| Titel: | Ueber die Verwendung der Elektricität zur Herstellung und Untersuchung von Metallen. | 
| Fundstelle: | Band 254, Jahrgang 1884, S. 296 | 
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                        Ueber die Verwendung der Elektricität zur
                           								Herstellung und Untersuchung von Metallen.
                        Mit Abbildung.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 209 d.
                           								Bd.)
                        Elektricität zur Herstellung und Untersuchung von
                           								Metallen.
                        
                     
                        
                           Zur Verarbeitung Gold haltiger Erze u. dgl. beabsichtigt
                              										H. R. Cassel in New-York (Nordamerikanisches
                              									Patent, 1884 Nr. 300950 und 300951), das gepulverte Erz in einer kreisenden Trommel
                              									mit einer Salzlösung zu behandeln, in welcher durch einen elektrischen Strom Chlor
                              									entwickelt wird. Die durch secundäre Prozesse gebildeten Säuren können durch Kalk
                              									neutralisirt werden.
                           Nach fernerem Vorschlage Cassel's (* D. R. P. Kl. 40 Nr.
                              									27603 vom 26. September 1882) soll die Lösung von Metall-Legirungen und die Abscheidung von Arsen, Antimon, Palladium,
                              									Tellur, Schwefel, Phosphor u. dgl. durch Elektrolyse in verdünnter Schwefelsäure von
                              									6° B. ausgeführt werden. Diese wird in einen Trog gefüllt, auf dessen Rande zwei
                              									dicke, mit den Polen einer Dynamomaschine verbundene Drähte b und c liegen. Dann werden in Form eines
                              									schmalen Kastens aus dünnem Holze, welches keine Risse oder Löcher haben darf, oder
                              									aus gut gegerbtem Leder hergestellte Dialysatoren n
                              									eingehängt und ebenfalls mit Säure gefüllt, worauf man dazwischen die Platten des zu
                              									verarbeitenden Metalles an mit b verbundene Kupferstäbe
                              										e hängt, an die mit c
                              									verbundenen Stäbe a aber Kohleplatten.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 254, S. 296
                              
                           Nach Cassel's Angabe wird nun das
                              									Wasser durch den Strom in Sauerstoff und Wasserstoff zersetzt; der Sauerstoff geht
                              									zur Anode und löst die in Schwefelsäure auflösbaren Metalle auf. Die aufgelösten
                              									Metalle wollen nun an
                              									die Kathode gehen, können aber nicht durch den Dialysator hindurch, welcher, wenn
                              									gut ausgeführt, unter Einfluſs des elektrischen Stromes auch nicht die geringste
                              									Spur der aufgelösten Metalle hindurchläſst. Der Wasserstoff hingegen geht durch den
                              									Dialysator an die Kathode und nimmt die positivsten Metalle, welche in der Anode
                              									enthalten sind, mit sich, wie z.B. Palladium o. dgl. bezieh. die Metalloide
                              									Schwefel, Phosphor, Arsen, Antimon, Tellur. Diese Stoffe läſst der Wasserstoff in
                              									Form eines schwarzbraunen Schlammes im Dialysator zurück und entweicht als Gas frei
                              									in die Luft. Dies geht so lange vor sich, bis die Lösung gesättigt oder das Metall
                              									aufgelöst ist.
                           Das Gold, welches von der Schwefelsäure nicht angegriffen wird,
                              									wird durch den Sauerstoff in Form eines schwarzen Pulvers hinweg geschleudert und
                              									fällt dann auf ein am Boden des Gefäſses angebrachtes Filter. Wenn die Lösung
                              									genügend gesättigt ist, wird sie abgezogen und kann dann in jeder beliebigen Weise
                              									behandelt werden, um die darin enthaltenen Metalle wieder zu gewinnen. – Die
                              									Beschreibung der sogen. Dialysatoren und ihre angebliche Wirkung könnte deutlicher
                              									sein.
                           Nach C. P. Bonnet in Elizabeth (Nordamerikanisches
                              									Patent, 1883 Nr. 298663) sollen zur Gewinnung von Gold und
                                 										Silber die gepulverten Erze in Wasser durch eine Rührvorrichtung schwebend
                              									erhalten werden und der Flüssigkeitsstrom sich abwärts bewegen, während Quecksilber
                              									fein vertheilt eingespritzt und ein elektrischer Strom durch das Gemisch
                              									hindurchgeleitet wird. Das gebildete Amalgam sammelt sich am Boden, die ablaufende
                              									Flüssigkeit wird zwischen Quecksilber und einer darüber befestigten Kupferplatte
                              									hindurchgeführt, während zwischen beiden Metallflächen ebenfalls ein elektrischer
                              									Strom hindurch geht. (Vgl. Barker, Body bezieh. Molloy 1884 251 * 32. 253 * 33. 254 * 210.)
                           Bei der Elektrolyse der Lösungen von Blei-, Thallium-,
                              									Silber-, Wismuth-, Nickel- und Kobaltsalzen zwischen Platinelektroden scheidet sich
                              									an der positiven Elektrode auch Oxyd ab, während Mangan nur als Superoxyd fällt.
                              									Diese durch Ozonbildung bewirkte Oxydbildung ist durch Zusatz leicht oxydirbarer
                              									Stoffe z.B. Oxalsäure zu verhindern. Nach Schucht (Zeitschrift für analytische Chemie, 1883 S. 486) ist
                              									das Verhältniſs zwischen der Menge des gefallenen Metalles und Superoxydes kein
                              									festes und abgesehen von der Concentration der Lösung, von der Stromstärke und von
                              									den secundären Einflüssen auch in sauren und alkalischen Lösungen ein verschiedenes.
                              									In sauren Lösungen bildet sich verhältniſsmäſsig viel Superoxyd, in alkalischen
                              									wenig oder keines. Dies hat seinen Grund darin, daſs das Ozon hauptsächlich in
                              									sauren Lösungen auftritt und sich in alkalischen nur in geringen Mengen bildet;
                              									unter gewissen Bedingungen tritt in letztgenannten Lösungen kein Ozon auf. Die Menge
                              									des fallenden Superoxydes hängt auſserdem noch von der Temperatur der zu
                              									elektrolysirenden Salzlösungen ab; bei gewöhnlicher Temperatur erhält man bei
                              									gleicher Lösung, Zeit und Stromstärke mehr Superoxyd, als wenn man die Lösung in der
                              									Wärme elektrolysirt, weil eben das Ozon durch Wärme zerstört wird.
                           Bei der Bestimmung des Bleies nimmt man als positive
                              									Elektrode eine Platinschale, als negativen Pol die Platinscheibe. Die Form der
                              									Schale ist deshalb nothwendig, weil das Superoxyd, in gröſserer Menge gefällt, nur theilweise haftet
                              									und theils in dünnen, losen Blättchen fällt Ein Abhebern der salpetersauren Lösung
                              									ist erforderlich, da das Bleisuperoxyd wie alle Superoxyde in Salpetersäure nicht
                              									ganz unlöslich ist Der Wassergehalt des gefällten Bleisuperoxydes ist ein sehr
                              									schwankender. Ueber das getrocknete Superoxyd wird daher in der Schale unter
                              									langsamem Erhitzen reine, trockene, gasförmige Schwefligsäure, welche aus einer
                              									nicht zu weiten Glasspitze stark ausströmt, geleitet. Unter Erglühen bildet sich
                              									Bleisulfat, welches nach dem Erkalten unter dem Exsiccator als solches gewogen wird.
                              									Der Niederschlag hält leicht Alkali zurück.
                           Zur Reduction von Silberrückständen, welche aus
                              									Rhodansilber bestehen, versetzt man dieselben in einer geräumigen Platinschale mit
                              									Schwefelsäure und benutzt als positive Elektrode ein passendes, engmaschiges
                              									Platindrahtnetz. Unter lebhafter Gasentwickelung bildet sich in der Schale ein
                              									braunschwarzer Niederschlag, welcher beim Reiben Metallglanz annimmt. Zuerst fällt
                              									etwas Schwefelsilber, welches aber bei weiterer Einwirkung des Stromes bald reducirt
                              									wird. Am negativen Pole wird Blausäure frei, an der Anode bildet sich ein hellgelber
                              									Beschlag von 2CNS.H2S, welcher in Salpetersäure
                              									unlöslich ist, sich aber in Salzsäure leicht löst.
                           Mangan ist das einzige Metall, welches durch den
                              									galvanischen Strom aus seinen Lösungen (Sulfat, Nitrat, Chlorür) nur als Superoxyd
                              									ausgeschieden wird. Es fällt gleich bei Schlieſsung des Stromes, erst braun, dann
                              									dunkler bis schwarz und glänzend. Organische Säuren, sowie Eisenoxydul, Chromoxyd,
                              									Ammonsalze u. dgl. verhindern die Bildung des Superoxydes und die Rothfärbung durch
                              									Uebermangansäure. In sehr verdünnten, stark salpetersauren Lösungen bildet sich nur
                              									Uebermangansäure. Das Superoxyd haftet am Platin fest, wenn die Menge der freien
                              									Säure höchstens 3 Proc. beträgt und der Strom nicht zu stark ist. Läſst man den
                              									Strom nach erfolgter Ausfällung des Superoxydes noch weiter einwirken, so löst es
                              									sich in Blättchen los. Um das Mangan im elektrolytisch gefällten Superoxyde zu
                              									bestimmen, glüht man in der Platinschale bei starker Hellrothglut so lange, bis das
                              									Gewicht constant bleibt, und wiegt als Mn3O4.
                           Zur Nachweisung des Mangans in Handelszink, Zinkaschen u.
                                 										dgl. sättigt A. Guyard (Comptes rendus, 1883 Bd. 97 S. 673) die Probe mit
                              									50procentiger Schwefelsäure und unterwirft die Lösung ohne vorherige Filtration der
                              									Elektrolyse, indem als positiver Pol ein Platindraht eingetaucht wird. Die
                              									Anwesenheit von Mangan zeigt sich durch Bildung von Uebermangansäure am positiven
                              									Pole, während sich am negativen metallisches Zink niederschlägt. Um im Handelsbleie Wismuth nachzuweisen, taucht man dasselbe
                              									als positiven Pol in eine Lösung von Zinksulfat. Wismuth und Kupfer werden dann mit
                              									Zink auf dem negativen Platinpole niedergeschlagen und sind leicht zu erkennen,
                              									nachdem man das Zink in verdünnter Schwefelsäure gelöst hat.
                           
                           Die elektrolytische Bestimmung des Bleies als
                              									Bleisuperoxyd gibt nach F. Tenney (Engineering and Mining Journal, 1884 Bd. 37 S. 103)
                              									gute Ergebnisse. Wenn die Lösung nicht mehr als 20mg Blei und 10 bis 20 Proc. freie Salpetersäure enthält, so kann das
                              									Bleisuperoxyd auf der Elektrodenplatte gewogen werden; ist mehr Blei vorhanden, so
                              									verwendet man die Platinschale als positiven Pol und wäscht in dieser das Superoxyd
                              									durch Abgieſsen. Bei mehr als 20 Proc. Salpetersäure ist die Fällung
                              									unvollständig.
                           Nach J. Wieland (Berichte der
                                 										deutschen chemischen Gesellschaft, 1884 S. 1611) läſst sich Eisen in oxalsaurer Lösung gut bestimmen (vgl. Classen 1881 242 441).
                              									Weniger empfehlenswerth ist die Bestimmung des Mangans
                              									nach Classen's Angabe, da sich auch an der negativen
                              									Elektrode ein schwarzer Beschlag bildet und das ausgeschiedene Mangansuperoxyd stets
                              									Kali haltig ist. Befriedigende Endzahlen liefert die Manganbestimmung in
                              									schwefelsaurer Lösung nach Riche. Die Trennung von Mangan und
                                 										Eisen nach Classen's Vorschrift aus der mit
                              									Ammoniumoxalat versetzten Lösung gelingt selten. Bei dessen Trennung von Eisen und
                              									Thonerde fällt mit dem Eisen auch etwas Aluminium. Blei
                              									metallisch aus alkalischer Lösung abzuscheiden, ist nicht zu empfehlen, da dieses
                              									sich leicht oxydirt. Cadmium wird am besten aus
                              									Cyankalium haltiger oder aus schwach schwefelsaurer Lösung gefällt. Die
                              									elektrolytische Bestimmung des Wismuthes ist
                              									schwierig.