| Titel: | G. Beilby's Darstellung von Ammoniak aus Stickstoff haltigen Mineralien. | 
| Fundstelle: | Band 254, Jahrgang 1884, S. 342 | 
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                        G. Beilby's Darstellung von Ammoniak aus Stickstoff
                           								haltigen Mineralien.
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									25.
                        Beilby's Darstellung von Ammoniak.
                        
                     
                        
                           Nach den Analysen in Watt's Dictionnary enthalten
                              									natürlich vorkommende Bitumen 1 bis 2,3 Proc. Stickstoff. Auch die künstlich durch
                              									Destillation von kohlenartigen Substanzen erhaltenen Oele zeigen bedeutenden
                              									Stickstoffgehalt; derselbe beträgt bei Oelen von der Destillation der Kohle 5 bis
                              									10, bei solchen von bituminösen Schiefern 20 bis 30 Procent des ursprünglich im
                              									Ausgangsmateriale vorhandenen Gesammtstickstoffes. In den J. 1871 bis 1873 hat G. Beilby die Vertheilung des Stickstoffes bei der
                              									Destillation von bituminösen Schiefern zur Paraffindarstellung studirt. 100 Th.
                              									ursprünglich im Schiefer enthaltener Stickstoff zeigten folgende Vertheilung in den
                              									Producten:
                           
                              
                                 Im Ammoniakwasser
                                   17,0 Proc.
                                 
                              
                                 Im Oele als Alkaloid haltiger Theer
                                   20,4
                                 
                              
                                 In dem Rückstände oder der Koke
                                   62,6
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,0.
                                 
                              
                           Bei Destillation des Oeles erhält
                              									man freies Ammoniak, ein Oel von geringerem Stickstoffgehalte und 2,8 bis 3,2 Proc.
                              									Stickstoff haltige Koke. Der Rückstand der Destillirblasen für alkaloidischen Theer
                              									enthält etwa 4 Proc. Stickstoff. Diese Beobachtungen haben G. Beilby veranlaſst, weitere Versuche über die vollständigere Gewinnung
                              									des Stickstoffes auszuführen und dieselben im Journal of the
                                 										Society of Chemical Industry, 1884 S. 216 mitzutheilen.
                           Es zeigte sich, daſs bei sehr langsamer Destillation,
                              									wobei die Koke längere Zeit auf Rothglut erhalten wurde, eine bedeutend bessere
                              									Ausbeute an Ammoniak zu erzielen war. Wahrscheinlich werden durch die längere
                              									Einwirkung der Wärme die in der Koke enthaltenen nicht flüchtigen Alkaloide zu
                              									Ammoniak und freiem Stickstoffe zersetzt. Durch Anwendung von Wasserdampf bei der Destillation bituminöser Schiefer
                              									wird die Ausbeute an Ammoniak bedeutend erhöht. Auch durch Einwirkung von Dampf auf
                              									den glühenden Destillationsrückstand entsteht eine bedeutende Ammoniakbildung. Die
                              									best mögliche Production mit letzterem Verfahren war folgende. Auf 100 Th.
                              									ursprünglich vorhandenen Stickstoff fanden sich:
                           
                              
                                 Im Ammoniakwasser
                                 24,2 Proc.
                                 
                              
                                 Im Oele als alkaloidischer Theer
                                 20,4
                                 
                              
                                 In dem Rückstände oder der Koke
                                 55,3
                                 
                              
                           Es bleibt also auch hier noch weitaus der bedeutendste Theil
                              									des Ammoniaks in der Koke zurück. Wie jedoch der Verfasser fand, ist es möglich,
                              									fast allen diesen Stickstoff als Ammoniak zu gewinnen, wenn Koke bei hoher
                              									Temperatur mit Wasserdampf geglüht oder verbrannt wird.
                              									Auf diese Weise kann man beinahe theoretische Ausbeute erhalten. Bei Proben in
                              									Thonretorten wurde erzielt:Die Stickstoffbestimmungen wurden theils mit Natronkalk, theils nach der Grouven'schen Methode mit Wasserdampf
                                    											ausgeführt. Die beiden Methoden gaben immer sehr gut übereinstimmende
                                    											Endzahlen.
                           
                              
                                 Im Ammoniakwasser
                                 74,3 Proc.
                                 
                              
                                 Im Oele als alkaloidischer Theer
                                 20,4
                                 
                              
                                 In dem Rückstande oder der Koke
                                   4,9
                                 
                              
                           Beim Arbeiten in kleineren Retorten verursachte die Schmelzbarkeit der Asche
                              									verschiedener bituminöser Schiefer sehr groſse Schwierigkeiten. Durch Anwendung von
                              									sehr groſsen Retorten, in denen das Material länger, aber bei etwas niederer
                              									Temperatur verbleibt, wurde diese Schwierigkeit vollständig beseitigt. Die Retorten,
                              									wie dieselben in Fig. 11 Taf. 25 abgebildet sind, haben jetzt während 1½ Jahren in den
                              									Pentland-Werken mit ausgezeichneten Erfolgen gearbeitet. Der bituminöse Schiefer
                              									wird bei A eingefüllt, geht zuerst durch die
                              									Eisenretorten a und dann durch die Thonretorten t. In den Eisenretorten wird der Schiefer allmählich
                              									durch die aufsteigenden heiſsen Gase erhitzt und die Paraffinöle abdestillirt. In
                              									der Thonretorte findet vollständige Verbrennung zu Ammoniak und Wassergas statt.
                              									Früher wurden diese Retorten in offenen Oefen erhitzt, wobei die Temperaturregelung
                              									sehr schwierig war. In den neueren Apparaten auf den genannten Werken sind daher,
                              									wie aus Fig.
                                 										10 Taf. 25 zu entnehmen, durchaus Thonretorten angewendet worden.
                           Im J. 1882 fand der Verfasser, daſs bei der Verbrennung dem Dampfe etwas Luft beigemischt werden kann, ohne daſs dabei die
                              									Ausbeute an Ammoniak beeinträchtigt wird. Dadurch wird in den Retorten selbst Wärme
                              									erzeugt, so daſs dieselben nicht so stark von auſsen erhitzt werden müssen. Bei
                              									einem Versuche mit einer Retorte, welche abwechselnd mit Dampf allein, oder mit
                              									einer Mischung von Dampf und Luft gearbeitet werden konnte, ergab sich bei letzterer
                              									Methode ein Gewinn an Paraffinöl von 10 Proc. und an festem Paraffine von 25
                              									Proc.
                           Der bis jetzt besprochene Prozeſs betrifft nur die Gewinnung des Ammoniaks aus den
                              									bituminösen Schiefern. Beilby hat aber auch die
                              									Anwendung dieses Verfahrens zur Gewinnung von Ammoniak und Wassergas aus Kohle eingehend geprüft. Die wesentliche Schwierigkeit
                              									liegt darin, daſs die für die Reaction zwischen Dampf und Kohle nothwendige
                              									Temperatur mindestens 1100 bis 1200° beträgt. Ammoniak zersetzt sich aber nach Ramsey und Young (1884 252 379) schon bei etwa 500°. Es ist daher nothwendig,
                              									die Berührung der Ammoniakmoleküle mit den zur Zersetzungstemperatur erhitzten
                              									Oberflächen zu verringern, was durch Verdünnung des Ammoniak haltigen Gases mit Dampf geschehen kann. Ein Theil des Dampfes läſst sich
                              									auch durch Luft ersetzen.
                           In Fig. 8 und
                              										9 Taf. 25
                              									sind Retorten dargestellt, wie sie in den Oakbank-Werken seit Oktober 1883 zur
                              									Vergasung von Kohle mit Wasserdampf verwendet werden. Das Kohlenklein wird durch
                              									eine Schraube von A aus ununterbrochen in die stehende
                              									Retorte D geschafft. Die entwickelten Gase und
                              									Theerdämpfe gehen nach unten, wo dieselben durch die rothglühende Koke in Ammoniak
                              									und Wassergas zersetzt werden, und entweichen durch das Ausgangsrohr e. Die Koke wird im unteren Theil der Retorte mit
                              									Wasserdampf und Luft verbrannt. Bei gutem Arbeiten wird der Theer fast vollständig
                              									zersetzt und es lagert sich in den Condensationsröhren nur eine geringe Menge Pech
                              									ab. Der Apparat in Oakbank gibt eine Ausbeute von 40 bis 56k Ammoniumsulfat für 1t Kohlenklein, was etwa 60 bis 70 Procent des ursprünglich vorhandenen Stickstoffes ausmacht.
                              									Die Dampfmenge schwankt von 1116 bis 1563k für
                              										1t Kohle. Die Zusammensetzung des Wassergases
                              									wechselt etwas je nach Temperatur und Luftmenge. Eine Probe zeigte folgende
                              									Zusammensetzung:
                           
                              
                                 Kohlensäure
                                 16,6
                                 
                              
                                 Kohlenoxyd
                                 8,1
                                 
                              
                                 Methan
                                 2,3
                                 
                              
                                 Wasserstoff
                                 28,6
                                 
                              
                                 Stickstoff
                                 44,4
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,0.
                                 
                              
                           Die erforderliche Wärme kann durch Abgangshitze zugefügt
                              									werden, sowie durch vorhergehende Erhitzung des Dampfes und der Luft auf Weiſsglut
                              									oder durch Erhitzung der Retortenwände. Nach gegenwärtigen Erfahrungen scheint es,
                              									daſs eine Vereinigung beider Methoden, wie diese auch in den in Fig. 8 bis 11 Taf. 25 abgebildeten
                              									Apparaten angewendet erscheint, am vortheilhaftesten ist.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
