| Titel: | Bemerkungen zu A. Müller-Jacobs' Kritik unserer Arbeit: „Ueber die Zusammensetzung der Türkischrothöle“; von L. Liechti und W. Suida. | 
| Autor: | L. Liechti , W. Suida | 
| Fundstelle: | Band 254, Jahrgang 1884, S. 350 | 
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                        Bemerkungen zu A. Müller-Jacobs' Kritik unserer
                           								Arbeit: „Ueber die Zusammensetzung der Türkischrothöle“; von L. Liechti und W.
                              								Suida.
                        Liechti und Suida, über Türkischrothöl.
                        
                     
                        
                           Den von Müller-Jacobs in diesem Journal S. 302 d. Bd.
                              									erhobenen Einwendungen gegen unsere ArbeitMittheilungen des Technologischen Gewerbemuseums in
                                       												Wien. Section für Färberei, Bleicherei, Druckerei und Appretur,
                                    											1883 Bd. 1 S. 7 ff. begnügen wir uns, folgende kurze Bemerkungen
                              									entgegenzusetzen.
                           
                           Unsere in der zweiten Veröffentlichung dargelegte Auffassung der Verhältnisse ist
                              									einfach eine Erweiterung unserer früheren, gestützt auf neue Versuche und
                              									Beobachtungen; dieselbe nähert sich nicht im Mindesten derjenigen von Müller-Jacobs; einzig betreffs des Vorkommens der
                              									Oxystearinsäure stimmen wir mit ihm überein.
                           Es ist unangenehm, bemerken zu müssen, daſs Müller-Jacobs, wie aus seinen nicht ganz deutlichen Betrachtungen
                              									hervorzugehen scheint, weder unsere erste, noch unsere zweite Veröffentlichung
                              									richtig aufgefaſst hat; dadurch zerfallen dann viele seiner Einwände in Nichts.
                           Müller-Jacobs erkennt aus unserer zweiten Arbeit nicht
                              									das Nebeneinanderverlaufen von zwei Prozessen, nach welchen (a. a. O. S. 66)
                              									gleichzeitig Oxyderivate der Oleïn- und Stearinsäure entstehen und wodurch ja die
                              									Addition von Jod und Brom bereits erklärt ist (vgl. ebenfalls S. 59); er
                              									miſsversteht vollständig den Sinn der von uns aufgestellten Gleichung (vgl. S. 67),
                              									indem es uns nie eingefallen ist, die Schwefelsäure anders als 66° B. stark zu verwenden; die Wirkung der 8H2O tritt erst beim Anteigen der Reactionsmasse mit
                              									Wasser ein.
                           Was die Zwischenproducte anbelangt, welche wir ja (S. 66) annehmen und die sich
                              									ähnlich verhalten müssen wie die aus Oelsäure und Schwefelsäure erhaltene
                              									wasserlösliche Substanz, so läſst sich darüber gewissenhafter Weise nichts sagen, da
                              									deren Isolirung und Reinigung zur Analyse nicht möglich war. C18H35(OSO3H)O2 ist für uns
                              									ein hypothetischer Körper, auf dessen Bestand nur aus seinen Zersetzungsproducten
                              									geschlossen wurde.
                           Nachdem die praktisch gebrauchten Beizen Ester und Oxysäuren enthalten, nachdem wir
                              									bewiesen, daſs beim Dämpfen der Ester wieder Oxysäuren bildet, konnte uns nie
                              									einfallen, von alleiniger Wirkung des Esters zu
                              									reden.
                           Unser Präparat stimmt wesentlich mit demjenigen von Frémy, vollständig mit dem in der Groſspraxis während 15 Jahren mit bestem
                              									Erfolge gebrauchten überein; eigene und fremde praktische Erfahrungen über Präparate
                              									nach Müller-Jacobs' Auffassung liegen uns nicht vor und
                              									folglich enthalten wir uns eines diesbezüglichen Urtheiles. Seine Betrachtungen
                              									bezieh. Versuche über unseren synthetischen Ester entbehren vollständig der
                              									Klarheit.
                           S. 66 unserer Mittheilung steht, daſs unserem in ammoniakalischem Wasser, ebenso in
                              									Alkohol (vgl. S. 61) völlig löslichen Präparate 1,6 Proc. Schwefel entsprechenZwei Schwefelbestimmungen in 72procentigem Türkischrothöl, ausgeführt von Dr.
                                    												H. Fischli ergaben 1,76 und 1,75 Proc.
                                    											Schwefel; davon waren 0,41 Proc. als Na2SO4 vorhanden, daher der
                                    											wirkliche Schwefelgehalt 1,35 Proc. beträgt.S.; das ebenda
                              									angeführte Präparat mit 0,68 Proc. Schwefel stammte aus der Fabrik P. L'Honoré in Hâvre und muſs also jedenfalls nicht
                              									nach Müller-Jacobs' Vorschrift dargestellt sein;
                              									Praktiker rühmten uns dessen Werth.
                           
                           Was den groſsen Schwefelgehalt in den Müller-Jacobs'schen Präparaten anbelangt, verweisen wir ebenfalls der Kürze
                              									halber auf S. 60 unserer zweiten Arbeit.
                           Nach all unseren praktischen Erfahrungen müssen wir ein Product verwerfen, welches
                              									unverändertes Trioleïn enthält.