| Titel: | Locomotiven mit Gas- bezieh. Luftmaschinen. | 
| Autor: | M. | 
| Fundstelle: | Band 254, Jahrgang 1884, S. 445 | 
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                        Locomotiven mit Gas- bezieh.
                           								Luftmaschinen.
                        Patentklasse 20 und 46. Mit Abbildungen auf Tafel 32.
                        Locomotiven mit Gas- bezieh. Luftmaschinen.
                        
                     
                        
                           Die Verwendung der gebräuchlichen Locomotiven für den Straſsenbahnbetrieb u. dgl.
                              									verbietet sich meistens aus mannigfachen Rücksichten. Die Ausnahmefälle, in denen
                              									Straſsenbahnlocomotiven benutzt werden, haben dargethan, daſs der Dampfbetrieb dem
                              									vorhandenen Bedürfnisse keineswegs entspricht. Es sind deshalb bereits verschiedene
                              									Vorschläge für den Locomotivbetrieb besonders durch feuerlose Einrichtungen gemacht
                              									und theilweise auch mit allerdings verschiedenem Erfolge ausgeführt. Man verwirft
                              									entweder die Locomotive vollständig und läſst die Wagen durch ein endloses Seil
                              									fortziehen (vgl. Eppelsheimer 1883 248 * 193), bezieh. man benutzt den Vortheil der
                              									elektrischen Arbeitsübertragung, eine sehr leichte Kraftmaschine zu liefern, um
                              									letztere mit dem die Last aufnehmenden Wagen unmittelbar zu verbinden, oder man
                              									ersetzt nur die Dampfmaschine und den Dampfkessel durch andere Einrichtungen, welche
                              									das Wesen der Locomotive an sich nicht beeinträchtigen, sondern nur die Uebelstände
                              									des Dampfbetriebes derselben zu umgehen trachten. Letzteren Zweck verfolgen alle die
                              									Locomotivmaschinen, die durch Preſsluft, Elektricität aus mitgeführten Elementen
                              									bezieh. Accumulatoren, sowie durch Gas, Erdöl oder Heiſsluft betrieben werden.
                              									Ebenso würden hierher zu zählen sein die Einrichtungen für Dampfbetrieb ohne
                              									mitgeführte Feuerung (vgl. M. Honigmann 1883 250 * 429. Grüneberg und E. Hardt 1884 253 131). Im
                              									Folgenden sollen nur die Vorschläge in Betracht gezogen werden, welche sich auf den
                              									Betrieb von Straſsenbahnen mit Gas- oder Heiſsluftlocomotiven beziehen.
                           Locomotiven mit Gasmaschinen. Als ersten schüchternen
                              									Versuch, die Gasmaschine zum locomobilen Betriebe zu verwenden, kann wohl die
                              									Ingangsetzung einer Schiebebühne auf dem Bahnhofe zu Landsberg an der Warthe mittels
                              									einer auf derselben aufgestellten Otto'schen
                              									Gaskraftmaschine angesehen werden. Diese Locomotiv-Schiebebühne ist seit November
                              									1878 in Thätigkeit. Die Schiebebühne besitzt 12m
                              									Grubenweite, hat höchstens einen Weg von 45m
                              									zurückzulegen und täglich etwa 50 Zugmaschinen zu befördern. Unter der Annahme von
                              										150mm Beförderungsgeschwindigkeit in der
                              									Secunde bei der schwersten Belastung und 200mm für
                              									die leere Schiebebühne wurde eine 2pferdige Otto'sche
                              									Maschine für ausreichend erachtet. Damit die Schiebebühne auf jeder Stelle in steter
                              									Bereitschaft sich befindet, ist die Gaszuführung zur Maschine von der Gasleitung
                              									durch Einschaltung eines Gasdruckbehälters von 1cbm,14 Inhalt unabhängig gemacht, In diesen Gasbehälter wird das Gas aus
                              									der Leitung mittels einer Druckpumpe von 100mm
                              									Cylinderdurchmesser, 200mm Kolbenhub auf etwa 5at verdichtet und kann die Maschine dann etwa 3
                              									Stunden damit gespeist werden. Bei der allerhöchst bemessenen Füllung des Gasbehälters jedoch
                              										(7at) kann die Gasmaschine nahezu 5 Stunden
                              									unabhängig von der Gasleitung arbeiten. Zwischen Gasdruckbehälter und Maschine ist
                              									ein Pintsch'scher Druckregler eingeschaltet. Der
                              									Kühlwasserkasten des Arbeitscylinders steht auf dem Gasbehälter; derselbe faſst
                              										1901 und muſs im Winter 2mal, im Sommer 3mal
                              									frisch gefüllt werden. Von der Gasmaschine wird die Bewegung auf die Triebräder der
                              									Bühne durch Riemen und Zahnräder übertragen. Es ist aus längerem Betriebe dieser
                              									Schiebebühne eine tägliche Ersparniſs von 6,76 M. gegenüber Handbetrieb ausgerechnet
                              									worden.
                           Soll die Gasmaschine nun aber wie die Dampfmaschine zum Betriebe von eigentlichen
                              									Fuhrwerken Verwendung finden, so bleiben mannigfache Schwierigkeiten zu überwinden,
                              									welche bei der oben mitgetheilten Anlage nicht aufgetreten sind. Die Gasmaschine
                              									muſs eben für diesen neuartigen Verwendungszweck Anforderungen genügen, denen
                              									dieselbe ihrer bisherigen Ausbildung nach keineswegs gewachsen scheint. Es ist
                              									bekannt, wie ungemein verbesserungsbedürftig die Gasmaschine auch als festliegender
                              									Betriebsmotor noch ist, und hieraus kann nun leicht gefolgert werden, welch groſse
                              									Schwierigkeiten bei der Verwendung derselben als Locomotivmaschine zu überwinden
                              									sind. Die Gasmaschine arbeitet auch in ihren besten Constructionen immer noch mit so
                              									bedeutenden Stöſsen, daſs diese das doch immerhin so leicht wie möglich aufzubauende
                              									Wagengestell sehr stark in Mitleidenschaft ziehen werden; sie braucht ferner bei
                              									ständigem Betriebe bedeutende Mengen Kühlwasser. Es ist bisher noch nicht gelungen,
                              									eine praktischen Bedingungen genügende Steuerung zu schaffen. Vor allen Dingen aber
                              									ist eine brauchbare Umsteuerung, wie auch eine zweckmäſsige Anlaſsvorrichtung noch
                              									nicht vorhanden und eine solche muſs als eine unabweisbare Forderung für eine
                              									Locomotivmaschine angesehen werden. Es wird sich im Folgenden zeigen, in welcher
                              									Weise die Constructeure die bezeichneten Schwierigkeiten zu bewältigen versuchten;
                              									hier sei nur kurz vorangeschickt, daſs behufs Umgehung der Umsteuerung und eines zu
                              									häufigen Anlassens der Maschine fast allgemein die Einschaltung eines Wendegetriebes
                              									zwischen Maschinenwelle und Triebachse angenommen wurde, so daſs also bei
                              									ununterbrochenem Weiterlaufe der Maschine nach derselben Richtung die Uebertragung
                              									der Bewegung auf die Triebachse umgekehrt oder auch ganz abgestellt werden kann.
                           Die Speisung der Maschine und der Zündflamme erfolgt allgemein mittels Preſsgas,
                              									welches in genügender Menge mitgeführt wird und durch Druckregler unter dem
                              									gewünschten Drucke in die Maschine gelassen wird. Diese Behälter erhalten eine
                              									Füllung auf 10 bis 12at. Man verwendet entweder
                              									tragbare Gefäſse, welche in einer Gasanstalt gefüllt und dann auf den Locomotiven
                              									untergebracht werden, oder man füllt entsprechende, mit dem Locomotivgestelle fest
                              									verbundene Gefäſse aus
                              									einem feststehenden oder fahrbaren Sammelbehälter, welcher die Ueberführung des
                              									Gases von der Gasanstalt vermittelt. Im Allgemeinen unterscheidet sich das Verfahren
                              									in keiner Weise von dem bei der Gasbeleuchtung der Eisenbahnwagen
                              									gebräuchlichen.
                           Bei der Gaslocomotive von C. Krauſs in Linden vor
                              									Hannover (Erl. * D. R. P. Kl. 46 Nr. 6768 vom 8. Oktober 1878) wird das Gas aus den
                              									erwähnten Behältern wie üblich mit Hilfe von Druckverminderungsventilen entnommen
                              									und vor seinem Eintritte in den Cylinder mit Preſsluft gemischt, welche durch eine
                              									von der Maschine betriebene Luftverdichtungspumpe in einem Druckwindkessel erzeugt
                              									wird. Die Vermischung von Gas und Luft zu einem innigen Gemenge wird durch eine Art
                              									Strahlapparat bewirkt. Die Bewegungsübertragung erfolgt durch Treibräder.
                           Der Cylinder a (Fig. 1 bis 3 Taf. 32) der Gasmaschine
                              									liegt wagerecht auf einer Seite des Wagengestelles. Es soll bei jedem Ausschube eine
                              									Explosion erfolgen. Das Gas gelangt aus den unterhalb des Wagens gelagerten
                              									Druckbehältern r durch einen Druckregler n und das Rohr t in die
                              									Düse u, wo es sich mit der aus dem Windkessel der
                              									Druckpumpe w durch s
                              									zuströmenden Luft mischt. Das so gebildete Gemenge geht dann durch ein vom
                              									regulirbaren Daumen d (Fig. 3) der Steuerwelle
                              										c und den von einer Gegenkurbel b1 gesteuerten Schieber
                              										e in den Cylinder. Nach einem Theile des Ausschubes
                              									wird das Einlaſsventil f geschlossen, die Ladung durch
                              									eine am Schieber e brennende Flamme entzündet und der
                              									Kolben vorwärts getrieben. Beim Einschube treibt der Kolben die
                              									Verbrennungsrückstände durch das vom Daumen f1 geöffnete Auspuffventil f2 bis an das Hubende heraus. Der Kolben
                              									der Gasmaschine wirkt auf die Kurbelwelle b, von
                              									welcher die Bewegung mittels Reibungsscheiben c1 auf die Triebachse a1 übertragen wird.
                           Behufs schneller Umsteuerung der Locomotive zu Rangirzwecken ist
                              									eine Zwischenachse h1
                              										(Fig. 2
                              									und 3) mit
                              									zwei Reibungsscheiben i1 eingeschaltet, welche nach dem Abziehen der Reibungsräder von den
                              									Triebrädern gegen beide angepreſst wird, in Folge dessen die Triebachse der
                              									Locomotive sich in umgekehrter Richtung bewegt. Die Achse h1
                              									, deren Lager im Rahmen prismatische Führung hat, wird
                              									zu diesem Zwecke durch zwei Zugstangen l, welche durch
                              									die beiden wagerechten Winkelhebel m in Verbindung
                              									stehen, gleichmäſsig gegen die Triebräder und die Reibungsräder der Gasmaschine
                              									bewegt, mittels Handhebel n1 der senkrechten Spindel durch Aufwickelung der Zugkette p angepreſst und in diesem Zustande durch ein Sperrrad
                              									erhalten. Die Bewegung der Achse in der prismatischen Führung ist nicht fest durch
                              									letztere vorgeschrieben, sondern es sind die Gleitschuhe zwischen Federn gelagert,
                              									welche ein geringes Ausweichen gestatten und hierdurch einen gleichmäſsigen Druck
                              									gegen die Reibungsräder der Triebachse und der Gasmaschine sichern.
                           Uebrigens kann auch die Drehungsrichtung der Gasmaschinenkurbel
                              									selbst umgekehrt werden; die hierfür vorgesehene Einrichtung kommt aber nur zur
                              									Bethätigung, wenn es sich nicht um plötzliche Bewegungsumkehrung handelt. Das den
                              									Steuerschieber bewegende Excenter sitzt nämlich lose auf dem Zapfen der Gegenkurbel
                              										b1. Die genaue
                              									Stellung desselben ist durch feste Anschläge gesichert, so daſs auch bei umgekehrter
                              									Drehung der Welle das Excenter zur richtigen Zeit mitgenommen wird. Die Steuerwelle
                              										c wird von der Kurbelwelle aus durch Kegelräder bewegt.
                              									Zwischen den beiden lose auf der Welle b sitzenden
                              									Kegelrädern liegt eine verschiebbare Kuppelung, deren Einrückung rechts oder links
                              									die Steuerwelle auch verschieden umdreht. Das Anlassen der Maschine, gleichgültig,
                              									in welchem Drehungssinne, muſs immer von Hand erfolgen.
                           Das Gewicht des Locomotivkörpers wird durch Federn o auf die Trieb- und Kuppelachse übertragen. Die Achse
                              									der Gasmaschine wird auſserdem noch durch eine besondere Feder o1 mittels eines unter
                              									den Lagern der Triebachse angebrachten Querträgers q
                              									gegen die Triebachse gepreſst, um die Reibung zwischen den Scheiben der Gasmaschine
                              									und den Rädern bezieh. Reibungsscheiben der Triebachsen nach Belieben verstärken zu
                              									können. Der ganze Mechanismus der Locomotive, das Gestell mit Zubehör ruht sonach in
                              									Federn und kann der Bewegung derselben folgen, während die Welle der Gasmaschine
                              									durch die erwähnte Federaufhängung unveränderlich gegen die Triebachse gedrückt
                              									wird. Zwischen den Achsbüchsen der Triebachse a1 und denen der oben liegenden Gasmaschinenwelle b ist je ein Kniehebel angeordnet, vermöge dessen die
                              									beiden Achsen aus einander gedrückt und in dieser Lage erhalten werden können. Die
                              									Kniehebel stehen durch die Zugstangen g mit Hebeln auf
                              									der gemeinschaftlichen Welle h in Verbindung und werden
                              									durch Drehung der Welle, welche durch den Führer mittels des Handhebels i der senkrechten Spindel und der auf die Spindel sich
                              									aufwickelnden Zugkette k bewirkt werden kann.,
                              									gleichmäſsig bewegt. Hierdurch werden die Triebachse und Maschinenwelle von einander
                              									entfernt oder gegen einander gepreſst. Durch ein auf der Spindel sitzendes Sperrrad,
                              									dessen Sperrkegel durch den Fuſs auszurücken ist, werden nach erfolgter Lüftung die
                              									Achsen in dieser Stellung festgehalten. Die nicht getriebene Wagenachse ist mit
                              									Backenbremsen w versehen. Das Kühlwasser für den
                              									Arbeitscylinder wird in einem Behälter auf dem Verdecke der Locomotive
                              									mitgeführt.
                           Die Anbringung eines zweiten Arbeitscylinders ist nur für
                              									schwierige Bodenverhältnisse in Aussicht genommen, die Gleichmäſsigkeit des Ganges,
                              									wenn von einer solchen bei dieser Wirkung der Maschine überhaupt gesprochen werden
                              									darf, soll durch das Schwungrad g1 bewirkt werden.
                           Bei einer weiteren vorgeschlagenen Construction werden beide
                              									Radachsen als Triebachsen benutzbar und zwar zum gleichzeitigen oder Wechsel weisen
                              									Betriebe. Der in diesem Falle zwischen beiden Triebachsen liegende Arbeitscylinder
                              									ist an beiden Enden offen; im Cylinder spielen zwei Kolben, welche durch die
                              									zwischen denselben stattfindende Explosion eines Gemenges gleichzeitig nach auſsen
                              									getrieben werden.
                           Eine dritte, in der Patentschrift mitgetheilte Ausführung strebt
                              									eine Vereinfachung der Locomotive an. Es ist bei derselben auf der Betriebswelle der
                              									Gasmaschine ein Kegelräderwendegetriebe angeordnet, welches mit Hilfe einer
                              									Cylinderreibungskuppelung und einer Zahnräderübersetzung die Bewegung entsprechend
                              									auf die Laufradachse übermittelt. Die Kuppelung wird vom Führerstande aus
                              									verstellt.
                           Bei der von H. Haedicke in Berge bei Nauen (Erl. * D. R.
                              									P. Kl. 46 Nr. 5177 vom 15. August 1878) vorgeschlagenen Maschine wird die
                              									Gasexplosion indirekt zur Bewegungsäuſserung verwendet. Der durch die stattfindende
                              									Gasverpuffung vorgetriebene Arbeitskolben ist gleichzeitig der Kolben einer
                              									Luftpumpe, durch welche Luft verdichtet wird, um dann als Betriebsmittel zu
                              									dienen.
                           Die in Fig. 4
                              									Taf. 32 dargestellte Maschine ist zweicylindrig gedacht. Die in den lothrechten
                              									Cylindern a befindlichen Kolben b werden durch den zweiarmigen Hebel c
                              									ungefähr ¼ ihres ganzen Hubes aufwärts bewegt, um während dieser Zeit ein Gasgemenge
                              									anzusaugen, welches durch die mittels Daumen k
                              									gesteuerten Schieber eingelassen und dann entzündet wird. Die Explosion treibt den
                              									Flugkolben b frei bis an den oberen Cylinderdeckel. Hierbei
                              									drängt derselbe die vorher angesaugte Luft durch den Kanal u in den als Grundplatte dienenden Sammelbehälter p. Die hier verdichtete Luft gelangt alsdann durch einen mittels
                              									beliebiger Umsteuerung bethätigten Vertheilungsschieber in den eigentlichen
                              									Betriebscylinder x, welcher auf die Hauptwelle i wirkt.
                           Bei der vorliegenden Maschine soll die verdichtete Luft in dem Behälter p ein Mittel geben, um die Maschine sogleich und in
                              									jeder Kurbelstellung anzulassen. Es soll also der bekannte Nachtheil der
                              									Gasmaschinen umgangen werden, erst nach durch Hand bewirkter Schwungraddrehung und
                              									hierdurch erfolgter Ansaugung und Zündung selbstthätig weiter arbeiten zu können.
                              									Die gepreſste Luft bietet ein ziemlich nahe liegendes Mittel, um diesem Uebelstande
                              									für den vorliegenden Zweck zu begegnen. Man findet deshalb auch mehrfach gepreſste
                              									Luft als Hilfsmittel zum Anlassen, von Gasmaschinen benutzt. Dies geschieht auch in
                              									eigenthümlicher Weise bei der Gaslocomotive von J. M. A.
                                 										Montclar in Paris (Erl. * D. R. P. Kl. 46 Nr. 20916 vom 7. Januar 1882).
                              									Während nämlich der regelrechte Betrieb der Locomotive durch zwei wagerecht
                              									angeordnete Deutzer Gasmaschinen erfolgen soll, ist zum Anlassen der Maschinen
                              									bezieh. zum anfänglichen selbstständigen Anlaufenlassen der Locomotive (bis die
                              									Gasmotoren arbeiten können) ein durch gepreſste Luft bethätigter Hilfsmotor
                              									vorgesehen.
                           Die Gasmaschinen a (Fig. 6 Taf. 32) betreiben
                              									unmittelbar mittels der Kurbelstangen b die Kurbelwelle
                              										c und dadurch ein Excenter, welches vom
                              									Führerstande durch die Stangen M, M1 und die Kuppelung m
                              									mit der Welle c gekuppelt werden kann, wie auch vom
                              									Führer aus mittels der Stange m1 die Luftverdichtungspumpe x bethätigt wird; letztere drückt Luft in einen zwischen den beiden
                              									Treibcylindern liegenden Behälter m2 (Fig. 7). Die
                              									während des Ganges der Maschine bezieh. des Umlaufes der Kurbelwelle c verdichtete Luft wird dann behufs Anlassen der
                              									Maschine und des Wagens in die Hilfsmaschine n
                              									gelassen, welche durch ihre Kurbelwelle n1 und das am Schwungrade v der Hauptmaschine gekuppelte Reibungsrad w2 den Antrieb besorgt. Die Ein- und Ausrückung dieses Rades n2 erfolgt gleichfalls
                              									vom Führerstande durch Gestänge A7, während der
                              									Zulaſs von Preſsluft zum Cylinder n vom Handhebel o aus geregelt wird. Die Abmessungen dieser
                              									Hilfsmaschine sind derart, daſs die Locomotive eben bewegt werden kann. Die beim
                              									Anlassen verbrauchte Preſsluft kann durch Einrückung der Verdichtungspumpe an
                              									solchen Stellen ersetzt werden, wo die Locomotive auf Gefälle läuft; nötigenfalls
                              									könnte auch behufs schnellerer Bremsung die Einschaltung der Hilfsmaschine
                              									vorgenommen werden.
                           Jeder Cylinder der Gasmaschine besitzt eine besondere Steuerwelle, von denen die eine
                              										d unmittelbar von der Kurbelwelle c mittels Kegelräder, die zweite f von der ersten durch Stirnräder i getrieben wird. Die Schieber t werden durch die Kurbeln g und Stangen g1 verschoben. Die Steuerwellen d und f wirken ferner
                              									durch Daumen k auf die Einlaſsventile für das Gas und
                              									die Auslaſsventile für die Verbrennungsrückstände.
                           Das in dem Blasebalg ähnlichen oder anders gestalteten, oberhalb des Verdeckes des
                              									Wagens angeordneten Behälter A enthaltene Gas wird
                              									mittels des Rohres h1
                              										(Fig. 6
                              									Taf. 32) dem beiden Cylindern a gemeinschaftlichen
                              									Ventilkasten h (Fig. 8 und 9) zugeleitet. Dieser
                              									Ventilkasten enthält in seinem oberen Theile einen Absperrhahn h2, dessen Küken
                              									mittels des Hebels H und des aus Fig. 6 ersichtlichen
                              									Stangen- und Hebelwerkes vom Führerstande gehandhabt werden kann. Der untere
                              									gröſsere Theil ist durch drei Scheidewände in drei Abtheilungen geschieden. Je eine
                              									der Abtheilungen ist mit der dritten durch ein federbelastetes Ventil J, J1 verbunden und
                              									steht durch Rohre l bezieh. l1 mit den Schieberkästen der Cylinder a in Verbindung. Die Ventile J und J1
                              									werden durch Stangen von den Daumenscheiben k der
                              									Steuerwellen d und f
                              									bewegt und bewirken eine passende Vertheilung des Gases nach den beiden Cylindern.
                              									Die Uebertragung der Bewegung von der Kurbelachse c auf
                              									die Radachse erfolgt durch eine über die Räder R
                              									gelegte Gelenkkette.
                           In der Patentschrift sind ferner zwei Abänderungen der beschriebenen Construction
                              									mitgetheilt; es sind nur Einzelheiten verändert. Das in passender Weise mitgeführte
                              									Kühlwasser für die Gasmaschinen soll nach Benutzung zum Anwärmen der Hilfsmaschine
                              									und des Preſsluftbehalters verwendet werden.
                           Ein ähnlicher Gedanke ist in der Construction von H. P.
                                 										Holt in Leeds und F. W. Crossley in Manchester
                              									(Erl. * D. R. P. Kl. 20 Nr. 17479) zum Ausdrucke gebracht. Als Hilfstriebkraft wird
                              									jedoch nicht von der Maschine gepreſste Luft verwendet; es sind vielmehr die in
                              									einen Behälter ausgeblasenen und verdichteten Verbrennungsrückstände der Gasmaschine
                              									benutzt. Ferner wird keine besondere Hilfsmaschine beim Anlassen benöthigt, sondern
                              									die im Sammelbehälter verdichtete Mischung durch ein besonderes Ventil in den
                              									Arbeitscylinder der Gasmaschine selbst eingelassen. Der Arbeitskolben wird nun so
                              									lange von diesen gepreſsten Verbrennungsgasen angetrieben, bis das Schwungrad so
                              									viel lebendige Kraft aufgesammelt hat, um die Arbeit mit der Gasmischung
                              									einzuleiten. Als Betriebsmaschine ist ein gewöhnlicher Otto'scher Motor verwendet. A (Fig. 10 Taf.
                              									32) ist der Arbeitscylinder, während C den
                              									Sammelbehälter bezeichnet, in welchem die Hilfstriebkraft aufgespeichert werden
                              									soll.
                           Die Wirkung ist folgende: Wenn die Maschine arbeitet, flieſst ein
                              									Theil der Verbrennungsproducte vom Cylinder nach dem Behälter C, indem dieselben das Ventil B öffnen, bis der Druck im Behälter beinahe gleich dem höchsten Drucke im
                              									Cylinder wird, worauf sich das Ventil B schlieſst und
                              									ein weiteres Ueberströmen der Gase verhindert.
                           Um die Maschine anzulassen, wird mittels des Hebels G die Curvenscheibe E auf
                              									der Welle F verschoben, bis sie in die durch Fig. 11
                              									angedeutete Stellung kommt; der Hebel D wird nun einmal in je zwei
                              									Umdrehungen der Maschine hin- und herbewegt und öffnet das Ventil B auf eine kurze Zeit, so daſs die verdichteten Gase
                              									vom Behälter C nach dem Cylinder A strömen und somit die Maschine in Bewegung
                              									setzen.
                           Mit der Scheibe E ist eine zweite
                              									Curvenscheibe H verbunden, welche die Stelle der
                              									gewöhnlichen Scheibe zum Oeffnen des Auslaſsventiles des Cylinders vertritt, so
                              									daſs, während die Scheibe E das Einlassen der
                              									verdichteten Gase aus dem Behälter C in den Cylinder
                              										A bewirkt, die Scheibe H das Auslaſsventil bei jedem Verdichtungshube des Kolbens offen hält.
                              									Wenn nachher E auſser Berührung mit D gebracht wird, kommt ein anderer Theil K der Scheibe H mit der
                              									Rolle J in Berührung, um das Auslaſsventil wie
                              									gewöhnlich nur zum Abziehen der Verbrennungsgase zu öffnen.
                           Der Behälter C könnte durch eine
                              									Pumpe, welche von der Maschine oder auf andere Weise getrieben wird, gefüllt werden;
                              									es würden sich die beweglichen Theile der Pumpe derart anordnen lassen, daſs die
                              									bewegten Theile der Maschine dadurch ausgeglichen werden, indem man z.B. die Pumpe
                              									mit einer der Maschinenkurbel gegenüber liegenden Kurbel oder einem Excenter
                              									verbindet. Wenn eine Pumpe nicht gebraucht wird, gleicht man die beweglichen Theile
                              									der Maschine mittels eines gleitenden Gewichtes aus.
                           Nach anderen Grundzügen ist die Gaslocomotive von M. Hasse
                                 										und Comp. in Berlin (Erl. D. R. P. Kl. 46 Nr. 2048 vom 6. December 1877)
                              									gebaut, bei welcher besonders auf eine ruhig arbeitende Gasmaschine Bedacht genommen
                              									ist. Wie Otto durch die im todten Räume des Cylinders
                              									verbleibenden Verbrennungsgase gewissermaſsen einen Buffer zwischen Ladung und
                              									Arbeitskolben einschaltet, so wird hier ein elastisches Zwischenglied zwischen
                              									Kolben und Triebachse der Maschine eingeschaltet, welches die von der Verpuffung des
                              									Gemenges herrührende Kraft in sich aufnehmen und allmählich bezieh. ruhig und
                              									gleichmäſsig auf die Triebachse übertragen soll. Als solchen Buffer denkt sich der
                              									Erfinder eine oder mehrere Federn, ein Luftkissen o. dgl. Dieser Buffer soll aber
                              									auch den Zwecken des Anfahrens nutzbar gemacht werden, indem die Bremskraft durch
                              									denselben ausgeübt, also ein Theil der lebendigen Kraft des Wagens von demselben
                              									aufgenommen wird, so daſs der Buffer als Kraft sammelnde Bremse in bekannter Weise
                              									wirkt.
                           Wird als elastisches Zwischenglied eine Feder verwendet, so liegt
                              									dieselbe in einem guſseisernen, allseitig geschlossenen Gehäuse und ist einerseits
                              									mit der auf der Federachse befestigten Nabe, andererseits mit dem Federgehäuse
                              									verbunden. (In ähnlicher Weise hat Dohis, wie S. 136 d.
                              									Bd. berichtet wurde, die Fuſstrittbewegung auf eine Nähmaschinen welle übertragen.)
                              									Die Federachse wird festgehalten durch ein auf derselben befindliches Schneckenrad
                              									und eine in letzteres eingreifende Schnecke, welche vom Stande des Wagenführers aus
                              									gedreht werden kann. Durch Drehung der Schnecke auf der Federachse kann die Feder
                              									beliebig angespannt oder gelöst werden. Auſserdem wird durch Drehung des Federhauses
                              									nach der einen Richtung die Feder ausgespannt und gibt durch Drehung nach der
                              									entgegengesetzten Richtung ihre Kraft auf die Hauptantriebsachse ab. Der
                              									Arbeitskolben des Motors bewirkt bei seiner Vorbewegung in Folge der Explosion
                              									Anspannung der Feder durch Drehung des Gehäuses in der einen Richtung, da derselbe
                              									durch eine Kolbenstange und einen auf das Gehäuse sich aufwickelnden Riemen mit
                              									letzterem in Verbindung steht. Während die Feder ihre Kraft auf die
                              									Hauptantriebswelle abgibt, wird der Kolben wieder zurückgezogen, bis am Ende seines
                              									Laufes eine neue Explosion ein neues Vorschnellen desselben und Anspannen der Feder
                              									zur Folge hat.
                           Die Steuerung der Maschine erfolgt durch einen hinter dem oben
                              									erwähnten Explosionskolben befindlichen zweiten, den sogen. Füllkolben. Derselbe besitzt
                              									eine Stopfbüchse, durch welche die Kolbenstange des Explosionskolbens gasdicht
                              									hindurchgeführt ist, und hängt mittels zweier durch den offenen Cylinderdeckel
                              									gehenden Gelenkstangen am Ende eines einarmigen Hebels, an welchen andererseits in
                              									etwa ⅓ seiner Länge vom Drehpunkte ab ein ebenfalls auf das Federgehäuse sich
                              									aufwickelnder Riemen angreift und denselben zurückzieht, während eine passend
                              									angebrachte Feder den Füllkolben so weit herausbewegen kann, als es eine zur
                              									Begrenzung dieses Ausschubes angebrachte Lederschleife gestattet, nämlich bis eben
                              									über die Einmündung des Zuführungskanales für das Explosionsgemenge. Wenn nun nach
                              									der zwischen beiden Kolben im Cylinder erfolgten Explosion die Gase anfangen, sich
                              									zusammenzuziehen und das Federgehäuse durch Abgabe von Kraft den Explosionskolben
                              									zurückzuziehen beginnt, wird auch der Riemen des Füllkolbens durch Abwickelung
                              									schlaff und dieser durch die an dem Hebel wirkende Feder vorgezogen, bis die Mündung
                              									des Eintrittskanales eben bedeckt ist, in welcher Stellung der Füllkolben durch die
                              									oben erwähnte Schleife festgehalten wird.
                           Geht nun bei weiterer Kraftabgabe und Umdrehung des Federgehäuses
                              									der Explosionskolben zurück, bis derselbe beinahe den Füllkolben berührt, so zieht
                              									der Lederriemen des Füllkolbens, welcher sich mit auf das Gehäuse aufgewickelt hat,
                              									auch diesen vor und zwar, da er an dem einarmigen Hebel mit zweifacher Uebersetzung
                              									angreift, mit doppelt so groſser Geschwindigkeit, als der Explosionskolben
                              									zurückgeht, wodurch eben das Einsaugen des Explosionsgemenges erzielt wird. Das
                              									richtige Verhältniſs von Luft und Gas im Explosionsgemenge wird durch zwei mit dem
                              									Eintrittskanale in Verbindung stehende, nach auſsen absperrende, selbstthätige und
                              									regulirbare Füllventile erzeugt. Sobald der Füllkolben den theilweise offenen Deckel
                              									des Explosionscylinders eben erreicht, erfolgt die Entzündung des eingesaugten
                              									Explosionsgemenges.
                           Der vorn offene Explosionscylinder besitzt nahe seinem Ende eine
                              									Anzahl Löcher. Wenn der Kolben etwa durch eine zu starke Explosion zu weit gegen das
                              									Ende des Cylinders vorgeschleudert werden sollte, kann ein Theil der überschüssigen
                              									Gase durch diese Löcher entweichen.
                           Wenn jedoch durch vergröſserte Ansprüche an die Maschine, z.B. bei
                              									einer zu überwindenden gröſseren Steigung, die Feder zu dieser Leistung in ihrem
                              									augenblicklichen Spannungszustande sich nicht stark genug erweist, so kann durch das
                              									oben erwähnte Schneckengetriebe die Federachse mit ihrer Nabe gedreht und die Feder
                              									dadurch stärker angespannt werden. Hat dann vor dieser Anspannung die
                              									Explosionskraft des Gasgemenges gerade genügt, um die Feder im Gehäuse so weit
                              									anzuspannen, daſs der Kolben eben bis an das vordere Ende des Cylinders
                              									vorgeschleudert wird, so wird nach dem erfolgten stärkeren Anspannen der Feder durch
                              									das Schneckengetriebe numehr in Folge vergröſserten Widerstandes der Kolben nicht
                              									mehr so weit vorgeschleudert werden als vorher. Der Kolben wird dann bei seinem
                              									Rückgange auch schneller mit dem Füllkolben zusammentreffen und so die Füllung des
                              									Cylinders in kürzeren Zwischenräumen erfolgen als zuvor und diese Zwischenräume
                              									würden immer kürzer werden, je mehr man zur vollständigen Ueberwindung der
                              									entgegenstehenden Last die Feder anzuspannen gezwungen würde. Der Gasverbrauch wird
                              									also im Verhältnisse zu der von der Maschine zu entwickelnden Kraft stehen.
                           Die Vorschläge von J. Quick in Westminster (Erl. * D. R.
                              									P. Kl. 46 Nr. 24550 vom 4. Juli 1882) beziehen sich auf die Gaszufuhr aus dem
                              									Gasbehälter in die Maschine. Der Gasbehälter M (Fig. 5 Taf. 32)
                              									ist als groſser Tender gedacht. Der Gaszufluſs zur Maschine wird durch den Blasebalg
                              										E, welcher als Niederdruckkessel wirkt, und den
                              									Regulirschieber C1
                              									geregelt. Schrumpft der Blasebalg E zusammen, weil die
                              									Maschine seinen Gasinhalt bis zu einem gewissen Grade entnommen hat, so zieht die
                              									mit dem Balge E verbundene Stange A mittels des Hebels F
                              									den Schieber C1 nieder; es wird
                              									dadurch eine Verbindung zwischen M und E hergestellt und der Blasebalg aufgebläht, bis der
                              									Schieber C1 so weit
                              									wieder gehoben ist, daſs der Gaszufluſs nach E
                              									abgesperrt oder doch vermindert ist. Das Rohr B führt
                              									Gas zu den Seitenlampen der Maschine. Es ist nun noch die Anordnung getroffen, daſs
                              									die Kühlwasserableitung KL um den Verbindungskanal D zwischen E und M geführt und hier zu dem Räume C erweitert ist. Es wird hierdurch bezweckt, die in dem Kanäle D durch die Ausdehnung der Gase hervorgerufene
                              									Erkältung zu beseitigen.
                           Fr. Kiſsling in Augsburg (Erl. * D. R. P. Kl. 20 Nr.
                              									3571 vom 26. April 1878) hat die Speisung der Gaslocomotiven während der Fahrt aus
                              									einem unter der Straſsenoberfläche längs einer Schiene liegenden Gasrohre in
                              									Vorschlag gebracht. Ein Muff umschlieſst das Straſsengasrohr und steht mit dem
                              									Gasbeutel des Motors durch ein Rohr in Verbindung. Der mit dem Wagen durch eine
                              									Stange verbundene Muff soll nun während der Fahrt auf dem Rohre gleiten. Geht der
                              									Muff über eine streckenweise in die Leitung einzulassende Ventilstelle, so stöſst
                              									ein Ansatz das in dem Gasrohre angebrachte Ventil auf und läſst eine gewisse Menge
                              									Gas in den Muff strömen, aus welchem dasselbe dann in den Gummibeutel weiter
                              									geleitet werden soll. Hat der Muff die Ventilstelle verlassen, so schlieſst sich das
                              									Leitungsventil durch Federdruck. Es bedarf wohl keiner Erwähnung, daſs dieser
                              									Vorschlag ganz unausführbar ist.
                           
                              
                                 M.
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
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