| Titel: | Ueber die Herstellung neuer Farbstoffe. | 
| Fundstelle: | Band 256, Jahrgang 1885, S. 322 | 
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                        Ueber die Herstellung neuer
                           								Farbstoffe.
                        (Patentklasse 22. Fortsetzung des Berichtes S. 134
                           								d. Bd.)
                        Ueber die Herstellung neuer Farbstoffe.
                        
                     
                        
                           Ewer und
                                 											Pick in Berlin (D. R. P. Nr. 31321 vom 21. August 1884) beschreiben die Darstellung von Farbstoffen durch Condensation von
                                 										tetraalkylirten Diamidobenzophenonen mit Phenolen, welche einerseits die
                              									Carbinolgruppe, andererseits neben zwei tertiären Amidogruppen einen
                              									Phenolsauerstoff enthalten, entsprechend der allgemeinen Formel:
                           C.OH.RN(R')2.RN(R')2.ROH.
                           Diese sowohl basische, wie saure Eigenschaften zeigenden
                              									Farbstoffe entstehen durch Einwirkung von Benzophenonchlorid auf Phenol oder durch
                              									unmittelbare Condensation des Benzophenons mit dem Phenol; doch muſs man im
                              									letzteren Falle ein Salz des Amidobenzophenons anwenden. Die Hydroxylgruppe der
                              									Farbstoffe läſst sich in eine entsprechende Amidogruppe umwandeln, so daſs
                              									Farbstoffe von rein basischem Charakter entstehen; dieselben lassen sich ferner in
                              									Sulfosäuren überführen und färben Wolle, Seide sowie gebeizte Baumwolle violett bis blau.
                           Es werden z.B. 20k
                              									Tetramethyldiamidobenzophenonchlorid mit 6k Phenol
                              									und 10k fein gepulvertes Chlorzink gemischt und 12
                              									Stunden lang auf 100 bis 110° erhitzt. Die tiefrothe Schmelze wird gepulvert; mit
                              									kaltem Wasser laugt man zunächst das überschüssige Chlorzink aus, löst dann in
                              									heiſsem Wasser, filtrirt und fällt schlieſslich den Farbstoff mit Kochsalz aus. Der
                              									ausgefällte Farbstoff wird in Spiritus gelöst und die Lösung mit einer wässerigen
                              									Lösung von kohlensaurem Natrium versetzt, bis sämmtliches Zink ausgefallen ist. Man
                              									destillirt aus der vom kohlensauren Zink abfiltrirten Flüssigkeit den Spiritus ab
                              									und fällt aus dem Rückstande den Farbstoff durch Kochsalz vollends. Der Farbstoff
                              									färbt rothviolett und löst sich in alkoholischem Ammoniak mit rother Farbe.
                           Oder 25k salzsaures
                              									Tetraäthyldiamidobenzophenon werden mit 5k,9
                              									Resorcin und 10k Chlorzink 12 Stunden lang auf 100
                              									bis 1100 erhitzt. Man laugt die gepulverte Schmelze zunächst mit kaltem Wasser aus,
                              									nimmt dieselbe dann in kochendem Wasser auf, filtrirt und fällt das Filtrat mit
                              									Kochsalz. Der Farbstoff löst sich leicht in Wasser mit violetter Farbe; die Lösung
                              									zeigt starken rothen Dichroismus. Die alkoholammoniakalische Lösung ist purpurroth.
                              									Der Farbstoff färbt sehr blauviolett.
                           Zu einem Gemische von 20k
                              									Tetramethyldiamidobenzophenon, 7k
                              									β-Naphtol und 10k
                              									Chlorzink gibt man 11k,5 Phosphoroxychlorid und
                              									erwärmt 12 Stunden lang auf 100 bis 110°. Die Masse wird mit kaltem Wasser und. dann
                              									mit Ammoniaklösung, bis sie zinkfrei ist, ausgelaugt. Alsdann löst man in verdünnter
                              									Salzsäure, filtrirt und fällt das Filtrat mit Kochsalz. Der Farbstoff löst sich
                              									schwer in kaltem, leichter in heiſsem Wasser. In alkoholischem Ammoniak löst er sich
                              									ebenfalls mit blauer Farbe; er färbt blau.
                           Ferner werden 20k
                              									Tetramethyldiamidobenzephenon, 7k
                              									α-Naphtol und 10k
                              									Chlorzink zusammen geschmolzen. In die Schmelze leitet man 7k,5 Chlorkohlenoxyd und erhält dieselbe dann noch
                              									4 Stunden auf 100 bis 110°. Der gebildete Farbstoff ist in kaltem Wasser schwer
                              									löslich und färbt rein blau.
                           Zur Umwandlung dieser Farbstoffe in ihre Sulfosäuren werden z.B.
                              										50k des erstgenannten in 100k rauchender Schwefelsäure mit 10 Proc.
                              									Anhydridgehalt so lange
                              									auf 100 bis 150° erhitzt, bis eine mit Wasser verdünnte Probe durch kohlensaures
                              									Natrium nicht mehr gefällt wird. Die Schmelze wird mit. Wasser verdünnt, mit Kalk
                              									neutralisirt, das Filtrat zur Trockne verdampft. Aus saurer Lösung färbt dieser
                              									Farbstoff rothviolett.
                           Von dem mit β-Naphtol dargestellten
                              									Farbstoffe werden 20k mit 55k Schwefelsäure von 66° erhitzt, bis
                              									Natriumcarbonat keine Fällung mehr gibt. Der Farbstoff färbt blau.
                           In ähnlicher Weise können Mono- bis Polysulfosäuren mit Hilfe von
                              									Schwefelsäurechlorhydrin, Aethionsäureanhydrid, Chloräthylschwefelsäure,
                              									Schwefelsäure und reinem Pyrosulfat oder Pyrophosphat dargestellt werden.
                           Zur Einführung von Amidogruppen in diese Farbstoffe werden z.B.
                              										10k der Farbbase aus
                              									Tetramethyldiamidobenzophenon und Phenol mit 10 Th. alkoholischen Ammoniaks in einem
                              									Druckgefäſse 24 Stunden oder so lange auf etwa 180° erhitzt, bis die rothe Farbe der
                              									Lösung verschwunden ist. Man destillirt nach beendeter Einwirkung das überschüssige
                              									Ammoniak und den Alkohol ab und stellt aus dem Rückstände das salzsaure Salz des
                              									Farbstoffes dar. Der Farbstoff färbt rothviolett.
                           Zur Gewinnung eines rein blauen Farbstoffes werden 20k derselben Farbbase mit 8k,5 α-Naphtylamin und
                              										10k Chlorzink so lange auf 180° erhitzt, bis
                              									eine Probe der Schmelze mit alkoholischem Ammoniak keine blaue Lösung mehr gibt,
                              									sondern eine schmutzig rothe Färbung hervorruft.
                           Oder 20k des Natronsalzes der
                              									Sulfosäure des Farbstoffes aus Tetramethyldiamidobenzophenon und Phenol werden mit
                              									10 Th. Anilin und 1 Th. Benzoësäure 24 Stunden auf 180 bis 200° erhitzt. Der
                              									Farbstoff färbt violettstichig blau.
                           Als Amine finden Verwendung: Ammoniak und die substituirten
                              									Ammoniake der Fettsäurereihe, wie Methylamin, Dimethylamin u. dgl., Anilin, Ortho-
                              									und Paratoluidin, Xylidin, Cumidin, α- und β-Naphtylamin, Aethylanilin.
                           Zur Darstellung von Sulfosäuren aus den basischen Farbstoffen
                              									werden z.B. 20k des Farbstoffes aus
                              									Tetramethyldiamidobenzophenon, Phenol und Anilin mit 40k rauchender Schwefelsäure von 10 Proc. Anhydridgehalt so lange auf 100°
                              									erhitzt, bis kohlensaures Natrium in einer mit Wasser verdünnten Probe keine Fällung
                              									mehr hervorruft. Man verdünnt dann die Schmelze mit Wasser, sättigt mit Kalk,
                              									filtrirt die Lösung des farbstoffsulfosauren Kalkes ab und dampft ein. Der Farbstoff
                              									färbt violett blau.
                           Wenn man nach H. Reinherz in
                              										Berlin (D. R. P. Nr. 31091 vom 16.
                                 										Juli 1884) 1 Th. Pyrenchinon durch 2 bis 3stündiges Erhitzen mit etwa 4
                              									bis 5 Th. concentrirter Schwefelsäure auf 180 bis 210° in die Bisulfosäure überführt
                              									und diese nach etwaiger Reinigung mittels des Kalk- oder Bleisalzes mit Kali- oder
                              									Natronlauge erhitzt, oder mit festem Aetzkali oder Aetznatron schmilzt, so erhält
                              									man das Kalium- bezieh. Natriumsalz des Bioxypyrenchinons, dessen roth gefärbte wässerige Lösung mit
                              									Metallchloriden und essigsaurem Blei gefärbte Niederschläge gibt. Durch Salzsäure
                              									wird die Bioxyverbindung als röthlich braun gefärbtes Pulver gefällt und kann zur
                              									Reinigung aus Alkohol umkrystallisirt werden. Die wässerigen Lösungen der
                              									Alkalisalze der Bisulfosäure, welche fast farblose, in Wasser ziemlich schwierig
                              									lösliche Krystalle darstellt, sind ebenfalls roth gefärbt und können zum Färben
                              									benutzt werden.
                           Man erhält ferner Bioxypyrenchinon, wenn man 1 Mol. Pyrenchinon mit 2 Mol. Brom in
                              									geschlossenen Gefäſsen etwa 2½ Stunden auf 90 bis 115° erwärmt und das hellrothe
                              									Bibrompyrenchinon mit Alkalien erhitzt.
                           Wenn man nach Angabe der Chemischen Fabrik auf Actien vormals
                                 											E. Schering
                              									in Berlin (D. R. P. Nr. 30358 vom 9. März 1884) Pyridin, Chinolin, Naphtochinolin,
                              									Anthrachinolin und ihre Homologen in salzsaurer Lösung mit Chlorjodchlorwasserstoff
                              									behandelt, so bilden sich krystallisirbare Verbindungen, aus Chinolin z.B. gelbe
                              									Krystalle von C9H7NJCl. Zu diesem Zwecke leitet man in ein Gemisch von 5k Jod und 20l
                              									Wasser so lange Chlor, bis das Jod gelöst ist. Die so erhaltene Lösung von
                              									Chlorjodchlorwasserstoff wird mit einer salzsauren Lösung von 5k,2 Chinolin zusammengebracht. Der entstandene
                              									pomeranzengelbe Niederschlag wird sofort filtrirt und mit Wasser gewaschen, bis er
                              									hell schwefelgelb geworden ist, und nach dem Abpressen der weiteren Reinigung
                              									unterworfen. Oder es werden 5k Jodkalium in 5l Wasser gelöst und 25k Salzsäure zugesetzt. Dieser Lösung werden nach und nach 4k,8 Natriumnitrit hinzugefügt, bis eine klargelbe
                              									Lösung erzielt ist. Der beim Zusammenbringen dieser Lösung mit einer salzsauren
                              									Lösung von 3k,85 Chinolin entstehende Niederschlag
                              									wird, wie oben angegeben, weiter behandelt. Entsprechende Verbindungen erhält man,
                              									wenn man statt Chinolin 5k,5
                              									Chinolinchlormethylat, 5k,6
                              									Tetrahydrochinolinchlormethylat oder 6k
                              									Oxychinolinchlormethylat verwendet.
                           Durch Einwirkung gleicher Moleküle der angeführten chlorojodirten Basen auf
                              									aromatische Amine erhält man rothe, violette und blaue Farbstoffe: 15k
                              									Chlorjodchinolin werden z.B. mit 13k
                              									Dimethylanilin so lange auf 110° erhitzt, bis die Masse anfängt, fest zu werden,
                              									worauf die Schmelze in mit zwei Maſstheilen Wasser verdünntem Alkohol gelöst und
                              									filtrirt wird. Aus der erhaltenen Lösung fällt der blauviolette Farbstoff
                              									krystallinisch aus. Der blauviolette Farbstoff ist in Wasser ziemlich schwer löslich
                              									und färbt Seide und Wolle unmittelbar an, wenn die alkoholische Lösung desselben in
                              									das heiſse Farbbad gebracht wird.
                           Setzt man beim Schmelzen aromatische Chloride, z.B. Benzylchlorid, zu, so bilden sich
                              									grünstichige blaue Farbstoffe: 15k
                              									Chinolinchlorjod werden z.B. mit 13k
                              									Dimethylanilin und 6k,2 Benzylchlorid so lange auf
                              									110° im Oelbade erhitzt, bis die Masse anfängt, fest zu werden. Die Schmelze wird
                              									mit sehr verdünntem Alkohol ausgekocht und filtrirt, worauf der Farbstoff
                              									herauskrystallisirt. Derselbe ist schwer in Wasser löslich, leicht in Alkohol und
                              									färbt Seide und Wolle unmittelbar grünlichblau an.
                           E.
                                    											Erlenmeyer in Frankfurt a. M. (D. R. P. Nr. 30357 vom 21. Februar 1884) empfiehlt die Herstellung von Rosanilinfarbstoffen durch Oxydation
                              									gewisser Vereinigungen von methylirten Aminen mit primären, secundären und tertiären
                              									aromatischen Aminen. Zur Herstellung von Pararosanilin werden beispielsweise 120 Th.
                              									Dimethylanilin, 465 Th. Anilin und 920 Th. 75 procentige Arsensäure, oder 123 Th.
                              									Methylviolett, 501 Th. Anilin und 558 Th. Arsensäure unter Umrühren auf 189°
                              									gebracht und bei dieser Wärme erhalten, bis eine Probe nach dem Erkalten fest wird.
                              									Man kocht die Schmelze mit Wasser aus, erhitzt die Auszüge mit soviel viel Kochsalz, als die Schmelze
                              									wog, und fällt das gebildete blaugrüne salzsaure Salz mit Kochsalz aus.
                           Oder es werden 180 Th. Dimethylanilin, 390 Th. Anilinchlorhydrat, 555 Th. Nitrobenzol
                              									und 15 Th. Eisenfeile bezieh. 205 Th. Methylviolett, 582 Th. Anilinchlorhydrat, 555
                              									Th. Nitrobenzol und 15 Th. Eisenfeile unter Umrühren sehr allmählich auf 180°
                              									erhitzt und so lange bei dieser Temperatur erhalten, bis eine Probe der Schmelze
                              									nach dem Erkalten fest wird; dann wird die Schmelze unter Zusatz von etwas Salzsäure
                              									ausgekocht und die filtrirten Auszüge werden mit Kochsalz ausgesalzen.
                           Die Darstellung entsprechender violetter und blauer Farbstoffe
                              									läſst sich ebenso ausführen, wie die des Methylviolett nach dem
                              									Kupferchlorid-Verfahren, indem man Dimethylanilin oder Methylviolett bezieh.
                              									benzylirtes Methyl violett in Vereinigung mit Diphenylamin, Methyldiphenylamin,
                              									Aethyldiphenylamin, Benzyldiphenylamin, α-
                              									Phenylnaphtylamin, α-Dinaphtylamin u.s.w. durch
                              									Kupferchlorid oxydirt. Auch durch Vereinigung von Methylphenylnitrosamin mit
                              									Dimethylanilin oder mit Diphenylamin oder von Diphenylnitrosamin mit Mono- oder
                              									Dimethylanilin unter Mitwirkung von Chlorzink lassen sich violette und blaue
                              									Farbstoffe gewinnen.
                           Man mischt z.B. 80 Th. Dimethylanilin, 170 Th. Diphenylamin, 50
                              									Th. 50procentige Essigsäure, 100 Th. Kupfervitriol und 2500 Th. Kochsalz, breitet
                              									die Mischung auf Blechen aus, oder erhitzt in einem geeigneten Mischapparate,
                              									welcher der Luft Zutritt gestattet, 24 Stunden bei 60 bis 80°. Die Farbstoffbildung
                              									beginnt schon bei gewöhnlicher Temperatur. Man erhält eine blaue, schön
                              									kupferglänzende Masse, aus welcher zunächst die Natriumsalze mit kaltem Wasser
                              									ausgelaugt werden. Der getrocknete Rückstand wird dann mit Salzsäure von 20° B.
                              									ausgezogen, bis die ablaufende Flüssigkeit nicht mehr durch Zusatz von Wasser
                              									gefällt wird (Auszug A). Der mit Salzsäure erschöpfte Rückstand wird hierauf mit
                              									Wasser ausgesüſst, getrocknet und mit Alkohol ausgekocht. Der nach dem Abdestilliren
                              									des Alkoholes bleibende blaue, kupferglänzende Rückstand wird nach bekannten
                              									Methoden in die verschiedenen Sulfosäuren verwandelt, welche Seide und Wolle schön
                              									blau färben. Aus dem Auszuge A wird zunächst durch Zusatz von Wasser ein
                              									blauvioletter, noch kupferglänzender Farbstoff gefällt, der sich in heiſsem, schwach
                              									angesäuertem Wasser zu einer blauen Flüssigkeit löst, welche Seide und Wolle ähnlich
                              									färbt wie Violett 6 B. Aus dem Filtrate von diesem kupferglänzenden, blauvioletten
                              									Farbstoff läſst sich durch allmählichen Zusatz von Soda ein bronzeglänzender, in
                              									Wasser löslicher, Seide und Wolle mehr rothviolett
                              									färbender Farbstoff gewinnen.
                           Entsprechende Farbstoffe erhält man, wenn man 170 Th.
                              									Diphenylamin, 140 Th. Methylphenylnitrosamin und 150 Th. Chlorzink oder 107 Th.
                              									Monomethylanilin bezieh. 60 Th. Dimethylanilin, 200 Th. Diphenylnitrosamin und 150
                              									Th. Chlorzink etwa 12 Stunden unter öfterem Umrühren bei 100° erhitzt.