende Zusammensetzung hat:
                           
                              
                                 
                                 Kokereigas
                                 Kölner Leuchtgas
                                 
                              
                                 Benzoldampf
                                     0,60
                                     1,54
                                 
                              
                                 Aethylen (C2H4)
                                     1,61
                                     1,19
                                 
                              
                                 Schwefelwasserstoff
                                     0,42
                                 –
                                 
                              
                                 Kohlensäure
                                     1,39
                                     0,87
                                 
                              
                                 Kohlenoxyd
                                     6,41
                                     5,40
                                 
                              
                                 Wasserstoff
                                   52,69
                                   55,00
                                 
                              
                                 Methylwasserstoff (CH4)
                                   35,67
                                   36,00
                                 
                              
                                 Wasser
                                     1,21
                                 –
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 100,00.
                                 
                              
                           Das Gas hat etwa die halbe Leuchtkraft wie das der Kölner Gasanstalt, dessen Analyse
                              									mit angeführt ist. Kleine Mengen dieses Gases verwendet man auf Zeche Pluto als Leuchtgas unter Benutzung gröſserer Brenner.
                              									Das Gas kann aber auch ebenso zur Heizung von Kesseln
                              									oder zu anderen Heizzwecken verwendet werden und es steht demselben hier vor Allem
                              									der groſse Vortheil zur Seite, daſs es als Heizmaterial sehr weit weggeleitet werden
                              									kann. Im Uebrigen kann auch die Abhitze aus den Regeneratoren, welche mit 420° in
                              									den Schornstein entweicht, noch sehr gut zur Kesselheizung verwendet werden, am
                              									besten vielleicht unter gleichzeitigem Verbrennen des überschieſsenden Gases mit
                              									heiſser Luft aus den Kühlkanälen der Kokesöfen, aus Aussparungen in der Umgebung der
                              									Regeneratoren oder aus den Regeneratoren selbst. Eine derartige Verwendung der
                              									Abhitze und des überschieſsenden Gases zur Kesselheizung kommt demnächst auf einer
                              									Kokerei in Westfalen in Betrieb.
                           Der Geldertrag aus der Gewinnung der Nebenproducte hängt, abgesehen von der
                              									Construction der Kokesöfen und der Condensation, auch abgesehen von der sorgsamen
                              									Führung des Betriebes, wesentlich von der Zusammensetzung der Kohle ab, d.h. von dem
                              									Reichthume an Gas, an Theer und an Ammoniak. Gute Kokeskohlen eignen sich also
                              									jedenfalls vorzugsweise zu einer Verkokung mit gleichzeitiger Gewinnung der
                              									Nebenproducte. Bei Annahme des heutigen Theerpreises von 5,50 M. für 100k stellt sich auf 10k trockene Kohlen der Reinerlös an Theer bei einem Ausbringen von 3,5
                              									Proc. auf 19,25 M. Die Ammoniakausbeute der Kohlen ist in Westfalen allgemein etwa 1
                              									Procent der trockenen Kohlen auf schwefelsaures Ammoniak gerechnet. In Oberschlesien
                              									ist die Kohle meist noch reicher an Ammoniak und geht bis zu 1,37 Procent der
                              									trockenen Kohle auf schwefelsaures Ammoniak berechnet. In Niederschlesien ist der
                              									Gehalt etwa 0,8 bis 0,9 Proc. also niedriger, und im Saarbrücker Bezirk sogar nur
                              									0,7 bis 0,8 Proc. immer auf schwefelsaures Ammoniak und trockene Kohle berechnet.
                              									Bei Annahme des heutigen
                              									Marktpreises von 27 M. für 100k schwefelsaures
                              									Ammoniak und bei Abzug von 5 M. Fabrikationskosten für 100k schwefelsaures Ammoniak stellt sich der
                              									Reinerlös an Ammoniak auf 10t trockene Kohle bei
                              									einem Ausbringen von 1,37 Proc. Ammoniumsulfat auf 30,10 M.
                           Man kann annehmen, daſs ein Kokesofen, der mit allen Condensationsanlagen zur
                              									Gewinnung der Nebenproducte ausgerüstet ist, das 3 bis 4fache von einem gewöhnlichen
                              									Kokesofen kostet. Wenn also auch das Erträgniſs solcher Anlagen mit Gewinnung von
                              									Nebenproducten ein gutes ist, so werden doch die hohen Anlagekosten einer allzu
                              									raschen Verbreitung solcher Oefen im Wege stehen. Eine langsame und nicht
                              									überstürzte Entwickelung dieses Industriezweiges kann aber für dessen Erträgniſs nur
                              									von Nutzen sein. Da jährlich in
                           
                              
                                 England
                                 etwa
                                 350000t
                                 Theer,
                                 
                              
                                 Frankreich
                                 „
                                   55000
                                 
                                 
                              
                                 Belgien
                                 „
                                   50000
                                 
                                 
                              
                                 Holland
                                 „
                                   15000
                                 
                                 
                              
                                 Deutschland
                                 „
                                   62500
                                 
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 also zusammen
                                 532500t
                                 Theer
                                 
                              
                           allein zur Destillation gelangen, so üben die von 1000
                              									Kokesofen gelieferten 27000t Theer keinen Einfluſs
                              									auf die Preisverhältnisse. Ferner würden schon zur Deckung der Einfuhr an
                              									Ammoniumsulfat in Deutschland etwa 6000 Kokesofen erforderlich sein.
                           In Niederschlesien ist eine derartige Anlage in Gottesberg im Beiriebe; in Bau sind
                              									solche auf der Anlage von G. Schulz in Riemke bei
                              									Bochum mit 40 Oefen, ferner auf Zeche Friedenshoffnungsgrube in Hermsdorf bei
                              									Waldenburg und bei E. Friedlander neben den
                              									Porembaschächten in Zabrze.
                           F. Lürmann (daselbst S. 403) glaubt, daſs in
                              									zweiräumigen Lufterhitzern die Luft auf ebenso hohe Temperatur gebracht werde als in
                              										Siemens'schen Regeneratoren. 20 seiner Oefen auf
                              									der Anlage von Schulz in Riemke liefern keine genügende
                              									Erfolge, weil die Verbrennungsluft nicht vorgewärmt wird. Man wirft dem Ofen ferner
                              									vor, daſs das Gewölbe zu heiſs gehalten würde, daſs dadurch die Theere und Oele, die
                              									auf eine Länge von 2m unter dem Gewölbe des Ofens
                              									im Inneren desselben bis zum Steigrohre hinziehen müssen, feste Producte
                              									ausscheiden, welche Verstopfungen veranlassen und den Betrieb der Oefen stören. Ist
                              									dies richtig, dann müſste derselbe Uebelstand auch in den Retorten der Gasanstalten
                              									eintreten.
                           Auf den Hüttenwerken in Trzynietz wurde versucht, aus schlecht backender Steinkohle gute, dichte Kokes herzustellen. Nach einem
                              									Berichte in der Oesterreichischen Zeitschrift für Berg- und
                                 										Hüttenwesen, 1884 S. 231 und 299 gelang dies weder durch Verwendung sehr
                              									heiſsgehender Oefen, noch durch Zusatz von Theer und Pech als Bindemittel. Die
                              									mittels Schleudermühlen zerkleinerten normalfeuchten Kohlen wurden nun in einen
                              									hölzernen Kasten von gleichem Querschnitte und Länge wie der Kokesofen, mit
                              									abnehmbaren Seiten wänden und einer eisernen Bodenplatte eingestampft. Wurde die
                              									Kohle 1m hoch eingeschüttet und mit hölzernem
                              									Stöſsel niedergestampft, so war eine Verdichtung des Besatzes von 15 Procent der
                              									ursprünglichen Höhe oder eine Verminderung der ursprünglichen Hohlräume von etwa 35
                              									Vol.-Proc. auf 20 Proc. erreichbar; wurde aber dieselbe Menge Kohle in drei gleich
                              									hohe Posten über einander eingestampft, so verminderte sich die Höhe des
                              									ursprünglichen, also nicht gestampften Besatzes um 22 Proc. und die Hohlräume
                              									verkleinerten sich von den ursprünglichen 35 auf 13,5 Vol.-Proc. woraus zu folgern
                              									ist, daſs durch noch vermehrtes Stampfen ein noch gröſserer Erfolg zu erzielen sein
                              									wird, bezieh. daſs die eine Verbackung hindernden Hohlräume der zu verkokenden Kohle
                              									aufs Geringste herabgezogen werden können.
                           Nachdem der Besatz in dem Kasten eingestampft war, wurden die Wände entfernt und die
                              									Kohlenkuchen mittels der Ausstoſsmaschine und mit Zuhilfenahme eines an dem
                              									Blechboden befestigten Hakens in den Ofen gezogen. Die Kohlenkuchen berührten
                              									anfangs selbstredend nicht die Seitenwände des Kokesofens, lehnten sich aber
                              									allmählich im Laufe der beginnenden Verkokung an dieselben an. Die Verkokung selbst
                              									ist ohne wesentliche Verlangsamung eine gleichmäſsigere, indem die Gasentwickelung
                              									zu Anfang des Prozesses nicht so heftig auftritt, sondern sich mehr über die ganze
                              									Verkokungszeit vertheilt. Nach Beendigung des Kokungsprozesses wurde der Kokeskuchen
                              									jeweilig sammt der früher erwähnten Unterlagsblechplatte ausgestoſsen, wobei die
                              									letztere ganz unbeschädigt aus dem Ofen kam. Die erhaltenen Kokes sind sehr dicht
                              									und gleichmäſsig.
                           Bei besser backender Kohle genügt es, die Oberfläche des Besatzes im Ofen mittels
                              									eines Hebelwerkes zu stampfen, an dessen einem Ende eine Eisenplatte angebracht ist,
                              									welche in den Ofen eingeführt wird, so daſs man von jeder Seite des Ofens je eine
                              									Hälfte des Besatzes niederzustampfen oder oberflächlich zu verdichten im Stande ist.
                              									Bei gut backender Kohle ist diese Zusammenpressung von entscheidendem Erfolge, weil
                              									die oberen Theile des Kokeskuchens bei gewöhnlichem Ofenbesatze stets mürbe sind.
                              									Bei der Verwendung von magerer Kohle genügt jedoch weder das Einstampfen im Ofen
                              									mittels des genannten Hebelwerkes, noch das Einpressen der Kohle mittels der
                              									Ausstoſsmaschine vor beginnender Verkokung, noch die Ausübung eines Druckes auf den
                              									Ofenbesatz durch eine ruhige Belastung in Folge Auflegens von guſseisernen Platten
                              									oder von feuerfesten Steinen während der Verkokung (vgl. Sachse 1884 250 * 462).
                           Das Gesammtausbringen an Kokes war nach den bisherigen Versuchen der Verkokung stark
                              									gepreſster Kohle um 3 bis 5 Proc. höher als bei dem gewöhnlichen Kokungsprozesse
                              									ohne vorherige Verdichtung des Besatzes. Die Methode an sich bedingt keine Aenderung
                              									der bestehenden Ofensysteme und ist bei allen liegenden Kokesöfen ohne Unterschied anwendbar. Nach
                              									den gemachten Erfahrungen liegt es nahe, daſs geringe Mengen von reiner Kokeslösche
                              									mit dem Kohlenbesatze gemeinschaftlich eingestampft werden können und daſs auf diese
                              									Weise eine vortheilhafte Zugutebringung der Kokeslösche möglich wird.
                           Es ist auch die Vermuthung naheliegend, daſs sich aus in der Schleudernmühle
                              									verkleinerter und zusammengepreſster Braunkohle ohne
                              									Anwendung von Bindemitteln brauchbare, dichte, grobstückige Kokes erzielen lieſsen
                              									und daſs dieser Zweck durch Anwendung geringerer Mengen von Bindemitteln (Theer und
                              									Pech) noch wesentlich gefördert werden könnte.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
