| Titel: | Neuerungen an selbstthätigen Wärmeregelungsvorrichtungen für Heizungszwecke. | 
| Autor: | K. H. | 
| Fundstelle: | Band 256, Jahrgang 1885, S. 495 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Neuerungen an selbstthätigen
                           								Wärmeregelungsvorrichtungen für Heizungszwecke.
                        Patentklasse 36. Mit Abbildungen.
                        Neuerungen an selbstthätigen Wärmereglern für
                           								Heizungen.
                        
                     
                        
                           Zur selbstthätigen Regelung der Wärmeabgabe von Heizungsapparaten je nach der
                              									Temperatur des zu erwärmenden Raumes sind einige Vorrichtungen angegeben worden,
                              									welche Aufmerksamkeit verdienen.
                           Fig. 1., Bd. 256, S. 182 Der Apparat von Wilh. Schwenzer in
                              										Crefeld (* D. R. P. Nr. 21871 vom 26.
                                 										Februar 1882) soll die Wärmeabgabe eines Lokalheizofens regeln und beruht
                              									auf dem Prinzipe, daſs, wenn gerade Metallstäbe mit verschiedenem
                              									Ausdehnungscoefficienten der Länge nach fest auf einander genietet oder gelöthet
                              									werden, bei Erwärmung des so gebildeten Stabes eine Krümmung desselben eintritt und
                              									zwar derart, daſs das Metall mit dem gröſseren Ausdehnungscoefficienten stets die
                              									Auſsenseite der entstehenden Krümmung bildet. Wie Fig.
                                 										1 veranschaulicht, werden zwei solche zusammengesetzte Stäbe fest mit
                              									einander verbunden, der eine Stab wird an der Ofenwand befestigt, der andere Stab
                              									überträgt seine bei der Krümmung entstehende Bewegung durch Stangen u.s.w. auf eine
                              									Klappe oder sonstige Abschluſsvorrichtung, deren Stellung den Zutritt der
                              									Verbrennungsluft zu der Feuerung regelt; ferner wird auch die innere Ofenwärme von
                              									dem oberen Stabe aus auf einer Skala angegeben, da die eintretende Krümmung dieses
                              									Stabes mit der zunehmenden Ofentemperatur wächst und umgekehrt wieder abnimmt, wenn
                              									bei geringerer Raumtemperatur die Wärmeabgabe des Ofens eine stärkere sein muſs und
                              									in Folge davon die innere Ofentemperatur sinkt. Schwenzer gibt an, daſs bei starker Mittelwärme des Ofens eine Hubhöhe des
                              									oberen Stabes von ungefähr 50mm erzielt wird, wenn
                              									die Stäbe aus 30cm langen. 25mm breiten Streifen von 2mm dickem Stahlblech, 3mm dickem Messingblech und 5mm dickem Zinkblech durch Nietung hergestellt
                              									werden.
                           Es sei hier bemerkt, daſs selbstthätige Wärmeregler, bei
                              									welchen insbesondere bei Dampfheizungen die Dampfentwickelung durch Veränderung des
                              									Zutrittes der Verbrennungsluft zur Kesselfeuerung geregelt wird, von Bechem und Post sowie von Ottomar Martini, beide in Hagen i. W. angegeben worden sind (vgl. 1882 245 * 55 und 1885 255 *
                              									181).
                           Fig. 2., Bd. 256, S. 496 Der Wärmeregler von Alphorn Mord in
                              										Paris (* D. R. P. Nr. 21717 vom 18.
                                 										Mai 1882) verändert entsprechend dem Bedarfe selbstthätig den
                              									Durchfluſsquerschnitt der als Wärmeträger dienenden Flüssigkeit zu dem betreffenden
                              									Heizkörper. Diese Flüssigkeit (Dampf, heiſses Wasser oder warme Luft) zieht durch
                              									Oeffnungen, welche, wie Fig. 2 zeigt, in zwei über
                              									einander liegenden Scheiben angebracht sind, von denen die eine fest liegt, während
                              									die andere sich unter dem Einflüsse eines spiralförmigen Compensationsstreifens oder
                              									eines mit Flüssigkeit gefüllten spiralförmigen Rohres, welches bei
                              									Temperaturänderung seine Form wechselt, gegen die erstere verdreht, so daſs
                              									hierdurch die erwähnten Durchfluſsöffnungen nach der einen Richtung bei nothwendiger
                              									stärkerer Wärmeabgabe des Heizkörpers, also bei gröſserer Abkühlung und hieraus
                              									folgender geringerer Temperatur des Rohres sich mehr öffnen, nach der anderen
                              									Richtung bei geringerem Wärmebedarf, also bei höherer Temperatur des Rohres, sich
                              									mehr und mehr schlieſsen. Eine dritte Scheibe, welche ebenfalls mit entsprechenden
                              									Oeffnungen versehen ist, dient zur Regelung des Durchflusses von Hand. Bei der
                              									praktischen Verwendung: dürfte diese Construction wohl noch manche Schwierigkeiten
                              									ergeben.
                           Otto Ruf in Firma Fischer und Ruf in
                              										München (* D. R. P. Nr. 25508 vom 20.
                                 										Februar 1883) hat einen Wärmeregler angegeben, der unter Benutzung eines
                              										elektrischen Stromes die Aufgabe hat, eine Klappe
                              									zu verstellen, welche
                              									den Durchfluſs einer als Wärmeträger bei Sammelheizungen dienenden Flüssigkeit
                              									regelt. Der Anker eines Elektromagnetes ist mit dem Hebelmechanismus der leicht
                              									construirten und mit geringer Reibung gelagerten Klappe verbunden; die Drähte des
                              									Elektromagnetes führen zu einem Elektrothermometer bezieh. zu einer entsprechenden
                              									Batterie. Sobald die Temperatur in dem zu heizenden Raume eine bestimmte obere
                              									Grenze erreicht hat, wird auf bekannte Weise der Contact im Thermometer hergestellt,
                              									der Stromkreis geschlossen, hierdurch der Anker angezogen und durch Vermittlung des
                              									Hebelwerkes die Klappe geschlossen; sinkt die Temperatur, so wird der Strom wieder
                              									unterbrochen und eine Feder zieht die Klappe wieder in die ursprüngliche Lage
                              									zurück. Abgesehen davon, daſs dieser Apparat eine feine Regelung nicht ermöglicht,
                              									indem die Klappe nur ganz geschlossen oder ganz geöffnet wird, dürfte die praktische
                              									Verwendung auch auf Schwierigkeiten stoſsen; ferner wird die Instandhaltung des
                              									Apparates fast ebenso viel Aufmerksamkeit und Zeit erfordern wie eine Verstellung
                              									der Klappe von Hand entsprechend der Meldung des Elektrothermometers, welches in
                              									gebräuchlicher Weise den Eintritt bestimmter Temperaturen anzeigt.
                           Fig. 3., Bd. 256, S. 497 Einen Wärmeregler für Luftheizungen und
                                 										Trockenanlagen hat W. Goeroldt in
                              										Kaiserslautern (* D. R. P. Kl. 42 Nr.
                                 										23354 vom 28. December 1882) construirt und in der Patentschrift vier
                              									Einrichtungen angegeben, welche den Zutritt der Verbrennungsluft zu der
                              									Feuerungsanlage entsprechend der Temperatur der Heizkammer regeln sollen. Eine
                              									dieser Einrichtungen besteht nach Fig. 3 in einer mit
                              									Quecksilber theilweise gefüllten Röhre mit zwei aufwärts gebogenen Schenkeln, welche
                              									nach Art eines Wagebalkens in einem in die Heizkammerwand einzumauernden, eisernen
                              									Kasten gelagert ist. Der eine Rohrschenkel endigt in der Heizkammer in ein Gefäſs
                              										B, welches mit einem Gemische von Aether und
                              									Alkohol theilweise gefüllt und mittels eingelötheter Mutter luftdicht verschlossen
                              									ist; der andere Schenkel endigt in die offene Kugel A.
                              									An diesem Rohrarme hängt eine Platte D, welche je nach
                              									ihrer Stellung den Zufluſs der Verbrennungsluft durch das angegebene Rohr regelt.
                              									Das Gewicht G dient zur Ausgleichung des
                              									Deckelgewichtes und das verstellbare Gewicht g zum
                              									Einstellen des Apparates; die Knagge k begrenzt den
                              									Ausschlag des Rohres. Durch Verschieben des Gewichtes g
                              									wird der Apparat auf die gewünschte gröſste Temperatur der Heizkammer gestellt; beim
                              									Ueberschreiten derselben drücken die sich ausdehnenden Aetherdämpfe im Gefäſse B das Quecksilber auf die andere Seite; je höher also
                              									die Temperatur steigt, desto mehr Quecksilber tritt hinüber und um so tiefer senkt sich der Deckel D, so daſs immer weniger Luft zur Feuerungsanlage
                              									treten kann, die Verbrennung in Folge dessen gehemmt wird. Sinkt die Temperatur in
                              									der Heizkammer, so tritt die entgegengesetzte Bewegung des Quecksilbers ein, so daſs
                              									der Deckel D sich wieder hebt und bei vergröſsertem
                              									Luftzutritte die Verbrennung eine lebhaftere wird.
                           Bei einer zweiten in der Patentschrift angegebenen Form besteht der Apparat aus einer
                              									U-förmig gebogenen Röhre, in welcher sich Quecksilber befindet, auf dessen einen
                              									Schenkel die sich ausdehnende Luft eines in der Heizkammer befindlichen Gefäſses
                              									wirkt und einen im anderen Schenkel befindlichen eisernen Schwimmer hebt oder senkt,
                              									welche Bewegung auf eine Drosselklappe übertragen wird. Bei der dritten Anordnung
                              									drücken Luft, Aether- oder Alkoholdämpfe auf eine Quecksilbersäule in einem unten
                              									offenen, sonst aber feststehenden Rohre, welches von einem weiteren, unten
                              									geschlossenen Rohre umgeben ist; das letztere ist durch Gegengewichte ausgewogen und
                              									steht mit einem Klappenschieber in Verbindung. Die vierte Form besteht in einer
                              									spiralförmig gewundenen Compensationsfeder, welche sich beim Erwärmen aufbiegt und
                              									beim Erkalten zusammenzieht, wodurch ein Schieber auf- und abbewegt wird.
                           Fig. 4., Bd. 256, S. 498 Bei Gelegenheit der Preisbewerbung für die Heizungs- und Lüftungsanlage
                              									des neuen Reichstagsgebäudes haben die Actien-Gesellschaft
                                 										Schäffer und Walcker in Berlin sowie die Firma Bechem und Post in Hagen einen selbstthätigen Wärmeregler angegeben,
                              									welcher die Aufgabe hat, eine Mischklappe für Luftheizung einzustellen. Dieser
                              									Apparat ist nach der Zeitschrift des Vereins deutscher
                                 										Ingenieure, 1884 * S. 719 in Fig. 4 dargestellt. Hiernach stehen auf dem Untersatze
                              										A zwei gleiche Glasgefäſse B und C, welche von einer Metallhülse
                              									umschlossen sind, die weiter oben einen Ständer D für
                              									den Wagebalken E trägt. An den bogenförmigen Enden b und c des Wagebalkens
                              									hängen offene Gefäſse F und G, welche die Gröſse von B und C haben. An den Deckeln der Gefäſse B und C sind gläserne
                              									Heberröhren h und i
                              									befestigt, die einerseits in das Quecksilber der feststehenden Gefäſse B
                              									und C bezieh. andererseits der Gefäſse F und G tauchen. Die
                              									Lufthähnchen f und g
                              									dienen zum Füllen der Heberröhren. In dem Raume, dessen Temperatur durch Einstellung
                              									der betreffenden Mischklappe geregelt werden soll, ist ein Kessel M aufgestellt, der durch eine enge Rohrleitung mit dem
                              									Gefäſse B verbunden ist. Mit C ist ebenso ein zweiter Kessel N in
                              									Verbindung gebracht, welcher so tief in die Erde versenkt ist, daſs seine Temperatur
                              									von der Lufttemperatur unabhängig angenommen werden kann. Die Luftkessel M und N sind
                              									verhältniſsmäſsig groſs. Steigt nun die Spannung in M
                              									in Folge Anwachsens der Temperatur in dem betreffenden Raume, so wird von B nach F Quecksilber
                              									gedrückt, wodurch das letztere Gefäſs zum Sinken kommt; fällt dann die Temperatur in
                              									dem betreffenden Raume, so zieht sich die Luft in M
                              									wieder zusammen und in Folge der Spannungsverminderung flieſst Quecksilber von F nach B zurück. Es würde
                              									nun der Eintritt der Bewegung von dem äuſseren Luftdrucke abhängig sein, welcher auf
                              									der Oberfläche des Quecksilbers in F lastet; in Folge
                              									dessen würde bei höherem Barometerstande eine zu niedrige, bei niederem eine zu hohe
                              									Temperatur angezeigt werden. Um dies zu verhüten, sind die Gefäſse C und G angebracht, von
                              									denen C mit N verbunden
                              									ist. Da die Temperatur von N nahezu unverändert bleiben
                              									wird, so ist also die Spannung der Luft in N und C von dem Barometerstande unabhängig. Steigt nun der
                              									äuſsere Luftdruck, so wird gerade so viel Quecksilber von G nach C gedrückt, als verhindert wird, von
                              										B nach F zu flieſsen;
                              									fällt der Luftdruck, so flieſst so viel Quecksilber von C nach G zurück, als zu viel von B nach F gelangt. Somit
                              									ist der Wechsel des Barometerstandes ohne Einfluſs auf die Wirksamkeit dieses
                              									Wärmereglers. Die Bewegung des Wagebalkens E wird nun
                              									auf die betreffende Mischklappe übertragen, in der Figur z.B. auf einen den Kanal
                              										L mehr oder weniger abschlieſsenden Deckel K. Der Apparat ist sinnreich construirt und erscheint
                              									nur für die praktische Verwendung nicht einfach genug, so daſs derselbe einer sehr
                              									aufmerksamen Bedienung bedürfen wird.
                           
                              
                                 K. H.