| Titel: | Dement's bezieh. Hagemann's Matrizenprägmaschine. | 
| Autor: | A. Lüdicke | 
| Fundstelle: | Band 254, Jahrgang 1884, S. 420 | 
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                        Dement's bezieh. Hagemann's Matrizenprägmaschine.
                        Patentklasse 15. Mit Abbildungen im Texte und auf
                           									Tafel 30.
                        Dement's bezieh. Hagemann's Matrizenprägmaschine.
                        
                     
                        
                           Von verschiedener Seite ist in neuerer Zeit der Gedanke wieder aufgenommen und
                              									auszuführen versucht worden, Stereotypplatten ohne einen auf gewöhnliche Weise
                              									bewirkten Satz herzustellen.Schon im J. 1878 hat Tecklenburg in
                                    												Darmstadt (* D. R. P. Nr.
                                       												6677 vom 22. November 1878) eine Maschine vorgeschlagen, welche
                                    											die Schrift mittels eines Typenrades in eine
                                    											Papier- oder Metallmater einpressen und gleichzeitig auch einen Abdruck
                                    											derselben liefern soll. Eine andere in derselben Patentschrift beschriebene
                                    											Anordnung ist mit einem Satze beweglicher Typen versehen. Mittels eines
                                    											Tastermechanismus soll bloſs die Einstellung der Type bewirkt werden, deren
                                    											eigentliches Einpressen an richtiger Stelle der Mater durch ein Hebelwerk
                                    											von einem durch Kurbel und Fuſstritt bewegten Schwungrade aus erfolgt. Eine
                                    											weitere Beachtung scheint diese Matrizenstanzmaschine, welche doch schon das
                                    											ganze Wesen der neuerdings so viel Aufsehen erregenden Ausführungen in sich
                                    											begreift, nicht gefunden zu haben.Red. Zur Zeit werden Stereotypplatten
                              									für Schnellpressen und Rotationsmaschinen in der Weise gefertigt, daſs man den Satz
                              									aus einzelnen Lettern zusammensetzt, denselben vollkommen ausschlieſst und darauf in
                              									Papier abformt, indem man eine aus mehreren durch Kleister verbundenen
                              									Seidenpapierblättern bestehende feuchte Pappe in die Schriftzeichen einschlägt. Die
                              									unter Druck auf dem Satze getrocknete Papiermatrize (oder Mater) wird dann in die
                              									Gieſsform eingelegt, welche für Schnellpressen eben, für Rotationsmaschinen nach dem
                              									Halbmesser des Druckcylinders gekrümmt ist, und abgegossen. Der Abguſs bildet die
                              									Stereotypplatte, welche nach der Benutzung wieder eingeschmolzen wird. Dieses
                              									Verfahren hat hauptsächlich drei Vortheile: Die Buchstaben des Satzes stehen
                              									unverrückbar fest; während des Drückens kann kein Verschieben und Ausfallen von
                              									Typen erfolgen, wodurch das Aussehen des Druckes leidet. Die zum Setzen dienenden
                              									neuen Lettern erfahren, da dieselben nicht zum Drucken, sondern bloſs zum Abformen
                              									in Papier verwendet werden, nur ganz geringe Abnutzung; die Abgüsse der Papiermater
                              									und der Druck sind deshalb scharf. Der Satz läſst sich in Papiermatern leicht
                              									aufbewahren und zu beliebiger Zeit durch Abgieſsen wieder in Metall herstellen.
                           Welch bedeutender Vortheil für den Drucker erwachsen müſste, wenn es gelänge,
                              									Stereotypplatten in vollkommen zufriedenstellender Weise mit Umgehung des aus
                              									einzelnen Lettern bestehenden Satzes lediglich durch Anwendung einer Maschine
                              									herzustellen, welche die Papiermater direkt von der Niederschrift (Manuscript)
                              									bilden läſst, bedarf nach der gegebenen Darlegung wohl keines Wortes. Aber die zu
                              									überwindenden Schwierigkeiten sind nicht gering und ich glaube kaum, daſs durch die
                              									nachfolgend zu beschreibende Construction von Dement
                              									ein Schritt vorwärts
                              									geschehen ist, während durch die Construction von Hagemann die Aufgabe mechanisch höchst sinnreich gelöst wird, so daſs
                              									dessen Maschine unbedingt als eine hervorragende Erfindung bezeichnet werden muſs,
                              									wenn derselben auch z. Z. noch kleine Mängel anhaften.
                           Bei der Maschine von M. H. Dement in
                              										New-York (* D. R. P. Nr. 26927 vom 1.
                                 										August 1883) werden die Typen in Streifen
                              									aus Papier oder einem anderen geeigneten Materiale geprägt und aus diesen Streifen
                              									soll dann die Papiermater zusammengesetzt werden. Die Maschine besteht aus einem mit
                              									200 bis 300 Umdrehungen umlaufenden Typenringe a (Fig. 8 Taf. 30)
                              									mit einer oder mehreren Typenreihen für verschiedene Schriftgröſsen und Charaktere,
                              									einem Cylinder b mit Schiebern c, deren Anzahl entspricht der in einer Typenreihe untergebrachten
                              									Zeichenzahl, den Tasten d und einem zur Führung und
                              									Anpressung des Papierstreifens erforderlichen Apparate e. Typenring und Cylinder b laufen gemeinsam
                              									um; der erstere läſst sich jedoch, wie aus der Zeichnung ersichtlich ist, in
                              									achsialer Richtung verschieben, um die erforderliche Typenreihe an die Arbeitstelle
                              									bringen zu können. Zur Verschiebung dient ein bei h
                              									angehängter Fuſstritt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 254, S. 421
                              
                           Drückt man nun eine der Tasten d nieder (vgl. Fig. 9), so
                              									kommt die Nase d1 mit
                              									der schiefen Ebene c1
                              										(Fig. 8)
                              									des betreffenden Schiebers c bei der Drehung in
                              									Berührung, wodurch letzterer nach rechts herausgeschoben wird und die entsprechende
                              									Type des Ringes deckt. Zum Anpressen des zwischen dem Kopfe des Schiebers und der
                              									Type liegenden Papierstreifens m (Fig. 10) dient der
                              									nebenstehende, besonders abgebildete Theil e. Der
                              									vorgeschobene Schieber köpf gleitet bei der Drehung die schiefe Ebene f hinauf und drückt den in der Feder g liegenden Papierstreifen gegen die Type, welche in
                              									den gegabelten Theil der Feder eintritt; diese entfernt das Papier nach dem Aufhören
                              									des Druckes sogleich von der Type und der Schieber geht, durch eine in der Nuth des
                              									Cylinders liegende Feder veranlaſst, wieder in seine Ruhestellung zurück. Um dies
                              									mit voller Sicherheit zu erreichen und nicht nur von der richtigen Wirkung der Feder
                              									abhängig zu sein, ist an dem Stücke e eine kleine
                              									Platte angebracht, welche den Schieberkopf zunächst niederdrückt, während dann die
                              									schiefe Ebene i das Zurückschieben besorgt. Die
                              									Fortbewegung des Streifens erfolgt durch die rotirende, in das Papier eintretende
                              									Type. Die Gröſse der Fortrückung hat der Breite der Type zu entsprechen; der
                              									Papierstreifen muſs bei breiten Typen länger als bei schmalen Typen angedrückt
                              									werden. Man gibt zu diesem Zwecke den Schieberköpfen verschiedene Breite, wodurch
                              									dieselben längere oder kürzere Zeit auf der höchsten Kante der schiefen Ebene f verweilen. Daſs auf diese Weise ein genaues,
                              									vollkommen gleichmäſsige Abstände der auf einander folgenden Buchstaben
                              									einschlieſsendes Fortschreiten des Papierstreifens erreicht wird, erscheint sehr zweifelhaft.
                           Sind mehrere Typenreihen vorhanden, so hat jeder einzelne Schieberkopf verschiedene
                              									breite Stellen, entsprechend der verschiedenen Breite der von demselben zu deckenden
                              									Typen. Auſserdem muſs jetzt die Platte e verschiebbar
                              									angeordnet sein, um die schiefe Ebene immer unter die entsprechende Stelle der
                              									Schieberköpfe bringen zu können. Dieses Verschieben erfolgt durch denselben Tritt,
                              									welcher den Typenring in Stellung bringt.
                           Aus der Beschreibung der Dement'schen Maschine geht
                              									hervor, daſs jede Type bei einer Umdrehung des Cylinders auch nur einen Abdruck
                              									liefern kann. Nicht ausgeschlossen ist, daſs gleichzeitig eine Anzahl Tasten
                              									niedergedrückt wird, deren Typen dann bei einer Umdrehung des Cylinders nach
                              									einander zur Wirkung kommen. Dabei ist jedoch vorausgesetzt, daſs die Buchstaben des
                              									zu prägenden Wortes in alphabetischer Folge stehen – wie z.B. in den Worten
                              										„der“, „des“, „Adel“, „ist“ – und daſs die Tasten
                              									niedergedrükt werden, ehe der Schieber für den ersten der zu stanzenden Buchstaben
                              									an der betreffenden Taste vorübergegangen ist. Um hier volle Sicherheit zu haben,
                              									ist die Einrichtung so getroffen, daſs jede Taste, also auch die erste des zu
                              									prägenden Wortes, nur dann niedergedrückt werden kann, wenn der zur Taste gehörende
                              									Schieber c derselben nahe gekommen ist. Fig. 9 veranschaulicht die
                              									betreffende einfache Einrichtung. Die Taste ist durch den Arm s gesperrt und wird erst durch die am Cylinder
                              									befindliche Nase p zur gehörigen Zeit ausgelöst. Wird
                              									die Taste durch den Finger niedergedrückt, so schiebt sich s unter r und hält die Taste in der
                              									Arbeitstellung, bis die Nase p wieder zur Wirkung
                              									kommt.
                           Die Matrizenprägmaschine von Heinr. Hagemann in
                              										Wien (* D. R. P. Nr. 20161 vom 12.
                                 										Februar 1882) zeichnet sich ganz abgesehen von der Construction vor der
                              									Maschine von Dement in erster Linie dadurch aus, daſs
                              									dieselbe nicht Streifen von Zeilenhöhe, sondern die vollständige Papiermater prägen
                              									läſst. Es dürfte bei dem vorigen Verfahren sehr groſse Schwierigkeiten bieten, aus
                              									den geprägten Streifen die Matrize für eine Seite so herzustellen, daſs dieselbe
                              									vollkommene Abgüsse liefert. Die Patentschrift enthält nichts über die Vereinigung
                              									der Zeilen; aus anderen Quellen ist nur zu ersehen, daſs die Streifen in Zeilenlänge
                              									zerschnitten werden sollen, nachdem dieselben durchgesehen und Fehler kenntlich
                              									gemacht sind. Worte mit Fehlern werden ausgeschnitten und durch verbesserte
                              									ersetzt.
                           Da die Zeilen genau gleiche Länge haben müssen, der Streifen aber nicht an jeder
                              									beliebigen Stelle durchschnitten werden darf, so wird häufig ein Auseinander- oder
                              									Zusammenrücken der Worte nöthig. Es soll dies nach Dement dadurch geschehen, daſs man den Streifen bei jedem Worte
                              									durchschneidet und entsprechend verkürzt oder durch vorräthige Spatien verlängert. Ebenso sind
                              									eingeprägte „Divise“-Zeichen für nothwendig werdende Worttheilungen
                              									vorhanden. Dieses Zerschneiden der Zeilen in kurze Stücke erschwert die
                              									Zusammensetzung der Mater jedenfalls ungemein und läſst starke Zweifel an der
                              									Brauchbarkeit des ganzen Verfahrens aufkommen, selbst wenn alle anderen bei der
                              									Lösung der Aufgabe auftretenden Schwierigkeiten glücklich überwunden wären.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 254, S. 423
                              
                           Die Hagemann'sche Maschine prägt stählerne Typen in eine
                              									ebene trockene Papptafel ein und druckt gleichzeitig mittels eines zweiten
                              									Typensatzes einen Correcturbogen farbig, welcher bezüglich der Reihenfolge und
                              									Stellung der Schriftzeichen genau mit der Mater übereinstimmt. Sowohl der
                              									Prägstempel-, als der Druckstempelsatz enthalten mehrere Schriftgattungen, z.B.
                              									Corpus, Borgis und Petit für Ueberschrift, laufenden Text bezieh. Anmerkungen; der Uebergang von der
                              									einen zur anderen Schriftart vollzieht sich leicht und sicher. Die Figuren 1 und 2 Taf. 30 sowie
                              									die beigegebene Textfigur sollen dazu dienen, die Haupttheile der Maschine und deren
                              									Ineinandergreifen darzulegen; zu einer ausführlichen Beschreibung all der feinen
                              									sinnreichen Mechanismen reichen diese Abbildungen nicht aus.
                           Die zur Matrize bestimmte Papptafel ruht auf einem Tische A, welcher durch die Schrauben a und b in zwei auf einander senkrechten Richtungen Bewegung
                              									erhält; die Schraube b verschiebt die Mater in Richtung
                              									der Zeile, a in Richtung der Zeilenhöhe. Ueber der
                              									Platte A schwebt leicht drehbar um eine senkrechte
                              									Achse die Typentrommel E, welche die Prägstempel
                              									enthält und zwar alle zu einer Gattung gehörenden in einem Kreise gleichmäſsig
                              									vertheilt. Die Zeichnung gilt für eine Maschine mit drei Schriftgattungen, welche in
                              									drei concentrischen Kreisen angeordnet sind. Für jeden Kreis ist ein Schlagstift i vorhanden, welcher beim Niederdrücken des Hebels n den darunter eingestellten Prägstempel in die Pappe
                              									eindrückt.
                           Zunächst sei nun die Einstellung der Typentrommel
                              									bezieh. die Bewegung des Schlittens A mit der Matrize in der
                                 										Zeilenrichtung näher in Betracht gezogen. Mit der Trommel E ist die Scheibe c
                              									verbunden, welche die Lagerung für den Hebel d und den
                              									Griff e mit Daumen f
                              									trägt. Die Platte c ist von einem festen Ringe g umgeben, auf dessen Rand die Bilder sämmtlicher
                              									Buchstaben, Ziffern, Zeichen u.s.w. der Typentrommel angebracht sind (vgl. Fig. 2).
                              									Innerhalb des Ringes g liegt der Kranz h, welcher eine der Zahl und Stellung der Bilder
                              									entsprechende Anzahl Einschnitte von ungleicher Tiefe enthält.
                           Soll nun beispielsweise der Buchstabe „H“ geprägt werden, so würde man
                              									zunächst mit Hilfe des Griffes e die Scheibe c drehen, bis der angebrachte Zeiger auf „H“
                              									einspielt; dann drückt man den Griffe nieder, wodurch auch der Hebel d abwärts geht und die an demselben sitzende Zunge o in den zu „H“ gehörenden Einschnitt des Ringes
                              										h tritt. Die Tiefe dieses Einschnittes ist abhängig
                              									von der Dicke des Buchstaben und der Gröſse des Raumes zwischen zwei benachbarten
                              									Zeichen in der Matrize, denn durch die Tiefe des Eindringens der Zunge wird der Weg
                              									des Schlittens A bestimmt. Beim Niederdrücken des
                              									Griffes e bewegt sich der zweiarmige Hebel F in der Pfeilrichtung, wodurch das Gewicht Q aufgehoben wird und die Welle k mit Hilfe eines Sperrradschaltwerkes innerhalb des Rahmens G eine Drehung erhält, welche durch die Räder l und m auf die
                              									Schaltschraube b übertragen wird. Je weiter nun der
                              									Griff e heruntergedrückt werden, d.h. je tiefer die
                              									Zunge o eindringen kann, um so gröſser ist die Drehung
                              									der Schraube b, also auch die Verschiebung der Pappe in
                              									der Zeilenrichtung. Die Gröſse dieses Weges bei dem Niederdrücken des Griffes e ist gleich der Hälfte des Zwischenraumes, vermehrt um
                              									die halbe Buchstabenbreite; dieselbe Verschiebung erfolgt beim Aufgange von e, welcher durch das Sinken des Gewichtes Q bewirkt wird.
                           Das Prägen nach dem Einstellen eines Stempels geschieht durch Herumschlagen des
                              									Griffes n, welcher mit Hilfe des Daumens p und verschiedener Zwischenglieder auf einen der
                              									Schlagstifte i wirkt. Die Stellschraube q begrenzt den Weg des Hebels n und regelt damit gleichzeitig die Tiefe des Eindringens der Prägstempel,
                              									welche so eingestellt sein müssen, daſs, wenn die Schraube q jedesmal zum Anschlage gebracht wird, vollkommen gleichtiefes Eindringen
                              									erreicht ist.
                           Der farbige Correcturbogen entsteht auf der seitlichen Trommel r (Fig. 2); dieselbe ist in
                              									einem Schlitten gelagert, welcher durch die Schraube s
                              									die Verschiebung in der Zeilenrichtung enthält – und zwar durch das Kegelräderpaar
                              										t in Verbindung mit der Welle k – um genau ebenso viel, als die auf dem Tische A liegende Papptafel. Hinter der Papiertrommel r befindet sich die zweite um eine wagerechte Achse
                              									drehbare Typentrommel O, welche ebenfalls durch den
                              									Griff e gleichzeitig mit E
                              									eingestellt wird und deren Stempel durch den Griff n
                              									zur Wirkung kommen. Eine Farbwalze färbt bei der Drehung der Trommel O die Stempel.
                           Nach Vollendung einer Zeile hat man die im Rahmen G
                              										(Fig. 1)
                              									untergebrachten Sperrkegel auszulegen, um mittels der Schraube b den Tisch A bis zum
                              									Zeilenanfange zurückführen zu können, wobei gleichzeitig die Walze r mit dem Correcturbogen in die Anfangsstellung
                              									zurückgeht. Es bleibt jetzt nur noch übrig, die Walze r
                              									und den Tisch A um eine Zeilenhöhe zu verschieben; dies
                              									erfolgt durch Drehen der Schraube a, mit welcher ein
                              									Zeigerwerk R verbunden ist, um die Gröſse der
                              									Verschiebung ablesen zu können. Die Walze r wird mit
                              									Hilfe einer auf deren Welle befestigten Theilscheibe gedreht, in welche eine am
                              									Gestelle angebrachte Klinke einfällt.
                           Mit der Maschine soll auch linirt werden können, so daſs
                              									dieselbe selbst zur Anfertigung von Tabellen benutzbar erscheint. Zu diesem Zwecke
                              									sind in den Typentrommeln Stempel mit kleinen Stahlrädchen für senkrechte und
                              									wagerechte Linien vorhanden, welche auf gewöhnliche Weise in die Pappe eingedrückt
                              									werden. Lange Linien entstehen durch Verschieben des Tisches A in der betreffenden Richtung, kurze durch wiederholtes Niederdrücken des
                              									Griffes e bei fest niedergehaltenem Hebel n. Gesperrter Druck entsteht dadurch, daſs man durch
                              									Verstellen eines Keiles gröſseren Vorschub, als die verwendete Schriftgattung
                              									erfordert, bewirkt.
                           Fragt man, auf welche Weise die Herstellung genau gleicher Zeilenlänge, das Ausschlieſsen, ermöglicht wird, so ertheilt die
                              									Patentschrift darauf folgende Antwort: 1) Dadurch, daſs die Breiten aller
                              									Buchstaben, Ziffern u. dgl. nach einer bestimmten Einheit hergestellt sind, so daſs
                              									die Typenbreite gleich dem ein- oder mehrfachen der Einheitsbreite ist; 2) dadurch, daſs vor Beginn
                              									des Prägens der Pappmatrize auf der Walze r oder einer
                              									besonderen, nur mit dieser Walze r versehenen
                              									Schreibmaschine ein Correcturbogen auf Papier gedruckt wird, welches entsprechend
                              									der einer gewählten Schriftgattung zu Grunde gelegten Einheit senkrecht linirt ist.
                              									Dieser erste Druck dient nun dem Arbeiter an der Matrizenprägmaschine als
                              									Manuscript. Bei der Anfertigung desselben sind Ungleichheiten in der Zeilenlänge
                              									unvermeidlich; der Arbeiter an der Matrizenprägmaschine, welcher in Folge der
                              									Lineatur des Manuscriptes erkennen kann, um wie viel Einheiten die Zeile zu lang
                              									oder zu kurz ist, muſs durch Veränderung der Entfernung zwischen den Worten die
                              									richtige Zeilenlänge herstellen. Dazu gehört jedenfalls ein schneller sicherer Blick
                              									und viel Uebung, wie ihn aber unsere „Metteurs“ in Druckereien ohnedies
                              									besitzen müssen. Einen groſsen Vortheil bietet die Herstellung dieses ersten Druckes
                              									in so fern, als auf demselben bereits „Correcturen“ vorgenommen werden können
                              									und für das Matrizenprägen eine gut leserliche Vorlage geboten ist, wodurch Fehler
                              									in der Papiermater leichter vermieden werden. Andererseits sinkt die Leistung der
                              									Maschine, welche bei Handbetrieb zu 60 Typen in der Minute angegeben wird, auf die
                              									Hälfte herab, wenn man mit derselben abwechselnd das Manuscript und die Mater
                              									herstellt, oder man muſs eine „Manuscriptdruckmaschine“ und eine
                              										„Matrizenprägmaschine“ mit je einem Arbeiter aufstellen, um 3600 Typen in
                              									1 Stunde prägen zu können. Diese Arbeit von 2 Mann an den Maschinen übersteigt nicht
                              									die Durchschnittsleistung zweier gut geschulter Setzer. Trotzdem dürfte der
                              									Vortheil, welchen die Maschine zu bieten vermag, vorausgesetzt, daſs die damit
                              									hergestellten Matern allen Anforderungen genügen, wahrscheinlich nicht gering sein.
                              									Ist auch die Maschine gewiſs nicht billig, macht sich auch im Laufe der Zeit
                              									sicherlich ein Ersatz der theueren Stahlstempel erforderlich, so entfällt für eine
                              									Druckerei zunächst doch das Halten eines groſsen Typenvorrathes; ferner ist der
                              									Raumbedarf der Maschine geringer als der für Setztische und das umständliche
                              									Abklatschen des Satzes in Papier beseitigt; endlich erspart man das Ablegen, womit
                              									zugleich eine Quelle vieler Fehler verschwindet, welche dadurch entstehen, daſs
                              									Typen in falsche Fächer und an Stelle der richtigen Zeichen in den Satz gelangen.
                              									Noch sei erwähnt, daſs Correcturen an der mit der Maschine hergestellten Mater
                              									entweder durch Ausschneiden des betreffenden Wortes, Einsetzen eines verbesserten
                              									auf der Maschine geprägten Wortes und Aufkleben des Ganzen auf Papier erreicht, oder
                              									aber durch Ueberkleben des Fehlers mit Papier und Einschlagen der richtigen Typen
                              									besorgt werden; letzteres erscheint ziemlich umständlich dadurch, daſs dann die
                              									Mater in der Maschine auf das Genaueste wieder eingestellt werden muſs, wozu viel
                              									Zeit und Aufmerksamkeit erforderlich sein dürfte.
                           
                           Von der genauen Ausführung der MaschineDie Ausführung hat die bekannte Maschinenfabrik von Ludw. Loewe und Comp. in Berlin übernommen.Red. und der Prägstempel hängt in hohem
                              									Grade die Güte der Arbeit und das Aussehen des Druckes ab. Von einem guten Drucke
                              									verlangt man, daſs die Buchstaben gerade und auf einer Linie stehen und die Abstände
                              									zwischen denselben gleichmäſsig sind. Darin läſst die Leistung der Maschine noch zu
                              									wünschen übrig. Es liegt der Fehler angeblich darin, daſs manche Zeichen und
                              									Buchstaben nicht genau im Mittel der kreisrunden Stempelflache stehen, ein Fehler,
                              									welcher bei der jetzt üblichen Methode des Schneidens allerdings leicht eintreten
                              									kann. Nicht unmöglich ist, daſs das Ansehen des Druckes auch durch Verdrücken der
                              									plastischen und elastischen Matrize bei dem nach einander erfolgenden Einschlagen
                              									der Stempel leidet.Es gilt dies übrigens auch für die Maschine von Dement. Hoffentlich gelingt es Hagemann, auch diesen Mangel zu beseitigen; ist es ihm doch schon
                                    											geglückt, eine bedeutende Schwierigkeit – genaues Ausschlieſsen des Satzes –
                                    											auf verhältniſsmäſsig einfache Weise zu überwinden.
                           Nachtrag: Durch die Güte des Hrn. Hagemann (z. Z. in Berlin, Groſsbeerenstraſse 76)
                              									gingen mir noch einige Notizen zu, welche nachzutragen ich nicht versäumen will.
                           Die Farbwalze an dem Typensatze für den Druck des Correcturbogens
                              									ist durch Copirpapier ersetzt und durch Anbringung einer besonderen Hemmung die
                              									Verschiebung der Papiermater in der Zeilenrichtung so bewirkt, daſs die Buchstaben
                              									nicht mehr als 1/60mm von der richtigen Stelle abweichen
                              									können.
                           Bezüglich der zu 60 Typen in einer Minute angegebenen Leistung
                              									wird bemerkt, daſs dies „Durchschnittsleistung und nicht die eines vorzugsweise
                                 										tüchtigen und besonders begabten Arbeiters“ sei. Die Leistung eines Setzers
                              									könne für die Schriftarten der Maschine im Durchschnitte zu 1000 Lettern in der
                              									Stunde angenommen werden, so daſs die Maschine das 3½fache und nicht das Doppelte
                              									leiste. Nun, 3600 Typen können bei 60 in einer Minute stündlich nicht geprägt
                              									werden, denn es geht Zeit verloren für Auf- und Abspannen der Pappe, Verschieben in
                              									der Zeilenhöhe u. dgl. und auſserdem muſs, wie ich schon bemerkt habe, ein zweiter
                              									Arbeiter das Manuscript drucken. Dazu soll nach Angabe des Hrn. Hagemann nur ⅓ der Zeit des Stanzens der Mater
                              									erforderlich sein, so daſs ein Arbeiter mit einer Schreibmaschine 3 Stanzmaschinen
                              									mit Manuscript versorgen kann. Dieses Vordrucken des Manuscriptes kann für Satz, an
                              									welchen hohe Ansprüche nicht gestellt werden, entbehrlich sein, indem der Arbeiter
                              									an der Stanzmaschine zur Herstellung gleicher Zeilenlänge die letzten Worte der
                              									Zeilen so viel als erforderlich aus einander rückt. Eine mir zum Beweise vorgelegte
                              									Papiermater zeigt dies, aber auch das Unschöne und auſserdem ungleiche Zeilenlänge; die Buchstaben stehen weder am Anfange, noch am
                              									Ende der Zeilen auf gleicher Linie. Für Zeitungsdruck und geringen Werkdruck kann
                              									man dies dulden, bei gutem Werkdrucke nicht.
                           Ein Verdrücken der Buchstaben in der Mater durch Einschlagen der
                              									nächsten Type soll nicht vorkommen; doch möchte ich einige Ungenauigkeiten an einer
                              									mir vorliegenden Mater darauf zurückführen. Correcturen können mit der Maschine
                              									schneller ausgeführt werden als bei zerlegbarem Satze. Der Preis der Stahlstempel
                              									soll sich bei genauester, auf mechanischem Wege bewirkter Herstellung auf 20 bis 30
                              									Pf. stellen und die Abnutzung Null sein. Dies muſs die
                              									Erfahrung erst lehren. Der Verkaufspreis der Maschine soll sich, wenn nicht
                              									billiger, doch gewiſs ebenso billig stellen wie die Anschaffungskosten des
                              									Letternmaterials, der Geräthe u. dgl., welche für 3 Setzer erforderlich sind.
                           A.
                                 										Lüdicke.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
