| Titel: | J. Davies' unterseeisches Torpedoboot. | 
| Fundstelle: | Band 256, Jahrgang 1885, S. 158 | 
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                        J. Davies' unterseeisches Torpedoboot.
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									10.
                        J. Davies' unterseeisches Torpedoboot.
                        
                     
                        
                           Ein erfolgreiches, treffsicheres Abschieſsen der gebräuchlichen Fischtorpedos kann
                              									nur in verhältniſsmäſsig geringer Entfernung vom Ziele erfolgen. Bevor jedoch ein
                              									Torpedoboot der gebräuchlichen Bauart sich dem Angriffsziele, also dem feindlichen
                              									Schiffe, auf diese Entfernung nähern kann, muſs unter gewöhnlichen Verhältnissen
                              									angenommen werden, daſs es von den hier vorhandenen Revolverkanonen bereits
                              									vernichtet ist. Diese Erkenntniſs hat nun unter anderen auch die Frage der
                              									unterseeischen Torpedoboote wieder lebhafter gestaltet (vgl. Nordenfelt 1882 246 * 65. Uebersicht 1883 247 * 56. Lake 1883 248 42. Wellner 1884 252 * 394). Diese Boote sollen mehr oder weniger tief
                              									unter der Wasserlinie eine genügende Zeit hindurch fahren können, um in
                              									schuſssicherer Entfernung vom Angriffsziele untergetaucht werden zu können. Eine
                              									neue Bauart für solche Boote schlägt J. Davies in
                              										Farnborough, England (* D. R. P. Kl.
                                 										65 Nr. 28178 vom 13. November 1883) vor.
                           Dieses Boot wird durch eine vierflügelige Schiffsschraube getrieben, welche durch
                              									eine mittels verdichteter Luft gespeiste Maschine in Gang erhalten wird. Diese
                              									verdichtete Luft wird aus den Kammern A und C (Fig. 6 und 7 Taf. 10) entnommen,
                              									welche vorher gefüllt wurden. Reicht der Vorrath nicht aus, so tritt eine Luftpumpe
                              										H, welche durch Trittbewegung des auf dem Lager B ruhenden Steuermannes angetrieben werden soll, in
                              									Thätigkeit. Von dem Lager B aus bethätigt der Bootsmann
                              									sämmtliche Steuer- und Bewegungsvorrichtungen des Bootes durch handlich angebrachte
                              									Hebel und Räder. Manometer und Meſsapparate für den Druck in den Luftbehältern und
                              									für die Tauchtiefe sind an den Fenstern W und W1 angeordnet. Die
                              									Lufterneuerung im Raume erfolgt aus den Luftbehältern, während die verbrauchte Luft
                              									durch Ventil V
                              									ausgestoſsen wird. Auch
                              									kann die in den Maschinen E wirksam gewesene Luft in
                              									den Mannschaftsraum durch Ventile V1 geleitet werden, um von hier aus weiter auch zur
                              									Speisung der Luftpumpe H zu dienen. Der Druck wird in
                              									beiden Behältern A und C
                              									durch das Verbindungsrohr S auf gleicher Höhe
                              									erhalten.
                           Um das Torpedoboot nach Bedarf untertauchen und auf der Oberfläche
                              									erscheinen zu lassen, ist das Boot mit flossenartigen Theilen F versehen; dieselben werden mittels der Hebel F1 und der Schraube F2 gehoben oder
                              									gesenkt, so daſs in dem Falle, wo die vordere Kante der Flosse F nach unten gedrückt ist, das in Bewegung befindliche
                              									Boot tauchen wird, während im anderen Falle, wo die Flosse des unter Wasser
                              									laufenden Bootes mit der vorderen Kante nach oben steht, das Boot aus der Tiefe
                              									emporsteigen wird. Auf diese Weise wird auch der Tiefgang des Torpedobootes unter
                              									Wasser nach Bedarf geregelt.
                           Der Torpedo selbst wird auf dem Boote befestigt mittels einer
                              									Klinke Q, welche in eine Falle einer durch den
                              									federnden Hebel L beweglichen Stange greift. Das
                              									zugespitzte Ende des Torpedos greift zur besseren Sicherung desselben in einen
                              									schuhartigen Theil N und ist mit einem Seile oder falls
                              									der Torpedo durch einen elektrischen Funken entladen werden soll, mit einem
                              									isolirten Drahte verbunden, welcher um eine Seiltrommel M auf dem Boote geführt ist. So ist man in der Lage, den Torpedo im Wasser
                              									nachzuschleppen. Die Trommel M ist dabei mit einer
                              									Bremse M2 verbunden,
                              									welche durch das Handrad M1 gestellt werden kann. Mit der Schraube kann auch eine Vorrichtung
                              									verbunden werden, womit man das Seil oder den Draht kappen kann, wenn die Stelle
                              									erreicht ist, an welcher der Torpedo ausgesetzt bezieh. wo er abgefeuert werden
                              									soll.
                           Der isolirte Draht führt in das Innere des Torpedobootes und ist
                              									dort mit einer elektrischen Abfeuerungsbatterie verbunden, welche unter der Wartung
                              									des Bootsmannes steht. Das Torpedoboot selbst bezieh. der Arbeitsraum O kann mit dem Schiffe, welches die Boote aussetzt,
                              									durch Telegraphen- oder Telephondrähte in steter Verbindung bleiben; solche Drähte
                              									werden in Röhren, die an den Seiten des Torpedobootes angeordnet sind, sicher
                              									geführt bezieh. vor Beschädigung geschützt. Diese Drähte sind jedoch so mit dem
                              									Boote verbunden, daſs der Bootsmann die Verbindung augenblicklich zu lösen im Stande
                              									ist.
                           Ist der Torpedo für mechanische Zündung eingerichtet, so wird die
                              									Spitze desselben mit einer Feder oder einem Uhrwerkhebel versehen, welcher beim
                              									Verlassen der schuhförmigen Kappe N gehoben wird, so
                              									daſs dadurch gleichzeitig die Abfeuerungsvorrichtung eingestellt ist. Soll der
                              									Torpedo jedoch durch einen elektrischen Funken abgefeuert werden, so wird die
                              									erforderliche Länge Draht von der Winde M1 abgewickelt und der Torpedo bis an die passende
                              									Stelle geschleppt, wo er anschlägt, so daſs der Bootsmann die Explosion bewirken und
                              									sich auſser Verbindung mit dem Torpedo setzen kann.
                           
                        
                     
                  
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