| Titel: | C. F. Willkomm und C. Schumann's Apparat für trockne Aufbereitung. | 
| Autor: | S–l. | 
| Fundstelle: | Band 256, Jahrgang 1885, S. 115 | 
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                        C. F. Willkomm und C.
                              									Schumann's Apparat für trockne Aufbereitung.
                        Mit Abbildung auf Tafel
                              									9.
                        Willkomm und C. Schumann's Apparat für trockne
                           								Aufbereitung.
                        
                     
                        
                           In der Absicht, eine vollkommenere Trennung der aufzubereitenden Massen nach dem
                              									specifischen Gewichte zu erzielen, als solche bei der gewöhnlichen ersten
                              									Aufbereitung thunlich ist, und augenscheinlich auch in der Hoffnung, gleichzeitig
                              									die bei letzterer unvermeidlichen Verluste an nutzbarem Material zu umgehen, haben
                              										C. F. Willkomm und C.
                                    										Schumann in Freiberg i. S. (* D. R. P. Kl. 1 Nr. 29773 vom 1. April 1884) einen Apparat
                              									für Windseparation vorgeschlagen, welcher in Fig. 13 Taf. 9 näher
                              									veranschaulicht ist.
                           In einen kanalartigen Raum, in dessen unterem Theile eine Anzahl von Kammern B sich befindet, tritt durch die in Weite und Richtung
                              									verstellbare Düse F, unter welcher des gleichmäſsigen
                              									Austrittes wegen ein Windkessel D angeordnet ist, ein
                              									durch Gebläse erzeugter Luftstrom; in diesen fallt durch den Aufgabeapparat A, dessen Durchgangsspalt a der Weite nach verstellbar ist, das aufzubereitende, nach der Gröſse
                              									sorgfältig sortirte Korn. Dasselbe soll nun durch den seiner Grobe in Querschnitt
                              									und Stärke angepaſsten Windstrom, je nach seinem Gewichte, lothrecht oder in mehr
                              									oder minder schrägen Richtungen in die Kammern B
                              									herabfallen und dadurch vollständig getrennt werden. Die Ablagerung der Theilchen in
                              									diesen Kammern müſste in solchem Abstande unter dem Windstrome erfolgen, daſs ein
                              									Aufwirbeln derselben durch die Ausbreitung des Luftstromes ausgeschlossen bliebe. Am
                              									Ende des Kanales befindet sich noch eine geräumige Kammer C, in welcher der durch die Luft etwa mitgeführte Staub zur Ablagerung
                              									kommen soll, ehe der Windstrom, der durch die Gröſse der Kammer erst möglichst zur
                              									Ruhe gelangt, ins Freie tritt.
                           Der Hebel E regelt die Weite des Aufgabespaltes a; die Richtung der Düse wird durch die Schrauben b, die Stärke des Windstromes durch den Hahn d im Gebläserohr G, die
                              									Fallhöhe dadurch geregelt, daſs die Düse F und der
                              									obere Rohrtheil G1
                              									durch die Stellschraube e gehoben oder gesenkt werden
                              									können.
                           
                           Abgesehen von der Stellbarkeit des Aufgabespaltes und der Düse ist
                              									der Apparat ziemlich genau demjenigen nachgebildet, welcher schon etwa im J. 1835
                              									von Grand Besançon vorgeschlagen und auf mehreren
                              									Werken, so bei der Nouvelle Montagne zu Engis, auf
                              									Grube Landskrone im Siegener Lande, zu Ramsbek in Westfalen, freilich ohne
                              									besonderen Erfolg, versuchsweise in Anwendung gebracht, aber bald wieder beseitigt
                              									wurde. Vor Allem setzt die Windseparation ein äuſserst sorgfältiges Trocknen der zu
                              									behandelnden Massen voraus, was, da das Haufwerk aus der Grube selten anders als in
                              									mindestens feuchtem Zustande gefördert wird, ganz besonders während der kühleren
                              									Jahreszeit kaum auf andere Weise als durch künstlich erzeugte Wärme sich
                              									bewerkstelligen lassen wird, so daſs also ein nicht unbeträchtlicher Kostenaufwand
                              									erforderlich ist, zunächst durch die Herstellung groſser Trockenöfen, sodann durch
                              									den regelmäſsigen Aufgang an Brennmaterial, Besondere Vorsicht ist natürlich bei
                              									diesem Trockenprozesse auch darum erforderlich, weil jede Zersetzung von Mineralien
                              									durch die höhere Temperatur oder gar ein theilweises Sintern derselben unbedingt zu
                              									vermeiden ist. Eine zweite wesentliche Bedingung für die Vorbereitung des zur
                              									Windseparation gelangenden Materials ist ferner dessen sorgfältigste Trennung nach
                              									der Korngröbe. Wie schwierig aber eine solche bei staubtrocknen Massen ausführbar
                              									ist, bei denen nur zu leicht feine Theilchen an gröſseren Körnern haften bleiben,
                              									ist hinlänglich bekannt und kann die nicht vollständig durchgeführte Trennung die
                              									Wirkung des ganzen Verfahrens ganz in Frage stellen und dadurch, daſs feinere,
                              									schwere und damit in den meisten Fällen werthvolle Bestandtheile mit den gröſseren,
                              									leichten zusammen niederfallen, eine Quelle groſser Verluste bilden.
                           Ist an sich schon bei der nassen Aufbereitung die möglichst
                              									gleiche Gestalt des Kornes eine ganz wesentliche Bedingung für den guten Erfolg der
                              									Arbeit, so ist dies noch viel mehr bei Anwendung der gegenüber dem Wasser weit
                              									weniger dichten und widerstandsfähigen Luft. Wie aber eine solche nur einigermaſsen
                              									annähernde Gleichförmigkeit bei der Zerkleinerung der Massen erfolgen soll, will man
                              									nicht Alles zu feinem Staub verarbeiten, bleibt fraglich. Man denke nur daran, wie
                              									beim Quetschen oder Pochen eines Gemenges von unregelmäſsig springendem Quarz,
                              									splitterigem Schwefelkies, würfeligem Bleiglanz und blätterigem Glaserz das
                              									Ergebniſs sich gestalten soll. Für ein Verarbeiten von Staub aber ist das Verfahren
                              									ganz unbrauchbar, wie die Versuche Pernolet's beweisen,
                              									welcher festgestellt hat, daſs, wenn eine Trennung im Luftstrome überhaupt erzielt
                              									werden soll, bestimmte Grenzen der Zertheilung eingehalten werden müssen, so daſs
                              									der Durchmesser des Kornes im höchsten Falle 10 bis 5mm betragen darf, für Bleiglanz aber nicht unter 2mm für Schwefelkies nicht unter 3mm,25 u.s.w. herabgehen darf, soll nicht der
                              									Einſluſs des specifischen Gewichtes beim Falle ganz verschwinden.
                           Wenn ferner, ebenfalls von Pernolet,
                              									das Verhältniſs der Fallzeit zwischen Quarz und Bleiglanz bei gleichem Volumen wie
                              									1,071 : 1, 1,111 : 1, 1,276 : 1 gefunden wurde, so läſst sich daraus schlieſsen, wie
                              									hoch ein Apparat anzulegen sein würde, in welchem ein Gemenge der beiden genannten
                              									Mineralien mit anderen, im specifischen Gewichte von denselben verschiedenen und
                              									unter einander nicht bedeutend abweichenden, z.B. Zinkblende, Schwefelkies,
                              									Arsenkies und Kupferkies, zur Verarbeitung gelangen sollte. Endlich dürfte aber auch
                              									noch in Betracht kommen, daſs die in den Kanal eintretende Luft nicht durch
                              									denselben hindurch sich wie ein scharf begrenztes Band bewegt, daſs also eine
                              									Strömling nur vorhanden wäre in dem von der Düsen weite und dem Ausschnitte in der
                              									Trennungswand zwischen Kanal und Kammer C begrenzten
                              									pyramidalen Raume; die Luft wird vielmehr bei ihrem Austritte aus der Düse sich nach
                              									allen Seiten ausbreiten, nach oben sowohl, als, wenn nicht ganz auſserordentliche
                              									Höhen vorhanden sind, nach unten, an den Scheidewänden der Kammern B, endlich an der Wand zwischen Kanal und Kammer C anstoſsen, zurückprallen und dadurch
                              									Unregelmäſsigkeiten und Wirbel bilden, welche eher geeignet sind, eine schon
                              									erfolgte Trennung mindestens theilweise rückgängig zu machen, als dieselbe zu
                              									befördern.
                           Es darf sonach dem betreffenden Apparate, wo nicht gänzlicher
                              									Mangel an Wasser herrscht, eine groſse Aussicht auf Verwendung kaum zugesprochen werden, da Massen,
                              									welche zur Verarbeitung in demselben geeignet wären, weit billiger und zuverläſsiger
                              									mit Hilfe des Wassers unter Anwendung guter Separationstrommeln und Feinkorn-, Sand-
                              									sowie Schlammsetzmaschinen gereinigt und getrennt werden können.
                           
                              
                                 S–l.
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
