| Titel: | Ueber die Herstellung neuer Farbstoffe. | 
| Fundstelle: | Band 254, Jahrgang 1884, S. 389 | 
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                        Ueber die Herstellung neuer
                           								Farbstoffe.
                        Patentklasse 22.
                        Ueber die Herstellung neuer Farbstoffe.
                        
                     
                        
                           Das Verfahren der Badischen Anilin- und Sodafabrik in
                              										Ludwigshafen (D. R. P. Nr. 27789 vom
                                 										18. December 1883) zur Herstellung violetter,
                                 										blauer und grüner Farbstoffe der Rosanilinreihe ist im Wesentlichen eine
                              									Erweiterung der bekannten Synthese des Aurins und
                              									Benzaurins aus Phenol und Oxyabkömmlingen des Benzophenons unter Mitwirkung von
                              									Phosphorchlorür nach H. Caro und C. Grabe (vgl. Berichte der
                                 										deutschen chemischen Gesellschaft, 1878 S. 1074). Von
                              									Benzophenonabkömmlingen werden verwendet: Tetramethyldiamidobenzophenon,
                              									Tetraäthyldiamidobenzophenon, Dimethylamidobenzophenon und das Diäthylderivat des
                              									p-Amidobenzophenons; von aromatischen Aminen: Diphenylamin, Phenyl-α-Naphtylamin, α-Dinaphtylamin, die tertiären Alkylabkömmlinge von Anilin, Orthotoluidin, α-Naphtylamin, Orthoanisidin, Metaphenylendiamin und
                              									Chinolin.
                           Das Carbonyl der Amidobenzophenone wirkt ebenso wenig wie das der entsprechenden
                              									Oxyketone unmittelbar auf aromatische Kohlenwasserstoffreste ein; es ist daher wie
                              									bei der Synthese des Aurins die Mitwirkung von Phosphorchlorür oder
                              									Phosphoroxychlorid erforderlich. Aehnlich wirken Chlorkohlenoxyd, Phosphorchlorid,
                              									die Brom- und Jodverbindungen des Phosphors, Phosphoroxybromid und
                              									Phosphorsulfochlorid. Die Condensation tritt auch bei Gegenwart von Chloraluminium
                              									ein und bei Anwendung der genannten secundären Basen erfolgt dieselbe durch Erhitzen
                              									mit concentrirter Schwefelsäure. Die an sich indifferenten Amidoketone werden
                              									dadurch in reactionsfähigere Zwischenproducte aus der Klasse der
                              									Benzophenonhaloidabkömmlinge übergeführt.
                           Werden 2 Th. Tetramethyldiamidobenzophenon mit 1 Th. Phosphorchlorür in der Kälte
                              									gemischt, so tritt bald unter freiwilliger Erwärmung der Mischung eine rasch
                              									zunehmende Blaufärbung ein. Bei Anwendung gröſserer Mengen ist äuſsere Abkühlung
                              									oder die Gegenwart indifferenter Lösungs- und Vertheilungsmittel
                              									(Kohlenwasserstoffe, Schwefelkohlenstoff, Chloroform u.s.w.) erforderlich, da sonst
                              									die Reactionswärme sich leicht bis zur Zerstörung des entstandenen Productes
                              									steigern kann. Schlieſslich wird eine tiefblaue Masse von grünem oder kupferfarbigem
                              									Metallglanz erhalten. Dieselbe enthält als wesentlichen Bestandtheil einen äuſserst
                              									unbeständigen blauen, basischen Farbstoff, welcher sich in Wasser, Alkohol und
                              									Chloroform löst und durch Zusatz von Ligroin zu der Chloroformlösung in fester Form,
                              									frei von unverbundenen Phosphorverbindungen, abgeschieden werden kann. Dieser
                              									Farbstoff läſst sich nicht unzersetzt trocknen; seine stark blauen Lösungen
                              									entfärben sich langsam beim Stehen in der Kälte und schnell beim Erwärmen. Wird die
                              									wässerige Lösung zum Sieden erhitzt, so tritt sofort Rückbildung der Ketonbase ein. Ebenso
                              									zersetzlich sind seine Metallchloridverbindungen, welche auf Zusatz von Kochsalz und
                              									Chlorzink, von Quecksilber- oder Platinchlorid zu der wässerigen Lösung in Form
                              									krystallinischer Niederschläge gefällt werden. In der Kälte fixirt sich der
                              									Farbstoff auf Seide und tannirter Baumwolle mit blauer Farbe; diese Färbungen verschwinden aber
                              									allmählich beim Aufbewahren und sofort beim Erwärmen oder Dämpfen.
                           Das durch wiederholtes Lösen in Chloroform und Fällen mit Ligroin von überschüssigen
                              									Phosphor Verbindungen völlig befreite Product löst sich zunächst unverändert in
                              									reinem Dimethylanilin. Bei Anwendung von technischem, Monomethylanilin haltigem
                              									Dimethylanilin entsteht sofort eine stark gelbe, beim Erhitzen mit Salzsäure wieder
                              									verschwindende Färbung. Selbst beim Erwärmen der Dimethylanilinlösung tritt keine
                              									oder nur spurenweise Condensation zu Methylviolett ein. Eine solche erfolgt aber
                              									äuſserst leicht und glatt auf Zusatz von Phosphorchlorür oder eines seiner
                              									vorgenannten Ersatzmittel. Salzsaures Dimethylanilin ist ohne Einwirkung.
                           Die Bildung dieser reactionsfähigen Zwischenproducte und deren Umwandlung in
                              									Farbstoffe läſst sich leicht vereinigen, wenn man das Gemisch gleicher Moleküle je
                              									eines der genannten Amidobenzophenone und aromatischen Amine mit Phosphorchlorür
                              									oder einem seiner erwähnten Ersatzmittel während einiger Zeit sich selbst überläſst.
                              									In vielen Fällen beendigt sich die Reaction bereits durch die freiwillig eintretende
                              									Erwärmung; in anderen ist es erforderlich, dieselbe durch Erhitzen auf 100° und
                              									darüber zu unterstützen. Stets ist es vortheilhaft, einen Ueberschuſs des
                              									aromatischen Amins anzuwenden, um die Mischung möglichst neutral und flüssig zu
                              									erhalten.
                           Die Farbstoffe, welche durch Condensation der tetraalkylirten Diamidobenzophenone mit
                              									den genannten aromatischen Aminen entstehen, sind violett bis blau und besitzen im
                              									Allgemeinen den Charakter des Methylviolett; die entsprechenden
                              									Farbstoffverbindungen der dialkylirten Amidobenzophenone sind grün und in ihrem
                              									Verhalten dem Malachitgrün ähnlich. Zu letzteren gehören auch die grünen Farbstoffe
                              									aus Chinolin und den Alkylderivaten des Diamidobenzophenons.
                           Zur Darstellung des krystallisirten Methylviolett und seiner Homologen werden in einem glasirten Rührkessel
                              										10k fein gepulvertes und trockenes
                              									Tetramethyldiamidobenzophenon in 20k
                              									Dimethylanilin heiſs gelöst und in die kalt gerührte Mischung 6k Phosphorchlorür eingetragen. Die Reaction tritt
                              									sofort ein. Die Mischung erwärmt sich und wird in Folge der Bildung des
                              									beschriebenen Zwischenproductes stark blau und dünnflüssig. Nach kurzer Zeit beginnt
                              									eine schnell fortschreitende Krystallisation in der Masse und unter lebhafter, durch
                              									äuſsere Abkühlung zu mäſsigender Wärmeentwickelung erstarrt dieselbe zu einem
                              									metallisch grünen Krystallbreie von Methylviolett. Nach mehrstündigem Stehen wird
                              									das Product in heiſsem Wasser gelöst, mit Natronlauge schwach übersättigt und das
                              									überschüssige Dimethylanilin im Wasserdampfstrome abdestillirt. Die rückständige
                              									Farbstoffbase wird von der alkalischen Flüssigkeit getrennt und in der zur Bildung
                              									ihres neutralen Chlorhydrates erforderlichen Menge verdünnter Salzsäure heiſs gelöst,
                              									Aas der heiſs filtrirten Lösung scheidet sich der Farbstoff auf Zusatz von
                              									Kochsalzlösung in amorpher, während des Erkaltens krystallinisch werdender Form ab,
                              									durch Umkrystallisiren aus Wasser erhält man denselben in groſsen, gut ausgebildeten
                              									Krystallen. Der Farbton desselben entspricht dem des benzylirten Methylviolett 5
                              									B.
                           Zur Herstellung des Malachitgrün
                              									werden gleiche Theile Dimethylamidobenzophenon und Phosphorchlorür auf 60 bis 700
                              									erwärmt, bis die dickflüssige, tief grünlich gelbe Lösung des Zwischenproductes
                              									entstanden ist. Dann wird die doppelte Gewichtsmenge Dimethylanilin zugesetzt und
                              									die sich sofort grün färbende Masse bis zur Bildung einer festen kupferglänzenden
                              									Schmelze auf dem Wasserbade erwärmt. Die Farbstoffbase wird dann vom überschüssigen
                              									Dimethylanilin durch Destillation mit Wasserdampf getrennt, in ihr neutrales
                              									Chlorhydrat übergeführt und die Lösung des letzteren durch Kochsalz und Chlorzink
                              									gefällt. Der Farbstoff zeigt das Verhalten des Malachitgrün.
                           Aus dem Diäthylketon und Diäthylanilin wird in derselben Weise ein
                              									gelblich grüner Farbstoff von den Eigenschaften des Brillantgrün erhalten. Aehnlich sind die Farbstoffverbindungen mit den
                              									tertiären Isobutyl- und Amylderivaten des Anilins.
                           Zur Darstellung des Chinolingrün
                              									werden 2k reines Chinolin mit 1k,4 Tetramethyldiamidobenzophenon gut gemischt und
                              										0k,9 Phosphorchlorür zugesetzt. Unter
                              									lebhafter, durch Abkühlung zu mäſsigender Reaction färbt sich die Mischung
                              									vorübergehend violettblau und geht schnell in eine halbfeste dunkelblaugrüne,
                              									metallglänzende Schmelze über. Schlieſslich wird die Farbstoffbildung durch
                              									½stündiges Erhitzen auf dem Wasserbade zu Ende geführt. Das nach dem Erkalten feste
                              									Product wird in heiſsem Wasser gelöst und die filtrirte Lösung mit Kochsalz und
                              									Chlorzink gefällt. Aus der Mutterlauge wird das unverbrauchte Chinolin durch
                              									Uebersättigen mit Natronlauge und Destillation mit Wasserdampf wiedergewonnen. Das
                              									Chinolingrün färbt thierische Faser und tannirte Baumwolle bläulichgrün.
                           Tetraäthylirtes Keton gibt in derselben Weise einen gelblicheren
                              									Farbstoff.
                           Die Badische Anilin- und Sodafabrik (D. R. P. Nr. 29060
                              									vom 11. März 1884) beschreibt ferner die Herstellung einer neuen Reihe von basischen Farbstoffen, Auramine genannt (vgl. 1884 253 86). Die einfachsten Glieder dieser Reihe sind rein
                              										gelbe Farbstoffe, welche aus den tetraalkylirten
                              									Diamidobenzophenonen bezieh. deren eben erwähnten Halogenabkömmlingen durch
                              									Einwirkung von Ammoniak auf den Methanrest entstehen. Aus diesen Farbstoffen lassen
                              									sich Phenyl-, Tolyl-, Naphtyl-Auramine u.a. von rötherem oder braunerem Ton durch
                              									Erhitzen mit Anilin, dessen Homologen und im Benzolkern substituirten Derivaten,
                              									Naphtylamin u.s.w. unter Ammoniakaustritt darstellen. Dieselben substituirten
                              									Auramine erhält man ferner ganz allgemein durch unmittelbare Einwirkung der
                              									betreffenden Amine auf die genannten Ketonbasen bezieh. deren Halogenabkömmlingen,
                              									Bei Anwendung von Tetramethyldiamidobenzophenon und Tetraäthyldiamidobenzophenon
                              									wurden praktisch verwerthbare Erfolge bis jetzt erhalten mit Ammoniak, Anilin, Para-
                              									und Orthotoluidin, Metaxylidin und -Phenylendiamin, Cumidin, α- und β-Naphtylamin.
                           Freies Ammoniak wirkt nicht auf die Ketonbasen, leicht aber auf deren
                              									Halogenabkömmlinge ein. Wird z.B. das vorhin erwähnte, durch Behandlung von
                              									Tetramethyldiamidobenzophenon mit Phosphorchlorür in Gegenwart eines indifferenten
                              									Lösungsmittels erzeugte Product unter guter Abkühlung mit concentrirtem Ammoniak
                              									vermischt, so tritt sofort Gelbfärbung ein und nach einiger Zeit scheidet sich das
                              									Auramin in krystallinischer Form ab.
                           
                           Vortheilhafter ist die unmittelbare Einwirkung der Ketonbasen, welche sich durch
                              									Erhitzen mit Salmiak, essigsaurem, weinsaurem, benzoësaurem Ammonium oder
                              									Rhodanammonium, namentlich unter Mithilfe von Chlorzink oder ähnlichen Wasser
                              									entziehenden Mitteln leicht in Auramine überführen lassen.
                           In einen mit Oel- oder Luftbad versehenen, auf ungefähr 200°
                              									vorgeheizten emaillirten Kessel wird z.B. eine innige Mischung von 25k
                              									Tetramethyldiamidobenzophenon, 25k Salmiak und
                              										25k Chlorzink eingetragen. Allmählich schmilzt
                              									die Mischung zusammen und färbt sich tief gelb. Um das Zusammenschmelzen der Masse
                              									zu befördern, wird dieselbe von Zeit zu Zeit kräftig durchgerührt. Bei einer
                              									Temperatur im Inneren der Schmelze von etwa 150 bis 160° beendigt sich die
                              									Farbstoffbildung in 4 bis 5 Stunden. Man erkennt das Ende der Einwirkung daran, daſs
                              									sich eine Probe des Schmelzproductes nahezu vollständig in heiſsem Wasser löst. Die
                              									nach dem Erkalten feste Masse wird dann zerkleinert und zunächst mit kaltem, schwach
                              									Salzsäure haltigem Wasser bis zur Entfernung der Hauptmenge des überschüssigen
                              									Salmiaks und Chlorzinkes behandelt. Man erschöpft den Rückstand sodann mit heiſsem
                              									Wasser und fällt die von etwa unangegriffener Ketonbase filtrirten Auszüge mit
                              									Chlornatrium. Der krystallinische Niederschlag kann durch Umkrystallisiren aus
                              									Wasser leicht völlig gereinigt werden.
                           Der Farbstoff ist das Chlorhydrat einer farblosen Base, welche mit
                              									Säuren stark gelb gefärbte, meist gut krystallisirende Salze bildet.
                              									Verhältniſsmäſsig leicht löslich in Wasser sind: das Chlorhydrat, Sulfat und Acetat;
                              									schwerer löslich die Chlorzinkdoppelverbindung und schwer oder kaum löslich in der
                              									Kälte das jodwasserstoffsaure und rhodanwasserstoffsaure Salz. Die Lösungen in
                              									Wasser und Alkohol besitzen keine Fluorescenz. Auf Zusatz von Mineralsäuren zu
                              									denselben zeigt sich anfangs keine Veränderung- beim längeren Stehen in der Kälte
                              									und schnell beim Erhitzen tritt indessen Entfärbung ein unter Rückbildung der
                              									Ketonbase und Abspaltung von Ammoniak. Durch alkalische Reductionsmittel, z.B.
                              									Natriumamalgam, wird die alkoholische Lösung in der Kälte langsam entfärbt. Auf
                              									Wasserzusatz scheidet sich ein farbloses krystallinisches Reductionsproduct aus,
                              									dessen kaum gefärbte essigsaure Lösung beim Erwärmen sofort eine tief blaue Farbe
                              									annimmt. Dieser Vorgang beruht auf Spaltung des Reductionsproductes in Ammoniak und
                              									Tetramethyldiamidobenzhydrol. Beim Erhitzen des Auramins mit Anilin bis zum Sieden
                              									des letzteren färbt sich die Mischung unter Ammoniakentwickelung orangeroth und
                              									enthält dann das orangegelb färbende Phenylauramin.
                           Aura min ist ein gelber basischer Farbstoff, welcher
                              									sich allein oder in Gemischen mit basischen Anilinfarbstoffen, ähnlich wie
                              									Chrysanilin oder Flavanilin, verwenden läſst. Die Färbungen sind rein gelb und
                              									genügend licht- und seifenbeständig.
                           Ein dem vorstehend beschriebenen durchaus ähnliches Product erhält man durch
                              									Anwendung des Tetraäthyldiamidobenzophenons an Stelle der methylirten Ketonbase.
                           Durch Erhitzen mit den entsprechenden aromatischen Aminen lassen sich die Auramine
                              									leicht in Phenyl-, Tolyl-, Naphtyl- u. dgl.
                              									Substitutionsverbindungen überführen. Nach Beendigung der die Substitution
                              									begleitenden Ammoniakentwickelung wird der Ueberschuſs des angewendeten Amins durch
                              									Wasserdampf entfernt und der Farbstoff durch Anwendung bekannter Methoden
                              									abgeschieden.
                           Die substituirten Amine aus den Halogenverbindungen der Ketonbasen werden von
                              									sämmtlichen primären und secundären aromatischen Aminen mit Ausnahme der vorhin
                              									genannten phenylirten und naphtylirten Abkömmlinge des Anilins und α-Naphtylamins, mit derselben Leichtigkeit wie durch
                              									Ammoniak bereits in der Kälte oder beim Erwärmen in substituirte Auramine
                              									übergeführt, so daſs dieser Vorgang sich geradezu zu einem empfindlichen Nachweis der Amido- und Imidgruppen verwerthen
                              									läſst.
                           Für die technische Darstellung der substituirten Auramine müssen indessen diese
                              									Methoden vor der unmittelbaren Behandlung der Ketonbasen mit den substituirenden
                              									Aminen zurücktreten, welche man vortheilhaft in Form ihrer Chlorhydrate
                              									anwendet.
                           Es werden z.B. 10k
                              									Tetramethyldiamidobenzophenon und 23k salzsaures
                              									Metaxylidin innig gemischt und in einem glasirten, mit Rührwerk versehenen Kessel
                              									etwa 4 Stunden lang auf 200° erhitzt. Die Mischung schmilzt bald zusammen, färbt
                              									sich tief rothgelb und nimmt schlieſslich grünen Metallglanz an. Die Einwirkuug ist
                              									beendigt, wenn eine Probe sich nahezu vollständig in Wasser löst. Die Schmelze wird
                              									dann mit Wasser ausgekocht und die filtrirte Lösung nach dem Erkalten mit
                              									Natronsalpeter gefällt. Der Farbstoff scheidet sich dabei in orangegelben Flocken
                              									aus.
                           Das erhaltene Salz des Metaxylylauramins ist in kaltem, mit
                              									Essigsäure schwach angesäuertem Wasser leicht löslich. Durch Mineralsäuren wird die
                              									Lösung beim Erwärmen schnell unter Rückbildung der Ketonbase und Abspaltung von
                              									Metaxylidin entfärbt. Der Farbstoff fixirt sich leicht auf thierische Faser und
                              									tannirter Baumwolle mit goldgelber Farbe.
                           Nach demselben Verfahren liefert das Tetramethyl- bezieh.
                              									Tetraäthyldiamidobenzophenon beim Erhitzen mit den Chlorhydraten von Cumidin und
                              									Orthotoluidin ähnliche goldgelbe Farbstoffe. Die mit Anilin und Paratoluidin
                              									erzeugten Phenyl- bezieh. Paratolylauramine färben orangeroth. Der entsprechende
                              									Metaphenylendiaminfarbstoff ist orangebraun, die α- und
                              										β-Naphtylauramine liefern bräunlichgelbe Töne.
                              									Keines der genannten substituirten Auramine hat sich bisher in krystallisirter Form
                              									erhalten lassen. Bei ihrer Behandlung mit Mineralsäuren und Reductionsmitteln treten
                              									die beim Auramin beschriebenen charakteristischen Erscheinungen auf.
                           Nach dem Verfahren zur Herstellung Schwefel haltiger
                                 										Farbstoffe von Ewer und Pick in
                              										Berlin (D. R. P. Nr. 28529 vom 16.
                                 										Februar 1884) erhitzt man 1 Molekül Paranitranilin, Paraniträthylanilin
                              									oder Paranitrodimethylanilin mit 1 Mol. Schwefel; es bildet sich unter lebhafter
                              									Schwefelwasserstoffentwickelung die entsprechende Thioverbindung, welche durch
                              									Reduction in das Thiotetramin übergeht. Je nachdem letzteres aus einem primären,
                              									secundären oder tertiären Paranitramin entstanden ist, entsteht, aus demselben durch
                              									Oxydation ein violetter, blauer oder grünblauer Farbstoff. Wie die Abkömmlinge des Anilins
                              									verhalten sich auch die Abkömmlinge des Orthotoluidins, Orthoamidoanisols und
                              									Orthoamidophenetols. Durch Einführung von Alkylgruppen in die primäre oder secundäre
                              									Amidogruppe der Thioparanitramine entstehen die entsprechenden secundären oder
                              									tertiären Amine.
                           Man erhitzt z.B. 20k
                              									Paranitranilin mit 10k Schwefel in einem mit
                              									Rückfluſskühler versehenen Kessel auf 230 bis 250°, bis eine lebhafte
                              									Schwefelwasserstoffentwickelung eintritt, und erhält die Masse bis zur Beendigung
                              									der Reaction auf dieser Temperatur. Das zu einer braunen, spröden Masse erstarrende
                              									Reactionsproduct wird gepulvert und ungefähr 3 Stunden lang mit 105k Zinnchlorür (SnCl2 + 2H2O) und 100 Th. 30procentiger, mit
                              										150l Wasser verdünnter Salzsäure erhitzt. Die
                              									entstandene bräunliche Lösung verdünnt man mit etwa 800l Wasser und fällt das Zinn mit 65k
                              									Zinkstaub aus. Man filtrirt, sättigt das Filtrat mit Kochsalz und setzt zu demselben
                              									so lange von einer 15procentigen Eisenchloridlösung, bis durch weiteren Zusatz des
                              									letzteren kein Farbstoff mehr gefällt wird. Der als blaue Flocken in der Lösung der
                              									übrigen Bestandtheile aufgenommene Farbstoff wird durch Filtration von der
                              									Flüssigkeit getrennt, durch Lösen in Wasser, Filtriren seiner Lösung und nochmaliges
                              									Fällen u. dgl. gereinigt.
                           Der getrocknete und gepulverte Farbstoff stellt ein braunes Pulver dar, dessen
                              									wässerige Lösung Wolle, Seide und gebeizte Baumwolle röthlich-violett anfärbt.
                           Farbstoffe mit gleicher oder ähnlicher färbender Eigenschaft
                              									erhält man aus Metanitroorthotoluidin (CH3 : NH2 : NO2 = 1 : 2 :
                              									5), Metanitroorthoamidoanisol und Metanitroorthoamidophenetol. Erhitzt man in
                              									entsprechender Weise 24k Paranitroäthylanilin mit
                              										10k Schwefel auf 240 bis 250°, so erhält man
                              									einen blauen Farbstoff. Aehnliche Farbstoffe liefern
                              									Paranitromethylanilin, Metanitroortho-Aethyltoluidin und -Methyltoluidin,
                              									Metanitroortho-Methylamidoanisol und -Aethylamidoanisol,
                              									Metanitroortho-Methylamidophenetol und -Aethylamidophenetol.
                           Durch Erhitzen von 24k
                              									Paranitrodimethylanilin mit 10k Schwefel erhält
                              									man ein braunes Pulver, dessen Lösung grünstichig blau
                              									färbt. Ebenso färbende Stoffe erhält man aus Paranitrodiäthylanilin und
                              									-Methyläthylanilin, Metanitroorthodimethyltoluidin, -Diäthyltoluidin und
                              									-Methyläthyltoluidin, Metanitroorthodimethylamidoanisol, -Diäthylamidoanisol und
                              									-Methyläthylamidoanisol, Metanitroorthodimethylamidophenetol, -Diäthylamidophenetol
                              									und -Methyläthylamidophenetol.
                           Das Reactionsproduct aus 20k
                              									Paranitroanilin und 10k Schwefel, erhalten durch
                              									längeres Erhitzen auf 240 bis 250°, fein gepulvert und in einem Autoklaven mit 16k Salzsäure von 30 Proc. Gehalt und 7k Aethylalkohol etwa 10 Stunden lang auf 240 bis
                              									250° behandelt, liefert in entsprechender Weise einen blauen Farbstoff. Nimmt man statt 7k
                              									Aethylalkohol 10k Methylalkohol, so erhält man
                              									einen grünblauen Farbstoff.
                           Zur Herstellung von Azofarbstoffen aus Tetrazodiphenyl
                              									werden nach P. Böttiger in Lodz (D. R. P. Nr. 28753 vom 27. Februar 1884)
                              									Tetrazodiphenylsalze in wässerigen Lösungen mit Salzen des α- oder β-Naphtylamins oder mit Salzen der
                              									verschiedenen Sulfosäuren des α- oder β-Naphtylamins zusammengebracht.
                           Statt wässerige Lösungen von Naphtylaminsalzen anzuwenden, kann
                              									man auch alkoholische Lösungen von α- oder β-Naphtylamin oder in Wasser fein vertheiltes α- oder β-Naphtylamin oder
                              									in Wasser fein vertheilte Salze des α- oder β-Naphtylamins verwenden. Durch Verbindung von
                              									Tetrazodiphenyl mit den beiden Naphtylaminen erhält man in Wasser unlösliche, in
                              									Spiritus lösliche Farbstoffe, welche sich durch Behandeln mit concentrirter
                              									Schwefelsäure, rauchender Schwefelsäure, Schwefelsäureanhydrid oder -Monochlorhydrin
                              									leicht in ihre bezüglichen Mono- und Disulfosäuren überführen lassen, deren
                              									Alkalisalze wasserlösliche gelbrothe bis blaurothe Farbstoffe bilden. Bei Anwendung von α-Naphtylamin erhält man rothe Farbstoffe, während β-Naphtylamin mit
                              									Tetrazodiphenyl mehr gelbrothe Farbstoffe liefert.
                              									Vereinigt man Tetrazodiphenyl mit den Sulfosäuren des α- oder β-Naphtylamins, so erhält man
                              									Verbindungen, welche sich in säurefreiem Wasser lösen und deren Alkalisalze
                              									ebenfalls gelbrothe bis blaurothe Farbstoffe sind.
                           Zur Darstellung dieser letzten Verbindungen läſst man die
                              									wässerige Lösung eines Tetrazodiphenylsalzes in eine alkalische wässerige Lösung
                              									eines Salzes der α- oder β-Naphtylaminsulfosäuren einlaufen, wobei man die letztere Lösung stets
                              									alkalisch hält und wobei unmittelbar alkalische Lösungen der neuen Farbstoffe
                              									entstehen, oder man gibt die wässerige Lösung eines Tetrazodiphenylsalzes zu in Wasser fein
                              									vertheilter oder in Alkohol gelöster α- oder β-Naphtylaminsulfosäure. Die Bildung dieser neuen
                              									Farbstoffe verläuft jedoch dann am glattesten, wenn man die Lösung eines
                              									Tetrazodiphenylsalzes der verschiedenen Sulfosäuren des α- oder β-Naphtylamins einlaufen läſst,
                              									welcher man so viel essigsaures Natron zugesetzt hat, daſs nach dem Vereinigen der
                              									beiden Lösungen keine freie starke Säure, wie Schwefelsäure oder Salzsäure, sondern
                              									nur etwas freie Essigsäure vorhanden ist.
                           Die neuen Farbstoffe entstehen durch Zusammentritt je eines Mol.
                              									Tetrazodiphenyl mit 2 Mol. α- oder β-Naphtylaminsulfosäure nach der Gleichung:
                           (C6H4N.N.Cl)2 + 2C10H7NH2.HCl = 2HCl + (C6H4N.NC10H6NH2.HCl)2
                           oder:
                           (C6H4N.N.Cl)2 + 2C10H6SO3NaNH2 = 2NaCl +
                              										(C6H4N.N.C10H5SO3H,NH2)2.
                           Die Salze des Tetrazodiphenyls entstehen bekanntlich durch
                              									Einwirkung von Salpetrigsäure auf die Salze des Benzidins. Es werden z.B. 25k,7 salzsaures Benzidin oder 28k,2 schwefelsaures Benzidin oder eine äquivalente
                              									Menge eines andern Benzidinsalzes unter Zusatz von 30k Salzsäure von 20° B. 500l Wasser fein
                              									vertheilt; hierauf wird unter kräftigem Rühren langsam und in kleinen Posten eine
                              									Lösung von 13k,8 100procentiges Natriumnitrit in
                              										150l Wasser hinzugesetzt. Es ist zweckmäſsig,
                              									die zu diazotirenden Benzidinsalze nicht getrocknet, sondern möglichst in feuchtem
                              									Zustande als Paste anzuwenden, da getrocknete Benzidinsalze sich schwer und langsam
                              									diazotiren. Das Benzidinsalz löst sich auf und es entsteht eine Lösung von
                              									Tetrazodiphenylchlorid. Diese Lösung läſst man in eine Lösung von 36k,5 salzsaurem a-Naphtylamin in 2000l Wasser unter Umrühren einlaufen. Es entsteht
                              									sofort ein Niederschlag, welcher nach mehrstündigem Stehen, mechanisch von der Lauge
                              									getrennt, ausgewaschen und getrocknet wird. Zum Zwecke der Ueberführung des so
                              									erhaltenen spirituslöslichen Farbstoffes in seine Monosulfosäure rührt man z.B.
                              										25k desselben, fein gemahlen und gesiebt,
                              									unter Abkühlung in 75k rauchende Schwefelsäure von
                              									20 Proc. Anhydridgehalt langsam ein und erwärmt dann so lange auf 30°, bis eine
                              									herausgenommene Probe der Schmelze in ammoniakalischem Wasser klar und vollständig
                              									löslich ist. Dann wird die Masse in etwa 1000l
                              									kaltes Wasser eingerührt; die entstandene Sulfosäure scheidet sich als Niederschlag
                              									ab, wird mechanisch von der Lauge getrennt und in bekannter Weise in das Natron-
                              									oder Ammoniaksalz übergeführt.
                           Zur Darstellung einer Disulfosäure der aus Tetrazodiphenyl und α-Naphtylamin entstehenden Verbindung rührt man
                              									ebenfalls z.B. 25k desselben in 75k rauchende Schwefelsäure von 20 Proc.
                              									Anhydridgehalt unter Abkühlen ein, setzt dann noch 75k rauchende Schwefelsäure von 20 Proc. Anhydridgehalt zu und erhitzt etwa
                              									1 Stunde lang auf 50 bis 60°. Die Schmelze gieſst man dann in etwa 3000l Wasser, bringt zum Kochen, sättigt mit
                              									Kalkmilch, filtrirt und zersetzt das im Filtrate enthaltene Kalksalz der
                              									Disulfosäure durch kohlensaures Natron oder kohlensaures Ammoniak. Man erhält so
                              									Lösungen des Natron- oder Ammoniaksalzes der Disulfosäure des α-Amidonaphtalintetrazodiphenyls, welche man entweder,
                              									nachdem dieselben vom ausgeschiedenen kohlensauren Kalke mechanisch getrennt wurden,
                              									zur Trockne bringt, oder aus derselben in üblicher Weise durch Eindampfen und
                              									Aussalzen mit Kochsalz die darin enthaltenen Salze gewinnt.
                           In gleicher Weise werden 25k,7
                              									salzsaures Benzidin diazodirt, die entstehende Lösung von Tetrazodiphenylchlorid
                              									wird in eine Lösung von 55k naphtionsaurem Natron,
                              									sowie von 12k essigsaurem Natron in 1000l Wasser unter starkem Rühren langsam einlaufen
                              									gelassen. Nach etwa 12stündigem Stehen wird der entstandene Farbstoffbrei,
                              									mechanisch von der Lauge getrennt, in üblicher Weise in das Natron- oder
                              									Ammoniaksalz verwandelt und getrocknet.
                           Der so erhaltene neue Farbstoff färbt Wolle und Baumwolle, letztere auch ohne
                              									Anwendung von Beizen, echt roth.
                           Läſst man nach Angabe der Actiengesellschaft für
                                    											Anilinfabrikation in Berlin (D. R. P. Nr. 28318 vom 14. Februar 1884) ameisensaures
                              									Chlormethyl oder Brommethyl auf Dimethylanilin, Diäthylanilin oder Methyläthylanilin
                              									in Gegenwart von Chloraluminium einwirken, so werden blauviolette Farbstoffe gebildet. Zur Darstellung von Aethylviolett trägt man z.B. in 45k Diäthylanilin unter Abkühlung 15k Aluminiumchlorid ein und läſst 10k ameisensaures Chlormethyl einflieſsen. Die
                              									Reaction beginnt schon in der Kälte und ist nach mehrtägigem Stehen bei Temperaturen
                              									unter 40° beendet. Der gebildete Farbstoff wird durch Auflösen in Wasser, Aussalzen
                              									und Trocknen bei 60° in fester Form erhalten; derselbe zeigt die Stärke des „Benzylviolett 6 B extra“, ist aber etwas blauer.