| Titel: | Reductionsküpe für Indigo und Blauschwarz. | 
| Fundstelle: | Band 256, Jahrgang 1885, S. 418 | 
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                        Reductionsküpe für Indigo und
                           								Blauschwarz.
                        Reductionsküpe für Indigo und Blauschwarz.
                        
                     
                        
                           Nach Ch. Collin und L. Benoist in
                              										Paris (D. R. P. Kl. 8 Nr. 30449 vom
                                 										29. Februar 1884) werden die schädlichen Gährungen der bis jetzt üblichen
                              									Weidküpe und der Kleienküpe dadurch vermieden, daſs man vollkommen gährungsfähige
                              									Stoffe und ein reines Ferment verwendet. Für eine Küpe von 8000l kocht man einige Minuten 16k Mehl oder Stärke mit Wasser, welches etwa 1k,6 kohlensaures Natrium enthält. Den erhaltenen
                              									Kleister bringt man in die Küpe und fügt 8k
                              									Glykose, 5k,38 Natron und 1k Magnesia hinzu. Die gequollenen Stärkekörner
                              									geben einen geeigneten Nährstoff für das Ferment und begünstigen die Reduction
                              									dadurch, daſs sie den Indigo schwebend erhalten. Zum Neutralisiren der bei der
                              									Gährung gebildeten Milchsäure, Buttersäure u. dgl. soll Magnesia geeigneter sein als
                              									Kalk.
                           Bei dieser Küpe läſst sich die Menge an Alkali, welche zum Binden genannter Säuren
                              									und zur Bildung des indigsauren Salzes erforderlich ist, genau berechnen, da die
                              									chemische Zusammensetzung der hier zur Verwendung kommenden Grundstoffe genau
                              									bekannt ist. Es ist jedoch zu beachten, daſs man eine viel zu stark alkalinische,
                              									die Gährung behindernde Küpe erhalten würde, wollte man die gesammte Alkalimenge von
                              									vorn herein gleich auf einmal hinzufügen, da die Säuren sich erst langsam nach und
                              									nach während des Verlaufes der Gährung entwickeln. Man setzt daher am ersten Tage
                              									auſser dem für die Bildung des indigsauren Salzes erforderlichen Alkali nur noch
                              									etwa die Hälfte derjenigen Menge Natron zu, welche für die volle Sättigung der
                              									Säuren erforderlich ist. Die Menge des Zusatzes an Natron berechnet sich zu 230g auf 1k Indigo
                              									und, damit die Reduction des Farbstoffes bei einem gewissen Ueberschusse an Alkali
                              									stattfindet, fügt man für je 1l noch 1g Natron hinzu.
                           Die nach diesen Angaben angestellte Küpe soll viel früher blank werden als die zur
                              									Zeit gebräuchlichen warmen Küpen.
                           Zum Weiterführen der Küpe soll ein täglicher Zusatz von 2k gebrühtem Stärkemehl und 2k Glykose
                              									bei täglichem Färben von 100k Wolle genügen und
                              									das gesammte Verfahren bei reinen Indigoküpen eine bis 40 Proc. und bei gemischten
                              									Küpen aus Indigo und Blauschwarz bis 65 Proc. bessere Ausbeute geben als die
                              									früheren Küpen. Dieser Vortheil wird zum Theile bedingt durch Verwendung eines
                              									Fermentes, Desmobacterium hydrogeniferum, welches in
                              									folgender Weise rein erhalten werden soll.
                           Man erwärmt 100g Kartoffel
                              									schnitte mit 500cc Wasser andauernd auf 40 bis
                              									44°. Die Scheiben zerfallen bald, die Stärke scheidet sich ab und fällt zu Boden; in
                              									der darüber befindlichen Flüssigkeit dagegen entwickeln sich zahllose Organismen,
                              									unter welchen auch die Desmobacterie vertreten ist. Man füllt nun eine Flasche mit
                              										3g weinsaurem Ammonium, 1g,5 phosphorsaurem Natrium, 5g Glykose, 5g
                              									löslicher Stärke, 3g kohlensaurem Natrium, 0g,5 Kalk und 1l Wasser. Diese
                              									Flasche bringt man durch ein Knierohr mit einer gröſseren Abdampfschale in
                              									Verbindung, in welcher sich 200cc Wasser befinden.
                              									Darauf bringt man das Wasser der Flasche und der Schale zum Kochen, wobei das aus
                              									der Flasche ausströmende Wasser sich in der Schale ansammelt. Man läſst etwa 20
                              									Minuten kochen, einestheils um sämmtliche Luft auszutreiben, andererseits um den
                              									gröſsten Theil der vorhandenen, bei 50 bis 100° bereits zu Grunde gehenden
                              									Organismen zu zerstören. Dann trägt man etwa 50 bis 60cc der oben erwähnten Flüssigkeit, welche die Desmobacterie enthält, in
                              									die Abdampfschale ein und hört unmittelbar darauf mit dem Kochen auf. Die
                              									Desmobacterie, welche der Einwirkung einer Temperatur von 100° einige Minuten zu
                              									widerstehen vermag, im Gegensatze zu den anderen Bacterien, die durch diese Hitze
                              									bereits getödtet werden, dringt darauf mit dem jetzt wieder zurücktretenden Wasser
                              									in diese Flasche ein, welche man nun so weit erkalten läſst, daſs dieselbe mit der
                              									Hand angefaſst werden kann. Man taucht dann das Abfluſsrohr in Quecksilber, um der
                              									Luft den Eintritt in die Flasche zu verwehren, und bringt den ganzen Apparat in
                              									einen Raum, in welchem eine Temperatur von 38 bis 40° herrscht.
                           Nach 4 bis 5 Tagen ist in der Flasche die Gährung eingetreten und
                              									die Flüssigkeit derselben enthält die Desmobacterie in reinem Zustande. Um dieses
                              									Ferment auch leicht verschicken zu können, tränkt man Holzmehl, welches, um dasselbe
                              									von allen Organismen zu befreien, vorher bei 150° eine Stunde lang getrocknet worden
                              									ist, mit der die Vibrionen enthaltenden Flüssigkeit, und zwar je 3 Th. getrocknetes
                              									Holzmehl mit 2 Th. Flüssigkeit. Das angefeuchtete Holzmehl wird in dünnen Lagen in
                              									groſse Behälter gebracht, welche man wiederum in Trockenkammern unterbringt, die auf
                              									40 bis 45° erwärmt werden, so daſs das Holzmehl in 24 Stunden wieder ausgetrocknet
                              									ist. Das trockene Ferment wird dann sofort in Flaschen gefüllt, welche gut
                              									verschlossen werden, um vor Luft- und Feuchtigkeitszutritt geschützt zu sein. 50g dieses Fermentes genügen für eine Küpe von 12cbm Inhalt; durch Vergröſserung des Zusatzes kann
                              									man die Heftigkeit und Schnelligkeit der Vergährung vergröſsern.