| Titel: | Ueber Fortschritte in der Bierbrauerei. | 
| Fundstelle: | Band 256, Jahrgang 1885, S. 456 | 
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                        Ueber Fortschritte in der
                           								Bierbrauerei.
                        Ueber Fortschritte in der Bierbrauerei.
                        
                     
                        
                           Dem stenographischen Protokolle der 3. ordentlichen Generalversammlung des Vereins
                              											„Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in
                                       											Berlin“, welches die Wochenschrift für
                                       										Brauerei, 1885 S. 265 ff. veröffentlicht, entnehmen wir folgende
                              									Mittheilungen.
                           Die Bedeutung des Hopfens für die Haltbarkeit des Bieres
                              									ist nach M. Hayduck bedingt durch einen Stoff, der die
                              									Entwickelung und Gährthätigkeit der Spaltpilze hemmt, und durch den Gehalt an
                              									Gerbstoff, durch welchen aus der Würze die Eiweiſsverbindungen zum gröſsten Theile
                              									gefällt werden.
                           
                           Hefe wird durch den Hopfen nicht beeinfluſst; im Gegentheile wirkt der Hopfen auf die
                              									Biergährung sehr nützlich, indem derselbe die Entwickelung schädlicher Spaltpilze
                              									hindert und auſserdem Nährstoffe enthält, welche die Hefe aufnehmen kann. Dagegen
                              									besitzt der Hopfen eine überaus nachtheilige Wirkung für gewisse in den
                              									Gährungsgewerben häufig auftretende Arten von Spaltpilzen, welche bekanntlich zu
                              									Nebengährungen Veranlassung geben und im Brauereibetriebe sehr schädlich wirken
                              									können. Die Bacterien feindliche Wirkung des Hopfens, in Verbindung mit dessen
                              									völliger Unschädlichkeit für die Hefe, ist jedenfalls die für die Brauerei
                              									wichtigste Eigenschaft des Hopfens. Wenn man die Temperatur beim Maischen möglichst
                              									lange auf 62° hält und Bedacht nimmt, auch die Gährungstemperatur möglichst hoch zu
                              									wählen (bei 50° oder nur wenige Grad tiefer), bekommt man fast immer eine reine
                              									Milchsäuregährung. Es findet eine sehr reichliche Entwicklung von
                              									Milchsäurebacterien statt und die entstandene Säure ist fast frei von flüchtigen
                              									Säuren.
                           Der zu den Versuchen verwendete Hopfen wurde mit kaltem Wasser
                              									angestellt, zum Sieden erhitzt, 5 Minuten bei Siedetemperatur erhalten, nach dem
                              									Erkalten durch Auspressen von der Flüssigkeit getrennt und diese zum Versuche
                              									verwendet. Die Malzmaische wurde ebenfalls durch Auspressen von den Trebern getrennt
                              									und die trübe Flüssigkeit unfiltrirt, um die Milchsäurebacterien nicht zu entfernen,
                              									mit oder ohne Zusatz von Hopfenauszug bei einer Temperatur von 50° oder doch nicht
                              									weit unter dieser Temperatur zur Milchsäuregährung angestellt.
                           Auf 1l Maische entsprechen 2g Hopfen ungefähr der Menge, welche in einem
                              									Lagerbiere vorhanden ist; aber es gibt auch Biere, welche mehr Hopfen enthalten;
                              									namentlich die englischen Biere zeichnen sich durch groſsen Hopfengehalt aus. Bei
                              									dieser Versuchsreihe ergab sich, daſs die antiseptische Wirkung des Hopfens
                              									annähernd ebenso groſs ist, wenn man zu 1l Würze
                              									den Auszug von 2g oder von 30g Hopfen hinzusetzte. Wenn kein Hopfen der Maische
                              									hinzugefügt wurde, trat eine normale, sehr starke Milchsäuregährung ein, während bei
                              									einem Zusätze schon von 2g Hopfen die
                              									Milchsäuregährung fast ganz gehemmt war. Wenn man noch geringere Mengen nahm und bis
                              										0g,5 Hopfen herunterging, dann war allerdings
                              									die antiseptische Wirkung nicht mehr so vollkommen; es wurde eine etwas stärkere
                              									Säuremenge nachher gefunden, aber immer noch eine weit geringere, als wenn der
                              									Hopfen ganz fehlt. Demnach muſs der Hopfen in der That einen Bestandtheil enthalten,
                              									welcher in hohem Grade Bacterien feindlich wirkt. Es zeigte sich ferner, daſs es für
                              									die antiseptische Wirkung des Hopfens gleichgültig ist, ob derselbe kürzere oder
                              									längere Zeit mit der Flüssigkeit gekocht wird.
                           Diese auffällig erscheinenden Ergebnisse sind durch die Thatsache
                              									erklärbar, daſs der antiseptisch wirkende Stoff im Hopfen in beträchtlicher Menge
                              									enthalten, aber nur in äuſserst geringer Menge in Wasser löslich ist. 1g Hopfen auf 100cc Wasser genügt schon, um eine gesättigte Lösung dieses Stoffes
                              									herzustellen und durch Vermehrung der Hopfenmenge läſst sich der Gehalt des
                              									antiseptisch wirkenden Stoffes in der Flüssigkeit nicht wesentlich erhöhen. Ebenso
                              									ergibt sich, daſs schon ein verhältniſsmäſsig kurzes Kochen hinreicht, um eine
                              									gesättigte Lösung des antiseptischen Stoffes herzustellen, und daſs ein längeres
                              									Kochen in dieser Hinsicht nutzlos ist. Es wurde ferner Hopfen in der angegebenen
                              									Weise mit Wasser ausgezogen, dieser dann zum zweiten und zum dritten Mal ausgezogen;
                              									aber in allen drei Fällen ergab sich fast genau dieselbe antiseptische Wirkung, so
                              									daſs der einmal benutzte Hopfen in dieser einen Beziehung für die Brauerei immer
                              									noch verwerthbar sein würde. Die antiseptische Wirkung des mit Wasser ausgezogenen Hopfens
                              									war genau dieselbe wie die Wirkung des mit Würze bereiteten Hopfenauszuges.
                           Die verschiedenen Hopfen besitzen nicht ein gleiches
                              									antiseptisches Vermögen und waren es durchaus nicht die feinen Hopfensorten, welche
                              									in dieser Hinsicht den Vorzug verdienen. Der wilde Hopfen zeigte sich in dieser
                              									Beziehung nicht schlechter als der feinste Spalter oder Saazer Hopfen.
                              									Ungeschwefelter und geschwefelter Hopfen zeigten keinen besonderen Unterschied.
                              									Dagegen zeigt der Hopfen um so weniger antiseptische Wirkung, je älter derselbe
                              									wird. Hopfenextracte mögen in anderer Beziehung von groſsem Nutzen sein, indem
                              									dieselben vielleicht dem Biere die richtige Bitterkeit mittheilen; aber in Beziehung
                              									auf die antiseptische Wirkung stehen sie zurück. Es ist dies wohl dadurch zu
                              									erklären, daſs bei der Darstellung der Extracte, namentlich dem Einkochen u.s.w.,
                              									die wirksamen Stoffe eine chemische Veränderung erleiden.
                           Das ätherische Oel des Hopfens hat auch nicht eine Spur von
                              									antiseptischer Wirkung. Wenn man der angewendeten Versuchsflüssigkeit einen Zusatz
                              									ätherischen Hopfenöles gab, welcher weit stärker ist, als er jemals im Biere sein
                              									kann, so wurde die Milchsäuregährung nicht im allergeringsten gehemmt. In dieser
                              									Hinsicht ist also das ätherische Oel unwirksam und es hat bei der Bierbereitung
                              									keinen anderen Zweck, als dem Biere ein Aroma zu ertheilen, und auch in dieser
                              									Beziehung hat das ätherische Oel eine meist nur geringe Bedeutung, denn bei dem
                              									üblichen Verfahren wird die Würze mit dem Hopfen so lange gekocht, daſs das
                              									ätherische Oel sich fast vollständig verflüchtigt.
                           Hayduck ist es auch bei noch so
                              									häufig wiederholten Versuchen nicht gelungen, den Bitterstoff vom Harze zu trennen;
                              									er ist daher zu der festen Ueberzeugung gelangt, daſs das Harz selbst der bittere
                              									Stoff im Hopfen ist. Er hat den Hopfen mit Aether behandelt, das nach Entfernung des
                              									Aethers bleibende Harz mit 90procentigem Alkohol ausgezogen und dann durch Fällung
                              									mit Wasser zwei harzige Producte von einander trennen können. Während der ganze
                              									Harzrückstand eine weiſse Masse darstellt, kann man durch Auflösung in Alkohol und
                              									theilweises Fällen mit Wasser zwei Stoffe von einander trennen, nämlich ein weiches,
                              									fast flüssiges und ein festes Harz. Der Gerbstoff wird aus dem mit Aether
                              									erschöpften Hopfen dargestellt, indem man den Hopfen mit verdünntem Alkohol auszieht
                              									und mit einer Bleilösung fällt. Hierdurch wird der Gerbstoff vollständig
                              									niedergeschlagen und kann derselbe aus diesem Niederschlage leicht rein dargestellt
                              									werden. Die Versuche ergaben, daſs eine gesättigte wässerige Lösung dieser
                              									Substanzen ebenso wirkt wie ein Hopfenauszug. Daher ist gar kein Zweifel, daſs dem
                              									Hopfenharze die antiseptische Wirkung des Hopfens zuzuschreiben ist. Ob es das feste
                              									Harz allein ist, oder ob auch das weiche Harz dieselbe Eigenschaft besitzt, ist
                              									schwer zu entscheiden, weil eine vollständige Trennung der Harze sehr schwierig ist.
                              									Es ist zwar verhältniſsmäſsig leicht, das feste Harz in reinem Zustande zu gewinnen;
                              									aber es ist sehr schwer, das weiche Harz von allen Spuren des festen zu befreien.
                              									Wenn man das weiche Harz auskocht, so ist immer noch denkbar, daſs gewisse Mengen
                              									darin enthaltenen festen Harzes in Lösung gehen und daſs dieses die eigentliche
                              									antiseptische Wirkung ausübt. Jedenfalls wurde aber gefunden, daſs, wenn beide Harze
                              									mit heiſsem Wasser behandelt werden, sich eine überaus geringe Menge auflöst; aber
                              									diese Menge ist hinreichend, um der Flüssigkeit einen äuſserst bitteren Geschmack zu
                              									geben und die Milchsäuregährung in derselben Weise zu hemmen wie ein Hopfenauszug.
                              									Der Gerbstoff hat selbst in erheblich gröſseren Mengen, als derselbe im Biere
                              									vorkommen kann, keine Spur von antiseptischer Wirkung. Seine Bedeutung liegt nur
                              									darin, daſs der Gerbstoff aus der Würze einen gewissen Antheil von Eiweiſsstoffen
                              									niederschlägt, welche im weiteren Verlaufe des Betriebes leicht zu einem Verderben
                              									des Bieres Veranlassung geben können.
                           Endlich enthält der Hopfen noch einen in Wasser leicht löslichen,
                              									nicht bitter schmeckenden Extractstoff, welcher nothwendig in der Würze und im Biere
                              									enthalten sein muſs. Derselbe vermag die Milchsäuregährung in keiner Weise zu
                              									hemmen. Von den mit Aether erschöpften und nicht mehr bitter schmeckenden Hopfen
                              									kann man eine noch so groſse Menge haben, ohne daſs auch nur die allergeringste
                              									antiseptische Wirkung von dem mit Aether ausgezogenen und entbitterten Hopfen
                              									ausgeübt wird. Es ist also wohl kein Zweifel vorhanden, daſs nur das bittere Harz,
                              									welches in Aether und Alkohol in groſser Menge, in Wasser in sehr geringer Menge
                              									löslich ist, die Bacterien widrige Wirkung hervorbringt. In einer Flüssigkeit, in
                              									welcher eine starke Buttersäuregährung vorhanden war, konnte eine Hefegährung nach
                              									Zusatz einer ganz geringen Menge Hefe sich nicht entwickeln. Aber bei einem
                              									Vergleichsversuche, in welchem dieselbe Buttersäuregährung stattfand, während die
                              									Flüssigkeit genau die gleiche Hefemenge enthielt, fand gerade das Umgekehrte statt,
                              									als ein geringer Hopfenzusatz gemacht wurde. Die Buttersäuregährung wurde zum
                              									Stillstande gebracht und die alkoholische Hefegährung kam zur vollständigsten
                              									Entwickelung. Hierdurch ist also bewiesen, daſs der Hopfen dem Buttersäurefermente
                              									gegenüber gerade dieselbe Wirksamkeit ausübt wie gegenüber dem Milchsäurefermente.
                              									Bei Zusatz von etwas Hopfenabkochung wurde auch die Fäulniſsgährung zum Stillstande
                              									gebracht und die Hefe konnte sich entwickeln.
                           Bei Versuchen mit Essigbacterien war die Essiggährung um so
                              									stärker, je mehr Hopfenauszug die Flüssigkeit enthielt. Schon mit bloſsem Auge
                              									konnte man dies sehen; denn bekanntlich bilden die Essigbacterien eine Decke auf der
                              									Flüssigkeit und diese Decke war um so stärker, je gröſser der Hopfenzusatz war.
                              									Möglich ist es, daſs die Essigbacterien in ähnlicher Weise wie die Hefezellen Nutzen
                              									von den Bestandtheilen des Hopfens ziehen, daſs sie gewisse Stoffe desselben zu
                              									ihrer Ernährung verwenden können und daſs in Folge dessen die Essiggährung eine um
                              									so kräftigere ist, je mehr Hopfen die Flüssigkeit enthält. Aber mag dies der Fall
                              									sein oder nicht; jedenfalls scheint durch diesen Versuch erwiesen, daſs der Hopfen
                              									die Essiggährung nicht zu hemmen vermag und daſs im Allgemeinen der Hopfen nicht für
                              									alle in der Brauerei vorkommenden Bacterien ein Gift ist. Es ist daher von groſser
                              									Wichtigkeit, die einzelnen Bacterien genau auf dieses Verhalten zu studiren, damit
                              									der Brauer weiſs, was er vom Hopfen in dieser Hinsicht zu erwarten hat.
                           M. Delbrück (a. a. O. S. 273)
                              									empfiehlt eine Mischung der Hopfensorten, da Hayduck
                              									gezeigt hat, daſs feiner Geschmack und desinficirende Kraft keineswegs gleichmäſsig
                              									in verschiedenen Hopfensorten vorhanden sind. – Noback
                              									und Rösicke berichten, daſs erfahrungsgemäſs bei
                              									Verwendung eines weichen Brauwassers viel weniger Hopfen erforderlich ist als bei
                              									hartem Wasser (vgl. 1885 255 * 165).
                           Deinhardt (vgl. 1884 251 *
                              									34) verwendete zu seinen Versuchen über das Hopfenkochen ein bei 85° hergestelltes Malz und Würzen von 12,5 Proc. Er
                              									erwähnt dies, weil Biere, mit hoch abgedarrtem Malze erzeugt, bedeutend stärker
                              									gehopft werden können, ohne den vollmundigen Geschmack einzubüſsen, als die mit
                              									leichter gedarrtem Malze.
                           Um die geringste Hopfengabe zu finden, ging Verfasser von Zeit zu
                              									Zeit um 7g auf 1hl fertiger Würze zurück, damit sich die Trinker nach und nach an den
                              									süſseren Geschmack gewöhnen sollten. Diese Mindergabe konnte nun bis zu 160g auf 1hl
                              									fortgeführt werden; dies würde einer einmaligen 1½stündigen Hopfenabkochung von
                              										240g entsprechen. Die Biere wurden indessen
                              									als zu süſse bezeichnet und Deinhardt nahm an, daſs das
                              									überhaupt die geringste zulässige Gabe ist. Er ging nun, um die höchste Hopfengabe
                              									zu finden, in derselben Art aufwärts und konnte diese Steigerung bis zu 305g für 1hl
                              									fortführen. Die Biere wurden sämmtlich 1½ Stunden gekocht und hatten einen sehr
                              									strengen, kräftigen, aber doch noch prickelnd bitteren Geschmack; dieselben wurden,
                              									als sie 6 Wochen lagerten, allseitig als zu bitter bezeichnet. Nach 5 Monaten war
                              									der Geschmack dieser Biere ein vollständig anderer geworden: das strenge, prickelnde
                              									Bittere war einem aromatischen kräftigen Hopfenbitter und einem volleren
                              									Malzgeschmacke gewichen. Bei lange andauerndem Lagern und vielleicht durch eine
                              									Einwirkung des Alkoholes geht ein Theil des Hopfenharzes in aromatische Producte
                              									über, während ein anderer Theil sich als Bodensatz niederschlägt und vielleicht auch einen Theil der
                              									Hopfenbittersäure mitreiſst.
                           Um nun die kürzeste Kochdauer zu finden, ging Verfasser zurück bis
                              									auf ¾ Stunden und fand, daſs der Geschmack bei mehrmaligem Kochen besser wurde, daſs
                              									er ein kräftiger, prickelnder war, jedoch demjenigen von 1½ Stunden mit Hopfen
                              									gekochten Bieren nachzustellen war. Bei 2½ Stunden hatten die Biere einen
                              									widerwärtig bitteren, aromalosen, rauhen Geschmack. Ein 2 Stunden gekochtes Bier
                              									aber ähnelte in seinem bitteren Geschmacke ganz dem von den hohen Hopfengaben
                              									herrührenden. Deinhardt glaubt, daſs man zuerst eine
                              									Zeit lang kochen müsse, um den zu weichen, fast ölig schmeckenden Hopfengeschmack
                              									der Würze durch Verflüchtigung zu entziehen, dann aber auch, daſs man nicht zu lange
                              									kochen dürfe, damit der Zerfall der Stoffe Hopfenharz und Hopfenbitter nicht zu weit
                              									geht. Man wird auf dem Wege der mehrmaligen Hopfenabkochung die gröſstmöglichste
                              									Hopfenausbeute erzielen können, neben dem gewünschten aromatisch kräftigen
                              									Hopfengeschmacke.
                           Bei der nachfolgenden Besprechung werden von einigen Seiten
                              									ungünstige Erfahrungen mit dem mehrmaligen Auskochen des Hopfens berichtet. Andere
                              									verwenden mit Erfolg nach zweimaligem Sieden den Hopfen vom Lagerbiere zum zweiten
                              									Sude des Schankbieres, oder sie lassen den Braunbiersud darüber laufen. In England
                              									wird das wiederholte Kochen des Hopfens bereits in groſsartigem Maſsstabe ausgeführt
                              									und zwar in der Form, daſs man nicht zur Erzeugung der feinsten Qualitäten immer
                              									wieder den Hopfen von den vorhergehenden Gebräuen auskocht sondern daſs man den
                              									Hopfen, welcher zu der starken Hopfengabe bei Bereitung des Ale, besonders des
                              									Export-Ale, benutzt worden ist, demnächst für die Hopfengabe beim Porter verwendet.
                              									Dieser Gebrauch ist heute thatsächlich in England allgemein verbreitet. Dies führt
                              									auf den Gedanken, daſs das Wiederauskochen des Hopfens gewiſs einen praktischen
                              									Werth haben dürfte, daſs man aber nicht im Stande sein wird, hochfeine Biere zu
                              									erzeugen, wenn man bis aufs Aeuſserste die Bestandtheile des Hopfens ausnutzt.
                           Malz berichtet über günstige Ergebnisse, welche er mit
                              									der von Hansen in der Carlsberger Brauerei rein gezüchteten Hefe erzielt hat. Die Biere der von
                              										Hansen gezüchteten Hefe Nr. I klären sich sehr
                              									langsam und bedürfen einer langen Lagerzeit, leisten aber in Hinsicht auf die
                              									Haltbarkeit Auſserordentliches. Nr. II klärt sich sehr schnell, ist aber nur für
                              									Biere, welche keinen langen Transport zu erdulden haben, zu empfehlen.
                           Delbrück glaubt, daſs in Carlsberg,
                              									wie in jeder anderen Brauerei, die Hefe verschieden ausfällt, daſs also die
                              									einzelnen Sendungen unter einander verschieden gewesen sind und daſs sich dadurch
                              									die verschiedenartigen Urtheile über diese Hefe erklären. Es ist aber
                              									auſserordentlich schwierig, aus einzelnen Zellen Hefe zu züchten, und würde Delbrück es für sehr viel wichtiger halten, wenn jeder
                              									Brauer jeden Augenblick selber im Stande wäre, seine Hefe von den Zellen, die er
                              									nicht haben will, wieder zu reinigen. Wenn man z.B. einen Zeug nur einen kurzen
                              									Augenblick auf 50° erwärmt, so ist es möglich, daſs die uns unangenehmen Hefezellen
                              									abgetödtet werden und die anderen noch so viel Lebenskraft haben, daſs, wenn wir
                              									denselben geeignete Nahrung und passende Temperatur geben, sich nur die guten Zellen
                              									entwickeln und die anderen weit überholen.
                           Ulrich hat mit der reinen Hefe gute,
                              									Andere haben zweifelhafte Erfolge erzielt.
                           Francke (a. a. O. S. 282) erörtert die Frage, ob der
                              									ungenügende Bruch des Bieres auf die Beschaffenheit der Gerste zurückzuführen ist. Ein
                              									schlechter Bruch beim Fassen ist meist auf eine mangelhafte Ernährung der Hefe
                              									zurückzuführen. Besonders wichtig ist, nur abgelagertes
                              									Malz zu verwenden. Es
                              									ist von verschiedenen Seiten berichtet worden, daſs im letzten Jahre ein Malz,
                              									welches in frischem Zustande zur Bierbereitung vollkommen untauglich war, nach 6 bis
                              									8 wöchentlichem Lagern sich ganz vorzüglich dazu geeignet hat, daſs, wenn vorher
                              									kein Zeugwechsel helfen wollte, jetzt mit derselben Hefe eine sehr gute Gährung
                              									erhalten wurde. Es ist ja auch eine ganz alte Erfahrung der Brauerwelt, daſs
                              									abgelagertes Malz sich am besten zum Brauen eignet, und es unterliegt keinem
                              									Zweifel, daſs während des Lagerns eine Umwandlung im Malze vor sich geht, über die
                              									wir freilich noch sehr wenig wissen. Das Malz wird mürbe, die Verzuckerungsfähigkeit
                              									nimmt zu und vielleicht ist auch die Vermuthung nicht ausgeschlossen, daſs durch den
                              									gröſseren oder geringeren Säuregehalt, den jedes Malz besitzt, auch noch eine
                              									langsame Peptonisirung des Eiweiſs stattfindet und daſs dadurch ein älteres, länger
                              									gelagertes Malz zur Gährung und zur Ernährung der Hefe tauglicher wird als ein
                              									frisch von der Darre kommendes.
                           Versuche haben ergeben, daſs gerade die mährischen Malze im
                              									letzten Jahre schwer verzuckern, so daſs man bei den Extractbestimmungen selbst nach
                              									¾ Stunden noch eine Stärkereaction mit Jod bekommt, daſs dagegen bei den
                              									schlesischen Malzen die Verzuckerung bedeutend schneller vor sich geht, da schon in
                              									20 bis 25 Minuten jede Reaction auf Stärke vollkommen verschwunden ist.
                           Es scheint daher gerade beim Gebrauche frischer mährischer Malze
                              									groſse Vorsicht beim Aufmaischen geboten, um nicht durch Kleister- oder
                              									Dextrintrübungen in groſse Verlegenheit zu kommen. So beobachtete auch Kempe (a. a. O. S. 235) eine Stärketrübung, welche mit
                              									zu den nachtheiligsten Störungen gehört.
                           Noback hat die Beobachtung gemacht,
                              									daſs alles abgelagerte Malz Feuchtigkeit in der Hülse
                              									aufgenommen hat. Jeder, welcher mit sehr jungem Malz gearbeitet hat, wird wissen,
                              									daſs die Treber beim Abläutern von einem jungen, frisch gedarrten Malze ganz anders
                              									aussehen wie von einem alten. Wenn man nämlich frisch gedarrtes Malz in die Quetsche
                              									oder Mühle bringt, so werden die sehr feinen Theilchen der Hülsen zerrieben und
                              									bilden also nicht mehr eine so gute Filterschicht, so daſs man seine Plage hat, die
                              									Würze von einem frischen Malze richtig aus dem Läuterbottiche herunter zu bekommen.
                              									Bei Verwendung alten Malzes laufen die Würzen schneller und blanker herunter. Wir
                              									wissen, daſs, wenn die Würze länger auf den Trebern liegt, wenn der Läuterprozeſs
                              									länger dauert, sehr leicht die Neigung zur Säurebildung im Bottiche vorhanden
                              									ist.
                           Auch Rösicke hat beobachtet, daſs der
                              									Bruch in diesem Jahre anfangs ein nicht so guter wie in früheren Jahren war, daſs
                              									aber mit dem Aelterwerden des Malzes die Gährung und namentlich der Bruch sich
                              									besserte. Die Gährung wird immer schlechter, wenn man im Herbste aufhört, mit altem
                              									Malze zu arbeiten, und namentlich kennzeichnet sich dies durch die Verschlechterung
                              									des Bruches.
                           Das Waschen der quellreifen Gerste ist nach Reinicke durchaus nöthig, denn wenn die Reinlichkeit in
                              									der Brauerei als oberster Grundsatz gilt und wenn nachgewiesen ist, daſs die Gerste
                              									sehr schmutzig ist, so ergibt sich ganz von selbst die Nothwendigkeit, daſs die
                              									Gerste gewaschen werden muſs. Früher ist vielfach versucht worden, die trockene Gerste zu waschen, aber überall mit schlechtem
                              									Erfolge, da die Schmutztheilchen an der trockenen Gerste sehr fest sitzen und es
                              									einer eingehenden Bearbeitung mit Bürstensystemen und eines lange anhaltenden Waschens bedarf, um von
                              									der trockenen Gerste den Schmutz herunterzubekommen. Wenn dagegen die Gerste fertig
                              									geweicht ist, so ist der Schmutz locker geworden und durch eine leichte Spülung zu
                              									beseitigen. Dazu kommt, daſs die geweichte Gerste das Runzelige verloren hat,
                              									welches sie trocken besitzt; die Vertiefungen sind ausgeglichen und es bleibt nur
                              									die Mittelrinne. Ein weiterer Grund, die Gerste nicht vor dem Einweichen zu waschen,
                              									liegt darin, daſs, wenn der Waschprozeſs sich in jeder Weise bewähren soll, durch
                              									denselben nicht nur der Schmutz weggeschafft werden muſs, der von vornherein an der
                              									Gerste haftet, sondern vor allem auch die klebrigen, übelriechenden Substanzen,
                              									welche sich während der Quelldauer bilden; diese aber werden mit entfernt, wenn das
                              									Waschen erst am Ende der Weichdauer stattfindet. Die Gerste verliert, nachdem sie
                              									gewaschen ist, das Schlüpfrige, das sie sonst an sich hat, und an Stelle des
                              									bekannten Weichgeruches tritt ein frischer, gesunder Geruch. Dieser Unterschied
                              									bleibt während der ganzen Dauer bestehen, so daſs man bei Haufen, welche 5 bis 6
                              									Tage alt sind, unterscheiden kann, ob sie gewaschen sind oder nicht. Auch von
                              									anderen Seiten wird die Nothwendigkeit des Waschens der Gerste anerkannt. Der
                              									Vorstand des Vereins Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei
                                 										in Berlin (a. a. O. S. 293) empfiehlt folgende Normenbestimmungen über den
                              										Handel mit Gerste, namentlich bezüglich der
                              									Keimfähigkeit:
                           
                              „1) Klagen bezüglich der Keimfähigkeit sind zulässig innerhalb
                                 										8 Tagen nach Empfang der Waare. 2) Es ist eine bestimmte, in Procent keimfähiger
                                 										Körner auszudrückende Keimfähigkeit zu verbürgen. Der Käufer hat das Recht, die
                                 										Waare zur Verfügung zu stellen, sobald die zugesicherte Keimfähigkeit um 5 Proc.
                                 										oder mehr unterschritten wird. 3) Stimmen die Behauptungen des Verkäufers und
                                 										Käufers über die Keimfähigkeit nicht überein, so entscheidet das Gutachten des
                                 										Laboratoriums des Vereins „Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in
                                    											Berlin“. 4) Das Gutachten ist in der Weise einzuholen, daſs von der
                                 										Waare vor Zeugen, den Handelsgebräuchen gemäſs, eine Durchschnittsprobe gezogen
                                 										und von derselben 0k,5 versiegelt dem
                                 										Vereinslaboratorium übersendet wird. Dieses gibt sein Gutachten nach
                                 										angestelltem Keimversuch ab.“
                              
                           Diese sowie die folgenden Vorschläge über den Einkauf von Hopfen werden angenommen: „1) Klagen
                                 										bezüglich der Schwefelung des Hopfens sind zulässig innerhalb 10 Tagen nach
                                 										Empfang der Waare. 2) Es liegt die Zusicherung vor, daſs der Hopfen nicht
                                 										geschwefelt sei. 3) Nimmt der Käufer entgegen der Bürgschaft an, daſs der Hopfen
                                 										geschwefelt sei, so entscheidet ein Gutachten des Laboratoriums des Vereins
                                 											„Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin“. 4) Das Gutachten
                                 										ist in der Weise einzuholen, daſs von der Waare vor Zeugen, den
                                 										Handelsgebräuchen gemäſs, eine Durchschnittsprobe gezogen und von derselben 0k,25 versiegelt dem Vereinslaboratorium
                                 										übersendet wird. Dieses gibt sein Gutachten nach vorgenommenen Analysen
                                 									ab.“
                           Nach Mittheilung von Gregory hat sich die Zimmer'sche Würzeschleuder
                              									(1884 251 * 167) insofern bewährt, als das damit
                              									hergestellte Bier sich durch gleichmäſsige Gährung und Haltbarkeit auszeichnet;
                              									dieselbe hat aber bis jetzt noch den Fehler, daſs sie zu viel Schaum erzeugt.
                           Das Rothwerden des Weiſsbieres, wird nach Delbrück durch Kugelbacterien von der Form der Sarcina
                              									veranlaſst. Wenn er nicht fürchtete, daſs der Hopfen gegen die Sarcina wirkungslos
                              									ist, würde er vorschlagen, bei Weiſsbier einen Hopfen zu versuchen, welcher reich ist
                              									an desinficirender Kraft, ohne zu starke Bitterkeit zu verursachen, und dann
                              									vielleicht den Hopfen schon etwas früh beim Maischprozesse zuzugeben. Zwischen der
                              									untergährigen und der Weiſsbier-Brauerei besteht ja der Unterschied, daſs bei der
                              									Untergährung der ganze Maischprozeſs ohne Zusatz von Hopfen verläuft, und letzterer
                              									erst hinzukommt, wenn gesiedet werden soll, während in der Weiſsbierbrauerei, wo
                              									auch mit 2 Maischen gearbeitet wird, der Hopfen schon während des Maischprozesses
                              									hinzugesetzt wird. Dies geschieht deshalb, weil man die Erfahrung gemacht hat, daſs
                              									schon während des Maischprozesses Säuerung eintritt. Diese Säuerung ist bei
                              									obergährigem Biere so sehr gefährlich, weil viel weniger Hopfen gegeben wird, die
                              									Gährung bei höherer Temperatur verläuft und weil die Würze gar nicht gekocht wird.
                              									Man setzt nun den Hopfen erst dann zu, wenn die Maische schon auf 40° kommt. Delbrück schlägt vor, den Hopfen vorher mit Wasser
                              									anzusieden, diesen Hopfenabsud mit kaltem Wasser zu vermischen und gleich beim
                              									ersten Einmaischen hinzuzufügen, um von vorn herein die Entwickelung der Bacterien
                              									auszuschlieſsen. Es empfiehlt sich ferner, den gequellten Weizen zu waschen, um
                              									denselben von Bacterien zu befreien.
                           Von anderen Seiten wird hervorgehoben, daſs es wichtig sei, das Weiſsbier so schnell
                              									als möglich vom Kühlschiffe herunterzunehmen und die Hefe häufig zu wechseln.
                           Die Beurtheilung des Brauwassers ist nach Delbrück (a. a. O. S. 296) noch unsicher. Es ist nicht
                              									zu bezweifeln, daſs in einzelnen Fällen das Wasser wirklich von schädlichem
                              									Einflüsse gewiesen ist; es kommen aber auch zahlreiche Fälle vor, wo das scheinbar
                              									schlechte Wasser einen solchen Einfluſs nicht ausgeübt hat und wo ein ganz
                              									schlechtes Trinkwasser ein vorzügliches Bier lieferte.
                           Der Chemiker wird in den seltensten Fällen eine bestimmte Aussage
                              									dahin abgeben können, daſs das Wasser ein schlechtes Bier geben müsse, oder als die Ursache dieser oder jener
                              									Erscheinung zu betrachten sei. Es bleibt in einem solchen Falle nichts übrig, als
                              									vorzuschlagen, einen Versuchssud zu machen, normales Wasser zu nehmen und daneben
                              									auch mit dem fraglichen Wasser einen Sud auszuführen, die Gährung verlaufen zu
                              									lassen und sich daraus ein Urtheil zu bilden.
                           Wasser, welches organische Stoffe, Ammoniak, Salpetrigsäure u.
                              									dgl. enthält, kann zur Entwickelung von Bacterien Veranlassung geben. Gewisse
                              									Bacterien freilich werden vom Hopfen so abgeschwächt, daſs sie nicht zur Geltung
                              									kommen; aber es könnte sein, daſs ein Wasser andere Bacterien enthält, für welche
                              									der Hopfen kein Gift ist und die wirklich auf den Brauprozeſs schädlich wirken. Hier
                              									sind also weitere Versuche und Erfahrungen nöthig.
                           Nach Noback kann ein Brauwasser sich
                              									vollkommen eignen zur Erzeugung von Münchener Bieren, während ein zweites Wasser
                              									sich zur Bereitung von Pilsener Bier eignet. Wenn es sich um die Erzeugung der
                              									feinsten Bier-Arten handelt, so ist es nicht möglich, mit Münchener Wasser Biere von
                              									dem typischen Pilsen er Charakter und mit Pilsener Wasser Biere von dem typischen
                              									München er Charakter zu brauen. Das harte Wasser, welches in München zur
                              									Bierbrauerei verwendet wird, wirkt schon von vorn herein, weil es hart ist, viel
                              									weniger auslaugend auf das Gerstenkorn als das weiche Pilsener Wasser (vgl. 1882 245 232).
                           
                           Kommt die Gerste nun von dem Quellstocke in die Tenne, so wird das
                              									Wasser mitgehen; je 100k geweichter Gerste
                              									enthalten 40 bis 45k Wasser, führen mithin eine
                              									Menge mineralischer Bestandtheile mit sich, welche in dem Gerstenkorne, wenn es Malz
                              									wird, bleiben und für den Gährprozeſs eine Art mineralischer Nahrung bilden, die
                              									aber auch schon beim Brauprozesse von groſsem Einflüsse sein werden.
                           Es ist eine alte Erfahrung, daſs man, um 1hl Bier zu erzeugen, 2hl Wasser braucht. Eine gewisse Menge bleibt ja in den Trebern zurück;
                              									immerhin kann man sagen, daſs die Menge mineralischer Bestandtheile, welche das
                              									Wasser enthält, im Biere potenzirt auftritt, und daſs die mineralischen
                              									Bestandtheile des Wassers auf den Charakter des Bieres von groſsem Einflüsse sein
                              									müssen. Noback stellt nun in dieser Beziehung –
                              									wenngleich wir ja heute hunderttausende gute Biere haben, von denen sich nur wenige
                              									unmittelbar einander gleichstellen lassen – doch 3 oder 4 Typen auf: 1) das Bier,
                              									wie es heute in Berlin gebraut wird, 2) das Münchener, 3) das Wiener, 4) das
                              									Pilsener Bier. Die drei Typen: München, Wien, Pilsen sind mit auf den Wassergehalt
                              									zurückzuführen.
                           Von anderer Seite wird dem Brauwasser ein solcher Einfluſs nicht
                              									eingeräumt. Nach Gregory kann man mit demselben Wasser
                              									3, ja 5 Sorten Bier brauen (vgl. 1877 224 217. 1880 238 437).