| Titel: | Das Rollplanimeter von G. Coradi in Zürich. | 
| Fundstelle: | Band 254, Jahrgang 1884, S. 374 | 
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                        Das Rollplanimeter von G. Coradi in
                           								Zürich.
                        Mit Abbildung.
                        Coradi's sogen. Rollplanimeter.
                        
                     
                        
                           Die Bestrebungen, die zur mechanischen Flächenbestimmung dienenden Planimeter sowohl
                              									hinsichtlich ihrer Construction:, als auch mit
                              									Rücksicht auf möglichste Genauigkeit zu verbessern und für die Zwecke der Praxis
                              									geeigneter zu machen, gingen der Hauptsache nach davon aus, einerseits die rollende
                              									Bewegung der Meſsrolle gegenüber der gleitenden zu vermehren, den Instrumenten
                              									gröſsere Beweglichkeit zu verleihen, die Angabe der Meſsrolle thunlichst von der
                              									Planunterlage unabhängig zu machen und dadurch die Genauigkeit der Angabe zu
                              									fördern, andererseits diese Genauigkeit durch Verminderung des Werthes einer
                              									Umdrehung der Rolle zu vergröſsern. In welch hohem Maſse diese Bestrebungen bei den
                              										Hohmann-Coradi'schen Präcisionsplanimetern
                              									verwirklicht worden sind, ist bereits in D. p. J. 1884
                              										252 * 60 des Näheren ausgeführt. In neuester Zeit hat
                              										G. Coradi in Zürich ein neues Planimeter, das
                              									sogen. Rollplanimeter, construirt, welches sich würdig
                              									an die Präcisionsplanimeter reiht und im Nachstehenden beschrieben werden soll.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 254, S. 374
                              
                           Zwei cylindrische Walzen C, C' von gleich groſsem
                              									Durchmesser, welche mit der dieselben verbindenden Achse und einem Kegelrädchen L in einem Stücke aus vernickeltem Stahle angefertigt
                              									sind, drehen sich um die Körnerspitzen d, d' im Bügel
                              										B, welcher die übrigen Bestandtheile des wenig
                              									umfangreichen Instrumentes trägt.. Wie beim Linear- und bei den
                              									Präcisionsplanimetern läuft auch hier die Meſsrolle R
                              									auf einer mit glattem Papier überzogenen Scheibe S.
                              									Diese Scheibe – des geringeren Gewichtes wegen nicht aus Metall, sondern aus
                              									Hartkautschuk – ist mit ihrer lothrechten Achse im Bügel B eingelagert, unterhalb dessen die Achse concentrisch und hart aufsitzend
                              									ein kleines Kegelrädchen l (in der Figur durch den
                              									Bügel B verdeckt) trägt, welches mit dem früher erwähnten Rädchen
                              										L nach Art der Zahnräder in Berührung steht. Ein
                              									Rahmen, dessen unterer Theil die Hülse für den verschiebbar eingerichteten
                              									eingetheilten Fahrarm A bildet, ist um eine lothrechte,
                              									im Bügel B feste Achse drehbar, wodurch auch der
                              									Fahrami um diese Achse bewegt werden kann; dieser Rahmen enthält eine in der Figur
                              									mit m bezeichnete wagrechte Achse für einen zweiten
                              									Rahmen M, welcher die Meſsrolle R und das Zählwerk trägt. Dies sind die Hauptbestandtheile des
                              									Rollplanimeters. Die Walzen C, C' bewirken durch ihre
                              									Umdrehung eine Bewegung des ganzen Instrumentes auf der Planunterlage in einer
                              									geraden, zu ihrer Wellenachse senkrechten Richtung und sind, um eine seitliche
                              									Verrückung hintanzuhalten, welche die richtige Flächenbestimmung beeinträchtigen
                              									würde, auf dem Umfange rauh gemacht. Die rollende Bewegung der Walzen C, C überträgt sich durch die Rolle L auf l und damit auf S und die mit ihrem eigenen und einem Theile des
                              									Gewichtes des Rahmens M auf S aufliegende Rolle R wird eine zur
                              									Flächenermittelung dienende Abwälzung erfahren, deren Betrag mit der Gröſse des
                              									senkrechten Abstandes des Scheibenmittelpunktes von der Ebene des Rollenrandes in
                              									direktem Verhältnisse steht. Dreht sich der Fahrarm nur um seine Drehungsachse,
                              									beschreibt also der Fahrstift F einen Kreis um diese
                              									Achse, so erfolgt, richtige Anordnung der Meſsrolle vorausgesetzt, keine Abwälzung
                              									derselben. Beide Bewegungen des Fahrstiftes, die in der geraden Richtung senkrecht
                              									zur Wellenachse und die im Kreise um die Drehungsachse des Fahrarmes, ermöglichen
                              									durch ihre Zusammensetzung die Umfahrung einer jeden beliebigen Curve und die
                              										TheorieVgl. Lorber, Zeitschrift des österreichischen
                                       												Ingenieur- und Architektenvereins. 1884 * S. 193., auf
                              									welche hier nicht eingegangen werden soll, zeigt, daſs die Fläche der so umfahrenen
                              									Figur proportional der dabei erfolgten und am Zählwerke abgelesenen Abwälzung der
                              									Meſsrolle R ist.
                           Wie bei den Präcisionsplanimetern ist auch hier durch die Constructionsverhältnisse
                              									des Instrumentes dem Mechaniker die Möglichkeit geboten, durch passende Wahl der
                              									Abmessungen einzelner Instrumententheile den Werth einer Rollenumdrehung
                              									verhältniſsmäſsig klein zu machen, wodurch die Genauigkeit des Instrumentes erhöht
                              									und insbesondere das Instrument auch zur genauen Flächenermittelung sehr kleiner
                              									Flächen geeignet wird. Je nach der Einstellung des Fahrarmes, welche mit Hilfe einer
                              									feinen Bewegung und eines an der Hülse des Fahrarmes angeordneten Nonius
                              									entsprechend scharf bewerkstelligt werden kann, beträgt der Werth einer Umdrehung
                              									der Meſsrolle bei solchen Instrumenten gröſserer Art 4, 5, 8 und 10qc und bei solchen kleiner Gattung 2, 4 und 5qc. Die Genauigkeit kommt, wie durch viele von
                              									Prof. Lorber mit zwei Instrumenten beiderlei Gröſsen
                              									angestellte Versuche erprobt wurde, jener der Präcisionsplanimeter gleich und, da
                              									das Instrument leicht
                              									handlich ist, vor dem Gebrauche nicht erst zusammengestellt zu werden braucht, sich
                              									auch sowohl zur Umfahrung in gerader Richtung beliebig langgestreckter Flächen
                              									eignet, deren Breite die gröſste seitliche Erhebung des Fahrstiftes nicht
                              									überschreitet, ohne daſs diese Flächen in Theile zerlegt werden müssen, als auch zur
                              									genauen Ermittelung sehr kleiner Flächen brauchbar ist, so unterliegt es keinem
                              									Zweifel, daſs sich dieses Instrument in der Praxis dort, wo es sich um mechanische
                              									Flächenbestimmungen handelt, trefflich bewähren und viele Freunde erwerben wird. Das
                              									zum Grunde liegende Prinzip läſst eine Ausführung des Instrumentes auch in gröſseren
                              									Abmessungen zu und hat Coradi bereits solche
                              									Instrumente mit einer Wellenlänge von 50cm
                              									angefertigt, während jene Apparate, welche den oben erwähnten Versuchen unterzogen
                              									wurden, eine Länge der Achse der Welle von 16 bezieh. 12cm hatten.