| Titel: | Ueber Neuerungen an Nähmaschinen. | 
| Fundstelle: | Band 256, Jahrgang 1885, S. 249 | 
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                        Ueber Neuerungen an Nähmaschinen.
                        Mit Abbildungen im Texte und auf Tafel 17 und 20.
                        (Patentklasse 52. Fortsetzung des Berichtes Bd.
                           								254 S. 199.)
                        Ueber Neuerungen an Nähmaschinen.
                        
                     
                        
                           Nähmaschinen für Lederwaaren.
                           In dem letzten Berichte über die insbesondere für Rahmenarbeit bestimmte Gros'sche Universal-Sohlennähmaschine wurde bereits der
                              									von J. Keats in Wood Green erfundenen Nähmaschine
                              									gedacht (vgl. 1884 254 199), welche unmittelbar die Sohle
                              									an das Oberleder zu nähen vermag. Dieselbe wurde später von A. Keats in Newcastle vervollkommnet (vgl. * D. R. P. Nr. 13790 vom 25.
                              									December 1879) und lassen wir zunächst eine Beschreibung dieser eigenartigen
                              									Nähmaschine für Schuhwerk folgen, um daran die neueren Verbesserungen derselben
                              									anschlieſsen zu können.
                           Die Eigenthümlichkeit der Keats'schen Nähmaschine
                              									besteht hauptsächlich darin, daſs das Schiffchen oberhalb des Arbeitstückes in
                              									besonderer Weise bewegt wird, wodurch einestheils der Durchmesser der zur Aufnahme
                              									des Schuhwerkes dienenden Säule klein, anderentheils das Schiffchen verhältniſsmäſsig
                              									groſs ausgeführt werden kann, letzteres somit eine reichliche Fadenmenge aufzunehmen
                              									vermag. Die Naht, wiewohl Doppelsteppstich, zeigt gegenüber anderer derartiger Nähte
                              									noch den Unterschied, daſs der Unterfaden (vgl. Textfig.
                                 										1) gedrehte Schlingen bildet und sich somit sehr fest mit dem Oberfaden
                              									vereinigt.
                           Fig. 1., Bd. 256, S. 250Nadel und Stoffdrücker:
                              									Die verwendete Nadel ist eine Hakennadel C (Fig. 1 Taf.
                              									17), deren Führungsstange C1 durch den zweiarmigen Hebel C2 und eine Curvenscheibe C3 entsprechende Bewegung erhält. Die
                              									Curvenscheibe C3 ist am
                              									oberen Ende einer durch die ganze Höhe der Nähmaschine reichenden lothrechten Welle
                              										B befestigt. Der Stoffdrücker T wird von der Stange T1 gehalten und in bekannter Weise durch eine
                              									Spiralfeder gegen das Arbeitstück gedrückt. Um jedoch zu verhindern, daſs die
                              									emporgehende, mit starken Faden versehene Nadel den Stoffdrücker etwa mit aufhebe,
                              									wird letzterer durch Vermittelung des Hebels T2 und der Erhöhung auf der Scheibe G7 während dieser Zeit
                              									festgehalten. Die Einrichtung ist zwar einfach, freilich aber auch unvollkommener
                              									als diejenige von Gros (vgl. 1884 254 * 201), da ein Anpassen der Stoffdrückerhöhe bei verschiedener
                              									Lederstärke nicht erfolgt und höchstens durch Verstellung des Drückerfuſses T in seiner Stange T1 erreicht werden kann.
                           Führung des Unterfadens: Der von der Spule E (Fig. 1) kommende Faden
                              									geht zunächst über die fest im Maschinengestelle A
                              									gelagerte Führungsrolle J, um die Rolle F1 des Fadenhebels F herum und durch die Achse des Cylinders D nach der Naht. Das obere Ende von D ist zu einem Haken d
                              									geformt, welcher bei der Drehung des Cylinders D den
                              									Faden wie bei der sogen. Tambourirmaschine in den offenen Haken der Nadel einlegt;
                              									der Cylinder D ist in p
                              									und q drehbar gelagert und erhält seine Drehungen durch
                              									die Schwingungen des Hebels D1, dessen vorderes Ende sich mit einem Stifte in den steilen Schraubengang
                              									von D einlegt. Das andere Ende dieses Hebels D1 ruht mit einer Rolle
                              									in der Curvenscheibe D2. Sobald die Nadel die gefangene Fadenschleife nach oben durch den
                              									Stoff zieht, wird auch durch die Curve der Scheibe F2 der Fadenhebel F
                              									gehoben und dadurch der Faden nachgelassen; ist hierauf das Schiffchen G durch die Nadelschleife gegangen, so wird der Faden
                              									durch den Fadenhebel F angezogen. Da jedoch ein
                              									vollständiges und regelmäſsiges Anziehen des Stiches nur erfolgt, wenn zu dieser
                              									Zeit die Spule E gehindert wird, Faden zu liefern, so
                              									ist eine besondere Einrichtung der Spulenbremse
                              									erforderlich. Die Spule E (Fig. 1 und 2) wird durch vorstehende
                              									Stifte fest mit einem als Bremsscheibe dienenden Teller verbunden und so in den
                              									Ausschnitt des Maschinengestelles A eingeführt, daſs
                              									ein Erheben unmöglich ist. Der Teller dreht sich um einen Bolzen des Trägers E1 und dieser, behufs
                              									Auswechselung einer Spule, um i, während eine Flügelmutter h die Stellung des Trägers sichert. An den Umfang des
                              									Tellers wird der Bremsbacken E3 mittels der Feder f,
                              									deren Spannung durch die Schraube E2 einstellbar ist, angedrückt und ertheilt dem Faden
                              									die für das Abwickeln erforderliche Spannung. Ein zweiter Bremsbacken sitzt am Hebel
                              										E4 und wird durch
                              									die starke Feder e ebenfalls gegen den Rand des Tellers
                              									gepreſst und dadurch festgehalten. Dieser Hebel E4 liegt aber mit seiner Rolle an der Hubscheibe E5 der Welle B, welche die Spule auf kurze Zeit, wie die Form von
                              										E5 erkennen läſst,
                              									von der zweiten Bremse befreit und dem Faden das Abwickeln gestattet.
                           Schiffchenmechanismus: Das Schiffchen G (Fig. 1 und 3) bildet einen
                              									birnenförmigen Hohlkörper, dessen flache Spitze ein Loch zur Aufnahme des Bolzens
                              										g enthält. Der cylindrische Theil dieses
                              									Schiffchens kann behufs Einführung der Fadenspule abgeschraubt werden. Der Faden
                              									derselben tritt am unteren Theile des Schiffchens (vgl. Fig. 3) nach auſsen; durch
                              									eine Vierteldrehung wird letzteres durch die Nadelfadenschleife gebracht. Sobald
                              									nämlich die Nadel im Begriffe steht, herab zu gehen, hängt das Schiffchen an dem
                              									Bolzen g (Fig. 1), ist also um 90°
                              									gegen die Lage Fig.
                                 										3 nach rückwärts gedreht, so daſs die Nadel ungehindert neben den
                              									Schiffchen herab gehen kann. Sobald die Nadel die gefangene Schleife hoch gezogen
                              									hat, wird das Schiffchen nach rechts gedreht und tritt mit seiner flachen Spitze in
                              									die Schleife. Die Drehung erhält das Schiffchen durch den Arm der Wendewelle G6, welche wagerecht
                              									zwischen Stiften gehalten wird und durch die Curvenscheibe G7 ihre Bewegung erhält. Der Bolzen g wird aber verschiebbar von dem Schiffchenträger G1 (Fig. 1) gehalten, welch
                              									letzterer sich um den feststehenden Cylinder H drehen
                              									kann. In diesem Cylinder ist nun eine Curvennuth derart eingearbeitet, daſs sich der
                              									Bolzen vermöge der an demselben angebrachten kleinen Rolle zurückschiebt, sobald
                              									sich das Schiffchen gegen die Fadenschleife wendet; der Bolzen g dient nur zum Halten des Schiffchens, wenn die
                              									Schiffchentreiber G3
                              									und G3 (Fig. 3) dasselbe frei
                              									lassen, um den Schleifendurchgang zu ermöglichen. Der Schiffchentreiber G3 ist fest mit seinem
                              									Träger G1 verbunden,
                              									dagegen derjenige G5 an
                              									einen um G2 drehbaren
                              									Arm befestigt; letzterer trägt auf der hinteren Seite eine Rolle G4, welche durch einen
                              									Ausschnitt des Schiffchenträgers G1 reicht und in eine Curvennuth auf der flachen
                              									Seite desselben Cylinders H reicht, der bereits am
                              									Umfange die Nuth zur Bewegung des Bolzens g
                              									aufnahm.
                           Ist nun das Schiffchen in die Lage Fig. 3 gekommen, so hat
                              									sich unterdessen die Nadel in eine Vertiefung desselben gesenkt; die Fadenschleife
                              									gleitet dadurch aus dem Nadelhaken und fällt in einen Einschnitt des Schiffchens;
                              									dieses wird zurückgedreht, die Nadel geht nun leer nach oben und die Fadenschleife
                              									gleitet zu Folge der Schiffchenlage über dasselbe; während das Schiffchen in die
                              									senkrechte Stellung gelangt, tritt der Bolzen g durch die entsprechende
                              									Oeffnung des Schiffchens und die Rolle G4 kommt an einen solchen Ort ihrer Nuth, daſs der
                              									Backen G5 dasselbe frei
                              									läſst und den Durchgang der Schleife gestattet, worauf der Fadenhebel F den Anzug des Fadens bewirkt.
                           Stoffrückermechanismus: Der Stoffrücker K (Fig. 1) kann zu Folge
                              									seiner Befestigung im Träger L1 eine schwingende und eine auf- und niedergehende
                              									Bewegung ausführen. Zu dem Zwecke trägt der Hebel K2 am vorderen Ende ein Kugelgelenk, während der
                              									Drehpunkt K1 einer
                              									seitlichen Bewegung folgen kann. Der Hebel K2 selbst ist am hinteren Theile gabelförmig. Die
                              									eine Hälfte greift mit einer Rolle in die Curvennuth der Scheibe K3 und bewirkt das
                              									Heben und Senken des Stoffrückers; die andere Hälfte der Gabel trägt eine Rolle,
                              									welche sich an den entsprechend geformten Umfang derselben Scheibe K3 anlegt und die
                              									Stoffverschiebung besorgt. Die Stichlänge wird durch eine nach auſsen reichende und
                              									bei L angebrachte Regulirungsschraube eingestellt,
                              									indem dadurch dem Theile K und somit dem Hebel K2 das vollständige
                              									Zurückbewegen verhindert wird und somit der Vorwärtsgang, also auch die Stichlänge
                              									kleiner ausfallen muſs.
                           Den Keats'schen Schiffchenmechanismus suchte J. W.
                                    											Ramsden in Leeds (* D. R. P. Nr. 20935 vom 23. August 1881) dadurch zu
                              									vereinfachen und zu verbessern, daſs derselbe ein cylindrisches, um seine Achse
                              									schwingendes Schiffchen anwendete, welches seitlich zu einem Greifer ausgebildet
                              									ist, ähnlich wie Dörings Greifer (vgl. 1881 242 * 350); doch erfolgt der Antrieb, durch die
                              									Hakennadel bedingt, in einer wesentlich anderen weniger einfachen Einrichtung als
                              									bei letzteren. Hatte die Hakennadel die Schleife hoch gezogen, so wurde der Teller
                              									mit dem Schiffchen so weit gegen die Hakennadel geschoben, daſs die Greiferspitze
                              									sicher in die Schleife trat; darauf senkt sich die Nadel in eine am oberen Rande des
                              									Schiffchens angebrachte Vertiefung; die Schleife bleibt auf dem Rande liegen und die
                              									Nadel kann nun wieder frei nach oben gehen. Mittlerweile wird durch die Drehung des
                              									Schiffchens die Schleife über die innerhalb desselben liegende Spule geführt. Nach
                              									dem Abgleiten der Schleife vom Schiffchen wird letzteres zurückgezogen und die Nadel
                              									kann nun ungehindert in den Stoff treten.
                           Ramsden brachte auch an seiner Nähmaschine eine Ahle an,
                              									welche von unten durch den Stoff sticht; ein Bewegungsmechanismus für dieselben ist
                              									jedoch in der Patentschrift nicht angegeben.
                           Eine weitere Vereinfachung des Schiffchenmechanismus an
                              										Keats Nähmaschine für Schuhwerk erfolgte durch A. Greenwood und J. W. Ramsden in
                              										Leeds (* D. R. P. Nr. 23158 vom 30.
                                 										December 1882). Das Schiffchen G (Fig. 17 Taf.
                              									17) wird von dem Arme A der Nähmaschine mit dem zum
                              									Fadendurchgange erforderlichen Spielraume unbeweglich gehalten und die
                              									Unterfadenschleife durch eine in der Patentschrift als  „Schleifenzieher“
                              									bezeichnete, besondere Hakennadel hinweg geführt.
                           
                           Ist die zur Nathbildung dienende Hakennadel F mit der
                              									Fadenschleife fast in die höchste Stellung gekommen, so tritt der Schleifenzieher
                              										E unterhalb der Nadel in die Schleife; zu Folge der
                              									Befestigung des Schleifenzieher-Halters C an dem Hebel
                              										D und der Führung seines Schlitzes an dem
                              									feststehenden Bolzen B erleidet derselbe eine Erhebung.
                              									Die Hakennadel tritt dadurch in das Oehr des Schleifenziehers und nimmt die Schleife
                              									von den Haken der Nadel F; diese bewegt sich höher und
                              									kommt damit auſser Berührung mit E. Nun schwingt der
                              									Hebel D nach rechts und ertheilt dadurch dem
                              									Schleifenzieher E eine solche Bewegung, daſs dieser die
                              									Schleife über das Schiffchen G zieht; dies wird durch
                              									die eiförmige und nach vorn zugespitzte Form des Schiffchens (von oben gesehen)
                              									wesentlich unterstützt. Ist die Schleife vollständig über das Schiffchen geführt, so
                              									wird diese dadurch auf einfache Weise aus den Haken des Schleifenziehers E entfernt, daſs in der tiefsten Lage des letzteren
                              									(wie punktirt angedeutet) der schmale Zahn H in das
                              									Oehr desselben tritt und die Schleife zum Abfallen bringt.
                           Fig. 2., Bd. 256, S. 253Fig. 3., Bd. 256, S. 253 Die Sohlennähmaschine von F.
                                    											Cutlan in Cardiff (* D. R. P. Nr. 17117 vom 20. März 1881) arbeitet ebenfalls
                              									mit einer Hakennadel und ist vorzugsweise für das
                              									sogen. „Doppeln“ (vgl. 1884 254 * 200) des
                              									Schuhwerkes bestimmt; doch können auch andere Arbeiten ausgeführt werden, wenn die
                              									zum Doppeln erforderliche Unterlage G (Fig. 5 und 6 Taf. 17) von ihren
                              									Trägern G1 abgeschraubt
                              									und durch andere, der jeweiligen Arbeit entsprechende Tische ersetzt wird. Die
                              									fertige Naht bildet gleichsam, wie Textfigur 2 und 3
                              									zeigen, aus dem Nähfaden Nieten, welche die beiden Lederstücke verbinden, und stellt
                              									somit eine offene Einfadennaht dar.
                           Betrieb der Nadel: Die wagerecht durch die Maschine
                              									reichende Hauptwelle trägt am vorderen Ende (Fig. 5) eine Kurbel,
                              									mittels welcher die Bewegung der Hakennadel erfolgt. Damit jedoch die Hakennadel die
                              									durch das Arbeitstück gezogene Schleife verlasse, wird die Nadel um 90° (vgl. Textfig. 2 und 3)
                              									gedreht. In dieser Lage Fig. 4 Taf. 17 sticht die
                              									Nadel ein und dreht sich vor dem Erfassen der neuen Fadenschleife wieder zurück. Zu
                              									dem Zwecke ist auf der Nadelstange durch Nuth und Feder ein Zahnrad T (Fig. 4 und 5). befestigt und wird
                              									durch eine Platte e gehindert, mit der Nadelstange
                              									aufzusteigen. In das Zahnrad T greift ein Zahnbogen U, welcher mit seiner Führungsrolle in die Curvennuth
                              										S reicht. Diese Nuth ist in einen Cylinder
                              									eingearbeitet, welcher an seiner Stirnfläche zugleich den Kurbelzapfen der
                              									Nadelstange trägt.
                           Fadenführung: Auch hier wird, wie bei der vorher
                              									beschriebenen Maschine
                              									(vgl. auch 1880 * 235 31) der Faden in den Nadelhaken
                              									eingelegt, die Einrichtung hierzu ist aber wesentlich anders construirt. Der
                              									Fadenführer P (Fig. 5 und 6) bildet einen
                              									zweiarmigen Hebel: das obere Ende trägt eine Führungshülse, während das untere
                              									kugelförmig gestaltet ist und in die Curvennuth Q
                              									reicht; diese befindet sich in dem verstärkten Theile der Welle E, welche durch Zahnräder mit der Hauptwelle B (Fig. 4) gekuppelt ist.
                              									Dadurch erhält der Fadenführer P eine schwingende
                              									Bewegung. Nun wird aber der Dreh- oder Stützpunkt von P
                              									durch das gabelförmige Ende des Bolzens O (Fig. 5 und 6), welcher
                              									drehbar im Maschinengestelle A gelagert ist, gebildet
                              									und dieser Bolzen O durch Vermittelung des Armes O1 und einer Curvennuth
                              									in Q etwas gedreht, so daſs im Zusammenspiele mit der
                              									schwingenden Bewegung der Fadenführer einen Kreis um die Nadel beschreibt und den
                              									Faden in vorgeschriebener Weise einlegt.
                           Stoffrückermechanismus: Auf der ebenfalls durch das
                              									Maschinengestell A (Fig. 6) reichenden Welle
                              										D sitzt in der Mitte ein Schaltrad, welches durch
                              									ein Excenter der Hauptwelle B und Zugstange mit Klinke
                              									eine unveränderliche schrittweise Bewegung erhält. Am vorderen Ende der Welle D sitzt das schmale Transportrad J, auf welches durch ein Rädchen H das Arbeitstück gepreſst wird. Das Rädchen H erhält seine Drehung mittels der Zahnräder D1 und D2; die Achse C dieses letzteren Rädchens ist in b und c gelagert und kann
                              									seitlich durch eine Schraube in c verstellt und somit
                              									der Druck gegen J genau entsprechend der Krümmung des
                              									Arbeitstückes angepaſst werden. Ferner kann die Achse C
                              									mit ihren Theilen um das Gelenk d aufgeklappt werden,
                              									um das Arbeitstück bequem einführen oder den Tisch G
                              									auswechseln zu können. Die Stoffverschiebung mit Hilfe einer Transportscheibe bleibt
                              									bei gleichzeitiger Benutzung eines Tisches immer unvollkommen, wenn auch bei Leder
                              									der Nachtheil weniger bemerkbar ist. Es fehlt nämlich dem Arbeitstücke die ebene
                              									Unterlage, in Folge dessen der Rand des Stichloches nach unten aufgeworfen wird und
                              									die Bildung einer tadellosen Naht verhindert. Bereits im J. 1854 erhielt der
                              									Amerikaner T. E. Weed ein Patent auf die Transportirung
                              									mittels einer gezahnten Scheibe an Nähmaschinen für den häuslichen Gebrauch, welche
                              									insofern noch vollkommener als obige war, als die Stichgröſse durch Vermittelung
                              									einer Reibungsklinke, die sich auf den glatten Umfang eines mit der Transportscheibe
                              									verbundenen Rades legte, ganz beliebig verändert werden konnte. Im Allgemeinen glich
                              									diese für damalige Zeit schon sehr vollkommene Nähmaschine derjenigen von Howe und fand daher auch guten Absatz, muſste aber
                              									freilich wegen ihrer mangelhaften Stoffverschiebung bald den späteren Constructionen
                              									das Feld räumen.
                           Der Stoffdrücker hat den Zweck, das kleine Preſsrad H (Fig. 5) gegen die Arbeit
                              									zu drücken. Die Stoffdrückerstange trägt deshalb, wie gebräuchlich, eine gewundene
                              									Feder; doch muſs erstere auch unbeweglich gehalten werden, sobald die Nadel die Fadenschleife durch
                              									den Stoff nach oben zieht. Zu dem Zwecke wird auch hier, wie bei der zuvor
                              									beschriebenen Nähmaschine, ein doppelarmiger Hebel nebst Hubscheibe verwendet;
                              									indessen kann der Stoffdrücker der Arbeitstärke entsprechend dadurch in einer
                              									bestimmten Höhe festgehalten werden, daſs der Hebel sich nicht unmittelbar auf die
                              									Hubscheibe, sondern auf einen als Zwischenglied dienenden und im Maschinengestelle
                              									geführten Bolzen legt. Die Länge des Bolzens kann verändert werden, indem derselbe
                              									aus zwei in einander geschraubten Theilen besteht; durch Verlängerung des Bolzens
                              									wird der Hebel höher gehoben und dafür der Drückerfuſs gesenkt, also der geringeren
                              									Lederstärke angepaſst.
                           Die Stiefelrand-Nähmaschine von A. Anders
                              									in Berlin (* D. R. P. Nr. 28667 vom 27.
                                 										März 1884) ist ausschlieſslich für das „Doppeln“, also dem Annähen
                              									der Stiefelsohle an den Band oder Rahmen bestimmt; ihre Construction ist einfach und
                              									die Anordnung der Werkzeuge, insbesondere diejenige des Schiffchens, vortheilhaft
                              									gewählt. Die Einrichtung der Maschine ist aus Fig. 7 und 8 Taf. 17 zu entnehmen:
                              									Die Hauptwelle B ist senkrecht stehend im
                              									Maschinengestelle A gelagert und erhält mittels
                              									Winkelräder von der mit Würtel und Schwungrad versehenen Welle C ihre Drehung. Die Nadelstange D (Fig.
                                 										7 und 8) steht durch einen doppelarmigen Hebel mit der Curvennuth E in Verbindung, welche derselben eine für die
                              									Nahtbildung geeignete Bewegung ertheilt. Die Nadel ist hier mit Oehr versehen und
                              									bildet im Zusammenspiele mit einem Schiffchen aus Ober- und Unterfaden den
                              									gewöhnlichen Doppelsteppstich.
                           Schiffchen und Nähplaite:
                              									Die mit Ausnahme der Befestigungsstelle aus einem schmalen Ringe bestehende
                              									Nähplatte G ist unter einem Winkel zur Nadelachse
                              									angeordnet und gestattet, die Naht dicht an das Oberleder zu legen. Die Nadel geht
                              									durch ein Stichloch dieser Nähplatte G und wird somit
                              									allseitig von dieser umschlossen, wodurch eine weit bessere Unterlage für das
                              									Schuhwerk geschaffen wird als bei der gleichem Zwecke dienenden Maschine von Cutlan (vgl. Fig. 6 und 8), bei welcher auſserdem
                              									durch die Transportscheibe verhindert wird, die Naht dicht an das Oberleder zu
                              									bringen. Die Nähplatte G (Fig. 8) bildet den Rand
                              									eines Trichters, welcher in das Maschinengestell A
                              									eingearbeitet ist; derselbe wird zum Theile durch das kegelförmige Schiffchen F ausgefüllt. Innerhalb desselben befindet sich eine
                              									Spule, deren Faden zur Hervorbringung der Fadenspannung durch mehrere Löcher des
                              									wagerecht nach innen liegenden Schiffchenrandes gezogen wird; im Uebrigen ist das
                              									Schiffchen oben offen. Die Nähplatte G bildet, wie
                              									angeführt, einen Ring, durch dessen Oeffnung man leicht zum Schiffchen oder der
                              									Spule gelangen kann. Der Boden der trichterförmigen Erweiterung wird von dem
                              									Schiffchentreiber gebildet, dessen zwei Stifte F1 das Schiffchen erfassen. Der Schiffchentreiber
                              									erhält entweder durch
                              									den in Fig. 8
                              									angegebenen Antrieb eine drehende, oder durch eine einfache Einrichtung, welche
                              									gleichfalls in der Patentschrift angegeben ist, eine schwingende Bewegung. Der
                              									Trichter trägt ferner noch eine Rinne, innerhalb welcher die Nadel auf- und absteigt
                              									und dadurch ein etwaiges Beschädigen des Oberleders verhindert.
                           Die Stoffverschiebung erfolgt mittels des gleichzeitig
                              									als Stoffdrücker wirkenden gezahnten Fuſses H (Fig. 7), dessen
                              									Stange eine wagerechte und lothrechte Bewegung gestattet. Der Unterfaden kommt in
                              									der Naht auf den Rahmen oder Stiefelrand zu liegen, während der Oberfaden sich in
                              									einem schräg in die Sohle geschnittenen Riſs legt, welcher später auf übliche Weise
                              									zugedrückt wird. Es ist nun erforderlich, daſs auch jederzeit die Nadel genau in den
                              									Riſs einsticht, weshalb von dieser Nähmaschine der Riſs, kurz vor dem Stiche und mit
                              									diesem fortschreitend, selbstthätig eingeschnitten wird. Hierzu ist das Messer J in gleicher Weise wie der Stoffschieber im
                              									Maschinenarme angeordnet. Beide Stangen H1 und J1 werden durch die nach zwei Richtungen drehbaren
                              									Hebel K und L und die
                              									doppelten Curvenscheiben M und N in geeigneter Weise bewegt. Zur Stichregelung dient die Schraube H2, indem durch
                              									Zurückdrehen derselben eine gröſsere Einwirkung der Curvenscheibe N bewirkt und dadurch ein längerer Stich bedingt
                              									wird.
                           Unter den Neuerungen an Ledernähmaschinen von G.
                                    											Fränkel in Berlin (* D. R. P. Nr. 27088 vom 5. September 1883) sind folgende zu
                              									erwähnen.
                           Einrichtung zur Herstellung gedeckter Nähte: Das
                              									Zusammennähen zweier Lederstücke und vorzugsweise die Verbindung des Rahmens mit der
                              									Sohle eines Stiefels erfolgt in der Weise, daſs man in die Oberfläche des Leders in
                              									der Nahtrichtung einen schrägen Schnitt, den Einriſs, macht und in diesen die Naht
                              									legt; der Riſs wird hierauf zugedrückt und dadurch die Naht verdeckt, weshalb
                              									dieselbe „gedeckte Naht“ genannt wird. Die Neuerungen zur Herstellung einer
                              									solchen Naht beziehen sich auf den Stoffdrücker und auf die Unterlage des
                              									Arbeitstückes und haben für das Doppeln (vgl. 1884 254 *
                              									200) die in Fig.
                                 										13 und 14 Taf. 17 ersichtliche Einrichtung erhalten. Der Drückerfuſs a ist nach rückwärts gebogen, so daſs das Arbeitstück
                              									vorn und zu beiden Seiten der Nadel frei herumgeführt werden kann. Den wesentlichen
                              									Theil dieses Drückerfuſses bildet die nach oben gerichtete Nadelhülse c; dieselbe dient einerseits zur Führung und zum
                              									Schütze des Oberleders gegen die Nadel und andererseits zum Schütze der Nadel beim
                              									Benähen von Schnallen u. dgl. Um ferner das Oberleder vollständig von der Kante des
                              									Stiefels abzuhalten und damit die Aussicht auf die zu bildende Naht nicht verdeckt
                              									wird, ist noch der Schutzflügel d angebracht, welcher
                              									das Oberleder niederhält. Ein verstellbarer Anschlag e
                              									bildet hierbei eine zweite Führung des Stiefels. Die Stichplatte ist am bösartig
                              									erhöht, um Raum zu schaffen, den gewölbten Theil der Sohle in jede Lage zur Nadel
                              									bringen zu können. Dicht neben dem Stichloche befindet sich ein kleiner Dorn g, welcher den Einriſs stets offen hält, während hinter dem Stichloche ein
                              									keilförmiges Stück i angesetzt ist, das die
                              									Einriſskante gegen den Stoffdrücker treibt und den Einriſs selbstthätig
                              									schlieſst.
                           Der Transporteur k (Fig. 13) besteht aus
                              									einer sehr dünnen Platte, welche oberhalb in zwei oder drei groſsen Zähnen ausläuft,
                              									die stets in den offenen Einriſs zu liegen kommen, so daſs die Spuren dieser Zähne
                              									nicht auf dem Arbeitstücke sichtbar zurückbleiben, sondern von der Naht gedeckt
                              									werden. Eine andere Einrichtung des Transporteurs besteht darin, daſs vor und hinter
                              									dem Stichloche ein Paar Zähne desselben hervortreten. Bei scharfen Krümmungen, z.B.
                              									an der Spitze des Stiefels, sollen sich die Zähne in ihrer Wirkung ergänzen und
                              									wenigstens eine Zahnseite des Transporteurs das Arbeitstück treffen. Ferner gibt G. Fränkel noch andere im Allgemeinen ähnliche Formen
                              									des Drückerfuſses an, um gedeckte Nähte in Maschinenriemen o. dgl. anzubringen.
                           Beim Vernähen von Lackleder oder Treibriemen wird die Arbeit wesentlich durch das Einschmieren der Nadel
                              									mit Talg erleichtert. Hierzu hat Fränkel eine Talgbüchse construirt, welche das Einschmieren
                              									selbstthätig ausführt und folgende Einrichtung besitzt: An dem Kopfe des
                              									Maschinenobertheiles ist ein Arm befestigt, dessen Hülse a (Fig.
                                 										15 Taf. 17) die Talgbüchse b derart trägt,
                              									daſs sich dieselbe in der Richtung ihrer Achse verschieben läſst, so daſs die
                              									Mündung der Büchse bezieh. der heraustretende Talg die Nadel berührt. Das Betupfen
                              									der Nadel geschieht durch einen zweiarmigen Hebel, dessen oberer Arm von einer
                              									Hubscheibe auf der im Maschinenarme gelagerten Welle bewegt wird, während der untere
                              									Arm einen kleinen Hammer bildet, welcher bei jedem Stiche an die Talgbüchse b schlägt, indem eine plötzliche Annäherung an die
                              									Nadel genügt, um die durch das Nähen erwärmte Nadel mit Talg zu befeuchten. Eine
                              									Entfernung des erwähnten Hebels von seiner Hubscheibe setzt die Talgbüchse auſser
                              									Thätigkeit. Die Talgbüchse zeigt aber noch eine besondere innere Einrichtung, um in
                              									Folge der kurzen Hammerschläge und der stets gleichbleibenden Gröſse ihrer
                              									Verschiebung ein Hinausdrücken der Talgmasse zu bewirken. In der Büchse befindet
                              									sich nämlich ein Kolben e, dessen Kolbenstange eine
                              									kleine, mit steilem Gewinde versehene Spindel f bildet,
                              									welche sich mittels des Bundes g gegen den Deckel m legt und auf der Auſsenseite desselben die
                              									cylindrische Verstärkung h mit dem flachen Knopfe i trägt. Zwischen Deckel der Büchse b und dem Knopfe i
                              									befindet sich eine Spiralfeder d von geringerer
                              									Spannkraft als c, welche aber nicht unmittelbar gegen
                              									den Deckel drückt, sondern gegen eine Scheibe ä, die den Deckel nur in einer kleinen
                              									ringförmigen Fläche berührt, um die Reibung mit demselben möglichst zu beschränken.
                              									Schlägt nun der mit Tuch
                              									belegte Hammer auf den Knopf i, so erleidet zunächst
                              									der Kolben e eine geringe Verschiebung, weil der Knopf
                              										i in Folge der Reibung mit dem Hammer verhindert
                              									wird, sich umzudrehen; der Knopf i nebst Teller k kommt zum Anliegen an den Büchsendeckel und der Rest
                              									der Hammerbewegung führt die ganze Talgbüchse nach vorn, welche nun mit ihrer
                              									Mündung die Nadel berührt. Beim Zurückgange des Hammers schiebt sich durch
                              									Vermittelung der stärkeren Feder c die Büchse bis zu
                              									ihrem Anschlage zurück; darauf tritt die Feder d in
                              									Thätigkeit und schraubt die schwache Spindel f aus dem
                              									Kolben e heraus, weil das steile Gewinde die Drehung
                              									begünstigt und die Feder d nicht im Stande ist, die
                              									Kolbenreibung zu überwinden. Die Menge des aus der Büchse gedrängten Talges hängt
                              									natürlich von der Entfernung zwischen Knopf i und
                              									Teller k ab und kann durch Veränderung derselben
                              									geregelt werden.
                           Endlich gibt G. Fränkel noch eine Vorrichtung an zur Einführung
                                 										von flüssigem Klebstoff in den Einriſs der Naht dicht hinter jedem neuen
                              									Stiche, bevor die Naht durch das Zudrücken der Einriſskante verdeckt wird. Dieselbe
                              									befindet sich am hinteren Theile der Maschine nahe des Würtels und bildet einen mit
                              									Klebstoff gefüllten Behälter, an dessen Boden ein in zwei Aesten sich verzweigendes
                              									Röhrchen angebracht ist; das eine Röhrchen geht am Maschinenarme entlang und mündet
                              									in eine kurze Röhre des Stoffdrückers, so daſs dieser ungehindert gehoben werden
                              									kann; das andere Röhrchen läuft dagegen unterhalb der Grundplatte nach der
                              									Austrittsöffnung neben dem Stichloche. Beide Röhrchen können durch Hähne
                              									abgeschlossen werden. Um das Ausflieſsen der Masse nur während des Ganges erfolgen
                              									zu lassen, ist im Behälter ein Ventil angebracht, welches bei jedem Stiche durch
                              									eine Zugstange, die oberhalb aus dem Behälter tritt, einen Winkelhebel und einen an
                              									der Hauptwelle sitzenden Daumen entsprechend gehoben wird.
                           Die Nähmaschine für Schuhwerk von W. Comey in Westboro, Nordamerika (* D. R, P. Kl. 71
                              									Nr. 19239 vom 13. December 1881) gestattet das Annähen des Rahmens b (Fig. 10 Taf. 17) an das
                              									Oberleder c und die innere oder Brandsohle a und hält in sicherer Weise die Kante des Rahmens in
                              									entsprechendem Abstande von dem Oberleder. Auf gewöhnliche Weise wird die
                              									Stoffdrückerstange L in zwei fest an den Kopf des
                              									Nähmaschinenarmes A (Fig. 9 und 11) angegossenen Lagern
                              									verschiebbar gehalten und durch eine Feder gegen das Arbeitstück gepreſst, beim
                              									Verschieben des letzteren jedoch mittels Hebel und Hubscheibe von demselben
                              									entfernt. Ferner trägt noch der Maschinenkopf die um einen Drehbolzen bewegliche
                              									Platte K2, deren Lager
                              										K die Nadelstange B
                              									mit dem Hakenschlieſser f und der Stoffdrückerstange
                              										H aufnehmen. Zur Herstellung der auf der oberen
                              									Seite des Arbeitstückes liegenden Kettelnaht dient eine Hakennadel, deren offener
                              									Haken durch den Hakenschlieſser f gedeckt wird, sobald
                              									die Nadel mit der erfaſsten Schleife den Stoff verläſst, um ein Herausspringen
                              									derselben beim nächsten Einstechen der Nadel zu verhindern. Der Hakenschlieſser f ist etwas in die Nadelstange B eingelassen und wird durch Anschlagstifte e
                              									und e1 (Fig. 9 und 11) in geeigneter Weise
                              									bewegt.
                           Wird nun die Nadelstange B durch Arm D und Zugstange C abwärts
                              									bewegt, so kommt der verstellbare Anschlag F der
                              									Zugstange C zum Anliegen an die Feder G des Stoffdrückers H und
                              									das untere mit Zähnen oder einer Spitze versehene Ende desselben drückt sich fest in
                              									den Rahmen b (Fig. 10) ein, wodurch ein
                              									Abgleiten von letzterem unmöglich wird. Durch das Anschlagen von F an die steife Feder G,
                              									anstatt gegen einen festen Ansatz der Stange 17, ist es möglich, Lederstücken
                              									verschiedener Stärke mit gleicher Pressung zu halten. Sobald die Nadel mit der
                              									Fadenschleife aus dem Arbeitstücke tritt, wird der Stoffdrücker L auf die beschriebene Weise gehoben und die Platte K2 mit ihren Werkzeugen
                              										B, f und H mittels der
                              									Zugstange d (Fig. 11 und 12) gedreht,
                              									so daſs der noch fest auf das Arbeitstück drückende Stoffrücker H dasselbe um eine Stichlänge verschiebt. Der
                              									Stoffrücker H hat aber durch eine im unteren Lager
                              									angebrachte Feder K1
                              										(Fig. 12)
                              									das Bestreben, sich aus seiner Führung zu entfernen; dabei legt sich derselbe an die
                              									keilförmige Fläche des verstellbar an das feste Lager der Drückerstange L geschraubten Stückes J
                              									an und gleitet, während derselbe schwingt und das Arbeitstück verschiebt, an J hin und drückt dadurch den Rahmen b (Fig. 10) nach auſsen von
                              									der Sohle a hinweg gegen die Führungsrolle T. Diese Rolle ward von einem Arme S getragen, welcher durch eine Schraube S1 verstellt werden
                              									kann. Zwischen den beiden Randscheiben dieser Führungsrolle T geht der Rahmen hindurch, indem die Mantelfläche der unteren Rand
                              									Scheibe als Stütze dient, gegen welche das Oberleder gepreſst wird, das zwischen der
                              									Rolle und dem nach allen Seiten drehbaren Hörne A1 hindurchgeht. Da nun durch die nach der Rolle T hingerichtete schiebende Bewegung des Stoffrückers
                              										H die äuſsere Kante des Rahmens b stets in gleichmäſsigem und unveränderlichem Abstande
                              									vom Oberleder gehalten wird, ist jeder Möglichkeit, ungenaue Arbeit zu liefern,
                              									vorgebeugt. Nachdem der Vorschub stattgefunden hat, wird der Stoffdrücker wieder auf
                              									das Arbeitstück gesenkt und, während die Nadel weiter empor geht, der Stoffrücker
                              									durch dieselbe gehoben und die Platte K2 mit ihren Werkzeugen zurückgedreht, um das Spiel
                              									von Neuem zu beginnen. Durch Verstellung des Armes S
                              										(Fig. 9)
                              									kann die Entfernung der Naht beliebig von der Kante des Oberleders vergröſsert,
                              									sowie durch verschieden tief eingedrehte Führungsrollen T das Vorspringen des Rahmens vor das Oberleder verändert werden.
                           Der zweite Haupttheil dieser Nähmaschine bildet das drehbare Hörn A1
                              									,, dessen innerer
                              									Mechanismus zur Einlegung des Fadens in den Nadelhaken dient und die gleiche
                              									Einrichtung wie bei der Blake'schen Sohlen- Nähmaschine besitzt; mithin
                              									erfolgt auch die Stichbildung in derselben Weise wie dort.
                           Der frühere kurze Hinweis auf diesen Mechanismus (vgl. 1879 231 31) soll hier eine
                              									Ergänzung finden, da derselbe mehrfache Veränderungen erfahren hat. Die Naht wird
                              									von der Blake'schen Sohlen-Nähmaschine mittels einer
                              									Hakennadel und eines Schlingenrädchens hergestellt. Wenn die Nadel durch den Stoff
                              									und das Stichloch eingedrungen ist, läuft das Kegelrädchen a (Fig.
                                 										16 Taf. 17), welches in dem excentrisch eingebohrten Loche b den Faden führt und durch dessen concentrisches
                              									Mittelloch die Nadel hindurch geht, herum und legt den Faden in den Nadelhaken, der
                              									dann denselben als Schleife durch den Stoff zieht. Den Antrieb erhält das
                              									Schlingenrädchen a durch die Welle c und diese wieder durch Vermittelung einer im unteren
                              									Theile des Hornes wagerecht liegenden Zwischenwelle nebst Winkelrädern von der in
                              									der Mittellinie des Hornes angeordneten und nach unten reichenden Welle ihre
                              									Drehbewegung. Letztere erfolgte nach der ersten Verbesserung der Blake'schen Sohlen-Nähmaschine (Englisches Patent Nr.
                              									1113 vom 16. April 1862 von G. Mac Kay) in solcher
                              									Weise, daſs das Schlingenrädchen bei jedem Stiche um die Nadel herum und wieder
                              									zurück lief. L. R. Blake verbesserte darauf die
                              									Construction der Bewegung des Schlingenrädchens (Englisches Patent Nr. 760 vom 5.
                              									März 1868), indem er dasselbe beim ersten Stiche hin- und beim zweiten zurücklaufen
                              									lieſs, wodurch die Abnutzung des Schlingenrädchens verringert wurde, da nur halb
                              									soviel Bewegung für den gleichen Zweck erforderlich war. Diese Ausführungsweise
                              									hatte den Nachtheil, daſs der Steppstich, welcher auf den Rahmen des Schuhwerkes
                              									sichtbar aufgelegt war, während die Kettelnaht durch den Riſs verdeckt wurde, eine
                              									Art Zickzacknaht bildete, welche nicht gut aussah. L. R.
                                 										Blake gab deshalb den Schlingenrädchen eine beständig nach einer Seite
                              									gerichtete Drehbewegung von verschiedener Geschwindigkeit, indem die Hauptwelle der
                              									Nähmaschine ihre Drehungen durch elliptische Räder (vgl. * D. R. P. Nr. 2410 vom 22.
                              									November 1877) auf die im Hörne liegenden Achsen übertrug. Die ununterbrochene
                              									Bewegung des Schlingenrädchens hatte jedoch zur Folge, daſs die Nadel die Schlinge
                              									häufig nicht auffing, oder in den Faden stach und dann nur einen Theil des Fadens
                              									durch den Stoff zog.
                           Weber und Miller in Borkenheim (* D. R. P. Kl. 71 Nr.
                              									16239 vom 19. Februar 1881, Zusatz zu Nr. 5536) verbesserten die Bewegungs-Einrichtung des Schlingenrädchens an
                              									Sohlen-Nähmaschinen derart, daſs das Rädchen zwar immer nach gleicher Richtung
                              									läuft, aber die ganze Bewegung desselben in dem Augenblicke erfolgt, wo die Nadel
                              									auf dem tiefsten Punkte steht, so daſs die Schlinge immer an der gleichen Seite der
                              									Nadel eingelegt, die Zickzacknaht vermieden wird und jede Schlinge eine Drehung
                              									erhält, welche die Haltbarkeit der Naht erhöht. Die Einrichtung ist in Fig. 18 und
                              										19 Taf.
                              									17 dargestellt. Durch die im unteren Theile des Nähmaschinengestelles a
                              									gelagerte Welle s mit dem Arme c und Zugstange u wird die dem Fuſstritte r ertheilte Bewegung auf die Hauptwelle der
                              									Sohlen-Nähmaschine übertragen; von dieser aus erfolgt die Bewegung des Winkelhebels
                              										f, der wiederum durch eine Zugstange d den Hebel e e1 in Schwingungen versetzt, sobald das
                              									Schlingenrädchen den Faden in die Nadel legen soll. Das Ende e des Hebels e e1 trägt zwei mit einander verbundene Räder k und i, von denen ersteres nur einen Zahn
                              									besitzt, während das andere als volles Getriebe i in
                              									das groſse, frei um seine Achse drehbare Zahnrad g
                              									eingreift. Ferner steht noch mit g das Rad n in Eingriff, dessen Welle o dem Schlingenrädchen die Bewegung ertheilt. Wird nun die Zugstange b niedergedrückt, so schiebt dieselbe durch den
                              									Winkelhebel f und Zugstange d den Hebel e e1 in Richtung nach dem Rade n vor; das Rad
                              										g wird von der Sperrklinke m festgehalten, das Rädchen i bewegt sich
                              									frei um das Rad g und, nachdem es eine Umdrehung
                              									gemacht hat, fällt die Sperrklinke in das Einzahnrad k
                              									ein, die Zugstange wird im richtigen Augenblicke gehoben, wodurch der Hebel e e1 zurück bewegt
                              									wird; da sich aber das Rädchen i durch das Festhalten
                              									des Sperrzahnes nicht drehen kann, so muſs das Rad g
                              									sich bewegen und dadurch dem Raden eine Umdrehung ertheilen. Die Feder h verhindert den todten Gang. Um das Vorlaufen des
                              									Rades g bei seiner schrittweisen schnellen Drehung zu
                              									vermeiden, sind einestheils die Bremsfedern p und q, anderentheils der Riegel v angebracht, welcher sich in die unterhalb des groſsen Rades g angegossenen Sperrzähne einlegt und nur, wenn die
                              									Drehung von g erfolgen soll, durch einen excentrischen
                              									Zapfen w der Fuſstrittachse s aus den Sperrzähnen gezogen wird.
                           
                              (Schluſs folgt.)
                              
                           
                        
                     
                  
               
