| Titel: | Spirituslampen und Wasserbäder mit unveränderlichem Flüssigkeitsstande; von C. Reinhardt. | 
| Autor: | C. Reinhardt | 
| Fundstelle: | Band 256, Jahrgang 1885, S. 402 | 
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                        Spirituslampen und Wasserbäder mit
                           								unveränderlichem Flüssigkeitsstande; von C. Reinhardt.
                        Mit Abbildungen.
                        Reinhardt's Spirituslampen und Wasserbäder.
                        
                     
                        
                           Die früher (1884 254 * 79) beschriebene Spirituslampe hat noch folgende Mängel: 1)
                              									Schwerbeweglichkeit von einer Gebrauchsstelle zur anderen, wegen ihrer Gröſse. 2)
                              									Leichte Zerbrechlichkeit des gläsernen Speiserohres und der dabei entstehenden
                              									Feuersgefahr. 3) Kostspieligkeit der Anlage bei der Benöthigung mehrerer Lampen.
                           Heute kann ich nun eine Lampenconstruction vorführen, welche von jedem Laboratorium,
                              									welches gezwungen ist, Spiritus zu Brennzwecken zu benutzen, gewiſs mit Freuden
                              									begrüſst wird. Da das elektrische Licht immer mehr und mehr in Anwendung kommt, sei
                              									es auf Fabriken oder in Hüttenwerken, so wird dem Laboratorium derartiger Anlagen
                              									das so schätzbare Leuchtgas genommen; der Chemiker ist gezwungen, zu seinen Arbeiten
                              									flüssige Brennmaterialien, als Spiritus, Erdöl oder sonstige Mineralöle (vgl. 1884
                              										254 * 78), in geeigneter Lampenconstruction nutzbar
                              									zu machen, wenn nicht vielleicht zu einer kleinen, aber verhältniſsmäſsig
                              									kostspieligen Oelgasanlage Zuflucht genommen wird.
                           Bei der in Fig. 1 und 2
                              									dargestellten Spirituslampe ist die bereits beschriebene, mit zwei Hälsen versehene
                              									etwa 4l fassende Glaskugel a oben mittels Gummistopfen b und unten mit
                              									einem doppelt durchbohrten Gummistopfen verschlossen. Das aus Messing gefertigte
                              									Speiserohr e mit Hahn f,
                              									das gläserne Luftrohr g sowie ein Zinkblechgestell d vervollständigen die Lampe. Drei aus starkem
                              									Messingblech gefertigte Lampen h mit doppeltem Luftzug,
                              									mit Regulirschraube i und Abschluſshahn k sind durch lange Gummischläuche mit dem
                              									Messingbehälter n verbunden. Der Behälter n ist durch einen 2mal durchbohrten Korkstopfen
                              									verschlossen, welcher an seiner Umfläche 4 senkrechte, rinnenartige Vertiefungen
                              									trägt. Bei geschlossenen Hähnen k und f wird durch den Hals b
                              									die Kugel a mittels Trichter gefüllt, ohne daſs jedoch
                              									letzterer in g eintritt. Nun wird b geschlossen; der Spiritusstand in dem Behälter n und somit auch in dem Brenner der Lampe h ist nun bedingt durch die höhere oder tiefere
                              									Stellung des Luftrohres g. Hat man g passend gestellt, was durch die Anordnung des
                              									Gummischlauchstückes m leicht zu bewerkstelligen ist,
                              									so kann der Hahn f geöffnet werden, dann nach einigen
                              									Secunden auch der Hahn h.
                           
                           Es tritt nun durch die Rinnen des Korkstopfens nach n
                              									und von da durch g Luft in die Kugel a, der Spiritus tritt durch Rohr e in die Lampe, so lange bis der Stand den Luftzutritt
                              									durch das Rohr g nach a
                              									abschlieſst. In dem Maſse, als Spiritus verbrennt, sinkt der Stand desselben; es
                              									tritt durch g Luft ein und die Speisung geht vor
                              									sich.
                           
                              
                              Fig. 1–6., Bd. 256, S. 403
                              Fig. 1–6.
                              
                           
                           Als Vortheile dieser Construction gegenüber der alten ergeben sich: Leichte
                              									Beweglichkeit der einzelnen Lampen, ähnlich der mit Leuchtgas gespeisten, ebenfalls
                              									mit Gummischläuchen verbundenen Bunsen'sche Brenner,
                              									ferner die Anordnung des von den Lampen völlig getrennten groſsen Spiritusbehälters,
                              									von welchem aus 3 oder mehrere Lampen gespeist werden können, und die
                              									Unzerbrechlichkeit des Speiserohres a.
                           Was die allgemeine Anlage dieser Lampenconstruction betrifft, kann noch erwähnt
                              									werden, daſs A einen zum Kochen und Eindampfen
                              									eingerichteten, mit einem guten Dunstabzuge versehenen Raum bedeutet, welcher vorn
                              									mit einer Glasthür verschlossen werden kann. Unten durch die dünne Querwand B führen durch eine Maueröffnung die Gummischläuche zum
                              									getrennt stehenden Spiritusbehälter.
                           Bei der zweiten Construction Fig. 3 fallen Glaskugel
                              									und Zinkblechgestell ganz weg. Im Uebrigen ist die Zeichnung nach der
                              									vorangegangenen Beschreibung leicht verständlich. – Auch hier kann man mit Hilfe von
                              									Gummischläuchen mehrere Lampen mit dem Behälter n
                              									verbinden.
                           Es sei erwähnt, daſs ich beide Lampenconstructionen über ein Jahr im täglichen
                              									Gebrauche habe und daſs die damit gemachten Erfahrungen äuſserst zufriedenstellend
                              										sind.Für die Anfertigung dieser Lampen kann ich Hrn. C.
                                       												Gerhardt, Marquardt's Lager Chemischer Apparate in Bonn empfehlen.
                                    											Die Ausführungen sind sorgfältig und sehr dauerhaft.
                           Auf demselben Prinzipe, wie meine Spirituslampen, beruht auch die Construction meiner
                              										Wasserbäder. Ein aus Zinkblech gefertigter
                              									Wasserbehälter n (Fig. 4
                              									bis 6) ruht auf einem Wandbrette und ist in der Nähe
                              									des erwähnten Raumes A angeordnet, b ist ein mit Gummistopfen verschlossener
                              									Einfüllstutzen, c ein Gummistopfen, durch welchen das
                              									Luftrohr g mit dem Gummischlauchstückchen m führt, e ein mit Hahn
                              										f versehenes Speiserohr, welches mit dem
                              									Zinkbehälter l verbunden ist. Ein Wasserstandsglas i ist durch Gummischlauch mit zwei angelötheten
                              									Messingröhrchen am Behälter a verbunden. Das aus
                              									verzinktem Eisenblech gefertigte groſse Wasserbad PF (Fig.
                                 										1) ist durch Gummischlauch mit dem Zulaſshahne k des Behälters a verbunden. Die Speisung des
                              									letzteren besorge ich durch die Wasserleitung, indem eine Glasröhrenleitung vom
                              									Wasserleitungshahne bis zum Behälter a an der Wand
                              									entlang gelegt ist.
                           Duisburg-Hochfeld, Hütte Vulkan, April 1885.