| Titel: | Einwirkung doppelt schwefligsaurer Salze auf Chlorate. | 
| Fundstelle: | Band 254, Jahrgang 1884, S. 226 | 
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                        Einwirkung doppelt schwefligsaurer Salze auf
                           								Chlorate.
                        Prud'homme, über Einwirkung der Schwefligsäure auf
                           								Chlorate.
                        
                     
                        
                           M.
                                    											Prud'homme liefert im Bulletin de
                                       												Mulhouse, 1884 S. 436 einen kleinen Beitrag zur
                              									Kenntniſs der reducirenden Wirkungen der Schwefligsäure bezieh. der sauren Salze
                              									derselben. Freie Schwefligsäure gibt mit Chlorsäure Schwefelsäure und
                              									Chlorwasserstoffsäure. Die Bisulfite der Alkalien hingegen reduciren die Chlorate
                              									nur in unvollständiger Weise, welche in folgenden Gleichungen ihren Ausdruck findet:
                              										NaClO3 + NaHSO3
                              									= HClO2 + Na2SO4 und NaClO3 +
                              										2NaHSO3 = HClO + Na2SO4 + NaHSO4. Das im letzteren Falle gebildete Natriumbisulfat kann wiederum auf
                              									Bisulfit einwirken und daraus SO2 frei machen,
                              									welche ihrerseits reducirend auftreten wird.
                           Gieſst man 30°-Natriumbisulfit in eine concentrirte Lösung von chlorsaurem Natrium
                              									(z.B. 100g in 1l), so findet heftige Einwirkung statt, namentlich, wenn die Lösung des
                              									Chlorates schon vorher warm war. Das Bisulfit muſs in kleinen Gaben zugefügt werden;
                              									die Flüssigkeit wird sich bald von selbst bis zum Sieden erhitzen. Finden sich auf
                              									dem Boden des Gefäſses noch ungelöste Chloratkrystalle, so bewirken dieselben bei
                              									ihrer Berührung mit dem Bisulfit eine Reihe kleiner Explosionen.
                           Während der Dauer der Einwirkung entwickelt sich ein starker Geruch nach
                              									Chloroxydationsproducten und nach Schwefligsäure. Die Flüssigkeit entfärbt Indigo
                              									und andere Farbstoffe und verwandelt die Cellulose in die von G. Witz beschriebene Oxycellulose, welche durch ihre
                              									Anziehung des Methylenblau (vgl. 1883 250 271. 1884 254 42) u.s.w. leicht zu erkennen ist. Mit Anilinsalzen
                              									gibt die Chlor haltige Flüssigkeit Anilinschwarz; diese Bildungsweise des letzteren
                              									Farbstoffes ist insofern bemerkenswerth, als dieselbe durch Bisulfit hervorgerufen
                              									wird; sie bestätigt auſserdem die von Rosenstiehl
                              									aufgestellte Theorie über die Bildung von Anilinschwarz durch verschiedene
                              									Chloroxydationsstufen (vgl. 1877 223 638).
                           Läſst man Chlorat und Bisulfit in Gegenwart von Alkohol auf einander einwirken, so
                              									bilden sich u.a. gechlorte Aether. Das Gemisch von Natriumchlorat und
                              									Natriumbisulfit läſst nach stattgehabter Einwirkung Krystalle von Na2SO4
                              									anschieſsen.