| Titel: | Schmelzofen mit gekühlter Rast und eisernem Gichtverschlusse für Eisen-, Kupfer- oder Bleidarstellung. | 
| Fundstelle: | Band 254, Jahrgang 1884, S. 483 | 
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                        Schmelzofen mit gekühlter Rast und eisernem
                           								Gichtverschlusse für Eisen-, Kupfer- oder Bleidarstellung.
                        Patentklasse 40. Mit Abbildungen.
                        A. Wendt's Schmelzofen für Eisen- und
                           								Kupferdarstellung.
                        
                     
                        
                           Innerhalb der letzten Jahre ist die Erzeugung des Eisens, sowie der Metalle
                              									überhaupt, bei geeigneten Ofen anlagen bedeutend gesteigert, in einigen Fällen sogar
                              									verdreifacht worden. Eisenhochöfen, welche eine Tageserzeugung von 1001 überschreiten, erscheinen bei Neuanlagen
                              									gegenwärtig die Regel; ebenso sind Kupfer- und Bleischmelzöfen, welche täglich 60
                              									bis 100r Erze verschmelzen, gewöhnlich., Durch
                              									diese bedeutend vergröſserte Erzeugung ist die Dauer der Ofenzustellung gekürzt
                              									worden, was dazu Anlaſs gab, daſs man zu verschiedenen Kühlvorrichtungen Zuflucht
                              									nahm. (Vgl. Weimer's Hochofen 1878 227 * 513.)
                           Zweck des von Arthur Wendt in der Versammlung des American Institute of Mining Engineers zu Chicago im
                              									Mai 1884 gehaltenen Vortrages ist, die Aufmerksamkeit der Fachleute auf seine
                              									kürzlich patentirte Einrichtung zu lenken. Die gewöhnliche Methode, die Auſsenfläche
                              									der Mauerung mit Wasser berieseln zu lassen, ist hiernach von unseren
                              									fortgeschrittensten Hüttenleuten verlassen worden. Alle haben die Gefahr dieses
                              									Vorganges erkannt, besonders wenn derselbe auf das Gestell unterhalb der Ebene der
                              									Düsen angewendet wird. Guſseiserne Wassermäntel mit schmiedeisernen Röhren für
                              									die Bewegung des Kühlwassers haben jene roheren Methoden verdrängt.
                           
                              
                              Fig. 1., Bd. 254, S. 484
                              
                           Bei den Eisenschmelzöfen ist. der Gebrauch dieser
                              									Wasserkühlkästen auf das Gestelle und den Raum um die Düsen beschränkt geblieben; es
                              									war Gewohnheit, diese Kästen mit dem Ofenmauerwerke zu unterstützen. Allein das
                              									Abschmelzen der Zustellungssteine unterhalb der Düsenkühlkästen veranlagst., daſs
                              									dieselben sich senken., wodurch die Richtung der Düse verrückt wird und andere
                              									Uebelstände hervorgerufen werden.
                           Das Prinzip der von Wendl entworfenen Construction, um
                              									diese und andere Uebelstände zu vermeiden, besteht in der Anordnung schwacher
                              									Zustellungswände (nicht über 230mm) von den Düsen
                              									an aufwärts gegen die Rast, welche durch schmiedeiserne oder stählerne Wasserkästen
                              									geschützt werden, die vom Mantelringe herunterhängen und so das ganze Gewicht des
                              									Ofens und seiner Füllung auf die Unterstützungssäulen übertragen. Der Eisenkasten
                              									allein ist mit 3 oder 4 Steinstärken an den Wänden und nicht weniger als 1200mm am Boden ausgefüttert. Derselbe steht auf
                              									Säulen und ist praktischer Weise ein unabhängiger Bau; der Eisenkasten kann selbst
                              									auf Räder gestellt und beweglich gemacht werden, wenn ein entsprechender Vortheil
                              									durch eine solche Anordnung erreicht werden kann.
                           
                           In Textfigur 1 bemerkt man bei e die Sitzfläche für die Zustellung in Folge der verstärkten Wand
                              									unterhalb des Düsenkühlkastens. Die Wasserkästen e
                              									hängen an den Kästen d und diese wiederum an dem
                              									Mantelringe. Die Kästen f, welche das Mauerwerk des
                              									Eisenkastens umschlieſsen, ruhen auf von den Säulen h
                              									getragenen Platten g.
                           Als wesentlicher Punkt dieser Construction wird der ringförmige
                              									Raum zwischen den Kühlkästen e und f bezeichnet. Durch diesen Raum kann das Innere des
                              									Eisenkastens erreicht und die Mauerung desselben ausgebessert werden, ohne den
                              									Hochofen ausblasen zu müssen. Unmittelbar unter dem Kasten ist die fressende Wirkung
                              									der flüssigen Schlacke die gröſste und diese Stelle kann am leichtesten von auſsen
                              									erreicht werden. Die Abbildung zeigt ferner, daſs die Windleitung sehr hoch
                              									angebracht und daſs die Abzweigung durch zwei zusammengeflanschte Theile
                              									bewerkstelligt ist.
                           Im Falle einer Saubildung können die Düsen sofort gehoben werden,
                              									wodurch der Ofen in einer höheren Ebene blasen kann, nachdem in den Rastkühlkästen
                              									Oeffnungen für diesen Zweck ausgespart sind. Das Fundament beginnt 3m unter der Sohle des Eisenkastens und die
                              									Sandformen sowie die Mauern des Guſshauses werden auf diese Höhe über den umgebenden
                              									Erdgrund gehoben.
                           Von der Rast bis zur Gicht bietet der Ofen nichts Neues. Ueber dem
                              									gemauerten Schacht ist die Construction ganz aus Eisen und bedeutend von den
                              									gewöhnlichen Ausführungen abweichend.
                           Zwei Stockwerke werden von Trägern getragen, welche an dem Mantel
                              									des Ofens festgemacht sind. Auf der niederen Bühne ruhen die schweren Eisensäulen
                              										c, welche die Kuppel b
                              									tragen. Der Raum zwischen den Säulen wird durch dünne Guſseisenplatten abgegrenzt,
                              									die mit den ersteren fest verschraubt sind. Gegen diese Platten streift das
                              									Gichtmaterial nach dem Senken der Glocke, wodurch die Abnutzung des Mauerwerkes nahe
                              									der Gicht verhindert wird. Der Gichttrichter ist an die höhere Gichtbühne angehängt
                              									und überdeckt mit seinem unteren Rande das kreisrunde Winkelstück a, welches gut abgedreht ist, um einen gasdichten
                              									Verschluſs mit der Glocke zu bilden. Das Winkelstück ist aus drei oder mehr
                              									geflanschten Theilen zusammengesetzt, welche mit einander verkeilt sind und an den
                              									oberen Rand der Kuppel b angeschraubt werden. Im Falle
                              									ein Theil aus diesem Winkelringe ausspringt oder auf andere Weise zerstört wird,
                              									können die übrigen Ringstücke leicht abgenommen und durch andere ersetzt werden.
                           Soll der Ofen ausgeblasen werden, so entfernt man die Platten c und füllt den Gichttrichter mit Wasser, wodurch ein
                              									Sprühregen von der Gicht herab hervorgerufen wird. Es ist rathsam, während dieses
                              									Vorganges etwas Kalkstein zu gichten, theils um die Flamme an der Gicht zu
                              									ersticken, theils um das Herausbringen des im Ofen zurückbleibenden Materials zu
                              									erleichtern.
                           Hat man Eisen-, Kupfer- oder Bleierze
                              									zu verschmelzen, die einen gewissen Gehalt an Zink aufweisen, so beseitigt ein
                              									eiserner Gichtverschluſs alle Uebelstände, welche durch Anhäufung von Gichtschwamm
                              									verursacht werden. Das Zink schlägt sich an den Eisenwänden nieder und kann ohne
                              									Mühe gewonnen werden.
                           Textfigur 2 zeigt die Anordnung eines 900mm weiten Kupferschmelzofens mit Wasserkühlung nach dem Typus, welcher gegenwärtig
                              									im Westen Nordamerikas gewöhnlich ist. Zu den Schachtwandungen ist gar kein
                              									feuerfestes Material verwendet. Der Sumpf ist aus feuerfestem Thone aufgestampft.
                              									Der Boden kann niedergelassen werden, wie dies bei Eisenkupolöfen der Fall ist. Bleischmelzöfen werden nach demselben Plane
                              									construirt.
                           Hüttenleuten, welche mit der praktischen Anwendung der
                              									Wasserkühlapparate nicht bekannt sind, dürfte es scheinen, als ob durch dieselben
                              									ein Verlust an Wärme
                              									herbeigeführt werde. Dies kann jedoch nicht der Fall sein, wie dies folgende kurze
                              									Betrachtung sofort beweisen wird. Die Rast des Ofens, insbesondere der Theil
                              									unmittelbar um die Düsen wird unzweifelhaft angegriffen, so daſs oft binnen weniger
                              									Tage nach dem Anblasen die Wandung so dünn geworden ist, daher das Bestreben der
                              									Hitze, die Wandung zu zerstören, eingeschränkt wird durch den Wärmeverlust der Wand,
                              									durch Leitung und Ausstrahlung. Ob nun dieser Wärmeverlust durch die umgebende Luft
                              									oder das vorbeigeführte Wasser bedingt ist, kann auf den Brennstoffverbrauch keinen
                              									Einfluſs üben. Um eine gewisse Wandstärke dauernd zu erhalten, muſs eine bestimmte
                              									Wärmemenge der Wand entzogen werden.
                           
                              
                              Fig. 2., Bd. 254, S. 486
                              
                           Jeder Schmelzprozeſs soll in einem solchen mit Wasser gekühlten
                              									Schachtofen mit der gröſsten Gleichförmigkeit vor sich gehen, weil derselbe die
                              									ursprünglich gegebene innere Form beibehält, während ein Ofen mit dicken Mauerwänden
                              									durch die glühenden Massen bald seine Gestalt verliert.
                           Dieses beschriebene Constructionsprinzip kann bei vielen
                              									bestehenden Oefen zur Anwendung gebracht werden, indem man dieselben hebt und die
                              									alten kurzen Säulen unter dem Mantelringe durch lange schmiedeiserne ersetzt.
                           Seit der Veröffentlichung des Vortrages ist ein Hochofen
                              									ausgeblasen worden, welcher von Wendt mit
                              									Wasserkühlkästen versehen war. Die Wandstärke über dem Kühlkasten beträgt 150 bis
                              										230mm und hat die Gestalt des Ofens sich
                              									vollkommen erhalten. Oberhalb der Kühlkästen ist das Mauerwerk unregelmäſsig
                              									angegriffen; um die Düsen herum sind die Steine verschlackt. (Nach der Oesterreichischen Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen,
                                 										1884 S. 617.)