| Titel: | Ueber Neuerungen an Regulatoren für Dampfmaschinen und Wassermotoren. | 
| Autor: | K. H. | 
| Fundstelle: | Band 256, Jahrgang 1885, S. 54 | 
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                        Ueber Neuerungen an Regulatoren für
                           								Dampfmaschinen und Wassermotoren.
                        (Patentklasse 60. Schluſs des Berichtes S. 9 d.
                           								Bd.)
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									1.
                        Ueber Neuerungen an Regulatoren für Dampfmaschinen.
                        
                     
                        
                           Regulatoren für Wassermotoren. Bei der von F. W.
                                    											Flügel in Gotha (* D. R. P. Nr. 27062 vom 11. November 1883) vorgeschlagenen
                              									Einrichtung ist ein Centrifugalregulator benutzt,
                              									dessen bewegliche Hülse mit zwei schraubenförmigen Stahlknaggen versehen ist.
                              									Zwischen diese fassen entsprechende Knaggen, welche an den Armen zweier am Gehäuse
                              									gelagerter Winkelhebel sich befinden. Die Bewegung dieser Arme wird durch Federn
                              									gemildert, welche von oben und unten gegen dieselben pressen, sie also stets in die
                              									Mittellage zu drücken suchen. An den Winkelhebeln sind Stangen angelenkt, welche als
                              									Klinken in zwei Schalträder greifen; letztere sind mit entgegengesetzter Verzahnung
                              									versehen und von ihrer Achse wird die Schaltbewegung durch Kegelräder auf die
                              									betreffende Regulirungsvorrichtung übertragen. Durch die an dem Regulatormuffe
                              									sitzenden Knaggen werden die Winkelhebel und damit die Stangen bewegt, welche
                              									ihrerseits die Schalträder in abwechselnde Bewegung setzen; sobald die Knaggen sie
                              									verlassen, drücken die erwähnten Federn die Winkelhebel wieder in die Mittellage,
                              									bei welcher die Knaggen der Hülse und der Hebelarme sich nicht berühren;, es tritt
                              									dies dann erst wieder ein, wenn in Folge vermehrter oder verminderter
                              									Geschwindigkeit bezieh. wenn die erfolgte Verstellung des Regulirungsorganes die
                              									normale Motorgeschwindigkeit noch nicht erzielt hat, der Regulatormuff steigt oder
                              									sinkt und dadurch die oberen oder unteren Knaggen mit den entsprechenden Knaggen der
                              									Winkelhebel in Eingriff kommen. Die Uebertragung vom Regulator auf die
                              									Regelungsvorrichtung des Wassermotors ist eine indirekte und wird auch ein
                              									Ueberreguliren vermieden, da der Muff, sobald ein neuer Beharrungszustand
                              									eingetreten ist, nicht in Eingriff kommt mit dem stets in seine Mittellage
                              									zurückkehrenden Arme des Winkelhebels. Die Einrichtung scheint somit einfach und
                              									zweckmäſsig zu sein.
                           
                           Ein im Engineering and Mining Journal, 1884 Bd. 37 * S.
                              									123 angegebener Regulator für Wasserräder, sogen. „Snow Water-Wheel Governor“, scheint, so weit Figur und Beschreibung
                              									erkennen lassen, ähnlich wie der Regulator von King
                              									(vgl. 1884 248 * 153) gebaut zu sein, indem auch hier ein
                              									doppeltes Schaltwerk angeordnet ist, dessen Klinken von einem Centrifugalregulator
                              									bethätigt werden; ein Schirm hält bei normaler Geschwindigkeit des Wasserrades die
                              									Klinken auſser Eingriff und läſst die eine oder andere Klinke auf das entsprechende
                              									Schaltrad wirken, wenn die Geschwindigkeit wächst oder, sinkt. (Vgl. auch Funck 1883 247 * 233.)
                           Die weiter noch mitgetheilten zwei Regulatoren für
                                 										Schraubenschiffsmaschinen bezwecken die Absperrung des Dampfzuflusses,
                              									sobald die Schraube in Folge groſser Schwankungen des Schiffes verschiedenen
                              									Widerstand im Wasser findet, oder ganz aus dem Wasser taucht, so daſs die
                              									Schiffsmaschine erst dann wieder mit vollem Dampfe arbeitet, wenn die Schraube
                              									wieder eintaucht. Eine sehr einfache Construction von A.
                                 										Bell und A. Füller in New-York ist nach dem
                              										Scientific American, 1884 Bd. 49 S. 387 in Fig. 14 Taf. 1
                              									dargestellt. In einem kugelförmigen, in die Dampfleitung eingeschalteten Gehäuse AE ist eine Hohlkugel, bestehend aus den Theilen H und J festgelegt; in
                              									derselben kann sich eine zweite Hohlkugel M bewegen,
                              									wobei der an M fest angebrachte Zapfen T in einer lothrechten Nuth auf und ab schwingt. Die
                              									beiden Hohlkugeln sind nun auf der Seite, von welcher der Kesseldampf zuströmt, mit
                              									den gleichen Oeffnungen K, auf der anderen Seite mit
                              									mehreren Oeffnungen O und L versehen, welche im Zustande der Ruhe sich gleichfalls decken. Sobald
                              									ein starkes Stampfen des Schiffes eintritt, verstellt sich die äuſsere Hohlkugel zur
                              									inneren in Folge des stets lothrecht sich einstellenden Gewichtes an der Stange P und entsprechend diesen Schiffsbewegungen verändern
                              									sich die Durchgangsöffnungen, regeln also den Dampfdurchfluſs nach der Maschine. Die
                              									Schwingungen des Gehäuses erfordern, daſs die Hülse W
                              									aus biegsamem Materiale besteht; der Widerstand, welchen diese Hülse der seitlichen
                              									Verbiegung entgegensetzt, wirkt mildernd auf die gegenseitige Verstellung der
                              									Hohlkugeln.
                           D. Dunlop in Port-Glasgow hat sich nach Engineering, 1884 Bd. 37 * S. 446 eine umständliche
                              									Vorrichtung patentiren lassen, welche den gleichen Zweck bei groſsen
                              									Schiffsmaschinen verfolgt. Vom Heck des Schiffes führt ein unter dem Wasser
                              									mündendes, durch Hahn absperrbares Rohr zu dem Boden eines Windkessels. Der Kopf
                              									desselben ist durch ein Rohr mit einem scheibenförmigen Gehäuse verbunden, in
                              									welches eine elastische Platte eingespannt ist; an letzterer ist eine Stange
                              									befestigt, welche an die Stange des Muschelschiebers eines kleinen Dampfcylinders
                              									durch Hebel angeschlossen ist. Von der Kolbenstange dieses Cylinders aus wird das in
                              									die Hauptdampfleitung eingeschaltete Regulirungsorgan bewegt. Je nachdem nun das
                              									Heck mehr oder weniger in
                              									das Wasser eintaucht, wird die Luft in dem Windkessel mehr oder weniger
                              									zusammengepreſst, dadurch entsprechend die elastische Scheibe gehoben und in Folge
                              									dessen der Muschelschieber des Hilfsdampfcylinders bewegt, also entsprechend die
                              									Dampfvertheilung in letzterem und dadurch die Kolbenbewegung sowie auch die
                              									Verstellung des Regulirungsorganes bewirkt. Mit der an der elastischen Platte
                              									befestigten Stange ist noch eine Spiralfeder so verbunden, daſs deren Spannung die
                              									Plattenbewegung mäſsigt, d.h. die Empfindlichkeit des Regulators mildert.
                           Zum Schlusse sei noch auf einige theoretische Abhandlungen
                                 										über Regulatoren aufmerksam gemacht. J.
                                 										Brunton veröffentlicht im Engineer, 1885 Bd.
                              									59 * S. 1 eine Theorie der Centrifugalregulatoren,
                              									welche kurz die einzelnen Formen derselben behandelt, ohne jedoch besonders Neues zu
                              									bieten.
                           In den Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des
                                 										Gewerbfleiſses, 1884 * S. 79 behandelt Köchy
                              									ein System pseudoastatischer Centrifugalregulatoren,
                              									welches der bekannten Werner'schen Construction und
                              									seiner kinematischen Umkehrung entspricht. Köchy
                              									bestimmt zunächst die Gleichung der Leitbahn, auf welcher sich zwei mit einem
                              									Hülsengewichte verbundene Pendelgewichte bewegen müssen, damit vollkommene Astasie
                              									erreicht wird. Diese Curve ersetzt Köchy dann durch
                              									eine gerade Linie, welche jene im Wendepunkte berührt. Wenn der Aufhängepunkt der
                              									Pendel gegen die Achse festliegt und das mit der Leitbahn fest verbundene
                              									Hülsengewicht auf den als Rollen ausgeführten Pendelgewichten ruht und von diesen
                              									bei der Bewegung auf und nieder geschoben wird, entsteht der Werner'sche Regulator; im anderen Falle, wenn die Leitbahn gegen die Achse
                              									festliegt und die Pendelgewichte am Hülsengewichte hängen, entsteht die kinematische
                              									Umkehrung. Köchy entwickelt im Weiteren Formeln für die
                              									Energie und die Unbeweglichkeit und gibt an, wie diese Gröſsen leicht zeichnerisch
                              									gefunden werden können; ferner weist Verfasser nach, wie die Führung auf der die
                              									astatische Curve ersetzenden geraden Linie durch eine Stangen Verbindung zu
                              									erzielen, der Regulator also als Gelenkmechanismus auszuführen ist. Der zweite Theil
                              									der Abhandlung beschäftigt sich mit der Construction solcher Regulatoren und enthält
                              									ein graphisches Verfahren zur Bestimmung der Verhältnisse eines Regulators, der für
                              									gegebene Unbeweglichkeit und gegebenen Muffenhub eine gewisse Energie für ein
                              									bestimmtes Aenderungsverhältniſs der Umdrehungen entwickelt, unter Berücksichtigung
                              									des Einflusses der Pendel- und Hülsenstangengewichte.
                           Im Génie civil, 1883/4 Bd. 4 * S. 336 beschreibt West einen Centrifugalregulator von Y. Villarceau (vgl.
                              									1872 206 85). Der behufs Erzielung veränderten
                              									Luftwiderstandes mit Flügeln versehene Apparat ist zur Regelung sehr genauer astronomischer Instrumente bestimmt und wird auch zur
                              									Anwendung bei Bestimmung der Beschleunigung der Schwere empfohlen; die
                              									Empfindlichkeit des Regulators soll sehr bedeutend sein.
                           
                              
                                 K. H.
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
