| Titel: | Zur Kenntniss der Thone. | 
| Fundstelle: | Band 256, Jahrgang 1885, S. 276 | 
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                        Zur Kenntniſs der Thone.
                        Zur Kenntniſs der Thone.
                        
                     
                        
                           Feuerbeständige plastische Thone aus Ober- und Nieder
                                 										Schlesien untersuchte Kosmann (Thonindustriezeitung, 1885 S. 3). Bei Schönewitz an der
                              									Eisenbahn Breslau-Oppeln ist ein bis zu 10m
                              									mächtiges Thonlager aufgeschlossen, welches sich über eine 25ha groſse Fläche erstreckt. Bei 100° getrocknet,
                              									hatten Proben desselben folgende Zusammensetzung auf 100 Theile:
                           
                              
                                 
                                 I
                                 II
                                 III
                                 IV
                                 V
                                 
                              
                                 Kieselsäure löslich
                                 33,76
                                 34,95
                                 27,74
                                 37,09
                                 21,19
                                 
                              
                                 Desgl. unlöslich
                                 27,91
                                 25,08
                                 41,81
                                 19,19
                                 57,71
                                 
                              
                                 Thonerde
                                 25,32
                                 26,21
                                 20,83
                                 32,99
                                 14,74
                                 
                              
                                 Eisenoxydul
                                   3,62
                                   3,63
                                   1,55
                                   1,62
                                 –
                                 
                              
                                 Kalk
                                 Spur
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Magnesia
                                   0,46
                                   0,35
                                   0,23
                                   0,32
                                 –
                                 
                              
                                 Alkalien
                                   2,40
                                   2,10
                                   2,14
                                   1,42
                                 –
                                 
                              
                                 Wasser
                                   6,33
                                   7,57
                                   5,57
                                   7,35
                                   6,27
                                 
                              
                           I: Bläulich bis grünlich weiſser Thon aus dem nördlichen Theile
                              									des Thonlagers, 1m,5 unter der Tagesoberfläche und
                              										0m,5 unter dem Eisensteinlager.
                           II: Rein weiſser Thon von derselben Stelle, mit dem Bohrer aus
                              										5m Tiefe heraufgeholt.
                           III: Gelblich weiſser Thon, 0m,5
                              									von Tage unter leichter Sandbedeckung anstehend, aus dem südwestlichen Theile des
                              									Thonlagers.
                           IV: Hellblauer Thon, unweit letzterer Stelle, bei 7m Tiefe erbohrt.
                           V: Weiſser sandiger Thon, zu Tage stehend, aus dem nordwestlichen
                              									Theile des Thonlagers.
                           Diese jüngeren Tertiärthone bessern sich hiernach mit zunehmender Tiefe. Der frisch
                              									verarbeitete Thon zerflieſst auf der Feuerbrücke eines mit Generatorgasen geheizten
                              									Zinkdestillirofens, verhält sich aber feuerbeständig, wenn er gehörig ausgewittert
                              									ist.
                           Thone von Beckern bei Striegau hatten folgende Zusammensetzung:
                           
                              
                                 
                                 Grauer Thon
                                 Blauer Thon
                                 
                              
                                 Kieselsäure löslich
                                 43,74
                                 43,31
                                 
                              
                                 Desgl. unlöslich
                                   6,97
                                   5,88
                                 
                              
                                 Thonerde
                                 34,64
                                 36,50
                                 
                              
                                 Eisenoxydul
                                   2,71
                                   2,00
                                 
                              
                                 Manganoxydul
                                   0,34
                                 –
                                 
                              
                                 Kalk
                                 Spur
                                   0,63
                                 
                              
                                 Magnesia
                                    0,24
                                   0,85
                                 
                              
                                 Alkalien
                                    1,47
                                   1,22
                                 
                              
                                 Wasser (Glühverlust)
                                    9,88
                                   9,60
                                 
                              
                           
                           Dieselben entsprechen somit den in der Nähe vorkommenden bekannten Thonen von
                              									Saarau.
                           A. a. O. 1885 S. 153 berichtet H. Seger über die
                              									Zusammensetzung Meiſsener Kaoline von Löthain-Kaschka
                              									(I) und Kemmlitz (II):
                           
                              
                                 
                                 I
                                 II
                                 
                              
                                 Kieselsäure
                                 51,39
                                 54,66
                                 
                              
                                 Thonerde
                                 35,44
                                 31,87
                                 
                              
                                 Eisenoxyd
                                   0,72
                                   0,50
                                 
                              
                                 Kalk
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Magnesia 
                                   0,75
                                   0,88
                                 
                              
                                 Kali
                                   0,80
                                   0,89
                                 
                              
                                 Wasser und organische Substanz
                                 11,23
                                 11,58
                                 
                              
                                 Rationelle Analyse:
                                 
                              
                                 Thonsubstanz (Al2O32SiO2 +
                                    												2H2O)
                                 89,09
                                 80,84
                                 
                              
                                 Quarz
                                   9,92
                                 19,64
                                 
                              
                                 Feldspath
                                   0,99
                                 Spur
                                 
                              
                           Im stärksten Porzellanfeuer gebrannt, blieben beide Kaoline
                              									fleckenrein, mit mattem Bruche und noch stark saugender Oberfläche, ersterer
                              									rissefrei, letzterer zeigte dagegen durch die ganze Masse feine Sprünge. Bei
                              									Platinschmelzhitze geglüht, war die Probe des Löthainer Kaolins noch völlig
                              									erhalten, nur etwas aufgebläht, dicht, aber mit matter Oberfläche, in Bezug auf
                              									Schwerschmelzbarkeit den Zettlitzer Normalthon, welcher dasselbe Aeuſsere zeigte,
                              									nahezu erreichend. Der Kemmlitzer Kaolin war an den Kanten abgerundet, etwas mit
                              									Glasurrinde überzogen und niedergegangen. Beide Proben waren rein weiſs und
                              									fleckenrein.
                           Aus den beiden Kaolinen wurde Porzellanmasse aus 55 Proc. Thonsubstanz, 23,5 Proc.
                              									Quarz und 21,5 Proc. Feldspath nach dem Muster der an der kgl. Porzellanmanufactur
                              									gebräuchlichen hergestellt, daraus Schälchen geformt und mit Porzellanglasur
                              									versehen gebrannt. Hiernach berechnet sich für Löthainer Kaolin:
                           
                              
                                 Löthainer Kaolin
                                   61,7
                                 enthaltend
                                 Thonsubstanz
                                 Quarz
                                 Feldspath
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 55,0
                                  6,1
                                   0,6
                                 
                              
                                       Quarz
                                   17,4
                                 
                                 –
                                 17,4
                                 –
                                 
                              
                                       Feldspath
                                   20,9
                                 
                                 –
                                 –
                                 20,9
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                                 –––––
                                 ––––
                                 –––––
                                 
                              
                                 Masse
                                 100,0
                                 
                                 55,0
                                 23,5
                                 21,5
                                 
                              
                                 für Kemmlitzer
                                    											Kaolin:
                                 
                              
                                 Kemmlitzer Kaolin
                                   68,0
                                 enthaltend
                                 Thonsubstanz
                                 Quarz
                                 Feldspath
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 55,0
                                 13,0
                                 –
                                 
                              
                                      Quarz
                                   10,5
                                 
                                 –
                                 10,5
                                 –
                                 
                              
                                      Feldspath
                                   21,5
                                 
                                 –
                                 –
                                 21,5
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                                 –––––
                                 ––––
                                 –––––
                                 
                              
                                 Masse
                                 100,0
                                 
                                 55,0
                                 23,5
                                 21,5
                                 
                              
                           Die Masse aus Löthainer Kaolin formte sich gut und gab ein
                              									schönes Porzellan von gutem Durchschein; derselbe würde noch erhöht werden durch
                              									einen gröſseren Quarz- und Feldspathgehalt, wie sie ja auch thatsächlich meist in
                              									der Industrie angewendet werden. Die Masse aus Kemmlitzer Kaolin zeigte sich sehr
                              									kurz, schwand stärker und wurde nicht so durchscheinend; dieselbe lieſs sich sehr
                              									schlecht formen und zeigte dabei groſsen Bruch. Es ist jedoch wahrscheinlich, daſs
                              									sich diese Masse bei längerer feuchter Aufbewahrung günstiger verhalten wird. Jedenfalls dürfte sie sich
                              									besser zur Kapselfabrikation, als zur Herstellung von Porzellan verwenden
                              									lassen.