| Titel: | Ueber Elektricität und Wärme. | 
| Fundstelle: | Band 254, Jahrgang 1884, S. 119 | 
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                        Ueber Elektricität und Wärme.
                        Mit Abbildungen im Texte und auf Tafel 10.
                        Ueber Elektricität und Wärme.
                        
                     
                        
                           Nach den Versuchen von R. Overbeck (Annalen der Physik, 1884 Bd. 22 S. 344) über die Entstehung thermo-elektrischer Ströme in einem aus derselben
                                 										Substanz bestehenden ununterbrochenen Leiter verhalten sich Eisen- und
                              									Stahldrähte unter gleichen Bedingungen der Vertheilung von weich und hart in einem
                              									Drahte gleichmäſsig; es scheint aber für die Richtung des entstehenden sehr
                              									schwachen Stromes wesentlich zu sein, ob der weiche Theil eines Drahtes aus dem
                              									harten Zustande des ganzen durch Ausglühen, oder der harte Theil aus dem weichen
                              									Zustande des ganzen erzeugt wurde. Auſserdem gelang es fast stets, den entschiedenen
                              									Einfluſs von schwachem und starkem Erweichen in Eisen- und Stahldrähten
                              									festzustellen.
                           Eine gleiche Verschiedenheit zeigten die Kupfer-, Messing- und Neusilberdrähte nicht;
                              									hier war der bei Erwärmung einer Berührungsstelle von hart und weich an einem Drahte
                              									zu beobachtende Strom stets von gleicher Richtung bei demselben Materiale, in
                              									welcher Weise auch in den einzelnen Drähten der Unterschied von weich und hart
                              									hervorgebracht worden war.
                           Wenn man nach E. G. Acheson in
                              										Paris (* D. R. P. Kl. 21 Nr. 27143
                                 										vom 23. März 1883) bei thermo-elektrischen
                                 										Batterien die Elemente sectorförmig gestaltet und von innen aus erwärmt, so
                              									wird die elektromotorische Kraft derselben erhöht, da der Unterschied der
                              									Temperaturen der Löthstellen vergröſsert wird. Gleichzeitig soll der Verlust in
                              									Folge der Erwärmung der Elemente durch den Strom selbst geringer werden, weil der
                              									Widerstand der Elemente sich vermindert.
                           Jedes Element wird von einem Paar Platten gebildet, welche aus den zu dem Zwecke
                              									üblichen Metallen bestehen, von denen eine a (Fig. 1 Taf. 10)
                              									flach hergestellt und mit der anderen b an ihrem
                              									Umfange durch Löthung oder auf andere geeignete Weise verbunden ist. Wenn Aluminium als das eine Metall für die Elemente
                              									angewendet wird, sollte es vor dem Löthen mit Kupfer, Silber o. dgl. plattirt
                              									werden, um das Verlöthen mit dem Metalle, welches das andere Element bildet, zu
                              									erleichtern.
                           Die Platte a ist in der Mitte durchbohrt und in die
                              									Bohrung der mittlere Theil der unteren Platte n
                              									entweder eingelöthet, oder sonstwie befestigt. Zwischen jedem Paar Platten, welche
                              									ein Element bilden, ist eine Platte aus Glimmer oder einem anderen isolirenden
                              									Material gelegt. Eine isolirende Strohscheibe c ist
                              									auſserdem zwischen jedem Paare angeordnet und ebenso die kleinen Klötzchen d aus gleichfalls isolirendem Material, welche als
                              									Stützen dienen sollen. Die Leitungsdrähte e, f können
                              									an jedem geeigneten Punkte befestigt werden. Um die Ausdehnung und Zusammenziehung
                              									der Platten auszugleichen, sind die Platten b, n an ihrem Umfange mit einer
                              									Anzahl Zungen g versehen, welche für sich in die
                              									geeignete Gestalt gebogen und mit dem äuſseren Umfange der Platten verlöthet oder
                              									sonstwie befestigt werden. Die Wärme wird an den Verbindungsstellen der Platten in
                              									dem Mittelpunkte derselben durch Bunsen-Brenner o. dgl. erzeugt.
                           Nach einem ferneren Vorschlage sollen die Platten auf wagerechten drehbaren Achsen
                              									befestigt werden.
                           V. Pierre macht in der Zeitschrift des österreichischen Ingenieur- und Architektenvereines, 1884
                              									* S. 39 auf die möglicherweise sehr mannigfaltige Verwendung der Thermo-Elektricität aufmerksam (vgl. F. Fischer 1882 246 324).
                              									Sehr wesentlich ist bei Thermosäulen eine möglichst gleichförmige Erwärmung aller
                              									Elemente. Wenn in einer Thermosäule nicht alle zu erhitzenden Verbindungsstellen auf
                              									gleiche Temperatur gebracht werden, so wird von jenen Elementen, welche eine höhere
                              									Temperatur haben, ein Strom erzeugt, welcher durch die kälteren Elemente
                              									hindurchgeht und eine noch weitere Temperaturerniedrigung ihrer Verbindungsstellen
                              									bewirkt, wodurch der von derselben gelieferte Stromantheil noch mehr abgeschwächt
                              									wird, als letzterer durch die geringere Erwärmung dieser Verbindungsstellen ohnehin
                              									abgeschwächt worden wäre. Die Constructeure von Thermosäulen sollten daher ihre
                              									Bestrebungen nicht allein auf die Erzeugung elektromotorisch möglichst wirksamer
                              									Combinationen und die Erreichung groſser Temperaturunterschiede, sondern auch darauf
                              									richten, daſs die Temperatur der erhitzten Verbindungsstellen nicht jener Grenze
                              									nahe komme, bei welcher die Stromstärke wieder abzunehmen beginnt, und überdies
                              									durch eine zweckmäſsige Anlage der Heizvorrichtung für eine möglichst gleichförmige
                              									Erhitzung aller Elemente Sorge tragen.
                           Bei allen bisher bekannt gewordenen Thermosäulen ist zwar die elektromotorische
                              									Kraft, welche in deren Elementen auftritt, klein im Vergleiche mit jener der
                              									einfachen hydro-elektrischen Ketten; man erreicht aber bei jenen den Vortheil, daſs
                              									die Leitungswiderstände dieser aus gut leitenden Metallen oder Legirungen
                              									bestehenden Säulen im Vergleiche mit den Widerständen bei den hydroelektrischen
                              									Ketten sehr klein sind, wodurch es möglich ist, durch eine sehr groſse Anzahl von
                              									Elementen eine Säule von verhältniſsmäſsig groſser elektromotorischer Kraft zu
                              									erhalten.
                           F. W.
                                    											Wallner in Ehrenfeld (* D. R. P. Kl. 49 Nr. 26324 vom 19. Mai 1883) will das Glühen von Metallstäben mit Hilfe des elektrischen
                              									Stromes ausführen. Zu diesem Zwecke wird der Eisenstab N (Fig.
                                 										2 Taf. 10) zwischen den cylindrischen Kohlencontacten v und e hindurchgezogen
                              									und so durch den jedesmal zwischen letzteren liegenden Stabtheil der Strom einer
                              									dynamo-elektrischen Maschine hindurchgeleitet. Der Abstand der Contacte von einander
                              									kann durch die Schrauben s geregelt werden. Der
                              									selbsttätige Nebenschlieſser C, D, E schützt die
                              									dynamo-elektrische Maschine, falls die durch den Stab geschlossene Stromkette plötzlich unterbrochen
                              									werden sollte. (Vgl. J. Warrington 1877 223 438.)
                           O.
                                    											Rose in Manchester, England (* D. R. P. Kl. 36 Nr. 23456 vom 2. December 1882) beschreibt
                              										elektrische Heizapparate. Eine Drahtspirale A (Fig. 6 Taf. 10) ist um
                              									einen mittleren Kern c herumgelegt, welcher mit Asbest
                              									u. dgl. bedeckt ist; auch zwischen die beiden Gewindegänge ist Asbest e gelegt. Dieser Heizkörper ist mittels Asbestplatten
                              										f in ein Rohr n
                              									geschoben, welches in eine weitere Röhre G eingesetzt
                              									ist. Der Hohlraum ist mit Wasser o. dgl. gefüllt und kann mit Heizröhren r verbunden werden. (Vgl. Sellon 1884 253 46.)
                           Anstatt den Draht um einen Kern herumzulegen, kann man auch eine Anzahl nicht
                              									unmittelbar zusammenhängender Drahtspiralen, wie in Fig. 7, anwenden.
                           In Fig. 3 Taf.
                              									10 ist ein elektrischer Heizapparat dargestellt, in welchem statt des Drahtes Kohle
                              									als Leiter verwendet ist. Auf der Stange e sitzt ein
                              									Nabenkreuz v aus Isolirmasse. In den gebildeten
                              									Quadranten liegen die Kohlenscheiben n neben einander.
                              									Das Ende einer derart aus Kohlen gebildeten Säule wird mit den Klemmschrauben des
                              									Apparates in Verbindung gebracht. Durch ein längeres Verbindungsstück s aus Kohle wird der Strom in die nächstliegende
                              									Kohlensäule übergeführt u.s.w.; auf diese Weise gelangt derselbe durch sämmtliche
                              									Kohlensäulen des Heizapparates hindurch. Auch können Kohlenstangen oder Fäden
                              									verwendet werden. In der Form von Pulver kann man die Kohle ebenfalls benutzen; der
                              									Theil v muſs dann zum Zusammenhalten des Pulvers
                              									construirt sein. Endlich kann auch ein Gemisch aus Kohle und Halb- oder Nichtleitern
                              									Anwendung finden.
                           In dem für gröſsere Räume bestimmten Ofen liegen mit
                              									Heizkörpern e (Fig. 4 und 5 Taf. 10) verbundene,
                              									theilweise mit Wasser gefüllte Rohre to, wodurch die in dem Drahte erzeugte Wärme an
                              									die Luft übertragen werden soll. Kalanderwalzen u. dgl.
                              									sollen, wie aus beistehender Skizze ersichtlich ist, durch eine eingeschobene
                              									Drahtspirale erwärmt werden. Rose will sogar Dampfkessel in entsprechender Weise heizen (vgl. Davis 1879 234 492.
                              									Uebersicht 1882 246 327).
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 254, S. 121
                              
                           Eine gute Dynamomaschine gibt etwa 80 Proc. Nutzwirkung; wenn nun auch 0,8 der
                              									Elektricität in Wärme umgesetzt werden, so entspricht dies für 1e stündlich etwa 400°. Für beste Dampfmaschinen
                              									sind dazu 1,5 bis 2k Kohlen, entsprechend 12000
                              									bis 15000° erforderlich (vgl. 1883 249 181), so daſs sich
                              									eine Ausnutzung des aufgewendeten Brennstoffes von kaum 3 Proc. ergibt.
                              									Berücksichtigt man noch die Betriebskosten, so ist an eine Verwendung der
                              									Elektricität zum Kochen und Braten, zum Heizen der Zimmer u. dgl. nicht zu denken.
                              									Wie vortheilhaft stellt sich dagegen die Verwendung von Leuchtgas (vgl. F. Fischer 1883 249
                              									381)!
                           A.
                                    											Storbeck in Berlin (* D. R. P. Kl. 45 Nr. 26551 vom 20. Juli 1883) will einen Brutapparat mit elektrischer Erwärmung der Geflügeleier
                              									versehen. Die dazu erforderliche Batterie von 3 oder mehr Bunsen'schen Elementen soll alle 12 Stunden erneuert werden. – Die
                              									praktische Brauchbarkeit dieses Apparates erscheint danach doch zweifelhaft.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
