| Titel: | Einschaltung mehrerer Telephonstellen in ein und dieselbe Leitung. | 
| Autor: | E–e. | 
| Fundstelle: | Band 256, Jahrgang 1885, S. 355 | 
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                        Einschaltung mehrerer Telephonstellen in ein und
                           								dieselbe Leitung.
                        Mit Abbildungen.
                        Einschaltung mehrerer Telephonstellen in eine Leitung.
                        
                     
                        
                           In einem früheren Artikel (1883 248 * 331) ist auf die
                              									Vortheile hingewiesen worden, welche der Anschluſs mehrerer Fernsprechstellen an ein
                              									Vermittelungsamt durch eine und dieselbe Leitung bietet. In gleicher Weise wird eine
                              									Telephoneinrichtung, etwa in einer ausgedehnteren Fabrikanlage, durch welche mehrere (vielleicht einige Kilometer von
                              									einander entfernte) Sprechstellen mit einander zu verbinden sind, wesentlich
                              									billiger und für ihre Unterhaltung in betriebsfähigem Stande bequemer, wenn die
                              									Sprechstellen durch einen einzigen Leitungsdraht verbunden werden können, ohne daſs
                              									dadurch die Benutzung wesentlich beschränkt oder erschwert und die Einrichtung der
                              									Sprechstellen zu umständlich würde. Zwei derartige Verbindungen von drei Sprechstellen unter einander werden in der Lumière électrique, 1885 Bd. 15 S. 530 besprochen. Bei
                              									denselben werden zum Rufen Batterieströme von verschiedener Richtung benutzt, welche
                              									mittels eines polarisirten Relais den Strom einer Lokalbatterie durch einen
                              									Rasselwecker schlieſsen. Dieses polarisirte Relais von Grassi und Beux (vgl. daselbst 1884 Bd. 13  *
                              									S. 383) zeichnet sich dadurch aus, daſs es keine permanenten Elektromagnete enthält,
                              									welche durch die Wirkung atmosphärischer elektrischer Entladungen entpolarisirt
                              									werden könnten, daſs vielmehr als Anker zwischen den Kernenden der beiden liegenden
                              									Elektromagnetschenkel (von je 250 Ohm Widerstand) ein aufrecht stehender weicher
                              									Eisenstab um eine Achse an seinem unteren Ende drehbar angebracht ist, welcher von
                              									einer Spule (von 100 Ohm Widerstand) umgeben ist und von derselben magnetisirt wird.
                              									Dieser Anker bleibt ferner, nachdem er durch den Weckstrom in die eine oder die
                              									andere Lage gebracht worden ist, in dieser Lage liegen und vermag somit den
                              									Lokalstrom durch die Rollen der elektrischen Klingel hindurch dauernd zu schlieſsen,
                              									bis der Weckruf vernommen worden ist.
                           Bei der Verbindung dreier Sprechstellen ohne polarisirte Relais kann zwar die
                              									mittlere Stelle bei Verwendung eines Umschalters nach Belieben die eine oder die
                              									andere äuſsere Stelle allein rufen; ruft dagegen eine Endstelle, so hört sowohl die
                              									andere Endstelle, als auch die Mittelstelle den Ruf und es ist nöthig, für diese
                              									beiden Stellen verschiedene Rufsignale zu verabreden. Dies ist störend und
                              									verursacht Zeitverluste.
                           Fig. 1., Bd. 256, S. 356 Es ist daher vor einiger Zeit schon die in Fig.
                                 										1 skizzirte Schaltung zur Verwendung gekommen, welche eine gewisse
                              									Verwandtschaft mit der in D. p. J. 1883 248 * 336 unter Bezugnahme auf die dortige Textfigur 2 besprochenen, allerdings allgemeineren
                              									Schaltungsweise besitzt, das polarisirte Relais R
                              									jedoch bloſs zum Schlieſsen eines Lokalstromes durch den Wecker W benutzt, während die nöthigen Umschaltungen nicht
                              									selbstthätig sich vollziehen, sondern mittels eines Umschalters U bewirkt werden müssen. Bei dieser Schaltung ist die
                              									eine Endstelle A als Centralstelle gedacht.
                           
                              
                              Fig. 2., Bd. 256, S. 356
                              
                           Die beiden anderen Stellen B und C sind im Wesentlichen
                              									übereinstimmend in die Leitung L eingeschaltet; sie
                              									können einander aber nicht unmittelbar rufen, sondern nur durch Vermittelung der
                              									Stelle A; die Stelle A dagegen rufen B und C mit Strömen von verschiedener Richtung;
                              									daher muſs der Relaisanker in A den Lokalstrom durch den Wecker W in beiden Lagen schlieſsenEin mit dem Anker verbundener Zeiger gibt zugleich stets Auskunft über die
                                    											jeweilige Lage des Ankers bezieh. über die Stelle, von welcher ein Ruf nach
                                    											A gelangt ist. und ferner muſs das Relais in B so eingeschaltet
                              									werden, daſs es zwar auf den von A kommenden und B geltenden Strom, nicht aber auf
                              									den von C nach A gesendeten und ebenso wenig auf den von A zum Rufen von C benutzten
                              										Strom anspricht. Die
                              									Stelle A erhält einen Stromwender V, damit sie aus der
                              									Batterie B Ströme von verschiedener Richtung zum Rufen
                              									von B und von C mittels des Tasters T zu entsenden
                              									vermag. Die Kurbel der Umschalter U steht für
                              									gewöhnlich, d.h. bei Ruf bereitschaft derart, daſs sie eine leitende Verbindung
                              									zwischen 1 und 2
                              									herstellt, dadurch aber die Relais R einschaltet und
                              									die Leitung L zu einem von A bis C reichenden Ganzen
                              									verbindet. Behufs Einschaltung des Telephons F muſs die
                              									Umschalterkurbel von 2 auf 3 gestellt werden und schaltet dabei das Relais R aus, in B aber zugleich mit R den von B
                              									nach C weiter gehenden Theil der Leitung. Die Vorgänge sind hiernach leicht zu
                              									verfolgen; doch sei noch bemerkt, daſs – wenn B auch mit C in telephonischen Verkehr
                              									soll treten können – der Umschalter U in B so
                              									einzurichten sein würde, daſs derselbe das Telephon F
                              									auch in den von B nach C führenden Zweig der Leitung L
                              									einzuschalten gestattet, unter gleichzeitiger Ausschaltung des Relais R.
                           Vollkommener ist die von Grassi und Beux angegebene Schaltungsweise, welche in Fig. 3 skizzirt ist. Dieselbe stützt sich auf den
                              									Umstand, daſs, wenn eine an ihren Fig. 3. beiden
                              									Enden A und B an Erde liegende Leitung L in einer
                              									Zwischenstelle B durch einen Zweigdraht z ebenfalls an
                              									Erde gelegt wird, ein Strom, welcher in AB oder BC eine bestimmte Richtung besitzt,
                              									im Zweigdrahte z verschiedene Richtung haben muſs, je
                              									nachdem er von A nach B und C oder von C nach B und A hin entsendet wird (vgl. Fig. 2).
                           Fig. 3., Bd. 256, S. 357 Bei dieser Schaltung sind die beiden Endstellen A und C übereinstimmend
                              									eingerichtet und zwar genau so wie die Stelle A in Fig.
                                 										1. Die Schaltung des Weckers W unterscheidet
                              									sich jedoch von der in Fig. 1 insofern, als das
                              									Relais R den Lokalstrom durch W nur dann schlieſst, wenn der Relaisanker an der rechts liegenden
                              									Contactschraube r liegt; von der linken Contactschraube
                              										s ist also kein Draht nach W geführt. In der Mittelstelle B dagegen kommen zwei polarisirte Relais
                              										R und P zur Verwendung
                              									und zwei Kurbelumschalter U1 und U2,
                              									deren um 1 drehbare Kurbel in drei verschiedene
                              									Stellungen 2, 3 und 4
                              									gebracht werden kann; in der Ruhestellung stehen beide Kurbeln auf 2. Das Relais R liegt in
                              									dem Zweigdrahte z zur Erde E, durch welchen indessen die Leitung L1
                              									L2 nur dann an Erde
                              									gelegt wird, nachdem ein Strom von bestimmter Richtung den Anker des Relais P
                              									an die linke Contactschraube s gelegt hat. Diese
                              									Stromrichtung in L1
                              									L2 kommt zur
                              									Verwendung, wenn A oder C die Mittelstelle B rufen wollen, und sobald ein Strom von
                              									dieser Richtung den Anker von P an s gelegt hatDie Zurückführung des Ankers in seine Mittellage oder an die rechts liegende
                                    											Contactschraube hat später mit der Hand zu erfolgen; durch einen Strom
                                    											könnte sie mit ungetheiltem Strome nur von C aus erfolgen, weil jetzt die
                                    											Rollen von P zwischen L2 und z liegen. und er selbst dann in z durch das Relais R zur Erde E geht, wird der Anker von R in beiden Fällen die Batterie B durch den
                              									Wecker W schlieſsen, der auf der Ankerachse sitzende
                              									Zeiger aber wird dabei anzeigen, ob der Weckruf von A oder von C ausgegangen ist;
                              									der Ruf wird im ersteren Falle in C, im zweiten in A nicht mit gehört. Will dagegen
                              									A die Endstelle C oder letztere die Endstelle A rufen, so muſs dies durch einen
                              									Strom von der entgegengesetzten Richtung geschehen; dann wird sich der Anker von P nicht an s anlegen und
                              									daher auch der Weckruf in B nicht mit gehört werden.
                           Will B eine der Endstellen A oder C rufen, so muſs sie mittels des Tasters T einen Strom von der entsprechenden Richtung in die
                              									Leitung L1 bezieh. L2 senden, dazu aber
                              									die Kurbel des Umschalters U1 bezieh. U2
                              									auf den Punkt 4 bringen. Die Stelle A (bezieh. C) hört
                              									den Ruf, weiſs also, daſs er ihr gilt, noch nicht aber, ob er von der anderen
                              									Endstelle oder von der Mittelstelle kommt; in beiden Fällen hat jedoch A (bezieh. C)
                              									einen Strom als Antwort zu entsenden, der seiner Richtung nach in C (bezieh. in A)
                              									den Wecker ertönen lassen würde. Hat nun B gerufen, so stellt B gleich nach dem Rufe
                              									die Umschalterkurbel in U1 (bezieh. U2) auf 5 und schaltet dadurch den Wecker W über e unmittelbar
                              									zwischen L1 (bezieh.
                              										L2) und die Erde
                              										E ein; daher wird jetzt die Antwort von A nur von
                              									B, nicht auch in C gehört.
                           Diese letzteren Vorgänge scheinen auf den ersten Blick etwas umständlich zu sein;
                              									doch lassen sie sich in viel kürzerer Zeit ausführen, als zu ihrer Beschreibung
                              									erforderlich ist, und die Kurbelstellungen werden schlieſslich rein mechanisch
                              									gemacht.
                           Diese Schaltungsweise ist bereits in mehreren Fabrikanlagen ausgeführt worden. Dabei ist jedoch für die Zwischenstelle
                              									das Relais P etwas anders ausgeführt worden; seine
                              									Schenkel liegen in einem flachen Kästchen, welches zugleich als Sockel für das
                              									zweite Relais R dient.
                           
                              
                                 E–e.