| Titel: | Ueber Neuerungen im Hüttenwesen. | 
| Fundstelle: | Band 256, Jahrgang 1885, S. 317 | 
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                        Ueber Neuerungen im Hüttenwesen.
                        (Patentklasse 40. Fortsetzung des Berichtes S. 226
                           								d. Bd.)
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									21.
                        Ueber Neuerungen im Hüttenwesen.
                        
                     
                        
                           L. Kleemann in Myslowitz (* D. R. P. Zusatz Nr. 28596
                              									vom 14. December 1883, vgl. 1880 236 * 249) hat seine Vorlage an Zinkdestilliröfen, um das Entweichen der
                              									Destillationsproducte an der Vorderseite des Ofens zu verhindern, dahin geändert,
                              									daſs der Kasten b (Fig. 1 bis 3 Taf. 21) durch eine lose
                              									Kapelle s oben ganz geschlossen ist. Der Rost mit der
                              									Aufschüttung ist in ein hinzugekommenes Rostbehältniſs p verlegt und die Hinterwand von b zur
                              									Verbindung von p mit b
                              									weggelassen worden. Die Zinkdämpfe kommen hiernach erst in p unter den Rost, um nach dem Durchziehen der darüber ausgebreiteten
                              									Aufschüttung bei q nach g
                              									und h zu entweichen. Zur Auflage des Rostes ist vorn
                              									eine Eisenschiene h querüber mit den Enden in die Wände
                              									von p gelegt und hinten entweder dieselbe Einrichtung
                              									getroffen, oder wie auf der Zeichnung die Hinterwand von p mit einem Vorsprunge versehen. Der Kasten b
                              									ist zwischen zwei durch Bänder w und z zu einem Gestelle r
                              									verbundenen Platten, welche mittels daran befestigter und mit Thon verstrichener
                              									Rahmen u zugleich die Seitenwände von b bilden, hergestellt; die bereits erwähnte lose Decke
                              										s und ein Vorsetzer t
                              									bilden die beiden anderen Kastenbestandtheile. Diese, wie gewöhnlich vor den
                              									Muffelräumen abgenommen, geben vorn zwischen den Platten den Raum zum Zutritte für
                              									das Abwerfen der Aufschüttung, die Reinigung des Rostes und zugleich für den Abzug
                              									der Muffelraumgase von der Vorlage a nach g und k frei. Die an den
                              									Platten von r sitzenden Rahmen u sind aus Winkeleisen gedacht und dienen noch dazu, daſs davon die
                              									vorderen Seiten zum genauen Anlegen des Vorsetzers t,
                              									die oberen zur Führung und stets gleichen Lage von s
                              									und die hinteren zum genauen Anschluſs von p an b dienen. Zu letzterem tragen die Bügel z auch bei, welche mit den Enden der Seitenplatten
                              									gleichsam einen Muff bilden, in welchen p mit seinem
                              									vorderen Theile eingeschoben wird. Um endlich die Platten von r oben vor möglichem Angriffe von der Flamme der bei
                              										q entweichenden Gase zu schützen, werden
                              									Thonplatten l über s an
                              									die Seiten gestellt.
                           J.
                                    											Garnier in Paris (* D. R. P. Nr. 30418 vom 3. Juli 1884) empfiehlt zur unmittelbaren Gewinnung von Rohkupfer aus Kupfererzen und
                                 										Rohsteinen einen kegelförmigen Tiegel, welcher entweder mit solchen Stoffen
                              										ausgefüttert wird,
                              									die weder von Kieselsäure, noch von Basen angegriffen werden, z.B. Chromerz,
                              									Calciumsulfat, Zinksilicat, Calciumphosphat o. dgl., oder aber mit gewöhnlichen
                              									kieselhaltigen, feuerfesten Massen. In letzterem Falle darf die Ausfütterung jedoch
                              									nur so dünn sein, daſs die im Inneren des Apparates an der Wandung befindlichen
                              									geschmolzenen Massen durch einen Wasser- oder Luftstrom, welcher auſsen um die
                              									Wandung flieſst, derart abgekühlt werden, daſs sie unmittelbar an der Wandung
                              									erstarren und somit eine Schutzhülle für den Tiegel bilden.
                           Der Ofen ist in zwei Zapfen a und b (Fig. 4 Taf. 21) drehbar
                              									gelagert, durch welche gleichzeitig die Luft zugeleitet wird, die zunächst in einen
                              									den unteren Theil des Ofens umgebenden Hohlraum c und
                              									dann durch die Düsen f in das Innere eintritt. Der
                              									Hohlraum c wird von Metallblechen d eingeschlossen, von denen das Innere gleichzeitig die
                              									Auſsenwandung des Ofens bilden kann. Diese Anordnung bietet den Vortheil, daſs
                              									einerseits die Luft vorgewärmt wird, andererseits die Wandung des Ofens eine
                              									entsprechende Abkühlung erleidet und hierdurch noch besser vor zu rascher Zerstörung
                              									bewahrt bleibt. Um übrigens in dieser Hinsicht noch gröſseren Schutz zu erzielen,
                              									kann man, besonders wenn die Ausfütterung aus kieselhaltigen Ziegeln besteht, an
                              									einzelnen Theilen des Mantels noch Wasserkühlung anwenden. In der Auſsenwandung des
                              									Mantelraumes c sind in der Achse der Düsen f Löcher e angeordnet,
                              									welche das Reinigen, Schlieſsen und Wiederöffnen der Düsen f gestatten. Die Schlacke wird bei g, das
                              									Rohkupfer bei k abgestochen. Der untere Theil k des Ofens ist mit einer der oben erwähnten Massen
                              									ausgefüttert, der obere Theil l besitzt eine
                              									gewöhnliche feuerfeste Ausfütterung; zwischen beiden befindet sich eine Schicht m aus feuerfester Masse.
                           Nachdem der Apparat beschickt und in Betrieb gesetzt ist, sammelt sich der
                              									geschmolzene Kupferstein nach und nach auf dem Boden und steigt immer höher, während
                              									die Schlacken ablaufen. Die Beschickung kann entweder aus Kupfererzen oder
                              									Kupfersteinen, oder einem Gemische beider bestehen. Sobald der geschmolzene
                              									Kupferstein die Düsen erreicht, schlieſst man die Oeffnung für den Abfluſs der
                              									Schlacken, ohne die Windzuführung zu unterbrechen; der geschmolzene Kupferstein
                              									steigt nun höher, so daſs die eingepreſste Luft durch denselben durchdringt, wodurch
                              									dann der im Rohsteine enthaltene Schwefel, sowie auch das Eisen und die anderen,
                              									leichter als Kupfer oxydirbaren Stoffe verbrannt werden.
                           Die entstehende Schwefligsäure entweicht hierbei mit der überschüssigen Luft, während
                              									sich das Eisenoxyd mit den erdigen Stoffen der Beschickung verbindet, wozu letztere
                              									derart zusammengesetzt sein muſs, daſs sie von vorn herein die zum Binden des
                              									Eisenoxydes erforderliche Menge Kieselsäure enthält. Das zu Boden sinkende Kupfer
                              									enthält nur noch einen geringen Bruchtheil Eisen und sonstiger Unreinigkeiten. Das Feinen schreitet in
                              									dieser Weise ununterbrochen fort, da aus der schmelzenden Beschickung immer wieder
                              									eine entsprechende Menge frischen Schwefelkupfers in das Bad eintritt.
                           Sobald der gröſsere Widerstand, welchen der Wind beim Durchdringen der geschmolzenen
                              									Masse findet, darauf schlieſsen läſst, daſs die Luft jetzt durch eine dichtere Masse
                              									treten muſs, sticht man die Schlacken ab; dieselben werden noch mehr oder weniger
                              									Kupferstein enthalten, welcher sich jedoch in den Schlackenformen durch Saigerung
                              									von den Schlacken trennt. Das Rohkupfer wird ebenfalls von Zeit zu Zeit abgestochen.
                              									(Vgl. Manhès 1884 254 *
                              									481.)
                           J. Quaglio in Frankfurt a. M., J. Pintsch in Berlin und A. Lentz in
                              										Stettin (* D. R. P. Nr. 29551 vom 9.
                                 										März 1884) wollen in einem Ofen zur Darstellung
                                 										oder Schmelzung von Metallen gleichzeitig Kohlenoxyd oder
                              									Schwefelkohlenstoff gewinnen. Zu diesem Zwecke sind zwei Schachtöfen H (Fig. 5 bis 7 Taf. 21) durch Kanal X verbunden, gasdicht mit einem eisernen Mantel A umgeben und an der heiſsesten Stelle mit einem
                              									Wasserkühlringe B versehen. Der untere Theil J ist erweitert, wodurch beim Herabfallen der Füllung
                              									für den Abzug der Gase und das Einblasen der Luft ein freier Raum W sich bildet. Die Thüren C und B dienen zum Ziehen der Asche und
                              									Schlacken, die Oeffnungen z zum Nachstoſsen.
                           Die beiden Schachtöfen H werden mit Kohle gefüllt, bei
                              										W angeheizt und die Gase bei P abgesaugt; hierdurch tritt die Verbrennungsluft durch
                              									den einen freien Schlitz des Schiebers zu den Kohlen, während durch den mit dem
                              									Muschelschieber G (vgl. Fig. 8) überdeckten
                              									Schlitz aus dem anderen Ofen die Gase abgezogen werden. Man kann gleichzeitig auch
                              									ein Gebläse anbringen, in welchem Falle der obere Theil des Schiebers mit einem
                              									luftdichten Kasten umgeben wird, in welchen das Zuführungsrohr vom Gebläse
                              									einmündet; gleichzeitig mit der Luft kann man auch Dampf einströmen lassen, wodurch
                              									nebst Kohlenoxyd auch Wasserstoffgas gebildet wird. Sobald die. Kohle im ersten
                              									Schachte glühend ist, wird der Schieber nach der anderen Seite verschoben und tritt
                              									nun sofort der umgekehrte Kreislauf ein. Ist auch die Kohle im zweiten Schachte
                              									glühend, so kann mit dem Aufgeben der Erze, mit Kohle gemischt, durch den
                              									Fülltrichter EF begonnen werden.
                           Die reducirten Metalle, welche flüssig bleiben, sammeln sich im Schöpfherde K. Die dampfförmigen Metalle und Metalloxyde gehen nach
                              									dem zweiten Schachtofen über, in welchem sie vollständig reducirt werden, während
                              									gleichzeitig die etwa noch vorhandene schädliche Kohlensäure zu Kohlenoxyd
                              									verwandelt wird. Die Metalldämpfe werden abgesaugt und gehen durch Rohre M zum Condensator N. Das
                              									Kohlenoxyd oder Wassergas geht durch P nach einem
                              									Gasbehälter, um von dort weiter zu Heizungszwecken
                              									verwendet zu werden. Wird in diesem Ofen die unmittelbare Reduction von Blende mit
                              									Kohle vorgenommen, wobei
                              									Schwefelkohlenstoff gebildet wird, so ist zwischen der Auslaſsöffnung P und dem Sauger ein kräftig wirkender, mit Wasser
                              									gefüllter Kühler einzuschalten.
                           Bei schwer reducirbaren Erzen, Erzen mit viel Schlacke gebenden Bestandtheilen oder
                              									bei Kohlen von minderer Beschaffenheit ist die Erzeugung von höheren Temperaturen,
                              									als durch die Verbrennung der Kohle zu Kohlenoxyd entsteht, nothwendig. Diese
                              									höheren Temperaturen können erzeugt werden durch Vorerhitzung der Verbrennungsluft
                              									in einem der bekannten Lufterhitzungsapparate, wobei zur Erhitzung ein Theil der
                              									abgesaugten Gase in letzteren Apparaten verbrannt werden kann. Oder man verbrennt
                              									einen Theil der erzeugten Gase in einem in den Schachtofen selbst eingebauten,
                              									geschlossenen, feuerfesten Raum, wodurch dessen Umfassungswände und folglich auch
                              									der umgebende Raum des Schachtofens auf Weiſsglut erhalten wird.
                           Nach G.
                                    											Sehe in Altena, Westfalen (* D. R. P. Nr. 29535 vom 21. Juni 1883) findet das Schmelzen von Zink haltigen Legirungen in Tiegeln T (Fig. 9 und 10 Taf. 21) statt, welche
                              									durch die Decke p des Ofens hindurch auf die
                              									feuerfesten Untersätze f gestellt werden. Zwischen den
                              									Wandungen der Tiegel und denen der Oeffnungen in den feuerfesten Platten p bleibt ein etwa 5mm
                              									weiter Spielraum, um das Anschmelzen beider an einander zu verhindern. Der Herd h fällt von allen Seiten nach der Mitte hin etwas ab,
                              									so daſs, wenn ein Tiegel während des Schmelzens entzwei gehen sollte, das Metall
                              									durch den Abstich s sofort aus dem Ofen entfernt werden
                              									kann.
                           Wird in solcher Art eingesetzten Tiegeln z.B. Kupfer und Zink zu Messing geschmolzen,
                              									so gibt man zuerst das Kupfer in die Tiegel, welches bei etwa 1050 bis 1200°
                              									schmilzt. Dann gibt man rasch so viel Zink hinzu, als nothwendig ist, im Ganzen in
                              									der Regel etwa die Hälfte bis ein Drittel des Kupfers, und wirft nun so viel Abfälle
                              									von Messing in die flüssige Masse, daſs dieselbe steif wird. Gleichzeitig werden
                              									hierdurch in den oberen Theilen der Tiegel kältere Metallschichten gebildet. Da nun
                              									die Tiegel auſserdem aus dem Ofen hervorragen, so herrscht in den oberen Schichten
                              									der Metalle eine wesentlich geringere Temperatur und wird dieselbe durch die
                              									allmählich mit dem fortschreitenden Schmelzen weiter nachgegebenen kalten
                              									Messingabfälle auf diesem niederen Standpunkt gehalten, welche die sich in den
                              									heiſseren Metallschichten entwickelnden und nach oben aufsteigenden Zinkdämpfe
                              									zwingen, sich in diesen kälteren Schichten zum allergröſsten Theile zu verdichten.
                              									Es sollen auf diese Weise nur geringe Verluste an Zink entstehen und zwar
                              									hauptsächlich beim ersten Eingeben des Zinkes zu dem geschmolzenen Kupfer. Nimmt man
                              									nun, nachdem alles Metall geschmolzen ist, die Tiegel heraus und rührt die
                              									geschmolzene Masse um, so wird eine vollkommen gleichartige guſsfertige Legirung
                              									erzielt. Bilden sich bei dem Umrühren noch Zinkdämpfe, so kühlt man die oberen, nun flüssigen
                              									Metallschichten, welche ohnehin eine geringere Temperatur wie die unteren besitzen
                              									(etwa 900° oben zu 1200° unten), mit Wasser ab und zwingt so auch die zuletzt noch
                              									entwickelten Zinkdämpfe, sich zu verdichten.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
