| Titel: | Ueber Neuerungen an Backöfen. | 
| Fundstelle: | Band 254, Jahrgang 1884, S. 250 | 
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                        Ueber Neuerungen an Backöfen.
                        (Patentklasse 2. Fortsetzung des Berichtes Bd. 247
                           								S. 30.)
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									18.
                        Ueber Neuerungen an Backöfen.
                        
                     
                        
                           M.
                                    											Fischer in Berlin (* D. R. P. Nr. 22987 vom 13. Januar 1883) will bei seinem Backofen mit Gasfeuerung durch geeignete Zuführung
                              									erhitzter Verbrennungsluft zu den Brenngasen eine so hohe Wärme erzielen, daſs der
                              									Ofen sehr bald die erforderliche Temperatur von 200 bis 250° hat. Die Brenngase
                              									werden dem Ofen durch den Kanal a (Fig. 1 bis 3 Taf. 18) zugeführt,
                              									welcher nahe der vorderen Stirnseite des Ofens in diesen hineinreicht und sich nach
                              									der Herdsohle b in der ganzen Breite derselben mittels
                              									einer schlitzartigen Mündung c öffnet. Die zur
                              									Verbrennung erforderliche Luft gelangt durch mit Schiebern versehene Kanäle d in den Ofen und wird durch Röhren e, f und g dicht unter dem
                              									Gewölbe des Ofens geführt und dabei durch die Generatorgase erhitzt. Endlich gelangt
                              									die Luft seitlich des Mundloches durch Kanäle h in die
                              									längs der Mündung c des Kanales a befindlichen Röhren i und strömt durch
                              									Längsschlitze s in die Mündung, um sich mit den
                              									Brenngasen zu mischen. Die Verbrennungsgase entweichen durch Oeffnungen v in den Raum m und aus
                              									diesem durch Kanäle n unterhalb der Herdsohle nach vorn
                              									in den Sammelkanal o, welcher mit dem Schornsteine in
                              									Verbindung steht. Ist der Ofen genügend erhitzt, so werden die Zuführungen der
                              									Brenngase und der Verbrennungsluft abgesperrt und auſserdem die Mündung c durch einen Deckel in Höhe der Herdsohle wie auch
                              									durch Sanddichtung abgeschlossen.
                           
                           Der Nutzen, welchen die Vorwärmung der Luft in den Rohren e,
                                 										f und g bringt, wird übrigens nicht groſs
                              									sein, da die an die Luft übertragene Wärme doch dem Backraume selbst entnommen
                              									wird.
                           Nach H. Linke in Breslau (* D. R. P. Zusatz Nr. 26393
                              									vom 14. Februar 1883, vgl. 1883 247 * 30) kann die
                              									seitlich angebrachte Oberfeuerung R, wie Fig. 4 Taf. 18
                              									zeigt, auch für mehrere über einander liegende
                              									Backräume A angewendet werden.
                           H.
                                    											Hilke in Wien (* D. R. P. Nr. 23948 vom 31. December 1882) hat bei sogen. Etagen-Backöfen zur Ermöglichung eines ununterbrochenen
                              									und sparsamen Betriebes zwei Feuerungen angebracht, deren jede mit dem die
                              									Backherdräume umgebenden Heizkanalsysteme in Verbindung steht, also mit der anderen
                              									abwechselnd in Verwendung kommen kann, während eine zwischen der unteren
                              									Backherdsohle und den Feuerungen angeordnete Fluſskieselschicht als Wärmespeicher
                              									dient und die Temperatur auch bei unterbrochener Zufuhr von Heizmaterial durch
                              									längere Zeit auf gleicher Höhe hält. – Die ganze Anlage zeichnet sich nicht gerade
                              									durch Einfachheit aus.
                           C. Th.
                                    											Seidel in Dresden (* D. R. P. Nr. 27496 vom 18. November 1883) stellt an Backöfen mit Unterfeuerung die Sohle des Backraumes
                              									möglichst dünn her, damit die Hitze leicht an letzteren abgegeben wird. Der Backraum
                              										A (Fig. 5 bis 7 Taf. 18) ruht mit seiner
                              									Sohle auf parallele Kanäle i bildenden Steinen, während
                              									der eigentliche Backherd durch Steinwürfel in einiger Entfernung von der Sohle
                              									gehalten wird, so daſs der Hohlraum w entsteht. Zu
                              									beiden Seiten des Backraumes A werden die Kanäle z gebildet, durch welche die in dem Räume w durch die in den Kanälen i hinziehenden Feuergase erhitzte Luft aufsteigt und in den Backraum A eintritt. Die Sohle des Raumes c ist an beiden Seiten mit einer Oeffnung versehen, die
                              									mittels durch Handhebel h stellbare Klappen v verschlossen werden kann und durch welche die Hitze
                              									nach beendigter Feuerung direkt in den Hohlraum w
                              									bezieh. A geleitet werden kann.
                           An die Kanäle i, unter welchen sich im hinteren Theile
                              									des Ofens ein Reinigungskanal x quer hinzieht,
                              									schlieſsen sich die an der Backraumrückwand aufsteigenden Kanäle c an, welche bis zu den über der von Längs- und
                              									Quereisenträgern getragenen Backraumdecke liegenden Kanälen a mit Reinigungsöffnungen y führen. Die
                              									Kanäle c und a sind derart
                              									eingerichtet, daſs die in je zwei Kanälen i und c hinstreichende Hitze in je einem der Kanäle a nach vorn geht, dort umkehrt und in einem zweiten der
                              									Kanäle a nach hinten streicht, wie linksseitig in Fig. 7 durch
                              									Pfeile angegeben ist, um in den in den Schornstein S
                              									einmündenden Sammelkanal n zu entweichen. Von der
                              									Wasserpfanne e führt ein Rohr d nach dem Dampfentwickler f. Das Rohr g bringt den Dampf in den Backraum A, während die in den Sammelkanal n ausmündende Dampfableitung o durch Kegelventile und Zugvorrichtung b
                              									geregelt wird.
                           
                           A.
                                    											Wikart in Einsiedeln, Schweiz (*
                              										D. R. P. Nr. 23568 vom 31. Januar 1883) schlägt einen
                              										Backofen vor, dessen Backraum von einer eisernen Muffel gebildet wird, welche von einer zweiten
                              									Muffel umgeben ist, so daſs der so entstandene Hohlraum mit einer bei 250 bis 300°
                              									oder darüber siedenden Flüssigkeit angefüllt werden kann, um die Wärme der zu
                              									backenden Waare zu übertragen. Diese Flüssigkeit (z.B. eine Salzlösung, wie etwa
                              									Chlorzink oder Fette und Oele, Glycerin, schwere Kohlenwasserstoffe, leicht flüssige
                              									Metalle oder Legirungen) wird entweder indirekt auſserhalb des eigentlichen Ofens,
                              									oder direkt durch den äuſseren Mantel umspülende Heizgase erwärmt und dient somit
                              									nicht nur zum Uebertragen der Wärme, sondern auch zur Wärmeaufspeicherung.
                           E.
                                    											Jäger in Plauen bei Dresden (* D. R. P. Nr. 26945 vom 27. Juni 1883) will sich zum Backen,
                              									der Hitze des gespannten Dampfes in Hohlplatten
                              									bedienen. Bei den zu diesem Zwecke verwendeten Hohlplatten oder Backformen ist die
                              									untere Hohlplatte a (Fig. 8 Taf. 18)
                              									feststehend, die obere Hohlplatte b abhebbar, was
                              									mittels über Rollen geführter Ketten und eines Gegengewichtes bewirkt wird. Behufs
                              									dichten Schlusses der Hohlplatten auf einander kann die obere mit Gewichten belastet
                              									werden. In die Hohlplatten tritt durch die Rohrleitung c Dampf ein, welcher mit dem Condensationswasser bei d abströmt. Es können auch zur gesonderten Ableitung
                              									des niedergeschlagenen Wassers Röhrchen e angebracht
                              									werden.
                           Der Teig wird bei gehobener Platte b auf die Platte a gegossen, die Platte b
                              									dann wieder niedergelassen, mit Gewichten belastet und der Dampf in die vorher
                              									bereits gut geheizten Platten so lange eingelassen, bis der Backprozeſs vollendet
                              									ist. Nach Entfernung der Gewichte und Heben der Platte b läſst sich das Gebäck von a leicht abheben.
                              									Die Hohlplatten können auch an einem Ende mit einem Gelenke verbunden und durch
                              									entsprechende Klemmvorrichtungen verschlossen werden.
                           Die mit diesem Verfahren angestellten Versuche sollen in der Waffelbäckerei ergeben haben, daſs mit Dampf von 6at Druck der Backprozeſs sich fast ebenso schnell
                              									vollzieht wie bei Anwendung direkter Hitze des Feuers, wobei in Betracht zu ziehen
                              									ist, daſs der hohe Druck die Anfertigung der Formen mit hohlen Wänden aus starkem
                              									Eisenblech erfordert, durch welche hindurch die Hitze des Dampfes auf den
                              									Teigübertragen werden muſs.
                           Allerdings wird auf diese Weise das Verbrennen des Gebäckes völlig verhütet; dennoch
                              									wird das Verfahren wohl nur beim Groſsbetriebe in Frage kommen können.
                           D.
                                    											Grove in Berlin (* D. R. P. Nr. 27830 vom 30. Oktober 1883) will bei Backöfen
                              									die erforderliche Wärme durch überhitzte Luft aus einer Luftheizkammer derart zuführen, daſs die heiſse Luft durch Kanäle
                              									veranlaſst wird, von auſsen um den Backraum herum zu kreisen, die Wärme an denselben
                              									abzugeben, nach unten zu fallen und sich von Neuem an der unterhalb des Backraumes in der
                              									Luftheizkammer angeordneten Heizvorrichtung zu erhitzen und das Spiel ununterbrochen
                              									zu wiederholen.
                           Unter dem eigentlichen Backraume A (Fig. 9 bis 11 Taf. 18) befindet sich
                              									eine Luftheizkammer b, deren Luft durch einen mit
                              									Feuerung h versehenen Heizapparat c erhitzt wird. Die erhitzte Luft der Luftkammer b steigt durch den Spalt o
                              									unter den Backraum A und vertheilt sich von hier in die
                              									Kanäle e, welche denselben an den Seiten und oben
                              									umgeben. Nachdem die erhitzte Luft an den Backraum A
                              									ihre Wärme abgegeben hat, gelangt dieselbe durch den Spalt k in die Kanäle f, fällt in denselben nach
                              									unten, um der Luftheizkammer b wieder zugeführt und
                              									durch den Heizapparat wieder erwärmt zu werden. Die Wände des Backraumes A sind mit einem Materiale bekleidet, welches Wärme
                              									schlecht leitet und, wie in der Zeichnung bei d
                              									gezeigt, da am stärksten ist, wo die erhitzte Luft die höchste Temperatur hat, und
                              									da entsprechend geringer, wo dieselbe schon abgekühlt ist. Die Kanäle f für die herabsinkende Luft sind gegen die strahlende
                              									Wärme des Heizapparates c durch die Schichten g geschützt, so daſs ein umgekehrter Luftstrom bezieh.
                              									eine Wirbelbildung nicht stattfinden kann.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
