| Titel: | Cruto's Glühlampe. | 
| Fundstelle: | Band 256, Jahrgang 1885, S. 354 | 
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                        Cruto's Glühlampe.
                        Mit Abbildung.
                        Cruto's Glühlampe.
                        
                     
                        
                           Erstmals wurde die Glühlampe Cruto's auf der Münchener
                              									elektrischen Ausstellung 1882 vorgeführt. Seitdem hat dieselbe sehr beträchtliche
                              									Umänderungen erfahren. In der Form der Glaskugel und des leuchtenden Körpers ähnelt
                              									dieselbe der Edison'schen Lampe; doch wird in ihr ein
                              										0mm,01 dicker Platindraht zum Glühen und
                              									Leuchten gebracht, Dieser Draht wird nach Wollaston's
                              									Verfahren durch Ausziehen eines dickeren, mit Silber umgossenen Platindrahtes zu
                              									einer Dicke von 0mm,1 und darauf folgendes Lösen
                              									des Silbers in einem Bade von Salpetersäure hergestellt. Dieser Draht wird dann, wie
                              									im Engineering, 1885 Bd. 39 S. 311 berichtet ist, in
                              									Stücke von geeigneter Länge geschnitten, in U-Form gebogen und in eine Glaskugel
                              									gebracht, durch die ein Strom von Aethylen streicht, welches durch Einwirkung von
                              									Schwefelsäure auf Alkohol erzeugt wird. Dieses Gas strömt, nach vorläufiger
                              									Reinigung, um den Draht, der durch einen elektrischen Strom rothglühend gemacht
                              									wird. Dabei zersetzt sich das Gas und es schlägt sich eine dünne Lage vollständig
                              									reinen Kohlenstoffes auf dem Drahte nieder. Dieses Verfahren wird so lange
                              									fortgesetzt, bis die Kohlenschicht die für jede Lampensorte erforderliche Dicke
                              									besitzt.
                           Die Art und Weise, wie die Dicke geregelt wird, ist sehr einfach und fast
                              									selbstthätig, freilich etwas theurer als bei der Herstellung anderer Lampen. Nachdem
                              									der Draht 2 oder 3 Stunden der Wirkung des Gases ausgesetzt gewesen ist, wird
                              									derselbe aus der Glaskugel herausgenommen; sein Durchmesser wird sorgfältig
                              									gemessen, die Länge genau abgeschnitten und der Draht auf einem Platinträger aufgelöthet. Darauf wird
                              									der Draht in eine zweite, mit demselben Kohlenwasserstoffe gefüllte Glaskugel
                              									gebracht; er wird in Zangen gelegt, welche die Kohle nahe an ihrer Verbindungsstelle
                              									mit dem Platinträger und den einige Millimeter darunter befindlichen Platinträger
                              									fassen; nun wird durch die Zangen ein kräftiger Strom gesendet, derselbe geht durch
                              									die zu löthende Stelle, Platinträger und Kohle werden glühend, der Kohlenwasserstoff
                              									zersetzt sich und eine frische Kohlenschicht löthet den Faden auf seinen Träger. Das
                              									Ganze wird jetzt in die Kugel gebracht, in welcher es auf Dauer bleiben soll, die
                              									Kugel wird in gewöhnlicher Weise luftleer gemacht und dann folgt die Prüfung und
                              									Fertigstellung der Lampe, worüber nichts Besonderes zu erwähnen ist.
                           Diese Lampen liefern gewöhnlich bei 50 Volt und 1,15 Ampère 20 Kerzen Lichtstärke
                              									(etwa 1,1 der Edison-A-Lampen); die betreffenden Zahlen werden auf dem der
                              									Edisonlampe ähnlichen Lampenträger eingravirt. Die Lebensdauer dieser Lampen hat
                              									sich aus sorgfältigen Prüfungen mit einigen 250 Lampen zu 900 bis 1000 Stunden
                              									ergeben. Nach längerem Gebrauche vermindert sich die Abnahme der Spannung rascher
                              									als bei den Edisonlampen und die Lichtstärke kann durch Vergröſserung der
                              									Stromstärke zu Folge Ausschaltung entsprechender Widerstände constant erhalten
                              									werden. Unter dem Mikroskope erweist sich der Faden als sehr regelmäſsig, nur an der
                              									Krümmung etwas dünner und hier gerade zerbricht der Faden gewöhnlich. Dieser groſsen
                              									Regelmäſsigkeit in der Structur des Fadens verdankt die Lampe wahrscheinlich die
                              									gröſsere Lebensdauer und die Zulässigkeit höher gespannter Ströme. Jetzt werden nur
                              									20-Kerzen-Lampen erzeugt.
                           Wenn der Kohlenfaden richtig hergestellt ist, so ist derselbe grau von Farbe und von
                              									metallischem Aussehen; er besteht zu Folge seiner Herstellungsweise aus sehr feinen
                              									Plättchen. In der ersten Zeit der Anfertigung dieser Lampe hielt man es für nöthig,
                              									den zarten Platindraht, welcher den Kern des Fadens bildet, zu entfernen, indem man
                              									die Stromstärke so weit steigerte, daſs der Platindraht während der Fabrikation
                              									zerstört wurde. Dies hat man aber aufgegeben und läſst jetzt das Platin in dem
                              									Faden, in welchem es entweder noch als zusammenhängender Draht vorhanden ist, oder
                              									in Form einer Reihe kleiner, von einander getrennter Kügelchen.
                           Textabbildung Bd. 256, S. 354 In der im März d. J. im Observatorium zu Paris abgehaltenen, von der Société internationale des Electriciens veranstalteten
                              									Ausstellung war die Cruto'sche Lampe, von Mildé ausgestellt, in beträchtlicher Zahl vorhanden. In
                              									dem einen Raume waren sie in 5 Gruppen vereinigt, welche so angeordnet waren, wie es
                              									die Textfigur andeutet. 10 Lampen waren nämlich rings um eine Scheibe radial
                              									gestellt, während darüber eine gröſsere aufrecht stand. Das Ganze umschloſs ein Reflector
                              									aus opalisirendem Glas. Diese Anordnung ist sehr stattlich und die Wirkung des
                              									Lichtes dabei sehr angenehm.
                           Im Engineering, 1885 Bd. 39 S. 528 bemerkt T. Girolamo in Turin, daſs auſser der Mildé'schen Fabrik der Cruto'schen Glühlampen in Paris auch eine solche in Piossasco bestehe,
                              									welche von einer Gesellschaft angelegt sei und zur Zeit so erweitert würde, daſs sie
                              									in Kurzem täglich über 1000 Lampen liefern könne. Auch würden nicht bloſs
                              									Cruto-Lampen zu 20 Kerzen erzeugt, sondern von beliebiger Lichtstärke, wie die
                              									nachfolgende Liste zeigte:
                           
                              
                                 
                                 Kerzen
                                 Volt
                                 Ampère
                                 
                              
                                 1)
                                     4
                                     5
                                 2,80
                                 
                              
                                 2)
                                     8
                                     9
                                 2,80
                                 
                              
                                 3)
                                   12
                                   50
                                 0,85
                                 
                              
                                 4)
                                   16
                                   50
                                 1,05
                                 
                              
                                 5)
                                   24
                                 100
                                 0,85
                                 
                              
                                 6)
                                   32
                                 100
                                 1,05
                                 
                              
                                 7)
                                   50
                                   50
                                 2,25
                                 
                              
                                 8)
                                 100
                                 100
                                 2,25.