| Titel: | Ueber Neuerungen an Wasserleitungsventilen. | 
| Fundstelle: | Band 256, Jahrgang 1885, S. 103 | 
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                        Ueber Neuerungen an
                           								Wasserleitungsventilen.
                        (Patentklasse 85. Fortsetzung des Berichtes Bd.
                           								253 S. 224.)
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									7.
                        Ueber Neuerungen an Wasserleitungsventilen.
                        
                     
                        
                           Unter den neuen selbstschlieſsenden Ventilen sind verschiedene Verbesserungen
                              									anzuführen.
                           So zeichnet sich das von Joh. Mücke neuerdings
                              									construirte Selbstschluſsventil (* D. R. P. Nr. 30098
                              									vom 29. April 1884) vortheilhaft dadurch aus, daſs die Gummiplatte von der
                              									Wasserpressung nicht durchgedrückt und der hinter die Platte führende Kanal nicht
                              									leicht verstopft werden kann. Wie Fig. 12 Taf. 7 zeigt, ist
                              									das cylindrische Abschluſsventil a mittels eines
                              									Flügelkreuzes in seinem Sitze geführt und durch eine untergelegte Lederscheibe
                              									gedichtet. Der cylindrische Theil des Ventiles ist fest mit der elastischen Platte
                              										e verbunden, welche zwischen die beiden
                              									Gehäusehälften eingeklemmt ist. Unter der Platte e
                              									liegt nun ein Metallring f, welcher dem cylindrischen
                              									Theile a des Ventiles genau angepaſst ist. Erfolgt nun
                              									von rechts auf die Platte e ein Druck. so wird das
                              									Ventil a gegen seinen Sitz gedrückt. Ist der Abschluſs
                              									erfolgt, so legt sich die Platte e genau gegen den Ring
                              										f an, so daſs ein Durchdrücken bezieh. ein Bersten
                              									derselben unmöglich ist. Der Schluſs des Ventiles wird, wie erwähnt, durch den auf
                              									die rechte Seite der Platte e wirkenden Wasserdruck
                              									erreicht. Zu diesem Zwecke führt der Kanal b vom
                              									Zufluſsrohre bis in den Raum hinter die Platte e.
                              									Dieser Kanal ist aber in seiner ganzen Länge sehr weit gehalten, so daſs
                              									Verstopfungen, welche bei den bisher angewendeten sehr engen Bohrungen, durch deren
                              									Weite der langsame Ventilschluſs gerade bedingt wurde, nichts Seltenes waren, kaum
                              									vorkommen können. Um nun trotzdem die erforderliche Verengung des Kanales zu
                              									erzielen, bewegt sich in der Kanalmündung ein abgedrehter Cylinder c von etwas kleinerem Querschnitte als die Mündung. Der
                              									Zwischenraum zwischen beiden bedingt also die Dauer des Schlieſsens. Da es aber sehr
                              									leicht ist, den Cylinder schwächer herzustellen, so hat man es auch ohne groſse Mühe
                              									in der Hand, den Ventilschluſs beliebig lang andauern zu lassen. Der Cylinder c sitzt an der Spindel des Entlastungsventiles v, welches durch eine Schraubenfeder gegen seinen Sitz
                              									gedrückt wird. Ueber dem Cylinder c sitzt an der
                              									Spindel noch ein Kegel w, welcher die Mündung des
                              									Kanales b abschlieſst, wenn das Entlastungsventil v geöffnet wird.
                           Die Wirkung des Mücke'schen Ventiles ist hiernach die
                              									bekannte. Ist v geschlossen, so wirkt der Wasserdruck
                              									durch den Kanal b und um den Cylinder c herum hinter die elastische Platte e und hält das Ventil a
                              									geschlossen. Drückt man die Spindel t nach unten, so
                              									öffnet sich das Entlastungsventil v, während der Kegel
                              										w die Mündung von b
                              									abschlieſst. Das hinter
                              									der Platte e befindliche Wasser wird nun von derselben,
                              									da von vorn das Wasser drückt, um die Spindel t herum
                              									und durch den Kanal d in das Ausfluſsrohr gedrückt und
                              									dadurch das Ventil a geöffnet. Läſst der Druck auf t nach, so schlieſst die Feder das Entlastungsventil
                              										v: w dagegen hebt sich und gibt die Mündung des
                              									Kanales b frei. Es tritt nun durch diese Oeffnung so
                              									lange Druckwasser, bis das Ventil a in Folge des
                              									Oberflächenunterschiedes der Platte e und der unteren
                              									Ventilfläche geschlossen ist. Die Mündung von b wird
                              									beim jedesmaligen Gebrauche des Ventiles durch den hin- und hergehenden Cylinder c gereinigt, wodurch etwa doch vorkommende
                              									Verstopfungen beseitigt werden. Auſserdem kann während des Gebrauches des Ventiles
                              									Wasser durch den Kanal b nicht hinter die Platte e treten und Veranlassung zu Ablagerungen fester Stoffe
                              									geben.
                           Eine andere besonders für Abtritt-Spülapparate bestimmte
                              									Ventileinrichtung von Mücke (* D. R. P. Nr. 27964 vom
                              									20. Februar 1884) ist in Fig. 14 Taf. 7
                              									dargestellt. Hier ist eine ähnliche Verbindung zwischen Ventil und elastische Platte
                              									vorgesehen. Ueber letzterer ist ein Cylinder c
                              									angeordnet, in welcher sich dicht ein Stulpenkolben b
                              									bewegt; die Kolbenstange ist durch den Cylinderdeckel lose hindurch geführt, da eine
                              									Stopfbüchse hier nicht erforderlich ist. Auf die Kolbenstange setzt sich der Napf
                              										a, welcher in Verbindung mit der auf dem Cylinder
                              										c einstellbaren Mutter t den Hub des Kolbens begrenzt. Das eigentliche Abschluſsventil d wird von einer Röhre e
                              									durchdrungen, welche am unteren Ende theilweise vom
                              									Ventilchen h geschlossen wird. Die durchbrochene Kappe
                              										i hindert das Ventilchen am Herausfallen.
                           In der gezeichneten Stellung der Theile wird das Ventil d dadurch auf seinen Sitz gedrückt, daſs der sich durch das nicht ganz
                              									dicht schlieſsende Ventilchen h nach dem Cylinder c fortpflanzende Wasserdruck auf die elastische Platte
                              									drückt. Preſst man nun den Kolben b nach unten, so wird
                              									alles im Cylinder c befindliche Wasser durch die Röhre
                              										e und um das Ventilchen h hemm in das Eintrittsrohr zurückgedrängt; diese Theile werden also einer
                              									nachhaltigen Spülung unterworfen. Hört nun der Druck auf den Kolben b auf, so hebt sich zufolge der Wasserpressung sofort
                              									das Ventil d und der Kolben b und der Wasserausfluſs beginnt. Der Kolben b wird nun von dem durch das Ventilchen h und
                              									den Kanal e tretende Wasser so lange gehoben, bis
                              									derselbe oben gegen den Cylinderdeckel stöſst. In diesem Augenblicke fängt das
                              									weiter durch e eintretende Wasser an, auf die
                              									elastische Platte zu wirken; diese wird dadurch nach unten gedrückt, bis sie das
                              									Ventil d schlieſst und alle Theile des Ventiles wieder
                              									zur Ruhe kommen. Der Schluſs des Ventiles d nimmt also
                              									hier eine verhältniſsmäſsig lange Zeit in Anspruch. Statt der elastischen Platte
                              									kann man ebenso gut einen Kolben und statt des centralen Kanales einen Umgangskanal
                              									anordnen; die Wirkung bleibt die gleiche.
                           
                           Bei dem selbstschlieſsenden Durchfluſsventil von J. A.
                                    											Eſsberger in München (* D. R. P. Nr. 29682 vom 1. Mai 1884) wird die Dauer des
                              									Ventilschlusses von dem Durchtritte einer bestimmten Flüssigkeitsmenge von einer
                              									Kammer in die andere abhängig gemacht. Das Ventil h
                              										(Fig. 13
                              									Taf. 7) besitzt eine Spindel k, welche mit zwei
                              									elastischen Platten l und m fest verbunden ist; letztere werden derart in zwei Gehäusen
                              									festgeklemmt, daſs zwei Kammern c und b entstehen. Dieselben sind durch eine Oeffnung i in Verbindung, welche von der Ventilspindel nicht
                              									ganz ausgefüllt wird. Der Raum unter der Platte l steht
                              									mit dem Ausflusse, der Raum a über der Platte m durch die Röhre g, in
                              									welcher ein Absperrhahn D angebracht ist, mit dem Ein-
                              									und Ausflusse in Verbindung. In der angegebenen Stellung wirkt der Wasserdruck durch
                              									das linke Rohr g, da der Hahn D geschlossen ist, auf die Platte m und
                              									drückt sie sammt der Platte l und dem Ventile h, letzteres schlieſsend, nieder. Der Raum c ist mit irgend einer indifferenten Flüssigkeit, z.B.
                              									Glycerin, gefüllt. Oeffnet man nun D, so wird die
                              									elastische Platte m entlastet und das Ventil h durch den Wasserdruck geöffnet. Dabei wird die in c befindliche Flüssigkeit durch den engen Spalt i nach b gedrückt. Das
                              									Oeffnen geht also ebenso langsam als das Schlieſsen vor sich; letzteres beginnt,
                              									wenn D geschlossen wird. Es macht sich dann sofort der
                              									Wasserdruck auf die elastische Platte m geltend;
                              									derselbe drückt letztere bis zum Schlusse des Ventiles h nach unten. Dabei wird die Flüssigkeit aus b durch i nach c
                              									gedrückt. Das Ventil unterscheidet sich also wesentlich dadurch von den bekannten,
                              									daſs die Schluſsdauer durch die Bewegung einer Flüssigkeit bedingt wird, welche in
                              									keiner Verbindung mit der Wasserleitung steht. Es können in Folge dessen auch keine
                              									Verstopfungen des engen Kanales i durch Ablagerungen
                              									entstehen.
                           Eſsberger schlägt statt des einfachen Hahnes D auch einen Dreiwegehahn vor, welcher bei E angebracht wird; letzterer scheint empfehlenswerther
                              									als die gezeichnete Einrichtung, da dadurch die Be-und Entlastung schneller bewirkt
                              									werden kann. Natürlich kann man auch statt einer oder beider elastischen Platten
                              									einen oder zwei Kolben verwenden.
                           Die Einrichtung des von B. Hartz, in Firma C.
                                    											Solms in Berlin (* D. R. P. Nr. 29689 vom 30. April 1884) erfundenen Ausfluſsventiles scheint verfehlt. Das eigentliche
                              									Abschluſsventil wird durch eine Platte A (Fig. 15 und
                              										16 Taf.
                              									7) gebildet, welche am Rande Ausschnitte besitzt und durch die stehen gebliebenen
                              									Theile geführt wird. In der Platte A ruht ein
                              									Entlastungsventilchen v, welches von auſsen mittels der
                              									Ventilstange a und des Druckknopfes, p bewegt werden kann. Hinter der verhältniſsmäſsig
                              									groſsen Platte A ist ein weiter Raum B vorgesehen, welcher gegen das Wasserleitungsrohr
                              									durch ein Sieb c abgeschlossen wird, dessen Oeffnungen
                              									zusammen genommen kleiner sind als die freie Durchfluſsöffnung des Ventiles A. Drückt man nun das Entlastungsventil v
                              									zurück, so wird die Platte A entlastet, so daſs man
                              									auch diese ohne Mühe zurückbewegen kann. Da nun durch das Sieb c weniger Wasser nachtritt, als durch A ausflieſst, so wird sich B zum Theile mit Luft füllen. Hört der Druck auf den Knopf p auf, so soll sich der Raum B langsam mit Wasser füllen und zuerst das Ventil A und dann das Entlastungsventil v
                              									schlieſsen. Abgesehen davon, daſs letztere Wirkung sehr zweifelhaft, ist gar nicht
                              									einzusehen, weshalb eine so umständliche Einrichtung hervorgesucht wird.
                           Um das Umherspritzen des Wassers bei Hähnen von
                              									Hochdruckwasserleitungen zu vermeiden, bringt L. Th. Meyer in
                              										München (* D. R. P. Nr. 28198 vom 12,
                                 										Februar 1884) hinter dem Hahne im Wasserleitungsrohre a eine Scheidewand b (Fig. 17 und
                              										18 Taf.
                              									7) an, welche im Kreise angeordnete feine Oeffnungen e
                              									besitzt; letztere können zum Theile durch einen Drehschieber d, welcher durch die Schraube f festgestellt
                              									wird, abgeschlossen werden.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
