| Titel: | Ueber die Verwerthung der Hochofengase. | 
| Autor: | F. | 
| Fundstelle: | Band 254, Jahrgang 1884, S. 254 | 
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                        Ueber die Verwerthung der Hochofengase.Die Ausnutzung der Gichtgase zur Erwärmung des Gebläsewindes bei Hochöfen ist
                                 										bereits im J. 1832 durch Faber du Faur in
                                 										Wasseralfingen eingeführt worden und die betreffende Anlage in D. p. J. 1834 52 * 100
                                 										dargestellt.
                           							
                        Mit Abbildungen im Texte und auf Tafel 19.
                        Ueber die Verwerthung der Hochofengase.
                        
                     
                        
                           Nachdem R. Bunsen (1839 72
                              									441) gezeigt hatte, daſs die Hochofengase noch erhebliche Mengen von Kohlenoxyd,
                              									Methan und Wasserstoff enthalten, wurde die allgemeine Aufmerksamkeit auf die
                              									bereits von Aubertot, Curaudau u.a. (vgl. 1837 65 235) empfohlene Verwendung der Hochofengase als
                              									Brennstoff gelenkt. M. Berry (1839 72 * 120) und in ähnlicher Weise Baudelot (1841 79 77) saugten die aus der Gicht
                              									entweichenden Gase durch ein Gebläse ab und führten dieselben in den Hochofen zurück
                              									bezieh. den verschiedenen Feuerstellen zu.
                           Es folgen nun die Untersuchungen über die
                              									Zusammensetzung und den Brennwerth der Hochofengase von Ebelmen (1842 85 33. 1844 92 297. 1851 119 351), Gruner (1871 202 160. 1872 204 39. 1876 220 247), Kent (1875 218 332), Wolters (1876 222 329), Dürre (1876 220 513. 222 539. 1883 248 122), Jaumain (1882 246 141), J. L. Bell (1882 246 474),
                              										Schellhammer u.a. (vgl. Jahresbericht der chemischen Technologie, 1882 S. 59).
                           M. Poole (1842 86 * 92)
                              									entnahm die Gase in einiger Entfernung unter der Gicht und führte dieselben den
                              									Puddel- und Schweiſsöfen sowie den Dampfkesseln zu. Das Verfahren rührt von Faber du Faur in Wasseralfingen her und wird von Delesse (vgl. 1843 88 * 264)
                              									eingehend beschrieben. Entsprechende Einrichtungen
                              									werden dann von Pfort (1843 88 * 276), Sire (1843 89 * 119), Budd (1848 109 478), Levi (1850 116 * 363), Darby (1850 116 * 368), Blackwell (1853 127 * 261), Levick und James (1857 146 * 203), Parry (1859 151 * 35), Mauclère (1859 154 * 100),
                              										Turley (1860 156 * 194),
                              										Stein (1860 157 * 438),
                              										Ihme (1861 161 * 350),
                              										Lloyd (1861 161 * 353),
                              										Langen (1862 165 * 25),
                              										J. Jacobi (1870 198 *
                              									131), Sparrow (1873 207 *
                              									313), Buderus (1875 215 *
                              									306), Frew (1878 228 * 326),
                              										Sattler 1878 230 * 411)
                              									bezieh. Schlink (1882 246 *
                              									147) angegeben. Zum Rösten der Eisenerze wurden die
                              									Hochofengase ebenfalls bald verwendet (vgl. 1851 120 237)
                              									und wurden derartige Anlagen namentlich von Houldsworth
                              									(1853 127 * 116) angegeben; Cowper (1860 158 * 104), Whitwell (1870 197 * 315)
                              									u.a. empfehlen sie namentlich zur Winderhitzung.
                           Die Verbrennung der Hochofengase wird erschwert durch die Gegenwart von Flugstaub,
                              									Wasserdampf und Kohlensäure.
                           Zur Abscheidung des FlugstaubesVgl. Pattinson 1877 223 * 473. Gruner 1877 225 401. Limbor
                                       												1882 245 393. L.
                                          													Schneider 1884 252
                                       										517. leitet Macco (1884 251 355) die Gase durch Schlacken, Reisig u. dgl. Nach
                              										O. Schrader in Zabrze und 
                              									H.
                                    											Macco in Siegen (* D. R. P. Kl. 18 Nr. 28003 vom 13. Januar 1884) treten die
                              									aus dem Hochofen entweichenden Gichtgase zunächst in einen weiten Behälter A (Textfig. 1). In Folge
                              									der verringerten Geschwindigkeit fällt die schwere Asche in den Ofen zurück, während
                              									die nur noch leichteren Flugstaub enthaltenden Gichtgase durch das Sammelgefäſs B in das Rohrsystem C und
                              										D treten. Die beiden Rohre C und D sind durch Böden in verschiedene
                              									Kammern a getheilt, welche durch Stutzen e mit einander verbunden sind. Die Gase werden dadurch
                              									gezwungen, eine Schlangenbewegung auszuführen und der mitgerissene Flugstaub setzt
                              									sich in den Aschenfängen der einzelnen Kammern ab. Durch passend angeordnete
                              									Oeffnungen werden die Kammern gereinigt.
                           
                              
                              Fig. 1., Bd. 254, S. 255
                              
                           
                              
                              Fig. 2., Bd. 254, S. 255
                              
                           In Textfig. 2 besteht die Abänderung darin, daſs diese
                              									Rohre in einen Kasten verwandelt sind, der durch neben einander und absatzweise über
                              									einander angeordnete Kammern a den Gasen einen längeren
                              									und mehr gewundenen Weg vorschreibt. Durch Aschenfänge sowie durch
                              									Reinigungsöffnungen ist auch hier für Entfernung der niedersinkenden Flugasche
                              									gesorgt.
                           K. Möller empfiehlt in der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1884 * S. 263 die
                              									Hochofengase durch Schlackenwolle zu filtriren. Ist die
                              									Oberfläche dieser Trockenreiniger so groſs, daſs die Gase auf Temperaturen unter
                              									100° abgekühlt werden, so wird auch ein Theil des Wassers, bei Verwendung von
                              									Steinkohlen auch Theer und Ammoniak abgeschieden; vollständiger geschieht dies durch
                              									gleichzeitige Verwendung von Wasser.Der Vorschlag von Kosmann in der Zeitschrift des Oberschlesischen Berg- und
                                       												Hüttenvereins, 1883 S. 156, den Gichtstaub durch Paraffinöl
                                    											abzuscheiden, scheint noch nicht versucht zu sein.
                           Derartige Kühl- und Waschräume für Hochofengase u. dgl.
                              									beschreibt F. W. Lürmann in Stahl und Eisen, 1884 * S. 35. Danach wird auf den Gartsherrie Eisenwerken
                              									in Schottland nach Vorschlägen des Direktors J.
                                 										Alexander aus den Gasen zweier Hochöfen täglich etwa 1t schwefelsaures Ammonium gewonnen. In den Gasen
                              									der Kokeshochöfen ist noch kein Ammoniak nachgewiesen.
                           Die Textfiguren 3 und 4
                              									zeigen solche Kühl- und Waschräume in Ansicht und Grundriſs. Die Hauptgasleitung G führt die Gase von den Hochöfen durch eine der Menge
                              									der Gase und ihrer Temperatur entsprechende Zahl Leitungen g zu den
                              									Kühlräumen K, deren Einrichtung Luft allein als
                              									Kühlmittel voraussetzt. Die Gase streichen durch diese Kühlräume, deren Röhren
                              									abwechselnd oben und unten mit einander in Verbindung stehen, in der Richtung der
                              									Pfeile. Die untere Verbindung der Röhren dient zugleich als Sammelkasten für die
                              									ausgeschiedene Flüssigkeit (Theer und Ammoniakwasser), welche darin in solcher Höhe
                              									stehen bleiben, daſs die nicht bis auf den Boden reichenden Scheidewände s mit der Flüssigkeit einen Abschluſs bilden und so den
                              									Gasen ihren Weg vorschreiben.
                           
                              
                              Fig. 3., Bd. 254, S. 256
                              
                           
                              
                              Fig. 4., Bd. 254, S. 256
                              
                           Durch einen Ueberlauf u wird wie in Leuchtgasfabriken
                              									das Mehr der ausgeschiedenen Nebenproducte in Sammelgruben T abgeführt. Die Gase gelangen dann durch die Rohre z zu den Waschräumen W. In
                              									diesen sind gelochte Böden aus Holz oder Metall in gewisser Entfernung von einander
                              									und so angebracht, daſs dieselben abwechselnd auf der einen und auf der anderen Seite an die Wandungen
                              									des Waschraumes dicht anschlieſsen. Durch und zwischen diesen gelochten Böden
                              									steigen die Gase von unten nach oben. Indem so die Gase oft ihre Richtung wechseln,
                              									gegen die Böden stoſsen und durch die Löcher derselben gehen, scheiden sich die
                              									Theerreste aus. Ferner tritt oben in den Waschraum W
                              									Wasser durch das Rohr w ein, vertheilt sich auf und
                              									durch die gelochten Böden und löst auf seinem Wege und der groſsen, demselben
                              									gebotenen Oberfläche die Reste von Ammoniak aus den Gasen auf.
                           Durch den Ueberlauf u und v
                              									gelangt der Theer und die Waschflüssigkeit in die Gruben T sowie S, woraus dieselben durch die Pumpe
                              										P so lange wieder gehoben und durch das Rohr w in den Waschräumen W mit
                              									neuen Mengen Gasen in Berührung gebracht werden, bis die gewünschte Anreicherung mit
                              									Ammoniak stattgefunden hat. Die abgekühlten, von Theer und Ammoniak befreiten Gase
                              									werden durch die Rohre x in eine Hauptgasleitung G1 und durch diese bei
                              									Hochöfen zu den Winderhitzern und Kesseln geführt. Soll aus den Hochofengasen nur
                              									der Staub abgeschieden werden, so sind die Waschräume W
                              									entbehrlich; es kann dann aber zweckmäſsig sein, die Gase vor Eintritt in die Kühler
                              									anzufeuchten.
                           Bei dem von Belani vorgeschlagenen Staubanfeuchter bereitet der nach oben ausströmende
                              									Dampf des Dampfrohres d (Fig. 4 Taf. 19) die
                              									Anfeuchtung des Flugstaubes in dem Gasrohre G vor.
                              									Dieselbe wird dadurch vollendet, daſs der nach unten strömende Dampf das aus dem
                              									Rohre w austretende Wasser zerstäubt. Der nasse Staub
                              									sammelt sich in dem Schlammschiffe A. Der folgende
                              									Kühlraum K ist durch Blechwände in schmale Räume
                              									getheilt. Durch die unten und oben offenen Abtheilungen k steigen die Gase auf; in die oben geschlossenen Abtheilungen h wird das Kühlwasser durch mit zwei Reihen seitlicher
                              									Löcher versehene Röhren w an die Auſsenwände der
                              									Gasdurchzugsräume k gespritzt.
                           J. Alexander hat ferner die in Fig. 1 bis 3 Taf. 19 in Grundriſs,
                              									Schnitt und Ansicht dargestellten groſsen Kühl- und
                                 										Waschräume vorgeschlagen. Jeder Kühlraum K hat
                              									zwei Hauptabtheilungen, mit welchen die Gasleitung G
                              									durch senkrechte Rohre g in Verbindung steht.
                              									Wagerechte Scheidewände s scheiden jeden Hauptraum in 4
                              									Unterabtheilungen, in welche das Gas aus der Rohrleitung g durch die Stutzen a gelangt. In jeder
                              									Unterabtheilung sind querdurch metallene, mit kaltem Wasser gefüllte Kühlräume k und h angebracht, welche
                              									seitlich mit den äuſseren Wandungen dicht vernietet sind. Unter den Kühlräumen k und über h ist der
                              									nöthige Raum für den Durchgang der abzukühlenden Gase gelassen, so daſs diese, durch
                              									die Unterabtheilungen von links nach rechts streichend, abwechselnd unten und oben
                              									die Durchgänge unter k und über h benutzen müssen. Diese Kühlräume k und h sind unter sich durch so viel Röhren r mit
                              									einander verbunden, als für die durchlaufende Menge des Kühlwassers nöthig erachtet
                              									werden. Das Kühlwasser wird durch die Leitung w an der
                              									Seite des Kühlraumes zugeführt, an welcher das abzukühlende Gas diese verläſst,
                              									während das Wasser, nachdem es durch die Kühlräume k
                              									und h geflossen ist, aus der Unterabtheilung an der
                              									entgegengesetzten Seite durch die Leitung z fortgeführt
                              									wird. Auf den Auſsenseiten sind auſserdem Ueberläufe u
                              									angebracht, welche die niedergeschlagenen Flüssigkeiten durch die geneigten Rohre
                              										x zu dem gemeinschaftlichen Fallrohre y und so zu der Hauptableitung führen.
                           Die gezeichneten zwei Hauptabtheilungen der Kühlräume K
                              									haben etwa 2200qm von Wasser berührter und 500qm nur von Luft berührter Kühlfläche. Die Gase
                              									verlassen die Unterabtheilungen des Kühlraumes K durch
                              									kurze Rohre o, welche in das senkrechte Rohr p münden. Von diesem führt das Rohr q die Gase in einen Waschthurm W, welcher mit gelochten Böden b aus Holz
                              									oder Metall versehen ist. Diese mit Wasser berieselten Böden b lassen abwechselnd auf der einen und anderen Seite des runden Thurmes
                              									für das Gas Durchgänge und bewirken in bekannter Weise die Ausscheidung der
                              									Theerreste durch Stoſs und Oberfläche.
                           
                              
                              Fig. 5., Bd. 254, S. 258
                              
                           
                              
                              Fig. 6., Bd. 254, S. 258
                              
                           Die in Textfig. 5 und 6
                              									gezeichnete rechteckige Form des Waschthurmes hat den
                              									Vorzug, daſs sich der Gasstrom in dem ganzen Raume des Thurmes besser vertheilt,
                              									weil der Durchgang für das Gas in der ganzen Länge der Böden b eine rechteckige Form, also überall denselben Querschnitt hat, was bei
                              									der Form des Durchganges als Kreisabschnitt in dem kreisförmigen Waschthurme nicht
                              									der Fall ist. Das Gas tritt in den unteren Theil des Thurmes W durch das Rohr g unter die gelochten Böden
                              										b und durch die beschriebenen rechteckigen
                              									Durchgänge, welche diese Böden abwechselnd auf der einen und der anderen Seite im
                              									Thurme in der ganzen Breite desselben lassen, langsam in die Höhe. Um die Reinigung
                              									der gelochten Böden b auch ohne Oeffnen der Mannlöcher
                              									vornehmen zu können, ist am Boden des Thurmes ein Rohr d angebracht, durch welches ununterbrochen oder zeitweise Dampf unter die
                              									Böden b geblasen wird. Der Dampf erwärmt zugleich den
                              									etwa auf den Böden angesammelten verdickten Theer, welcher dadurch flüssiger wird
                              									und dann von dem Waschwasser mit fortgeführt werden kann.
                           Die Reinigungsöffnungen m werden zweckmäſsig zugleich
                              									als Explosionsklappen eingerichtet. In passender Höhe zu jeder Reinigungsöffnung m ist auſsen am Thurme für den Arbeiter eine Bühne t angebracht. Die verschiedenen Bühnen sind durch
                              									Leitern l mit einander verbunden.
                           Diese bequem eingerichtete Reinigung gestattet, die Zwischenräume zweier Böden von
                              									geringer Höhe zu nehmen, also viel solcher Böden anzuordnen. So wird eine häufigere
                              									Stoſswirkung und eine sehr groſse Oberfläche ermöglicht; diese endlich gestatten
                              									Anwendung verhältniſsmäſsig kleiner Waschthürme für eine groſse zu behandelnde
                              									Gasmenge. Die gelochten Böden sind an drei Seiten mit Winkeleisen an den eisernen
                              									Wandungen des Thurmes befestigt und werden auſserdem durch die 4 Säulen s getragen. Das Wasser wird durch das gelochte Rohr w eingeführt und vertheilt sich so auf den gelochten
                              									Böden b; das aufgebogene Ende des Rohres w dient als Abschluſs gegen den Austritt des Gases.
                              									Dieser Waschthurm hat einen Inhalt von etwa 720cbm
                              									und eine äuſsere Oberfläche von etwa 480qm; die
                              									Fläche der 17 Böden b beträgt zusammen 560qm.
                           
                              
                              Fig. 7., Bd. 254, S. 259
                              
                           
                              
                              Fig. 8., Bd. 254, S. 259
                              
                           Bei dem von Alexander construirten cylindrischen Kühler sind, wie aus Textfigur 7 und 8 zu
                              									entnehmen ist, in dem äuſseren Cylinder K 7 innere
                              									Cylinder k angebracht, welche abwechselnd oben und
                              									unten mit einander in Verbindung stehen, so daſs die Gase, welche in den ersten
                              									dieser Cylinder k durch das Rohr g unten ein-, aus den letzten durch das Rohr G oben austreten. Jeder der Cylinder k enthält wieder 7 Rohre v, welche dadurch, daſs dieselben oben und unten offen sind, mit dem mit
                              									Wasser gefüllten Hauptraume K in Verbindung stehen,
                              									also auch Wasser enthalten. Das kalte Wasser wird dem Kühlraume K durch die Rohrleitungen W zu- und das warme Wasser durch w abgeführt.
                              									Die aus den Gasen abgeschiedenen Flüssigkeiten werden durch die Rohre u und z in die Grube S abgeleitet. Der Kühler hat ungefähr 1700qm durch Wasser und etwa 288qm durch Luft gekühlte Fläche, welch letztere auch noch
                              									mit Wasser gekühlt werden kann, so daſs die erstere dann etwa 200qm betragen würde.
                           Um bei Steinkohlen-Hochöfen die Ausbeute an Ammoniak zu
                              									erhöhen, soll aus der um den Ofen liegenden Dampfleitung d (Fig.
                                 										7 und 8 Taf. 19) den 2 bis 3m unter der
                              									Gichtöffnung angebrachten gelochten Röhren r Dampf
                              									zugeleitet werden. Statt dessen kann auch der Dampf durch ein mittleres Rohr e zugeführt werden, welches passend theilweise in das
                              									Gasabzugsrohr G gelegt wird, um dadurch den Dampf zu
                              									überhitzen.
                           Bei den nur mit Luftkühlung versehenen Kühlern von Gebrüder Körting in Hannover treten die Gase durch
                              									Stutzen der Rohrleitung G (Fig. 5 und 6 Taf. 19) in die eine
                              									Reihe der 30cm weiten Röhren des Kühlraumes K und des ebenso eingerichteten damit verbundenen
                              									Waschraumes. Zwischen je 5 der 25 in einer Reihe hinter einander angeordneten Röhren
                              									des Kühlraumes K und auch der 25 Röhren des Waschraumes
                              									sind unten oder oben Scheidewände in den Verbindungsröhren v angebracht, so daſs die in eine Rohrreihe eintretenden Gase gezwungen
                              									sind, in den so gebildeten Unterabtheilungen von je 5 der Rohre auf- und
                              									niederzusteigen.
                           Die gezeichneten 3 Rohrreihen bilden eine Abtheilung der gesammten Kühl- und
                              									Waschräume und die Bewegung der in eine solche Abtheilung eintretenden Gasmenge wird
                              									durch Körting'sche Sauger unterhalten, welche, wenn
                              									nöthig, an verschiedenen Stellen, z.B. zwischen den Kühl- und Waschräumen,
                              									eingeschaltet werden können. Die in jeder Unterabtheilung von 5 Röhren
                              									ausgeschiedenen Flüssigkeiten werden durch Ueberläufer in die Sammelgruben
                              									abgeleitet. Das Ammoniakwasser wird durch Pumpen auf die Höhe der Waschräume gehoben
                              									und fällt in diesen, in seiner Menge begrenzt und zertheilt, nieder. Um den Gasen
                              									und dem Wasser in den Waschräumen groſse Oberflächen zu bieten und eine Stoſswirkung
                              									zu veranlassen, sind die Röhren derselben mit eigens dazu hergestellten Hobelspänen
                              									angefüllt, Jede Rohrreihe kann von der Leitung G durch
                              									Absperrvorrichtungen a abgeschlossen und dann einer
                              									etwaigen besonderen Reinigung unterzogen werden. Die gezeichnete Abtheilung der
                              									Kühl- und Waschräume enthält 450 Röhren von 300mm
                              									lichter Weite und 3m,5 Baulänge und haben diese
                              									mit den Verbindungsröhren v zusammen eine
                              									Kühloberfläche von etwa 1700qm. Diese Kühlräume
                              									haben sich bereits für die Gase der Gasanstalten bewährt.
                           Young und Beilby nehmen mit ihren groſsen gemauerten
                              									Waschräumen auch auf die zur völligen Ausscheidung der Theernebel erforderliche
                              									Geschwindigkeitsverminderung der Gase Rücksicht.
                           In den Raum W (Fig. 10 Taf. 19) treten
                              									die Gase durch den Kanals und die Oeffnungen e, welche
                              									durch Bleiglocken n überdeckt sind. Indem die Gase in
                              									dem Räume W aufsteigen, strömt denselben ein feiner
                              									Regen Wasser oder Säure haltiges Wasser oder Säure entgegen, um die Reste Ammoniak
                              									aufzunehmen. Die Gase treten bei G aus. Die
                              									ausgeschiedene Flüssigkeit wird durch einen Ueberlauf u abgeleitet.
                              									Der Inhalt dieses Waschraumes beträgt 500cbm.
                           Fig. 9 Taf. 19
                              									zeigt mit einander verbundene Waschräume W1 W2 u.s.w. Die Gase
                              									treten durch Rohr g ein, durch G aus und gelangen durch r in den Raum W2
                              									, dann erforderlichenfalls durch Rohr v in den dritten Waschraum u.s.w. bis zum letzten. Das
                              									Wasser oder die Säure haltige Flüssigkeit wird in jeden Waschraum durch Zerstäuber
                              										z in einem feinen Regen eingeführt. Die Anordnung
                              									der Zerstäuber z unten in den Waschräumen und die
                              									höhere Stellung eines jeden der folgenden Räume hat den Vortheil, daſs
                              									Flüssigkeitshebevorrichtungen hier unnöthig werden. Indem die Flüssigkeit vom
                              									letzten Waschräume nach dem ersten (W1) geleitet wird, kommt dieselbe auch nach und nach
                              									mit Gasen zusammen, welche noch reicher an Ammoniak sind, so daſs die Flüssigkeit
                              									sich immer leichter vollständig damit sättigen kann. Jeder der Waschräume hat einen
                              									Inhalt von etwa 300cbm.
                           Ein Hochofen, welcher in 24 Stunden 75t Kokes verbraucht, liefert etwa 355000cbm Gas oder 4cbm,11 in der Secunde. Die
                              									Geschwindigkeit dieser Gase berechnet sich nach dem Querschnitte der Gasleitung. Ist
                              									derselbe z.B. 1qm,22, gleich demjenigen einer
                              									Leitung von 1m,25 Durchmesser, so ist die
                              									Geschwindigkeit = 4,11 : 1,22 = 3m,36 in der
                              									Secunde. Wenn die Temperatur der Hochofengase nur 215° beträgt und die specifische
                              									Wärme derselben 0,237 ist, dann führen dieselben, bis auf 15° abgekühlt, um die
                              									Nebenproducte zu gewinnen, oder den Staub und die Wasserdämpfe auszuscheiden, dem
                              									Kühlmittel in einer Secunde 5,46 × 200 × 0,237 = 259c, in einer Minute 328 × 200 × 0,237 = 15553c und im Tage 472500 × 200 × 0,237 = 22 × 396 × 500c zu. Dies sind auf 1k der im Tage vergasten Kokes 298,2 oder rund 300c. Wenn die Hochofengase allein durch Wasser auf
                              									15° abgekühlt werden sollen, das Kühlwasser mit 15° zu- und mit 70° abläuft, was zu
                              									ermöglichen sein dürfte, wenn genügende Oberfläche vorhanden ist und das Kühlwasser
                              									in umgekehrter Richtung als das Gas strömt, dann würde man in einer Secunde 259 :
                              									(70 – 15) = 4k,71, in einer Minute 282k,78 und im Tage 407209k oder 407cbm,2
                              									Kühlwasser gebrauchen. Dies wäre auf 1k der im
                              									Tage in einem Hochofen vergasten Kokes 5k,43
                              									Wasser, welche zur Kühlung der Gase erforderlich würden. Je gröſser die Kühlfläche,
                              									um so kleiner ist der Wasserbedarf und umgekehrt. Ist die Beschaffung des Wassers
                              									theuer, dann wird man die Kühlflächen vergröſsern müssen und umgekehrt.
                           Die Gröſse der Waschräume ist nach den Anforderungen der
                              									Leuchtgasfabrikation so zu bemessen, daſs das Gas 10 bis 12 Minuten in denselben
                              									verweilt, oder daſs für 100cbm der in 24 Stunden
                              									erzeugten Gase mindestens 0cbm,5 Waschraum
                              									vorhanden sind. Groſse Räume, in welchen die abgekühlten Gase zur Ruhe kommen und
                              									Zeit zur Ausscheidung der Theernebel finden, scheinen für vollkommene Gewinnung des
                              									Theers von allergröſster Wichtigkeit.
                           Während der gröſsere Theil der beschriebenen Waschräume in Eisen construirt gedacht
                              									sind, wird man da, wo Wasser billig ist, oder wo Säuren zur Aufnahme des Ammoniaks
                              									angewendet werden, die Waschräume aus Mauerwerk herstellen und im letzteren Falle
                              									inwendig etwa mit Asphalt verputzen.
                           J. v. EhrenwerthJ. v. Ehrenwerth: Die Regenerirung der
                                          													Hochofengase. (Leipzig 1883. A.
                                          													Felix.) empfiehlt die Regenerirung der Hochofengase, wobei Verfasser zunächst die Verhältnisse
                              									der alpinen Holzkohlen-Hochöfen im Auge hat, daher annimmt, daſs die Erze heiſs
                              									gegichtet werden und daſs auch der Zuschlag kein Wasser enthalte, während der Wassergehalt der
                              									atmosphärischen Luft vernachlässigt wird. Verfasser berechnet nun die
                              									Zusammensetzung der Gichtgase eines Hochofens zu:
                           
                              
                                 Gichtgase
                                 Für 100 Roheisen
                                 Für 100 Gichtgase
                                 Kohlenstoff
                                 
                              
                                 Kohlensäure
                                   82,10
                                   24,23
                                   5,62
                                 
                              
                                 Kohlenoxyd
                                   96,58
                                   20,60
                                 10,59
                                 
                              
                                 Kohlenwasserstoff CH4
                                     1,50
                                     0,38
                                   0,28
                                 
                              
                                 Wasserstoff
                                     0,82
                                     0,21
                                 –
                                 
                              
                                 Stickstoff
                                   217,52
                                   54,58
                                 –
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 –––––
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 398,52
                                 100,00
                                 16,49.
                                 
                              
                           Die dem Hochofen zuzuführende Menge Wind beträgt 282k,32 oder 218cbm,2 von 0° und 760mm Barometerstand. Im Vergleiche mit
                              									Generatorgasen legt v. Ehrenwerth folgende Werthe für
                              									die Zusammensetzung und den Brennwerth der Gase seinen weiteren Betrachtungen zu
                              									Grunde:
                           
                              
                                 
                                 Generatorgase aus
                                 Hochofen-Gichtgase
                                 
                              
                                 Kokes
                                 Stein-Kohle
                                 Gewöhn-liche
                                 Voll-kommenregenerirt
                                 Praktischregenerirt
                                 
                              
                                 KohlenoxydKohlensäureLeichter
                                    											KohlenwasserstoffWasserstoffStickstoff
                                   33,8    1,3    –    0,1  64,8
                                   25,0    6,5    1,5    0,5  66,5
                                   24,23  20,60    0,38    0,21  54,58
                                     42,42      0,00      0,21      0,15    57,22
                                   34,87    8,37    0,28    0,18  56,30
                                 
                              
                                 Summe
                                 100
                                 100
                                 100
                                   100
                                 100
                                 
                              
                                 1k Gas gibt c
                                 841
                                 920
                                 688
                                 1087
                                 923
                                 
                              
                           Um nun die obigen 20,6 Th. Kohlensäure der Gichtgase wieder in Kohlenoxyd
                              									überzuführen, sind theoretisch 5,62 Th. Kohlenstoff erforderlich, auſserdem aber
                              									auch an Reductionswärme 17613c für je 100k Hochofengase. Es wird nun aber angenommen, daſs
                              									praktich ein Gas gewonnen werde, welches 8,37 Gew.- oder 5,3 Vol.-Proc. Kohlensäure
                              									enthält. Hierzu wären erforderlich 9684°, oder wenn 30 Procent der erzeugten Wärme
                              									verloren gingen, 13834°. Um diese zu erzeugen, müſsten Kohlen ebenfalls im obigen
                              									Verhältnisse CO2 : CO = 0,55 vergast werden, oder
                              									86,7 Proc. zu Kohlenoxyd, 13,3 Proc. zu Kohlensäure, so daſs 1k Kohlenstoff nur 3219c entwickelt. Es sind dann für 100k
                              									Gichtgase erforderlich: für die Regeneration 3k,09, für die Wärmeerzeugung 4k,30
                              									Kohlenstoff oder 9k,24 Kokes.
                           Zur Ausführung dieser Regeneration sollen Schachtöfen verwendet werden, welche durch
                              									den Gichtverschluſs F (Fig. 11 und 12 Taf. 19)
                              									mit Kokes, Holzkohlen o. dgl. gefüllt werden. Durch die Leitung w und die Formen v wird
                              									Luft eingeblasen; die Gichtgase gelangen durch Leitung g und Formen e in den Ofen, während die
                              									regenerirten Gase bei G entweichen. Soll die Schlacke
                              									bei s durch Abstechen entfernt werden, so werden die
                              									Windformen dem Boden ziemlich nahe gelegt, um die Schlacke flüssig zu erhalten. Die
                              									Gasformen können etwa 10 bis 20cm höher liegen
                              									oder auch wohl unter den Windformen oder neben diesen, in welchem Falle man denselben am besten sehr
                              									breite Querschnitte gibt, so daſs die Einströmung auf einem groſsen Theile des
                              									Umfanges des Regenerators erfolgt.
                           Will man nicht ununterbrochen arbeiten, was in mancher Richtung Vortheile bietet, so
                              									kann derselbe Regenerator verwendet werden; derselbe wird dann abwechselnd durch
                              									Wind geheizt, wenn der Apparat entsprechend heiſs ist, der Wind bis auf eine sehr
                              									geringe Menge eingestellt und dann durch Durchleiten der Gase deren Regenerirung
                              									bewirkt. Ist der Apparat hierdurch wieder so abgekühlt, daſs die Regenerirung
                              									leidet, so folgt abermals die Heizung u.s.f. Bei unterbrochenem Betriebe müssen
                              									mindestens 2 Regeneratoren vorhanden sein, wovon der eine geheizt wird, während der
                              									andere regenerirt. Es wäre aber zweckmäſsig, mehrere Apparate, etwa 3 bis 4,
                              									anzulegen, wodurch man nebst anderen Vortheilen, an Gleichmäſsigkeit der Gase
                              									gewinnt. Während der Heizung wirkt der Regenerator wie ein gewöhnlicher Generator,
                              									die Gase werden daher auch mit den anderen zusammengeleitet und verwendet.
                           J. v. Ehrenwerth hält diese Regenerirung besonders
                              									wichtig für solche Anlagen, welche einen Theil der Gichtgase unbenutzt entweichen
                              									lassen, welche also, wie viele alpinen Holzkohlen-Hochöfen Wasser als Betriebskraft
                              									verwenden. Die regenerirten Hochofengase sollen namentlich für das
                              									Siemens-Martin-Verfahren verwendet werden.
                           Die Angabe, daſs die Regenerirung von 100k
                              									Gichtgasen mit 9k,24 Kokes ausführbar sei, ist
                              									wohl zu niedrig gegriffen. Die Gase der meisten Hochöfen enthalten erhebliche Mengen
                              									Wasserdampf; wird dieser Dampf durch Abkühlung ausgeschieden, so geht damit die
                              									erhebliche Eigenwärme der Gase verloren; wird der Dampf aber mit zur Regeneration
                              									geführt, so erfordert derselbe erheblichen Brennstoffaufwand, welcher nur zum Theile
                              									wieder verwerthbar ist. Immerhin ist dieser Vorschlag der Regenerirung der
                              									Hochofengase bemerkenswerth.
                           F. Lürmann macht in der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1884 S. 323 den Vorschlag,
                              									die regenerirten Hochofengase wieder in den Hochofen einzublasen. Danach hat das
                              									Gemenge der Gase, welches im Hochofen theils durch Einblasen von atmosphärischer
                              									Luft und theils durch Einblasen der Gichtgase entstehen würde, weniger
                              									Stickstoffgehalt als die bisher zur Reduction der Erze benutzten, allein durch
                              									Vergasung von Kohlenstoff mit atmosphärischer Luft entstandenen Gase. Dieses
                              									Gasgemenge mit geringem Stickstoffgehalt nimmt in der Reductionszone des Hochofens
                              									den entsprechenden Sauerstoffgehalt aus den Erzen und weiter Kohlensäure aus der
                              									Beschickung auf und kommt als Gichtgas mit einem noch geringeren Gehalte an
                              									Stickstoff wieder in den Hochofen zurück.
                           In diesem Kreislaufe soll sich der Stickstoffgehalt der Gichtgase und demzufolge also
                              									der in dem Hochofen zur Reduction benutzten Gase um ein wesentliches, entsprechend
                              									dem Mitverbrauche von Gasen, verringern, die Reductionsfähigkeit derselben sich also
                              									wesentlich erhöhen lassen. Der absolute Brennmaterialverbrauch des Hochofens würde
                              									durch diesen Umstand und durch Wiederbenutzung des in den Hochofengasen enthaltenen
                              									gasförmigen Kohlenstoffes den jeweiligen Verhältnissen entsprechend vermindert
                              									werden können. Ein dem direkt verbrannten Kohlenstoffe entsprechender Antheil
                              									Gichtgase wird nach Lürmann wie bisher zu Zwecken der
                              									Winderhitzung und Dampferzeugung verwendbar bleiben. (Vgl. Schinz 1868 189 513. 1869 191 * 283.)
                           
                              
                                 F.
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
