| Titel: | Elektrische Beleuchtung mittels Batterien; von E. Vohwinkel, Chemiker in Wien. | 
| Autor: | E. Vohwinkel | 
| Fundstelle: | Band 256, Jahrgang 1885, S. 23 | 
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                        Elektrische Beleuchtung mittels Batterien; von
                           									E. Vohwinkel, Chemiker in
                           									Wien.
                        Vohwinkel's elektrische Beleuchtung mittels Batterien.
                        
                     
                        
                           Im Anschlusse an die in Bd. 255 S. 431 aufgeführten Verbrauchsergebnisse der für mein
                              									neues Element verwendeten Materialien möge zunächst eine Gegenüberstellung dieser
                              									Ziffern mit den von der Theorie geforderten Verbrauchsmengen Platz finden.
                           Ein Stunden-Ampère entwickelt 0g,3 Sauerstoff,
                              									entsprechend 1g,85 Kaliumbichromat und 1g,23 Zink. Thatsächlich wurden aber für diese
                              									Stromeinheit 2g,44 des Kalisalzes und 2g,17 des Metalles verbraucht, d.h. es ergibt sich
                              									der bedeutende Mehrverbrauch von 0,59 bezieh. 0g,94, welcher für die Strombildung verloren erscheint. Hierfür muſs die
                              									Erklärung zunächst in dem bedeutenden endosmotischen Aequivalent der Chrom säure,
                              									wenn die Batterie auſser Thätigkeit ist, dann in der elektrischen Endosmose bei
                              									durchgehendem Strome und der darauf erfolgenden Oxydation des Zinkes unter
                              									gleichzeitiger Reduction der Chromsäure zu Chromoxyd gefunden werden. Obige 0g,59 des Bichromates enthalten 0g,4 Chromsäure, welche 0g,39 Zink bei Gegenwart von Schwefelsäure in
                              									Sulfat verwandeln. Der weitere Ausfall von stündlich 0g,55 Zink für 1 Ampère ist dann auf Rechnung ungenügender Amalgamation zu
                              										setzen. Soll nach
                              									dieser Richtung hin gespart werden, so muſs man der Diffusion der Chromsäure während
                              									der Ruhe des Elementes durch Entfernung der einen der beiden Batterieflüssigkeiten
                              									vorbeugen.
                           In vereinzelten Fällen habe ich, wenn eine frisch gefüllte Batterie einige Zeit
                              									unbenutzt gestandengsstanden, an dem einen oder anderen Elemente einen starken Geruch nach Ozon wahrnehmen können. Diese seltene Erscheinung kann
                              									ich indeſs als eine in Rechnung zu ziehende Verlustquelle für den Sauerstoff des
                              									Chromsalzes nicht betrachten.
                           Wer es unternimmt, Bogen- oder Glühlichter mit einer vorhandenen Batterie zu speisen, sieht sich der leidigsten Empirie
                              									überantwortet, wenn die für den gegebenen Strom mögliche Anzahl dieser Lampen in
                              									Frage kommt. Jemand glaubt z.B. mit einer Batterie von 20 Volt und 10 Ampère eine 20
                              									Volt-Lampe speisen zu können, sieht sich darin aber getäuscht. In einem anderen
                              									Falle wird eine Anfrage an einen hervorragenden Maschinen-Elektriker, wie viel
                              									Edison-A- (16 Kerzen-) Lampen mit einer Batterie von 110 Volt und 20 Ampère
                              									unterhalten werden können, dahin beantwortet, daſs 28 bis 30 dieser Lampen möglich
                              									seien. Es ist dies ein noch gröſserer Irrthum, als wenn man glauben würde, ein
                              									Bogenlicht von 50 Volt Spannung an den Polen und 8 Ampère Verbrauch mit einer
                              									Batterie von eben diesen elektrischen Factoren betreiben zu können.
                           Die für diese und ähnliche Zusammenstellungen behufs elektrischer Beleuchtung zur
                              									Anwendung kommenden Hauptsätze lauten: Die Vertheilung der
                                 										Spannung in einem gegebenen elektrischen Stromkreise erfolgt im Verhältnisse der
                                 										in diesem Kreise enthaltenen Widerstände; insbesondere für die Nutzleistung ist die in einem elektrischen Stromkreise
                                 										stattfindende Wärmeausgabe den in diesem Kreise vorhandenen Widerständen
                                 										proportional.
                           Ist die Spannung der Batterie bekannt, so muſs also zunächst der
                              									Widerstand der letzteren – wofür man am besten einen mittleren Werth annimmt – sowie
                              									der Widerstand der einzuschaltenden Lampe festgestellt werden. Die Leitung zwischen
                              									Batterie und Lampe sollte man nach Material und Querschnitt so wählen, daſs sie
                              									einen merklichen Widerstand nicht bietet. Wäre nun z.B. bei einer zur Speisung einer
                              									20 Volt-Lampe bestimmten Batterie von 20 Volt und 10 Ampère der Widerstand der Lampe
                              									11,5 Ohm (20 Volt : 1¾ Ampère), jener der Elektricitätsquelle aber 2 Ohm (20 Volt:
                              									10 Ampère), so fände die Verkeilung der gegebenen 20 Volt so statt, daſs 20 : 13½ ×
                              									11½ = 17 Volt auf die Lampe und 20 : 13 ½ × 2 = 3 Volt auf die Batterie entfielen.
                              									Jene 17 Volt wären daher durch eine etwa 4 Volt betragende Verstärkung der
                              									Stromquelle auf 20 Volt zu ergänzen. Man hätte dann 24 Volt : 10 Ampère = 2,4 Ohm
                              									Widerstand in der Batterie, wonach die Wärmeentwickelung in derselben mit
                              									(2,4:13,9), in der Lampe aber mit (11,5 : 13,9) erfolgen würde 5 die Nutzleistung in
                              									diesem Stromkreise ist daher eine sehr hohe, ungefähr ⅚.
                           Wird eine Bogenlampe von 48 bis 50 Volt Spannung an den Polen und
                              									8 Ampère Stromverbrauch, also von 6 Ohm Widerstand, für einen Betrieb angenommen, so
                              									muſs, wenn der mittlere Batterie widerstand ebenfalls 6 Ohm, die Spannung des
                              									Rheomotors 100 Volt betragen; die Stromstärke ist also (100 : 6) =16⅔ Ampère. Bei
                              									Einschaltung der Lampe hat man dann = 100 : (6 + 6) = 8⅓ Ampère Verbrauch für
                              									dieselbe. Wäre der Widerstand der Batterie aber nur 4 Ohm, so würden (10 × 50) : 6 =
                              									83⅓ Volt Spannung für dieselbe genügen. Die Stromstärke würde dann ebenfalls 83⅓ :
                              									(4 + 6) = 8⅓ Ampère sein.
                           
                           Im ersteren Falle ist die Wärmeentwickelung in Batterie und Lampe
                              									gleich groſs; im letzteren verhält sich dieselbe wie 2 : 3.
                           Zu den Bogenlampen mit obigen elektrischen Constanten gehören die
                              									Constructionen von Siemens, Krizik u.a. Die Bogenlampe
                              									von Brush zeigt dagegen die Gröſsen 45 Volt, 4,5 Ohm,
                              									10 Ampère. Eine Batterie von 100 Volt und 6 Ohm Widerstand würde den Polen dieser
                              									Lampe nur die ungenügende Spannung von (4,5 × 100) : 10,5 = 426/7 Volt zuführen.
                              									Erstere würde also nicht nur schlecht brennen, sondern es wäre auch die Wärmeausgabe
                              									im Rheomotor im Verhältnisse von 6 : 4,5 gröſser als in der Lampe. Derartig
                              									ungünstige Verhältnisse sind aber natürlich zu vermeiden. Für die Brush-Lampe müſste
                              									also eine andere Schaltung der Batterie oder eine Vergröſserung der Elemente
                              									derselben eintreten, damit der innere Widerstand höchstens demjenigen der Lampe
                              									gleich würde. Dieselbe Gröſse des Widerstandes in Batterie und schlechtem Leiter
                              									(hier die Lampe) bedingt bekanntlich die gröſste Stromstärke der Batterie sowie die
                              									stärkste Wärmeentwickelung.
                           Will man wissen, wie viel Glühlichter
                              									eine Batterie von bestimmter Stärke zu speisen vermag, so kann man sich der
                              									folgenden von mir aufgestellten Formel bedienen:
                           
                              \frac{E}{[n\,w+(W\,:\,x)]}=i\,x\ \mbox{bezieh}.\
                                 										x=\frac{E-i\,W}{i\,n\,w}
                              
                           
                              
                                 wobei
                                 E = Spannung der Batterie,
                                 
                              
                                 
                                 n = Zahl der Elemente,
                                 
                              
                                 
                                 w = Widerstand eines Elementes,
                                 
                              
                                 
                                 W = bekannter Widerstand einer Lampe,
                                 
                              
                                 
                                 i = ebenfalls bekannter Stromverbrauch einer
                                    											Lampe.
                                 
                              
                           Man habe z.B. eine Batterie von 60 hinter einander geschalteten
                              									Elementen, welche zur Speisung von 20-Kerzen-Swanlampen, mit den Constanten 56 Volt,
                              									46 Ohm und 1,2 Ampère dienen soll; es ist dann (60 × 2) : [60 × 0,1 + (46 : x)] = 1,2 x, woraus x = 9 Lampen zu
                              									20 Kerzen.
                           In Worten ausgedrückt lautet diese Formel: Man subtrahirt die Spannung einer Lampe von der Spannung der Batterie und
                                 										dividirt mit dem Producte aus Ampère einer Lampe und Widerstand der
                                 										Batterie. Die Factoren der Gleichung müssen natürlich so beschaffen sein,
                              									daſs der erhaltene Quotient x wenigstens = 1, d. i. 1
                              									Lampe ist.
                           Bei Edison-A- (16-Kerzen-) Lampen (Constanten = 100 Volt, 0,7
                              									Ampère, 145 Ohm) würde x in obiger Gleichung 5 als die
                              									zulässige Lampenzahl ergeben; bei Greiner und Friedrich'schen 15-Kerzen-Lampen
                              									(Constanten = 40 Volt, 1¼ Ampère, 32 Ohm) 10 Lampen. Der Stromverbrauch ist bei 9
                              									Swanlampen (180 Kerzen) = 11, bei 5 Edisonlampen (80 Kerzen) = 3½ und bei 11 Greiner
                              									und Friedrich-Lampen (165 Kerzen) = 13¾ Ampère.
                           Die nachstehende Tabelle gibt eine Zusammenstellung der
                              									elektrischen Verhältnisse für die angeführten Lampensysteme, bei Anwendung der
                              									Batterie von 120 Volt, 20 Ampère, 6 Ohm:
                           
                              
                                 Anzahl und
                                    											Lichtstärkeder Lampen
                                 StromstärkeAmpère
                                 Voltampère in
                                 für 1
                                    											Kerzen-Lichtstärke
                                 Verhältnis
                                    											derWärmeent-wicklung in Bat-terie u. Lampen
                                 
                              
                                 denLampen
                                 derBatterie
                                 Ge-sammt
                                 
                              
                                   9 Swan = 180  5 Edison A = 8011 Greiner =
                                    											165
                                 Kerzen
                                 10,8  3,5  13,75
                                 605350550
                                    691    701100
                                 1296  4201650
                                   7,2    5,2510,0
                                         6 : 5,2        6 : 30        6 :
                                    											3
                                 
                              
                           Wie ersichtlich, würde die letzte Combination (11 Lampen von Greiner und Friedrich) einen sehr schlechten
                              									ökonomischen Erfolg liefern; von der erhaltenen Wärme würden ⅔ in der Batterie
                              									verbraucht. Man hätte daher eine andere Schaltung der Batterie zu wählen, welche
                              									einen Widerstand liefert, der demjenigen der Lampen möglichst gleich ist; es gäben
                              									z.B. 40 Elemente paarweise und die restlichen 20 Elemente hinter einander geschaltet
                              									80 Volt, 30 Ampère, 2⅔ Ohm; mögliche Lampenanzahl dann 12, das Schema:
                           
                           
                              
                                 
                                 StromstärkeAmpère
                                 Voltampère in
                                 für 1
                                    											Kerzen-Lichtstärke
                                 Verhältnis
                                    											derWärmeent-wicklung in Bat-terie u. Lampen
                                 
                              
                                 denLampen
                                 derBatterie
                                 Ge-sammt
                                 
                              
                                 12 Greiner = 180Kerzen
                                 15
                                 600
                                 600
                                 1200
                                 6,66
                                 6 : 6
                                 
                              
                           Diese Anordnung würde also zugleich die gröſste Stromstärke und
                              									stärkste Wärmeausgabe der Batterie liefern.
                           Aus den vorstehenden Auseinandersetzungen erhellt zur Genüge die groſse Wichtigkeit,
                              									welche bei elektrischen Beleuchtungen dem geringen inneren Widerstände der
                              									verwendeten Batterie beigemessen werden muſs. Neben hoher elektromotorischer Kraft
                              									und andauerndem Strom ist dies der wichtigste Umstand. Ein entsprechend niedriges
                              									Maſs desselben ermöglicht bei Bogenlampen eine mehr oder weniger bedeutende
                              									Herabsetzung der Elementenzahl, bei Glühlichtern die Einschaltung einer gröſseren
                              									Anzahl derselben. Hierzu kommt noch die erzielte höhere Nutzleistung, da nur ein
                              									geringer Theil der entwickelten Wärme in der Batterie verbleibt.
                           Diese Umstände haben den Verfasser veranlaſst, seinen Elementen neben der richtigen
                              									Wahl gut leitender Batterieflüssigkeiten – bei geringerem Querschnitte derselben –
                              									eine bedeutende Gröſse zu geben. Die Form von 52cm
                              									Höhe zeigt bei 50 Ampère Stromstärke nur noch den inneren Widerstand von 0,04 Ohm.
                              									Einer weiteren Vergröſserung steht nichts im Wege. Thonzellen von groſser Porosität
                              									sind dem Zwecke ebenfalls dienlich, wie es andererseits vermieden werden muſs, die
                              									Elemente in Räumen unterzubringen, deren Temperatur nicht wenigstens + 8° ist.
                           Wien, März 1885.